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In dieser Hinsicht könnte ich Sie mit meinen Erfahr ungen aus deu richtigen Weg weisen, welchen Sie cinschlagen müssen, um eS zu etwas zu bringen. Soll ich Ihnen einmal sagen, wie ich an Ihrer Stelle handeln würde?" „Sic würden mich zu Dank verpflichten, wenn Sic mir dies mittheilen wollten, Herr Vandervelden." „Zunächst also würde ich mit dem größten Eifer mich bestreben, ein bestimmtes Geschäft, sei cS nun in diesen! oder jenem Artikel, der Ihnen am besten gefällt, gründlich kennen zu lernen, und zivar mit der festen und ausdrücklichen Absicht, später einmal ein selbstständiges Geschäft dieser Art zu errichten. Denn selbstständig werden Sie doch gewiß einmal werden »vollen, daß Sic aber die nöthigen Fähigkeiten znr Leitung eines solchen Geschäftes besitzen, weiß ich recht gut. Ich will Ihnen hiermit keine Schmeichelei sagen, jnnger Mann, denn dies ist überhaupt meine Ge wohnheit nicht, sondern ich spreche einfach die Wahr heit, wozu ich mich um so mehr verpflichtet fühle, als bei dem neuliche« Streite, welcher die Ursache zu Ihrem Austretcn aus meinem Geschäfte bildete, das Unrecht auf meiner Seite war. Mit den Fähig keiten allein kann indessen ein Kaufmann noch nichts anfangen, er mnß auch einiges Capital in den Fingern haben, das aber können Sie sich leicht auf folgende Weise anschafsen. Sic sind ein hübscher und ansehn licher junger Mann, das Complimcnt muß ich Ihnen machen und meine Tochter wird gern bezeugen, daß dasselbe ein berechtigtes ist und wenn Sie es daher richtig anfangen, so kann cs Ihnen nicht schwer wer den, hier in Antwerpen eine Frau zu finden, welche Ihnen das nöthigc Capital zu Ihrer Etabliruug zu bringt. Nur dürfen Sie Ihre Augen nicht gar zu hoch erheben, da Sic sonst aller Voraussicht nach nur gründliche Abweisungen erfahren würden, aber »venu Sie unter den Töchtern kleiner Kaufleute sich nmsehen wollen, so wird der schließliche Erfolg Ihren Bemühungen sicherlich nicht auSbleiben." „Ihr Rath mag sehr gut gemeint nnd sehr praktisch sein," versetzte Paul, der bei dem Complimcnt seines Wirthcs dnnkelroth geworden war, bei den folgenden Worten desselben aber eine ziemlich cnttänschte Miene aufgesetzt hatte, „indessen wäre ich schwerlich iin Stande, denselben zn befolgen. Denn meinen Gefühlen wider strebt der Gedanke, mir zu dem Zwecke eine Frau zu suchen, um in deren Gclde das Mittel zu einer angenehmen Existenz zu finden. Dann könnte ich das Bewußtsein nicht mehr los werden, als wäre meine Frau diejenige, welcher ich mein Bestehen verdankte, und schon dieser Umstand würde mich nnbcdingt davon abhalten, allein des Geldes wegen mich jemals um ein Weib zu bewerben." „Unsinn!" brummte Herr Vandervelden. „Ein junger Mann muß vor Allem darauf sehen, daß er vorwärts kommt, das ist die Hauptsache, auf alles andere dagegen gebe ich noch keinen Pfifferling. Denn heutigen Tages bcurtheilt man einen Men schen nicht nach seinen Gefühlen und seiner edlen Gesinnung, sondern nach seinem Verstände nnd seinem Gclde, und wenn er sich das letztere nur auf eine ehrliche Manier verschafft hat, so kann es ihm im übrigen ganz einerlei sein, ob er durch einen Mann oder eine Frau in den Besitz desselben gelangte. Niemand wird ihm in dem letzten Falle wegen seiner Handlungsweise einen Vorwurf machen »vollen, und am allerwenigsten hat mithin er selbst irgendwelche Ursache hierzu." „Es mag ja sein, daß der größte Thcil der Mensch heit denselben Ansichten huldigt, welche Sie soeben entwickelten, aber diese Denkweise ist für mich durch aus nicht bestimmend, ich werde vielmehr stets der jenigen treu bleiben, in der ich erzogen und ausgewachsen bin. Nach dem Besitze von Gold zu streben, sich ein Bcrmögcn zu erwerben suchen, das ist allerdings der Beruf des Kaufmanns, indessen bildet der zu erstre bende Reichthum doch nur stets ein Mittel zum Zweck, welcher in der Schaffung eines möglichst ange nehmen und glücklichen Lebens besteht. Das werden Sie mir zngcstehen, Herr Vandervelden, denn Nie mand sucht das Geld seiner selbst Willen, sondern wegen der Macht und der Kaufkraft, welche mit dem Besitze desselben verbunden sind. Man glaubt um so glücklicher zu sein, je weniger man sich irgend einen Genuß versage» muß, zu welchem das Geld die Mittel gewährt, dabei aber vergißt man nur zu häufig, daß cS etwas giebt, was das Geld allein niemals zu gewähren vermag, nämlich die Zufrie denheit." „Erst diese macht das wahre Glück des Lebens aus, und sie kann auch bei nur mäßigem Besitze sehr wohl vorhanden sein, während sie trotz des größten Rcichthumcs nolhwcndig fehlt, wo kein harmonisches Familienleben besteht, wo z. B. der Mann sich fort während sagen müßte, daß er, anstatt bei der Wahl seiner Gattin nur auf deren Geld zu sehen, besser daran gethai» haben würde, wenn er bei einer solchen Wahl allein seiner Neigung und einer gegenseitigen Sympathie der Seelen gefolgt wäre." „Der Tausend, Sie werde»» ja ganz sentimental!" rief Herr Vandervelden init einein spöttischen Lachen aus. „Das Alles klingt gewiß sehr schön und hört sich sehr gut an, nur vergessen Sie dabei ganz, daß man heutigen Tages von gegenseitiger Neigung und Seelensympathie nicht leben kann. Auch glaube ich, daß Ihre Worte überhaupt nicht ernst gemeint waren, sondern daß Sie dieselben nur zu dem Zwecke sprachen, un» eine Probe Ihres Redncrtalentes vor mir abzu legen. Oder können Sie z. B. ernstlich daran denken, Ihre Theoriecn in'S Praktische zu übertragen und, ob wohl Sic selbst kein Vermögen besitzen, ein ganz armes Mädchen als Ihre Frau Hcimzuführen?" „Und warum nicht?" erwiderte Panl ruhig, worauf Eugeuic lächelnd hinzufügte: „Ich finde, daß die Grundsätze des Herrn Lindner durchaus brave und achtungswürdige sind. Vielleicht spricht er auch noch besonders deshalb in dieser be stimmten und fast begeisterten Weise, weil er bereits das arme Mädchen entdeckt hat, welches ihm zu einen» solchen vollkommenen Glücke verhelfen soll." „Diesmal irren Sie sich, mein Fräulein," ent gegnete Paul. „Ich habe weder ein solches armes Mädchen entdeckt, noch auch werde ich überhaupt je mals ein armes Mädchen heirathen." „Aber hiermit widersprechen Sie ja vollständig dein, was Sie eben erst sagten!" rief Vandervelden heiter aus, eine Bemerkung, welche auf deu Wangen des jungen Mannes eine merkliche Röthc hcrvorrief. „Ich widerspreche mir durchaus nicht," erwiderte er mit einem raschen Blicke auf Eugcnie. „Vorhin hatte ich nur erklärt, daß ich, wenn meine Neigung sich einem armen Mädchen zuwcndcn sollte, in der Armuth desselben kein Hinderniß für meine Werb ung erblicken würde, aber trotzdem darf ich ruhig behaupten, daß dieser Fall niemals eintrcten wird, weil . . . ." „'Nun, weshalb vollenden Sic nicht, Herr Lind ner ?" frug Eugenie, als Paul hier mit einem Male stockte. „Weil ich einen ganz besonderen Grund hierfür habe, den ich nicht nennen kann und nicht nennen darf," kam es entschlossen von seinen Lippen. „Alle meine Gedanken habe ich in offenherzigster Weise vor Ihnen dargelegt, nehmen Sic cs mir daher nicht übel, wenn ich in einen» Punkte Stillschweigen be obachte und eine Thatsache als ein kleines Gehcimniß in meiner Brust verschließe." „Wir wollen überhaupt das ganze Thema ver gessen und begraben," bemerkte Herr Vandervelden. „Denn die Sentimentalität ist nie meine Sache ge wesen und an» allerwenigsten kann mich ein Ge spräch erbauen, in welchem so unbegreifliche und die zukünftige Existenz eines hoffnungsvollen jungen Man nes gefährdende Ansichten entwickelt werden. Nehmen Sie noch ein Glas, Herr Lindner, das wird Sie vielleicht auf couragirtere Ideen bringen. Dann aber wollen wir die Tafel aufhebcn, denn ich bin gewohnt, sofort nach Tische mein Schläfchen zu halten." In diesem Momente fiel der silberne Servietten ring Eugenien's zu Boden und rollte unter den Tisch. Sie bückte sich um denselben anfzuheben, aber auch Paul hatte bereits die Hand nach dein gefallenen Gegenstände ausgcstreckt. Er tastete nach dem Ringe, statt dessen jedoch erfaßt er eine kleine, zarte Hand, die, wie es ihm wenigstens vorkam, den unwillkürlichen Druck der seinen leise, aber deutlich erwiderte. Mit gcrötheteu Gesichtern richteten sich gleich dar auf beide, Eugenie mit dem wiedergefundcnen Ringe in der Hand, auf ihre» Sitzen empor, ein Anblick, welcher bei Vandervelden einen lauten Ausbruch der Heiterkeit hervorrief. „Na, Ihr scheint Euch ja furchtbar abgequält zu haben," lachte er, „denn Ihr seid Beide so roth ge worden, als hättet Ihr mit der größten Anstrengung eine schwere Last voin Boden gehoben. Das sollte eigentlich ein Fingerzeig für Sie sein, Herr Lindner! Denn noch »veit schwerer als einen silbernen Ser viettenring ist cs, ein Vermögen aufzurafsen und da her lhäten Sie sehr wohl daran, bei Ihren Zukunfts plänen sich stets dieses Suchens nach dem Servietten ringe zu erinnern." „Ich werde dasselbe nie vergessen," erwiderte Paul mit einem Blicke auf Eugcnie, die unter demselben ihre Augen verlegen zur Seite wandte. Der alte Vandervelden war mit einem Male sehr ernst geworden. Mochte der Anblick seiner in ver dächtiger Verwirrung neben ihm sitzenden Tochter diese Acndcrung seiner heiteren Weinlaune hcrbeige- führt haben, oder mochte er sich erinnern, daß es Zeit sei, gegenüber den armen Commis seine Würde und seine..überlegene Stellung Hervorzukchrcn, genug, er stand plötzlich von seinem Stuhle auf nnd sagte in seinem gewohnten kurzen und barschen Ton: „Herr Lindner, ich habe Sie vielleicht schon zu lange aufgehaltcn, denn Sie werden den Sonntag Nachmittag zu Ihrem Vergnügen benutzen wollen. Wir wollen also die Sitzung abbrechen. Nehmen Sie den Aufenthalt in meinem Hause als eine Er innerung mit sich, erzählen Sie Jedem, daß Sic init mir und meiner Tochter familiär zu Tische gesessen hätten, und knüpfen Sic an das einmal Stattgcfun- dene und nie mehr Wicdcrkchreude keine für Sic ver- hängnißvollcn Illusionen." „Ich verstehe Sie nicht, Herr Vandervelden," entgegnete Paul, erstaunt über den eigenthümlichen Ton und verwirrt durch die mcrkwürdigen'Aeußer- ungcn des Hausherrn, der mit derselben kühlen Ruhe hierauf erwiderte: „Denken Sic nur einmal reiflich über meine Worte nach, und Sie werden dieselben schon verstehen lernen. Leben Sie wohl, Herr Lindner.* Vielleicht sehen wir »ms nochmals bei einer andern Gelegenheit wieder." Das klang wie eine direkte Aufforderung"«» Paul sich zu entfernen, und er zögerte daher auch nicht, derselben Folge zu leisten. Sprachlos vor Schani nnd Entrüstung verbeugte er sich vor Eugenie, die ih»n mit einem vorwurfsvollen Blicke auf ihren Vater herzlich die Hand entgegcnstrcckte. (Fortsetzung folgt.) T a u b e n f u t t e r. Als Taubenfutter wird hauptsächlich verwendet: Erbsen, Mais, Wicken, Bohnen, Weizen, Buchwcizeu und Gerste und zwar entweder jede Getreidesorte allein oder mehrere vermengt, dann aber meist bunt durch einander ohne besondere Prüfung der einzelnen Kör nerarten nach ihrem Gehalte und ihrer Zuträglichkeit für die betreffende Taubenrasse. Die Erbse gilt all gemein als vorzügliches Taubensutter, wahrscheinlich weil sic von den Tauben gern genommen wird, allein das Letztere geschieht vielmehr darum, weil die Erbse sich leicht aufnehmcn läßt. Als Futter für die Taube ist sie durchweg zu schwer; sie macht die Taube fallt und träge und führt in Folge ihrer „Strenge" Krank heiten herbei, die in Kropf und Magen ihren Ursprung haben. Als Zwischcnsuttcr oder ab und zu einmal iu geringerer Menge schadet sie nicht. Der Mais ist das schlechteste aller Körncrfuttcr für Tauben; im Sommer erzeugt er zu viel Hitze im Körper und wird schlechtweg schädlich dadurch, daß er stets viele unreife Körner enthält, die in Folge ihrer Beschaffen heit schlimme Krankheiten Hervorrufen. Wicken sind nur als Schlcimsutter während der Zucht zu empfehlen; als Dauerfutter taugen sie bei ihrem Gehalte an Mehl und Hülsen nicht, weil der Mangel dieser Stoffe, welche die Taube bei ihrer Verdauung wesent lich gebraucht, leicht Magenkrankheiten herbeiführt, die init Verlust eudeu. Verfasser möchte deshalh Wicken nur als Abwechselungsfutter iu geringer Menge zulassen. Bohnen bilden ein sehr gutes Taubenfutter für große schwere Nassen, wie Carrier, Dragoner, Römer und u. a., für welche sie sogar nothwcudig sind; kleineren Rassen und Kröpfern jedoch gehe man keine, den ersteren ist die Bohne zu groß und schwer, so daß sie Verdauungsbcschwerden begünstigt, und Kröpfer bekommen davon Hängckropf und andere Kropfkrankheiten, außerdem werden die Thicre davon träge und faul. Weizen wird vou den Tauben zwar gerne genommen, allein er macht dieselben zu Folge seines großen Mehl- und Stärkegehalts sehr bald fett und dadurch begattungsträge, so daß viel unbe fruchtete Eier gelegt werden und mithin ein Zucht ausfall entsteht. Verfasser räth also von Weizen fütterung entschieden ab und will dieses Korn nur für abgeinagertc Thicre als Zwischcnsuttcr und in Zeitabschnitten wechselweise gegeben, gelten lassen. Buchweizen gebe man nur erkrankten Tauben, nament lich deu au Hängekropf leidenden Kröpfern ; für ge sunde Tauben ist er zu leicht, er hat, da er zu hülsenreich, wenig Futtcrwcrth und kann dieselben nicht ernähren. Als Zwischenfutter mag man ihn seiner, die Verdauung fördernder Eigenschaften wegen geben, als Dauersutter genügt er nicht. Dagegen ist Gerste das beste und unter allen Umständen zuträg lichste Futter, da sie den richtigen Prozentsatz an Mehl und Hülsen enthält, und Alles, was die Taube zur gesunden Ernährung und Erhaltung nöthig hat, bietet, und auch die jungen Tauhcn sich bei Fütterung mit Gerste lebhaft entwickeln und gesund bleiben. Man gebe deshalb den Tauben viel Gerste und dabei täg lich frisches Wasser. Zu empfehlen ist, zerkleinerter, mit Heringslake augefeuchtcter Mörtel und Stücksalz in einem Gefäße hiiizustellen und ab und zu etwas Rübsamen zwischen das Futter zu mengen. 'Noch zu beachten ist, daß nicht mehr Futter verabreicht werde, als die Tauben eben verzehren; zn viel Futter macht die Tauben träge und bcwegungsuulustig, am besten bekommt eS ihnen, wenn sie es sorgfältig zusammen suchen müssen; Gefäße mit stehendem Futter find ver werflich. Die Lsilksn-fadrill 6. ttcnnodsrg (t. L. llo».), 2ürivi» sendet direkt an private: schwarze, weihe und farbige Seidenstoffe von 75 Pfg. bis Mb. 18. US p. Meter — glatt, gestreift, karrirt, gemustert. Damaste ,c. i (ca. 240 versch. Qual, und 2000 versch. Farbe», Dessin« -c.) ! pari»- und zollfrei. Muster umgehend. Kanarienvogel, Amsel, Drossel, Fink und Staar und die ganze Vogelschaar singt am besten, lebt am längsten bei Fütterung mit Voß'schem Vogelsulter. Hier nur zu hoben bei Hrn. Asm. Hermann Pöhland, Bergstrahr. Der große Prachtkatalog der Vogelhandlung Voß Köln ist daselbst einzu sehen. Kurze Schrift über Vogelpflege umsonst. Druck und Verlag von E. hannebohn in Eibenstock.