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Amts- und Anzeigeblatt für den -ZM- Wrk des Ämtsgmchts Cibmllock ^i°n»prei«-dieklnnsp. < < e. len, sowie bei allen Reich«. Z-l-w Pf und dessw Umgebung. P°stanstalt n Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 4«. Jasr««««. 8. Donnerstag, den 19. Januar 18S3. Freitag, den 20. Januar 1893, Nachmittags 2 Uhr sollen im Börner'scben Gasthofe zu CarlSfeld 11 Paar Filzschuhe, 10 Paar Pantoffel und 1 Sack Taback gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am >7. Januar 1893. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Diekmann. Oeffentliche Zustellung. Der Hausbesitzer und Schlossermeister kli»II zu Eiben stock klagt gegen den Kaufmann früher zu Eibenstock, jetzt unbekannten Aufenthalts, aus einem Miethvertrage mit dem Anträge den Be klagten zu verurtheilen, die im Hause de« Kläger» innehabende Wohnung be stehend aus 4 Zimmern, l Küche und 1 Bodenkammer sowie einem Verkaufs laden zu räumen und da« Uriheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor da« Königliche Amtsgericht zu Eibenstock auf den 21. Ieöruar 1893, Vormittags 9 Ahr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bc- kannt gemacht. " Eibenstock, den 13. Januar 1893. Orndlv, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. TagesgeschiMe. — Deutschland. Eine Deputation der streikenden Kohlenardeiter aus dem Saar kohlenrevier ist in Berlin eingelroffen. Dieselbe besteht auS den schon gelegentlich der 1889er Be wegung abgelegten Bergarbeitern Schillo u. Thomäe. Die Genannten waren Montag im Reichstag, wo sie mehrere Abgeordnete sprachen. Die Deputation will den Versuch machen, bei dem Hankelsminister eine Audienz zu erhalten, um diesem die Beschwerden der Arbeiter direkt vorzutragen. — Der Ausschuß der deutschen Turnerschaft hat an den Reichstag zur Militär vor läge eine Petition eingereicht, welche eine erhöhte Pflege des Turnens befürworte», sodann I. Einführung von Ver günstigungen in der Länge der Dienstzeit und in der Beförderung zu Gefreiten und Unteroffizieren für solche AuSgehobene, die, gute Führung und tüchtige militärische Ausbildung vorausgesetzt, eine ordentliche turnerische Ausbildung nachweisen können, beziehent lich durch ein behördliche« Zeugniß über eine be standene Prüfung solche Nachweisen; 2. Verlangen eines gewissen Maßes turnerischer Leistungsfähigkeit bei der Erlangung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienen. — Aus Osnabrück wird berichtet, in dortiger Gegend bestehe noch die Sitte, daß der Erwerber einer bäuerlichen Stätte oder der auf eine solche heirathende Ehemann seinen Familiennamen mit dem Namen der Stätte vertausche; nach einer höheren OrtS erlassenen Bestimmung sei Vas seit Karl dem Großen bestehende Gewohnheitsrecht auf gehoben, ein landwirthschaftlicher Verein in der Nahe von Osnabrück habe aber neuerdings die übrigen lanbwirihschastlichen Vereine aufgesorvert, dahin wirken zu wollen, daß jene Verfügung rückgängig gemacht werde. Diese Versuche werden ohne Zweifel erfolglos bleiben, zumal da nicht eine Bestimmung höheren OrtS in Frage kommt, sondern eine rechtsgiltige ge richtliche Entscheidung, die von den Verwaltungsbe hörden den Betheiligten wahrscheinlich zur Kenntniß gebracht worden ist. Die gleiche Sitte herrscht auch in einem großen Theile Westfalens, obwohl schon, wenn wir nicht irren, im Jahre >829 ein gerichtliches Erkenntniß das Verfahren für rechtlich unzulässig be zeichnet hat und seitdem die Gerichte stet« denselben Standpunkt eingenommen haben. Dadurch ist wenig stens so viel erreicht worden, daß ein Bauer, der die Erbtochter eines anderen Bauernhöfe« heiraihet, nicht mehr einfach seinen Namen mit dem seines neuen Besitzes oder seiner Frau vertauscht, sondern daß er den letzteren Namen seinem eigenen Namen mit dem Worte .genannt" anhängt. Heißt also der junge Ehemann Worimann, sein Schwiegervater aber Schulte, so nennt er sich offiziell Wortmann genannt Schulte und wird so auch in amtlichen Urkunden z. B. im Grundbuche, ausgeführt; im gewöhnlichen Leben aber nennt er sich und wird er von allen Gemeindegenossen nur Schulte genannt. Seine Kinder lernen den eigentlichen Namen ihre« BaterS kaum kennen, in der dritten Generation geht er aber, wie man ruhig be haupten kann, fast immer verloren, bei der Führung der Kirchenbücher wurde früher wenigstens nur sehr geringe» Gewicht darauf gelegt, daß die Eintragungen unter dem richtigen Namen erfolgten. Vielleicht üben die bürgerlichen Standesregister mit der Zeit einen günstigeren Einfluß aus, doch wird dieser sich im besten Falle nur sehr langsam geltend machen. Die Ermittelung des richtigen Namen« ist häufig, bei spielsweise, wenn ein paar Generationen hindurch keine männlichen Erben des Hofes vorhanden waren, sondern Fremde hineinheiratheten, sehr schwierig und manchmal nur mit Hilfe des Grundbuches, in dem in der Regel aber auch nicht immer der richtige Name sortgeführt wird, möglich. Westfalen, die dem Bauern stände entstammen, gerathen nicht selten in Verlegen heit, wenn man sie scherzhaft fragt, ob denn der Name, den sie führen, auch der richtige sei, wir könnten sogar, schreibt die „M. Z.", Parlamentarier aus Westfalen nennen, die den Namen, den sie tragen und unter dem sie allgemein bekannt sind, eigentlich zu Unrecht führen, die Rechtmäßigkeit seines Besitzes wenigstens nickt über die zweite, höchstens dritte Generation hinaus nachweisen können. Wie groß die RechlSunsicherheit, die durch diese Verhältnisse entsteht, in manchen Fällen sein muß, kann man sich leicht vorstellen. Trotzdem hält der westfälische Bauer, wie in allem Althergebrachten, zähe an der Sitte fest; ihr ist nur entgegenzilwirken, wenn die Behörden streng darauf achten, daß in allen öffentlichen Büchern und Urkunden, vor Allem in den Standesregistern und den Grund büchern, die richtigen Namen beibehalten werde»; namentlich sind die Standesregister in dieser Hinsicht sehr wichtig. — Die seit einigen Tagen herrschende sibirische Kälte ist auch in südlicher gelegenen Ländern sehr empfindlich aufgetreten. In Ungarn ist das Thermo meter fast überall unter — 20" 0. gesunken, Unghoar und Pancsova verzeichneten — 26, Szegedin — 29". Ebenso sind in Bulgarien — 23 und in Rumänien — 21" vorgekommen. Große Kälte herrschte ferner in den österreichischen Alpenländern. Abgesehen von den Hochstationen (von denen der Semmering — 19, der Schneeberg — 20, der Obir — 26 und der Sonnblick — 21" 6. meldeten) sind auch in Ischl und Laibach — 25 und in Klagenfurth — 28" beobachtet worden. Da man indeß in allen diesen Gegenden an sehr niedrige Temparaturen einigermaßen gewöhnt ist, so waren sie da weniger auffällig, als das streng winterliche Wetter am Südfuße der Alpen und in Italien. Die Kurgäste in Bozen und Gries haben am Sonnabend 23", die in Riva 8, in Appazia 6" Kälte erlebt. In Triest sank das Thermometer auf — 8, in Pola auf — 9, in Lesina auf — 5" 0. Aus Italien meldeten Turin — 13, Florenz — 9, Rom — 6, Neapel — 3" 6. Dort aber wird solche Temparatur gar sehr empfunden, zumal sie in Ver bindung mit den starken Schneefällen, die sich dis zur Breite von Neapel erstreckten, beträchtlichen Scha den anzurichten vermag. — Italien. Den Erklärungen de« deutschen Reichskanzlers in der Militärkommission ist der Sinn untergelegt worden, daß man in Deutschland nicht allzufest auf die Erneuerung de« Dreibunde« bauen dürfe. Infolgedessen hat der italienische Minister de« Auswärtigen, Brin, den deutschen Bot schafter in Rom, Graf SolmS, gebeten, nach Berlin mitzutheilen, daß de« Reichskanzler« Zweifel an der Neigung Italien« zum Dreibünde durchau« unbegrün det seien; der weitaus größte Theil der Nation hege die Ueberzeugung, daß nur in der Fortdauer de» ! Dreibundes eine Gewähr de« Friedens und der Wohl fahrt aller europäischen Länder liege. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die außerordentliche Kälte der letzten Tage hat in unserer Nähe auch einen Todes fall durch Erfrieren herbeigesührt. In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurde von einem Grenz beamten aus dem Wege von Wildenthal nach CarlSfeld der Glasmacher Dietz aus CarlSfeld todk aufgefunden. Seinen Begleiter, den Glasmacher Bräunig, gleich falls in CarlSfeld wohnhaft, sand man zwar ebenfalls schon erstarrt.vor, konnte aber noch zum Leben zu rückgebracht werden. Derselbe hat jedoch Hände und Füße erfroren. Beide Verunglückte sind verheirathet. - Eibenstock. Wie der Geschäftsgang bei den Gerichten in den letzten Jahren gestiegen ist, zeigt eine Vergleichung der Thätigkeit res Kgl. Amts gerichts Eibenstock in den Jahren 1889 und 1892. Es sind bei diesem Gerichte anhängig geworden: Ordentliche Civilprozesse .... 188»: 4l2 1892: S86 Mahnsachen «Zahlungsbefehle) . . 188»: 360 1892: 40» Ordentliche Strafprozesse .... 1889: 162 1892: 241 Forst- und sonstige Strafsachen, in denen Strafbefehle ergangen sind 1889: 248 1892: 26t Nachlaß- und Vormundschastssachen 1889: — 1892: 344 Anträge aus Einträge ins Grundbuch 1889: 1068 1892: 1168 Handelsregistersachen 1889: 37 -1892: 8» Musterschutzjachen 1889: 12 1892: 16 Einträge ins Dissidentenregister . 1889: 10 1892: 21 Bei dor Kgl. Amtsanwaltschaft sand im Jahre >892 gegen 1891 dieselbe Geschäftsvermehrung statt. Es stiegen die Requisitionen von 211 aus 273, die anhängigen Strafsachen von 276 auf 328, die An klageerhebungen von 172 auf 225, die Hauptverhand lungstermine von 80 auf 166, die Sitzungstage von 29 auf 58, die Berufungen von 5 auf 8, die Ein gangSregistrande von 602 aus 859. Trotzdem kann der sittliche Zustand der Bevölkerung de» Amtsbezirke» nicht schlecht genannt werden. Von den 1892 an hängig gewordenen Strafsachen betrafen nämlich 70 Diebstahl, 69 Betteln und Lankstreichen, 18 gefähr liche Körperverletzung, 17 Betrug, 13 Vergehen und Uebertretungen gegen die Gewerbegesetzgebung, 11 Vogelstellen, je 9 Widerstand u. Bedrohung, 8 Unter schlagung, je 7 Hausfriedensbruch und unbefugten Schank, 6 unberechtigte« Fischen, je 5 Hehlerei, Be leidigung und einfache Körperverletzung, je 4 Sach beschädigung, Forstkiedstahl und Sleuervergehungen, je 3 Unzucht, Urkundenfälschung, Jagdvergehen und Bannbruch, je 2 Gesangenbefreiung, Angabe falschen Namens und Hutungsvergehung, je 1 Erpressung, Brandstiftung, Gebäudezerstörung, Glücksspiel und Viehseucbenverbote, 33 aber verschiedene Uebertretungen -- Eibenstock. Wie bereit« am vorigen Sonn tag von der Kanzel verkündet wurde, ist unsere Kirch gemeinde durch eine Schenkung bedacht worden. Zum Andenken an den am 15. Jan. 1892 verstorbenen Herrn Kaufmann Carl Gottfried Dvrssel sind von der hinterlassenen Ehefrau desselben, Frau Hulda Dörffel, dem Kirchenvorstande zwei kostbare Adend- mahlsgefäße, ein Ciborium (Hostienbehälter) und ein Kelch, beide kunstvoll im allkirchlichen Slyle gearbeitet und außerdem für die Zwecke der Gemeindediakonie eine Summe von 500 Mark überwiesen und vom Kirchenvorstande in freudiger Anerkennung der dadurch bewiesenen kirchlichen Gesinnung und christlichen