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Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung : 19.06.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id425384225-194506199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id425384225-19450619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-425384225-19450619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung
-
Jahr
1945
-
Monat
1945-06
- Tag 1945-06-19
-
Monat
1945-06
-
Jahr
1945
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^ Großer Dresdner Fußballtag Altstadt gegen Neustadt 6 :1 Das Ereignis des Sonntags war das Auswahl* ftpiel der beiden Städtemannschaften als Auftakt des antifaschistischen Sportlebens in Dresden. Die Veranstaltung erhielt ihr Gepräge durch die Anwesenheit des Stadtkommandanten, Oberst Gorochow, mit seinem Stabe sowie des Oberbürger meisters Friedrichs, Bürgermeister Fischer, Dezernent tätigt sich immer mehr als Verbinder zwischen den hinteren Reihen und dem Angriff. Während die Roten die zahlreicheren Chancen herausarbeiten, erzielt Neustadt in‘der 28. Minute den ersten Treffer. Mit Hilfe des Windes erzwingen die Schwarz-Weißen eine leichte Feldüberlegenheit. Auffallend ist das viel zu engmaschig angelegte Dreiinnenspiel der Altstädter. Die Altstädter und die Neustädter Fuß ballmannschaft sind vor dem Spiel vor der Tri büne angetreten, wo der Stadtkommandant eine Ansprache an sie richtet. * ,V*\\ m Der Torwart der Neu städter ist aus dem Tor herausgelaufen, ein kritischer Moment — doch der rechte Verteidiger schützt das Heiligtum. Aufn. Koch der Stadtverwaltung für Gesundheitswesen, Dr. Grube, Sportamtsleiter- Heinicke und des Präsidenten der Wirtschaftskammer, Dr. Lang. Oberst Gorochow beglückwünschte die Spieler, als die ersten der Stadt auserwählt zu sein. In einer kurzen Ansprache hob er die bedeutende Entwicklung ries Sportes in der Sowjetunion hervor, besonders des Fußballspiels, das immer mehr ~ an Volkstümlichkeit gewonnen habe und nicht nur von der Jugend, sondern auch von den älteren Gene rationen betrieben werde. Oberst Gorochow stellte baldige Spiele gegen die Vertreter der Roten Armee in Aussicht. Seine Ausführungen wurden von den zahlreichen Zuschauern lebhaft begrüßt. Das ausgezeichnete Niveau und der Ausgang des Spieles wurden bestimmt durch die Teilnahme der bekanntesten Dresdner Spieler Schön, Hofmann, Pohl und H e m p e 1. Ihre bestechende Technik und Strategie verschafften der Altstadt von Beginn an ein Uebergewicht, das in den sechs Toren seinen Niederschlag fand. Die Neustädter vermochten für sich dank des größeren Eifers bis zur Halbzeit ein Unentschieden herauszuholen, erlagen aber mehr und mehr dam besseren Stehvermögen des Gegners. Der Spielverlauf Die Seitenwahl zwischen den Spielführern Hem- pel und Lehmann fiel zugunsten der Neustadt aus. In den ersten Minuten macht sich auf beiden Seiten Altstadt Rot, Neustadt Schwarz-Weiß — eine ge wisse Unsicherheit bemerkbar. Die erste Torchance für die Roten versiebt Haupt. Auch Hofmann knallt eine seiner gefürchteten „Bomben“ neben das Tor. Das Verständnis des rechten Flügels bringt das hintere Gefüge der Neustädter in größte Bedrängnis. In der 10. Minute hat Kleinert im Tor Gelegenheit, sich auszuzeichnen, als er einen Eckball unschädlich macht. Schwarz-Weiß kommt immer mehr zur Gel tung. Eine raumgreifende Steilvorlage von Schön schließt sein Linksaußen mit einer wunderbaren Flanke ab, aber der gesamte Innensturm verpaßt die Chance. Pohl erkennt die Taktik des Gegners und wirkt von nun an ausgesprochen offensiv. Seine Schußünsicherheit im Verein mit einer genauen Deckifngstaktik der gegnerischen Hintermannschaft vereiteln die ersehnten Erfolge. In der 20. Minute' hat sich wieder Hofmann nach halbrechts durchgespielt. Schön bleibt nun hinter seiner Angriffsreihe und*be- bei denen sich nun infolge der Erfolglosigkeit Er müdungserscheinungen zeigen. Nachdem Hofmann das Können Kleinerts nochmal auf die Probe gestellt hat, finden die vielen Angriffshandlungen des von Schön geführten Sturmes in der 36. Minute ihre Krönung, der nach einer genau abgezirkelten Vorlage den Aus gleich herbeiführt. Der Halbzeitstand von lj 1 ent spricht dem Spielverlauf. Auch nach dem Seitenwechsel haben die Roten ihre Schußunsicherheit zunächst noch nicht abgelegt, doch kommt ihr Stürmerspiel nun^ in Schwung. In der 58. Minute erzielt Hofmann durch Scharfschuß das viel bejubelte Führungstor. Eine leichte Feld überlegenheit, die sich ständig steigert, kommt in den fast in regelmäßigen Abständen fallenden Treffern zum Ausdruck. An dem Torreigen beteiligte sich nun auch der Mittelläufer Pohl. In einer Tor- entfemung von fast 30 Meter legt er sich unbehindert das Ledei zurecht und stellt mit sicherem Scharfschuß das Ergebnis auf 4:1. Interessante Kampfszenen werden von den dankbaren Zuschauern mit Beifall quittiert. Einen glänzenden AlleingangVonSchÖn vermag die gegnerische Hintermannschaft nicht abzustoppen* das Ergebnis lautet 5:1. Neustadt wird in seiner Hälfte eingeschnürt. Vier Minuten vor dem Abpfiff stellt der rote Rechtsaußen aus kürzester Entfernung das Endergebnis her. Schiedsrichter Schattchpridt leitete den fairen Kampf meisterhaft. * * "* W. An die Fußballer Dresdens! Der Leiter des Sportamtes hat alle Sportler auf gerufen, eine Vereinigung zu bilden. Ich rufe deshalb den Bezirk I, der sich wie folgt zusammensetzt: 13., 14., 15. und 16. Stadtbezirk, zu einer Besprechung auf, und zwar am Dienstag, dem 19. Juni, 18.30 Uhr, bei Watzke, Leipziger Straße, Ecke Kötzschenbrodaer Straße (kleiner Saal); • Bezirk II, der sich aus dem 17., 18. und 19. Stadtbezirk zusammensetzt; Besprechung am Mitt woch, dem 20. Juni, 18.30 Uhr, Weintraubenstraße 3 ' (großer Saal). Ich hoffe, daß an dieser Besprechung alle aktiven Fußballer teilnehmen, da wir dort die Leiter des Fuß ballsportes wählen wollen..Am Sonntag, dem 24. Juni, soll reger Sportbetrieb in Dresden-Neustadt sein. Leiter des Sportbezirkes I: Elchler Leiter des Sportbezirkes II: Schubert Fachamtsleiter Fußball des Sportamtes: Kühn. Volksspeisehaus geplant Durch die Zerstörung zahlloser Haushalte in Dresden ist es für manche Hausfrau sehr schwie rig geworden, die eigene Küche aufrechtzuerhal ten. Zumal alte Leute können sich in der Hin sicht schwer behelfen. Im Ortsteil Loschwitz- Weißer Hirsch besteht darum die Absicht, ein Volksspeis eh aus einzurichten, das alten Ehepaaren, Rentnern, alleinstehenden Grei sen die Möglichkeit bieten soll, jeden Mittag ein warmes Essen einzunehmen. Um den Kreis der dafür in Frage kommenden Tischgäste von vorn herein zu beschränken, wird man an diese Hilfs bedürftigen, wenn es soweit ist, Marken aus geben. Es ist dies ein Beispiel, wie die Bevölke rung aus eigener Initiative Notstände beseitigen kann. Wo ein Wille, ist ein Weg! Vielleicht fin det dieses Vorbild auch in anderen Ortsteilen unserer Stadt Nachahmung, was man nur begrüßen könnte, da es sich hier um ein Gemein schaftsunternehmen handelt, bei dem die Hilfe, nicht der Gewinn den Ausschlag gibt. Ltz. Postsparkassendienst. Der Postsparkassendienst wird am 20. Juni 1945 im Bezirk der Oberpostdirektion Dresden wieder aufgenommen. Die Obliegenheiten des Postsparkassenamts Wien übernimmt bis auf weiteres das Postscheckamt Dresden. Einzahlungen können in beliebiger Höhe bewirkt werden; Rückzahlungen sind zunächst nur bis zu 100 RM. im Kalendermonat zu lässig. Sobald es die Geldlage gestattet, wird der Be-, trag der zulässigen monatlichen Rückzahlungen erhöht werden. Neue Postsparer können voraussichtlich schon in einigen Wochen zugelassen werden. — Nähere Aus kunft erteilen die Postämter. Fernsprechverkehr ln Dresden. Nachdem es zum Teil gelungen ist, die durch den Luftkrieg zerstörten Fernsprecheirrichtungen wiederherzustellen, wird der Fernsprechverkehr in beschränktem Umfange für die „Hole das KUchenmesser, Frida, den Kerl steche ich ab, er verrät ja unsere ganze poli tische Vergangenheit!" Teilnehmer wieder aufgenommen, die bis zum 15. Juli 1945 die Zulassung ihres Hauptanschlusses oder die Neueinrichtung eines solchen unter eingehender Be gründung der Lebenswichtigkeit beantragt und eine Zulassungsbestätigung erhalten haben. Die für drei Monate im voraus zu entrichtende Grundgebühr wird vom 1. August 1945 an im Ortsfernsprechnetz Dresden auf monatlich 10 RM. festgesetzt. Zu dieser Grundgebühr tritt eine monatliche Mindestgesprächs- gebühr für 100 Ortsgespräche (10 RM.), die gleichfalls für drei Monate im voraus erhoben wird. Alle übrigen Gebühren bleiben zunächst unverändert. 1 Aus unsetem Vecbceitungsgebiet Freiberg vor neuen Aufgaben Die alte Bergstadt, wie sie jetzt lebt Die Schrecken des Hitlerkrieges sind' wohl äußerlich an Freiberg weniger sichtbar. Spurlos vorübergegangen sind sie nicht. Die Lösung der verschiedensten Probleme gehört selbstverständ lich zu den vordringlichsten Aufgaben der Stadt verwaltung. Die Regelung der Ernährung, äußerst erschwert durch die sture und zwecklose Fort setzung des Krieges, die Ausmerzung der Nazi ideologie, die Schaffung von Ordnung im Schul- und Erziehungswesen sowie die Lenkung des Kulturlebens standen naturgemäß im Vorder grund. Noch sind, auf den Straßen scharenweise Ver wundete unterwegs, die ebenso wie die dem Strohsackleben entrinnenden Flüchtlingsströme nun ihrem Heimatgebiet zustreben. Noch erinnert vieles an das von der Naziherrschaft angerich tete Elend, aber das Leben geht weiter! Das größte Lichtspielhaus spielt wieder, das Stadt theater beginnt in Kürze mit regelmäßigen Vor stellungen, die städtischen Büchereien werden von berufenen Kräften einer gründlichen Re vision unterzogen. Auch einige Kaffeehäuser sind geöffnet, daneben natürlich auch die Lebens mittelgeschäfte. Geregelter Arbeitsvorgang Die Männer arbeiten zum größten Teil wieder, viele von ihnen fipcj auch ig Arbeitsstellen der Roten Armee tätig. Die Verbrechen, die an den anderen Völkern im Namen Deutschlands be gangen ^wurden, haben wir wieder gutzuihachen. Das erfordert für die nächste Zeit Ablassen von mancher Bequemlichkeit. Mit dem Willen, wieder Recht und Wahrheit zur Geltung zu bringen, geht Freiberg einer besseren und friedvolleren Zeit entgegen. Allen Verantwortlichen für die Politik der Nazis wird es unmöglich gemacht, sich in Freiberg irgendeine Funktion zu ver schaffen. Herbert Anders Kundgebung in Strehla Der Stadtkommandant von Strehla hatte vor einigen Tagen zur ersten öffentlichen Versamm lung alle Schaffenden eingeladen. Im Kinosaal 'des „Lindenhofes" waren Arbeiter und Bauern von Strehla und Umgebung so zahlreich er schienen, daß der Saal alle kaüm fassen konnte. Der Antifaschist Grams eröffnete mit kurzen Begrüßungsworten die Versammlung und erteilte dann P e n k e das Wort, der in mit reißender Schilderung ein prägnantes Bild von der Nazityrannei zeichnete. Penke führte zum Schluß seiner Rede aus, daß es nur einen Zu sammenschluß aller Schaffenden gäbe, die am Aufbau unseres Landes mithelfen und jeden Widerstand nazistischer Elemente beseitigen. Als ehemaliger KZ-Häftling sprach sodann Max F1 e c h , dessen Ausführungen mit großem Bei fall aufgenommen wurden. Dann nahm der Stadtkommandant das Wort. Er betonte beson ders seine Freude über die so regsame Anteil nahme der Strehlaer Bevölkerung am Wieder aufbau dessen, was der Nazismus zerstört habe, und sicherte den Strehlaem die größtmögliche Unterstützung zu. Zum Schluß der Versammlung sprach Bürger meister Reinhardt, der übrigens als einziger beim Einmarsch der Roten Armee am Orte blieb (die führenden Nazis waren natürlich als die ersten verschwunden!). Otto Behrendt Mitteldeutsche Stahlwerke in Betrieb Riesa arbeitet wieder! Zuerst wurde der Neuaufbau der Stadtverwaltung vorgenommen, ihre Organisierung erforderte intensive Arbeit. Vordringliche Aufgaben, wie die Lebensmittel versorgung, die Versorgung der Stadt mit Wasser, Gas und Strom sind in der Weise gelöst worden, daß. keine Veranlassung zu Bedenken hinsichtlich der Zukunft bestehen. Von ganz be sonderer Wichtigkeit aber war die Arbeitswieder aufnahme der Mitteldeutschen Stahl werke, die ihre Produktion wenigstens zum Teil aufnahmen. Dr. Fröde. Amtliche Bekanntmachungen Journalisten- und Schriltstellerkammer' Alle diejenigen, die sich berechtigt fühlert, im antifaschistischen Staat als Journalisten und Schrift steller, das Wort zu ergreifen, melden sich zwecks Gründung einer Schrifttumskammer beim Nachrichten amt der Stadt Dresden, Melanchthonstraße 9, in der Zeit von 14 bis 16 Uhr, bis zum 20. Juni d. J. Der Rat der Stadt Dresden Nachrichtenamt. Walter Oehmö. Verfügung über Warenlager Die Verfügung über Lager von Waren des täg lichen Bedarfes, außer Lebensmitteln, ist bis zum Ein tritt einer gesetzlichen Regelung des Verkehrs mit solchen Waren bei Vermeidung sofortiger Beschlag nahm» verboten. Die Verbringung auswärtiger Aus weichlager ins Stadtgebiet ist zulässig. Der Rat der Stadt Dresden Abteilung Handwerk, Industrie, Handel. Tröstlicher Ausblick Heute bin ich am Schauspielhaus vor beigegangen. Wahrhaftig, es wird emsig gearbei tet dort. Man hatte es mir schon erzählt, aber ich wollte es nicht glauben. Es war einfach zu schön, als daß man so ohne weiteres hätte überzeugt sein können* Nun soll uns also wirklich dieses Theater zum kommenden Winter neu geschenkt werden. Und vielleicht auch die Oper. Lange Zeit ist vergangen seit meinem letzten Besuch im Schauspielhaus. Es war ja stets ein Kunststück, Karten zu bekommen, und zum stun denlangen Anstehen fehlte die Zeit. „Kabale und Liebe" habe ich damals gesehen, im Rahmen des Schiller-Zyklus. Und während ich dieser glanz vollen Aufführung gedachte, fiel mir ein, daß ich vor vielen Monaten «inmal am Radio vernom men hatte, daß irgend eine Kommission am ersten Abend ihres Moskauer Aufenthaltes von Mar schall Stalin ins Theater geführt worden sei, und daß man „Wilhelm Teil" gegeben habe. Den Sprecher — ich glaube, Herr Fritzsche war es gewesen — interessierte an der ganzen Tatsache aber nur der Geßlerhut, um den er in wortreicher Rede allegorische Beziehungen zu heute wob. Die Moral von seiner Geschieht’ ist mir nicht be kannt. Ich habe mitten drin abgeschaltet. Wie unklug sie doch sind, dachte ich damals. Da er zählen sie uns soviel über die Kulturlosigkeit in Rußland und daß jegliche Kunst in diesem Lande unterdrückt und vernichtet werde, und nun hört man daß in Moskau Schiller aufgeführt wird. Und um so beschämender empfand ich es, daß von unseren Spielplänen „Eugen Onegin" seit Jahren abgesetzt war. Ueberhaupt, der langent behrte Tschaikowsky. Nun werden wir ihn wie der zu hören bekommen. Denn auch Konzerte sind uns versprochen worden. Ach, ich muß ge stehen, daß ich danach lechze. Musik ist höhere Offenbarung, sagt Beethoven, als all« Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht,, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen. Ich glaube, daß wir sie nötig brauchen wer den, dje große Trösterin Musika, denn den Jahren der Erbaunungslosigkeit folgen nun Jahre härte ster Anstrengung, um wieder zu Ansehen zu ge langen. Sie wird uns helfen, auch diese zu voll bringen. Anni Kornau Konzert der Philharmoniker Das zweite Konzert des Philhar monischen Orchesters stand im Zeichen einer großen Aufwärtsbewegung. Haydns Sinfonie Es-dur leitete den Abend ein. . Sie ist das vorletzte der sinfonischen Werke, die er für die von ifyn in London geleiteten Konzerte schrieb. Zeigt die Grund stimmung der ersten beiden Sätze, wie sehr Scherz und Ernst im Menschenherzen beieinanderwohnen, so wird das Allegro con spirito des Finales zum Spiel platz von Geist, Witz und Uebermut. Das Orchester hatte die leichte Spröde hier noch nicht überwunden, eine „jugendliche Strenge“, die sich abschleifen wird^ Solistin des Konzertes war Doris Winkler. Sie brachte mit gepflegtem Alt selten zu hörende Arien von Francesco Rossi, G. F. Händel und Giovanni Pasiello. Brahms' zweite Sinfonie, weniger an eigentlich künstlerischem Wertgehalt . als an Frische des Ge mütes und Heiterkeit ihren drei Schwestern über legen, war der Höhepunkt des Abends. {Von hier an, möchte man sagen, beginnt der Weg des Philhar monischen Orchesters. Das Vergangene war mehr Ouvertüre!). Im niederdeutschen Gefühlsleben wur zelnd, läßt das Werk in ländlich heiterem Grundton auch leise tragische Züge erkennen. Dem feiner Hin horchenden offenbarte das neugebildete Orchester hier zum ersten Male den großen künstlerischen Funken der Meisterschaft. Gerhart Wiesenhütter bewies mit diesem Abend die Ernsthaftigkeit «einer Arbeit. Er bildet den Schwung der Jugend um in strenge Disziplin, und von da aus erhoffen wir das geistig-künstlerische Mitführen der Philharfhoniker innerhalb der großen deutschen Orchester. Ingeburg Kretzschmar Bach-Abendleier im Freiberger Dom In Anwesenheit des Stadtkommandanten und des Oberbürgermeisters fand im Dom zu Freiberg die erste sommerliche musikalische Abendfeier statt. Johann Sebastian Bach war diese Stunde gewidmet. Kantor Arthur Eger bot eine Vortragsfolge, die sich durch Geschlossenheit und gediegene Auswahl auszeichnete. Zwei bekannte Orgelwerke, die Toccata und Fuge in d-moll und Präludium mid Fuge in G-dur bildeten die Eckpfeiler des Programms. Kantor Eger interpretierte sie .auf seiner einzigartigen Silbermannorgel in plasti scher Gestaltung, technisch klar und rein und sehr gediegen in der Registrierung. Weiter hörten wir die einheimische Geigerin Käthe Lehmann. Zusammen mit ‘Arthur Eger (Orgel) brachte sie das Adagio und das Presto aus der Sonate in G-dur und die Sonate in c-moll für Violine. und Orgel zum Vortrag. Der Hörer hat seine helle Freude daran, wie kühn hier Bach die scharf geprägten Themen durchgeführt und gegeneinandergestellt hat. Eine satztechnisch meister liche Arbeit. Käthe Lehmann spielte mit feiner Akzentuierung und> Hingabe. Mit zwei Chorälen Bachs, die der Domchor eindrucksvoll zu Gehör brachte, klang die schöne Abendfeier aus. Walter Frickert Dore Hoyer tanzt wieder Dore Hoyer tat recht, sich so rasch wieder der Oeffentlichkeit zu stellen, um mit der ihr eigenen Kompromißlosigkeit zu bekunden, daß die Kunst jetzt innerhalb der Neuordnung unseres Lebens neue Posi tionen beziehen muß Wir wissen, daß die bekannte Tänzerin diesen —• „ihren” — Stil im Ausdruckstanz schon längst erarbeitet hat; um so mehr ist sie heute eine Berufene. Die Erlebnisschwere des Gestern und Heute verfangt diese expressive Deutung der von Dore Hoyer in der Dresdner Tonhalle getanzten Themen. Wenn Dore Hoyer in „Rebellion" Aus weglosigkeit und Auflehnung, in „Enge der Großstadt’* lähmendes Gefangensein, in „Mütter im Kriege" Ver lassenheit und übergroßes Herzeleid mit kurvendem Schritt, mit Sprung und Gebärde umreißt, findet schwerstes Schicksal durch das Medium des Tanzes erlösende Verklärung. Fast volksliedhaft verheißt „Weite des Landes" Lebensfreude und gesunde Ord nung. Die Tänze „Potiphars Weib", „Espagnol”, „Jeanne d’Arc" und der „Drehtanz" lassen die ganze Vielgestaltigkeit des eigerfwilligen Schöpfertums von Dore Hoyer überblicken; jeder dieser Tänze ist ein „ausschließliches Werk ihrer Persönlichkeit". Die den Tänzen zugrunde liegenden Klavierkompositionen (Satie, Bartok, Albeniz, Slavenski, Rachmaninoff, Montijn, Debussy und Ravell), von Leonore Auers wald meisterlich gespielt, hatten ebenso wie die suggestiveinprägsamen Kostümschöpfungen von H. Palitzsch entscheidenden Anteil am großen Erfolg der Tanzveranstaltung. Deshalb für Dore Hoyer und ihre Helfer zum Schluß aufrichtige Zustimmung zu so kühnem Beginnen! J. Canis Erich Ponto liest Matthias Claudius (Wieder holung) Mittwoch, 20. Juni, 18 Uhr, Sommerzeit, Kiichgemeindesaal Strehlen. Philharmonisches Orchester. Freitag, 22. Juni, 18 Uhr, Sommerzeit, Kirchgemeindesaal Strehlen. Vorverkauf für alle. V.e ranstaltun- g e n : Antifaschistischer Verwaltungsausschuß Streh len, Gustav-Adolf-Straße 3, Zimmer 16; Theaterkasse Lorz, Mockritzer Straße 4, Ecke Lockwitzer Straße; Kaufmann Hähne, Wasaplatz Hauptschriltleiter W. A. Ruban NS — 0043 fa3eTa Ha^aeTca riojiHTynpaaneHHeM tjipoHTa pjix HaceaeHHB fepMattHtt
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