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Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung : 05.06.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id425384225-194506053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id425384225-19450605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-425384225-19450605
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung
-
Jahr
1945
-
Monat
1945-06
- Tag 1945-06-05
-
Monat
1945-06
-
Jahr
1945
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ft» Was eine deutsche Mutter im KZ-Lager erlebte 51 Tatsachenberichte von Else Llppmann, Dresden Auf der Straße, von Falkenau wandere ich als einsame Frau in meinem dünnen, schwarz - weiß gestreiften KZ-Kleid, mit einfachem Kopftuch, meiner Heimatstadt Dresden zu. Scheu wie ein aufgescheuchtes Wild, blicke ich rechts und links um mich, aber ich gehe wirklich allein. Kein SS-Mann mit geladenem Gewehr geht neben mir. Else Lippmann, du gehst in die Freiheit, so muß ich mir selbst zurufen. Ich hatte die Nr, 61657 und komme aus dem KZ-Lager Zwotau bei Falkenau, die letzte Station meines Schicksalsweges, einer Mutter, die die Gestapo von ihren sieben Kindern im Alter von 15 Wochen bis 18 Jahren gerissen hat. Die Familie zerstört Ich lebte mit meinem Manne in harmo nischer, glücklicher Ehe, bis sie der Nazi staat zerstörte, indem er ihn, der 'von Beruf Kaufmann ist, geistig hochstehend war und physisch keine Fehler aufwies, sterilisierte. Ich habe meinen Mann nicht verlassen und mit ihm in Freundschaft weitergelebt. Nach der Auflösung der demokratischen., Organisationen durch die Naziregierung habe ich mich politisch nicht mehr be tätigt und nur meiner Familie gelebt, die mich voll in Anspruch nahm. Nie hätte ich daran gedacht, daß man mich nach zehn Jahren noch einmal wegen meiner politischenTätigkeitzur Rechenschaft ziehen würde. Aber an einem grauen Novembertag 1943 wurde ich das gesuchte Opfer der Gestapo. Zwei Beamte erschienen in meiner Wohnung, die mich aufforderten, ihnen auf das Polizeipräsidium zu folgen. Ich stillte gerade mein 15 Wochen altes Kind, während die ande ren in der Stube spielten. Ich setzte den Kleinen ab und beruhigte die anderen Kinder, die laut weinend die Beamten anstarrten, denn auch sie hatten begriffen, daß man die Mutter von ihnen riß. Seid nur ruhig, Mutter kommt gleich wieder, versicherten die Beamten heuchlerisch, um die Kinder zu trösten, während ich ihnen im Be wußtsein völliger Unschuld folgte. Im Präsidium fand ein kurzes Verhör statt. Man konnte mir aber nichts nachweisen, will man nicht die Tatsache, daß ich einigen Ostarbeitern eine kleine Hilfe angedeihen ließ, als Staatsver brechen werten. Ich wurde jedoch wegen Ge fährdung der öffentlichen Sicherheit und Ge fährdung der Hausgemeinschaft in Haft behalten. 14 Tage grübelte ich in meiner Zelle nach, was nun mit mir geschehen würde, dazu nagte die Sorge um meine Lieben an meiner Seele. Meine Muttermilch, die das Kind gerade in dieser Notzeit so nötig brauchte, mußte ich ab- drücken und wegschütten, um nicht an Milch fieber zu erkranken. Mir ständen die Tränen in den Augen über so viel Grausamkeit, aber nir gends ein Erbarmen, weder mit mir noch mit den Kindern. Konzentrationslager RavensbrücK Mein tragischer Schicksalsweg aber hatte erst begonnen. Nach 14 Tagen Untersuchungshaft wurde mir eröffnet, daß ich in ein KZ-Lager übergeführt würde. Was sich hinter diesem Begriff verbarg, war mir so unbekannt wie vielen Deutschen bis vor wenigen Wochen. Wenn mir damals jemand erzählt hätte, was ich in der Zeit erdulden und ertragen, erleben und sehen mußte, ich hätte nur ungläubig den Kopf geschüttelt, denn die unverdorbene Seele ist unfähig, das auszusinnen, was hier an unschuldigen Menschen getan wurde. Ich kam in das riesige KZ-Lager Ravens brück bei Berlin und bekam die Nr. 898077. Man kann schon von einer Stadt sprechen, die die Nazis für diejenigen erbaut hatten, die in ihnen nicht den Inbegriff aller irdischen Glückseligkeit sehen. Baracke an Baracke, eng zusammen gepfercht, lebten und litten hier rund 120 000 Menschen, die meist nichts anderes getan haben, als daß sie im Verdacht standen, nicht all das hundertprozentig gutzuheißen, was im Dritten Reiche unter dem Motto geschah: „Alles für die Zukunft unseres Volkes." Meinen Schmuck, selbst meinen Ehering so wie meine Kleidungsstücke hat man mir fort genommen und Lagerkleidung gegeben, meinen Mantel ließ man mir, auf dem man mit roter Lackfarbe KZ zeichnete. Die Kennzeichen der „Verbrecher" erfolgten nach folgendem Schema: Roter Winkel: poli tisch, gelber Winkel: Jude, schwarzer Winkel: asozial, grüner Winkel: Berufsverbrecher, gelb mit rot: Mischling, lila: Bibelforscher. -In diese Rangordnung mußte man sich erst' hineinfinden, um den Sinn dieser „Sammellager deutscher Freiheit" zu ergründen. Bald lernte ich 'aber auch die Methode der „Erziehung zur vollwertigen deutschen Staats bürgerin" kennen. Hungertyphus und Tuberkulose reckten ihr grausiges Haupt über diese Stadt der Toten. Kein Wunder, denn die gesamte Ernährung be stand aus 200 Gramm Brot, einem halben Liter dünner Suppe, vorzüglich Steckrüben. Nur zum Wochenende gab es etwas Margarine, einen Eßlöffel Marmelade und eine Scheibe Wurst, dabei wurden wir, ganz gleich, ob Män ner oder Frauen, zu schweren Arbeiten heran gezogen. Sandverladen, Straßenarbeiten, Verlade arbeiten usw. Der Tag begann morgens 5 Uhr und dauerte .mit einer Stunde Mittagspause bis abends 6 Uhr. Dabei regierte der Gummiknüppel bei jeder Kleinigkeit. Wie Sklaven wurden wir angetrieben. Die kleinsten Verstöße gegen die Lagerdisziplin wurden mit „Bücken" bestraft, eine winzige, licht- und luftlose Zelle, in der der Häftling weder sitzen noch liegen konnte, Nur alle drei Tage gab es eine Mahlzeit. Weit aus schlimmer und verheerender in seinen Folgen war der „Wasserbunker", in dem der Häftling seine Strafe, bis auf Brust höhe in kaltem Wasser stehend, a b - sitzen mußte. Die mildeste Strafe war das „Strafe" stehen. Einen Tag mußte der „Ver brecher", der beim Appell mit seinem Nachbar gesprochen hatte, bei jedem Wetter 12 Stunden lang auf ein . und derselben Stelle draußen stehen. Freudenmädchen für die SS . . . Aber manchmal winkte auch die Frei heit in dieser Stadt der Toten. Mir schoß die Schamröte ins Gesicht, als ich zum ersten Male die Aufforderung hörte, daß sich 30 bis 40 Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren als Freudenmäd chen zur Verfügung stellen sollten. Sie wurden, fachmäßig ausgewählt und parademäßig auf geputzt, als Ware an die Kasinos der SS und Offiziere geliefert. Ich möchte darüber nicht alle Einzelheiten berichten. .. . and Massenmorde Ständig lag der Geruch verbrannter Leichen über dem Lager. Ich denke mit Schaudern an Weihnachten 1944 und Neujahr zurück. Etwa 2000 Häftlinge wurden durch den Strang und mit Gas ermordet und die Leichen verbrannt. Warum? Das konnten wir nicht erfahren und wird unergründet bleiben. Im Lager nannten wir diese Maßnahmen „durch den Kamin entlassen". Aber Berlin war nicht die letzte Station meines Leidensweges. Mitte Januar 1945 kam der Befehl, daß ich mit vielen anderen Schick salsgenossen in das KZ-Lager Helmbrechts bei Hof verlegt werden sollte. In einem Viehwagen zusammengepfercht und von außen verschlossen, mit einem Brot und 125 Gramm Margarine aus gestattet, setzte sich die lebende Fracht in Be wegung. Vier Tage dauerte die Fahrt. Hunger, Kälte und Durst verursachten uns unmensch liche Qualen. Dabei hatten wir noch «icht ein mal die Möglichkeit, unsere Notdurft zu ver richten, viel weniger noch, den Kranken und Zusammengebrochenen zu helfen. Endlich war auch diese qualvolle Fahrt zu Ende. Ein pestilenzialischer Geruch herrschte im Waggon. Jeder Atemzug lag wie ein erstickender Alp druck auf der Brust. Wir waren nun in dem KZ-Lager Helmbrechts .bei Hof, in dem un gefähr 1200 Insassen untergebracht waren. Die Lebensverhältnisse waren hier noch er bärmlicher als in Ravensbrück.' Hatten wir dort noch primitive Holzbetten, so waren hier nur Strohlager hergerichtet. Auch hier grassierten die Seuchen, täglich fünf oder sechs Verbren nungen waren keine Seltenheit. Schlimmer als das Sterben war die grausame Behandlung, die in nichts der in Ravensbrück nachstand. Kein Wunder, wenn viele so oder so eine Befreiung aus dieser Lage erstrebten, sei es auch durch Toq auf der Flucht. Letzteres war aber bei. der strengen Bewachung durch SS unmöglich, und kaum gelang es einem, dem Tod auf der Flucht zu entrinnen. Eine russische Aerztin hatte den Versuch unternommen, sie wurde jedoch schon bald gestellt und mit dem Kolben nieder geschlagen. Das Gemeinste aber leistete sich der Kommandant des Lagers, indem er die in Jahren ausgehungerten und ausgemergelten Menschen mit Prämien von einem Brot und zwei Pfund Wurst verlockte, ihre Leidens genossen zu verraten, die der Russin bei der Flucht behilflich waren, von ihrer Absicht wußten, oder von anderen, die Fluchtabsichten hegten. Die Denunzierten wurden zu 28 Tagen Bunker verurteilt und allen, ob Männer oder Frauen, die Haare abgeschnitten. Mit dem Hammer erschlagen Nur fünf Wochen war ich in diesem Lager, als die Verlegung nach dem KZ-Lager Zwötau bei Falkenau erfolgte. Infolge meines Schwäche zustandes fuhr ich diesmal mit dem Revier- wagen. Hier konnte ich beobachten, wie man plötzlich an einem Walde hielt. Man lud die auf dem Wege Gestorbenen ab, um sie zu ver- scharren. Eine Frau, die auch für mich noch vernehmbare Lebenszeichen gab, wurde nach Anweisung eines SS-Mannes: Die lebt ja doch nicht mehr lange, die erledigen wir gleich mit, mit einem Hammer erschlagen und ebenfalls verscharrt. Nur zwei Monate war ich in Zwotau, das Ende meiner Leidenszeit war nahe, ohne daß ich es wußte. Von allen Seiten rückten die alliierten Streit kräfte näher und näher, auch auf unser Lager zu. Wir merkten an dem nervösen Verhalten unserer Sklavenhalter und dem dauernden Ver brennen wichtigen Dokumentenmaterials, daß es selbst ihnen unheimlich wurde. Wir rechneten nicht damit, daß man ufts die Freiheit geben würde, sondern erwarteten den Tod. Was war das Schicksal der 800 Juden, die man vor drei Wochen auf Lastwagen verladen hatte? Nach zwei Stunden kamen die Wagen leer zurück. Was war geschehen? Hatte sich in 120 Minuten eine der grausamsten Tragödien abgespielt, an denen die Geschichte der deutschen Konzen trationslager so reich ist? Erwartet uns das gleiche Schicksal? Die Befreiung Bange Fragen, die wir uns immer wieder stellten, bis endlich, es war am 6. Mai, die Freudennachricht durch das Lager ging. Wir waren frei! Ich konnte heimkehren zu meinen Kindern, von denen sich mein Bruder der vier kleinsten angenommen hatte, obwohl er selbst vier Kinder hat. Er erklärte mir, daß er während meiner Abwesenheit keinen Pfennig Unterhalt für die Kinder erhalten hat. Jeder Antrag für Kleider und Schuhzeug für meine Kinder wurde abgelehnt oder nicht bearbeitet. So sah die Für sorge für meine Kinder im Dritten Reiche aus. Frei war ich nach härtester Sklavenfron. Bis heute habe ich noch nicht begriffen, daß ich frei, wieder Mensch unter Menschen bin. Ich könnte noch vieles berichten, aber eines möchte ich allen Deutschen sagen: Wir wollen nicht Gleiches mit Gleichem vergelten an den gezwungenen und halbgezwungenen Partei genossen, an' jenen, die da glaubten, das Beste zu tun und zu wollen. Aber ausmerzen wollen wir die vertierten und verrohten Sklavenhalter des 20. Jahrhunderts, die Gestapo und SS und alle diejenigen, die ihre Macht dazu miß brauchten, ein Blutregiment grausigster Art in Deutschland aufzürichten. Von ihnen soll keiner der Strafe entgehen. Aus dee Landeshauptstadt Otesden * V * • Sonntagsfrieden F. S. Wir wandern von Gittersee über Coschütz stadteinwärts. Man fühlt sich hier be freit vom Anblick der Bilder aus der schreck lichen Zeit. Villen gleißen im flimmernden Son nenglast. KiAder spielen im Rasen. Frauen sitzen plaudernd unter duftenden Holunderbüschen, und Männer stehen hemdärmelig vor ihren Salatbeeten. Mit dem köstlichen Stolz des Heim gärtners betrachten sie das Gedeihen selbst gesteckter Pflanzen. Es ist wieder Frieden und Sonntag! Sonntagsfrieden. Vor dem Coschützer Gasthaus steht der Wirt, und wir rufen ihm scherzend zu, ob er nicht ein Glas Bier gegen den Junidurst habe. Freilich sei Bier da, lacht er uns entgegen, soviel nur be liebt, aber leider nur „Helles". Uns deucht der Mann ein Eulenspiegel, aber da hebt ein Be teuern an, und schon schubst er uns in das kühle Gastzimmer. Ganz hinten spielen zwei junge Burschen Billard. Und wahrhaftig, da bringt der Wirt zwei überschäumende Gläser „Helles". Ah, wie das schmeckt... Wir wandern weiter in den prächtigen Blick von Freital hinein, vorbei am Felsenkeller. Am Wege lagern Fremdarbeiter- und singen Lieder ihrer Heimat. Gitarren locken und girren so bunt und so gaukelnd wie die Falter, die von Blüte zu Blüte schaukeln. Und wir freuen uns am blitzschnellen Spiel der Forellen im Bach tief unter uns. - Dann stehen wir wieder in den Straßen Dres dens. Wieder gemahnen uns die schaurigen Ruinenzeilen an den Ernst der Zeit. Aber zwischen den gebrochenen Mauern pulst Leben. Ueber die Marienbrücke wogt ein Strom von Menschen hin und her. Wir sprechen mit ehemaligen deutschen Sol daten, die im abgeschlissenen Feldgrau kommen. Es sind erste Entlassene aus der Kriegsgefangen schaft, unverzagte Männer, die ihr Geschick mit beiden Fäusten aufs neue schmieden wollen. Ein M|dchen erzählt uns, wie es gleich nach dem Einmarsch der Roten Armee eben auf dieser Brücke, just auf diesem Platz, mit der Schaufel in der Hand, mithalf, den ersten Schutt — den Dresden. Die Lebensmittelver sorgung der Dresdner Be völkerung kommt immer mehr ln geregelte Bah nen. Alltäglich erhalten die Dresdner Kartoffeln und frisches Gemüse. Unser Bild zeigt eine Dresdner Gemüsehänd lerin. Aufnahm* Chanow mit den unzähligen anderen jener schändlichen Regierung zu verdanken haben. Mit dem Wiederaufbau der Landesbibliothek soll von neuem ein Zentralpunkt des kulturellen Lebens geschaffen werden, dem wir dankbar ent gegensehen. Ingeburg Kretzschmar Aus dem 2. Verwaltungsbezirk Lokalbericht des 2. Stadtverwaltungsbezirks (Loschwitz, Rochwltz, Bühlau, Weißer Hirsch, Wachwitz) über den derzeitigen Stand sanitärer Einrichtungen Es ist der neuen Stadtverwaltung gelungen, kurz nach dem Zusammenbruch der Naziordnung auch auf dem Gebiet des Gesundheitswesens wieder aktiv zu handeln. Die heutigen Verhält nisse machen es notwendig, pflegebedürftige Kranke und Verletzte in einem Hause,des enge ren Bezirkes unterzubringen. Es gelang der Ver waltungsstelle Loschwitz-Rochwitz, Kommunale ■Hilfsstelle des Oberbürgermeisters zu Dresden, das ehemalige Sanatorium Moeller für diese Zwecke sicherzustellen. Im Gesamtkomplex, der auä einem Haupthaus und mehreren Einzelgebäu den besteht, können rund 200 Kranke unter gebracht werden. Alle Gebäude sind nach fünf jähriger Benutzung durch die Wehrmacht in einem üblen Zustand. Das noch vorhandene In ventar: Wäsche, Geschirr usw., genügen, um einen einigermaßen geordneten Betrieb zu ge währleisten. Von der Dienststelle wurde eine große Anzahl Männer und Frauen eingesetzt, die in mehrtägiger Arbeit einen Teil der Anlage so herridhteten, daß bereits am 20, Mai mit der Belegung begonnen werden konnte. Heute wer den fcreifs bis zu 60 Patienten betreut. Erleichtert wurde die Arbeit der Behördenstellen durch die Bereitwilligkeit, mit der sich viele maßgebenden Kreise in den uneigennützigen Dienst der Sache stellten, wie z. B. Herr Eichstädt, der gegenwär tige 'Geschäftsträger der Anstalt, mit eigenem Kapital. Es ist geplant, für die Verwaltung einen Krankenhausvorstand einzusetzen, der auo einem Chefarzt, seinem Stellvertreter, einem Vertreter der Stadt, dem kaufmännische!! Vertreter des Hauses und einem Vertreter des Verwaltungs ausschusses bestehen soll. Die vorhandenen ärztlichen Mittel gestatten es, nach und nach bestimmte Spezialabteilungen einzurichten, u. a. auch einen Operationssaal. Auch moderne röntgenologische Anlagen werden wieder betriebsfähig gemacht, ebenso eine Zahn station, eine Orthopädische und eine Augen abteilung. Die vorhandenen Badeanlagen sind großzügig (Fortsetzung Seite 4) ** 1 ■ An unsere Leser! Die Schriftleitung der „Tages zeitung“ befindet sich von jetzt andeutete, kann unter Umständen vielleicht nach ^ Monatsfrist mit der Eröffnung des Lesesaales ge- Jj,.. — Xi* 1 lrt rechnet werden. Genügend Hilfskräfte, auch W GIlinGrpl* / iU ehrenamtliche, stehen immerhin zur Verfügung. Der sinnlosen Zerstörung zum Opfer gefallen sind die nichtgeborgenen Teile der Musikbiblio thek (als kleinen Trost können wir hier buchen, daß wenigstens unsere Städtische Musikbücherei erhalten geblieben ist!), Künstlerbiographien, die zweite Wahl der Anschaffungen von den Jahren 1927 folgende, ein großer Teil der theologischen und wahrscheinlich auch die pädagogischen und naturwissenschaftlichen Werke: Verluste, die wir „Dreck, den uns die Nazis dagelassen haben", sagt das Mädchen — wegzuräumen. Und es meint, so habe es gleich mitgeholfen, freie Bahn für das neue Leben zu schaffen. Jetzt sitzt sie wieder vor der Schreibmaschine, als die flotte Sekretärin, die sie immer war. Und ein Mann, der Platzmeister Börner Max, erzählt uns, daß wir vielleicht am nächsten Shnntag schon das erste Fußballmatch in Dresden sehen könnten, denn auf seinem Platz beginne in dieser Woche schon das Training ... So wachsen die Dresdner in ihre Arbeit und ihren Sonntag hinein. Unverdrbssen, mit dem Wissen im Herzen, es wird wieder! Vom Eisengeländer der Marienbrücke leuch ten die Sätze des roten Transparentes: „Mit dem Nazismus haben wir zerstört. Mit der Roten Armee bauen wir wiedeT auf." Wir prägen uns diesen Satz ein, denn er ist uns Parole auch für die neue, die kommende Woche ... Die Straßenbahn in Dresden Das Dresdner Straßenbahnnetz ist 185,5 Kilo meter lang. Bis zum 28. Mai wurden 103 Kilo meter wieder in Betrieb gesetzt. Bis zum gleichen Tage sind seit Wiederinbetriebnahme der Straßenbahn nach dem Einmarsch der Roten Armee 190 000 Fahrgäste befördert worden. ' Wiederaufbau der Landesbibliothek Der sinnlosen Zerstörungswut der Nazis war schmerzlicherweise auch unsere altehrwürdige Landesbibliothek^um Opfer gefallen. Nach jedem Angriff hatte dar Institut seine Bestände tatkräf tig im großen und ganzen geborgen, bis durch die wahnsinnige Sprengung der Augustusbrücke aüch diesem Kleinod deutscher Kultur schwere Schäden zugefügt worden sind. Mit einem Buch bestand von etwa 860 000 Bänden (vor dem 13. Fe bruar 1945) ist unsere Landesbibliothek ein Kulturzentrum von besonderer Bedeutung. Ihrer stilvollen Räume beraubt, würde ihr jetzt von der kommunalen Verwaltung ein Teil des Gebäu des der Scharnhorstschule in der Eisenacher Straße zugewiesen, um die gefährdeten Bestände aus dem Japanischen Palais herausnehmen zu können. Gegenwärtig sind die Umstellungen im Anlaufen, die auf besondere Schwierigkeiten stoßen wegen der behinderten Transportverhält nisse, denn augenblicklich steht die Lebensmittel beförderung allein im Vordergrund. Eine erheb liche Erschwernis bedeutet ferner die Behelfs einrichtung und die in so geringer Zahl verfüg baren Handwerker. Das erste Ziel der Landesbibliothek ist die Nutzbarmachung des Lesesaales wie auch das allmähliche Zusammentragen der Bestände von Ausweichlagern. Wie Direktor Dr.'Neubert Sprechstunden der Schriltleitung täglich außer sonntags von 17 bis 19 Uhr Sommerzeit. Zuschriften an die Schriftleitung sind unter Angabe des Namens und der vollen Adresse an die gleiche Stelle zu richten. Die Schriftleitung
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