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Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung : 01.06.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id425384225-194506011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id425384225-19450601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-425384225-19450601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung
-
Jahr
1945
-
Monat
1945-06
- Tag 1945-06-01
-
Monat
1945-06
-
Jahr
1945
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^Setzung vor. Es kommen Inqenieure, Techniker, Arbeiter. Jetzt ist die Wiederherstellung der ganzen Stadtwirtschaft im Gange. Mehrere Straßenbahn linien, die Dresdens Vororte mit dem Zentrum verbinden, sind bereits^in Betrieb. Die Elb brücken werden repariert. In der Stadt und in allen ihren Vororten ist elektrisches Licht vor handen. Fünf städtische Kraftwerke sind bereits in Betrieb genommen. Alle Häuser haben Wasser. Die Gasversorgung ist wiederhergestellt. Eine große Arbeit wurde für die Wieder herstellung und Inbetriebnahme der Fabriken und Werke geleistet Tausende Arbeiter haben be reits ihre Arbeit in verschiedenen Betrieben wieder aufgenommen. Es sind Papier- und Ziga rettenfabriken, Schreib- und Nähmaschinen fabriken, Lack- und Farbenfabriken, die Oel- raffinerie und andere tätig. Die Krankenhäuser sind geöffnet, Friseurläden, Schneider-, Uhren- und Schuhreparaturwerk stätten haben ihre Tätigkeit aufgenommen. Ueber 500 Geschäfte sind in der Stadt geöffnet. Die faschistische Propaganda schüchterte die Dresdner mit Märchen über angebliche Bestiali täten der Roten Armee gegenüber der deutschen Bevölkerung ein. Die Dresdner haben sich von der Lügenhaftigkeit der Goebbels-Propaganda überzeugt. *Sie sehen, daß mit den Truppen der Roten Armee das normale Leben in die Stadt einzog. Ein großes Ereignis war die Eröffnung des. Lichtspieltheaters. Das erste Lichtspieltheater war auf dem Weißen Hirsch, im Vorort von Dres den, eröffnet. Dort läuft der Film „Lenin im Oktober". Das Interesse für diesen Sowjetfilm ist so groß, daß auf den Weißen Hirsch Menschen aus allen Teilen von Dresden kommen. In der nächsten Zeit werden in der Stadt noch einige Lichtspieltheater eröffnet, in denen die besten Sowjetfilme vorgeführt werden. Hauptmann S t a r i k o w. Das neue Bulgarien Otesden and Umgebung Dresden Kultureller Aulbau Mit dem Einmarsch der Roten Armee lagen die Aufgaben des Sowjetkommandos vordring lich ln der Lebensmittelversorgung der Dresdner Bevölkerung. Jetzt, nachdem sich die Ernährungslage täglich mehr stabilisiert, erfolgt nun auch die Hinwendung zu kulturellen Auf gaben. Mit dem Fluß der Ereignisse waren auch die großen Orchester in die Winde zerstoben, ihre Mitglieder ausgebombt, evakuiert usw. Nun ist auch auf dem Gebiet des Dresdner Musiklebens schon wieder aufbauende Tätigkeit zu ver zeichnen. So hat sich das Orchester vom Theater in der Neustadt in diesen Tagen zur Arbeit wieder zusammengefunden, in bescheidenen An fängen zunächst; denn seine Mitglieder sind nicht mit einem Schlage wieder zur Verfügung. Aber es ist schon gut, zu wissen, daß sich aus den Ruinen neues Leben erhebt, und daß wie der Musik sich emporschwingt. Wenn auch unsere Theater verwüstet oder schwer beschädigt sind,, so wird doch ein Wiederaufbau des Schauspielhauses zum Beispiel verhältnismäßig rasch möglich sein, da seine Schäden weniger erheblich sind. Auch das Theater wird also nicht allzu lange auf sich warten lassen. Die anderen Institute allerdings dürften langwierigere Aufbauarbeit erfordern: Daß vom Schauspielhaus schon Leben sich wieder meldet, zeigt der in den nächsten Tagen stattfindende Vortragsabend von Erich Ponto. (Allein schon der vertraute Name heimelt wie der an!) Nicht lange auch wird es dauern, dann wird unser Dresdner Sender wieder über den Aether zu vernehmen sein. Daß die Volksschulen ihre Arbeit bereits wie der begonnen haben, ist ein weiterer Meilen stein kultureller Aufbauarbeit. Dipl. rer. pol. Ingeburg Kretschmar. Keine überflüssigen Anfragen! Der Oberbürgermeister von Dresden bittet uns um Aufnahme folgender Zeilen: Bei dem Oberbürgermeister der Stadt Dresden ist eine Fülle von Bewerbungen um Stellen in der Stadtverwaltung eingegangen. Diese können nur nach und nach bearbeitet werden. Es wird gebeten, von Nachfragen Abstand zu nehmen, um die Arbeitsweise des Stadtrates gerade in der heutigen Zeit nicht zu beeinträchtigen. Zur gegebenen Zeit erhalten die Bewerber noch Bescheid. Kieinisdiadimfc Erst Kopfschütteln, jetzt zufriedene Gesichter Das Wort Propaganda hat heute einen recht, recht üblen Beigeschmack in Deutschland. Was hat das geduldige Papier alles aushalten müssen, und was stand hinter den hohlen Phrasen, was hinter leeren Versprechungen und« was hinter noch so schön aufgemachten Zahlen? Vor einer Woche erfuhren wir die neuen Verpflegesätze. Auf weißem oder gelbem Papier waren sie gedruckt. Wir alle glaubten (wer will sich ausschließen!): „Das steht ja doch wieder alles nur auf dem Papier!" Hinter den Zahlen aber stand, heute wissen wir es, die Rote Armee und ihre schnelle und durchgreifende Hilfe. Was diese Hilfe bedeutete, was für Leistungen notwendig waren, dafür nur ein Beispiel: Kleinzschachwitz ist ein ganz kleiner Stadt teil, elbaufwärts am Rande der Stadt. Mit seinen 3596 Köpfen fällt es, als Zipfelchen der großen An unsere Leserl Wir bitten unsere Leser, an der Be handlung aller Lebensfragen unter den neuen Verhältnissen aktiv Anteil zu nehmen. Notizen, Artikel, Gedichte, Erzäh lungen und Rezensionen über Filme usw. können der Redaktion unserer Zeitung in Dresden, Bautzner Straße 2 (Empfang täglich von 18 bis 20 Uhr deutscher Sommerzeit) übergeben werden. Leser in anderen Städten können ihre Materialien dem Ortskommandanten zur Weiter leitung an die Redaktion übergeben. Auf demselben Wege sind Briefe, Anfragen usw. an uns zu beifördern. Die Redaktion der „Tageszeitung“ Stadt Dresden, kaum ins Gewicht. Und doch waren und sind, um die 92 Schwerarbeiter, 935 Arbeiter, 445 Angestellte, 746 Kinder und 1378 nichtarbeitende sonstige — inzwischen sind es in allen Sparten noch einige mehr geworden — die 12 Tage vom 20. bis 31. Mai zu versorgen, fol gende respektable Leistungen zu erfüllen: 12958,8 kg Brot, 1200,660 kg Fleisch, 830,640 kg Zucker, 914,640 kg Nährmittel, 549,600 kg Fett, 21 576 kg Kartoffeln, 142,416 kg Kaffee-Ersatz, 574,008 kg Salz. Was ist nun in einer Woche geschehen? Was ist herangebracht worden: 4450 kg Brot, 4575 kg Mehl, 1602,5 kg Fleisch, 500 kg Zucker, 525 kg Grieß, 604 kg Fett, 25 000 kg Kartoffeln, 750 kg Salz. Damit ist der 12-Tage-Bedarf, also bis Ende Mai, an Fleisch, Fett, Kartoffeln und Salz voll ständig gedeckt. Das übrige rollt weiter lau fend an. Kleinzschachwitz war noch vor einer Woche Notstandsgebiet in puncto Brot. Eine einzige Bäckerei am Ort konnte den Bedarf der Bevölke rung auf keinen Fall decken. Sie standen immer wieder Schlange und konnten doch nie alle be friedigt werden. Eine Vorsprache beim Bezirks kommandeur schaffte sofortige Wandlung. Heute arbeiten drei Bäckereien im Ort. Zur Ueber- brückung wurden und werden von außerhalb Brote geliefert. Der Tagesbedarf ist heute voll ständig gedeckt, und man sieht nur noch zu friedene Gesichter. Kleinzschachwitz hat auch einen Ortskom mandanten. Er geht gern durch die Straßen und besucht besonders gern die Geschäfte. Sauber keit, schnelle Bedienung und genaues Gewicht sind bei ihm Grundbedingung. Auch er will keine Schlangen sehen. Heute, am Wochenende, sind sie ja sowieso verschwunden. Kleine Mißstände, z. B. in der Salzversorgung, wo sich der Bedarf nach den Monatsrationen auf die Lebensmittel karten und das Angebot nach der Zuteilung auf 12 Tage überschneiden, werden auf sein Eingrei fen hin schnell und kulant beseitigt. Er sorgt auch dafür, daß geschlossene Geschäfte so schnell wie möglich wieder geöffnet werden. Klein zschachwitz soll recht bald wieder das gewohnte Geschäftsleben annehmen. Heute hatte ich die Fleischer, Bäcker und Lebehsmittelhändler zu einer Besprechung zu sammengerufen, um alle gemeinsamen Sorgen mit ihnen zu besprechen. Die Besprechung konnte nicht pünktlich beginnen, weil gerade die nach Laubegast geschickten Fleischer zurückkamen und wieder 400 Brote brachten. Von allen wurde erst einmal das Brot ins Auslieferungslager ge schafft. Diese Gemeinschaftsarbeit war die rich tige Einleitung der dann so ersprießlichen Be sprechung. Die Fleischer holen das Brot, und alle laden erst einmal gemeinsam ab. So wollen wir, so müssen wir weiter arbeiten! Paul Hoeritzsch, Leiter des Ernährungsausschusses Kleinzschachwitz Schönfeld Die „Schrecken der Bolschewisierung" — das war von jeher eines der Hauptmotive der Hitler propaganda gegen die Rote Armee. Wo die Rote Armee hinkäme, hieß es, brächte sie den Bol schewismus mit, was laut Goebbels und Co. etwa soviel bedeutet wie Aufzwingung einer fremden Gesellschaftsform, Greueltaten ohne Zahl, Auf hebung des Privateigentums, Ausrottung ganzer Völker, Chaos und Untergang. Was aber brachte die Rote Armee in Wirk lichkeit den Völkern Europas? Sie brachte ihnen die Befreiung vom fremdländischen Hitlerjoch, die Wiederherstellung ihrer nationalen Unab hängigkeit und die Möglichkeit einer freien Ent faltung aller demokratischen und fortschritt lichen Kräfte. Nehmen wir ein Beispiel — Bulgarien. Im Jahre 1941 stürzte die faschistische volks feindliche Regierung des Zaren Boris das bul garische Volk in den verderblichen Krieg für Hitler, öffnete den Hitlerarmeen die Grenzen des Landes und verwandelte es in eine Kolonie des deutschen Imperialismus. Das bulgarische Volk mußte einen schweren nationalen Freiheitskampf beginnen für die Wiederherstellung seiner Unabhängigkeit, für die Vertreibung der Hitlerleute und ihrer bulgari schen faschistischen Agenten, die das Land an Hitler verkauft hatten, für die Errichtung einer neuen, wahrhaft nationalen und demokratischen Staatsmacht. Der Kampf forderte schwere Opfer. Allein während des Krieges wurden etwa 30 000 Frei heitskämpfer von der bulgarischen Gestapo um gebracht. Doch immer neue Kämpfer traten an ihre Stelle, bis schließlich 1942 sich alle fort schrittlichen antifaschistischen Kreise des Bul garischen Volkes in einer mächtigen Volks bewegung, der Vaterländischen Front (VF.), zusammenschlossen. Nach den Niederlagen der Hitlerarmeen an allen Fronten, vor allem im Osten, und nachdem die bulgarischen Vasallen Hitlers durch ihre heuchlerische „Neutralitätspolitik" das Land in den Krieg gegen die Sowjetunion gestürzt hatten, die einzige Macht, auf deren Freundschaft sich Bulgarien noch hätte stützen können, wurde die Lage äußerst kritisch. Das Land wäre in den Abgrund gestürzt, wenn die Führung der VF. nicht das Signal zum Volksaufstand gegeben hätte. Dieser Aufstand führte am 9. Septem ber 1944 zum Siege der nationalen Befreiungs bewegung und zur Bildung einer Regierung der VF., die den Kampf gegen die Sowjetunion sofort einstellte und zusammen mit der Roten Armee ihr Land von der Hitlerarmee zu säubern begann. Der Einmarsch der Roten Armee und der am 28. Oktober abgeschlossene Waffenstillstand hat die Unabhängigkeit Bulgariens in keiner Weise eingeschränkt. Das bestehende Wirt schafts- und Verwaltungssystem, ebenso die monarchische Regierungsform, die Kirche und selbst die Wehrhoheit blieben unangetastet. Durch die rechtzeitige Abkehr von Hitler hat sich Bulgarien die nationale Existenz und die Möglichkeit des Wiederaufstiegs gesichert. Auf außenpolitischem Gebiet ist die verhäng nisvolle Isolierung von den demokratischen Mächten, vor allem der Sowjetunion, auf gehoben; durch Verzicht auf die frühere Erobe rungspolitik gegenüber Jugoslawien und Grie chenland sind freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Balkanstaaten geschaffen. Bulgarien hat eine wirkliche demokratische Neugestaltung erlebt. Die Regierung der VF. handelt im Interesse des Volkes, stützt sich auf das Volk und schöpft aus dessen in den Komitees der VF. zusammengeballten Massen Initiative, Anregung und Kraft. Um den Kampf gegen den Faschismus zu Ende zu führen, forderte das bulgarische Volk die Bestrafung der Verbrecher, die in den letzten Jahren als Regenten, Minister, Verwaltungs beamte usw. die Geschicke des Landes bestimmt und sein Ungllück verschuldet hatten. Diese faschistischen Führer wurden wegen ihrer gegen die freiheitliebenden Völker begangenen Ver brechen und wegen ihres Verrates am bulga rischen Volk von dem Volksgericht in Sofia nach 40tägiger Verhandlung, die alle ihre Misse taten aufdeckte, abgeurteilt und hingerichtet. Heute ist das bulgarische Volk, nachdem es mit Hilfe der Roten Armee das faschistische Joch abgeschüttelt hat, in intensivem Wirtschaft-* lichem und kulturellem Aufbau begriffen und geht erfolgreich den Weg des Fortschritts, einer besseren Zukunft entgegen. M. Maurer Bulgarische Reiseeindrficke Landschule öffnet ihre Pforten wieder Das war in den letzten Tagen ein eifriges Scheuern und Räumen in unserer Schule! Sie sollte ja wieder hergerichtet werden für ihre eigentliche Bestimmung, nachdem sie mehrere Wochen vorher erst als Durchgangslager Dresdner Bombengeschädigter und dann als Quartier von Soldaten gedient hatte! Daher wurde es mit großer Freude von den Eltern und auch von unseren Kindern begrüßt, als bekannt gegeben wurde, daß am 28. Mai der Unterricht wieder einsetzen konnte. Es hat uns Lehrer doch sehr bewegt, als wir die uns anvertrauten Kinder wieder um uns versammelt sahen! Und als wir in die fröhlichen Gesichter der Kinder schauten, da hatten wir die Gewißheit, die Kin der haben den Bann und die bange Sorge, was nun werden soll, gebrochen, die sich auf alle wie eine Zentnerlast gelegt hatte, als die ersten russischen Soldaten in unserem Dorf erschienen. Ist doch unser deutsches Volk durch die lügen hafte Goebbelspropaganda besonders über die Sowjetunion völlig irregeführt worden. Immer wieder umringen die Kinder die russischen Sol daten, und es ist ein lautes, eifriges und fröh liches Hin und Her. Und immer wieder treten die Kinder an uns heran mit der Bitte, sie möch ten gern etwas wissen von der Heimat und der Schule der Soldaten, von dem Land und seinen Bewohnern, von der Beschäftigung, von den Sitten und Gebräuchen in Rußland. Unsere Dorfbewohner sehen im Beginn des Schulunterrichts eine weitere Beruhigung und Herbeiführung der geregelten und in normalen Bahnen laufenden Verhältnisse in unserem stillen Dörflein. Ein neues Leben und Hoffen hat begonnen, und unsere Aufgabe wird es sein, die Kinder in dem neuen Geist des gegen seitigen Verstehens und der gemeinsamen Arbeit zu einem friedlichen Aufbau und einer friedlichen Entwicklung zu erziehen zum Wohle der Völker. Fritz Hendler, Lehrer, Schönfeld bei Dresden. Eine russische Künstlertruppe veranstaltete unlängst eine Tournee durch die Balkanländer. Ein Teilnehmer dieser Truppe, der bekannte russische Schauspieler C. Obraszow, ver öffentlichte in der Sowietpresse einen Artikel, dem wir die folgende Schilderung seiner Ein drücke in Bulgarien entnehmen: Unser Flugzeug gleitet talabwärts zwischen zwei Bergen und landet in Sofia. Eine große, sich flach dehnende Stadt... Es ist Frühling. Die Sonne strahlt, der Himmel ist in sanftes Blau getaucht. Im Sonnenschein ist der ofte, nur allzu ofte Anblick zerstörter Häuser beson ders schmerzlich. Und dennoch ist die Stadt schön, dennoch ist sie voller Leben. Eine Menge Menschen, viele Wagen. An den Straßen kreuzungen regeln russische Mädchen in Uni form, die hellen Locken schüttelnd, den Ver kehr, indem sie lebhaft ihre Fähnlein schwenken. F.s gibt viele Geschäfte. Vor einem großen Gebäude drängt sich eine Menschenmenge. Alles steht, schaut in die Fenster und wartet. Auf dem Asphalt reiten Be waffnete hin und her. Innen tagt das Gericht über die Volksverräter, die Faschisten, die den Deutschen halfen, das Regiment im Lande zu führen. Hier ist einer von ihnen — er wird von der Straße ins Gerichtsgebäude geführt. In der Menge ist ein zorniges Grollen zu hören, jemand ruft laut den Namen des Angeklagten. Bulgarien wirft die Reste der abscheulichen Kleidung von sich, die die Faschisten ihm aul- gezwungen haben. Streng werden die Feinde gerichtet, stürmisch die Freunde begrüßt. Feinde gibt es natürlich immer noch viele und nicht nur die, welche vor dem Gericht ihr Urteil er warten. Doch sie lassen sich nicht blicken. Was wir vor uns sehen, sind die freudestrahlenden Gesichter der Freunde. Alle Mittel, Gewalt und Verleumdung, waren den Faschisten recht, um die Bulgaren gegen ihre russischen Befreier aufzuhetzen. Jetzt wird die Lüge eifrig zerstört. Alles an uns scheint den Bulgaren seltsam, alles unerwartet, alles bedeutsam. Wir treten in Smokings und Fracks auf die Bühne. „Ach, und die Deutschen sagten, daß man in Rußland keine schöne Kleidung an erkenne!" Die blendende Stimme unserer Sänge rin Barsowa, klassische Werke, von Brjuschkow und Kosolupowa vorgetragen ... „Und die Deut schen sagten, die Bolschewisten hätten keine Kultur!" Wo wir hinkommen, werden wir mit tausend Fragen bestürmt. „Sind Sie lange mit Herrn Obraszow ver heiratet?" Wird meine Frau gefragt. „Vierzehn Jahre!" „Vierzehn Jahre? Und die Deutschen sagten, es gäbe in Rußland keine Ehe!" Die alltäglichste Antwort wird zu einem Er eignis für den Fragenden. Sie vernichtet ein Stückchen faschistischer Verleumdung über die Sowjetunion, und die Lüge bricht in sich zu sammen. Ein Schauspieler fragt mich: „Besitzen Sie ein eigenes Klavier?" „Natürlich." „Wie, gibt es bei Ihnen auch Eigentum?" Und nun muß ich den elementarsten Unter schied zwischen persönlichem Besitz und dem Eigentum an Produktionsmitteln erklären. Die Tatsache, daß man in Rußland ein Klavier, ein Auto, eine Villa, Bücher, Gemälde und sogar Goldschmuck besitzen kann, ist für die Bulgaren eine ganz ungewöhnliche Entdeckung. Wir waren auch in Stara-Sogora, in Kasanlyk —■ dem Tal der Rosen, woher das beste Rosenöl der Welt stammt — und in der Fabrikstadt Sliven. Ueberall empfing man uns mit Musik und überschüttete uns zum Abschied mit Blumen. Als wir das Land verließen, war uns eines klar: damit auf dem Balkan Friede und Freund schaft herrsche, muß vor allem der Faschismus mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, und zwar jeglicher Faschismus: der deutsche, der italienische, der serbische, bulgarische, rumä nische, griechische. Der Faschismus in Europa muß ausgerottet werden, so wie Unkraut gejätet wird, und dann erst werden die Völker einander ruhig ins Auge schauen können. Pariser Studenten verlangen den Tod Petains \ Die Agentur „France Press" teilt mit, daß in der Pariser Universität eine große Kundgebung von Studenten und Professoren unter dem Vor sitz des Professors J o 1 i o - C u r i e stattgefun den hat. Die Redner klagen Pätain der Absicht an, die französischen Intelektuellen zu ver nichten. Sie heben hervor, daß Pätain zu diesem Zwecke die Rassengesetze und die Gesetze gegen die sogenannten „Geheimgesellschaften" eingeführt hat. Die Befolgung dieser „Gesetze" hatte das Ziel, die bedeutendsten französischen Gelehrten zu vernichten. Die Vichy-Regierung hat gewaltsam Massenverschickungen nach Deutschland sowie Morde an französischen Pro fessoren und Studenten durchgeführt. Im Namen der Opfer, die durch die verräte rische Politik Petains gefallen sind, verlangte die Kundgebung seine Hinrichtung. Gericht über 14 rumänische faschi stische Journalisten Bukarest. Am 30. Mai begann die Gerichts verhandlung gegen 14 rumänische faschistische Journalisten. Vor dem Volksgerichtshof werden stehen: Grigorew Mameilesku, der Direktor des ehemaligen legionären faschistischen rumäni schen offiziösen Organs „Luna Westire", Romu- lus Seischanu, der ehemalige Hauptdirektor der Zeitung „Universul" und Redakteur der Zeitung „Kurjerul”, und Brundenu, der ehemalige Haupt schriftleiter der Zeitung „Pounka Wremi" sowie andere. Bekanntes Gemälde aufgefunden Als die Deutschen Warschau okkupierten und die Kulturschätze der polnischen Hauptstadt zu plündern begannen, suchten sie vergebens das bekannte Gemälde von Matejka „Die Verfassung vom 3. Mai". Vor einigen Tagen wurde das Gemälde in einem gut getarnten Versteck gefunden, wohin es in der Besetzungsperiode von Museums- angestelltep gebracht worden war. Das Schick sal dieser Leute ist bis jetzt unbekannt. Das Gemälde ist in gutem Zustand und wird bald auf der Ausstellung „Warschau klagt an" aus gestellt. Aus aller Welt Im Zusammenhang mit dem 60 jährigen Todestag des großen französischen Schriftstel lers Victor Hugo fand in Paris eine Versamm lung der Mitglieder der Gesellschaft zum Stu dium der Werke des großen französischen Romanschriftstellers statt. Am Grabe Hugos wurde ein Kranz niedergelegt. * Die Kommission zum Wiederaufbau der Belgrader Universität schloß die Professoren Nikolu Popowitsch, Justin Popowitsch und an dere aktive Helfershelfer der deutschen Okku panten von der Universität aus und übergab sie dem Gericht. NS — 0028 Tasera HaflaercH IlotiHTynpaBAeHHeM «JipoHTa fljui HaceJiema fepnaHMH
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