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Amts- und Anzeigeblatt für den WiMD-L Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSprei»: die kleinsp. „ Z-u-«Pf und dessen Umgebung. Abonnement viertelt. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. L8»S iss Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ss. A«hr«o»,. — . Sonmdcod, den 15. Oktober Bckanntmachllng, die Anbringung von Brandkatasternummern betr. An vielen Häusern fehlen die Brandkatasternummcrn entweder ganz oder sind nicht in der vorschriftsmäßigen Weise angebracht. Rach 8 34 der Ausführungsverorvnung zu dem Gesetze, die LandeSbrand- versicherungSanstalt betr., sind diese Nummern an dem Haupteingange des Ge- bäudecomplexes in sichtbarer Weise und zum Unterschiede von den Hausnummern, welche über dem Eingänge zu befestigen sind, zur linken Seite des Einganges beziehentlich des HausthüreingangeS anzubringen. Alle die Hausbesitzer, an deren Grundstücken die Brandkatasternummern sich nicht in Ordnung befinden sollten, erhalten daher hierdurch Auflage, öis längstens zum 31. Dezember dss. Is. diese Nummern in schwarzer Schrift auf weißem Grunde bei Ver meidung einer Strafe von lO Mk. für den Fall der Zuwiderhandlung in die vorgeschriebene Ordnung zu bringen. Eibenstock, den 1i. Oktober 1892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. Bekanntmachung, Schulgeld betreffend. Es wird hiermit an Bezahlung des auf die Zeit vom I. Juli bis 30. Sep tember dss. Js. in Rückstand gelassenen Schulgeldes der I. und H. Bürgerschule mit dem Bemerken erinnert, baß, wenn bis zum 26. Oktober dieses Jahres Zahlung an die hiesige Schulgelder-Einnahme nicht erfolgt, das vorge schriebene Zwangsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 12. Oktober 1892. Der Stadtrath. »IN. Körner. R Bekanntmachung. Auf Grund der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 12. dss. Mts., Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera betr., wird hiermit für hiesige Stadt Folgendes bestimmt: 1) Alle aus dem hamburgischen Staatsgebiet oder von einem anderen als ver seucht bekannt gewordenen Orte kommenden Personen haben sich während der - nächsten sechs Tage nach dem Verlassen der betreffenden Orte an jedem Ort, an welchem sie anlangcn, spatestens >2 Stunden nach der Ankunft bei der Ortspolizeibehörde unter Angabe ihrer Unterkunft zu melden und über den Tag, an welchem sie die vorgenannten Gebiete verlassen haben, sich aus zuweisen. Die Quartiergeber (Gastwirthe wie Private) sind in jedem Falle (auch wenn cs sich lediglich um Familienangehörige handelt) für die richtige und rechtzeitige Meldung persönlich mit verantworilich. 2) Die Ein- und Durchfuhr von gebrauchter Leib- und Bettwäsche, gebrauchten Kleidern, Hadern und Lumpen aller^Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und Weichkäse aus dem hamburgischen Staatsgebiete oder einem anderen als ver seucht bekannt gewordenen Orte ist verboten. 3) Jede aus dem hamburgischen Staatsgebiete oder von einem anderen als ver seucht bekannt gewordenen Ort eintreffende Post- oder andere Packetsendung ist von dem Empfänger vor der Oeffnung der Ortspolizeibehörde zu melden. Letztere wird bei der Oeffnung feslsteUen, ob die Sendung Gegenstände, deren Einfuhr verboten ist, enthält. Ist letzteres der Fall, so werden die betreffenden Gegenstände desinficirt, bevor sie zum weiteren Verkehr zugelassen werden können. 4) Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Vorschriften werden, soweit nicht auf Grund des Reichsstrafgesetzbuches eine höhere Strafe eintritt, mit Geld strafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. Eibenstock, den 19. September 1892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. Kplz Versteigerung. Dienstag, den 18. dieses Monats sollen auf Bahnhof Schönheiderhammer von Nachmittag '/.4 A8r ab IM Stück alte Ouerschwellen und 15 Raummeter alte Bauhölzer und Mittwoch, den 19. dieses Monats auf Bahnhof Wolfsgrün von Vormittag 11 Ilhr und auf Bahnhof Blanenthal von Nachmittag '/2I Zlhr ab 150 Stück alte Querschwellen, ca. 6t) lfve. in alte Weichen- und Brückenschwellen, sowie 24 Raummeter alte Bauhölzer als Brennholz unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Kgl. Abth.-Jngcn.-Burcau Adors, den 13. Oktober 1892. Hagesgeschichte. — Deutschland. Nach der neuen Militär vorlage soll das jährliche Rekrutenkontingent um ungefähr 70,000 Mann aus der bisherigen Ersatz reserve und den überzählig Gebliebenen vermehrt werden. Demgegenüber-mag es von Interesse sein, die Zahlen der Uebersicht der Ergebnisse des Heeres- ErgänzungsgeschäftS, die dem Reichstag zuletzt zu gegangen ist (vom Oktober 1891 für das Jahr 1890), hier wiederzugeben. In den Listen wurden im ganzen 1,476,466 Personen im Alter von 20 Jahren und darüber geführt. Davon waren unermittelt 42,324, ohne Entschuldigung ausgeblieben l 14,58 l, ander wärts gestellungspflichtig geworden 368,297, wurden zurückgestellt 521,629, ausgeschlossen 1236, auSge- mustert 30,680, ausgehoben 182,836, traten frei willig ein 12,666, während zum Landsturm ersten Aufgebots 110,170, zur Ersatzreserve 85,363 kamen und 5916 überzählig blieben. Im Jahre 1891 sind 197,310 dem Landsturm ersten Aufgebots und der Ersatzreserve überwiesen und 172,515 ausgchoben worden. — Zum Distanzritt. Man schreibt aus Ber^ lin, 9. Oktober.: In Hofkreisen wurde die Nachricht, daß Prinz Leopold in Wien an einem Halsleiden er krankt sei, nicht ohne Besorgniß vernommen, obwohl eS mit dem Prinzen schnell wieder besser ging. Aber er ist von schonungsbedürftiger Konstitution und hat vor zwei oder drei Jahren einen ganzen Winter im Süden zugebracht. Die außerordentlichen Anstreng ungen de« Distanzrittes mögen so Manchem eine nicht leicht zu nehmende Erschütterung seiner Gesundheit eintragen. In den mißtönenden Lärm, womit da« ganze, schwer zu qualifizirende Unternehmen von Be wunderern physischer Kraftentfaltung und noch gedanken loseren Leuke^verherrlicht wird, mischen sich bereits die gewichtigen Stimmen von ärztlichen Autoritäten, die sich allerdings früher hätten hören lassen sollen. ES wäre besser so gewesen! Die Aerzte sagen uns, daß man bei einem normalen Menschen von gutem Gesundheitszustände die Athemzüge in der Minute nicht höher als 20 und die Zahl der Herzschläge nicht über 80 veranschlagen kann. Diese Funktionen müssen nun aber zu schwindelnder Höhe bei einem Reiter ansteigen, der bi« zu 28 deutsche Meilen in einem Tage zurllcklegt. Nicht blos der Arzt, sondern auch der verständige Laie begreift einfach nicht, was für eine Stählung des Körpers erreicht werden könne, wenn Herz und Lunge das Unmögliche leisten sollen. Wird die verlangte Leistung erreicht, so ist damit höchstens für den Einzelnen etwas bewiesen. Will man auf die armen Pferde keine Rücksicht nehmen, so sollte wenigstens die Rücksicht auf die Menschen davon abhalten, den Distanzritt ein zweites Mal zu wiederholen. — In sehr ernsten, dem größten Theil des deut schen Volkes aus der Seele gesprochenen Worten äußert sich der .Reichsbote" über den Berlin- Wiener Distanzritt: .Es ist der Welt nun einmal da« Schauspiel eines so großen Distanzrittes gegeben worden, und wir haben bisher ohne Kritik ausführlich darüber berichtet. Nun er aber vorüber ist und man sich angesichts das ZulodereitenS von etwa 29 Pferden fragt: Warum? wozu? so müssen wir denn doch allen Ernste« wünschen, und wir glauben, daß wir eS nicht allein sind, welche diesen Wunsch hegen, daß uns der Anblick einer Wieder holung diese» Sporte» erspart bleib». Denn al« etwa» Andere« ist der Ritt nicht anzusehen. Al« eine Probe über die längstbekannte Leistungsfähigkeit und Ausdauer der Pferde kann er nicht angesehen werden, weil er weit über die Grenze dieser Leistungsfähigkeit hinauSging, indem man die Pferde ohne Rücksicht auf ihre Kraft zu Tode ritt. Als eine Vorbereitung für den Krieg kann der Distanzritt erst recht nicht an gesehen werden, denn dann müßte er zu einer bleibenden Institution werden, und davor behüte uns Gott! Im Zeitalter der Eisenbahnen, Telegraphen und Telephone hat man auch diese Einrichtungen, mit denen kein Pferd wetteifern kann, in den Dienst des Kriegs genommen, und wo sonst im Kriege für den Depeschen- und Aufklärungsdienst große An forderungen an den Reiter gestellt werden, da müssen und werden dieselben geleistet werden von den Reitern, die gerade zur Hand sind; man kann dann nicht die im Distanzritt geübten heraussuchen — und was Pferd und Mann leisten können, das hat die reiter ische Erfahrung längst gelehrt. Im Krieg aber muß der Reiter, wenn es gilt, sich und sein Pferd opfern, um die Aufgabe zu lösen, die ihm gestellt ist. Bei diesem Distanzritt war aber keine solche Aufgabe zu lösen, sondern hier handelte es sich um ein PreiSringen und dieses darf nicht so weit gehen, vaß Mann und Roß geopfert werden; dies Ringen mußte aushören, wo die Kräfte des Pferdes nicht mehr ausreichten. ES war da« ja auch von den Veranstaltern de» DistanzrittcS vorgesehen, aber man hätte eine Strafe auf die Ueberschreitung dieser Grenze durch das Zu- schanderciten des Pferdes setzen sollen. Nur wer mit gesundem Pferd zuerst am Ziel anlangte, durfte einen Preis haben. Ein solches Schauspiel, bei dem so viele Pferde zu Tod und zu Schanden geritten werden um eine» Preise» willen, darf nicht wieder aufgeführt werden, da« erträgt das sittliche Volksbewußtsein in Deutschland nicht. Auch als neuer Kitt für das deutsch-österreichische Bündniß kann ein solche» Unter nehmen nicht gelten. So sehr wir die Pflege von ManneSmuth und Kraft in unserer Armee wünschen und zu würdigen wissen, und so sehr wir auch Ver- ständniß für die Prüfung der Leistungsfähigkeit von