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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnement -SLZ-- Wrk des Amtsgerichts Libenstock S»-W sertion-prei-: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z il io Pf und deffm Amaevuna. P stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »s. A«sr««»a. ISS.Dienstag, dm W. Oltsltcr L8SS OksfcMchc SitzWg der städtischen Collegicn Mittwoch, den 2. Wovemöer 1892, Aöends 8 Mhr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 22. Oktober 1892. Der Stadttlith. Der Stlldtverordnctcn-Borstehcr. I. B.: Landroek. Richard Hertel. Wahl eines städtischen Abgeordneten zur Bezirksversammlung der König lichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. Mittwoch, den 26. Oktober 1892, Vormittags 10 Uhr sollen in dem Grundstücke Breitestraße Nr. 14 hier ungefähr IVO Centncr Heu, eine Menge Erlenpfosten, „ „ verschiedenes anderes Holz, eine Brückenwaage, zwei Leiterwagen und ein Kleidesekretär gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 21. Oktober 1892. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Liebmann. Bedenkliche Erscheinungen. Das „Deutsche VolkSblatt" bringt nachstehende kleine Betrachtung, die auch in weiteren Kreisen Be achtung verdient: .Der Große frißt die Kleinen, der Größte frißt die Großen! So löst sich nach der Praxis des Bör- sen-LibcraliSmus die soziale Frage von selbst — bis unhaltbare Zustände eintreten, wie sie die Sozial demokratie herbeiwünscht, um mit ihren BolkSbeglück- ungS-Theorien hervortreten zu können. Kürzlich ist ein Grazer Bankhaus vom Wiener Bankverein und unmittelbar vorher die Anglo-Deutsche Bank in Ham burg von der Dresdner Bank aufgesaugl worden. Bei den Kleinbetrieben begann diese krankhafte sozialwirthschaftliche Entwickelung. Mit Hilfe der Maschinen entstand die Großindustrie. Aber erst das spekulative Kapital hat mit seinen mannigfaltigen Machenschaften im Kredit- und Geschäftsverkehr die Konkurrenz-Bedingungen derart verschoben, daß die kleinen Meister immer mehr in Abhängigkeit ge- riethen, und mancher wackere Mann, der früher selbst ständig mit einigen Gehilfen arbeitete, fristet jetzt als proletarisirter Tagelöhner oder Fabrikarbeiter sein kümmerliches Dasein. Inzwischen schreitet jener Auf saugung« - Prozeß ungehindert fort. Die Fabriken in privatem Besitz verwandeln sich in Aktien-Gesell schaften mit großem Betriebs-Kapital. Benachbarte Fabriken werden ebenfalls angekauft, und es dauert nicht lange, so steht an Stelle der vielen kleinen, aber selbstständigen Meister eine „Aktien-Gesellschaft der vereinigten.... Industrie" mit übermäßig großem unpersönlichen Kapital und mit einer gefährlichen Machtfülle Einzelner. Mit den Bergwerken ist es ähnlich gegangen. Die Landwirthschast leidet dar unter, daß die Städte und die Industrie die land- wirthschaftlichen Arbeitskräfte aufsaugen. Und im Bankwesen verschlingen sich nun auch schon die großen Gesellschaften. Erst waren eS auch hier vorwiegend Privat-Firmen, die dem AufsaugungS-Prozeß zum Opfer fielen. Dann nahm die Berliner Handels- Gesellschaft die Internationale Bank in sich auf, eS folgte die deutsche Bank in Berlin mit einem Theil der GeschäftSlhätigkeit eine« Münchener Instituts, und nun hat die Dresdner Bank die Anglo-Deutsche mit dreizehn Millionen Mark Aktien - Kapital ver schluckt! In Deutschland zeigen sich demnach die nämlichen bedenklichen Erscheinungen. Wer wagt e«, diese gewaltigen Konzentrations- Prozesse al« entsprechende Kultur-Fortschritte zu rühmen? Nur durch da« Gleichgewicht zwischen Zen tripetal- und Zentrifugalkraft erhält sich die Welt in ihrer Ordnung. Da« gilt auch für das gesammte Erwerbsleben innerhalb eine« Staate«. Wo aber dessen Führung, was schließlich kaum zu vermeiden ist, allmählig in die Abhängigkeit enger, übermächt iger, großkapitalistischer Interessen - Kreise geräth, da kann die bürgerliche Gesellschaft mit ihrer allen ge sunden Gliederung nicht gedeihen, da treibt sie Er schütterungen zu, die zuletzt den Bestand de« Staate« selbst gefährden müssen." Hagesgeschichle. — Deutschland. Der BundeSrathSsitz- ung vom Donnerstag, die bi« nach 4 Uhr dauerte, wohnte der Reichskanzler bi« zum Schluß bei ; auch der Kriegsminister v. Kaltenborn - Stachau nahm an derselben theil. Wie verlautet, hat der Reichskanzler Graf Caprivi einen langen, eingehenden Vortrag über die Militärvorlage gehalten, der die Noth- wendigkeit der Heeresorganisation darlegte. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für das See wesen und für Iustizwesen waren zusammengetreten und beriethen die in der vorigen Session de« Reichs tages angenommene Resolution betreffend die Be stimmungen über das Beschwerderecht der Mili tärpersonen. Wie man hört, wurde beschlossen, dem Plenum des BundeSraths zu empfehlen, der Resolution keine Folge zu geben. — Hamburg, 22. Oktober. Seit heute früh 41/4 Uhr brennt auf dem „Kleinen Grasbrook" ein Lager-Speicher der „Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft" mit vielen Reparatur-Werkstätten. Der nebenan liegenden Rciherstieg-SchiffSwerft ist durch den Ein sturz der Giebelmauer des Speicher« das Dach durch schlagen. Die links davon liegende Chemische Fabrik von Stahmer, Noack L Co. brannte gleichfalls und ist stark beschädigt. Beim Einsturz wurde der Brand direktor Kipping schwer verletzt und ist derselbe auch be reits an seinen Wunden gestorben. Außerdem wurden 3 Feuerwehrleute verletzt. 8 Fährdampfer und 2 Dampfspritzen senden unausgesetzt Wasser au« etwa 58 Schläuchen auf den Brandherd. Der Schaden wird auf mehr als 1 Million Mark geschätzt. Auf dem Speicher und den Reparatur-Werkstätten waren an 500 Arbeiter beschäftigt. — Von verschiedenen Seiten werden Klagen dar über erhoben, daß die Krankenkassen von weib lichen Personen dadurch geschädigt werden, daß die letzteren kurz vor ihrer Entbindung zum Schein eine die Versicherungspflicht begründende Beschäftigung annehmen lediglich zu dem Zwecke, nach ihrer Ent bindung Anspruch auf Wöchnerinnen - Unter stützung erheben zu können. Die gegenwärtige Fassung des Krankenversicherungsgesetzes läßt aller dings eine solche Ausbeutung der Kassenvermögen zu. Mit dem 1. Januar 1893 wird jedoch auch auf diesem Gebiet eine Aenderung eintreten. Die dann zur Geltung gelangende Novelle hat für diesen Fall be sondere Vorsorge getroffen. Vom Beginn de« näch sten Jahres ab brauchen Wöchnerinn'en-Unterstützungen nur dann gewährt zu werden, wenn die betreffende weibliche Person vor der Entbindung sechs Monate hindurch einer Kasse oder der Gemeinde-Krankenver sicherung angehört hat. ES ist nicht nöthig, daß sie Mitglied der Kasse gewesen ist, bei welcher sie ihren Anspruch auk Wöchnerinnen-Unterstützung erhebt, aber der Krankenversicherungspflicht muß sie die genannte Zeit hindurch unterstellt gewesen sein. Dadurch wird Ausbeutungen, wie sie leider jetzt noch vorkommen können, für die Zukunft durchweg vorgebeugt sein. — Spanien. Wie aus Madrid geschrie ben wird, geht dort in unterrichteten Kreisen da» Gerücht, daß der Wunsch de- Papste« wäre, eine Heiratb zwischem dem Sohn de« Don Carlo« und der ältesten Tochter der Königin von Spanien zu Stande zu bringen. Von verschiedenen Griten ist dieser Plan schon seit lange besprochen worden. Wäre er doch da« beste Mittel, die Monarchie in Spanien zu konsolidiren und die Carsistenfrage auf immer au« der Welt zu schaffen. Der jetzige spanische Botschafter in Rom hat seit lange darauf hingearbeitet. Er hat sich bemüht, die Bischöfe, welche letzter Tage auf dem Kongreß in Sevilla versammelt waren, dahin zu bringen, eine Botschaft direkt an die Königin- Regentin zu verfassen, worin sie die regierende Königs familie anerkennen und die Sache der Carlistcn auf geben. Der Sohn des Don Carlo« ist von englischen Jesuiten erzogen worden. Die älteste Tochter der Königin Regentin ist eine hübsche Erscheinung. Der Sohn des Königs Alfonso XIII. kränkelt bekanntlich beständig. Deshalb mag die berührte Eventualität näher sein, al« man vermuthet. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Oktober. Die Vorboten des Winters haben sich bereits bei uns eingestellt. Gestern bedeckte die Fluren ein leichter Schneefall, nachdem auch in den letzten Nächten schwacher Frost aufge treten war. — Der gestern Abend hicrselbst beobach tete Feuerschein rührte von einem Brande in größerer Entfernung her ; e« heißt, daß in Brunn I HauS und 2 Scheunen abgebrannt sein sollen. — Eibenstock. Das „Dresdner Journ." vom 22. d. enthält nachstehende Bekanntmachung des Kgl. Ministerium des Innern vom 19. Oktober er.: Das Ministerium res Innern hat der „Krankenkasse für daS Handwerk in Eibenstock, eingeschriebene Hilfskasse", aus Grund deren Statuten vom 21. Juni 1892 be scheinigt, daß sie, vorbehaltlich de« Krankengelde», den Anforderungen de« 8 75 deS Krankenversicherungs gesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der No velle vom 10. April 1892 genügt. — Sonntag und Montag, den 30. und 31. d. MtS., hält der Erzgebirgisch-Vogtländische Schach bund in Eibenstock seinen II. Kongreß ab. — Schönheide, 23. Oktober. Beim Bau un serer neuen Eisenbahn sind von hier bi« Wilzsch- haus nicht unbedeutende Schwierigkeiten zu überwinden. Zwischen Bahnhof und Haltestelle Schönheide ist zu nächst ein größerer Einschnitt auszusühren, der eine Tiefe von 6 in erhalten wird und an zwei Stellen überbrückt werden muß. Die Erdmassen, welche hier zu beseitigen sind, können günstiger Weise zum Theil in unmittelbarer Nähe wieder verwandt werden. Dicht am AuSgange des Einschnitte« nämlich befindet sich der hiesige Torfstich, der von der Bahn durchschnitten wird. Die weiche, grundlose Masse des Moores ist herauSzuschaffen und durch festeres Erdreich zu ersetzen. Mindestens 100 Arbeiter sind seit 14 Tagen beschäftigt, von der schwarzen Erde Dämme auszusühren, die jeden falls beim späteren Betriebe als Schneewände zu dienen haben. Neben dem Moore wird auch eine große Anzahl von Stöcken mit zu Tage gefördert. Einzelne derselben sind von bedeutender Größe und im Innern steinhart. Zur Ueberschreitung de« Tannen- bachthale« macht sich die Herstellung eine« Damme« in der Höhe von 13 in nothwendig. Die Vorarbeiten sind auch hier schon in Angriff genommen, die nöihige Schleußenanlage ist sogar schon längst fertiggestellt. Außer den erwähnten schwierigeren Bauten ist in Wilzschhau» eine größere Brücke aufzuführen. — Dresden. Der Dresdner Verein zum Schutze der Thiere, unter dem Protektorate Sr. Maj. des Königs Albert, hat an da» Königl. Mini sterium de» Innern nachstehende Eingabe gerichtet: „Einem hohen Ministerium erlaubt sich da» ganz gehorsamst unterzeichnete Direktorium de» Dresdner Verein« zum Schutze der Thiere da» Nachstehende