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Preis 15 Pfg. Nr. 35 — Erscheinungsort Dresden für die deutsche Bevölkerung Sonnabend, 30. Juni 1945 Die Konferenz in San Francisco erfolgreich abgeschlossen Die freiheiiliebenden Völker von fünfzig Ländern vereinigten sich zur Wahrung des internationalen Friedens gegen die Aggression Weltsicherheits-Organisation Die Konferenz in San Francisco hat mit der, Annahme der Statuten der internatio nalen Organisation der Vereinten Nationen zur Wahrung des allgemeinen Friedens und der Sicherheit ihren erfolgreichen Abschluß gefunden. Der Wille der Völker zur Wah rung des Nachkriegsfriedens sicherte eine positive Lösung vieler schwieriger Fragen und schaffte die Charta der Vereinten Nationen. Die entscheidende Rolle bei der Schaf fung der Statuten spielte die Zusammenarbeit der großen demokratischen Mächte, der Initiatoren dieser Konferenz. Das Verantwor tungsbewußtsein vor den Völkern für das Schicksal des Friedens förderte die Festi gung der Einheit der Großmächte. Diese Ein heit ist der Haüptgarant der Tatkräftigkeit dieser neuen Organisation Das veröffentlichte Statut der Vereinten Nationen ist die Grundlage der Weltsicher- neit. Sie löst eine der größten Aufgaben. Die neue Organisation stellt sich nicht die Aufgabe der Errichtung eines ewigen Frie dens zwischen den Völkern und der soforti gen Beseitigung aller Streitfragen im Kriege. Ihre Aufgabe ist eine reale. Es handelt sich um eine Organisation, die in der Lageist, einermöglichenAggres- sion vorzubeugen und den Aggressor durch gemeinsame Bemühungen aller fried liebenden Völker zu bezähmen. Der nach dem vorigen Krieg geschaffene Völkerbund konnte die Aufgaben, die ihm gestellt wurden, nicht bewältigen. Er hat die Hoffnungen derer, die an ihn glaubten, be trogen. Schon vor der ersten Tatsache einer Aggression machte er bankrott. Es handelt sich folglich um die Schaffung einer inter nationalen Organisation neuen Typs, grund verschieden von dem schwachen, rechtlosen, von Widersprüchen zerklüfteten Völkerbund. Nur eine starke und internationale Organi sation, die fähig ist zu schnellen entschie denen Handlungen ist lebensfähig. Ihr muß die Menge an Streitkräften zur Verfügung stehen, die zur Vorbeugung einer Aggres sion und zur Erhaltung des Friedens nötig sind. Nur so kann die internationale Sicher heit gewahrt werden. Jetzt, wo diese Aufgabe gelöst und eine derartige Organisation geschaffen ist, stellt die ganze Welt mit Genugtuung fest, daß die feste, prinzipielle und folgerichtige Mit arbeit der Sowjetunion viel zum Erfolg der Konferenz beigetragen hat. Die Schwierig keiten wurden durch den Geist der Zu sammenarbeit und das Streben zur Einmütig keit der großen alliierten Mächte überwun den. Die im Feuer des Krieges entstandene anglo - sowjetisch - amerikani sche Koalition sicherte den Sieg in diesem Kriege. Diese Koalition, erhalten und gefestigt für die Sache des Friedens, wird die Seele der neuen Organisation werden und in der Lage sein, den Völkern den Frie den zu sichern. Die Volksmassen aller demokratischen Länder verfolgten angespannt die Arbeit der Konferenz und wünschten ihr Erfolg. Die Volksmassen aller demokratischen Län der verstehen die Verantwortlichkeit und Wichtigkeit der gestellten Aufgabe. In der heutigen Etappe der Geschichte haben die großen demokratischen Mächte das nötige Maß der Einmütigkeit erreicht, um den festen Kern einer derartigen Organisation zu bilden. Das Sowjetvolk begrüßt die Schaffung 'dieser internationalen Organisation der Ver einten Nationen, ausgehend von seinem Standpunkt, den allgemeinen Frieden ehr lich und fest zu wahren. Das Sowjetvolk wird erzogen im Geiste des Dienstes an der Sache der Schaffung eines festen Friedens unter den Völkern. Die Sowjetmenschen ha ben oft genug bewiesen, daß sie nicht nur mit der Waffe in der Hand selbstaufopfernd ihre Heimat verteidigen können, sondern daß sie alle ihre Kräfte und die ganze Macht ihres unerschöpflichen Landes ein- setzen, um zusammen mit anderen Völkern eine feste Organisation des Friedens und der Weltsicherheit zu schaffen. Die Völker 50 verschiedener Länder ha ben sich zu einer Organisation zusammen getan, um Aggressionen vorzubeugen. Das ist jedem verständlich, der die Zerstö rungen gesehen hat, die die aggressiven -Achsenmächte in den freiheitsliebenden Län dern, die sie zu versklaven suchten, an gerichtet haben. Den Sieg haben die errun gen, die die gerechte Sache verfochten, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpf ten. Der Organisator des Blocks der aggres siven Länder, Hitlerdeutschland, ist besiegt, seine Streitkräfte sind zerschmettert, seine Kriegsmacht — vernichtet. Groß ist die Schuld des deutschen Volkes vor den freiheitsliebenden Völkern. Viel Böses und Leid hat die Hitlerarmee (Len Nachbarstaaten gebracht. Das deutsche Volk muß alles tun, um die verbrecherischen Kräfte zu vernichten, die es in diesem räube rischen-, ungerechten Krieg gestürzt haben. Jeder ehrliche Deutsche; jeder Bürger Deutschlands muß sich immer der weisen und gerechten Worte der drei führenden Staatsmänner auf der Krimkonferenz bewußt sein: „Erst wenn der Nazismus und Militaris mus ausgerottet sein werden, besteht für das deutsche Volk die Hoffnung auf eine wür dige Existenz und einen Platz in der Ge meinschaft der Nationen" Der antifaschistische Frauenkongreß in Jugoslawien Belgrad (TASS). Dieser Tage wurde der erste Antifaschistische jugoslawische Frauenkongreß eröffnet. Zugegen waren Marschall Tito, Mit glieder des Präsidiums der antifaschistischen Wetscha der Volksbefreiung Jugoslawiens und Minister der jugoslawischen Regierung. Der Kongreß wurde von Frau Babowitsch, Mitglied des Präsidiums der antifaschistischen Wetscha und Mitglied des Zentralkomitees der anti faschistischen Front der Frauen Jugoslawiens, eröffnet. Frau Babowitsch erteilte Marschall Tito das Wort, der mit stürmischen Ovationen begrüßt wurde. Marschall Tito hieß die Delegierten will kommen und schilderte ihnen die Aufgaben, die jetzt vor den Völkern Jugoslawiens und den jugoslawischen Frauen stehen. Tito rief die Frauen auf, den entscheidenden Kampf gegen die inneren Feinde fortzusetzen, die Macht des Volkes zu stärken und die Haupterrungenschaft des nationalen Befreiungskampfes — die Brüder lichkeit und Einigkeit der jugoslawischen Völ ker — zu schützen sowie alle Kräfte zum Wie deraufbau des Landes und zur Erziehung der jungen Generation Jugoslawiens einzusetzen. Nach Marschall Titos Rede begrüßten Ver treter der Delegationen Frankreichs, Bulgariens, Albaniens und anderer Länder den Kongreß. Als die sowjetische Frauendelegation im Saal er schien, wurde sie mit stürmischem Applaus und begeisterten Rufen zu Ehren des Organisators des Sieges über den Faschismus, Generalissimus Stalin, sowie der heldenhaften Roten Armee und des großen Sowjetvolkes begrüßt. Die Leiterin der Sowjetdelegation, Frau Saritschewa, dankte dem Kongreß für den herz lichen Empfang. Während ihrer Rede erhob sich eine 70jährige Bäuerin aus Montenegro und wandte sich an sie in russischer Sprache. Sie überreichte ihr als Geschenk der Frauen Monte negros an die Frauen der Sowjetunion ein mon tenegrinisches Frauen-Nationalkostüm. Unter begeisterten Ausrufen und Ovationen umarmten und küßten sich die beiden Frauen. Auf einer abschließenden Sitzung des Kon gresses wurde ein Zentralkomitee aus 90 Frauen gewählt, in dem alle Nationen vertreten sind, die den Bestand des demokratischen Jugoslawiens bilden. Der Kongreß sandte Begrüßungen an den Generalissimus der Sowjetunion Stalin, an den Marschall Jugoslawiens I. Bros-Tito und an die antifaschistischen Frauenorganisationen der alliierten Länder. - < Wahlkämpfe , in England Rede Churchills London (TASS). Wie Reuter aus Rugby (Grafschaft Northhampton) meldet, hat der Pre mierminister Winston Churchill eine Wahl reise über England begonnen. Am 25. Juni hielt er in Rugby eine Rede, in der ei erklärte, es werde vollkommen unmöglich sein, eine dauerhafte Re gierung . zu bilden, falls er keine bedeutende Mehrheit im neuen Unterhaus erhalte. Nachdem er den Beitrag Englands an der Nie derwerfung Deutschlands erwähnt hatte, fuhr Churchill fort: „Es werden sich Leute finden, die der Meinung sind, daß die Hauptarbeit bereits getan ist. Ich aber bin der Meinung, daß dies nicht der Fall ist. Ich bin der Ansicht, daß die Arbeit nicht beendet ist, solange wir nicht Ja pan mit gleicher Münze heimgezahlt haben, die ser hinterhältigen und raubgierigen Nation, welche die Vereinigten Staaten und uns über fallen hat und jetzt bedeutende britische Ge biete besetzt hält. Wie die Amerikaner — unsere Brüder auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans — uns zu Hilfe geeilt sind, so werden auch wir ihnen zu Hilfe eilen." Churchill versprach, daß seine Regierung die durch faschistische Bomben vernichteten Häuser wieder aufbauen und die unbewohnbaren Häuser reparieren werde; auch würde sie keine Mono pole oder Preiserhöhungen zulassen, die der Ver wirklichung des Programms hinderlich wären. Aufstellung von Kandidaten für das englische Parlament London (TASS). Wie Reuter meldet, wurden bis zum 25. Juni 1675 Kandidaten für die Wahlen in das Parlament aufgestellt. Die Konservativen stellten 547, die Labourpartei 601 und die Libe ralen 305 Kandidaten. Die Partei des Common wealth stellte 22 Kandidaten auf, die National- liberalen 52, die Kommunisten 20, die Unab hängigen 41. Wie der Reuterkorrespondent Whiton mit teilt, wird in dem Wahlbezirk Woodford gegen Churchill die Kandidatur von Alexander Hencock aufgestellt. Letzterer ist Lapdwirt und tritt zum erstenmal in der politischen Oef- fenllichkeit auf. VomKriegsschauplalz im Fernen 0s! en Bomber-Großangriff auf Japan Stillwell kommandiert auf Okinawa New York (TASS). Wie der Korrespondent der Agentur „United Press" aus Manila mitteilt, ernannte der Oberbefehlshaber der vereinigten Streitkräfte der Alliierten im südwestlichen Teil des Pazifiks, General Mac Arthur, den General S t i 11 w e 11 zum Kommandierenden der 10. amerikanischen Armee auf der Insel Okinawa an Stelle des am 18. Juni auf der Insel Okinawa gefallenen Generalleutnants Backner. Japan verlegt seine Rüstungswerke Die japanische Nachrichtenagentur gibt be kannt: Eine große Anzahl wichtiger Rüstungs werke werden von Japan nach dem asiatischen Festland verlegt, um der alliierten Luftoffensive zu entgehen- Der Kontinent muß von nun an in steigendem Maße- die Verantwortung für die Steigerung der Produktion übernehmen. Washington (TASS). In Washington wurde amtlich bekanntgegeben, daß am 26. Juni früh morgens starke Verbände amerikanischer über schwerer Bomber, Typ „Fliegende Festung , einen Angriff auf kriegswichtige Industrie anlagen im Bereich von Nagoia, Osaka, Akasi und Gushi unternahmen. Alle diese Städte liegen auf der Hauptinsel Japans — H o n s u. Japanische Brennstofflager auf der’ Insel For mosa wurden mit Bomben belegt. Japanische Verluste auf Okinawa Washington (TASS). Der Stab der USA-Flotte im Pazifik teilt mit, daß die Japaner auf der Insel Okinawa seit Beginn der Kamnfhand- lungen bis zu deren Abschluß am 23. Juni 101 853 Mann an Toten und 7902 an Gefangenen verloren haben. Sowjetisch-Kanadische Freundschaft Ottawa (TASS); Der Nationalrat für Sowje tisch-Kanadische Freundschaft richtete anläß lich des 4. Jahrestages des Vaterländischen Kiieges ein Schreiben an die Sowjetregierung. In diesem Schreiben heißt es: „Wir haben gemeinsam den Krieg gewonnen, und wir wollen auch gemeinsam den Frieden geWinnen. Wir versprechen feierlich, auch weiterhin alles daran zu setzen, um gegenseitig nützliche Be ziehungen zwischen beiden Ländern zu fördern." Gesellschaft für Freundschaft mit der UdSSR in Norwegen Oslo (TASS). In allen großen Städten Nor wegens werden Vorbereitungen getroffen, um eine Gesellschaft für Freundschaft mit der UdSSR zu gründen. In Lillehammer besteht schon eine solche Organisation. In Oslo, Trond- heim, Bergen, Stavanger, Christiansand, Dram- men. und in anderen Städten wurden Organisa tionskomitees geschaffen. * Berichtigung In unserer gestrigen Meldung „Die Statuten der Vereinten Nationen" auf Seite 1 ist ein Fehler unterlaufen Der zehnte Absatz muß lauten: „durch die Annahme von Grundsätzen und durch Festsetzung von Methoden zu gewähr leisten daß die bewaffneten Kräfte nicht anders verwendet werden als im allgemeinen Interesse."