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über nachzudcnkcn, den» er mußte sich beeile», um »ach dem Bureau zu komme», u»d mit rasche» Schritte» begab er sich daher auf deu Weg nach dem selben. Der Inhaber der Firma Alexander Morrels kehrte an diesem Tage noch nicht von seiner Reise znrück. Erst am folgenden erschien^ er gegen zehn Uhr Morgens ans seinem Bureau, auf welchem Paul sich seit einer vollen Stunde befand. Der Letztere hatte die cingclaufeneu Briefe hübsch geordnet auf das Pult seines Principals gelegt,^ obenauf einen solchen, welcher den Poststempel Antwerpen trng und dessen Adresse, wie Panl sofort erkannt hatte, von Herrn Johann Bandcrvcldcn eigenhändig'- geschrie ben war. „Sind das die sämmtlichcn in meiner Abwesenheit eingetroffenen Briefe?" frag nachlässig der elegante Herr Morrels, der cs nicht der Mühe werth ge halten hatte, seinen Eomniis beim Eintreten auch nur einen Gruß zukommen zu lassen. „Jawohl, das sind sie alle," versetzte dieser ebenso kühl. „Und war Niemand hier, um mich zu sprechen?" „Rein," lautete die unter leichtem Erröthen er- theilte Antwort. Herr Morrels, der noch immer den glänzenden Cylinder auf dem pomadisirten Haupte trug, sagte nichts. Er trat näher an sein Pult heran und öffnete gleichzeitig den ersten der Briefe; kaum aber hatte er einen Blick in denselben geworfen, als auf seinem Gesichte das lebhafteste Interesse sich bekundete, welches zuletzt in den Ausdruck freudigster Genug- thuung überging. Er steckte den Brief zu sich und wusch sich hier auf sorgfältig die Hände, und nachdem er alsdann einen Taschenkamm hervorgezogen hatte, mit dem er vor den in seinem Zimmer befindlichen Spiegel trat, um einzelne widerspenstige Haare an den ihnen zugehörigen Platz zurllckzubringen, sprach er in be fehlendem Tone, ohne Paul dabei anzublicken: „Gehen Sie zu dein Portier, nm sich eine Kleider bürste zu leihen, und dann kommen Sic schleunigst zurück und bürsten mich ab." „Befehlen Sie nicht, daß ich auch gleichzeitig eine Wichsbürste mitbringen soll?" frug Paul, der Mühe hatte, seine Entrüstung hinter einer äußeren Ruhe.zu verbergen." „Ja, gewiß, das können Sic thnn," versetzte Herr Morrels, indem er einen letzten zufriedenen Blick iu deu Spiegel warf. „Sie haben in den letzten Tagen so wenig Beschäftigung gehabt, daß die kleine körperliche Bewegung Sie förmlich erquicken wird." „Das mag sein, und ich würde mir nicht nur ein Vergnügen, sondern sogar eine Ehre daraus machen. Ihnen Kleider und Stiesel abzubürsten, insofern ich nur ein Hausknecht wäre. Da dies je doch Gottlob nicht der Fall ist, so muß ich auf jenes Vergnügen sowohl wie auf jene Ehre verzichten." Herr Morrels wurde durch diese Bemerkung keines wegs etwa in Zorn versetzt. Er begnügte sich viel mehr damit, dem jungen Manne einen wegwerfenden Blick zuznwcrfen und dabei in verächtlichem Tone zu sagen: „Stolz lieb ich den Spanier, oder wenn cs kein Spanier ist, so doch wenigstens den armen Commis, de» ich aus Mitleidcn von der Straße aufgcrafft habe. Sehen Sie mich nicht so einfälltig an, sondern drehen Sie Ihre Physiognomie Ihrem Pulte zu. Ich glaube, Sie wären nicht einmal im Stande, mich abzubllrsten, und daher dürfen Sie wenigstens das beruhigende Bewußtsein in sich trage», daß ein Hausknecht an Ihnen nicht verloren gegangen ist." „Herr Morrels, die Aeußernngcn, welche Sie sich mir gegenüber soeben heransnahmen, sind geradezu un gezogen, jedenfalls viel ungezogener, als man sie von einem Millionär erwarten sollte." Diese Worte, welche Paul mit einem sehr blassen, aber auch sehr entschlossenen Gesichte sprach, übten die erste tiefere Wirkung auf Herrn Morrels aus. Er trat einige Schritte näher au seine» Commis heran und sagte mit drohender Stimme: „Kein Mensch würde cs mir verübeln, wenn ich Sie nach dieser Unverschämtheit einfach am Kragen erfaßte und vor die Thüre würfe. Dauerte mich Ihre Armuth nicht, so würde dies auch sofort geschehe», aber doch erkläre ich Ihnen: nehmen Sie sich etwas derartiges nicht »och einmal heraus, sonst werden Sie auf eine sehr unangenehme Weise nähere Bekannt schaft mit mir machen." „Oder Sie auch mit mir," versetzte Paul trotzig, indem er seine kräftige Gestalt strammer emporrichtcte. „Durch Drohungen lasse ich mich nicht cinschüchtcrn, das dürfen Sie sich ein für allemal merken, insofern wir uns überhaupt noch jemals im Leben begegnen sollten. Denn Sic werden eS begreiflich finden, daß ich bei einem Manne nicht länger bleiben kann, der sich in dieser uncivilisirten Weise mir gegenüber ver gessen konnte. Auf der Stelle verlasse ich Ihr Geschäft, das Gehalt aber, welches Sie mir für die paar Tage meiner Thätigkcit bei Ihnen schulden, mögen Sie in Gottes 'Namen behalten." Mit aufgeregter Miene schritt er »ach der Stelle, wo sein Hut hing, als Morrels ihm in den Weg trat. „Himmel, was sind Sie für ein Hitzkopf," be merkte er in ganz veränderten! Tone. „Differenzen zwischen Principal und Commis kommen doch überall einmal vor, aber deshalb fällt es dem Letzteren noch keineswegs ein, sofort davon zu laufen. Außerdem bedenken Sie, daß Ihr väterlicher Freund und Be schützer die gestellte Caution verliert, wenn Sie ohne die vorgeschricbene vierwöchentlichc Kündigung Ihre Stelle verlassen." Die Haltung Panl's wurde mit einem Male eine unentschlossene. Den Verlust durfte er Nehberg nicht verursachen, und daher erwiderte er nach kurzem Zögern: „Es ist gut, mit Rücksicht auf Herrn Rehberg werde ich noch bleiben. Aber nach Ablauf der näch sten vier Wochen scheide ich bestimmt ans meiner Stellung bei Ihnen." „Dagegen habe ich nicht das Geringste einzuwen den. Vorläufig aber verlasse ich mich darauf, daß Sie noch hier bleiben, nicht wahr?" Paul, der noch immer vor Zorn und Entrüstung glühte, nickte einfach mit dem Kopfe und kehrte an sein Pult zurück, während Herr Morrels sich an den großen Cassenschrank begab. Er öffnete denselben und entnahm ihm einen dicken Stoß von Werthpapieren, die er sorgfältig in der Seitcntasche seines llcbcrziehers verbarg. Dann verließ er, ein lustiges Lied vor sich hinpfeifend, das Bureau. Herr Morrels schritt in vergnügtester Stimmung geraden Weges nach dem Gcschäftslocalc des Hauses Vandervelden, woselbst er von dessen Inhaber sofort empfangen wurde. Herr Vandervelden drückte sogar, was sonst keineswegs in seiner Gewohnheit lag, Herrn Morrels herzlich die Hand und lud ihn dann ein, ihm gegenüber Platz zu nehmen. „Ihren liebenswürdigen Brief habe ich erhalten," sagte nach den ersten Begrüßungen der Letztere, „und ans demselben ersehen, daß die über mich eingezogenen Erkundigungen zu Ihrer vollen Zufriedenheit aus gefallen sind. Dies verleiht mir den Muth, ohne Um schweife auf dasselbe Thema zurückzukommen, wegen dessen ich vor einigen Tagen bei Ihnen vorgesprochen hatte. Darf ich jetzt vielleicht hoffen, daß Sie meinem glühenden Wunsche, Ihre Fräulein Tochter persönlich kennen zu lernen, kein Hinderniß mehr in den Weg legen werden?" „Ich will Ihnen ganz reinen Wein einschenken," versetzte Vandervelden, indem er sich einige Male verlegen räusperte. „Gegen einen solchen Schwieger sohn wie Sie hätte ich nicht das Geringste mehr einzuwcnden, aber eS fragt sich, ob auch meine Toch ter der beabsichtigten Verbindung zusliinmen wird. Denn die Weiber haben mitunter Ihre eigenen Ideen oder Grillen, und wenn Eugenik etwa mit der Ge schichte nicht einverstanden wäre, so würde ich, was ich Ihnen schon einmal bemerkte, unter keinen Um ständen irgend einen Druck auf dieselbe auszuüben suchen." „Da sei Gott vor, daß etwas Derartiges geschehe!" versetzte Herr Morrels mit Begeisterung. „Glauben Sic mir eS auf meiuc Ebre und mein Gewissen, Herr Vandervelden, mir schwebt bei meiner Werbung nur das eine Ziel vor Augen, Fräulein Eugenik so glücklich wie möglich zu machen, ich will diese Erde zu einem Paradiese für sic nmschaffen, in welchem nie ein Kummer an ihre kindliche Seele sich heran wagen soll; wie aber sollte wohl etwas Derartiges möglich sein, wenn sie einen Gatten besäße, dem sie nicht aufrichtig und mit ganzer Seele zngethan wäre? 'Nein, H"r Vandervelden, lieber wollte ich auf der Stelle von dieser Erde scheiden, ehe ich mein Glück mit dem Unglücke eines solchen herrlichen Wesens er kaufte, und daher verlange ich vorläufig auch nichts Anderes als die Erlaubnis;, mich ihr nahen und mit ihr verkehren zu dürfen, damit loir uns näher kennen und, so der Himmel es fügt, auch verstehen und — lieben lernen." „Weiß der Kuckuck," sagte Vandervelden mit einem wohlgefälligen Schmunzeln, „was Sie verliebt in meine Eugenic sind, und dazu noch trotz der 36 Jahre, die Sie doch wenigstens bereits hinter sich haben. So toll bin ich in meinem Leben nicht ge wesen, selbst dann nicht, als ich noch ein junger Bursche von höchstens 24 bis 2b Jahre war. Denn damals ging der Verstand bei mir niemals mit meinen Gefühlen durch und ich wäre gar nicht im Stande gewesen, mich so rasend in ein Mädchen zu verlieben. Doch es gefällt inir, daß Sie meine Eugenic wenigstens aufrichtig gern haben und dies ist für mich ein Grund mehr, um Ihre Werbung beifällig anfznnehmen. Aber was soll nun zunächst in der Sache geschehen?" „Ich habe bereits meinen äußeren Menschen in einen Zustand versetzt, welcher eS mir erlauben würde, vor Ihrer Fräulein Tochter zu erscheinen," versetzte Herr Morrels, „und ich dachte daher, Sie würden vielleicht die Güte haben, mich derselben nunmehr vorzustellen." „Das geht heute nicht an, da meine Tochter bei Bekannten eingeladcn ist, wenn Sie dagegen morgen etwas nach 12 Uhr in meiner Privatwohnung vor sprechen wollen, so kann die Vorstellung stattfindcn." „Ich werde nicht ermangeln, von Ihrer mich unendlich beglückenden Erlaubniß Gebrauch zu machen," erwiderte schwärmerisch der Erstere, wobei er sich er hob. „Meine Angelegenheit ist nunmehr erlcdigt^und ich kann mich daher entfernen, damit Sie.ungestört Ihre Thätigkcit weiter fortsetzcn können. Dochjfda fällt nur noch rechtzeitig etwas ein! Ich hatte^nämlich bis dahin in meinem Cassenschranke einige Werthpapiere liegen — kein großer Betrag, nur 142,000 Francs — da ich jcdoch mitunter kleine Reisen machen muß, so dachte ich, daß eS von meiner Seite vorsichtiger gehandelt wäre, wenn ich diese Wcrthe irgendwo depo- nirte, ivo sie sich in ganz sicheren Händen befinden. Können Sie, Herr Vandervelden, mir vielleicht ein geeignetes Bankhaus zu diesem Zwecke neunen?" (Fortsetzung folgt.) Die Beschäftigung der Frau. Was für den Mann Beruf ist, erniedrigt sich für die Frau zum Erwerb zur Fristung des leiblichen Lebens nur im Rothfalle in Folge der Unvollkommen heit der menschlichen Verhältnisse. Die Frau ist be rufen, Gattin und Mutter zu sein und damit den wichtigsten Anthcil an der Begründung der Familie zu nehmen. DaS Wohl der Familie aber ist das Wohl des Staates, ja — das Gedeihen der Mensch heit. Die Beschäftigung der Fran ist beschränkt auf den Kreis des Hauses, dessen Gesnndheitsmäßigkeit sie möglichst anzustrcben hat. Der Mann, dem es zu Hause wohl ist, wird keine rauchigen, lärmenden, kost spieligen Kneipen suchen, und neugestärkt und mit frischem Muthe zur Arbeit gehen. Einige Geduld selbst mit den Fehlern des Mannes wird der Familie und damit auch der Frau selbst nicht zum Schaden sein. Kein Tadel, viel Freundlichkeit, möglichst zweck mäßige Kost, peinliche Sauberkeit macht das Hanö den! Manne znm Himmel und die Frau zum Engel. Die kluge Frau wird darauf halten, daß sie mit ihren Geschäften das Erholungsbcdürfniß des Mannes mög lichst nicht beeinträchtigt, sondern seine Erholnngszeit mit ihm so genießen kann, wie es seiner Gesundheit und seiner Kräftigung dient. Sie kann sich mit ihren Geschäften nach ihm richten, aber er nicht mit seinen Bcrufsgcschästen nach ihr. Sie kann meist durch ge schickte Einthciluug, wo ihr nur der Hausstand ob liegt, ihre Arbeit und Erholung zu einer ganz gesund heitsmäßigen einrichtcn. Gesundheit und Schönheit aber sind immer untrennbar verbunden und nur eine gesunde Mutter wird schöne und gesunde Kinder haben. Die wichtigste Aufgabe der Frau ist nicht Hand- oder Kopfarbeit, sondern die Reifung gesunder und kräf tiger Kinder bis zu leiblicher Selbstständigkeit, ihre Ernährung, bis sie mit eigenen Zähnen weiterkommen, und ihre Verstandes- und Herzensbildung, bis sie weder Konkurrenz noch Ucbervölkerung zu fürchten haben, nm ihr leibliches Dasein zu fristen. Diese Aufgabe nimmt die Frau auf jedcu Fall so in An spruch, daß sie überhaupt nur die halbe Arbeitskraft des Mannes zu entfalten vermag, abgesehen von der Verkümmerung ihres echten weiblichen Wesens, selbst wo sie jener entsagen will oder im Drange der Roth muß. Auch von der Beschäftigung der Kinder muß die Rede sein. Ein Säugling hat nichts weiter zu thun, als seine Rechte geltend zu machen, zu wachsen und zuzuuehmen an Kraft. Im weiteren Wachsthum muß er rechtzeitig sprechen und laufen lernen, und kann es, wenn er wohl gepflegt ist. Sauber hält er sich schon bald, wenn er stets sauber gehalten ist. Sprechen lernen heißt aber auch Gedanken zum Sprechen haben, und ein Kind zwischen dem ersten und siebenten Lebensjahre lernt mehr von der Welt kennen bei geschickter Anleitung, es erwirbt bei mora lischen Eltern festere sittliche Anschauungen, als später in der ganzen Schulzeit, und dauerte sic bis zum zwanzigsten Jahre. Man hat dabei nur zu viele Ein drücke fern zu halten und kein schlechtes Beispiel mit seinen eigenen Thaten zu geben, denn Worte nützen hier stet« weniger als Beispiele. Was bis dahin freilich im Körperlichen und Geistigen versäumt und verfehlt ist, wird nur mit übermenschlicher Mühe und Umsicht nachgcholt werden können. lrin probates Hausmittel. Jede sorgsame Hausfrau weiss sehr wohl den Werth eines Hausmittels zu schätzen, das, wie der allbekannte Anker-Pain-Expeller, bei Erkältungen schnell und sicher Hilst. Der Anker-Pain-Expeller ist deshalb auch in fast jeder Haushaltung zu finden, besonders in einer Zeit, wo epidemische Krankheiten, wie Cholera u. s. w. herrschen. Ein reibungen des Unterleibes mit Pain-Expeller haben sich auch bei Brechdurchfall als Vortheilhaft bewährt. Diese Einreib ungen wirken erwärmend und anregend und sind auch bei rheumatischen Beschwerden von bester schmerzstillender Wirkung. Wir glauben deshalb denen, die dieses altbewährte Hausmittel noch nicht kennen sollten, den echten Anker-Pain-Expeller em pfehlen zu müssen, umsoniehr, als sein Preis (SO Pf. und l Mk. die Flasche) sehr billig ist. Die Echtheit erkennt man leicht an der Fabrikmarke Anker. Kanarienvogel, Amsel, Drossel, Fink und Staar und die ganze Vogelschaar singt am besten, lebt am längsten bei Fütterung mit Voß'schem Bogelfutter. Hier nur zu haben bei Hrn. Kfm. Hermann Pöhland, Bergstraße. Der große Prachtkatalog der Vogelhandlung Voß Köln ist daselbst einzu sehen. Kurze Schrift über Vogelpflege umsonst. Druck und Verlag vo» S. Hannebohn bi Eibenstock.