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U8UkSkg-kkc»ir;c.«v7r vvecu Vl«^s o;x>ir /^ri57L«,wkov^u/r 14. Fortsetzung. -ES wär eine große Ungezogenheit!" sagte Leo Dürr- dößl, ohne zu verraten, -atz er auf das Mädchen im Grunde stolz war. Ihr strenges, klares Urteil hatte so- fort die Verlogenheit jener Worte erkannt. Und was ote beleidigende Aeutzerung betraf — nun, eS mar die Unbeherrschtheit der Jugend, die noch nicht jene Ver pflichtung zu Henchekei, die man Höflichkeit nennt, an erkannte. > Er überlegte, indem er den Knöchel des gekrümmten Zeigefingers die Lippen entlang führte. Dann hob er den Kopf und blickte Eva an. »Hören Sie zu, wem Kindl Ich will mit Direktor Keppler über die Sache sprechen und hoffe, daß ich etwas für Sie tun kann." Ihre Augen weiteten sich vor Freude, aber er hob so» alnch warnend den Finger. »Jubeln Sie nicht zu früh! Ganz ohne Strafe werden Sie nicht durchkommen. Ich jedenfalls verlange von Ihnen, daß Sie sich in aller Form und mit innerer Bereitschaft det Herrn Becher- kamp entschuldigen." Sie blickie ihn an, fad feine Altgen tief in die ihren gesenkt — «nd streckte ihm ohne Zögern die Hand bin. ^ch wist es tun!" rief sie. „Ja, ich werde ihn bitten, baß er mir verzeihen und mir meine Ungezogenheit nicht nacktragen möge. Wo aber werd« ich ihn erreichen Urnen?" Darüber kann ick Ihnen Auskunft geben. Herr vecherkamp wohnt bei seinem Bruder droben in Grub- weg. Das HauS ist unschwer zu sinken, denn es steht ganz allein ans -em Bergrücken über -er Ilzstadt. Sie sehen es schon, wenn Sie durch den Durchbruch kommen." »Ja, ich will es tun!" sagte Sva »och einmal. „Und ich danke Ihnen recht sehr!" -Wofür?" lächelte Dttrr-ößl. „Ich habe noch nicht» getan, um e» verdient zu haben/ Und der alte Herr machte sich unverzüglich auf den Weg und überfiel Direktor Keppler mit seinem Besuch. Keppler war überrasch». Als er den Zweck des Be suches erfuhr, verfinsterten sich seine Züge. »Verzeihen Sie, Herr Stadtbtbliothekar, wenn ich mir die Frage erlaube, was ausgerechnet Sie mit dieser Sache zu Am Haven!" Dürrbößl besah lächelnd seine Fingerspitzen. „Sie werden sich wundern, mein lieber Direktor, wenn ick Ihnen gestehe, -ah ich mich nicht ganz ohne Schuld fühle. Ich war eS nämlich, der da» Mädchen gewisser maßen veichehte. Ich habe -en Stachel be» Mißtrauen» und -er Geringschätzung in sein ebenso unverdorbenes wie leidenschaftliches Herz gesenkt." ... Gr schilderte ihm -le kleine Szene am Fenster Kiner Ärchettsstube, beschrieb ihm, wie albern und theatralisch sich Engen Becherkamp beim Verlassen de» Autos be nommen hatte. »Hm!" brummte Keppler. -Auch mir hat das Mädel gefallen, sehr gut sogar. ES strahlte so etwas Frisches, UnverdotweneS von ihm au». Und da Ihre Aus- kltirmrgr» den ««fall tmmerhiu milder denrteilen lasse«, w will ick denn die Sache aus sich beruhen lassen. Eie möge» reiht haben, man darf wohl dem Geschehnis keine allzu große Bedeutung beimessen." — Währenddem satz Eva auf ihrem Platz im Vorzimmer nn» starrte auf die -rrnkel gebeizte Tür, hinter der sich ihr Schicksal entkckked. Fräulein MöbSäner kriegte e» allmählich mit -er Neugierde zu tun. ES waren merkwürdige Dinge, die sich hier abspielten. Erst der Zusammenstoß mit Herrn Becherkamp, dessen Ursache sie sich durchaus nicht er klären konnte, dann die kleine Volkmer ganz aus dem Gleichgewicht, und nnn — ein Rätsel mehr — der Be- such des Stadtbibliothekars — die Götter mochten wissen, was da alles -ahintersteckte. AtS Herr Dürrbößl endlich heranskam, sah Eva schon an seinem Gesicht, daß die Dinge gut sür sie standen. „So, mein Kind, nun aber keine solche Sachen mehr! DaS Leben verlangt Anpassung. Man muß sich ein- fügen. — Ich sehe Sie dann beim nächsten Musikabend. Vergessen Sie nicht, sleißig zu üben! — Und jetzt gehen Sie gleich mal zum Herrn Direktor hinein!" — Kurz vor Feierabend steckte Heine Sutter den Kopf durch die Tür. „Hallo, Fräulein Volkmer, wie steht'S, es bleibt doch dabei? Nus morgen abend alsol Ich erwarte sie nm halb acht Uhr am Eingang zum Nedou- tensaal!" Sie wollte etwas erwidern, wollte Ihm sagen, daß sie sich noch nicht endgültig entschlossen habe, doch Heine Sutter war bereits verschwunden. ES hängt davon ab, wie der Besuch morgen auSsälltl dachte Eva, »ährend sie den Schreibtisch anfräumke. Wenn Herr Becherkamp sehr unversöhnlich ist, dann gehe ich nicht in sein Konzert. Ich denke nicht daran! 17. Eine Lommerlaube, an den Rand des Abhanges vor- geschoben, zeigte das Bild der Stadt in ihrer ganzen unvergleichlichen Schönheit. Eugen Becherkamp blickte schweigend hinab un prüfte die Erinnerung. „Dort — die Votivkirche, da drüben die Residenz, ganz hinten die Windschnur, nicht wahr?" Franz nickte erfreut. „Du weißt noch ganz gut Be scheid!" Kam eS jetzt? Warf eS ihn jetzt auf die Knie? „Ja! Sehr schön hast du eS dal Um diesen Besitz könnte man dich beneiden." Fran- schwieg enttäuscht. Als er gestern nachmittag vom Unterricht heimgekommen war, hatte er mit großem Schmerz den Bruder vermißt. Diesen ersten Tag wenigstens hätte Eugen ihin widmen können. Man hatte ja noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich ordent lich auszusprcchen. Der erste Abend war in Lärm und Müdigkeit versunken, und am Morgen darauf hatte der Ueungckehrte noch geschlafen, als Franz das Hans ver- Nun war nach einem regnerischen und unfreundlichen Tag ein strahlender neuer Morgen heraufgezogen, gleich einer Verhechnua. Eugen war früh aufgestanden und hatte gern dem Vorschlag des Bruders zugestimmt, da» Frühstück draußen im „Salettl" einznnehmen. , Anna trug es heraus. Während sie Kaffee und Bröt chen auf den Tisch stellte, blickte sie mit einem Ausdruck zärtlicher Liebe auf Eugen. Daß sie in ihren alten Tagen diese Freude noch hatte erleben dürfen! Mehr als dreißig Jahre war eS her, feit sie den Jungen im Kinderwagen durch die Stadt gefahren und mit rühren, -er Geduld in den Schlaf gesungen hatte . .. Eugen begrüßte die alte Frau mit einem fröhlichen Lachen. „Gut geschlafen, Anna?" „Ra nnd ob, Herr Eugen! So gut wie lange nichts" -Du — was ich dich schott gestern fragen wollte: — Bist du eigentlich immer noch so toll ans Schlagsahne? Und was ist'S mit -en MalzbonbonS in der Schürzen tasche? Lüerde ich wieder welche bekommen, wenn ich artig bin?" -Ach, Herr Engen, daß Sie das alles noch wissen!" Sie glühte vor Freude, und fast hätte sie aus alter Ge wohnheit in die Schürze gegriffen, um ihre leckeren Schätze, Lohn der Tugend, hcrauSznholcn. „Tu, Anna, ich freue mich schrecklich, daß ich wieder daheim bin. Wir werden uns doch aut vertragen?" fragen hinter der Wand / Der Ring am Finger A M. l» N. .NM der Ring in allen Ländern als Zeichen der ehelichen Verbundenheit? Oder gibt es noch andere Zeichen des Ehestandes?" — Die Sitte, einen Fingerring als Zeichen des Ehestandes anzusehew ist ün europäischen Kutturkreis entstanden. Bei Grie chen, Römern nnd Germanen überreichte der Bräutigam dem Muntwalt der Braut, später der Brant selber einen Ring als Zeichen der Gebundenheit an den Ehevertrag. Diese Sitte wurde später mrsg«stalt«t zum Wechseln der Ringe; di« Kirch« übernahm diesen Brauch im Mittelaltgf In da» Ritual der Eheschließung. Ader schon im enropäischen Kuiturkrets ist die Eittx de» Ringtragens nicht überall einheitlich. In manchen Tellen der Schweiz tragen nur die Fronen den Ehering, ebenso ist es in den Vereinigten Staaten. Die gleiche Sitte hat sich, vielleicht unter europäischem Einfluß, in Vorderosien heraus gebildet, wo die Frau «inen Ring ass Zeichen der Gebunden heit an den Lheherrn trägt. — Bei nichtcuropäischcn Völkern gibt es mannigfache Zeichen, die den Stand der Betreffenden anzeigen: durch die Kleidung z. B. werden häufig Verheiratete von Richtverhekrateten unterschieden, ebenso durch die Haar tracht. Diese Sitten sind untereinander sehr verschieden und muten uns manchmal grotesk an. Eine davon aber soll erwähnt werden, «eil fie besonders malerisch ist: In Korea hat der ver heiratete Mann vor dem unverheirateten das Vorrecht, aus den hochgebundenen Zöpfen einen Zylinder aus Roßhaaren zu tckgen ... Da ist denn doch wohl unser Ehering etwas handlicher und schöner! Dao Dresdner Schloß B. 6. in D. — „In welchem Jahrhundert ist das Dres dener Schloß erdan» worden? Oder enthält es Bauteile aus verschiedenen Jahrhunderten?" — Die äußere Gestalt des Dresdner Schlaffes wird für den flüchtigen Betrachter bestimmt durch den Neubau, der in den Icchren ISSN bi» 1SVL unter König Albert durchgesührt worden ist Dieser Neubau, der vor allem die Außcnironten völlla ein heitlich geformt hat, ist im Etile der deutschen Renaissance gehalten. Wenn Du die inneren Schloßhöse betrittst, dann siehst Du sofort, daß der gewaltige BauKSrper selbstverständlich auch wesentlich ältere Teil« enthält. Die erste Erwähnung des Drrs- den« Schlosses stammt aus dem Jahre 1885. Die ältesten Telle blvgt der östliche Flügel, nach Westen ist dos Schloß langsam er„«ert worden. Di« wichtigsten Umbauten und Neubauten erfolgten 1470 bis 1480 (Kern des Flilgess an der Echkoßstraßes, 1548 (Neubau de» Westslitgel» durch Kurfürst Moritz) und 1SK4 (Neugestaltung des Schkoßturms durch Wolf Kaspar non Kien gel". Darüber hinaus. ist eigentlich unter jedem Kurfürsten nutz«« eher innen am Schlöffe etwa« »«rändert worden. Auf August den Starken geht ein Teil der InnenansstaNnng der Freundliche Antworten für humorige Leute wesentlichen Räume, insbesondere des Thronsaals zurück. Es würde viel zn weit führen, all diese Veränderungen im Einzel nen darznle,ien. Das Dresdner Schloß ln seiner jahrhunderte langen Entwichelung ist ein lebendiger Zeuge der wechseivollen Geschichte Sachsens. Kilohertz X. P. in D. — „Bei Rundfunksendern findet man neben der Wellenlänge auch stets angegeben, wieviel Kilohertz der Sender hat. Was ist das sür ei» geheimnisvolles Wort?" — Die Uebertragung der Rundsunklenduugen erfolgt durch Wechselströme von hoher Frequenz. Also Ströme, die ln der Sekunde eine große Anzahl von Schwingungen haben. Als Maßeinheit wurde das „Hertz", das eine Periode (Hin- und Rücklaufs der Schwingungen je Sekunde bedeutet. Der Name der Einheit ilt «in Eigenname: Heinrich Hertz (1857/94s hat die elektrisrlrrn Wellen entdeckt, die heute als Träger der Nach richtenübermittlung und des Rundfunks dienen. Seinem Nonien ist mit der Maßeinheit für die elektrische Frequenz ein Denk mal gesetzt worden. Kita ist ein griechisches Wort und bedeutet 1000. „1 Kilol^rtz" (1 KHz) meint also einen Wechselstrom von 1000 Perioden je Sekunde. Die Rundfunksender arbeiten durch schnittlich mit Strömen von 1000 Kilohertz. Neben der Zahl der Frequenz, dlc in Ktlokertz bemessen ist, wird gewöhnlich die Länge der einzelnen Rnndsunkwelle angegeben, z. B. „Melle .882,8", d. k. die einzelne Welle ist .882 Meter nnd 20 Zentimeter lang. Die dritte Zahl, die bei Angaben van Rund funksendern häufig zu finden ist. ist die Energielcistung des Senders. Diese mißt man noch Kilowatt. Die Energieleistung von 1 Watt entspricht dem Strome von 1 Ampere, der in einem Stromkreise von 1 Bolt Spannung in 1 Sekunde wirk sam ist. 1 Kilowatt -- 1000 Watt, 1 Kilowattstunde: Anwen dung einer Energie von 1 Kilowatt während der Dauer einer Stunde. „Hilfe — eine Mousi" F. A. ln L. — „In einer sielgeiesenen Zeitschrift sah ich dieser Tage einen Artikel, in dein die Frage erörtert wird, warum Frauen und Mädchen sogleich aus einen Stuhl sprin gen, wenn sie einer Mau» oder einer Ratte ansichtig werden. Der Verfasser erklärt dies Verhalten mit der Furcht vor dem unangenehmen Kitzel, den das Lausen von Rattenkrallen auf der Haut hervor ruft. Hältst Du diese Erklärung für richtig?" — Subjektiv ist sie sicher richtig. Denn sür Vorgänge dieser Art. -le rein gefühlsmäßig bedinat sind und die die handelnden Personen selbst — in diesem Falle di« auf Stühle springenden Frauen — rein verstandesmäßig gar nicht begründen könnten. Hann eine Erklärung nur konstruiert werden. Zutreffend ist auf jeden Fall, daß die Frauen bet dieser scheinbar über triebenen Furcht vor Mäusen »nd Natten dem Befehl des VickerbrwUßtfelNs folxrir. Sollte aber die ererbte Furcht vor einem unangenehmen Kitzel wirklich zur Erklärung eines so schrecklmften Verhalten» genügen? Wenn es nur der Abscheu wäre, dann könnte man erwarten, daß ihm in vielen Fällen die Neugier die Wage halten würde. Einem wenn auch etwas peinlichen, ober noch «»gekanntem Prickeln wurden an sich gewiß nicht alle Frauen auswcichen. Mindestens würde es da Unterschiede im Verhakten geben Mir ist eine andere Erklärung geläufig, die- mir als sehr viel besser erscheint: Jener Zwang im Unterbewußtsein der Frauen, der sie beim Anblick einer Maus oder Ratte auf Stühle und Tische treibt, hat sich gebildet in jenen längstvergangenen Tagen, als Mäuse und Rotten noch in großen Wandcrheeren auftraten. Damals bedeutete das Aus treten einer einzelnen Maus oder Ratte Ankündigung eines nahenden Wanderheeres der gefräßigen Nager und dann« surcht- baren Unheils: Vernichtung aller Vorräte und Ge'öhrdung des Lebens. Denn mindestens Ratten greifen, wenn sie in nroßer Zahl sind, auch den Menschen an. Sa erklärt sick jene» Sprin gen aus Stühle und Tisch beim Anblick der ersten Maus als ein Akt der Abwehr drohender Lebensgefahr. Krambambuli L. A. in L. — ..Der Sekt wird ast einmal als .Krambam buli' bezeichnet. Was Hot dieses komische Wort eigentlich z» bedeuten?" — Darüber haben sich auch die Gelehrten sckon die Köpfe zerbrochen. Erst hatte man vermutet, dos Mort sei aus dein Slawischen entlehnt und dann spielerisch verändert worben. Es darf aber heute als sicher betrachtet werden, daß diese Ver mutung unnitressend ist. „Krambambuli" kommt von ..Krane- mit", d. i. Wacholder, und bezeichnet ursprünglich den in Dan zig hergestellten Wacholderschnaps, wie er van dem Haute „Dec Lachs" aus vertrieben wurde. Auf die Güte dieses Schnapses hat Ehr. Friedrich Wedekind, der lick Eresceutins Karomondel nannte, im 18. Jahrhundert das schöne Lied gedichtet, besten Beginn bald zum geflügelten Wart wurde: „Krambambuli, das ist der Titel Des Tranks, den man bet uns begehrt. Das Ist rin ganz probates Mittel, Wenn »ns was Böses widerfährt . . ." Durch dieses Lied wurde der Danziger Lakalbcgrifs „Krambam buli" im ganzen Reiche bekannt. Da man ihn nicht überall verstand, machte man sich seinen eigenen Vers darauf und bezeichnete bald dieses, bald jenes Getränk als Krambambuli. Sa führt u. a. ein warmes Miirzgctränk aus Arrak den Namen Krambambuli, ebenso ein Schnaps aus Pomeranzen und anderen freundlichen Dingen. Das hat aber mit dem ursprüng lichen Sinne des Martes „Krambambuli" nichts mehr zu tun. Das akeiche gilt auch für die llcbertragnng dieses Namens ans den Sekt: sie dürfte die neueste Spielart des Begriffe» Kram bambuli sein. Marabu. HaevNchrtitleNer: Georg Winkel: Stellvertreter: Dr. Gerkmrd Desezgkr Verlag», und Anzeloenlelter: Theodor Mlnkel lämlllch Dresden. Deuck und Verlag: Vermanla Buchdrucker«! u Verlag. Dresden, Pollerstrobe 17. — Preisliste Nr. v Ist gültig. „Freilich, Herr Engen, an mir soll'- nicht jehlenl" Verwundert hatte Franz zngehört. Mit der Anna schien sich Engen ja reckt gni zn verstehen! Nnn, wenn sie es besser vermochte, sein Inneres wachznrütteln, ihm sollte eS recht sein. Die Brüder setzten sich an den roh gezimmerten Tisch und ließen sich von Anna die Tassen vollgießen. „Ich kann eS mir noch gar nicht vorstellen, Herr Engen, daß Sie heute Im Redoutcnscml ein ttvnzert gebet» werden. Wei»»» das der alte Herr Becherkamp selig noch erlebt hätte. TuS hätte ihn sicher gcsrcnt!" „Ja, Anna, ich glaube auch. Das hätte ihn wohl ge« freut!" AIS die Alte ins Hans znrttckgckehrt »var. konnte sich Franz eines tüchelnden Znblickes nicht enthalten. „Du hast dich ja rasch wieder mit ihr angesrenndet!" Engen schmunzelte. „Alte Liebe rostet nicht!" Un ernster werdend, setzte er hinzu: „Es ist ein inerkwürs diges Gefühl, plötzlich einen» Menschei» gegeniiberzits stehen, der einen vor so langer Zeit ans den» Arm gen tragen, der einen gekannt hat, als man noch ein kleines, hilfloses Wurm war. Weißt du, man fühlt sich irgend wie beschämt, wertlos, mit all seiner stolzen Wichtig-, tnerei — und doch auf eine seltsame Art geborgen. Geht eS dir nicht auch so?" Franz schwieg, von einer stillen Freude beschwingt. Er hatte sich täuschen lassen, Eugen war nicht verloren! Mochte die Welt draußen sei»» Herz verkrustet nnd vers zerrt haben — der Nus der Heimat würde nicht vers gcblich bleiben. Tief -rinne»» strömte noch das alte gute Blut, das die Mutter ihn» gegeben. Von dieser Stunde an war Franz seines Bruder» heimlicher Freund, kämpfend um seine Seele, werbend nur seine Liebe. Eugen ahnte von der Wirkung seiner Worte nichts. „Es müßte sehr schön sein," snhr er fort, „wenn man die Mutter noch hätte." „Sie lebt ja!" tastete sich Franz behutsam zu ihm. „Eie ist in» Schlag unserer Herzen, sie ist in unseren» Gebet und in unserer Sünde." Eine Spanne schaute Eugen nachsinnend in die leuch» tende Stadt hinab. „Wieso in unserer Sünde?" murmelte er betroffen- doch dann schob er anflachcnd alles beiseite. „Ich habe halt keinen Sinn für Philosophie, lasse»» »vir's also!" Sofort verhärtete»» sich dcS Bruders Züge, nicht tm Zorn, aber in der Enttäuschung, daß Engen noch so weit von der innere»» Heimkunft entfernt »var. Tas Gespräch glitt ab und verlor sich in Nnwesents licheS. Man redete von dem bevorstehende»» Ikonzert, von den» guten Bestich, der zu erwarten stand, man vereinbarte, wo man sich nach der Veranstaltung treffen würde. Als Kranz fein Frühstück beendet hatte, verabschiedete er sich. Engen blieb allein. Er drehte sich der anderen Seite zn, so daß er den Blick auf die Stadt ungehindert frei hatte. Seine Gen danke»» schweiften zu den, Gespräch zurück, das er vor« hin so unvermittelt abgebrochen hatte. Er verstand sehn . wohl, was der Bruder hatte ansdrttcken wollen: daß man im tiefsten Sinne aus den» Schoß der Mutter ges boren war, daß ihr Atem, ihre Stimme, der Glanz ihrer Augen in einen, lebendig blieb. Wie ein greller Blitzstrahl hatte diese Erkenntnis sein Inneres aufgehellt und die frühesten Erinnerungen erweckt. Lange schon mochten dort die Bilder geschlum« mert haben, bis dieses „Sie lebt ja!" des Bruders in fein Herz hineinstürzte nnd cs zn einem bedeutsamen Lebe» wachrief. Er hatte mit Franz darüber nicht sprechen wollen — er hätte gar nicht mit ihn» sprechen können, denn alles, was ihn bewegte, war Gefühl, fließendes, ziehendes, das Herz aufwühlendes Gefühl (Forlietzung sotgt.s