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Zustimmung, drüben maßloseste Erregung und leiden schaftliche Abwehr. Ein Hannoversche» Blatt nennt die Kundgebung einen .Lichtblick in einer an uner freulichen Unklarheiten reichen Zeit", der .Hamb. Korr.", der auch bei dieser Gelegenheit sich al- frommen Knecht im offiziösen Dienst empfehlen will, meint, jetzt müßten die .dem neuen Kurse feindlichen Stimmen" schweigen, die schon von der Zustimmung zur Auf hebung de» Jesuilengesetzcs al« einem HandclSobjekt für die Gewinnung des Zentrum« gesprochen hätten. Tie .Hamb. Nachr." geben der Freude Ausdruck, daß durch die Erklärung de« Königs die Erregung der Gemüther einigermaßen beschwichtigt werden dürfte. Ganz ungeberdig und entrüstet zeigt sich die „Ger mania". Sie ttöstcl sich zunächst mit der Hoffnung, die .unglaubliche und ungeheuerliche" Nachricht werde sich schließlich doch »och als eine Mystifikation aus weisen. ES folgt dann aber das ironische Zugeständ- niß, daß die VerfassungSrevisicn, die auf eine Ver minderung des katholischen Elements in der württem- bcrgischen Landcsvcrtretung abziele, ja ebenfalls einem eigensten Wunsche des Königs ihre Entstehung ver danke und so könne man leider die Möglichkeit, daß der Monarch, so wie berichtet, sich geäußert habe, nicht ganz abweisen. — Nachdem das handelspolitische Provi sorium mit Spanien mit dem 1b. d. abgelaufen, ist nach einer Mittheilung de» Reichskanzleramts an eine Hamburger Firma der deutsche autonome Zoll tarif gegen Spanien in Kraft getreten. In Spanien hat man es jetzt in der Hand, diesem selbstverschuldeten Zustand ein Ende zu machen, indem man nachträglich die Zustimmung zu dem Vertrag ertheilt und zu der Erkenntniß kommt, daß internationale Abmachungen, die von der einen Seite loyal und mit größter Rück sicht eingehakten wurden, nicht ungestraft durch fort gesetzte Winkelzüge verletzt werden dürfen. — Nach den AusführungSvorschrisken zu dem seit dem l. d. Bk. in Kraft getretenen neuen Reichsstcm- pelgcsetze sollen die bisher au-gegebenen Reichs stempelmarken und gestempelten Formulare zu Schlußnoten auch ferner in Kraft bleiben, jedoch vom 1. Otober d. I. ab für Warengeschäfte nicht mehr verwendet werden dürfen. Demnach sind die Bestände an Stempclabzeichen am Schluß des vorigen Monats bei allen Steuerhebcslellen festgcstcllt werden. — Eine Extraausgabe des .Milit. Wochenbl." veröffentlicht die Pensionirung von fünfzehn Generalen, darunter 2 Divisions-Kommandeuren, 8 Kommandeuren von Infanterie- und 2 Komman deuren von Kavallerie-Brigaden. Außerdem sind 7 Regiments-Kommandeure, 4 von der Infanterie und 3 von ter Kavallerie, sowie ein FcstungS-Jnspekteur pensionirt. Neu ernannt sind 12 General Majore und 7 General-Leutnants; den Charakter erhielten 2 Ge neral-Majore und 1 General-Leutnant. — Die oberschlesischen Lehrerbildungsanstalten sind angewiesen worden, so viel als möglich polnisch redende Schüleraufzunehmen, um VolkSschullehrcr auszubilden, die der polnischen Sprache mächtig und demzufolge befähigt sind, später mit Erfolg den Re ligionsunterricht in polnischer Sprache auf der Unter stufe der Volksschule ertheilen zu können. Nach einer neuerdings aufgenommenen Statistik befinden sich, wie der „Voss. Z." geschrieben wird, unter den Zög lingen der oberschlesischen Seminare 4b vom Hundert und unter denen der Präparandenanstalten bereits 48 vom Hundert Schüler, welche die deutsche und polnische Sprache beherrschen. — Mannheim. Die hiesige Strafkammer ver- urtheilte den Großspekulanten Richard Traumann wegen übermäßigen Börsenspiels zu einem Jahr Ge- sängniß. Die Ucberschuldung TraumannS beträgt 1,330,060 Mark. Die Konkursmasse sichert nur b Prozent der Schuldenmasse. Die Spekulationen be trugen allein in den letzten sünf Jahren 22 Mill. Mk. Locale und süchstsche Nachrichten. — Dresden. Das „Dresdener Journal" schreibt: In Nr. 134 der .Dresdener Nachrichten" ist das Verfahren des Justizministerium« sowohl bezüglich der Prüfungen, die für da« Expedition-personal der Justizbehörden vorgeschrieben sind, als auch bezüglich der Besoldung dieses Personals bemängelt worden. Die Nr. 136 desselben Blattes enthält eine Entgeg nung hierauf, die nach der bcigefügten Bemerkung, daß sie den .Dresdener Nachrichten" von kompetenter Seite Zugängen sei, den Anschein erwecken kann, als ob die Entgegnung aus dem Justizministerium her rühre. Wir sind demgegenüber ermächtig», zu erklären, daß eine solche Annahme nicht zutreffend sein würde und daß da« Justizministerium sich nicht veranlaßt finde, auf Anfechtungen seiner GeschästSlcitung, zumal wenn sie augenscheinlich von einem Unierbeamten seine« Ressort« auSgehen, öffentlich in der TagcSpresse zu antworten. — In Freiberg ereignete sich in der frühesten Morgenstunde de« ersten Feiertage« ein schrecklicher UnglückSfall. Sin dortiger WirthfchastSbefitzer hatte die schon Manchem unheilvoll gewordene An gewohnheit, an Festtagen Frcudenschüsse abzufeuern und so wollte er auch am genannten Tage Morgen» 4 Uhr wieder etliche Schöffe abgeben. Der erste Schuß war gefallen, und eben sollte der zweite folgen, als er sich vorzeitig entlud und den WirlhschaflSbe- sitzcr schrecklich zurichtete; die linke Hand wurde ihm abgerissen, die Brust zerfleischt und da» Gesicht ver brannt, wobei auch da« eine Auge auSgerissen wurde. In hoffnungslosem Zustande wurde der Unglückliche in'« Krankenhaus gebracht. — Leisnig, 12. Mai. Ein entsetzliches Unglück, wobei drei blühende Menschenleben zu Grunde gingen, hat sich gestern Nachmittag im nahen Ger-dorf ereignet. Der beim Gutsbesitzer Liebig be dienstete 18jährige Knecht Friedrich hatte Schwefel säure zum Binden des Ammoniaks in die Jauchen grube zu schaffen. Zu diesem Zwecke war eine Leiter in die Grube gestellt worden. Plötzlich wurde Fried rich bei seiner Beschäftigung durch die Einwirkung der der Grnbe entsteigenden Gase ohnmächtig und stürzte in die Grube. Der Gut-Herr bemerkte diesen Vorfall und stieg zur Rettung in die Grube, allein auch ihn ereilte dasselbe Schicksal. Auf da« Geschrei der übrigen anwesenden Gutsbewohner kam der be nachbarte 2ljährigc Stuhlbauergehilfe Wagner herbei und wollte die Unglücklichen retten; doch der Acrmste mußte das Schicksal seiner Vorgänger theilen. Ein Vierter, Vater von sechs Kindern, der eS auch noch wagen wollte, die drei Unglücklichen zu retten, wäre wohl auch noch zu Grunde gegangen, wenn man ihm nicht zur Vorsicht eine Leine um den Leib gebunden hätte; denn kaum betrat er die Leiter, so verlor auch er die Besinnung, worauf man ihn aber schleunigst noch zurückziehen konnte. Als es nun endlich gelang, die drei Verunglückten zu bergen, war cs leider zu spät; denn alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolg los. Der Gut-Herr Liebig ist kaum 30 Jahre alt und war eine beliebte Persönlichkeit. — Scheibenberg, 16. Mai. Ein großes Un glück hätte am 12. d. Mts. dem von hiernach Anna- bcrg abgegangenen Perscnenzuge zusloßcn können. In der neunten Abendstunde wurde von Personen aus Schlettau aus der Station gemeldet, daß jenseits der Scheibenberger Straße im Schlettauer Walde große Steine auf den Schienenstrang gelegt worden seien. Dieselben, 18 an der Zahl, der größte 33 leg schwer, wurden sofort entfernt, so daß der sehr stark besetzte Abcndzug die gefährdete Stelle ohne Unfall passiren konnte. Als Urheber des schändlichen Streiches, der leicht die schlimmsten Folgen hätte nach sich ziehen können, wurde noch an demselben Abende ein Boten mann au« Schlettau ermittelt. Derselbe hatte ',-28 Uhr von Annaberg nach Schlettau fahren wollen, war in Buchholz seines ungebührlichen Benehmens wegen aus dem Zuge verwiesen worden, war dann zu Fuß nach Waltersdorf geeilt und hatte dort den Zug wieder bestiegen. Au« Rache hat er dann die Steine auf die Schienen gewälzt. Der rachsüchtige Mensch wurde fettgenommen und in das hiesige AmtSgerichlSgefäng- niß eingelicfert. — Aue, 16. Mai. Am Pfingstdienstag beging der Schneeberger Kreisvere,in für innere Mission sein Jahresfcst in unserer Stadt. Bei dem FestgotteSdicnste, zu welchem eine sehr zahlreiche Gemeinde in dem festlich geschmückten schönen GottcS- hause sich eingcsunden hatte, hielt Pastor von Scydc- witz aus Leipzig die Predigt über Apostelgeschichte Kap. 2, VerS 42. Mil lebendigen Farben schilderte der Festprediger die Größe und Allgemeinheit des sittlichen Elend« und wie« sodann aus Grund seines Themas aus die einzige rechte Hülfe hin, welche durch Lehre, Gebet und Gemeinschaft kommen müsse. Zwei unter Leitung des Kantors Schott auSgesührte Ge sänge des Kirchenchore» „Groß ist 0 Herr die Huld" von Tschirch und „Selig sind, die Gotte» Wort hören rc." von Helbig trugen zur Erbauung der an dächtigen Festgemeinde bei. Die an den Gottesdienst sich unmittelbar anschließende Nachversammlung im schießhause war ebenfalls sehr zahlreich besucht. Nach Eröffnung derselben durch den Vorsitzenden de» Kreis- vereinS, AmtShauptmann Freiherr v. Wirsing, welcher die Erschienenen herzlich begrüßte und zugleich be richtete über die Thätigkcir de» Vereine« und die ferneren Ziele der inneren Mission, ergriff Bezirks schulinspektor I)>. Hann«, Schwarzenberg, da« Wort und behandelte da» Thema „Was und wie man im Volke liest!" Am Schluffe seiner überzeugenden Dar legungen sprach er den Wunsch aus: Lassen Sie uns Alle die Verbreitung guter Schriften unterstützen. Ihm folgte Pastor von Scydcwitz, um einige Bilder aus dem Leben der inneren Mission in Frankfurt und Leipzig vorzuführen, welche geeignet waren, an dem Werke der inneren Mission recht viele neue Arbeiter gewinnen zu Helsen. Nachdem der OrtS- pfarrer Pastor Kaiser die Bitte ausgesprochen hatte, ein Scherflein zu sammeln für das zu begründende Töchterheim „TobiaSmühle" bei Radeberg, dankte er allen Denen, welche sich um das Fest durch Wort und Lied verdient gemacht, und schloß mit einem Gebete die Versammlung. Tie Kollekte für die innere Mission ergab die erfreuliche Summe von über 144 Mk. und diejenige für da» „Töchlerheim" 34 Mk. 46 Pf. — In Lengenfeld brannten am zweiten Pfingst- feiertage Abend« in der siebenten Stunde Wohnhaus, Schuppen und Stallgebäude de« Fuhrwerksbesitzer« Dahnert, sowie da» Wohnhaus des Weber» Schumann nieder. Beide Kalamitosen hatten nicht versichert. Die EntstehungSursachc de« Feuer-, welches im Schuppen auSkam, ist unbekannt. — Oberpfannensticl, 16. Mai. Gestern Abend gegen 9 Uhr brach in dem Herrn Moritz Stoll gehörigen oberen Gasthof dahier Feuer au«, durch welche» das Anwesen bis auf die Grundmauern zerstört wurde. — Gerade in der Mitte der Ziehungsfrist, am 9. Ziehungstage, fiel gestern das große Loo« im Betrage von 500,000 Mk. der König!. Sächs. Landes lotterie zur Freude und Ueberraschung aller Inhaber der Nummer 39,24b und zwar in die Kollektion von Heinr. Schäfer in Leipzig. Damit ist wieder Einem oder Einigen ein Stückchen Glück in den Schooß ge rollt und Tausende müssen sich wohl oder übel be quemen, sich zu trösten und ihre Hoffnung bis zur nächsten Ziehung vertagen. — Aus dem Reservestande werden in diesem Jahre zu Hebungen eingezogen die Mannschaften aus den Jahrgängen 1887 und 1888 bei den Jn- fanterieregimemern 104 und 133 vom 3. bis mit 22. September, bei den Jnsanterieregimentern Nr. 106, 107, 134 und 139 vom 1. bi« mit 20. Sep tember, beim 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 vom 23. Juli bi« mit 4. August, beim 1. Grenadier- Regiment Nr. 100, den Regimentern Nr. 102, 103 und dem Schützenregiment vom 30. Juli bis mit 11. August. Die Unteroffiziere haben einen Tag früher einzutrcfsen. Die Arbeitssoldaten der Reserve der genannten Jahrgänge und die der Landwehr 1. Aufgebots aller Jahrgänge werden zu einer 12tägigen Uebung in der Zeit vom 2b. Juni bis mit 6. Juli herangezogen. Von der Reserve der Kavallerie werden aus dem Jahrgange 1890 einzelne Mannschaften zu einer 14tägigen Uebung zur Ausbildung als Fahrer bei der Feldartillerie eingezogen, und zwar die zum 12. Feldartillerie-Regiment zu stellenden vom 11. bi« mit 24. Juni, die zum 28. Feldartillerie-Regiment zu stellenden dagegen vom 16. bis 29. Juli, ferner zu einer Dienstleistung zur Erhöhung der AuSrückestärkc der Kavallerie-Regimenter während der Zeit der Herbst übungen bis nach Schluß der letzteren: eine Anzahl Reservisten aus dem Jahrgange 1887. Auch bei der Feldartillerie üben die Reservisten der Jahrgänge 1887 und 1888, und zwar beim 12. Regiment vom 11. di« mit 24. Juni, beim 28. Regiment vom 16. bis mit 29. Juli; ferner Mannschaften ter Landwchr-Feld- artillerie 1. Aufgebots aus den Jahrgängen 1882 und 1883 beim Fcldariilleric-Regiment Nr. 32 vom 4. bi« mit 17. August. Zum Pionierbataillon werden ein gezogen: Landwehrpioniere I. Aufgebots aus den Jahrgängen 1882, 1883 und 1884 vom 4. bis mit 17. August; zum Trainbataillon zu einer 14tägigen Uebung: Trainmannschaften res Reservejahrgange« 1887 und der Landwehrjahrgänge 1882 und 1883, und zwar in zwei Ablheilungen, von denen die erste vom 24. September bis init 7. Oktober, die zweite vom 8. bis mit 21. Oktober zu üben hat. Die der Reserve angehörenden Bolksschullehrer, welche ihre erste Uebung abzulefften haben, werden, soweit sie den Jahrcsklassen 1887, 1888, 1889 und 1890 angehören, ausschließlich zum 4. Infanterieregiment Nr. 103, in der Zeit vom 18. Juni bis mit 29. Juli, diejenigen, welche ihre zweite Uebung abzuleisten haben, soweit sie den Jahrgängen 1887, 1888 und 1889 angehören, entsprechend den Ersatzbezirken, innerhalb welcher ihr Aufenthaltsort liegt, den sich aus diesen rekrutirenden Infanterie- bez. den Grenadier-Regimentern oder dem Schützenregimente zu einer 28tägigen Dienstleistung, welche am 1. Oktober beginnt, zuzetheilt. Ehemalige Einjährig-Freiwillige aller Waffengattungen, welche nicht Offiziersaspiranten sind, werden, soweit sie den Jahrgängen 1887, 1888 und 1889 angehören, im Verlaufe der Sommermonate zu einer b6tägigen Uebung eingezogen. Die Lazarethgehilfen und Kranken träger der Reserve werden während der Monate August bez. September zu einer 20tägigen, die der Landwehr, während derselben Zeit zu einer 14tägigen Uebung eingezvgen. Von einer Heranziehung zu den Uebungen sind die im öffentlichen Sicherheitsdienste und bei der Gendarmerie angcstellten Mannschaften des Beur laubtenstandes befreit. — Die Mannschaften des Beurlaubten standes, welche zu d,n zum Theile bereits nächster Zeit beginnenden Uebungen heranzuziehen sind, seien daran erinnert, daß, soweit sie nicht Reichs-, Staats oder Kommunalbcamte sind, die während der Uebung ihr persönliches Diensteinkommen fortbeziehen, deren Familien auf Verlangen Unterstützungen aus öffent lichen Mitteln gewährt erhalten. Der Anspruch auf solche Unterstützungen muß innerhalb von vier Wochen nach Beendigung der Uebung, bei Verlust deS An spruches darauf bei der Gemeindebehörde desjenigen Orte« durch den Einberufenen selbst oder diejenige Person, welcher in seiner Abwesenheit die Fürsorge für die Familie obliegt, oder endlich durch die Unter stützung-berechtigten selbst angebracht werden. Unter stützung-berechtigte sind die Ehefrau, Kinder, Verwandte in aufsteigender Linie, welche vom Einberufenen unter halten werden. Die Unterstützung beträgt für die Ehefrau 30 Prozent, für jede sonst bezugsberechtigte Person 10 Prozent de« durch die Verwaltungsbehörden festgesetzten ortsüblichen Tagelohn-, doch darf der einem Haushalte zu gewährende Betrag nicht 60 Prozent de»