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Amts- und Anzeigeblatt ISO Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelt. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Jahr,«««. Donnerstag, den 3. November 18SL Bekanntmachung. Donnerstag, de« 10. November 1892 wird der Kammerjäger Oltzmann au« Crimmitschau hier anwesend sein; demselben ist von uns Auftrag zur Vertilgung der Ratten in den öffentlichen Schleußen ertheilt worden. Wir machen rie Hausbesitzer auf die Anwesenheit des genannten Oltzmann mit der Aufforderung hicrvurch aufmerksam, bis zum 9. November an Rathsstelle anzumelden, ob die Hilfe des Kammerjägers beansprucht wird. Für ein gewöhn liches Haus beträgt die Vergütung 50 Pf. Eine vielseitige Betheiligung ist wegen der dadurch bedingten wirksameren Vertilgung erwünscht. Eibenstock, den 2. November 1892. Der Stadtrath. »w. Körner. Hans. BelalllltMLchttng. Mit Ende dieses Jahres scheidet der zeitherige Abgeordnete zur Bezirks versammlung aus. ES werden nun die Herren Gemeindevorstände bez. Wahl männer der zu einem Wahlbezirke vereinigten Gemeinden und selbstständigen Güter, Losa, Larlsfeld mit WcitkrsglaslMe und Wildrnthal hierdurch freund lichst eingeladen, Sonnabend, den 12. Wovemöer a. e., Wachm. 3 Mr im Drechsler'schen Gasthofe zu erscheinen, um die Neuwahl vorzunehmen. Wildenthal, den 30. October 1892. Ott, Wahlvorsteher. Bekanntmachung. In dem HauSgrundstücke Winbischtveg 491» Abth. K ist unter dem Rinderbestande die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Eibenstock, den 2. November 1892. Der Stadtrath. Ki-. Körner. Herbst-Jahrmarkt in Eibenstock am 7. und 8. Movember 1892. Der Stadtrath. Freitag, den 4. November 18S2, Vormittags 11 Uhr sollen im Börner'schen Gasthofe zu Larlsfeld ungefähr 80 Centner Heu, 2 Centner Leim, 40 Paar gefütterte Holzfchuhe und eine grötzere Menge Hosenträger gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 28. Oktober 1892. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Liebmann. lands evangelische Fürsten und die Regierungen der deutschen Freien Städte — sie leben hoch!" Hagesgeschichte. — Italien. Die vatikanische «Voce della Berits", welche in Rom erscheint, äußert sich aus fällig über die Wittenberger Rede des Kaiser-, die einen Rebellen und Deserteur verherrliche. Die deutschen Katholiken dürften die Auslassungen de« Kaisers nicht gleichgiltig Hinnehmen. Zum Glück stehe heute der Papst als Triumphator da, und die römische Kirche sei mächtiger als je, während der Protestantismus längst todt sei. — Frankreich. Auch die französische Presse beschäftigt sich naturgemäß sehr lebhaft mit der kommen den Militärvorlage in Deutschland. Der „TempS" giebt die einzelnen Ziffern der neu gefor derten Summen bezw. KadreS wieder und bemerkt dazu: „Für den, der mit den Verhältnissen vertraut ist, hat die Angelegenheit nichts überraschendes. General Verdy du VernoiS hatte eine Vorlage auS- gearbeitet, die bestimmt war, ohne an der dreijährigen Dienstzeit zu rühren, die Offensiv- und Dcfensivkraft des Reiches erheblich zu verstärken. Herr von Capriri hielt es nicht kür geboten, diese Forderungen zu stellen, ohne eine» Gegenwerth anzubieten. Er bietet also die zweijährige Dienstzeit — nur fakultativ und für die Infanterie, mit Beibehaltung des Verfassungs paragraphen von der dreijährigen Dienstzeit — gegen Bewilligung einer enormen Vermehrung der FricdenS- priisenzstärke. — Man muß sich fragen, welche Auf nahme die Vorlage in dieser Form finden wird. Die Fortschrittsparteien sind von vornherein entschieden dagegen. Die äußerste Rechte will von einer Preis gabe der dreijährigen Dienstzeit, auch nur dem Scheine nach, nichts wissen, die ehedem ven Anlaß zu den berüchtigten VerfassungSkämpfen von 1862— 66 ge geben. DaS Zentrum überlegt, ob eS seine Zu stimmung gegen gleichwerthige Konzessionen ertheilen und damit die Stellung in der Opposition aufgeben soll, die ihm von Windthorst vorgeschrieben ward und für die ihm seine Wähler Dank wußten. Die Na- tionalliberalen schwanken zwischen ihrer gewohnten zahmen Gefügigkeit und der Furcht, e- mit der bürger lichen Mehrheit ihrer Wähler zu verderben, die in finanziellen Angelegenheiten keinen Scherz verstehen, sobald ihr eigene- Interesse so dicht auf dem Spiele steht. Jedenfalls darf darf man auf den AuSgang de« Kampfes gespannt sein, der augenblicklich noch gänzlich ungewiß ist. — Rußland. Aus Petersburg wird der „Köln. Ztg." über den Grund, warum der Komman- Das Wittenberger Fest. Am Montag, bei der 37bjährigen Wiederkehr des Tages, an dem Or. Martin Luther seine 95 Thesen an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg schlug, hat auf Befehl des Kaisers die feierliche Ein weihung der erneuten Schloßkirche stattge funden. Fast alle evangelischen Fürsten waren der Einladung des Kaisers zur Theilnahme an der Feier gefolgt oder hatten sich vertreten lassen. Auch die Könige von Schweden-Norwegen und Dänemark, so wie die Königin Viktoria von England waren durch den schwedischen Kronprinzen, den dänischen Gesand ten und den Herzog von Jork, den ältesten Sohn des Prinzen von Wales, vertreten. Die Feier bestand in Festgottesdienst, historischem Festzug, Galatafel und Aufführung des Herrigschen LutherfestspielS. Am bedeutendsten wurde die Feier durch die Rede des Kaisers, die dieser bei der FrühstückStasel hielt, und die folgenden Wortlaut hat: „Im dankbaren Aufblick zu Gott dem Herrn, der uns in seiner Gnade das heutige Fest bereitet, erhebe ich den Pokal, den die Stadt Wittenberg dem Reformator vr. Martin Luther zu seiner Hochzeit im Jahre 1525 dargebracht hat. ES war dies die Zeit, zu der die Reformation in den deutschen Landen bereits festen Fuß gefaßt batte. Wittenberg, die Wiege und Werkstatt der deutschen Reformation, ward reich an Ruhm und Ehren. Kein Wunder, daß bei dem Herannahen der 400jährigen Wiederkehr des Geburtstage« Luther- die Augen der evangeli schen Welt sich abermals hierher nach Wittenberg lenkten und der Gedanke Gestalt gewann, die Schloß kirche, die die Stätte der ersten reformatorischen That gewesen und in der neben den irdischen Ueberresten der ersten Schirmherren der evangelischen Kirche die Gebeine Luther« und MelanchtonS ruhen, würdig wiederherzustellen. Dieser Gedanke sand vollen Anklang in den Herzen Meiner in Gott ruhenden Vorfahren, de« Kaiser» und König« Wilhelm I. und de» Kaiser« und König- Friedrich III. Majestäten. Aber in ihrer hochherzigen Weise erweiterten sie den Plan dahin, durch den Er- neuerungSbau zugleich ein Denkmal verdeutschen Refor mation zu stiften. Nachdem Mein hochseliger Herr Groß vater die Bereitstellung der hierzu erforderlichen Mittel angeordnet hatte, ergriff Mein verewigter Herr Vater da« Projekt mit der ganzen Wärme seine« tiefen Ge- müthe». Seiner unmittelbaren Anregung u. Einwirkung verdanken wir bi» in die kleinsten Ausgestaltungen da« hehre Bauwerk, welches wir heute kirchlich geweiht haben. Fanden doch in dieser Aufgabe Sein echt evangelischer Sinn und Seine hohe künstlerische Be gabung die schönste Befriedigung. Gott hat es nicht gewollt, daß Mein unvergeßlicher Herr Vater da« vollendete Werk hat schauen sollen. Nie aber wird die dankbare Nachwelt eS vergessen, daß Sein Name mit diesem Denkmal der Reformation unzertrennlich verbunden ist. UnS aber, dem lebenden Geschlechte, soll die er neute Schloßkirche nicht nur ein Zeichen der Erinner ung sein an vergangene Zeiten, sondern sie ist und bleibt uns eine ernste Mahnung für Gegenwart und Zukunft. Denn sie ist uns der beredte Ausdruck des Segens, den Gott unü durch die evangelische Kirche geschenkt hat und täglich aufs neue darreicht. Diesen Segen nicht verkümmern zu lassen, ihn dankbaren und gläubigen Herzens zu bewahren und zu pflegen, ist unsere Aufgabe. Denn auf dem gläubigen Fest halten an der ewigen Wahrheit de« Evangeliums ruht unsere Hoffnung im Leben und im Sterben. Wir haben unseren Glauben heute vor Gottes Angesicht aufs neue bekannt, und wir vergessen es nicht, daß dieses Bekenntniß uns auch heute noch mit der gesammten Christenheit verbindet. In ihm liegt ein Band des Friedens, da« auch über die Trennung hinüberreicht. ES giebt in Glaubenssachen keinen Zwang. Hier entscheidet allein die freie Ueber- zeugung de« Herzens, und die Erkenntniß, daß sie allein entscheidet, ist die gesegnete Frucht der Refor mation. Wir Evangelischen befehden Niemand um seine« Glauben« willen. Aber wir halten fest an dem Bekenntnisse de« Evangeliums bis in den Tod. Das ist meine Zuversicht, mein Gebet und meine Hoffnung. Darin bestärkt mich der Geist, der diese Festversammlung sichtlich durchweht. Auf dem festen Grunde unsere« evangelischen Glaubens haben wir das heutige Fest feiern dürfen. Daß die« in so erhebender Weise hat geschehen kön nen, verdanke ich vor allem den allerhöchsten und höchsten Fürsten, sowie den Regierungen der Freien und Hanse-Städte de« Deutschen Reiche«. Es drängt mich. Ihnen dafür meinen tiefen Dank zu entbieten. Der gleiche Dank erfüllt mich gegen die allerhöchsten Souveräne befreundeter Reiche, die mit un« durch da« Band de« evangelischen Glauben verknüpft sind und die ihre Theilnahme an der heutigen Feier durch Entsendung erlauchter und hoher Ver treter so bereitwillig bekundet haben. Mein Dank und Meine Anerkennung gebühren endlich den Männern, die den herrlichen Bau geschaffen, ihn so reich und sinnreich geschmückt und dazu beigetragen haben, da» heutige Fest so schön zu gestalten. Dieser Pokal aber, den einst Luther» Lippen be rührten, soll Mir dazu dienen, da« Wohl Meiner Durchlauchtigsten Gäste daraus zu trinken. Deutsch