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dm Steuerpflichtigen weitere als absolut nothwendige Latten aufzuerlegen. Dabei wurde von allen Seilen auf« Entschiedenste verlangt, daß die Volksvertretung den gegenwärtigen Stand der Sache benütze, um auch ihren auf da- Militärwesen gerichteten lang jährigen und berechtigten Wünschen endliche Erfüll ung und zwar nicht bloS in Worten, sondern in Thaten zu verschaffen. E« sind die« die bekannten Forderungen, welche abzielen auf eine Reform: u) der Militärstrafprozeßordnung, d) ve« Beschwerde recht», cs der Verordnungen über den Gebrauch der Schußwaffen Seiten» der Wachposten. — Wie jetzt in Bestätigung einer früheren Meld ung au» Kopenhagen mitgetheilt wird, begiebt sich König Christian IX., einer Einladung de» Kaiser« Wilhelm II. folgend, am 22. Januar nach Berlin, um der am 2b. Januar stattfinvenden Vermählung der Prinzessin Margarethe von Preußen beizuwohnen. Königin Louise, die sich nicht kräftig genug fühlt, um die mit großen Hoffestlichkeiten verknüpften Anstreng ungen zu ertragen, wird den König nicht begleiten. König Christian wird, einem von Kaiser Wilhem II. kundgegebenen Wunsche entsprechend, auch den Geburts tag ve« Kaisers in Berlin verbringen. Locale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Dezbr. Das am I. Weih nachtsfeiertag von dem Besitzer von .Stadt Dresden", Hrn. C. Schubert Hierselbst arrangirte Frühstücks- Büffet kann mit vollem Recht als eine kleine Koch kunst-Ausstellung bezeichnet werden, die in Be zug aus Arrangement und Gediegenheit der ausgestell ten Speisen das größte Lob verdient; denn etwas Aehnliche« wurde dem hiesigen Publikum in der That vorher noch nicht geboten. Die zahlreich Erschienenen waren allerseits de« Lobes voll über die Fülle und Schönheit de« Gebotenen und e« entwickelte sich in Folge dessen ein so lebhafte« Kaufgeschäft, daß zwei Stunden nach Eröffnung der Ausstellung der größte Theil aller Herrlichkeiten der Tafel bereit« vergriffen war. Herr Schubert kann mit Befriedigung auf sein mühevolles Unternehmen zurückblicken, welche« ihm, wenn auch nicht großen materiellen Gewinn, so doch eine außerordentliche Empfehlung in seiner Eigenschaft al« Koch eingetragen hat. — Eibenstock. Die mit l. Januar 1893 in Kraft tretende Verkehrsordnung für die Eisen bahnen Deutschlands, sowie das zu derselben Zeit zur Einführung gelangende internationale Ueber- «inkommen, an welchem sämmtliche an die deutschen Bahnen anschließende und noch weitere Bahnen be- theiligt sind, lassen es nöthig erscheinen, da« verfrachtende Publikum besonders und wiederholt auf die neuen Bestimmungen hinzuweisen, um e« vor Schaden bezw. vor Verzögerungen der Gütersendungen zu bewahren. Besonders hervorzuheben ist, daß ad genannt',» Zeitpunkte da« bisherige Fracht- und Eilfrachtbrief- Formular nicht mehr verwendbar ist und die Annahme von Gütern mit diesem alten Frachtbriefformular, von den Güterabfertigungen verweigert wird. Für Güter nach Stationen innerhalb Deutschlands ist die Beigabe von nur einem Frachtbriefexemplar erforderlich, während der Versender von der Bahn verwaltung die Ausstellung eines FrachtbriefvuplicatS, welche« ein Document darstellt, zu verlangen berech tigt ist. Dieses Verlangen ist, wie der Vordruck des neuen Formulars erkennen läßt, im Originalfracht brief durch Einsetzen des Wortes .Ja" zu stellen. Zu Sendungen nach Stationen außerhalb Deutsch lands ist das für den internationalen Verkehr einge- sührte Frachtbriefformular zu verwenden (ausgenommen nach Frankreich, Belgien rc., wohin die schon jetzt ein geführten Frachtbriefformulare noch Geltung behalten) und zwar ist in diesem Verkehr die Beigabe eines FrachtbriefvuplicatS bei Ausgabe des Gutes unbe dingt erforderlich, das letztere wird dem Versender auSgesüllk zurückgegeben. Die Herstellung des internationalen Formulare« ist so gehalten, daß Original- und Duplicatfrachtbrief » inen Bogen bilden, welcher bei der Ausgabe des Gutes getrennt wird. Abgeänderte bezw. corrigirte Frachtbriefe werden zurückgewiescn, nur Wegevorschriften und Ge wichtsangaben dürfen Abänderungen mit der Unter schrift de« Absenders erleiven, mit der Maßgabe, daß bei Gewichtsänderungen das festgestellte richtige Gewicht in Worten zu wiederholen ist; e« empfiehlt sich daher, um Verzögerungen zu vermeiden, die Angabe des Ge wicht« von Stückgütern zu unterlassen und die- der an nehmenden Güterabfertigung zu überlassen, eventuell von der Berechtigung, die Verwiegung in Gegenwart de« Auflieferers vornehmen zu lassen, Gebrauch zu machen. Werthversicherung, sowie Lieferfristversicherung ist in Wegfall gekommen, dagegen die Declaration des Interesse« an der Lieferung eingeführt, welche letztere die Liefersristversichcrung in sich schließt. Im Uebrigen wird bei den Güterabfertigungsstellen bereitwilligst Auskunft über die durch die neuen Be stimmungen bedingten Erfordernisse ertheilt werden. — Schönheide, 27. Dezbr. An einem der letzten Tage vor dem WeihnachtSscste versuchte ein fremder Mensch in einem hiesigen Schnittwaarenladen einen Diebstahl auSzusühren. Er wünschte eine Kleinigkeit zn kaufen, und während die Verkäuferin da« Verlangte hervorsuchte, ließ der Langfinger auf dem Ladentische gelegene Waaren unter seinem Rocke verschwinden. Der Vorgang war jedoch bemerkt wor den, und obgleich der unehrliche Kunde anfangs be hauptete, die Sachen in einem andern Laden gekauft zu haben, so gab er dieselben doch auf energische« Vorgehen der Verkäuferin heraus und machte sich dann eiligst aus dem Staube. — Vom hiesigen Kreuz bruderverein ist auch in diesem Jahre eine größere Anzahl armer Schulkinder zu Weihnachten mit Schuh werk und Kleidungsstücken beschenkt worden. Eine Christdescheerung des Frauenvereins findet zum Hohen Neujahr statt. — Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin empfingen am zweiten Feiertag Vor mittag '/^1I Uhr im Residenzschlosse eine aus acht Meistern und acht Gesellen bestehende Deputation der Dresdner Bäcker-Innung, welche, einer alten Tradition folgend, zwei große Christstollen überreichte. — Leipzig. Der wegen Betrugs gegen die hiesige Ortskrankenkasse angeschuldigte Arzt I>r. von Tischendorff wurde vom königl. Landgericht zu acht Monaten Gesangniß und Tragung der Kosten verur- theilt. — AuS dem Vogtlande schreibt man der „Leipz. Ztg.": Der in den landwirthschastlichen Kreisen des Vogtlandes infolge der großen Trockenheit dieses Jahres herrschende Mangel an Heu und Grummet wird zwar zum Theil durch den erzielten reichlichen Kartoffel-Ertrag einigermaßen ausgeglichen, immerhin haben sich unsere Landwirlhe nach Surrogaten um sehen müssen, welche das fehlende Rauhfutter mehr oder weniger zu ersetzen geeignet sind. Man hat nämlich vielfach das bis kurz vor der Ernte grün und gesund gebliebene Kartoffelkraut abgeschnitten unv entweder unmittelbar darauf an die Kühe verfüttert oder das Kartoffelkraut getrocknet und aufbewahn. Der Nährwerth desselben entspricht nach eingehenven Versuchen gutem Kleeheu. Allerdings enthält da« Kartoffelkraut auch anorganische Stoffe (Salze), sowie organische und stickstoffhaltige Verbindungen, welche zwar der Ernährung des Rindviehes nicht absolut nachteilig sink, aber doch den Nährwerlh des Futter mittels etwa« herabdrücken. Da der Karkoffelbau im Vogtlanve eine überaus große Rolle spielt (es werden in den drei Amtshauptmannschaften Auerbach, Oelsnitz und Plauen ungefähr 17,500 Hektar Acker land mit Kartoffeln bepflanzt), so ergiebt sich daraus, wi° beachtenSwerth Vie Ausnutzung de« Kartoffelkrautes für Flltterungszwecke ist und daß die so großen Nutzen stiftenden lanvwirthschaftlichen Versuchsstationen end- giltige Normen feststcllen möchten, nach denen eine geregelte, intensive Ausnutzung dieses Krautes mög lich wäre. — Plauen i. V. Der erschienene sechste „Bericht de« Verein« für Arbeiterkolonien im Königreich Sachsen über die Zeit vom 1. Januar bis 31. De zember 189l" spricht von sehr unerfreulichen und traurigen Erfahrungen, welche man bei denjenigen Kolonisten in Schneckengrün gemacht hat, die schon mit Zuchthaus bestraft waren. Die meisten derselben widersetzten sich den ordnnngSmäßigen Verhältnissen der Kolonie in einer Weise, daß ihre Entlassung, bei vielen sogar ihre Verweisung geschehen mußte. In erster Linie legen diese Leute eine große Trägheit an den Tag, und zweitens empören sie sich mit einer ungemeinen Frechheit gegen jede Ermahnung zu ge ordneter Thätigkeit. „Da gehen wir lieber wieder ins Zuchthaus, da haben wir'« besser!" und dergl. andere Ausdrücke bilden die einzige Rechtfertigung ihres Benehmens. Den Beweis für diese gewiß be- klagenswerthen Zustände liefern Schriftstücke, welche sich unter dem Aktenmaterial des Vorstände« befinden. Die Erfolge, welche die Kolonie in der Landwirth- schaft und Viehzucht erzielte, werden als sehr gute bezeichnet. Unter den im Berichtsjahre aufgenommenen 304 Kolonisten waren nur 51 noch unbestraft, eben falls nur 51 verheirathet; Handwerker waren darunter 176, also die große Mehrzahl, während Arbeiter (Hand arbeiter, Fabrik- und landwirthschastliche Arbeiter) 76 gezählt wurden. Die übrigen waren Bergleute, Kopisten, Gärtner, Kellner rc. Die meisten, nämlich 175, standen im Alter von 30 bis zu 50 Jahren; über 60 Jahre waren nur 5. Die Kosten für den Verpflegungstag eines Kolonisten berechnen sich in Allem auf 71'/, Pf. — Merane. Ein hiesiges Wohnhaus ist unter beträchtlicher Abweichung von der genehmigten Bau zeichnung erbaut worden, ohne daß von der Aufführ ung des Baues und von der Abweichung von den Baubedingungen der Baupolizeibehörde Anzeige er stattet worden wäre. Nach den gesetzlichen Vorschriften ist ein derartig ordnungswidrig ausgeführter Bau wieder abzutragen und ist außerdem über den Bau herrn und den Bauausführenden Strafe zu verhängen. Der hiesige Rath beschloß demgemäß die Abtragung de« Gebäudes zu verfügen und dem Bauunternehmer, sowie dem Baumeister gemäß K 367, 15 de» Reichs strafgesetzbuches Strafe aufzuerlegen. — Schneeberg. Im hiesigen Stadtverordneten- Collegium ist zur Zeit eine antisemitische Majorität. Während dem Collegium schon früher einige Mitglie der de» deutsch-sozialen Vereins angehörten, sind bei den letzten Wahlen noch einige hinzugekommen, so daß deren Zahl jetzt 1l beträgt. Da da« Collegium au« 21 Mitglieden besteht, haben die Antisemiten also thaisächlich die absolute Majorität. — In WerneSgrün entstand am ersten Feier tage Abend» in der 12. Stunde auf noch unaufgeklärte Weise im Gehöfte de« Gutsbesitzer» Ei«mann Feuer, da« Gut ist vollständig niedergebrannt, auch konnte wegen der isolirten Lage de« Gehöfte« nur wenig gerettet werden, da nicht gleich Hilfe zur Hand sein konnte. .Dem Besitzer ist sämmtliche» Vieh — 4 Kübe, 2 Ochsen — sowie da« Mobiliar größtentheil« mit verbrannt. Der Kalamitose hatte versichert. E» wird böswillige Brandstiftung vermuthet. — Beim Herannahen de» Jahreswechsel« wird darauf aufmerksam gemacht, daß e« sich dringend empfiehlt, den Einkauf von Freimarken zur Frankirung der Neujahrsbriefe nicht bi» zum 31. Dezember zu verschieben, sondern schon einige Tage vorher zu bewirken, damit zur Zeit de« NeujahrSvcrkehrS unnöthige Erschwernisse de« Publi kums an den Postschaltern vermieden werden. Ebenso ist e« im eigenen Interesse de« Publikum» in hohem Grade erwünscht, daß mit der Auflieferung der Neu- jahrSbriefe, insbesondere der nach entfernteren Orten bestimmten, frühzeitig begonnen und damit nicht bi« zum letzten Dezember gewartet wird. — Damit bei dem zum Jahreswechsel beträchtlich gesteigerten Briefverkehr die Briefbcstellung in den größeren Städten ordnungsmäßig durchgeführt werden kann, ist cs in noch höherem Grade als wie zu ge wöhnlichen Zeiten erforderlich, daß in den Aufschrif ten der »ach anderen Orten und an Bewohner der eigenen Stadt gerichteten Briefsendungen die Angabe der Wohnung des Empfängers nach Straße, Hausnummer und Stockwerk recht genau erfolge. Sofern diesem Erforderniß nicht genügt wird, haben die Absender Verzögerungen in der Bestellung der Sendungen sich lediglich selbst zuzuschreiben. Aus vergangener Zeit — für tmsere Zett. Es klingt wie eine Fabel, ist aber trotzdem wahr: am 29. Dezember 1857 erstürmten die vereinigten Franzosen und Engländer, nämlich zusammen 5000 Mann, die chinesisch« Stadt Kanton, die eine Million Einwohner hat. Und dabei ist diese scheinbar so große Wassenthat doch in Wirklichkeit recht unbedeutend; denn um ein meilenlanges Kartenhaus über den Hausen zu werfen, bedars es am Ende nur einer Kinderkanon« und in Wirklichkeit waren die chinesischen Besestigungen äußerst schwach und die chinesischen Truppen schwächer. So kam es, daß der Kaiser von China, »ach der Einnahme Kantons von seiner Ohnmacht belehrt, noch froh sein konnte, daß er einen mittelmäßigen Frieden mit den Engländern und Franzosen machen konnte. Das Christenthum sollte künftig im Lande geduldet, europäischen Reisenden keinerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt, eine größere Anzahl Häsen dem europäischen Handel geöffnet werden. Daß übrigens auch in China „Ver sprechen" und „Halten" zweierlei, haben später die Ereignisse wiederholt bewiesen. 30. Dezember. Der 30. Dezember dieses Jahres ist der 100. Geburtstag eines Mannes, der wie kaum sonst ein Politiker die ganze Schwere der vormärzlichen Reaktionszeit kennen gelernt, des Professors und Abgeordneten Sylvester Jordan. Nach ver schiedenem Umherziehen in Deutschland wurde er, erst 30 Jahre alt, ordentlicher Professor der Rechte in Marburg. Er kämpft« unentwegt für die kurhessische Verfassung von 1831 und sah sich sehr bald den Koryphäen unter den deutschen Patrioten beigezählt, wo er erschien, erregte er stürmischen Enthusiasmus. Desto mißtrauischer aber wurde das Ministerium, dem der be rüchtigte Hassenpflug angehörte. Dieser bekämpste sogar den Eintritt Jordans in das Abgeordnetenhaus und als dieses sür Jordan entschied, wurde die Kammer kurzer Hand aufgelöst. Im Jahre 1839 wurde Jordan, auf die schmähliche Denun ziation seines Hauswirthes Apotheker Döring hin, wegen Hoch- verrathes verhaftet und vier Jahre lang in Untersuchung ge halten bei geradezu schmählicher Behandlung. (Es war eben damals in Deutschland Alles möglich.) 1843 zu sünsjähriger Gefängnißstrase verurtheilt, wurde ec nach weiteren zwei Jahr«» vom Obcrappellationsgericht zu Kassel sreigcsprochen! Ein Schrei der Entrüstung über die sechsjährige Mißhandlung des verdienten Mannes ging durch ganz Deutschland und fortan umgab ihn der Glorienschein des Martyriums sür das Vater land. Er ist dann noch Mitglied des Frankfurter Parlamentes gewesen, war jedoch von der langen und schwere» Kerkerhaft so gebeugt worden, daß er nun langsam dahinsiechte. 1881 ist er gestorben. Vermischte Nachrichten. — Wie lange giebt eine Kartoffelsorte sichere Erträge? Rach den bisherigen Erfahr ungen nimmt man an, daß eine Kartoffelsorte in 20 Jahren abgebaut ist, d. h. keine sicheren Erträge mehr giebt und insbesondere den Angriffen der Kartoffel- Krankheit leicht erliegt^ Der Grund dürfte darin zu suchen sein, daß durch die längere Zeit fortgesetzte Vermehrung durch Knollen, ohne daß eine Erneuer ung durch Samen eintritt, eine Art Altersschwäche der Pflanzen herbeigeführt wird, so daß sie gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig werden. Das ist auch die Ursache, wenn die bewährte und geschätzte Sorte Magnum bonum in neuerer Zeit hier und da zu versagen beginnt. Glücklicherweise fehlt e« nicht an neuen, durch Kreuzung entstandenen und au« Samen gezogenen Sorten, die von den Kartoffelzüchtern alljährlich in den Handel gebracht werden. Freilich bewähren sich immer nur wenige von ihnen auf die Dauer. — Streumaterial für die Geflügel ställe. Während jeder Biehbesitzer bestrebt ist, seine Stall ungen reichlich mit Streu zu versehen, um damit den Thieren einen reinlichen Stand, ein weiche«, trockene»