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Amts- und Anzeigevlatt für den Lc;irk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung 18SS «rschetnt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- lertion-preiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«» Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »9. Dienstag, den 22. November Anläßlich des Baues der Staatseisenbahn Saupersdorf-Wilzsch- hans finden in nächster Zeit in de» Flurbezirken Schönheide, Neuhetde und Oberstützengrün zwischen den Stationen ISO und 175, sowie zwischen Station l80 und 100 mittelst Lokomotive Massentransporte statt, wobei die Hommlmicationswege von Aeukehn nach Schönheide, Acuheide nach Höerliükengrün. Gverstütrengrün nach Äverschönheide, der Dorfweg in Höer- und Anterlchünheidc sowie die fiskalische Straße von Schönheide nach Hverstntzengriin berührt beziehentlich mit Gleisen überschritten werden. Es wird daher für den Verkehr auf genannten Wegen und Straßen während de« Passirens der Bauzüge Vorsicht empfohlen und den Geschirrführern zur Pflicht gemacht, während des Vorüberfahrens der Züge ihre Gespanne zu führen. Schwarzenberg, am 16. November 1892. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. St. 14. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten Donnerstag, den 24. Wovemöer 1892, Aöends /-8 Wkr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 19. November 1892. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Richard Hertel. V « N «o " i» 8: 1) Bewilligung eine« regelmäßigen jährlichen Beitrags zur Unterhaltung der Unger'schen Brücke am Bahnhöfe. 2) Ankauf von Gasaktien. 3) Miltheilung des GaSbeleuchtungS-AkiienvereinS über die erfolgte Revision des Werths der Gasanstalt. 4) Ernennung dreier Wahlgehülfen zur Stadtvcrordnctenwahl. 5) Prüfung und Justifikation der Stadtkassenrechnung auf das Jahr 1891. 6) Schulhausbau. Hierauf geheime Sitzung. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Zweifel über die Frage, wo die Mittel zur Deckung des Mehrbedarfs an fort dauernden Ausgaben, welcher als Folge der in Aus sicht genommenen HeereSverstärkung erwartet werden muß, Herkommen sollen, werden nun gelöst. Die hierfür ausgearbeiteten Gesetzentwürfe sind mit Genehmigung des Kaisers dem Bundesrath vorgelegt. Danach wird, wie der „Reichsanzeigcr" amtlich an- giebt, beabsichtigt, die erforderlichen Mittel aus einer ergiebigeren Besteuerung des Bieres, deS Brannt weins und der Börsengeschäfte zu gewinnen. Die Biersteuer soll innerhalb der Brausteuerge meinschaft verdoppelt werden. Um indeß einer Ueber- bürdung der kleineren Brauereien vorzubeugen, die infolge ihrer unvollkommeneren technischen Einricht ungen einen relativ größeren Malzverdrauch zu haben pflegen als die Großbetriebe, wird für die ersteren eine Ermäßigung der Steuer empfohlen, deren finanzielle Wirkung durch eine Erhöhung des Satzes für die letzteren ausgeglichen wird. Ferner soll der Satz, nach welchem den einzelnen betheiligten Staaten die Kosten der Erhebung und Verwaltung der Brausteuer vergütet werden, künftig von 15 auf 10 Proz. ter Gesammteinnahme ermäßigt und Elsaß-Lothringen bei dieser Gelegenheit in die Brausteuergemeinschaft einbezogen werden. Der Ertrag der Branntweinsteuer soll durch eine Erhöhung des niedrigeren Satze« der Verbrauchsab- gabe von 50 auf 55 Pfennig für das Liter reinen Alkohol« gesteigert werden. Daneben wird e« nöthig, die Gesammt-JahreSmenge Branntwein, welche zum niedrigeren Abgabesatze hergestcllt werden darf, von 4,s aus 4 I reinen Alkohols für den Kopf der Be völkerung herabzusetzen, um gegenüber dem Zurück bleiben de« Trinkkonsums hinter den Erwartungen die Wirkung der Kontingentirung auch für die Zukunft sicher zu stellen. Der letzte Vorschlag geht dahin, die durch das Gesetz vom 29. Mai 1885 eingeführte Abgabe von Kauf- und Anschaffungsgeschäften über Werthpapiere und andere börsenmäßig gehandelte Waaren, Nr. 4 deS Tarif» zum Reichsstempelgesetze, von bezw. vom Tausend auf da« Doppelte dieser Sätze zu erhöhen und durch veränderte Abstufung der Werth klassen in Zukunft die Möglichkeit auSzuschließcn, daß namhafte Beträge von der Besteuerung überhaupt frei bleiben. Der au» der Durchführung dieser Steuerprojekte sich ergebende Mehrertrag ist — einschließlich der von den süddeutschen Staaten an Stelle der Biersteuer zu entrichtenden Aequivalente — auf inSgcsammt etwa 58 Millionen Mark jährlich zu schätzen. Eine höhere Besteuerung deS Tabak» in irgend welcher Form wird nicht beabsichtigt. — Berlin. Der Prozeß gegen Ahlwardt in Sachen der .Judenflinten-, indem die Hauptver- Handlung vor der Strafkammer auf den 29. d. M. anbcraumt ist, dürfte nach dem Umfange der An klageschrift zu schließen, sich sehr erheblich in die Länge ziehen. Die Anklage ist nicht weniger als 260 Seiten stark und enthält etwa 80 verschiedene Strafanträge, darunter die des Staatsministeriums, des Kriegsministers, des Oberstlicutnants Kühne, zahl reicher Regimentskommandeure und vieler anderer Offiziere, die Ahlwardt in seinen Schriften und Reden beleidigt haben soll. — Hamburg. Der Senat hat eine Bekannt machung erlassen, in welcher Allen, welche zur Be kämpfung der Choleraseuche beigctragen haben, namentlich auch für die von auswärts aus anderen Staaten und Städten Deutschland« geleistete reiche Hülfe durch Hülfskomitees, Aerzte und Krankenpfleger der herzlichste Dank deS Senats ausgesprochen wird. Gleichzeitig wird an geordnet, daß am nächsten Buß tage, den 25. November, in allen Kirchen des Ham burgischen Staatsgebietes ein allgemeines Dankfest stattfinden soll. — Bekanntlich ist behauptet worden, der Kaiser habe, als er seine Zustimmnng zur Militärvorlage gab, dem Reichskanzler Grafen v. Caprivi gegenüber geäußert: „Sehen Sie zu, wie weit Sie damit kom men." — Hierzu schreibt jetzt der „Reichsanzeiger": Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß die Sr. Majestät in den Mund gelegte Aenßerung vollständig erfunden ist. Se. Majestät hat weder die erwähnten Worte gebraucht, noch sich in diesem oder einem ähnlichen Sinne geäußert." — Offiziell wird bestätigt, daß der Kaiser die Eröffnung de« Reichstages per sönlich vollziehen wird. — Eine Einrichtung, der die letzten Gedanken, auch die letzte öffentliche Rede im Reichstage unseres großen Schlachtcnlenkers, Grafen Molkte, gegolten, soll sich nunmehr verwirklichen. Nachdem im Som mer d. I. bereit» Bayern, Württemberg, Baden und von auswärtigen Staaten Oesterreich-Ungarn zur Einführung einer Einheitszeit übergegangen, soll für den nächsten Frühling auch der Zutritt der preußischen Bahnen und damit de« gesummten Norddeutschlands zu gewärtigen sein. Da auch die Verhandlungen mit der Schweiz und Italien einen der Einheitszeit günstigen Verlauf versprechen, so ständen wir vor der Lösung eines Problem«, das in den letzten Jahren die weitesten Kreise beschäftigt hat; denn nach Herstellung der Einheitszeit für die Mittelstaaten Europa« kann auch der Zutritt der noch übrigen in Betracht kommenden europäischen Staaten nicht zu lange mehr auf sich warten lassen. Am Bodensee, sonst dem klassischen Boden der ver schiedenen Zeitrechnungen, machte sich die wohlthätige Wirkung der Einheitszeit in diesem Sommer bereit» bemerkbar. Bregenz, Lindau, Friedrichshafen, Kon stanz hatten dieselbe Zeit, und nur in Romanshorn wurde noch nach Berner Zeit gerechnet. Auf die Bedeutung der einheitlichen Zeitrechnung für da» Heer hatte die schon erwähnte Rede de» Grafen Molkte hingewiesen. — In den maßgebenden Kreisen wird augenblick lich, wie der „Reichsanzeiger' auch bestätigt, der Gedanke erwogen, die Kompetenz der Amtsge richte zu erweitern und zwar namentlich nach der Richtung hin, daß dieselben auch für Klageobjekte über 300 Mark hinaus zuständig sein sollen. Wie verlautet, soll eine Grenze bis zu 500 Mark hinaus in Aussicht genommen, eine definitive Festsetzung in dieser Beziehung aber noch nicht erfolgt sein und erst nach dem Ergebniß der angestellten statistischen rc. Erhebungen stattfinden, lieber den Zeitpunkt der Einführung dieser Maßregel, welche schon längst ein dringender Wunsch der Geschäftswelt ist und eine wesentliche Entlastung der überbürdeten Landgerichte herbeisühren würde, verlautet zwar noch nichts Be stimmte«, doch ist die Möglichkeit keineswegs ausge schlossen, daß der Antrag auf bezügliche Abänderung der Zivilprozeßordnung noch in der bevorstehenden Parlamentssession gestellt wird. Locale und sächfische Nachrichten. — Dresden. „Heinrich Scham, vordem Pu der genannt", der Dresdner Musikschreiber, befindet sich dermalen im Kriegszustand mit der Dresdner Polizei, die ihm die Erlaubniß verweigerte, ein Pla kat öffentlich anznschlagen, in welchem er „die jetzigen Aftcrzustände der Ueberkultur, des AlkoholiSmuS, des FleischfresserthumS u. s. w." als unhaltbar bezeich nete. Aber nicht dieser Streit an und für sich ist das Lustigste an der Geschichte, sondern daß Heinrich Scham, vordem Pudor genannt, nun in seinem an die Polizei gerichteten Schreiben, worin er sein Plakat vertheirigte, sich der Anrede „Ihr" und „Euch" be diente. Die Dresdner Polizei verwies ihm dies. Herr Scham antwortete darauf: „Ich erwidere, daß ich mich nicht nur der Polizei, sondern Jedermann — nicht zuletzt dem Könige gegenüber („Eure Maje stät" sagt Ihr wohl selbst) de» Ihr, Euer bediene, das Sie aber nur dann anwendc, wenn ich eben von dritten Personen, nicht von zweiten, von ihnen, nicht von Euch spreche." — Leipzig, 19. Novbr. Nach einer au» Weißen fels hierher gelangten Mittheilung ist daselbst eine Zigeunerbande gesehen worden, welche ein etwa 3jähriges Mädchen bei sich geführt hat, welche« anscheinend geraubt worden ist. Die Kleine soll blonde» Haar, blaue Auge» und zarte, weiße Gesichtsfarbe haben. — Die Verhandlung gegen den praktischen Arzt Doktor v. Tischendorf in Leipzig, der sich al» Arzt der Ortskrankenkasse vielfache Unredlichkeiten hat zu Schulden kommen lassen, wird, nachdem der vor dem Landgerichte anberaumte Terniin bereit» aus gehoben war, nun doch noch stattfinden. Die Be mühungen de» Angeklagten, eine Niederschlagung de» Verfahren» zu erreichen, sind gescheitert. — Schneeberg. Vor einigen Wochen machte hier die Verhaftung de» langjährigen Prokuristen eine» hiesigen Fabriketablisscment« peinliche» Auf sehen. Am 16. d. wurde derselbe, der Kaufmann Heinrich Och», von der Strafkammer de» König!. Landgericht« Zwickau wegen Betrug» und Unter schlagung zu 3 Jahren Gesängniß nebst 5jährigem Ehrenrechtsverlust verurtheilt. — Lößnitz. In der Nacht vom Donnerstag