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Amts- und Anzeigeblatt «r,che1»t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertiontpreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Lchrk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «bo»neme«t viertelt. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs« Postanstalten. ISS verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »s. Aaßrg«»». Dienstag, den 8. November 18SS. Bekaillltmiichililg. Am 1. und 2. diese» Monat» sind: 1) Herr Kaufmann Mar Iluger al- Vicezugführer der Spritze V, 2) Herr Kaufmann William Aiegker als Vicezugführer der Spritze III, 3) Herr Kaufmann Uank Weyer al» Zugführer der Spritze IV, 4) Herr Maschinensticker Uauk Kendek al» Zugführer der Bedienungs mannschaften deS GeräkhewagenS der städtischen Feuerwehr verpflichtet und eingewiescn worden. Eibenstock, den 3. November 1892. Der Stadtrath. »i-. KSrner. Hans. Am 1. November 1892 ist der zweite Termin der diesjährigen hiesigen Cornmimanlagen fällig gewesen. ES wird dies mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der achttägigen Zahlungsfrist gegen etwaige Restanten das Zwangsvollstreckungs verfahren einzuleiten ist. Dcr Gcmeinderath zn Schönheide. Bekanntmachung. Die Wahl eines ländlichen Abgeordneten zur Bezirksversammlung für die zu einem Wahlbezirke vereinigten Gemeinden Gbcrftiitzrngriin, Iliiterstiitzengriiii und Hun-shübrl soll Donnerstag, den 17. Wovör. a. 6., Wachmittags 2 Mr im Bbttcher'schen Gasthofe hier statlfinden. Die Herren Vorstände be ziehentlich Wahlmänner genannter Gemeinden werden hierzu freundlichst eingcladen. Ober stützen grün, den 4. November 1892. Rittler, Waljkcommistar. StaatS-A." mittheilt, Birken und Weiden, weniger Buchen, Fichten und Akazien erwiesen. — Oesterreich-Ungarn. Deutsch ist zwar in Oesterreich die Amts- und HeereSsprache, ohne indessen al» Staatssprache formell anerkannt zn sein. Auf den Münzen erscheint nunmehr La teinisch als offizielle Staatssprache. Während die neuen ungarischen Münzen einen ungarischen Text ausweisen, liest man auf den österreichischen Kronen XX oder X ..coroime", auf den österreichischen Scheide münzen gar nur die Zahl ohne Angabe der Münz gattung, vermuthlich weil für das Wort „Heller" noch keine lateinische Uebersetzung gefunden worden ist. Die alten österreichischen Münzen tragen deut schen Text, den Jedermann verstand, die neuen Münzen mit ihrem Latein bilden ein weitere» Zu- geständniß an die Slawen auf Kosten der Deutschen. — Dänemark. Nach einem Kopenhagener Berichte der „Pol. Korr." hat die dortige katholische Gemeinde dieser Tage einen Bischof erhalten, was im Hinblick darauf, daß es seit der Reformation keinen katholischen Bischof in Dänemark gab, als ein beach- tenswerthes Ereigniß anzusehen sei. Der Katholizis mus mache überhaupt, wie der Bericht betont, in Dänemark stetige Fortschritte und es sei angesichts dcr von ihm mit reichen Mitteln betriebenen Propa ganda kaum zu bezweifeln, daß er sich in der nächsten Zukunft noch weiteren Boden erobern werde. Am I. November ist in Kopenhagen die Feier des 50- jährigen Bestandes ter dortigen katholischen Ansgar- kirche solenn begangen worden. — Spanien. Die Unruhen in Granada, wo eine zehntausend Personen starke Volksmenge, wüthend über da» Nichtkommcn dcr königl. Familie zur Kolumbusfeier, alle Triumphbogen, Fahnenmasten und die königl. Tribüne zerstörte, die Behörden und die Gendarmerie vom Hauptplatze verjagte und selbst ständig das Kolumbus-Standbild enthüllte, haben große Besorgniß in den politischen Kreisen Spanien» hervorgerufen. Richt nur die gesammte Oppositions presse, sondern auch konservative Blätter tadeln hef tig die schwankende unzuverlässige Politik CanovaS'. Eine Ministerkrisis gilt al« bevorstehend. Die Mi nister geben die offiziell «»gezeigte Reise nach Gra nada aus Furcht vor Volksvemonstrationen auf. Der Präsekt und der Bürgermeister von Granada wurden abgesetzt. Die Entlassung des Bürgermeisters von Madrid ist angenommen. Locale und sächsische Nachrichten. — Leipzig, 3. November. In einer am gestrigen Abende hier abgehaltenen öffentlichen Versammlung des „städtischen Vereins" wurde über das Thema: „Die Leipziger Messe" refcrirt. Der Referent erörterte die mißlichen Folgen de» Ausfälle» der dies jährigen Michaelismesse und beleuchtete da» Bestreben Berlin», die Messen von hier nach dort zu verlegen. Sodann trat er für die Aufhebung aller derjenigen Bestimmungen ein, welche die Entwickelung de« Meß vergnügen» hemmten, so da» Verbot der Schaubuden, Schießbuden und Singspiel-Gesellschaften auf dem Meßplatze und dergleichen. Man beschloß, bei den hiesigen städtischen Behörden dahin vorstellig zu wer den, diese Meßbeschränkungen künftighin in Wegfall zn stellen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Am 4. d». MtS. hat im ReichS-Eiscnbahnamt eine kommissarische Ver handlung stattgefunden, um über die Frage der Sonn tagsruhe im Eisenbahn-Güterverkehr zu be- rathen. Zeitraubende Erhebungen über den bisherigen Zustand waren vorauSgegangen. Vertreter dcr Re gierungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württem berg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg sowie de» Senats von Lübeck nahmen an der Verhandlung theil. Allseitig wurde als erwünscht anerkannt, daß den Eisenbahn-Beamten und -Arbeitern eine ausgiebigere Sonntagsruhe gewährt werde; indcß schien es erforderlich, zunächst durch eingehende Er mittelungen fcstzustellen, ob und unter welchen Voraus setzungen eine Einstellung deS Güterverkehrs an Sonn- und Festtagen durchführbar sei. Diese Ermittelungen sollen nach übereinstimmenden, bei der jetzigen Ver handlung vereinbarten Grundsätzen ausgeführt werden. Auf den preußischen und sächsischen Staatscisenbahncn sind derartige Vorarbeiten bereits im Gange. — Die „Münch. Allg. Ztg." schreibt: „Wenn kürzlich", schreibt u»S unser Vertreter aus Berlin, „in einer mitteldeutschen Zeitung behauptet wurde, die Veröffentlichung der Militärvorlage „sei von einer deutschen Regierung auSgcgangen, welche mit der Vorlage nicht einverstanden sei", so hat dcr Ver fasser dieser Notiz vielleicht Glocken läuten hören, von denen er nicht recht wußte, wo sie hängen. Per sonen, welche den Anspruch erheben, als unterrichtet zu gelten, versichern allerdings, daß die Militärvor lage an den größeren deutschen Höfen mit ernsten Bedenken ausgenommen worden sei, sowohl wegen der Kosten al« wegen des darin zugesagten UcbergangeS zur zweijährigen Dienstzeit. Als die Souveräne, welche namentlich in letzterer Beziehung nicht ohne Sorgen sind, werden — ob mit Recht oder Unrecht bleibt dahingestellt — die Könige von Sachsen und Württemberg und der Großherzog von Baken bezeich net. Unwahrscheinlich ist die Sache nicht. König Albert, gegenwärtig unbestritten Deutschlands erster Feldherr, weiß die Qualität einer Armee viel zu hoch zu würdigen, um sie zu Gunsten der Quantität preis zugeben, ihm sind die großen Erfahrungen de» Jahre» 1870, die Leistungen der von ihm geführten MaaS- Armee und des 12. Armeekorps bei St. Privat viel zu sehr im Gedächtniß, als daß er der Neuerung freudig zustimmen sollte. PopularitätSbedürsniß kann für ihn bei der Entscheidung über militärische Fragen nicht in Betracht kommen. Der König von Württem berg aber und der Großhcrzog von Baden sind aus der militärischen Schule Kaiser Wilhelm'« I. hervor gegangen, und man darf voraussetzen, daß sie noch heute aus dem Boden der Anschauungen stehen, welche Moltke wiederholt im Reichstage über die zweijährige und dreijährige Dienstzeit vorgeiragen hat. Aber auch über die Militärvorlage hinaus verlautet, daß die genannten deutschen Souveräne auch sonst mit der Richtung wenig einverstanden seien, welche die deutsche Entwickelung der letzten Jahre genommen hat, und au» diesem Umstande heraus mag da» Ge rücht entstanden sein, welche» au» politischen Kreisen bereits Milte August verbreitet und noch in den letzten Wochen von gut orientirten Persönlichkeiten in Baden bestätigt wurde: daß auf Anregung des Großherzogs beschlossen worden sei, gelegentlich der lothringischen Manöver die Lage deS Reiches zum Gegenstände einer gemeinsamen Erörterung mit Sr. Majestät dem Kaiser zu machen, und namentlich auf die dringende Noth- wendigkeit hiuzuweiscn, die Kluft zu schließen, welche gegenwärtig den Kaiser noch von dem größten Deutschen, dem Staatsmanne trennt, welchem Kaiser und Reich ihre Wiedcrerstehung verdanken und dcr in seiner Person die festeste Klammer des Reiches darstellte." Diese Ausführungen des Gewährsmannes der „Münch. Allg. Ztg." sind, wie die „Dr. N." bemerken, jeden falls mit aller Reserve aufzunehmen. — München. Alljährlich im Spätherbst, wenn die Hauptfeldarbeit gclhan ist und noch keine Schnee spur zum Verräthcr werden kann, regen sich, wie aus Aibling geschrieben wird, in unserer Umgebung die Haberfeldtreiber und fast immer in der Nacht vor einem Sonntag oder Feiertag findet das Treiben statt. Vorletzten Sonnabend nun war in Holzkirchen das Gerücht verbreitet, daß in der Nacht „etwas los gehen werde"; die Gendarmerie war benachrichtigt und verstärkt — aber Alles blieb ruhig. Sei e-, daß die Haberer — wie schon so oft — absichtlich die Nachricht verbreitet halten, um die Polizei irre zu führen, sei es, daß ihre Absicht, dort zu treiben, vcrrathen, sie selbst jedoch rechtzeitig gewarnt wurden. Dafür triebe» sie es in fraglicher Nacht um so bunter in dem nahen Götting. Kaum hatte die Thurm uhr die Mitternachtsstunde auSgeschlagen, als das Treiben begann. Erst ein starker Schuß, wie aus einem Böller, vom Irschenberg her, dann eine förm liche Gewehrsalve und jetzt brach« loS: „Schreien, Pfeifen, Johlen, die „Windmühle" klappert, Kuhschellen klingen hinein, dazu ununterbrochenes Gewehrgeknatter — kurz ein Höllenlärm, der auf weite Entfernung gehört wurde. Auf den Pfarrhof warS abgesehen, dort und noch bei zwei Bauern wurde regelrecht ge trieben. Alle Straßen und Zugänge zum Dorf hatten die Haberer durch Posten gesichert, beispielsweise waren an der Mangfallbrücke drei Mann ausgestellt. Nach etwa Stunden war der ganze Spuk vorüber. — Götting und seine Umgebung wurde — besonder» in den früheren Jahren — häufig von den Habere-n heimgesucht; vor etwa 2b Jahren trieben sic es so bunt, daß plötzlich alle waffenpflichtigen Leute jener Gegend zum Militär cinberufen und eine größere Abtheilung vom Leibrcgiment, mit dem Stab in Götting, dorthin verlegt wurde. — Ueber den Schutz der Waldungen, welche von der Eisenbahn durchschnitten werden, gegen Ent zündung durch FunkenauSwurf der Lokomotiven sind seit Jahren in mehreren EiscnbahndircktionSbe- zirken Versuche angestellt worden, welche ergeben Haden, daß sich ein erhöhter Schutz damit erreichen läßt, daß die vorhandenen Forstschutzstreifen mit Laubholz in niederem Umtriebe ausgesorstet werden. Derartige Anpflanzungen sind geeignet, sowohl die Funken auf zufangen und unschädlich zu machen, al« auch da» WachSthum feuerempfänglicher Vegetation auf dem Erdboden hintanznhalten. Als besonder» geeignet für diese Anpflanzungen haben sich, wie der „Reichs- und