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Winterleid Nach grüner Färb mein Herz verlangt in dieser trüben Zeit. Der grimmig' Winter währt so lang, der Weg ist mir verschneit. Die süßen Vöglein jung und alr, die hört man lang nit meh; das du des armen Winters Gwalt, der treibt die Vöglein von dem Wald mit Reif und kaltem Schnee. Er macht die bunten Blümlein fahl im Wald und aus der Heid. Dem Laub und Gras allüberall, dem hat er wieder seit. AU Freud und Lust wird jetzo feil, die uns der Sommer bringt. Gon geb dem Sommer Glück und Heil, der zieht nach Mittentag am Seil, daß er den Winter zwingt. Lob Gottes Vöglein im kalten Winter, wo ist dein Nest? Unter dem Himmel! Es gibt noch manch' Ecklein, manch warmes Verstecklein; da in Falten und Spalten, da findst du dein Nest unter dem Himmel. Vöglein im kahlen Felde, wo ist dein Speis? In Gottes Händen. Da liegt manch Körnlein, manch meßbares Beerlein an Wegen und Stegen, da ftndst du dein Speis' in Gottes Händen. Vöglein auf dürrem Zweige, wo ist dein Sang? Still in dem Herzen: da liegt noch manch Liedlein, manch stngsames Blütlein tief innen im Sinnen. Bald, Vöglein, bald Frühlings Anfang: wacht auf dein Sang, lobt Gon von Herzen, bald, ja bald! Die Bauern Im Märzen der Bauer sein Rößlein einspannt, er setzt leine Felder und Wiesen instand; er pflüget den Boden, er egget und sät und rührt seine Hände früh morgens und spät. Die Bäurin, die Mägde, sie dürfen nicht ruhn, sie haben im Garten und im Haus zu tun, sie graben und rechen und singen ein Lied, sie freun sich, wenn alles schön grünet und blüht. So geht unter Arbeit das Frühjahr vorbei, da erntet der Bauer das duftende Heu; er mäht das Getreide, dann drischt er es aus, im Winter, da gibt es manch fröhlichen Schmaus. Schöner Frühling Schöner Frühling, komm doch wieder, Auf die Berge möcht ich wieder, Schöner Frühling, komm doch bald. möchte sehn ein grünes Tal, Bring uns Blumen, Laub und Lieder, möcht in Gras und Blumen liegen schmücke wieder Feld und Wald. La la. und mich freun am Sonnenstrahl. La la. Möchte hören die Schalmeien und der Herden Glockenklang, möchte freuen mich im Freien an der Vögel süßem Klang. La la. Ernste und heitere Volkslieder Dort unten Dort unten in der Mühle saß ich in süßer Ruh' Und sah dem Räderspiele und sah den Wassern zu. Sah zu der blanken Säge, es war mir wie ein Traum, die bahnte lange Wege in einen Tannenbaum. Die Tanne war wie lebend; in Trauermelodie, Durch alle Fasern bebend, sang diese Worte sie in der Mühle „Du kehrst zur rechten Stunde, o Wanderer, hier ein; Du bist's, für den die Wunde mir dringt ins Herz hinein! Du blst's, für den wir werden, wenn kurz gewandert du, Dies Holz im Schoß der Erden ein Schrein zur langen Ruh." Vier Bretter sah ich fallen, mir ward's ums Herze schwer, Ein Wörtlem wollt ich lallen, da ging das Rad nicht mehr. (Just. Kerner, i8zo.)