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andere Person noch weit mehr zu intcressircn. Du wirst diese Person wohl errathen. Nun, Du hast in der Beziehung Deinen eigenen Willen; ich als Baker habe nichts dagegen, wenngleich dieser aalglatte Herr nicht ganz nach meinem Geschmackc ist und ich wein Kind in der Thal nicht recht begreife." — — — „Ah, da kommt der Franzl!" rief Anna, die nur aufmerksam nach der Landstraße geschaut und des Vaters letzte Worte gänzlich überhört hatte. Und wirklich vernahm man die weithin hallenden Töne des Posthorns. Der Zurückkehrende mußte in selten guter Laune sein; denn er blieS so lustige Weisen, wie sie Anna noch nie von ihm gehört. Erst al« er in den Posthof einlenkte, setzte er seiner musikalischen Laune ein Ziel. „Barmherziger Gott!" seufzte Anna. „Er kehrt so vergnügt zurück und ahnt nicht, welche Gefahr ihm droht." Die fortwährenden Erkundigungen dieses gebore nen Schnüfflers, diese« Sachse,- nach ihm waren in der Thal so auffallend, daß sie da« junge Mädchen wohl beunruhigen mußten. „Der Himmel sei ihm gnädig, wenn e« diesem Menschen gelänge, in Franzl den Legionär zu erforschen" — dachte sie und heiße Thränen perlten über ihre Wangen. Doch nur einen Augenblick gab sie sich ihrem Schmerze hin. „Ich muß ihn warnen!" hauchte sie, sich erhebend. Inzwischen hatten unten im Posthose Franzens Kameraden den Ankömniling von der während seiner Abwesenheit stattgchabten Revision der Posthalterei in Kenntniß gesetzt. Der junge Mann freute sich im Stillen, daß er nicht zugegen gewesen, da die Mög lichkeit nicht ausgeschlossen war, daß der au« der Residenz kommende Beamte ihn vielleicht von früher der noch kannte oder ihn doch durch seine Fragen in Verlegenheit setzen konnte. „Aber Franzl, was ist geschehen, wo hast denn gesteckt? Wo bleibst heut' denn bin?" brummte der in den Stall tretende Postmeister zu seinem LieblingS- postillon, der eben seine beiden Füchse abschirrte. „Du hättest doch wahrhaftig in der Zeit den Weg von Pöchlarn hierher zweimal zurücklegen können!" „Verzeihen Sie, Herr Postmeister'" entgegnete der Gefragte. „Es war nicht meine Schuld, die beiden Passagiere haben mich so lange ausgehalten. Ich hab'« mir übrigens auf der Post in Pöchlarn attc- stiren lassen, daß nur die Reisenden an meinem Aus bleiben die Schuld tragen." „Nun, nun, Franzl, beruhige Dich! ES wäre ja nichts d'ran gelegen, hätte der Kuckuck nicht so einen voll den neu eingeführten Post-Inspektoren hierher- gesührt, der mehrmals nach Dir fragte und ganz unwirsch über Dein Fortbleiben war." „Der Kommissar fragte nach mir? WaS wollte der denn von dem einfachen Postillon?" fragte Franz zusammenschrcckend. Glücklicherweise wandte er seinem Herrn bei diesen Worten den Rücken, sonst würde derselbe die dunkle Gluthröthe bemerkt haben, welche über die frischen Wangen des jungen Mannes flog. „Ja, das hat er mir nicht auf die Nase g'hängt, was er mit Dir hat. Er wird Dir'» halt schon selbst sagen, wenn er morgen oder übermorgen wieder- lommt!" versetzte der Alte. „Fahren sollst Du in den nächsten drei Tagen nicht." Er verlieb den Stall und ließ Fran; mit seinen Gedanken allein. „WaS mag der wollen?" dachte Franz, „solltest du verrathen sein? Doch nein! Wäre das der Fall, dann schickte man keinen einfachen Verwaltungsbe amten, dann würde die Militär-Untersuchungsbehörde ihren eisernen Arm nach dir ausstrecken und ihre Fänger nach dir abgesandt haben. Es wird wohl nur Laune und Aerger des Inspizienten gewesen sein, daß ich nicht zugegen war, um vor seinem mustern den Blicke ebenfalls Revue passiren zu können." Wenn er auch nicht mehr da« Ängste fürchtete, so trat er doch innerlich sehr beunruhigt in den Hof raum. Sein erster sehnsüchtiger Blick war nach Annas halboffenem Fenster gerichtet, die seiner zu harren schien. Wieder flog ein leichte- Roth über Wangen, Stirn und Nacken de- schmucken Burschen, Heller glühten die dunklen Augensterne und bedeutungsvoll zur holden Lauscherin hinausschauend, drückte er seine Hand auf sein pochendes Herz. DaS junge Mädchen gab ihm in einer nur ihm verständlichen Fingersprache Zeichen, die den Aufschauenden in Entzücken und Er staunen zugleich zu versetzen schienen und verschwand dann vom Fenster. Fürwahr, der heutige Tag war ihm ein Tag voller Räthsel! Erst da« Abenteuer mit seinen beiden Passagieren, dann die Recherche de- Inspektor« und jetzt noch ein Stelldichein mit Anna zu einer so außer gewöhnlichen Stunde, zu dem sie nur eine Angelegen heit von größter Wichtigkeit bewogen haben konnte. Eine eigenthümliche Beklemmung bemächtigte sich seiner, eine unbestimmte Ahnung, da« Gefühl überkam ihn, al« ginge nunmehr sein Schicksal der Entscheid ung entgegen. „Möge e« dem Zorne deS Himmels genügen," dachte er, „an den Leiden und Qualen, die ich bisher erduldet und möge di« Nemesis, endlich versöhn«, da» Damoklesschwert über meinem Haupte hinwegziehen! Und wa» «hat ich denn? Mein Gewissen spricht mich von jedem Verbrechen frei, mögen die Menschen mich auch verdammen. Ich und die meisten meiner Brüder büßten schwer die Folgen jugendlicher Verirrung, während die wahrhaft Schuldigen sich rechtzeitig vor dem blutigen Arme der strafenden Gerechtigkeit zu bergen wußten. WaS auch kommen möge, länger er trage ich diese Verkappung nicht; muthig will ich meinem Geschicke cntgegentrcten! Ich muß aus der beständigen Furcht, aus den Qualen der Ungewißheit endlich erlöst werden. Wahrlich, wahrlich, mein Herz sagt cS mir, e« naht die Stunde der Entscheidung! Mein Geschick erfüllt sich." VI. Zwei Herzen erwarteten sehnsüchtig die Mitter nacht. Friedliche Ruhe lag bereit« auf dem Posthause. Drinnen ruhte außer den Liebenden Alles im tiefsten Schlummer. Der Abend war der Nacht gewichen, einer lauen, Hellen Nacht, geschaffen, den poetischen Funken der Menschenbrust, die Liebe, zur Flamme anzufachen. Der Sternenmantel hatte sich über die schlummernde Erde gebreitet und still und ernst glitt der Mond am blauen Aethermeere dahin. Todtcnstille ring« vom Garten des Posthause« bcr, die nur durch das Schlagen der Nachtigall unterbrochen wurde. Ueber dem PosthauSthore beleuchtete in rothglühen- dcr Flamme eine gewaltige Laterne das staatliche Ge bäude, über dessen Eingang der zweiköpfige Adler mit dem Posthorn prangte. DaS Thor war geschlossen. Im Hofe herrschte ebenfalls tiefe Ruhe, nur hin und wieder durch da« dumpf herüberschallcnde Schnauben und Stampfen der Pferde unterbrochen. Eben hatte der Wächter draußen vor dem Posthause die Mitter- nachlsstunde verkündet, als sich geräuschlos einer der Thorflügel öffnete. Leise, vorsichtig umherspähend, schlüpfte eine schlanke Männergestalt hindurch. Die kurze, rothe Jacke, die gelben, enganliegenden Stiefel beinkleider, die weißbebordete Mütze ließen auf den ersten Blick den Postillon erkennen. Es war Franz. Vermischte Nachrichten. — Thorn. Am Pfingstsonntag ist an dem bei dem Pulvermagazin von Fort III stehenden Posten ein bestialisches Verbrechen verübt worden. Der Soldat, von der b. Compagnie de» 61. Infanterie-Regiment«, wurde am Hellen Tage kurz vor seiner Ablösung von 3 oder 4 Männern, die aus dem Barbarkener Walde kamen, überfallen und durch Messerstiche schrecklich zu gerichtet, der Körper deS Unglücklichen sodann von den bestialischen Uebelthätern auf die scheußlichste Weise verstümmelt. Die Verbrecher entflohen unter Mitnahme deS Gewehr« de« unglücklichen Postens, der kurz darauf von der Ablösung in seinem Blute liegend bewußtlos vorgefunden und nach dem Lazareth tranSportirt wurde, Ivo er am andern Tage seinen schrecklichen Verletzungen erlegen ist. Von den Uebelthätern fehlt bis jetzt jede Spur, auch ist der Zweck des Verbrechens nicht recht ersichtlich; dasselbe konnte, wie man annimmt, wohl nur dadurch auSgeführt werden, daß die Männer sich dem Posten freundschaftlich genähert hatten und ihn dann hinterrücks niederstießen. — Frankfurt a. M. Eine Reklame, die unsere erfindungsreiche Zeit noch nicht gesehen haben dürfte, hat hier ein beherzter junger Mann, Herr Luriä, für die von ihm vertretene Sektfirma gemacht. Die Reklame ist sehr billig: sie kostet nichts als einen Gang in den Löwenzwinger! Große Anzeigen machten bekannt, daß pünktlich um 4 Uhr Nachmittags in der großen amerikanischen Menagerie von I. Elbcck, die eben in Frankfurt Vorstellungen giebt, Herr Luriü mit dem Bändiger den großen Dressurkäfig betreten werde. Natürlich füllte schon lange vor Anfang der Vorstellung ein zahlreiches Publikum die Menagerie und Alle« erwartete in höchster Spannung den,Augen blick, da da« ausgewachsene afrikanische Löwenpaar in den großen Käfig getrieben würde. Mit dem Bändiger zusammen trat dann unter athemloser Stille in elegantem Promenadenanzug Herr Lurie in den Käfig, goß sich langsam ein GlaS Sekt ein, deutete lächelnd auf die Marke der Firma und trank dann mit den Worten: „Auf Ihr Wohl, meine Herrschaften!" das Publikum grüßend, da» Glas leer. Alsdann be gann die Dressur. Luriö blieb, ohne eine Spur von Befangenheit zu verrathen, an der Seite de« Bändiger«, während sich brüllend und zähnefletschend die beiden Bestien produzirten, und unterstützte sogar den Dresseur, indem er mit einer kurzen Peitsche den säumigen Löwen „ermuntern" half. Nach etwa fünf Minuten ließ der Dresseur da« Löwenpaar in den benachbarten Käfig ein und verließ mit seinem muthigen Gast den un wohnlichen Raum. — München. Der Präsident der Abgeordneten kammer in München Hal am 4. Mai folgende« Schreiben an die Abgeordneten ergehen lassen: „Für die Herren Mitglieder der Abgeordnetenkammer sind vier Hektoliter HofbräuhauS-Bock reservirt worden. Da am kommenden Mittwoch, den 9. d. M., ohne hin die Sitzung um 11'/, Uhr geschlossen werden muß, so dürfte wohl dieser Tag al« besonder« geeignet erscheinen, mit dem reservirten Stoffe auszuräumen. Ich beehre mich deshalb, Ihre Exzellenzen die Herren Staatsminister, die Herren Ministertalkommissare und die Herren Kollegen ergebenst einzuladen, sich am oben bezeichneten Tage nach der Plenarsitzung recht zahl reich im HofbräuhauSkeller in den oberen Sälen ein zufinden, und füge noch bei, daß nicht nur für Bock würste, sondern auch für den Mittagstisch ausreichende Vorsorge getroffen wird." Vielleicht empfiehlt sich eine ähnliche Einrichtung für den Reichstag, um da« hohe Hau» beschlußfähiger zu erhalten. — New-Jork. Während eine« Balles wurde dieser Tage in New-Jork ein junger Mann einer Dame vorgestellt, die ihm so sehr gefiel, daß er sie bald nach dem ersten Walzer um ihre Hand für- ganze Leben bat. Die schöne Miß nahm sofort an und da der Herr de« Hause« ein protestantischer Pfarrer war, konnte die Eheschließung auf der Stelle in Gegenwart aller Gäste stattfinden, eine halbe Stunde nach der Verlobung; an demselben Abend noch, nach Beendigung de« Balle«, trat da« junge Ehepaar seine Hochzeitsreise an. — Elektrischer Strom als Brandursache. In nicht geringe Aufregung geriethen vorige Woche eines Vormittag« die Fernsprechbeamten des Tele graphenamte« in Essen. Von einer gewissen Fern sprechleitung war der nach dem Telegraphenamte führende LeitungSdraht in der Kettwiger Chaussee mit der Stromleitung der Straßenbahn in Berührung ge kommen und auf diese Weise wurde da« Amt alarmirt. Die Beamten verspürten starke elektrische Schläge, aus den Klappenschrauben - in welche die Sprech leitungen einmünden — schlugen die elektrischen Flam men heraus und steckten die Holztheile in Brand, während die Leitungsdrähte im Nu zerschmolzen waren. Zum Glück waren gleich Löschgeräthe und Wasser zur Hand, sodaß der Brand noch im Entstellen erstickt werden konnte. Der ganze Vorgang spielte sich in sehr kurzer Zeit ab, da die Berührung auf der Straße bemerkt und rasch wieder beseitigt worden war. Von den Beamten ist Niemand verletzt, doch ist der Schaden an Apparaten u. s. w. nicht unbedeutend. — Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Wenig Glück hat der Arbeiter P., wie der „Pos. Ztg." au« Neisse berichtet wird, bei der Wahl seine Gattin entwickelt: Al« er mit seiner eben angetrauten „jungen Frau" vom Standesamt heimkehrte, wurde diese plötz lich durch den Arm der Gerechtigkeit von seiner L-eite gerissen — denn die Braut hatte während dec Ehe schließung auf dem Standesamt eineni der Zeugen die Uhr entwendet. — Nobel. Schmul tanzt auf dem Ball mit dem Estherle an dem offenen Fenster vorbei und zer bricht eine Scheibe. Estherle stößt einen Schrei au«. Schmul: „Sei nor still, Estherle, mer zahle die Scheib' miteinander!" — Aufrichtig. „Ich möchte mein neueste» Gemälde einem wohlthätigen Zweck widmen!" — „„Schenken Sie'« doch einem Blinden-Jnstitut!"" Zlie Unschädlichkeit sowie die angenehme, zuverlässige. Wirkung, verbunden mit einem Preis, den Jeder sür seine Gesundheit anlegen kann, sind die Gründe gewesen, welche den ächten Apotheker Rich. Brandt'schen Schweizerpillen ihren Weg in der ganzen civilisirten Welt gebahnt haben. Wer genöthigt ist, seine Verdauung durch ein Mittel zu regeln, der nehme nichts Anderes. Erhältlich ä Schachtel Mk. I in den Apotheken Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 13. bis IS. Mai 1894. Geboren: 116) Dem Formstecher Franz Richard Gehrisch hier Nr. L36 I T. 117) Dem Eisenhüttenarbeiter Franz Robert Findeiß hier Nr. 352 1 T. 118) Der unverehel. Bürstenein- zieherin Emilie Klara Siegel in Neuheide Nr. 20 I T. IIS) Dem Bürstenfabrikarbeiter Alwin Häcker hier Nr. 23 1 T. 120) Dem ans. Bäcker Arno Schädlich in Schönheiderhammer Nr. 2 I S. 121) Dem Fleischer Karl August Männel hier Nr. 228 1 T. Aufgeboten: 34) Der Klempner Franz Hermann Klug hier mit der Wirthschastsgehilfin Alma Auguste Leistner hier. Eheschließungen: 28) Der Schlosser Friedrich Albert Bau mann hier mit der Wirthschastsgehilfin Emilie Marie Genscher hier. 2S) Der Herrenschneider Ernst Gustav Löffler in Eiben stock mit der Marie Wilhelmine Kunzmann hier. 30) Der Kaufmann Paul Unger hier mit der Fanny Bertha Klötzer hier. 31) Der Wagenwärter Max Theodor Bachmann hier mit der Dienstmagd Johanna Auguste Grenzemann hier. 32) Der Bureau-Assistent Carl Max Arthur Grosche hier mit der Wirthschaktsgehilfin Rosalie Ottilie Martha Schlesinger hier. 33) Der Schneider Emil Oltomar Meyer hier mit der Stepperin Emma Louise Männel hier. 34) Der Wollwaaren-Drucker Gustav Adolf Köhler hier mit der Bürsteneinzieherin Auguste Minna Lenk hier. Gestorben: SS) Des Bürstensabrikarbeiters Karl Männel hier Nr. 17SII S., Rudolf, 5 M. 100) Des Handarbeiters Wilhelm Theodor Breuel hier Nr. S T., Irma Helene, IS T. « « 5 5 5 7 « « 7 7 3 3 1 2 Chemnitzer Marktpreis« vom 19. Mai 1894. Weizen, fremde Sorten 7 ! - weiß u. bunt — < fächs. gelb Weizen Roggen, preußischer . sächsischer - russischer Braugerste Futtergerste Hafer sälbf. u. preuß. < russischer . d.Reg.besch. Kocherbsen Mahl- u. Futtererbsen Heu Stroh Kartoffeln Butter Mk. 25 Pf. bi« 7MI.40Pf.pr.50«ilo M — » « a . « « < 75 - - 7 . — » e - M M » 05 » » « - 20 - < - 70 - . 6 3 20 - - « 90 » 3 6 . 10 - - M - — U M L M M 5 3 25 . , . 20 . - 8 - 20 - - > 70 - . 7 - 45 3 3 3 65 3 3 « < 95-3 3 95 3 3 « > 20 - - 3—33 7 . 50-3 » 80 3 3 « - 50 3 - < 50 , , 4 3 — , « . 70 < - 1 . so . . - 20 < - r, 80 - - I .