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188 fe ite 2 TAGESZEITUNG 10. Juli 194* Die großen Schlachten des Krieges Vm. Sewastopol - Bastion des Widerstandes Sewastopol hatte in diesem Krieg schwere Prüfungen zu überstehen. Schon am ersten Kriegstage, dem 22. Juni 1941, wurde die Stadt bombardiert. Später drangen die deutschen Truppen in die Krim ein und kamen ganz nahe an Sewastopol heran. Die Stadt wurde belagert, aber sie führte den Kampf gegen die deutschen Eroberer imbeugsam weiter. Der erste Sturm auf Sewastopol wurde vom deutschen Oberkommando im November 1941 unternommen. 6 deutsche Infanteriedivisionen, eine Kavalleriebrigade, 100 Panzer und über 150 Flugzeuge wurden zum Sturm auf die Festung eingesetzt, aber die heldenhafte Besatzung und die Einwohner von Sewastopol machten die Pläne des deutschen Oberkommandos zunichte, welches wähnte, Sewastopol in drei Tagen ein nehmen zu können. Ueber 10 000 Tote und gegen 100 ausgebrannte Panzer und Sturmgeschütze blieben auf den Höhen vor Sewastopol liegen; die deutschen Truppen waren gezwungen, den Angriff einzustellen. Im Dezember begann der zweite Sturm auf die Festung. Es wurden zusätzlich noch 7 In fanteriedivisionen, 4 Brigaden, 150 Panzer und über 200 Flugzeuge herangezogen und eingesetzt Die Insassen der Festung kämpften heldenhaft, ohne einen Schritt zurückzuweichen. Es kam vor, daß sich Sowjetkämpfer vor die feind lichen Panzer warfen, mit Granat bündeln umgürtet, um die eingedrungenen Pan zer aufzuhalten; durch eine solche Tat haben sich 5 Marinesoldaten — Filitschenko, Zybulko, Parschin, Krasnosselski und Odinzow — un sterblich gemacht Die Batterie des Hauptmanns Alexander, die eingekesselt war, sprengte ihr Fort in die Luft und nahm Hunderte von deutschen Soldaten mit in den Tod. Auf jeden Verteidiger der Stadt kamen 8 bis 10 Gegner, aber das erschütterte nicht ihren Mut; im Gegenteil — es verlieh ihnen Kraft, mit zehnfacher Energie zu kämpfen. 250 Tage lang hielten sich die Vertei diger von Sewastopol gegen die feindliche Uebermacht. Hunderttaüsende von Geschossen, Zehntausende von Bomben, Tausende von An griffen stürmten auf sie ein, aber sie wankten nicht und erfüllten das Gebot der Heimat. Im Mai 1942 begann das deutsche Ober kommando die Vorbereitungen zu einem neuen Angriff. Die Intensität der Luftangriffe wuchs. Tagtäglich warf die deutsche Luftwaffe 2500 bis 6000 Bomben ab| in einem Monat wurden über 120 000 Bomben auf die Stadt abgeworfen. Am 7. Juni begann die deutsche Offensive mit einer kurzen, aber besonders starken Artillerievorbereitung. Es ist festgestellt wor den, daß auf einen Frontabschnitt von 2 bis 2,5 Kilometer Breite 10 000 Geschosse gefallen sind. Danach setzten die Deutschen ihre Panzer und Infanterie ein, die von der Luftwaffe unter stützt wurden. Vom Norden und Süden vor stoßend, wollte das deutsche Kommando den zentralen Verteidigungsabschnitt in die Zange nehmen und nach Liquidierung der dort befind lichen Sowjettruppen in die Stadt eindringen. Aber ein Angriff nach dem anderen brach blutig zusammen. Von den Verlusten der Deutschen in diesen Kämpfen um Sewastopol zeugt ein auf dem Schlachtfelde gefundenes Tagebuch des Oberleutnants Ludwig Reichert, welcher schrieb; „Das Bachtschissaraital wird von den dortigen Einwohnern ,Tal des Todes' genannt; jetzt hat es seinen Namen verdient, denn dort ruht ein bedeutender Teil der Bevölkerung von Erfurt, Jena un^ von meinem Eisenach." Drei Wochen lang stürmten die deutschen Truppen ununterbrochen, zu Lande und aus der Luft, die Stadt. Zu Lande von ihrer Verbindung mit den rückwärtigen Gebieten abgeschnitten, fast ganz ohne Zufuhr von Kampf- und Lebens mitteln, setzten die Teile der Roten Armee ihren Widerstand fort, um möglichst viel deutsche Truppen bei Sewastopol zu fesseln und hier durch die Kämpfe der Roten Armee an anderen Fronten zu erleichtern. Am 3. Juli 1942 verließen — auf Befehl des Oberkommandos — die Teile der Roten Armee Sewastopol. In den acht Monaten der Kämpfe um Sewastopol verloren die deutschen und rumänischen Truppen gegen 300 000 ihrer Sol daten an Toten und Verwundeten. Die Zeitungen der neutralen Länder nannten die Verteidigung von Sewastopol „ein Wunder". Die Kriegsberichter suchten eine Erklärung die ses Wunders in den einzigartigen Befestigungs anlagen, den gigantischen Uferbatterien und den unnahbaren Felsen der Festung. Es gibt aber nur eine wirklich treffende Erklärung für das Wunder bei Sewastopol — die Tapferkeit und den Helden- das deutsche Oberkommando unerwartet. Die mut seiner Verteidiger. Sowjettruppen stießen kräftig nach Süden vor, Sewastopol hat seine Aufgabe erfüllt, Indem schwenkten dann plötzlich nach Osten ab, durch- es die deutsche Frühjahrs- und Sommeroffensive brachen hier die deutsche Verteidigung und 1942 bedeutend aufhielt. Die deutschen Truppen nahmen Dshankoi ein. Diese unerwartete hatten nicht nur bedeutende Verluste an Men- Operation entschied das Schicksal der Krim, sehen und technischen Hilfsmitteln zu verzeich- Dia deutschen Truppen ließen in Dshankoi und nen; sie verloren auch eine Menge Zeit. Die Simferopol große Lager von Waffen und anderem heldenhafte Verteidigung von Sewastopol er- Kriegsgerät zurück und flohen nach Sewastopol, möglichte es der Roten Armee, Reserven heran- um hinter dessen Mauern Schutz zu suchen, zuziehen, einen deutschen Einbruch in den Kau- Zwei Jahre lang hatten die deutschen Truppen kasus über Kertsch zu vereiteln und zum Gegen- den Festungsgürtel um Sewastopol herum ver schlag zu rüsten. An den Mauern von Sewastopol vollkommnet, zwei Jahre lang seine Verteidi- wurde in gewissem Sinne das Fundament gung vorbereitet. Im Befehl Nr. 1036/44 vom für den Sieg bei Stalingrad gelegt. 20. April an die 98. Infanteriedivision hieß es: Nach der Schlacht bei Stalingrad nahm die „Soldaten! Der Führer hat befohlen, die Festung Rote Armee die Initiative endgültig in ihre bis zur letzten Patrone zu halten. Hinter uns Hände und ging selbst zur Offensive über, um liegt der für die Erhaltung Sewastopols unum- die deutschen Eindringlinge aus der Sowjetunion gänglich notwendige Raum; vor uns — die zu vertreiben. schlecht ausgebildete russische Infanterie, die Im Jahre 1944 begann die Rote Armee, nach- den deutschen Grenadieren in ihren festen dem sie die deutschen Truppen weit in die West- Schutzstellungen nicht gefährlich ist. Mit der Ukraine zurückgedrängt hatte, die Befreiung der Verteidigung von Sewastopol wird das deutsche Krim. Die Rote Armee griff die deutsch-rumäni- Volk der ganzen Welt beweisen, daß man sich sehen Truppen gleichzeitig von zwei Seiten an: auf einer so festen Position halten kann, solange von P e r e k o p und Siwasch, d. i. von der man will. Es wird den Russen nie gelingen, Landenge, die die Krim im Norden mit dem Sewastopol einzunehmen, solange die Festung Mutterlande verbindet, und von Süden im Raum von deutschen Soldaten verteidigt wird." Kertsch. Doch halfen den deutschen Generalen ihre Der Operationsplan der Roten Armee war für prahlerischen Reden herzlich wenig. Am 9. Mai, das ist be reits am achten Kampf tage um Sewastopol, drangen Teile der Roten Armee in dis Stadt ein, zu deren Er oberung die deutschen Truppen im Jahre 1941/42 250 Tage ge braucht hatten. In der Nacht zum 10. Mai hielten sich die deutschen Truppen noch an der Cherson- Landzunge, wo sie ver suchten, sich auf die letzten Transport schiffe und Barken zu 1 retten Am nächsten Abend wurde auch dieser letzte Verteidi gungspunkt der Deut schen auf der Krim- Halbinsel liquidiert. Die Krim war wie der frei. A. Mordwlnow Altertümliches Moskau: Die „Zar"-Kanone im Kreml tdiolungsstätten dei UdSSR. Es gibt wieder Urlaub Anläßlich der Beendigung des Krieges hat das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR beschlossen, ab 1. Juli 1945 den zufallenden und zusätzlichen Urlaub für Arbeiter und Angestellte, der während des Krieges aufgehoben worden war, wieder einzuführen. „Dieser Beschluß", erklärte der Vorsitzende des Zentralen Gewerkschaftsrats der UdSSR, W. Kusnezew, „ebenso wie das Ge setz über die Demobilisierung der älteren Jahr gänge des Feldheeres betrifft Millionen von Bür gern der Sowjetunion.. In nächster Zeit werden Tausende von Arbeitern und Angestellten in Ur laub gehen. Im Zusammenhang damit stehen die Gewerkschaften vor einer sehr bedeutungsvollen Aufgabe — das Netz der Erholungsheime und Sanatorien möglichst zu erweitern. Die Gewerkschaftsorganisationen haben in erster Linie die Erholungsheime und Sanatorien, die durch die Verlagerung der Lazarette aus den Ostgebieten nach Westen und Süden befreit wur den, für die neuen Zwecke als Erholungsstätten für die Arbeiter und Angestellten eingerichtet. Diese Erholungsheime und Sanatorien liegen in bedeutenden Industriegebieten des Landes: so z. B. im Moskauer Gebiet die Sanatorien „Monino", „Peski", „Otdych", im Swerdlow- sker Gebiet das Sanatorium „Schartach", im Gebiet Tscheljabinsk (Sibirien) die Saria- torien „Tschebakul” und „Kisegatsch", im Ge biet Kuibyschew das Sanatorium „Udarnik", im Gorkigebiet das Sanatorium „Serjesha" usw. Neben den Sanatorien allgemeinen Typs gibt es Sanatorien für Tuberkulöse, für Nerven kranke und andere. Außerdem trifft der Zentrale Gewerkschafts rat und das ZK der Gewerkschaften Maßnahmen, um in kürzester Zeit die Erholungsheime und Sanatorien wieder instand zu setzen, die von den'deutschen Okkupanten in der Krim, im Nord kaukasus, in der Ukraine, in Bjelorußland und in den baltischen Republiken zerstört wurden. Die Deutschen haben den Erholungs- und Gesun dungsstätten der Gewerkschaften einen ungeheu ren Schaden zugefügt. Sehr viele Sanatorien in der Krim, in Odessa und anderen Gebieten sind bis auf den Grund zerstört (z. B. das Sanatorium „Kommunar", das nach den Helden von Mag nitogorsk benannte Sanatorium u. a.). Die Sowjetregierung hilft den Gewerkschaften großzügig bei der Wiederinstandsetzung der Er holungsheime und Sanatorien. Eine Reihe Volks kommissariate nehmen gleichfalls an dem Wie deraufbau der gewerkschaftlichen Sanatorien und Erholungsheime teil. Die Gewerkschaften beabsichtigen, dieses Jahr 750 000 Menschen zur Erholung oder Ge nesung in Erholungsheime und Sanatorien zu sen den; im vorigen Jahre waren es 270 000, die in solchen Heimen neue Kräfte sammelten. In dem Maße wie Erholungsheime und Sana torien, die zur Zeit als Lazarette dienen, befreit werden, lassen die Gewerkschaften dieselben sofort für die Bedürfnisse der Arbeiter und An gestellten sowie der Invaliden des Vaterländi schen Krieges einrichten. Die gewerkschaftlichen Organisationen achten darauf, daß die Erholungsheime und Sanatorien, die zu ihrer Verfügung stehen, zweckmäßig aus genutzt werden. Zur Erholung und Genesung werden in erster Linie Invaliden des Vatei ländi schen Krieges, Jugendliche, schwangere Frauen, Schwerarbeiter und die tüchtigsten Arbeiter der Betriebe gesandt." Altertümliches Moskau: Die „Zar"-Glocke im Kreml Erholungsstätten ln der Sowjetunion Das Sanatorium „Dolossy" In Jalta (Krim} TASS-BilderdUuit (3) Gelehrte besuchen den Kreml Vor einigen Tagen besichtigten die Teil« nehmer der Jubiläumssitzung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR die Denkwürdig keiten im KremL Die Uspenskikathedrale, der Granit-Palast, die „Verkündungs"- und die „Erz- engel"-Kalhedrale sowie die Apostelkirche, die zur Zeit restauriert wird, wurden wegen ihrer architektonischen Schönheit bewundert. Die Gelehrten zeigten auch großes Interesse für die Geschichte des berühmten Glocken turms Iwans des Großen, für die „Z a r“- Kanone, die „Z a r" - G 1 o c'k e und für die Beutegeschütze, die aus der Zeit der Napoleon kriege stammen. Die Waffenkammern mit ihren kostbares alten Waffensammlungen wurden ebenfalls ein gehend besichtigt Die Gelehrten äußerten sich begeistert über den Besuch dieses Denkmals russischer Kultur, das vom Sowjetstaat mit Liebe und Sorgfalt ge pflegt wird. Geraubte Sammlungen In Kiew sind zwei Waggonladungen mit dem Eigentum des Zoologischen und des Botanischen Instituts der Ukrainischen Akademie der Wissend; schäften eingetroffen, die 1943 von den detffc sehen Bpsetzungstruppen nach Deutschland fort gebracht wurden. Darunter befinden sich 106 Kisten mit Samm lungen von Insekten, Vögeln und Säugetieren, die dem Zoologischen Institut gehörten. 600 Pakete, die in Posen entdeckt wurden, ent halten seltene Exemplare der ukrainischen Flora. Dieses Herbarium, das von den Mitarbeitern des Instituts im Laufe der letzten 25 Jahre zu sammengebracht wurde, ist von großem Wert für das Studium der ukrainischen Flora. In der Umgebung von Breslau wurden in einer Fabrik einige tausend sehr wertvolle und seltene Bücher ökonomischen Inhalts gefunden, die dem öekonomischen Institut der Ukraini schen Akademie der Wissenschaften gehörten. Diese Bücher sind ihm ebenfalls zurückerstattet worden. Moskauer Theaferausklang Anfang Juli wurde die Spielzeit im Staatlichen Akademischen Großen Theater mit der Auffün- rung des Balletts „Schtschelkuntschik" („Nuß knacker") von Tschaikowsky abgeschlos sen. Während der vergangenen Spielzeit wurde die unsterbliche Oper Glinkas „Iwan Sussa- nin in neuer Inszenierung mit dem Volkskünst ler der Sowjetunion A. Pasowski am Diri gentenpult neu aufgeführt. Außerdem wurden Neuaufführungen der Opern „Jewgeny Onegin" und „Pik-Dame" von Tschaikowsky ge geben. ’ M Aufstieg des Luftballons „SSSR WR—70" Vor einigen Tagen startete von einem Flug- platz bei Moskau der Luftballon „SSSR WR — 70" dessen Rauminhalt 600 Kubikmeter beträgt, zu freiem Flug. Der Flug wurde vom Zentralen Aero- logischen Observatorium, der Hauptverwaltung des Hydrometeorologischen Dienstes der Roten Armee, vorgenommen, um elektrische Erschei nungen in der Atmosphäre zu beobachten. Die Besatzung besteht aus dem Kommandeur, Ober leutnant Sinowjew, und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Ingenieur Borowikow. Spät abends drahtete die Besatzung, daß sie ™ D ?, rf ® Banejewo, Kreis Alexandrow, Gebiet Wladimir, gut gelandet sei. Diese erste Forschungsfahrt eines Luftballons nach dem Kriege ist der Anfang einer Reihe von vielseitigen wissenschaftlichen Beobachtungen, welche die sowjetischen Aeronauten durchzu führen gedenken. NeuesWerk fürSchlackenblocks Unweit Moskau erstand die erste Reihe eines neuen Werkes von Schlackenblocks und Sammel« Eisenbetonkonstruktionen. Die Herstellung von massivem und schwerem Baumaterial isf hier ganz mechanisiert worden. Alle Arbeitsgänge, von der Abgabe des Rohstoffes angefangen bis zum Abtransport der Fertigproduktion in das Lager, gehen auto« Watisch vor sich. (TASS}