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218* Seite 2 TAGESZEITUNG 18. Juli 1949 Die thegesetigebung in det Sowjetunion Gleiche Rechte für Mann nnd Frau — Die Ehe ein Freundschaftsbund In der Sowjetunion beruhte die Ehe von jeher auf dem Grundsatz völliger G' ’ichberechtigung von Mann und Frau. Die Gesetze des Sowjet staates haben mit der einstigen Abhängigkeit und untergeordneten Stellung der Frau in der Familie aufgeräumt. Der Frau stehen auf allen Gebieten des staatlichen, kulturellen und gesellschaftlich politischen Lebens dieselben Rechte zu wie dem Manne. DeshalbbesitztderMannauch keinerlei Vorrechte im Familien leben. Bei der Eheschließung kann die Frau den Wunsch äußern, ihren Mädchennamen bei zubehalten, und diesem Wünsche muß nach gekommen werden. Der verheirateten Frau steht laut Gesetz das Recht zu, ohne Erlaubnis des Mannes Arbeits-, Vermögens- und andere Kon trakte selbständig abzuschließen. Die Pflichten der Eltern gegenüber ihren Kin dern sind die gleichen. Vater und Mutter sind verpflichtet, ihre Kinder zu ernähren und gemein- ■ sam für ihre Erziehung und Ausbildung Sorge zu i tragen. In Fällen von Uneinigkeit der Eltern in Erziehungs- und Unterhaltsfragen für die Kinder bestimmt die Regierung Vormünder. Dies ge schieht selbstverständlich mit Beteiligung beider Eltern. Alle persönlichen Vermögensverhältnisse wer den nach dem Prinzip der völligen Gleich: Berechtigung geregelt. Die Frau hat das Recht, sich jegliche Beschäftigung oder jeden Be ruf auszusuchen. Solche Fragen kann sie selb ständig entscheiden. Nach Wunsch, Begabung und Neigung kann sie nach der Eheschließung sich weiterbilden oder auch arbeiten. Die Lebens bedingungen des Landes und das Gesetz gestatten ihr nicht nur, auf gleicher Grundlage wie der Mann zu arbeiten, sondern auch für ihre Arbeit den gleichen Lohn zu erhalten. Die Gleichberech tigung der Frau in der Familie und im gesell schaftlichen Leben schafft in der Sowjetunion normale Beziehungen innerhalb der Familie. Der Begriff des Gatten als „Ernährers“ existiert hier nicht. Die Falmille wird von beiden Gatten aufgebaut, und die Frau als Mutter genießt allgemeine Achtung und Liebe. Das Vermögen der Gatten, das sie während der Ehe erworben haben, ist laut Gesetz ihr ge meinsames Gut und wird bei Lösung einer Ehe zwischen den beiden gleichmäßig aufgeteilt. Nun noch einige Worte über die Lösung der Ehe. Eine Scheidung kann nur durch das Gericht erfolgen. Wenn eine Scheidungssaehe eingeleitet wird, so muß das durch eine Anzeige in der lokalen Zeitung bekanntgegeben werden. Das Volksgericht (die erste Gerichtsinstanz in der UdSSR), wo das Scheidungsgesuch eingehen muß, trifft vorerst Maßnahmen, um die Ehegattfen wieder zu versöhnen; erst wenn eine solche Ver söhnung nicht zustande kommt, kann die Schei dungssache an eine höhere Instanz weitergeleitet werden, die dann die Scheidung in den Fällen ausspricht, wo sie eine Lösung des Eheverhält nisses für unumgänglich hält. Bei einer Scheidung muß immer klar fest gelegt werden, welche Kinder bei dem einen oder anderen Gatten bleiben, und welcher Gatte — und in welchem Maße —.für deren Unterhalt aufkommt. So ist im Sowjetstaat die Ehegesetzgebung aufgebaut. Durch die Gleichberechtigung von Mann und Frau und durch die Ausschaltung eigennütziger Motive bei der Eheschließung er hält“ die Sowjetehe den Charakter eines wahrhaft freundschaftlichen Verhältnisses, wo Mann und Frau sich in jeder Lage gegenseitig stützen und füreinander sorgen, wie in persönlichen, so auch in allen anderen Lebensfragen. W. Iwanow totale Sonnenfinsternis gefilmt Moskau. Am 9. Juli war in einer Reihe von Gebieten der Sowjetunion eine totale Sonnen finsternis zu beobachten. In diese Gebiete wur den Expeditionen entsandt, von denen bereits die vorläufigen Ergebnisse der stattgefun denen Beobachtungen einliefen. Trotz der sehr ungünstigen Wetterlage in den Standorten der Expeditionen erzielten die sowjetischen Ge lehrten — Astronomen, Physiker und Geophysi ker — bedeutende Resultate. • Die an den Ladogaseg entsandte Expedi tion hat die Sonnenkorona im Film .festgehalten und eine Reihe wertvoller Aufnahmen gemacht, die es ermöglichen werden, Aenderungen in der Sonnenatmosphäre festzustellen. Unter schwieri gen Bedingungen mußte die Expedition des Astro nomischen Sternberg-Institutes in Rybinsk arbeiten. Jedoch gelang, es den Gelehrten, trotz starker Bewölkung, die Strahlen der Sonnen korona zu photographieren. Der Korrespondent der TASS hatte eine Unter redung mit dem Akademiemitglied P a p 1 e k s i, •der .ihm seine # Eindrücke über die am 9. Juli durchgeführten Beobachtungen mitteilte: Eine totale Sonnenfinsternis ist eine außer ordentlich seltene Gelegenheit nicht nur für die optische Beobachtung Von Vorgängen auf der Sonne. Eine Finsternis gibt die Möglichkeit, die Natur verschiedener Sonnenausstrahlungen und ihren Einfluß auf den Zustand der oberen SchicK- ten der Atmosphäre (Ionosphäre) zu studieren. Deshalb zog diese Sonnenfinsternis die Aufmerk samkeit nicht nur der Astronomen, sondern auch der Physiker auf sich. Die von den wissenschaft lichen Organisationen der UdSSR entsandten Ex peditionen hatten auch das Ziel, den Zustand der Ionosphäre mit Hilfe von Radiowellen zu 1% 2 In den Städten der Sowjetunion Rostow am Don — An gestellte der staat lichen Bank vor dem Gebäude der Bank in der Engelsstraße. Aufn. TASS-Bilderdienst (2} untersuchen. An der Arbeit der Expeditionen nahmen — außer den Gelehrten der physikali schen Wissenschaften — die Vertreter der Volks kommissariate für Fernmeldewesen und für Elektroindustrie, der Haupteismeerstraße und an derer Organisationen teil. Die Ergebnisse der am 9. Ju(i von ihnen 'durchgeführten Beobachtungen werden zweifellos Einfluß auf eine Reihe von Problemen auf- dem Gebiete der drahtlosen Tele graphie über große Entfernungen und auf dem Gebiete der Radionavigation haben. Auf den Sputen det Utweit Odessa. Tief unter der Stadt, winden sich in endlösen Labyrinthen die berühmten Odessaer Katakomben. Diese unfrirdischen Gewölbe sind aus jenem porösen Muschelsteinterrichtet, , • der hier seit langem ausgegraben wird. Vor dem Kriege führte die Ukrainische Akademie der Wissen schaften in den Kata komben paläontologi- sche Ausgrabunge» durch. Es gelang den Gelehrten, in den Kalk steinschichten Reste von Höhlenhyä nen, von bisher un bekannten mächti gen marderarti gen und anderen Tie ren der tertiären Pe riode aufzufinden. Die Gelehrten stellten zwei ganze Skelette des tertiären Kamels und zwei Skelette des Höhlenbären zu sammen. Dies sind die einzigen derartigen Funde in der Sowjetunion. In diesem Jahre entwickelte die Expedition , der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften mit Dozent A. Roschtschin an der Spitze eine große wissenschaftliche Tätigkeit nicht nur in den Odessaer Katakomben, sondern auch in der Umgebung der Stadt. Es wurden bereits viele Knochen /von Urtieren ausgegraben. ttholung füt XSJetkatbeitet Einer Verdienten Beliebtheit erfreute sich in der Ukraine vor dem Kriege die Gesundungs stelle des Charkower Seilwerkes. In der Nähe von Charkow errichteten die Seilarbeiter im dichten, grünen Wald ein Sanatorium mit 150 Betten, ein Erholungsheim mit 110 Betten und 5 Cottages. Die Gesundungsstelle ver schaffte jährlich mehr als 1000 Arbeitern, Ingenieuren, Technikern und Angestellten Kuren, Urlaub und Erholung. Die in der Nähe befindliche Hilfswirtschaft des Betriebes sicherte eine erstklassige Ernährung. Die Gesundungsstefle, die von den Deutschen stark beschädigt war, bereitet sich jetzt zum Empfang der ersten Urlaübergruppe vör. Zwei, Cottages sind instand gesetzt worden. Eines davon ist für Nichtbeurlaubte bestimmt, die dort nach getaner Arbeit vom Abend bis zum nächsten Morgen weilen können. Die erste Ur laubergruppe der Arbeiter und Angestellten wird im Erholungsheim, das man in einem der Cottages wieder aufbaut, untergebracht. Bis zum Eintreffen der zweiten Gruppe wird die Zahl der Betten im Erholungsheim verdoppelt. Xee aus fCtaßnodat Kraßnodar. Die Kollektivwirtschaften der Ben zirke Adler und Lasarew haben mit der Ernte des grünen Teeblattes begonnen. Die landwirt- ' schaftliche Genossenschaft „Primemy" lieferte an die Teefabrik von Dagomysk eine mehr tägige Ernte von 700 Kilogramm Teeblättem. Die Teesammlerin Demertschan erntet bei einer Norm von 6 Kilogramm täglich 28 Kilogramm. Mit jedem Jahre mehren sich die Tee plantagen in den südlichen Bezirken des Kuban gebietes. Gegenwärtig umfassen sie etwa 700 Hektar. Petsianetsdiafe füt die Uktaine Taschkent. Die Sowjetwirtschaften Usbe kistans haben für die Kollektivwirtschaften der Ukraine, die durch dife deutsch-faschistische Be setzung gelitten haben, über 50 000 Persianer schafe bestimmt. Fünf Expeditionen sind beauf tragt worden, die Schafe nach der Ukraine zu bringen. Die Schafe werden bis Astrachan ge- Sportfest in Moskau. — Rudermannschaften treten zur Parade an trieben, von wo aus die Fahrt mit der Eisen bahn weitergeht. In Begleitung von Hirten, Herdenaufsehern, s# Zootechnikern und Tierärzten werden die Herden einen Weg von 3000 Kilometer zurück legen — über die Wüste Ksyl-Kum und das Plateau Ustj-Urt, das besonders reich an fetten Weiden ist. t Im Kaschka-Darjinsker Gebiet empfing die erste Expedition von der Sowjetwirtschaft „Nischan“ 10 000 Schafe und begann, diese zum Unterlauf des Flusses Amu-Darja zu treiben. Liditspieltheatet in Georgien Tbilissi (Tiflis). Unlängst wurde im Zentrum der Stadt Zchakaj der Bau eines Sommer- Lichtspieltheaters mit 500 Sitzplätzen vollendet.. Es ist gut ausgestattet und besitzt eine Konzert bühne. Im laufenden Jahre werden in den Städten und Dörfern Georgiens, 19. Lichtspiel theater in Betrieb gesetzt, darunter 10 Kinder theater. • / Ernste Unterhaltung Von Konstantin Simonow Fortsetzung aus Nr. 49 (Schluß) „Was nennen Sie Opferbereitschaft?" fragte Pankratjew. „Nun, die Todesverachtung, von der man bei Ihnen so oft schrieb, die Bereitschaft, sich jeder zeit mit Leichtigkeit für seine Ideale, für seine Heimat aufzuopfern." „Von dem, was Sie sagten, erhebe ich nur Einspruch gegen das Wort ,mit Leichtigkeit'”, sagte Pankratjew. „Warum?" „Weil es nicht leicht ist und niemals leicht war, sich zu opfern. Sich mit Leichtigkeit aufzu opfern, war nie ein herkömmliches Gefühl des russischen, Menschen und des russischen Sol daten. Natürlich, man opfert bei uns das Leben, doch man opfert zehn Leben, um hundert Leben des Feindes zu vernichten und hundert eigene Leben zu retten, und nicht, weil man bei uns im all gemeinen liebt, sich aufzuopfern oder weil das überhaupt leicht ist oder im Charakter des rus sischen Menschen liegt. Die' Theorie über die herkömmliche Opfer bereitschaft des russischen Soldaten ist, wie mir scheint, im Westen entstanden, weil der russische Soldat fast immer in der Geschichte unter für ihn äußerst ungünstigen materiellen Umständen kämpfen mußte. Einmal waren zehntausend Russen gegen sieb zigtausend Türken bei Rymnik, das andere Mal mußte Suworow, von den Oesterreichern ver raten, von allen seinen Versorgungsquellen ab geschnitten, die Alpen überschreiten. Und schließ lich, im vorigen Weltkrieg, da mußte der rus sische Soldat, um ein Gewehr in die Hände zu bekommen, erst warten bis sein Nachbar fiel. Und trotzdem haben die russische Armee und in erster Linie der russische Soldat immer ihre Pflicht getan. Sie schlugen die Türken bei Rymnik, die fran zösischen Generale bei Novi, sie verteidigten elf Monate lang die Trümmer von Sewastopol, sie näherten sich während des Krltnkrieges Kon stantinopel und haben sichv schließlich 1914—18 tapfer geschlagen, trotz der ungeheuren Ueber- legenheit des deutschen Feuers und der deut schen Waffen. So entstanden zwei Ausdrücke: .Trotz alle dem' und ,Wie dem auch sei'. Trotz alledem stand der russische Soldat bis in den Tod und ging nicht zurück, und wie dem auch sei, ob ihn die Artillerie unterstützte, oder nicht, ob ihn Maschinengewehrfeuer niedermähte oder nicht, er ging in den Anriff. .Trotz alledem' und ,wie dem auch sei', er kämpfte stets tapfer und gut. Und daraus folgerte man im Westen die Theorie über unsere Opferbereitschaft. Eine falsche Theorie." „Warum falsch?" sagte Mr. Lesley. „Ihre Worte bestätigen doch nur, daß diese Opfer bereitschaft in der Tat vorhanden war." „Natürlich, ich bestreite nicht, daß es der russische Soldat stets verstand, sich aufzuopfern. Doch im Westen meinen manche, daß (es ihm fast zur Gewohnheit geworden ist, zur zweiten Natur, daß er diese Opferbereitschaft liebt, daß sie ihm zu einer unabkömmlichen Eigenschaft geworden ist. Ich entsinne mich noch, wie wir über den Zaren, über die Minister, die Staats duma und überhaupt über die ganze Welt Buchten, weil wir 1914 nur ein Gewehr auf drei Mann hatten: ich erinnere mich, wie wir schimpften, wenn wir unsere Patronen zählten. Ja, wir gingen vor und griffen- trotzdem an, doch wir verfluchten die Ordnung, den Staat, der den Sieg erringen wollte und dort zehn Menschenleben opferte, wo eins genügt hätte: und wissen Sie, was das bitterste war? Daß diese unsere Eigenschaft, trotz alledem an zugreifen, auch ohne Patronen, — T wie soll ich es Ihnen sagen . . ., daß sie unter dem alten Regime geradezu in den Plan mit einbezogen wurde. Man glaubte im Kriege, dank dieser unerschütterlichen Eigenschaft des russischen Soldaten, sich weniger um unsere Artillerie, um ueir ivyiniuonsnacnscnuD, um eine genügende Produktion von Patronen kümmern zu können. Deshalb haßten wir Soldaten, bei aller unserer Liebe zü Rußland, das dort herrschende Regime." „Wenn Sie schon davon sprechen", sagte Mr. Lesley, „so gab es meiner Ansicht nach in die sem Krieg Minuten, ich möchte sOgar sagen Mona)^, in denen eine ähnliche Ungleichheit der Kräfte im Verhältnis zu den Deutschen bestand, — und ihre Soldaten stürzten sich mit Hand granaten unter die Ganzer Man kann doch nicht behaupten, daß das die modernste oder rationellste Kampfart gegen Panzer ist. Ich sehe hier eine für Ihren Standpunkt gefährliche Analogie." „Ich sehe überhaupt keine Analogie", sagte Papki;atjew. „Die zahlenmäßige Ueberlegenheit der Deutschen an Ausrüstung, Panzern und Flugzeugen zu Beginn des Krieges war eine Tat sache, mit zier wir uns auch nicht eine Minute lang abgefunden haben. Unsere Regierung sagte nicht: „Und wenn 6chon, der russische Soldat wird alles durchhalten.'' • Im Gegenteil, man sagte uns: „Haltet aus, es, wird alles getan werden, damit unsere Armee den Deütschen auch in bezdg auf Panzer und Flugzeuge gleich kommt und sie später noch übertrifft." Und das wurde nicht nur gesagt, — es wurde auch getan. Und daß es getan werden würde, daran glaubten wir Sowjetsoldaten seit Beqinn des Krieges, ungeachtet alles Schweren, das wir zu überstehen hatten. Mit jedem Tage gewöhnte sich der Sowjet soldat immer mehr daran, daß die zahlenmäßige Ueberlegenheit, die bessere technische Aus rüstung und die bessere Organisation auf un serer Seite war. Er ist bereit, nur mit dem Ge wehr zu kämpfen, doch niemals wird er sagen: „Es wird schon so qehen, nur mit dem Gewehr." Nein, mit Stolz blickt er auf die Panzer, die über die Straße rollen, auf die Geschütze, auf die Flugzeuge, die über ihn dahinbrausen, auf alles, was ihn während des Stürmens begleitet. Und hierin, um auf die geistige Verfassung des Mertschen zurückzukommen, Siegt eben der große Unterschied. Der russische Soldat ging früher in den Kampf und fühlte, man schont ihn nicht, man sorgt sich nicht um ihn. Der Sowjet krieger geht heute in den Kampf mit dem Be wußtsein, daß er vielleicht auch sein Leben oplprn muß, doch weiß er ebenfalls, daß man sich um ihn sorgt, sein Leben schont und alles * tuf, um es zu erhalten. Und wenn unser Krieger in eine schwere Situation kommt, so wird er, das können Sie mir glauben, keinen geistigen Zwei feln unterliegen. Er verteidigt seine Heimat, die ihm eine Mutter und keine Stiefmutter ist, und in einem solchen Falle kommt ein Mensch nie mals mit sich selbst in Widerspruch. Sie sehen, Mr. Lesley, ich bin nicht in dem Maße, wie Sie sich ausdrückten, Materialist, um nicht an die Seele des Soldaten zu denken. Ich glaube, ich {labe schon zuviel von ihr gesprochen und Sie ermüdet." „Nein, nein", sagte Mr. Lesley, „es war sehr interessant. Ich möchte nur bemerken, daß Sie sich wohl etwas zu kritisch gegenüber der rus sischen Vergangenheit verhalten." „Ich weiß nicht", sagte Pankratjew, „ich brachte nur meine persönliche Meinung zum Ausdruck, und wenn man schon vom russischen Charakter spricht, so ist es eine seiner Haupt eigenschaften, sich kritisch gegenüber dem zu verhalten, was in der Vergangenheit schlecht war. Wir setzen gute Traditionen fort und ver- nteigen uns niemals vor den schlechten. Und wenn der Russe manchmal mit nackten Händen einen bewaffneten Feind überwältigte, so sind wir bereit, seinem Mut in der Vergangenheit Anerkennung zu zollen, doch keinesfalls gewillt, daiaus eine Tradition zu machen." Pankratjew verstummte und zog an seiner Zigarette. Der Diensthabende des Flughafens öffnete die Tür: „Machen Sie sich fertig, wir haben Wetter bekommen. In fünf Minuten können Sie zum Flugplatz gehen." Sie erklommen die schmale Eisentreppe zur Kabine des Flugzeugs, das über den Flugplatz zu rollen begann und sich vom Boden löste, um Kurs auf Moskau zu nehmen. Uebersetzt von A. Schnittke