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>vamate-Sonmag Festtag der evangelischen Kirchenmusik Schon der Haine des Sonntags „Kantate" trägt einen besondere» Klang und läßt uns die innere, tiefere Bedeutung erfasse», die gerade diescin Tage in. Lause des kirchlichen ^ahrcs- krrises zukommt. „Singet de», Herrn ein neues Lied!" — Das ist der Leitspruch, der über de». Tag der evangelischen Kirchcinnusik geschrieben stekt. Seit Jahren schon wird der Sonntag Kantate als Festtag kirchlichen Singcns begangen, Zn Stadt und Land, in allen deutsche» Gaue» ver einigen sich die Kirchcnchörc zu gcnicinsaincn Tun, zu gemeinsamen Singen. Auch unsere Stadt wird morgen in der Frühe des Sonntags wieder etwas vom Streben ihrer Kirchcnchörc verspüren, wenn sich an sieben Plätzen größere Ghorgruppen vereinigen und ihre frohen Kantate-Lieder singen werden, wenn wohl in allen Gottesdiensten in Wort und Ton des Tages gedacht werde» wird. Zwingt »ns solches Geschehe» nicht zu einem Augenblick der Besinnung, zu »euer nmercit Ausrichtung? Welchen Sinn hat eigentlich nnscre Musica sacra? Welche Ausgabe kommt ihr zu? Nie kann sich wahre Kirchenmusik vom christlichen Grunderlcbnis lösen. Dieses wird minier Ausgangspunkt für den aus diesem Gebiet schöpferisch gestaltenden Menschen bleiben. Und das Ziel solcher sakraler Musik kann wiederum nur der Lobpreis Gottes sein. So hat cs !). Martin Luther richtunggebend erkannt: darum kommt auch unserer evangelische» Kirche so ganz besonders der (Charakter einer „singenden Kirche", einer „singenden Gemeinde" zu. Habe» nicht ein Heinrich Schütz, ein Zohann Sebastian Bach, haben nicht alle die andcre», die vor, mir und nach ihnen wirkten, als begnadete Meister demütig in diesem Geiste gewirkt? Und erleben wir cs nicht auch heute wieder, daß seit etwa eineinhalb Zahrzehnten eine Generation von schöpfe rischen Kirchcnmusikcr» hcranwächst, die uns aus christlichem Geiste Großes und .Heues geschenkt habe»? Dursten wir nicht gerade an dieser Stätte manches zeitgenössische Werk mit- crlcbcn, das von echt christlichem Grieben und sortrcißender künstlerischer Gestaltung Zeugnis ablcgr? Aber noch etwas Anderes, vielleicht Äußerlicheres, mag am Kantate-Sonntag einmal ganz offen gesagt werden. Wie wenige wisse», wie große Arbeit Kirchrnchörc, Kantoren und Organisten oft „»beachtet leisten! Unter welchen Opfer» wird gearbeitet! Welcher Idealismus beseelt Sänger und Leiter! Das darf am Tage der Kirchenmusik besonders klar herausgcstellt werden. Völlig uneigennützig wird diese musikalische Arbeit geleistet. Sic stellt sich ganz in de» Dienst von Gemeinde, Kirche, Volksgemeinschaft. Sie wirkt segensreich für das kulturelle Leben unseres Volkes und ist, nicht zuletzt, ein ganz wesentlicher Faktor, der die kulturelle Höhe und das Ansehen unseres deutschen Volkes mitbcstimmt. Gerade darum ist aber auch eine Bitte mir zu berechtigt. Zcdcs Gcnicindcglicd, jeder Kunst- sreund möchte sich immer mehr der Musica sacra verbinden! Zeder möge ihr immer neue Freunde gewinnen und nicht müde werden, für solche Kunstpslege zu werben. Dieser Ausruf gilt für alle Gemeinden, für alle-Städte, ganz besonders aber für unsere Dresdner Krcuzkirche, die durch ihre Kruziancr, das Kreuzkantorat und das Amt des Krcuz- vrganistcn auch künstlerischen Weltruf genießt. Auch das mag heute einmal gesagt werden: Keiner, der cs vermag, sollte vergessen, zu seinem Teil für solche künstlerische Erlebnisse seinen Dank durch freiwillige Spenden zu bezeugen und dadurch die so segensreiche kirchenmusikalischc Aufbauarbeit zu unterstützen! Unser Gcmcindelcbcn, kirchliche Musik »ud nicht zuletzt das kulturelle Leben unscrcs Volkes gehöre» unzertrennlich zusammen! Möge der Kantate-Sonntag diese Gesinnung in uns allen vertiefen. Und möge vor allem alles kirchennnisikalische Schaffen ganz im Sinne jener Worte, die Meister Bach auf seine Partituren zu schreiben pflegte, geschehen: 8. Gott allein zur Ehre!