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IV. Ernste und heitere Volkslieder. a) „Dort unten in der Mühle”, bearbeitet von Friedrich E. Koch. Dort unten in der Mühle sass ich in süsser Ruh’ Und sah dem Räderspiele und sah den Wassern zu. Sah zu der blanken Säge, es war mir wie ein Traum, die bahnte lange Wege in einen Tannenbaum. Die Tanne war wie lebend; in Trauermelodie, Durch »Ile Fasern bebend sang diese Worte sie: „Du kehrst zur rechten Stunde, o Wanderer, hier ein; Du bist’s, für den die Wunde mir dringt ins Herz hinein! Du bists’s, für den wir werden, wenn kurz gewandert du, Dies Holz im Schoss der Erden ein Schrein zur langen Ruh.” Vier Bretter sah ich fallen, mir ward’s ums Herze schwer, Ein Wörtlein wollt ich lallen, da ging das Rad nicht mehr. (Just. Kerner, 1830.) b) „Als einst im Maien”, Volkslied. Als einst im Maien die Nachtigall schlug, lang ist’s her, lang ist’s her. Purpurne Röslein der Dornenbusch trug. Lang ist’s her. Amsel im Walde, wo’s still grünt und traut, heimlich ihr Nestlein aus Halmen sich baut, lockend den *Wand’rer mit lieblichem Laut, lang ist es her. Als ich noch ruhte in Mütterleins Arm, lang ist’s her, lang ist’s her. Sicher geborgen so innig und warm, lang ist’s her. Wo ich mit Englein noch spielte im Traum, Mütterlein wiegte das Bettlein von .,, Flaum, kannte das Leben nicht Zeit nicht noch Raum, lang ist er her. Frühling, o Frühling, du goldene Zeit, lang ist’s her, lang ist’s her. Kindheit, o Kindheit, du Traum ohne Leid, lang ist’s her. Warum vergeht ihr so flüchtig und schnell, wo’s doch so wonnig, so sonnig und hell, wehmutsvoll klagt einst ein trüber Gesell, lang ist es her. c ) „Vöglein in Tannenwald”, bearbeitet von Wilhelm Berger. Vögele im Tannenwald pfeifet so hell! Vögele am kühlen Bach pfeifet so süss! Pfeifet de Wald aus und ein, Pfeifet de Bach auf und ab, wo wird mein Schätzei sein? bis i mein Schätzele hab? (Schwäbisches Volkslied)