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Amts- und Anzeigevlatt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- fertion-preiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Lesirk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. I M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo len, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. HL 1SL. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Aahrgau«. Donnerstag, den 22. Dezember 18SS. Hagesgeschichle. — Deutschland. Beim Bureau des Reichs tages sind bereit« zahlreiche Bittschriften gegen die geplante Erhöhung der Biersteuer eingegangen. Deren Zahl dürste sich nach Neujahr noch erheblich vermehren. In allen bisherigen Eingaben wird neben der drohenden Schädigung des Braugewerbes und der Landwirthschast, soweit sie Gerste anbaut, insbe sondere betont, daß nach der Erhöhung der Bier steuer der gesundheitschädliche Branntwcinvcrbrauch erheblich zunehmen würde. — Aus Hamburg, 18. Dezbr., wird gemeldet: DaS Mitglied des MedizinaikollegiumS, PhysikuS I>r. Reinhardt, machte in der letzten BürgerschaftSsitzung die unverhohlene Mittheilung, die GesundheikSbehördc rechne völlig mit der Thaisache, daß die Cholera im nächsten Frühjahr wieder auftrete. Es seien deshalb auch im weitesten Umfange alle Maß regeln getroffen, um die Krankheit bei einem neuer lichen Austreten sofort im Keime zu ersticken. Diese Voraussetzung hat in der Bevölkerung begreiflicher weise große Beunruhigung hervorgerufen. Jedenfalls aber hat dieser Hinweis von amtlicher Stelle das Gute, daß man in den besseren Kreisen die bisherigen Maßregeln einer vorsichtigen Lebenshaltung sortsetzt. In den unteren Schichten der Bevölkerung ist man leider nach wie vor außerordentlich leichtlebig, wie wohl gerade in diesen Kreisen die meisten Todesfälle vorgekommen sind. — Die Statistik über die Sterbe fälle im November hat die alte Erfahrung bestätigt, daß nach verheerenden Epidemien die Sterblichkeit auffallend abnimmt. So sind im November d. I. nur 947 Personen gestorben, gegen 1604 in 1891. Wie bedeutend ist dagegen der Unterschied im Sep tember d. I. 8693 Personen gegen 1312 in der gleichen Zeit des Vorjahres. — Der Gesetzentwurf wegen Wiedereinführ ung der Berufung gegen Urtheile der Straf kammern ist dem Vernehmen nach im preußischen Justizministerium so weit gefördert, daß er zusammen mit der Vorlage wegen Entschädigung unschuldig Verurtheilter bald nach Neujahr im BundcSrathe als preußischer Antrag wird eingcbracht werden können. Es ist indessen noch sehr fraglich, ob diese beiden Entwürfe dem Reichstage noch in der gegenwärtigen Tagung zugchen werden. Allerdings könnten sie ziem lich schnell u. glatt erledigt werden, da sie im Ganzen den wiederholten Anträgen deS Reichstages entsprechen dürsten. Aber der Reichstag hat noch ohnehin einen so reichhaltigen Arbeitsstoff zu erledigen, daß er bei einer etwaigen wesentlichen Vermehrung desselben bis tief in den Sommer hinein zusammengehalten werken müßte, wozu aus keiner Seite eine Neigung vor handen ist. — Der Vertheidiger im letzten Ahlwardt-Pro- zeß, Rechtsanwalt Hertwig, wird von den Antise miten als Kandidat im Wahlkreise Liegnitz-Goldberg- Hahnau ausgestellt. — DaS .Dresdener Journal" veröffentlicht an hervorragender Stelle anläßlich der bekannten Acußer- ungen des „Militärwochenblatte»" über die Land wehr einen Artikel, in dem e« heißt: Lebhafte Ver stimmung unter den Landwehrmännern sei durch die Ausführungen der Vertheidiger der Militärvorlage hervorgerufen, daß den Landwehrleuten nicht mehr dasselbe zugemuthet werden könne wie den Linientrup pen und daß man deshalb die Feldarmee verjüngen muffe. ES beruhe die» aber auf einem großen Miß- verständniß. Die Landwehr habe stet» im Kriege dem Baterlande di« allergrößten Dienste erwiesen, sich stet» mit ausgezeichneter Tapferkeit geschlagen. Für die ver bündeten Regierungen seien aber folgende Gründe maß gebend: 1) Hielten sie e« für unrichtig, wenn man sofort bei einem Kriegsausbruch die Landwehr mit in erster Linie gegen den Feind sende, während junge, unverheirathete Männer zu Hause bleiben. 2) Werde bei der Vermehrung der Friedenspräsenzstärke den Landwehrleuten Zeit und Gelegenheit gegeben, sich mit den Formen de» Dienste» wieder vertraut zu machen und sich an die Strapazen zu gewöhnen. In früheren Zeiten habe man nur nach einer Seite Krieg zu führen brauchen und man hätte daher die Landwehr zunächst in die zweite Linie stellen können. Jetzt aber müßte man die Landwehr, falls die alte Militarorganisation bestehen bliebe, bei der Möglich keit eine« Krieges nach mehreren Seiten sofort in der ersten Linie verwenden. So stehe die Sache und die Militärvorlage schließe also keine Beleidigung der Landwehr in sich. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Dezbr. Herr Sattlermstr. Nikolaus Ludwig Teubner beging heute sein 50- jähriges Bürgerjubiläum, aus welchem Anlaß ihm die Herren Bürgermeister Ilr. Körner und Stadt- verordneten-Vorsteher Hertel die Glückwünsche Namens der Stadtgemeinde darbrachten. — Schönheide, 20. Dezbr. Die gestrige Ge meinderathswahl hatte folgendes Resultat: Aus der Klasse der Gutsbesitzer wurden die Herren: Friedrich Gerischer mit 113 Stimmen und Robert Fränzel mit 103 Stimmen als Aus schußpersonen und die Herren: Ernst Unger und Gottlieb Friedrich Kunstmann als Ersatzmänner, aus der Klasse der Hausbesitzer die Herren: Robert Unger mit 99 Stimmen als Ausschuß person und vr. Penzel und Friedrich Julius Fickel als Ersatzmänner, aus der Klasse der Unansässigen die Herren: Woldemar Schneider mit 190 Stimmen als Ausschußperson und Franz Louis Heinz und Karl Gustav Winkel mann als Ersatzmänner gewählt. — Schönheide, 20. Dezbr. In der am Mon tag abgehaltenen KirchenvorstanvSsitzung wurde Herr Pastor Hartenstein aus GerSdorf zum hiesigen Pfarrer gewählt. — Dresden. Ein hiesiger Geschäftsmann, der z. Z. leidend ist, ging dieser Tage Nachmittags in der 5. Stunde hinter dem Waldschlößchen in der Haide spazieren, als ihm eine unbekannte etwa 30 Jahre alte, schmächtige mittelgroße Frauensperson mit blonden Haaren und länglichem blassem Gesicht, dunkel gekleidet, in den Weg trat und um ein Geld geschenk bat, da sie 4 Kinder zu ernähren und kein Brod zu Hause habe. Der Herr zog sein Porte monnaie, um der Person etwa« zu schenken, in diesem Augenblick aber riß jene ihm dasselbe mit einem Geld inhalt von ca. 15 Mk. aus den Händen, sprang da mit in den Wald hinein und verschwand. Der Be stohlene konnte sie wegen seine« leidenden Zustandes nicht verfolgen. Die freche Diebin dürfte wieder auftauchen. — Leipzig, 20. Dezbr. Die hiesigen Sozial demokraten suchen neuerdings auch die Sänger unter ihre Fittige zu nehmen. Gleichwie man eine Ver einigung der sogenannten freien Turner mit sozial demokratischen Prinzipien gegründet hat, so gebt man jetzt damit um, eine auf gleichen Grundsätzen fußende Bereinigung von Sängern zu gründen. — Zwickau, 19. Dezbr. Gestern Vormittag tummelte sich auf dem Schiebanger ein großer Hund (Dogge) und wurde von einem größeren Knaben ge neckt. Da« Thier verstand aber den Spaß falsch, fiel den Jungen an und warf ihn zur Erde, stellte sich auch mit seinen Pfoten auf den Daliegenden, ohne aber weiter etwa» zu thun. Ein Schutzmann kam dem Knaben zu Hülfe und vertrieb den Hund. Eine Warnung für die Jugend, frei umherlaufende Hunde nicht zu necken. — Annaberg. Ein dieser Tage abgehaltener VereinSabend des Verein» für Geschichte von Anna berg und Umgegend gestaltete sich zu einer Gcdächt- nißfeier de» vor 400 Jahren geborenen Rechen meister» Adam Rie», welcher den größten Theil seiner Lebenszeit in Annaberg verbracht hat. Bürger schullehrer Finck theilte in einem Festvortrage das WissenSwertheste über Riese'« Leben und Wirken mit, sprach sich eingehend und erläuternd über die fünf bekannten hinterlassenen Schriften desselben aus und hob die wahren Verdienste des gefeierten Manne» unter Zurückweisung res ihm Angedichteten hervor. Rie« hat sich als Lehrer der Rechenkunst und durch die methodischen Rechenbücher, die aus der eigenen Lehrthätigkeit hervorgegangen sind, Verdienste erworben um Handel und Wandel, um Schule und Haus, die seinen Namen auch dem heutigen Geschlecht noch ehrcn- werth erscheinen lassen. In diesem Sinne kam die Versammlung zu dem einhelligen Beschlüsse, das ge plante Adam Ries-Denkmal, zu dem bislang etwa 1500 Mark an Beiträgen eingegangen sind, nunmehr in Angriff nehmen zu lassen, mit ver Ausführung aber Professor Robert Henze in Dresden, den Schöpfer deS Annaberger Barbara-Uttmann-Denkmals, zu be trauen. Sonach steht zu erwarten, daß Annaberg im kommenden Frühjahr ein Standbild erhält, welches sowohl der Stadl als auch des Manne« würdig ist, den es verherrlichen soll. — Der sächsische Stickereiverband hat während der Zeit, wo die Stickerei faul ging, sehr segensreich gewirkt, denn er hat dem Preisbrucke auf Löbne und Waaren mit Erfolg entgegengearbeitet. Wenn nun in der letzten Zeit die Bestimmungen über Mindest lohn und beschränkte Arbeitszeit nicht mehr streng durchgeführt werden konnten, so ist das dem Um stande zuzuschreiben, daß die Aufträge sehr reichlich eingingcn und daß sich die Fabrikanten deshalb nicht gern die Hände binden ließen. Dadurch haben aber die Mitglieder das Vertrauen zum Verbände ver loren und dessen Auflösung beschlossen. Ob da« klug ist, bezweifeln viele Sachverständige; doch ist es auch klar, daß bei der jetzigen Handhabung der Bestimm ungen die Summen, die für die Verwaltung bezahlt werden müssen, umsonst ausgewenret werden. Ämtlichc MitthciiuMn ans dcr lö öffentlichcii Sitz ung Les Stadtvcrordnrtcu-Lollcgiums am 15. Dezember 1892. Vorsitzender: Vorsteher Hertel. Anwesend: 17 Stadt verordnete; unentschuldigt 1. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister vr. Körner. 1) Das Königliche Ministerium des Innern hat bei einer all gemeinen Prüfung der in den einzelnen Städte» vorhan denen Regulative über den Verkauf von Backwaaren eine gleichmäßige Feststellung dieser Bestimmungen angcordnet. Gegen die vom Rathe in Gemäßheit der ergangenen Mini- sterialverordnung zu dem Regulaiive über den Verkauf von Backwaaren beschlossenen Abänderungen werden einstimmig Bedenken nicht erhoben. 2) Dcr Rathsvorlage, betr. die Verwendung des Sparkassen reingewinns vom Jabre 1891. wird beigetreten; darnach sind gemäß dem Vorschläge des Sparkassenausschusses KV"/, der Stadtkasse, 23"/, dem Fonds für unvorhergesehene Fälle, 2ö" g dem Verlustreservefonds der Sparkasse zu über weisen. Der Reingewinn der Sparkasse auf das Jahr 1891 be ziffert sich auf inSgcsammt 19,820 Mark 24 Pf, 3) Der Stadtrath hat die Angelegenheit, betr, die Bewilligung eines regelmäßigen jährlichen Beitrags von 23 Mark zur Unterhaltung dcr Unger'schcn Muldenbrücke nochmals an das Collegium zurückgegeben, weil eine Uebernahme der Brücke seilens der Kgl, Staatsregierung bei der abfälligen Stellungnahme derselben nach den bereits früher mit ihr hierüber gepflogenen Verhandlungen völlig aussichtslos er scheint, Die Vorlage wird aus der Mitte des Collegiums befürwortet, da die Freigabe der Bahnhosstraße schon zu gesichert und die der sorstfiskalischen Straße nach Unter- stützengrün in Aussicht gestellt worden ist. Rach längerer Debatte, wobei besonders auf den Zustand der Brücke über den Dorfbach und die mit ihrer Unterhaltung verbundene Last hingcwiesen wird, beschließt man, zur Unterhaltung der Unger scheu Brücke den geforderten Beitrag von jährlicb 23 Mk. zu verwilligen und die Unterhaltung des Zufahrts weges vom Bahnkörper ab, soweit er in diesseitiger Flur liegt, zu übernehmen, sofern die forstfiskalische Straß« den: öffentlichen Verkehre sreigegeben und die Brücke über de» Dorsbach massiv hergestellt wird, 4) Von dem Berichte des Kassenrevisors über die Revision der Sparkasse, sowie der Meldeamtskasse nimmt man befrie digend Kcnntniß, k) In den Ausschuß zur Vorbereitung der Wahlen der stän digen Ausschüsse werden die Stadtverordneten Meischner, Gläß, Dicrfch, Kieb, Meichsner und Hannebohn gewählt. 5) Die Sparkaffenrechnung auf das Jahr 1891 wird nach erfolgter Vorprüfung richtig gesprochen. Hierauf geheime Sitzung.