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Johannes Brahms (1833—1897): „Waldesnacht", für vierstimmigen Chor Waldesnacht, du wunderkühle, die ich tausend Male grüß Nach dem lauten Weltgcwühle, o, wie ist dein Rauschen süß! Träumerisch die müden Glieder berg ich weich in Moos, Und mir ist, als würd ich wieder all der irren Qualen los. Fernes Flötenlied, vertone, das ein weites Sehnen rührt, Oie Gedanken in die schöne, ach, mißgönnte Ferne führt. Laß die WaldeSnacht mich wiegen, stillen jede Pein, Und ein seliges Genügen sang ich mit den Düften ein. In den heimlich engen Kreisen wird dir wohl, du wildes Herz, Und ein Friede schwebt mit leisen Flügelschlägen niederwärts. Singet, holde Dögellieder, mich in Schlummer sacht! Irre Qualen, löst euch wieder, wildes Herz, nun gute Nacht. Aus dem „Jungbrunnen", von lp. Heyse Robert Volkmann (1813—1883): „Abendlied", für vierstimmigen Chor- Oer Abend senkt sich leise, der Himmel ist so blau; Nun schlummern alle Blumen und Döglein aus der Au. Sie nicken und sie träumen; o stör nicht ihre Lust, Seht eine Welt gegründet auch in der kleinsten Brust! Im Traume schwingt die Lerche sich in die klare Luft; Was jede Blum empsindet, das haucht sie aus in Duft. Das Weltall groß und herrlich mit seinen Welten klein Und aller Himmel Himmel nimmt ja mein Busen ein. Sieh, alle Stern' erstimmern, es schmilzt des Abends Pracht; Laß kommen nur die Stürme und kleiden schwarz die Nacht! Schlaft süß und träumt, ihr Döglein, ihr Blumen auf der Au! Im Herzen ist es ruhig, da ist der Himmel blau. Hans Christoph Andersen Zwei Volkslieder / „Alle Vögel stnd schon da", für vierstimmigen Chor „Seht, wie die Sonne schon, sinket" für vierstimmigen Chor Vier Lieder für gemischten Chor und Orchester Franz Schubert (1797—1828): „Frühlingsglanbe" Die linden Lüste sind erwacht. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Man weiß nicht, was noch werden mag, Sie sch asten an allen Enden. Das Blühen will nicht enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Es blüht das fernste, tiefste Tal; Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun, armes Herz, vergiß die Qual! Nun muß sich alles wenden. Nun muß sich alles wenden. Ludwig Uhland Wolfgang Amadeus Mozart (1736—1791): „Das Veilchen" Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt: Es war ein herzigS Veilchen! Da kam ein' junge Schäferin Mit leichtem Schritt und munter'm Sinn Die Wiese her und sang. „Ach!" denkt das Veilchen, „wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach nur ein kleines Weilchen Bis mich das Liebchen abgcpflückt Und an dem Busen matkgedrückt, Ach, nur ein Vierkelstündchen lang!" Ach, aber ach! Das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm. Es trat das arme Veilchen! Es sank und starb und freut' sich noch.- „Und sterb ich denn, so sterb ich doch Durch sie, zu ihren Füßen doch!" Das arme Veilchen! — es war ein herzig« Veilchen! Joh. Woifg. v. Goethe Robert Schumann (1810—1836: „Mondnacht") Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküßt. Daß sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müßt'! Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht. Es rauschten leis' die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. I. v. Eichendorff