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Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listm der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger ver öffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Ein nahmen und Gemcindcvorstiinden de- Lande» zu Jeder mann» Einsicht aufgelegt werden. — Dresden. E» war in Klotzsche bekannt geworden, daß ein dortiger Einwohner schon seit längerer Zeit alltäglich nach Dresden herein regel mäßig 40 Liter Milch lieferte und dadurch eine sehr hübsche Einnahme erzielte. Man wunderte sich da rüber nicht wenig, da derselbe nur eine einzige Kuh besitzt. Endlich, in der Sonnabend Nacht, kam man hinter da« Geheimniß, indem man ihn dabei über raschte, wie er in einem fremden Gehöft ganz munter beim Melken einer Kuh war. Der fleißige Mann hatte seine Nachtstunden für sich nutzbringend zu ver- werthen gewußt, sich in die verschiedensten Gehöfte cingeschlichen und da in den Kuhställen dem Geschäfte de« Melkens obgelegen. Nun sind ihm freilich diese Mlchquellen für immer versiecht. — Leipzig, 12. Dezbr. Am gestrigen Tage hielten die sog. freien Turner der Kreishaupt- Mannschast Leipzig im Saale der hiesigen „Bolks- hallen" eine Konferenz ab, in welcher die Gründung einer Vereinigung der freien Turner der gedachten Kreishauptmannschaft, verbunden mit einer Unfalls kasse, beschlossen wurde. Die in sozialdemokratischem Fahrwasser segelnde Vereinigung hat ihren Sitz in Leipzig. ES wurde beschlossen, für die Vereinigung die Rechte der juristischen Person nachzusuchen. — Plauen i. V. Die PerwaltungSstelle Plauen des Centralverbandes der Stickerei industrie in Sachsen hielt am vergangenen Sonntag hier eine zahlreich besuchte Hauptversammlung ab, um über einen vom Vorstand der Verwaltungsstelle Schneeberg beim Centralvorstand eingereichten An trag auf Einberufung einer außerordentlichen Ge neralversammlung behufs Aufhebung des Minimal lohne« und bezw. de« Verbandsverkehrs innerhalb de« Stickereiverbande« vom 1. Januar 1893 ad zu berathen. Da der Antrag nicht von der Ver waltungsstelle Schneeberg selbst, sondern nur vom Vorstande derselben auSging, so schenkte man dem selben um so weniger Beachtung, al« nach glaub haften Mittheilungen anzunehmcn war, daß die große Mehrzahl der Schneeberger Mitglieder dagegen sei. Die Versammlung beschloß daher einstimmig, die seit herigen Bestimmungen de« Verbandes wenigstens bi« zur nächsten, im März 1893 stattfindenden ordentlichen Generalversammlung de« Centratverbande« aufrecht zu halten und beauftragte ihre Mitglieder vom Centralvorstande, in der nächsten Sitzung des selben gegen diesen Antrag zu stimmen. — Allgemeinste Theilnahme erregt das Schicksal de« seit mehreren Jahren in Kötzschenbroda wohnen den ehemaligen Weinhändlers Otto G., einer der be kanntesten Persönlichkeiten Sachsen«. G. hatte vor einigen Jahren eine Erfindung gemacht, eine nach seiner Mittheilung ganz besonder« praktische Art Hosen träger und sollte neuerdings ein Patent darauf er halten. Die Folge war nun, daß sich G. einbildete, seine Erfindung habe ihn zum reichsten Manne ge macht, er arbeitete in seinen Ideen nur noch mit Millionen, Diamanten und den großartigsten Bauten und anderen Unternehmungen und verfiel so dem Größenwahn. Am Sonntag wurde der BedauernS- werthe in der Beobachtungssektion de« Dresdner Stadt-Irren- und Siechenhauses untergebracht. G. hat sich während seiner früheren Thätigkeit in Meißen um diese Stadt hoch verdient gemacht und e« ist ihm dort heute noch unvergessen, daß er die Stadt durch seine Unternehmungen zu einer gern besuchten bracht«. In Meißen bilden seine baulichen Unternehmungen noch heule eine Zierde der Stadt. — Aus dem Erzgebirge, 10. Dezbr. Der Reichstag wird demnächst über die Einschränkung de» HausirhandelS berathen; cs sind oft sehr harte Urthcile gegen die armen Hausirer ausge sprochen worden. Demgegenüber hat schon vor mehreren Jahren der Bezirksausschuß der AmtS- hauptmannschaft Schwarzenberg Veranlassung ge nommen, sich gegen eine weitere Beschränkung des HausirhandelS auszusprechen, weil einzelne Industrie zweige des Erzgebirges, namentlich die Herstellung der kleinen Blechsachcn, die Stickerei-, Spitzen- und Wäschesabrikation, die Bürstenbinderei re., ohne die Hausirer kaum bestehen könnten. Daß jetzt nicht mehr so viel Handelsleute von HauS zu Hau« ziehen, wie früher, weiß Jedermann; denn einzelne Gestalten, nie z. B. die Blechlöffel- und Rußbuttenhändler, sind ziemlich verschwunden. Viele Waaren müssen aber doch durch die Hausirer vertrieben werden, weil die Käufer seit Jahr und Tag daran gewöhnt sind. — Wir machen darauf aufmerksam, daß die am 31. Dezember d. I. eintretende Verjährung der jenigen Forderungen, welche auS im Jahre 1890 abgeschlossenen Geschäften herrühren, unterbrochen wird, wenn noch vor Ablauf de« laufenden Jahres dem Schuldner die Klage zugestellt oder Antrag auf ZahluugSgebot erlassen, dez. eine Vollstreckung-Hand lung vorgenommen wird. Ms »ergangener Zeit — für unsere Aett. 15. Dezember. (»<xi>».u« Wenn mit großen Worten große Thaten geschehen könnten, bann wären die Franzosen, speziell die Pariser und vor Allem die von vor 100 Jahren große Helden gewesen. Es war ein großes Wort, das da am 15. Dezember 1702 ausgesprochen wurde, allerdings nicht gelassen, sondern mit viel Geschrei und bombastischen Redensarten. Der Pariser National - Convent proklamirte die Souveränetät des BolkeS. Er erklärte, daß die Nation der Franzosen jedem großen oder kleinen Volk, das seinem bisherigen König, Fürsten oder Grasen nicht mehr ge horchen, sondern sich in Freiheit setzen wolle, «ine Armee zur Hilfe senden und nicht eher nachlassen werde, als bis sie das selbe von seinem Despoten besreit haben werde. Es gicbt eine sehr gute Antwort aus dies Brimborium tönender Worte, eine Antwort, bei der man kein Wort zu erwidern braucht; es genügt der Hinweis aus die Thatsache, daß 10 Jahre später Frankreich selbst vor dem größten Despoten des Jahrhunderts sich beugte und noch zwei Jahre später ihm als Kaiser huldigte. 16. Dezember. Bor 150 Jahren, am 16. Dezember 1742, wurde der be rühmte Feldmarschall Blücher geboren. Er war der Sohn eines kurhessischen Rittmeisters. Zuerst in schwedischen Diensten, trat er später in preußische Dienste und sucht schon unter Fried rich dem Großen. Bereits 1795 Comnmndeur, zeichnete er sich in den Kämpsen gegen die französische Revolutions-Armee aus und als er 1801 Generallieutenant und Gouverneur von Münster geworden, sprach er seinen Haß gegen Napoleon bereits offen aus und drängte zum Kriege gegen den Despoten. An ihm hat es sicherlich nicht gelegen, daß es zu den Tagen von Jena und Auerstädt kam, obgleich auch er 1806 zur Kapitulation gezwungen, gefangen genommen und später ausgewechselt wurde. Im Februar 1813 erhielt er als General der Kavallerie den Oberbefehl über 25,000 Preußen und 13,000 Russen und von da an wurde der alte Blücher, der „Marschall Vorwärts" genannt, weil er es war, der unaufhörlich zur Verfolgung Napoleons antrieb und ihn in Frankreich anzugreisen für das allein Richtige hielt, der Held der Befreiungskriege. Seine zahlreichen Siege von der Schlacht an der Katzbach an bis zur Entscheidung bei Waterloo, die den endgiltigen Sturz Na poleons lediglich durch Blüchers rechtzeitiges Eingreifen her beiführte, sie sind bekannt und sichern ihm ein bleibendes An denken in deutscher Geschichte. Weihnachten im Gebirge. Von Friedrich Bucker. In dem harten Winter, welcher auf den regen reichen Sommer «nd Herbst des Jahres 1890 folgte, wurde auch eine kleine Villa im Gebirge bewohnt, die sonst nur in den Monaten der sogenannten Sommer frische Liebhaber findet. Seltsam geformte Felsen bilden die Umgebung de« Häuschens und geben der Landschaft einen echten Gebirgscharakter. Im Sommer freilich ist in dem ziemlich hoch ge legenen zerklüfteten Bergladyrinth auf einige Wochen gut Hausen, denn nach allen Richtungen führen Wege in die grüne Waldesnacht, und die gesunde Berglnft stärkt den Körper und mehrt da« Wohlbehagen, doch im Winter scheint die Sache bedenklich, weil die nächsten bewohnten Häuser in weiter Entfernung liegen. Nun, die Hütte hielt Mutter und Tochter in treuer Hut, als sich in der Woche zwischen dem Sonntag der Todtenfeier und dem ersten Advent das Verhäng- niß vollzog. Während unten tief im Thale furchtbare Regengüsse niedergingen, welche die Bäche und Flüsse schwellen ließen, so daß Brücken und Häuser nieder gerissen wurden und mit Wehklagen die friedlichen Bewohner auseinanderstoben, fiel hoch im Gebirge dichter Schnee, der auch das Felsenlabyrinth ring« um die Villa ausfüllte, und dann folgten harte klare Wintertage mit sechzehngradigem Frost und einem aus Nordost wehenden schneidenden Winde. Die beiden Bewohner der Villa entsetzten sich zwar über den wie ein Dieb in der Nacht einbrechen den frühen und harten Winter, doch dann suchten sie sich nach Kräften gegen die Beschwerlichkeiten des harten Regiment« da draußen zu schützen. Als der Weihnachtsmonat sich dem Ende näherte, hatten sie sich mit den schlimmen Verhältnissen auSgesöhnt und die Mutter grollte nicht mehr darüber, daß sie dem Wunsche der Tochter nachgegeben, auch einmal den Winter im Gebirge zu verbringen. Sie liebte diese Tochter, die jetzt in den Jahren der Vollreife stand, über alle«. Die Kämpfe, die sie bestanden, hatten ihren schönen Zügen Festigkeit und Beständigkeit aufgedrückt, ohne ihnen die Strenge bei zumischen, di« solche Kämpfe bei einem Manne her vorzubringen pflegen. Ihr Auge strahlte noch, wie in den Jahren der Maifrische, den vollen Unschulds himmel wieder und gar lieblich stand ihr das Häub chen, unter dem da» leicht gekräuselte Haar in einem viel goldiger« Blond hervorquoll. Elisabeths Mutier war di« vor zwei Jahren, wo der Gatte starb, eine stattliche, imponirende Frau. Da« Alter hatte sie nur berührt, wie der Herbststurm die Edeltanne. Der Jugend Rosenröthe hatte sich nur verdunkelt, ohne den Farbcnglanz einzubüßen; sie war noch schön, trotzdem säst ein halbe« Jahr hundert über ihren noch ungebleichten Scheitel hinge zogen war. Seit dem Tode ihre« Gatten jedoch hatten Kum mer und Sorge ihre Runenschrift in da« Antlitz ein gegraben. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren meisten« verschleiert und glanzlos. Die bi« dahin so vollen Wangen zeigten sich eingefallen und um den Mund zog sich wie ein Ring eine scharfe Linie, die ve« Herzen« Bitterkeit dort gebildet hatte. Da« ergrauende Haar barg die weiße Spitzenhaube. Die Mutier hatte, wie gesagt, eine große Zärt lichkeit für die Tochter und ihr Auge ruhte gern aus dem lieben Kinde, wenn sie e« so emsig beschäftigt " sah. Und sie war fast immer thätig, Elisabeth Werner. Ihre fleißige Hand wußte au« übersehenen Waldsachen, die sie im Sommer gesammelt hatte, allerhand hübsche, aber auch nützliche Dinge zu macken. Ring« umher standen ihre zierlichen Waldarbeiten: Kästchen, die kunstgerecht aufgeschichketen kleinen Meilern und Holzklaftern glichen, Rahmen au« Zapfen und passend gewachsenen knorrigen Wurzeln, Binsen- und. Mooskörbchen, sowie zahlreiche Sträuße au« den stattlichen Rispen und Aehren von Waldgräsern und aus andern nicht leicht verwelkenden Pflanzen. Die Waldarbeiten hatten zwar zunächst den Zweck, verkauft zu werden und so die kleine Rente der Mutter zu erhöhen, doch dann sollten sie auch zur Nacheiferung anspornen und, wenn möglich, eine Wald industrie wachrnfen, wie sie die Bewohner de« Ge birge« noch nicht kannten. Nach gethaner Arbeit ist gut ruhen und — sinnen. Und in ein Sinnen vertiefte sich Elisabeth Werner gern, wenn sie längere Zeit thätig gewesen war. Die Mutter wendete dann, al« wolle sie die Tochter in in ihrem Sinnen nicht stören, die Augen ab und schaute in die Winterlandschafr. Wa« die Tochter dann im Herzen trug und wa« sie sann, kam nicht über ihre Lippen, aber e« ist doch leicht zu sagen. Da tauchte vor ihren innern Blicken der schöne Spielwaarenladen ihres Vaters in der Großstadt auf, in dem sie verkauft hatte und der viele Jahre, nament lich in dem Weihnachtsmonat, eine so große Anzieh ungskraft auf Groß und Klein auSübte. Wenn sie vor den Spiegelscheiben der Schaufenster draußen in bitterer Kälte arme Kinder stehen sah, die sehnsüchtig nach den vielen schönen bunten Weihnachtssachen blickten, so rief sie wohl die Kinder herein und schenkte ihnen etwas. So kam es, daß man sie das Christ kind hieß. Dann stand, wenn sie so sann, plötzlich ihr Vater vor ihr und suchte sie zur Heirath zu bewegen, denn ihre liebliche Gestalt und sonnige« Ange zog Bewun derer und Verehrer an. Sie aber lehnte ab, denn sie liebte bereits. Als später der Vater ernstlicher in sie drang, doch dem begüterten Mann, den er im Auge habe, die Hand zu reichen, um zugleich dem Geschäft zu neuem Aufschwung zu verhelfen, schüttelte sie ernst und be stimmt mit dem Kopfe und bat den Vater, er solle ihr doch ihr Glück laffen. Sie liebe einen und keinen Andern. „Den einäugigen Künstler, der über« große Wasser ging, weil er hier nickt« Rechte« werden konnte!" rief dann wohl der Vater zornig, dem da« Geschäft am Herzen lag. „Und wenn er blind wiederkehrte, ich wartete auf ihn!" gab die Tochter zurück und die Gluth der Er regung stieg in ihre Wangen. „Und mein Wohl und Wehe ist Dir gleichgültig!" polterte dann der Vater heraus. Welche Bewandtniß hatte eS denn mit dem Ge schäft, daß es nur durch eine GeldHeirath zu halten war?" Nun, das Publikum und selbst die Reichen wandten sich in letzter Zeit den billigen Bazaren zu. Billig und viel! war die Losung der neuen Weih nachtsbazare geworden, und der Spielwaarenfabrikank Werner hatte bei seinen theueren Preisen trotz seiner gediegenen Sachen da« Nachsehen. Da, kurz vor dem Sturz des Geschäfts, machte Herr Werner noch einen letzten energischen Versuch, seine Tochter zu einer GeldHeirath zu bewegen, und al« sie ihm dann wieder bestimmt erklärte: „Nur den Fritz, der übers Wasser gegangen!" heftete er lange den Blick auf die „Unglückliche" und sah sie mit schmerzlicher Wehmuth an; es war ein trostloser, verzweifelnder Blick. Dann strich er zwei, dreimal über die Augen, und als er nun wieder aufblickte, schien er ein andrer Mann geworden zu sein. Er hatte mit der Vergangenheit abgerechnet, sie aus seiner Erinnerung gestrichen. Seine Züge waren ehern, da« Auge kalt und frostig geworden. Als nun auch noch die Mutter, die sonst der Toch ter freie« Spiel ließ, dem Vater zu Hilfe eilte und in sie drang, da wollte Elisabeth Werner etwas sagen, aber die Zunge war wie gelähmt. Sie hob nur die Arme gen Himmel, ihn stumm um Mitleid, um Er barmen anflehend, um ein Wunder bittend, das rettend für sie eintrcte, und al« kein Wunderzeichen erfolgte, wendete sie sich langsam ab und taumelte zur Thür hinaus. „Ich bleibe Dir treu!" so hatte da« gegenseitige letzte Abschiedswort gelautet, nachdem er sie mit süßen Schmeichelworten zu trösten und ihr Muth einzu flößen versucht hatte. Und dann war er über da große Wasser gesahrcn, um in der neuen Welt der freien Konkurrenz da« zu erreichen, wa« er in der alten Welt de» Zunftzwanges vergeben» erstrebte. <Fortse»ung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Schutzmittel gegen da« AuSgleiten bei Glattei«. Während der Winterszeit, wo oft während ter Nacht plötzlich Glattei« auf den Fuß steigen und Straßen eintritt und da« Gehen ge-