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Nr. 59 — Erscheinungsort Dresden für die deutsche Bevölkerung Sonnabend, 28. Juli 1945 Zn den Wnhlen in Englnnd Klare Majorität der Arbeiterpartei London. Zu den Wahlen in London liegt fol gende Meldung des englischen Rundfunks vor: Obwohl die Resultate von 18 Wahlbezirken noch ausstehen, sind bereits genügend Kandidaten der Arbeiterpartei vorhanden, um ihr eine klare Majorität über alle anderen Parteien im neuen Unterhaus zu verschaffen. Noch liegen die end gültigen Zahlen nicht vor. Nach den letzten Meldungen aus London verteilen sich die Sitze wie folgt: Arbeiterpartei 382 Sitze, Konservative Partei 191 Sitze, Liberale Partei 10 Sitze, National- Liberale Partei 14 Sitze, Unabhängige Partei 6 Sitze, Unabhängige Arbeiterpartei 3 Sitze, Common Wealth 1 Sitz, Kommunistische Partei 2 Sitze. Die Arbeiterpartei hat bisher etwa 120 Sitze von den Konservativen und den ihnen verbün deten National-Liberalen gewonnen. Ministerwechsel in der ungarischen Regierung Budapest (TASS). Unter dem Vorsitz von Gedenyi Bela fand eine Sitzung des politischen Komitees der Provisorischen Nationalen Ver sammlung statt, in der der Premierminister Miklos Bela die Frage des Rücktritts des Justizminister Valentin Agoston, des Finanz ministers Vasar Istwan und des Versorgungs ministers Farago Gabor erhob. Miklos Bela bat das politische Komitee, beim Obersten Nationalen Rat Schritte zu unter nehmen, um die Ernennung von Oltwan Imre (Mitglied der Unabhängigen Partei der Klein bauern) zum Finanzminister, von Ronaj Sandor. (Sozialdemokrat) zum Versorgungsminister und von Ris’ Istwan (Sozialdemokrat) zum Justiz minister zu beantragen. Das politische Komitee nahm den Vorschlag des Premierministers an. Gleichzeitig wurde der Beschluß gefaßt, die Nationale Versamm lung Ungarns in nächster Zeit einzuberufen. Der Oberste Nationale Rat Ungarns hat die drei obenerwähnten Minister ihrer Posten ent hoben und an ihre Stelle die vom politischen Komitee vorgeschlagenen neuen Minister er nannt. Flugzeugproduktion in den Vereinigten Staaten Bedarf an Superfestungen gedeckt New York (TASS). Wie United Preß be richtet, erklärte der stellvertretende Chef der USA.-Luftstreitkräfte, Generalleutnant Ecker, auf einer Pressekonferenz, daß die militärischen Behörden Aufträge auf 44 300 Flugzeuge, die für das Jahr 1945 vorgesehen waren, annulliert haben. Durch diese Maßnahme werden 7,6 Milliar den Dollar, 750 000 Tonnen Stahl und 900 Mil lionen Pfund Aluminium gespart. Gemäß den Erklärungen Eckers wird- die Herstellung von „Fliegenden Superfestungen" nicht weiter ge steigert, da ihre Verluste nur 1 v. H. statt der angenommenen 10 v. H. ausmachen. Die Her stellung von „Fliegenden Festungen" ist ganz eingestellt worden, da der Bestand an solchen Flugzeugen den Bedürfnissen vollkommen ge nügt und außerdem 4000 Flugzeuge dieses Typs aus Europa zurückkehren. Generalleutnant Ecker fügte hinzu, daß die amerikanische Luftwaffe monatlich eine Bomben last von 270 000 Tonnen Bomben auf Japan ab werfen wird. Die Höchstmenge an Bomben, die über Deutschland in einem Monat abgeworfen wurde, beträgt 185 000 Tonnen. Befehl Nr. 12 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärischen Administration und des Oberbefehlshabers der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland 25. Juli 1945 Berlin. Frühere deutsche Wehrmachtangehörige fahren fort, ihre Uniform zu tragen. Ich befehle: 1. Vom 26. Juli 1945 an ist früheren deutschen Wehrmachtangehörigen das Tragen ihrer Uniformen zu verbieten. Auch das Tragen jeglicher anderer Uniformen von militärischer Färbung ist verboten. 2. Vom Militär-Kommandanten von Berlin und von den Militär - Komman danten von Städten und Bezirken ist strengste Kontrolle über die genaue Einhaltung dieses Befehls auszuüben. Der Oberste Chef der Sowjetischen Militärischen Administration Der Oberbefehlshaber der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland Marschall der Sowjetunion G.Shtikow Der Stabschef der Sowjetischen Militärischen Administration in Deutschland Generaloberst W.Kurasow Die Lage in Griechenland Außenminister Sofianopulos zurückgetreten Athen (TASS). . Der zurückgejtretene, grie- setzte gestern ,?ejfie. Unterredungen mit anderen chische Außenminister Sofianopulos gab griechi- politischen Führern fort. Wie die Presse mit- schen Journalisten folgend? Erklärung ab: teilt, erklärte Plastiras, daß er den letzten Aus- „Während meines Aufenthaltes im Ausland führungen Sofianopulos vollkommen- beistimmt, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Führende Kreise der republikanischen Parteien Strenge Finanzdisziplm politischen Interessen Griechenlands die unver zügliche Bildung einer Regierung fordern, die die politischen Richtungen des Landes vertritt. Nur eine solche Regierung kann die ganze Nation vertreten, wenn es um die nationalen Forderungen Griechenlands geht: nur sie kann die Ordnung im Lande wiederherstellen und allen Bürgern die Sicherheit gewährleisten. Eine solche Regierung müßte wirklich freie Wahlen durchführen, deren Ergebnisse weder im Lande, noch außerhalb des Landes angezweifelt wer den. Diesen Gesichtspunkt habe ich", fuhr Sofiano pulos fort, „gegenüber dem Regenten und dem Premierminister vertreten. Um die Notwendig keit einer schnellen Regierungsumbildung zu be kräftigen, habe ich meinen Abschied eingereitht. Ich habe bei meinen Aussprachen mit den führenden politischen Männern des Auslandes die Ueberzeugung gewonnen, daß die Be schlüsse, die in Jalta gefaßt wurden, auch in Griechenland verwirklicht werden müssen." Auf die Frage, weshalb Sofianopulos gegen die Einladung Argentiniens zur Konferenz in San Franzisko gestimmt habe, erklärte der frühere Außenminister, daß er nach bestem Ge wissen gehandelt hat. Athen, 25. Juli (TASS). Sofianopulos t^pf am 23. Juli mit Sofulis und Plastiras zusammen und Der Krieg im Pazifischen Raum Verstärkter Luft- und Seekrieg gegen Japai. London (TASS). Laut einer Mitteilung des Stabes der alliierten Streitkräfte im Südwest pazifik, die von Reuter übermittelt wird, haben amerikanische Flugzeuge, die die Blockade der indochinesischen Küste durchführen, sechs japanische Lastschiffe versenkt und Eisenbahn anlagen beschädigt. Washington (TASS). Der Stab des Komman dos der amerikanischen Pazifikflotte berichtet, daß bei dem am 24. Juli von 1200 amerikanischen Flugzeugen durchgeführten Angriff auf Kure (Insel Honshiu) ein japanisches modernes Linien schiff, ein schwerer und ein leichter Kreuzer, ein Flugzeugträger und ein Zerstörer stark be schädigt wurden. Leichte Beschädigungen er hielten ein modernes Linienschiff, ein schwerer und ein leichter Kreuzer, ein Flugzeugträger und ein Kanonenboot. Außerdem haben ameri kanische Flugzeuge ein mittleres Lastschiff, einen mittleren Tanker, drei kleine Lastschiffe und einen Schlepper versenkt. Zerstört wurden neun japanische Lokomotiven, eine kleine Fabrik, zwei Funkstationen in der Nähe von Tanomosu (Insel Honshiu): beschädigt wurden fünf Lokomotiven, drei Lager, Speicher und andere Gebäude. London (TASS). Reuter meldet, daß, laut Mit teilung des Stabes der alliierten Streitkräfte im Südwestpazifik, über 300 amerikanische Flug zeuge einen Anflug auf das Gebiet von Schanghai duichgeführt haben. Andere amerikanische Flug- zeuge griffen den Flugplatz von Fusame in Korea, japanische Kriegsziele in Amoi (China), japanische Flugplätze in Miho (Insel Honshiu) und Kriegsziele auf den Inseln Tanegashima und Amamioshfma an. Australische Flugzeuge führten Anflüge auf japanische Ziele auf den Inseln Celebes und Java durch. Washington (TASS). Der Stab des Komman dos der amerikanischen Pazifikflotte berichtet, daß amerikanische Flugzeuge einen Anflug auf japanische Kriegsziele, ebenso wie auf Kriegs und Handelsschiffe im Gebiete der Insel Kiushiu ausgeführt haben. Kreuzer und Zerstörer der dritten amerika nischen Flotte führten den Beschuß der japa nischen Marineflugzeugstützpunkte Kushimoto durch. Am 25. Juli wiederholten Flugzeuge, die von Flugzeugträgern der dritten amerikanischen Flotte gestartet waren, ihre Anflüge auf Kriegs ziele in Kobe und Kure. Amerikanische Flugzeuge griffen gleichfalls die Flugplätze und Anlagen in Nagoia an. weisen darauf hin, daß die Republikaner für die Bildung einer demokratischen Regierung sind. Somit ist nur die monarchistische „Volkspartei" gegen die Bildung einer Regierung, die die Inter essen des Volkes vertritt; diese Partei besteht auch darauf, daß recht bald eine Volksabstim mung stattfindet. Linksorientierte Zeitungen schreiben, daß die Erklärung von Sofianopulos die Meinungsver schiedenheiten, die in der Regierung bestehen, noch verschärfen wird. Sowjetische Bürger aus der Schweiz rückgeführt Paris (TASS). In der letzten Zeit fanden auf Vorschlag der Schweizer Bundesregierung Ver handlungen zwischen den Regierungen der Sowjetunion und der Schweiz durch Vermittlung der Provisorischen Französischen Regierung statt, die die Lage der in der Schweiz internierten sowjetischen Bürger betreffen, die während des Krieges aus deutscher Gefangenschaft in die Schweiz geflohen waren. Die Schweizer Bundesregierung schlug die Bildung zweier Kommissionen vor: eine Kom mission, die aus Vertretern der Sowjetunion, Englands, der Vereinigten Staaten und Frank reichs besteht und die Aufenthaltsbedingungen der sowjetischen Bürger in der Schweiz unter suchen soll, und eine Kommission von Vertretern der Sowjetunion, die die Rückführung der so wjetischen Bürger in die Heimat organisieren soll. Die sowjetische Regierung nahm den Vor schlag der Schweizer Bundesregierung über die Schaffung der zwei Kommissionen an und be stellte zu ihrem Vertreter Generalmajor W i - c h o r e w. Generalmajor Wichorew hat bereits die Reise nach der Schweiz angetreten. Zurückziehung der USA-Schiffe aus englischen Gewässern Washington (TASS). Das Marineministerium der Vereinigten Staaten meldet, daß die letzten amerikanischen Schiffe die Gewässer des Ver einigten Königreiches verlassen haben. Kriegsverbrecher in Rumänien verurteilt Freiheitsstrafen bis zu 25 Jahren ausgesprocL.a Bukarest (TASS). Die rumänische Presse ver öffentlicht das Urteil, das gegen fünf Gruppen von Kriegsverbrechern ausgesprochen wurde. Von den 15 Angeklagten wurden 14 zu sehr empfindlichen Freiheitsstrafen verurteilt. K. Teo- dorescu erhielt 25 Jahre, A. Petronescu 15 Jahre, A. Vladescu 10 Jahre, Stanka und Mapen 9 Jahre verschärfte Gefängnishaft. Die anderen Urteile sehen Gefängnisstrafen von ein bis fünf Jahren vor. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Von W. A. Ruban Die Sowjetische Militärische Administration in Deutschland hat die Provinzial- und Landes verwaltungen aufgefordert, Provinzial- und Landesbanken zu gründen und in den Ver waltungsorganen Finanzabteilungen zu schaffen, die Finanz-, Bank- und Kreditanstalten in den Städten und Kreisen leiten und beauf sichtigen sollen. Es sind dies Maßnahmen von einer großen politischen und wirtschaftlichen Bedeutung. Wie auf allen Gebieten der deutschen Volks wirtschaft, haben die Faschisten auch auf dem Gebiete der Finanzen eine ganz wilde Politik offener Korruption und Spekulation getrieben. Sie waren bemüht, alle finanziellen Möglich keiten für die Kriegführung und vor allem auch fnr ihre persönliche Bereicherung auszunützen. Sie plünderten die deutschen Banken, Versiche rungsgesellschaften und Sparkassen aus, raubten Devisenwerte der Staats- und Privatbanken. Die örtlichen Selbstverwaltungen sahen- sich jetzt genötigt, ihre Arbeit neu zu beginnen; als Grundlage fanden sie ein gänzlich zerrüttetes Finanzsystem vor, da nicht nur Devisen, Geld und andere Bankfonds von den Faschisten bei ihrer Flucht geraubt, sondern auch alle Doku mente, Rechnungen und übrigen Nachweise der Banken, Versicherungsgesellschaften und Spar kassen entweder vernichtet oder von den ge flüchteten Faschisten, mitgenommen waren. Die Landesverwaltungen, und im einzelnen die Landesverwaltung von Sachsen, müssen ihren Finanzaufbau mit einem nackten Nichts beginnen. Dies verpflichtet sie, gleich beim Anfang solche Maßnahmen zu treffen, die es schnell und sicher ermöglichen, eine strenge Finanzkontrolle über die Tätigkeit der Unternehmen und Behörden auszuüben, die Finanzdisziplin zu festigen und es so weit zu bringen, daß staatliche Werte unter keinerlei Vorwänden mehr geplündert oder ver schleudert werden können. Welches sind nun die Aufgaben der Landes- verwältungen, der städtischen Bürgermeister und der Landräte im Hinblick auf die Festigung der Finanzdisziplin und Regelung des Finanzsystems< Vor allem ist es notwendig, den Beamten apparat der städtischen und Bezirksverwaltungen bis aufs äußerste einzuschränken. In diesem Apparat dürfen nur die alleinotwendigsten Kräfte arbeiten, die unentbehrlich sind, um die vor dieser oder jener Verwaltung stehenden Aufgaben zu bewältigen. Die Nazimachthaber waren mit allen Mitteln bestrebt, die verschie denen Verwaltungsapparate möglichst groß auf zuziehen. Sie führten die Bürokratie ganz be wußt ein, weil sie sie brauchten, um jeden Deut schen unter Kontrolle zu haben, jede Aeußerung von Unzufriedenheit im Keime zu ersticken, jeden Burger in der Kartei zu führen, ihre dunk len Machenschaften bequemer erledigen und die Bevölkerung plündern zu können. Ihr Grund satz war: Eine Hand wäscht die andere, und ein Dieb deckt und schützt den anderen. Mit der Korruption und den dunklen Machenschaften der Nazibeamten ist nun Schluß gemacht. Die neuen Selbstverwaltungen müssen ihre Arbeit auf ganz anderer Grund lage aufbauen und dürfen vor allem ihren Be amtenapparat nicht unnötig erweitern, was zweifellos auch die Leistungen günstig be einflussen wird, denn nur ein strikter, gut ein gearbeiteter und möglichst wenig ausgedehnter Beamtenapparat gestattet es, aller Aufgaben Herr zu werden. Die Finanzabteilungen der städtischen Ver waltungen müssen streng darauf achten, daß Staatsgelder nicht unnötig verausgabt werden und daß oer Wert des Umlaufgeldes nicht durch verantwortungslose Erhöhung von Lohnsätzen in den Aemtern und Unternehmen, den öffentlichen wie auch privaten, untergraben wild. Das ganze Lohnsystem der Aemter und Unternehmen muß unter die Lupe genommen werden, indem man die Lohnsätze der verschiedenen Arbeiter- und Angestelltengruppen einer genauen Prüfunq unterzieht. s Es ist ganz natürlich, daß die Stadtverwal tungen und die Landesverwaltung von Sachsen eine normale Finanztätigkeit nicht ohne ein festes Budget aufbauen können. Darum ist es notwendig, die Steuern und Gebühren, die vor Einzug der Roten Armee bestanden, weiterhin einzuziehen, wobei natürlich die Diskriminierung der Zahler auf nationaler Grundlage weqfällt, ebenso wie die besonderen Erhebungen zu gunsten der „Arbeitsfront". städti!rho äti | kei V der Versicherun 9Sorgane und städtischen Sparkassen muß organisiert werden, ebenso die Arbeit der Krankenversicherungs kassen, indem man für eine gewisse Ueberganqs- H 1 * d ‘ e Einzug der Roten Armee gültigen Satze für Unternehmer, Arbeiter und Angestellte aufrechterhalt. Versicherungsgesellschaften müs sen gegründet werden, welche jegliche Besitz ung Personenversicherungen vornehmen. Eine obligatorische Versicherung von Unternehmen, Hausern und Hausrat muß in Kraft treten. • , ist . für eine normale Führung der Finanz wirtschaft notwendig; daß private Unternehmen, Filmen sowie auch Unternehmen und Organi sationen der Landes-, Stadt- und Kreisverwal tungen ihren Barerlös auf ihre Bankkonten ein- zahlen. Wie aus den aufgezählten Aufgaben ersichtlich, eröffnet sich für die Finanzabteilua-