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diesem Tand wird da- Stück mit 50 Pf. verkauft, nicht selten wohl auch theurer. Nach den Preisver zeichnissen der Berliner Zwischenhändler sind Maaren zum 50 Pf.-Verkauf für 2'/, Mk. da- Dutzend, Maaren zum 3 Mk. Verkauf für 18 Mk. da- Dutzend zu Haden, eS steigt der Gewinn der Ramschbazare demnach bi- zu 100 Proz. Hier wird aus- Neue bestätigt, daß die unehrliche Konkurrenz durchschnittlich mit erheb lich höherem Gewinn arbeitet, al» der ehrliche Geschäfts- mann. — Mülhausen i. Elsaß. Vor Kurzem wurde hier aus offener Straße ein kleines Mädchen ge raubt und schien eS anfänglich unmöglich, Licht in die traurige Angelegenheit zu bringen. Vielfach glaubte man, daß die Frau, welche da» Kind raubte, einem Rouo Handlangerdienste leistete, wenn nicht gar die vielgchörte Vermnthung zutreffen sollte, dag er selber zur Erreichung seines Zweckes sich des WeiberrockeS al« täuschende Verkleidung bediente. Jetzt wird von hier unterm l l. Dezember darüber berichtet: Das entführte Mädchen Blanche Kahn ist hente Vor mittag gegen 8 Uhr in dem vorher abgelasscnen Kanal bassin als Leiche ausgefunden worden. Die Obduktion der Leiche hat alsbald statkgefunden. Sowohl was die Natur des Verbrechens, al« was die Person der Verbrecher angeht, ist die Sache noch dunkel. Die Obduktion hat ergeben, daß das Kind am Abend seines Verschwinden« lebend ins Wasser geworfen worden ist. Die allgemeine Annahme, daß ein soge nannter Lustmord an dem Kinde verübt worden sei, hat durch das Ergebniß der Obduktion keine Be stätigung erhalten. Dagegen wurde festgestellt, daß das Kind entkleidet gewesen und daß Mißbrauch mit ihm getrieben worden ist, jedoch nicht in der vorhin angedeuteten Art. Die kleinen Schmncksachen des Kindes waren an der Leiche noch vorhanden. Da gegen fehlten Kleider: ein Unterröckchcn, ein kleines Halstuch, das Barett und der Manicl. Man hat noch keine Spur des Verbrechers oder der Verbrecherin. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die vom Stadtrath veranstaltete Sammlung zum Besten der Nothleirenden in Ham burg hat erfreulicherweise den Ertrag von inSgesammt 102 Mk. ergeben ES sind eingegangen: 56 M. — Pf. im Gesellschaftslokal „Union", 25 „ — „ im Restaurant zum Tunnel, 12 „ — „ in der RathSregistralur, 8 „ — „ in Schneidenbachs Restaurant, 1 „ — „ in Meinels Restaurant. Den Gebein sei auch an dieser Stelle füe ihre Opferwiüigkeit hiermit herzlichst gedankt. Der vor genannte Betrag ist heute an das Hülfseomitü in Hamburg abgesendet worden. — Eibenstock. Am Sonntag, den 18. Dezem ber und am ersten Weihnachtsseiertag werden die Dienststnnden für den Verkehr mit dem Publikum hinsichts der Ausgabe von Packeten wie an Werktagen abgehalten. Ferner findet am Sonntag, den 18. Dezember Annahme von Packeten jeder Art wie an Werktagen — von 8. V. bis 8 N. — statt. Die Packetbestellung erfolgt an beiden Tagen wie an Wochentagen. Landbestclldienst findet am ersten Weinachlsfeiertag nicht statt; am zweiten Feiertag wird er wie an Werktagen ausgeführt. — Eibenstock. Bei der hiesigen Fernsprech- VermittelungSanstalt sind die Dienststunden an den Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen im Sommer auf die Zeit von 7 Uhr Morgens bis 7 Uhr Nachmittags und im Winter auf die Zeit von 8 Uhr Morgens bi« 7 Uhr Nachmittags festgesetzt worden. Die Fernsprecheinrichtung kann daher an diesen Tagen nur bis 7 Uhr 'Nachmittags benutzt werden. — Schönheide, 15. Dezbr. Im hiesigen Kran- kenhause sind gegenwärtig sechs fremde Eisenbahn arbeiter untergcbracht. Einer von diesen hat eine ganz inerkmürdige Verletzung erlitten. Er war bei den Fels- arbeiten beschäftigt. Da sprang ihm eines Tages ein kleiner Stein an die Stirn und zwar dicht über dem linken Auge. Die dadurch verursachte unbedeutende Verletzung hatte sehr schlimme Folgen. ES fand näm lich ein Bluterguß in da« betreffende Auge statt, der den Verlust de« Sehvermögens sür das betreffende Auge herbeisllhrte. Trotz aller ärztlichen Kunst wird der Mann wohl sür immer auf dem einen Auge blind bleiben. Ein anderer Arbeiter leidet an einer Blut vergiftung, die er sich auf folgende Weise zugezogen hat. Er hatte bei der Arbeit eine Hand erfroren, die er dann nicht genügend schonte. Die Hand schwoll bedeutend an, und an einigen Stellen sprang die Haut auf. Da er trotzdem weiter arbeitete, so brachte er die bloßliegenden Wunden mit irgend einem Gegen stände in Berührung, der ihm die Blutvergiftung verursachte. Der Arbeiter hatte die heftigsten Schmer zen zu leiden, ist aber jetzt über alle Gefahr hinweg und befindet sich auf dem Wege der Besserung. — Einen merkwürdigen Fund machte am Sonn abend die Gatiin eine« Zwickauer Bürger«: sie schlachtete zwei Gänse au» und sand dabei im Magen der einen Gan« ein bayerische» Zehnmarkstück. — Falkenstein, 12. Dezbr. Der hiesige Stadt rath läßt ein Verzeichniß der böswilligen Steuer zahler in den Schankwirlhschaften der Stadt aus hängen, und diesen Stcuerrestanten ist der Zutritt bei Strafe verboten. Diese Maßregel scheint sich gut zu bewähren, indem binnen kurzer Zeit bereit« 30 solcher hartnäckiger Stenerschnldner ihren Verpflicht ungen gegen die Skadtgemeindc nachgekommen sind. — Oelsniy i.V. Infolge GaSröhrenbruchS hatte sich am Sonntag in einem Hanse der Albert- straße hier der Keller mit Gas gefüllt; dasselbe ent zündete sich, als der Besitzer den Keller mit Licht be trat und fügte dem Gebäude erheblichen Schaden zu. Personen wurden glücklicher Weise nicht verletzt. — In der Nacht zum 14. VS. M. war in Buch holz in dem Restaurant „zum Walcscblößcben" ein Brand ausgebrochen. Der Feuerwehr gelang eS, das Mobiliar fast sämmtlich zu retten, während der Ver such, da» Gebäude zu schützen, erfolglos blieb. Sehr erschwerend sür die Löscharbeiten wirkte der große Wassermangel. Den im Schlafe durch das Feuer überraschten Bewohnern ist durch das Brennen der Treppen die Flucht abgeschitlen gewesen und haben sich dieselben durch Herablasscn am Seile retten müssen. — Eine dieser Tage zu kurzer Rast in Mylau weilende auswärtige Schlitten-Gesellschaft hatte eine unangenehme Unterbrechung ihrer guten Laune da durch erfahren müssen, daß einem bei der Partie bc- theiligt gewesenen Herrn von dem Pferd des Schlittens, in welchem man fuhr, ein Biß in die Nase beigcbracht wurde, sodaß sofort, nachdem von sachkundiger Hand die erste Hilfe geleistet worden war, ein Verband an gelegt werden mußte. — Der vom Schneidcmllhlenbesitzer Schneider in Rautenkranz mit dem Aufsuchen von Kunden und Vertheilen der bestellten Bretter betraut gewesene, mehrfach vorbestrafte Handarbeiter G. H. Uhlig aus Plauen, welcher widerrechtlich Gelder für gelieferte Bretter in Höhe von zusammen etwa 870 Mark ein- kassirte und behielt, wurde vom kgl. Landgericht zu Plauen wegen Unterschlagung und Untreue zu 1 Jahr 10 Monaten Gefängniß, wovon 3 Monate durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt sind, und zu fünf jährigem Ehrenrechtsverluste verurtheilt. — Das Frontmachen der Bahnwärter fällt vom 1. Januar nächsten Jahres ab fort, nachdem die neue Signalordnung sür die Eisenbahnen Deutschlands das Signal: „Der Zug darf ungehindert passiren" nicht mehr enthält. Ebenso fällt auch das durch den Bahn wärter während der Dunkelheit mit der weißleuchtcn- den Handlaterne zu gebende Signal fort. Daß die Signale mit der Stalionsglocke am 1. Januar 1893 in Fortfall kommen, wurde schon hervorgchoben. — Wie mitgetheilt wird, ist im benachbarten Böhmen mit Ausgabe des neuen Geldes be gonnen worden. Die Silber- und Goldkronen öster reichischen Gepräges werken al« sehr formschön ge schildert, während diejenigen ungarischen Gepräges nicht den gleich guten Eindruck machen sollen. Die Krone, welche annähernd so groß ist, wie ein deutsches Markstück, ist gleich 85 Pfennige. Da die Krone in 100 Heller zerfällt, so sind 10 Heller gleich 8'^ Pf. und 20 Heller gleich 17 Pf. In der ersten Zeit dürfte die neue Berechnung noch manche Schwierig keiten bereiten. — Wenn wir auch die Biene als Wetter prophetin reden lassen, so dürfte ein weiterer milder Winter zu erwarten sein, denn die Fluglöcher der Bienenstöcke sind von ihren Bewohnern nicht, wie in harten Wintern, durch Wachs und Harz verengert worden. Amtliche Mittlikiluiigen aus Len Sitzungen -es Stadtraths zu Eibenstock. Sitzung vom 17. November 1892. Vorsitzender: Bürgermeister l)r. Körner. An wesend: 4 RathSmitglicder. 1) Die vom Baumeister Kieß angebotenen Grünsteine I werden zum Preise von 3,-z M. für das cbm an gekauft. 2) Ein Gesuch um Anstellung als Hebamme wird mangels Bedürfnisse« z. Zt. abgelehnt. 3) Aus gleichem Grunde werden einige ConcessionS- gesuche nach Nr. 33 der Reichsgewerbeordnung abgewiesen. 4) ES sind in letzter Zeit Fälle angezeigt worden, daß Eltern ihre Kinder ungerechtfertigter Weise vom Schulbesuche zurückgehalten haben. Coinspek- tionswegen wird gegen die Schuldigen die Ein leitung de« Strafverfahren» wegen eigenmächtigen Einschreitens gegen die Ordnung der Schule be schlossen. 5) Die Bestimmungen über da« Halten von Geschirren auf öffentlichen Straßen und Plätzen sollen unter Hinweis auf die angedrohten Strafen erneut zur Nachachtung in Erinnerung gebracht werden. Außerdem kommen noch 3 innere Verwaltungs angelegenheiten, I Sparkassen-, 2 Bau-, 2 Schulin- spektions- und 3 Schankstättenverbotssachen zum Bor trag und zur Beschlußfassung. Sitzung vom 22. November 1892. Vorsitzender: Bürgermeister l)r. Körner. An wesend: 4 RathSmikglieder. 1) Der Bebauungsplan für den Stadttheil Erotten- see Ist vervielfältigt worden und soll, soweit der Vorrath reicht, zum Verkauf gestellt werden. Der Preis für ein Exemplar wird auf 1 M. festgesetzt. 2) Für die Nothleidenden in Hamburg will man eine öffentliche Sammlung veranstalten. Hierüber werden 4 Bansachen erledigt. Ferner kommen in der Sitzung vom 24. November 1892 3 Bansachen, 1 Sparkassen- und 1 IchulinspektionS- sache zur Berathung und Beschlußfassung. Aus vergaugeuer Zeit — kür «ulere Seit. Im Anfang de» 18. Jahrhunderts besaß Spanien noch den größte» Theil von Amerika, ca. 250,000 Quadratmeilen mit ca. 17 Millionen Menschen. Nachdem Nordamerika sich seine Unabhängigkeit von England erkämpft hatte, erhob sich auch Südamerika und insbesondere gegen das Mutterland Spanien. Sehr langwierig, blutig, verworren waren die Kämpfe und zur Ruhe ist man bekanntlich in jenen wilden Theilen Amerikas noch nicht gekommen, wird man auch nicht sobald konimen, wennschon europäische Staaten gar keinen An- theil mehr an Südamerika habe». Im Bordergrunde des Interesses bei den südamerikanischen Besreiungskämpsen steht der mit Recht „Washington des Südens" genannte Simon Bolivar von Caracas. Er war es, der die Erhebung gegen die Spanier organisirie und der am 17. Dezember 1818 den aus Venezuela und Neugrada bestehenden Freistaat Columbia gründete, mit dieser Benennung zugleich die Pflicht der Dank barkeit gegen den großen Entdecker Amerikas abtragend. Von diesem Frciftaate aus, der zunächst seine Selbstständigkeit den spanische» Heeren gegenüber zu wahren wußte, erstand allmäh lich die Besreiung der übrigen Staate» Südamerikas. Ober- Peru, das sich ,u einer selbstständigen Republik constituirte ehrte das Andenken an Bolivar, indem eS sich Bolivia nannte. 18. Dezember. Der 18. Dezember 1878 ist ein sehr wichtiger Tag in der Geschichte des detttschen Reiches, wennschon an diesem Tage keine blutige Schlacht geschlagen und keine diplomatische Aktion abgeschlossen wurde. Das friedliche Werk aber, das an diesem Tage geleistet ward, es ist vielleicht von größerer Bedeutung, als manche wichtige Schlacht und manch' bewunderter diplo matischer Schachzug. Am genannten Tage sand die dritte Lesung der vier Iustizgesetze statt, die heute die Grundlage unserer Rechtspflege bilden, nämlich: Citnlprozeßordnung, Kon kursordnung, Gerichtöverfassungsgesetz und Strasprozeßordnung. ES war ein großes Werk, das da seiner Vollendung entgegen geführt wurde; cs handelte sich einfach um eine einheitliche Rechtspflege im geeinigten deutschen Reiche. Allerdings war das, was erreicht wurde, noch lange nicht mustergiltig und nicht verbesserungSunsähig; im Gegeniheil, wir haben die Mängel dieser Justizgesctzgebnng ost genug schon kenne» gelernt und erlebe» täglich, daß die Forderungen der Verbesserung sehr lebhaft und dringend erhoben werden. Und wenn Professor Jäger in seiner Fortsetzung von Schlossers Weltgeschichte bei der Erörterung jener Gesetze die Frage, ob Prcßvcrgehen von Geschworenen, oder von gelehrten Richtern abgeurthellt werden sollen, als eine „untergeordnete" bezeichnet, so ist das eben noch lange nicht richtig, vielmehr ist diese Frage aus sehr vielen Gründen ebenso wichtig wie die Berufung gegen Siras- kammer-Urtheile und wie die Entschädigung unschuldig Ver- urtheilter. Aber das ist allerdings richtig, daß der Reichstag Recht daran that, über diese Fragen nicht die ganze Gesetzes- Vorlage zu Falle bringen zu lassen und daß er die Juftizge- setze mit 180 gegen 10t) Stimmen annahm. 18. Dezember. „Immer hübsch langsam voran", hieß es vor 100 Jahren in deutschen Landen. Nachdem die Reichsstände ihr Gutachten dahin abgegeben hatten, daß Frankreich als Ruhestörer zu be kriege» sei, bestätigte Kaiser Franz II. dies Gutachten, welches die sämmtlichen Reichstruppen gegen die Franzosen zu den Waffen rief. Nach Erledigung dieser „Instanz" am 18. De zember 1782 konnte es nun losgehen gegen die Franzosen. Es ging aber noch lange nicht los, vielmehr erfolgte die Kriegs erklärung erst viel später. Vermischte Nachrichten. — Stnventenunruhen in Pest. Der Pro fessor der Chirurgie 1>r. Kovac», welcher kein beson deres Mitgefühl sür seine kranken Mitmenschen zu haben scheint, war am 10. Dezember in einem Lehr saale Gegenstand feindseliger Kundgebungen der Stu denten. Die Veranlassung hierzu wird folgender maßen dargestellt: Ein Arzt au« der Provinz erschien auf der Klinik, um sich untersuchen zu lassen und Professor Kovacs erklärte, der Kranke müsse am Halse operirt werden. Der Landarzt richtete zitternd an den Professor die schüchterne Frage, ob die Operation wirklich durchgeführt werden müsse. Hierauf habe Professor Kovacs den Patienten angeherrscht und ihm gesagt, er müsse sich allerdings nicht operiren lassen, denn eS gebe in Pest genug Leichenbestattungsanstalten; er könne auch zwischen einem zweispännigen und einem vierspännigen Leichenwagen und zwischen dem neuen und dem alten Friedhose wählen. Nun willigte der Kranke in die Operation, die auch ausgeführt wurde. Die anwesenden Studenten hatten die Aussprüche des Professors mit lautem Zischen begleitet, woraus sich Professor Kovac« mit den Worten an die Stu denten wendete: „Wir treffen un« ja bei den Rigo rosen!" Am 10. Dezember war der Hörsaal von mehr al« dreihundert Studenten gefüllt. Die Medi ziner erzählten auch, daß Professor Kovac» die nicht narkotisirten Kranken während der Operation brutal zu behandeln pflege und dieses Vorgehen al» die „ungarische Narkose" zu bezeichnen liebe. Diese und ähnliche Erzählungen steigerten den Unmuth der Studenten auf da« Höchste und dieselben em pfingen den Professor mit stürmischen Pereatrufen, auch hörte man die Rufe: „Wir brauchen keine ungar ische Narkose!" Profeffor Kovac- rief den Studenten zu, sie möchten nicht inSgesammt schreien, sondern den Muth haben, ihm von Mann zu Mann ein Pereat zuzurufen; zugleich machte er eine neuerliche Anspiel ung auf die Begegnung bei den Rigorosen. Darauf