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Sächsische Volkszeitung : 17.12.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194012177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19401217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19401217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-12
- Tag 1940-12-17
-
Monat
1940-12
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.12.1940
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Adelheid von Burgund Die deutsche Kaiserin und Mutter der Königreiche Freiheitssänger »nd Helfer Kteins Ium IVO. Todestag Friedrich August Staegemauns, s7. Dezember ei» selsenharles Wort und „Müssen" Weihnuchtsbücherschuu laegemanns Glauben :s Vaterlandes völlig schönes Zeichen seines inneren Glaubens ist dem er anlässlich der mißglückten Erhebung Frage seiner Gailin beantivorteie, ob „denn letztes Examen als „armer Verwandter" Königsberger Onkel, einem Mitglied der Gesellschaft der alten Pregelstadt, erschien, Gesellschaft durch seine Begabung, seine und sein lauteres Wesen Aufsebcn. und Beobachterin sagte von ihm. der Geist bräche „aus allen Win kein seines Gesichtes". Das Examen bestand er mit Glanz und das Urteil der Prüfungskommission lautete dahin, der Staat würde „einen brauchbaren Mann in diesem Jüngling erhalten, der sehr viel Beurteilungskrast und Genie gezeigt hat." Die Königsberger Fünglingsjahre wurden insofern beson ders wichtig für Staegemann, als er hier seine künftige Gattin kennen lernte, Elisabeth Grau», damals noch in unglücklicher Ehe mit dem Iustizrat Granu verheiratet. Obwohl diese engel schöne, an Begabung und Gemüt nutzergewöhnliche, von bedeu tenden Männern umschwärmte lind umworbene Frau mehrere Fahre älter war als Staegemann, wandelte sich die jugendliche Schwärmerei, die er anfangs ihr gegenüber enwkunden hatte, allmählich zu einer tiefen, sein ganzes Leben erfüllenden Liebe, und nach langen Fahren wurde ihm das Glück zuteil, die ge liebte Frau, die Inzwischen ihrerseits durch schwere Herzens- erlebuissc hindurch gegangen war. heimzuführen. Das ungetrübt reiche Glück dieser Ebe, das erst nach vier Fahrzchnteu durch den Tod der Fra» gelöst wurde, bat sicher viel dazu belgetra- gcn, Staegemann seine rastlose Schaffenskraft und den Schwung des Herzens zu erhalten, der sich in den Fahren der Not und Befreiung des Vaterlandes in begeisterten Versen ausströmte. terndcs Erlebnis — hier handelt es sich um einen aluincn Un fall — schildert Owen Franzis Du dien in seinem spannend geschriebenen Roman „Schatten Gottes" (Verlag Butzon u Vercker, Kevelaers und Sixta Kasbauer behandelt das Heldentum katholischer Missionsschwcslern in China und wohl ihre eigenen Erlebnisse in dem Buch „Das verschwendet« Herz" (gleichfalls bei Butzon u. Berckers in kultivierter Er zählung. Von den uns aus dem Gebiet der erzählenden Literatur zugegangcnen Neuerscheinungen steht obenan des zu stütz voll endeten Josef Ponten Roman der deutschen Unruhe ..Volk auf dem Wege", letzter Teil: ..Der Fug nach dem Kaukasus" (Deutsche Verlagsanstall, Stuttgart Berlin, geb. 4,80 RM). Von den deutschen Auswanderern sind es dies mal die Schwaben, die Rutzland durchsieben, um ins . ('Gelobt« Land" zu kommen. Fhrc Mützen und Nöte lassen sie. nachdem der Zar Alexander, der niit ihnen ziehen sollte, ihnen statt dessen Gebiet und Schutz zusagt, ermattet in Georgien Zu rückbleiben. Wunderbar ist die Schilderung dieser deutlci>en Mensct)en, grossartig aber auch die dichterische Gestaltung ihrer neuen Umwelt. Einen neuen Dichter bringt sodann der Vicr- Falken-Verlag Berlin, mit dem Roman „Traum lau d- streiche r" heraus. Dieser Carl Mandclartz bat es in sich und man wird ihn sich merken müssen. Sei» ..Wildaras" isi etwa ein moderner Eichendarfsscher ..Tauaenichts". der trotz des gerüttelten Matzes an Romantik in seine Feit vatzt. alle» Schöne liebt, mit der ihm auvertrauteu Arbeit aber erst dann znrechtkommt. als er sie in immerwährender Berührung mit der Natur als Bahnwärter im Wald findet Alle lieben diesen begabten Menschen, der ein Begnadeter ist und jedem etwas von seiner Gnade mitgibt Das Buch ist mit deutscher Seel« und reinem Gefühl geschrieben und wird ein Erfolg sein —< Gleichfalls Romantiker ist Kurt Kufe »berg in seinem No» vcllenband „La Botella", der 19 „seltsame Geschichten" ver» einigt. Geschichten, die Verzauberungen und Verwandlungen bringen, wie sie E. Th A Hossmann nicht verwirrender erfin den konnte, die aber zuletzt stets wieder-"entwirrt werden. Es ist dichterisches Spielzeug für Freunde wahrer Dichtung. Der Rowohlt-Verlag, Stuttgart-Berlin, hat diesen Novellen durch Alfred Kubin ein vretiöse» Gewand entwerfen lassen. (Preis in Leinen 4.50 RM.) Und auch der geschätzte Paul Fechter ist wieder mit einem feinsinnigen Roman auf dem Wcihn.-Büchermarkt vertreten. („Der Herr Ober". Deutsche Berlagsanstal« Stuttgart-Berlin, geb. 5.5g RM). Der Autor, der übrigens in seiner Fournalistenzeit in Dresden tätig war, hat mit diesem geistvoll-liebenswürdigen Buch seinen Lesern Ganz aus eigener Kraft war Friedrich August Stacge- manu, der Ende des Fahres 1840 in Alter von 77 Fahren starb, ans Armut und Entbehrung zu einer führenden Stellung im Staate emporgesticgen. Vom Schicksal schien der Kantorssohn aus der Uckermark stiefmütterlich behandelt; nicht nur war er völlig mittellos, sondern er hatte auch früh beide Eltern verloren und in dem Schindlerschen Waisenhaus zu Berlin eine entbehrungsreiche Kindheit verbracht. Das Schlimmste aber war, datz er durch einen Unfall als Kind am Gehen behindert und so von den meisten kindlichen Spielen der Kameraden ausgeschlossen mar. Dafür aber hatte die Natur ihm Gaben in die Wiege gelegt, die ihn über die Mängel siegreich trium phieren Netzen: ungewöhnliche geistige Regsamkeit. Tatkraft, glückliches aktives Temperament und Charakterstärke, die sein leidenschaftliches Wesen zu edler Festigkeit läuterte. Schon als der sunge Jurist zur Vorbereitung aus sein bei einem reichen besten bürgerlichen erregte er in dieser Liebenswürdigkeit eine aufmerksame Auch im 2. Krlegsjahr ist die Fülle der auf den weih nachtlichen Büchermarkt gerichteten schönen (einschlietzlich der schöngeistigen) Literatur außerordentlich. Wir haben aus ihr eine Auswahl getroffen, die wir - folgenden zettgemätz kurz besprechen. Beginnen wir mit dem nach innen gerichteten Schrifttum. Da trifft Fohanncs Kirschweng mit „Trost der Dinge" mitten ins Schwarze. (Verlag Herder u. Co , Freiburg i. Br., geb. 8.80 RM.) Dieses wundervolle Buch ist weit entfernt von dem Gros der „Trostbücher". Es will den Trost aus den Dingen des Lebens selbst schöpfen, findet ihn in der Landschaft, an der Sonne, bei Tieren, ja sogar im Tabak und es Ist äutzerst anziehend, mit wcl<t)er Liebe der Dichter sucht und wie bei Kirschweng die Trastguellen üppig sprudeln. Ein gerade heute nicht unwichtiges (gebiet berührt der Kölner Pädagoge Prof. Friedrich Schneider !n seiner „Praxis der Selbsterziehung" (ebenfalls bei Herder u. Co., geb. 3,80 RM.) Die Methode, die Schneider bereits in feinem aus gezeichneten Buche „Deine Kinder und Du" anwandte, nämlich allen Stoff in erläuterten Beispielen zu bel-andeln, ^stimmt auch die Wirkung dieses Buches. Es fehlen also die übliciun guten Ratschläge, die letzten Endes doch keiner der Leser be herzigt, dafür wird er geradezu gezwungen, aus den Beispielen das erzieherische Moment selbst zu finden. Eine ganz kostbare Sammlung von Marlcncrzählungen deutscher Dichter erschien bei A. Laumann In Dülmen (Wests.) unter dem Titel „Der Rosen stock" (in Halbleinen 3.80 RM ). Gedichte und No vellen von Fak. Kneip. H. Lcrsch. Hans Franck, Heinrich Plö- nes, von der Rubatscher und Groggcr, von Gabele, Dörfler, Waggerl und Demi. Werke von teils kindlich-frommer, teils heiterer, so schalkhafter Liebe zur Gottesmutter sprechen aus der Tiefe deutschen Dichtergemütcs zum Leser, Rundung und Abstimmung dieses schönen Sammelwerkes siüd dem Heraus geber grotzartiq gelungen und die Holzschnitte Philomena Kochs, etwa an die zwanzig, machen das Buch noch begehrensivcrter Josef Winckler hatte dem grotzen Kreis seiner Leser Im „Mutterbuch" bereits etwas Einmaliges geschenkt. Auch sein neues Werk „Fm Schatz der Weit" (Deutsche Berlagsan- stalt, Stuttgart-Berlin, geb. 5,50 RM) befasst sich mit dem ewi gen Mysterium der Mütter, diesmal aber in anderer, dichte rischer Form. In vielen Erzählungen werden Mutterschicksale und iicfgcprägtc Muttergestaltcn dem Herrn der Welt, der als Wanderer über die Erde geht, vorgcsührt In Gegenwart und Vergangenheit, in Märci»cn und Mythus zur Derl>«rrl>chung der Frauen, die uns das Höchste auf Erden bedeuten. Viel leicht ist dieses neue Vuch das schönste und reifste, das uns Winckler bisl)er gab. Die Rückkehr zu Gott durch ein erschüt- Adeilietd an dem Verlust, der den Kaiser durch den Tod seines Bruders, des Erzbischofs Bruno von Köln, getroffen. Daher verbrachte das Kaiserzmar das Weihnachtsfcst 085 in Köln, wo kurz vorher Erzbischof Bruno in der Stiftskirche St. Panta leon beigesetzt worden mar. Zu Anfang des Fahres 088 ver mählte sich Adell)eids Tochter aus erster Eh« Emma mit dem jungen König Lothar von Frankreich, wodurch die Beziehun gen Frankreichs zum Reich noch fester geknüpft wurden. Fmmer mannigfaltiger und reicher hatte sich der Wir kungskreis der Kaiserin Adelheid gestaltet. Sic war im besten Sinne des Wortes „eonsors regni", die mit ihrer reichen Er fahrung und mit ihrem klugen Rat den Kaiser umgab, unter dessen Regierung das deutsche Kaisertum zu unerhörtem Glanz und Ansehen emporstieg. Sie wirkte immer ausgleichend und trachtete in erster Linie, den inneren Frieden des Reiches zu fördern und zu festigen. Ein besonderes Anliegen war ihr die Erziehung ihrer Kinder, besonders des Thronerben, der einst in ihrem Geiste die Zügel der Regierung führen sollte. Dem Einflutz der frommen Herrscherin ist es im wesentlichen zuzu schreiben. datz während der Negierungszeit Ottos I. die Kirche zu so hohem Ansehen gelangen konnte; Adelheid war die Hauptstütze der cluniacensiscl-en Reform. Durch Adelheids Ver- Von Stufe zu Stufe stieg Staegemann in der Beamten lausbahn und wurde zu Ansang des Faires 1808 ..als Geh. Oberfinanzrat und Hauptbankkommissarius" vom Freiherr» vom Stein an die Bank nach Berlin berufe». Das Schicksals jahr Preußens erlebte er also schon in einer führenden verant wortlichen Stellung, und in den kommenden Leidensjahren des Vaterlandes wurde er einer der treuesten Mitarbeiter Steins und Hardenbergs, der mit ihnen gemeinsam rastlos für die Wiedergeburt der Nation arbeitete. Mit Hol und Regierung teilten er und seine Familie das Exil in Königsberg und Memel und die endliche Rückkehr nach Berlin. Aber trotz aller Rückschläge und Enttäuschungen blieb SI an die Wiedererhebung und den Sieg de ungebrochen. Ein das Gedicht, mit Schills die bange dies sein müsse": Es gibt - Heißt dieses Wort, das wie mit Oncllergüssen Hervor aus todgeweihten Seelen bricht. Es ist die Zeit aus ihrer Bahn geschweisst lind der nur hat das Leben froh erbeutet, Der für die eigene Brust das Eisen schleift. Geniessen an den Frciheitsgesängen eines Arndt. Körner und Echenkcndorff ist die vaterländische Dichtung Staegemann» in ihrer strengeren antikisierenden Form allerdings nicht volks tümlich geworden, und doch gehört auch er mit hinein in den vollen Chor dieses patriotisch lnrischen Frühlings, der damals durch die deutschen Lande brauste und das nusfprach. was in den Herzen der Besten glühte, bis es endlich wie eine heilig« Flamme das ganze Volk erfaßte und die Ketten des Eroberer» zerschmolz. Die siegreichen Fahre der Erhebung führten Staegemann In diplomatischer Mission nach Frankfurt a. M. Paris, London und an den Wiener Kongreß, wo er Wilbclm von Humboldts wichtigster Helfer war. Nach dem Friedensschluß von 1815 aber nahm sein Einflutz noch zu, sodaß sein Tag vollständig dnrch seine Arbeit Im Dienste des Staates ausgcfüllt war und ihm nur wenig Zeit sür die Semen blieb. Das Fahr 1835 bracht« ihm anläßlich seines fünfzigjährigen Dienstjnbiläums hoh« Ehren, wurde Ihm aber beschattet durch dir Krankheit seine« Gattin, die im Full desselben Fahres der Tod von ihm nahm. Fünf Jahre später folgte ihr Staegemann. „Es ist offenkundig, datz Ihr bisher die ruhmvollste Fran und die Mutter der Königreiche gewesen seid", schrieb Gerhart von Aurillac im Jahre 087 an die Kaiserin Adelheid. Sie mutz zu den grössten deutschen Frauen gerechnet werden, die gleich bedeutend und vorbildlich als Frau und Mutier wie als Kaiserin und Regentin gewesen ist. Sie hat nicht nur in Deutschland und Italien eine einzigartige Stellung eingenom men wie In ihrem Heimatland Burgund und in dem benach barten Frankreich Hochachtung und Verehrung genossen, son dern sie hat das politlsä)« Geschehen Deutschlands und Italiens auf Jahrhunderte hinaus beeinflusst. Adelheid war, wie ihr Biograph Odilo von Cluny von ihr sagt, „aller Kaiserinnen kaiserlichste, nicht eine war vordem ihr gleich, so hob und mehrte sie das Reich". Adelheid war. wenn auch im Süden in Burgund geboren, durchaus deutschen (Geblütes. Sie l>atte im Jahre 031 als Tochter des Königs Rudolfs II. von Burgund aus dem Welsen haus. jenem alten Herrschergeschlecht, und der Königin Bertha, der Tochter des mächtige» Schwabenherzogs Vurchard das Licht der Welt erblickt. Ihrer edlen Mutter verdankte Adelheid eine sorgfältige Erziehung und Ausbildung. Nach dem frühen Tode Rudolfs reichte die Königin Bertha dem Italienischen König Hugo im Fahre 037 die Hand zum Ehebund, ivährcnd dessen Sohn Lothar die jugendliche Prinzessin Adelheid versprochv. wurde. Fm Januar des Fahres 947 wurde Königin Bertha zum zweiten Male Witwe Der Sohn und Nachfolger des Kö nigs Hugo, Lothar lst, vermahlte sich nun nm 27. Fun! 917 zu Pavia mit der Prinzessin Adelheid, die alsbald in Urkunden als Adelegida reglna gloriosissima, als Königin von Fta - lien, erscheint Nur ein Glück von drei Fahren war dem jungen Paar beschicken: bereits am 22 November 950 wurde König vgthar ll. non einem plötzlichen Tod dahingerafft. Die jugendliche Witwe mutzte nun einen furchtbaren Lei densweg gehen Der einstige Mitregent Lothars, der gewinn süchtige Markgraf Berengar von Foren, suchte nun seinen lang gehegten Plan zu verwirklichen, sich des ganzen Landes zu bemächtigen. Zunächst ließ er sich und seinen Sohn Adalbert zum König krönen. Da er mit dem immer noch zunehmenden Einfluß Adelheids im Lande rechnen mutzte, wollte er seine schwache Stellung durch eine Heirat seines Sohnes mit der Königinwitwe Adelheid festigen. Fedoch slietz diese Absicht Ve- rcrgars auf den schroffsten Widerstand Adelheids, die nun schutzlos dem grausamen Hatz des enttäuschten Berengar aus gesetzt war. Dieser ging in seinem maßlosen Zorn so weit, die Königin Adelheid auf der Burg Garda am Lago Beneka (dem heutigen Lago di Garda) gefangen zu setzen. Nach Monaten schimpflichster Behandlung gelang es Adelheid, sich den Schlingen ihres Feindes zu entziehen: sie hatte von einem Turm aus mit ihrem Diener einen unterirdisären Gang gegraben, der sie in die Freiheit führte. „Gottes Gnade beschirmt« sie", schreibt die berühmte Nonne Roswitha von Gantershelm In ihrem „Taten Ottos des Grotzen". Denn noch galt es, den Verfolgungen Berengars zu entgehen und einen sistieren Zu fluchtsort zu finden, den schließlich der Graf Azzo der von den unsäglisixen Entbehrungen und Mühsalen völlig erschöpften Kö nigin auf dem von den Wallern des Enzio umranschten Felsen schloß Canossa gewährte. Diese unwürdige Behandlung einer Königin wurde bald in weiten Kreisen bekannt und löste über all hellste Empörung über den Frevler aus. Adelheid wandte sich an den hochherzigen deutschen König Otto 7. um Rat und Beistand. Otto brach nun zur Wieder herstellung der fränkisch-deutschen Oberherrlichkeit nach Ftalien auf und drängte in raschem Siegeslauf den aufrührerischen Berengar zurück In kurzer Zeit war Otto der Herr des neu gewonnenen Königreiches und zog am 23 September 951 in der Hauptstadt Pavia ein. Auch Adelheid hatte sich auf eine Einladung des Königs hin umrauscht von dem Jubel der Be völkerung noch ihrer alten Residenz aufgemacht Otto 7.. der vor kurzem seine Gemahlin Edith verloren hatte, dachte an eine Mledervermäklung. Datz dabei seine Gedanken auf die sugendliclxe Adelheid fielen, war nicht zu verwundern, zumal auch er non ihrer Schönheit. Tugend und Klugheit vernom men hatte. Wenn auch der iveltblickende Staatsmann von dem Gedanken geleitet war, durch eine solche Heirnt die italienischen Verhältnisse zu festigen, so führte doch die beiden eine innige Herzensneigung zusammen. Nachdem in Pavia die Vermählung unter königlicher Prachtentfalung stattgefunden hatte, zog das Köninspaar heim nach Deutschland. Nach den Fahren voll Enttäuschung und Leid war Adel heid zur gliickliclxen Gattin und zur ersten Frau des Abend landes emvorgehoben. Auch konnte sie als Besitzerin eines stattlichen Wittums aus ihrer ersten Ehe und durch die außer ordentlich reiche Dotierung König Ottos als die reichste Frau des Abendlandes gelten. Dies« unermeßlichen Reichtümer ga ben der frommen und gütigen Landesmutier die Mittel an die Hand. In weitgehendem Matze Gutes zu tun. Am 28 Mai 061 wurde der dritte Sohn Ottos 7. aus seiner Ehe mit Adelheid — dle beiden älteren waren inzwischen verstorben — in Aachen feierlich zum König gekrönt. Otto 7. stand auf dem Gipfel seiner Macht, um dessen Gunst die frem den Fürsten warben. Das Reich war nach innen und außen gesichert, die deutschen Angelegenheiten geordnet, so datz der König Im Frühjahr 981 zum zweiten Zuge nach Italien auf drecken konnte. In kurzer Zeit vermochte er die Ruhe durch die Unterdrückung der Rebellion Berengars wiederherzustellen und konnte dann weiter nach dem Süden ziehen Eine bedeut same Feier fand am 2 Februar 962 In Rom statt: Otto 7. wird in St. Peter zum Kaiser gekrönt. Nach dem Kö nig empfängt auch Adelheid die gleiche Wethe, die ja bei ihrer Vermählung nicht besonders gekrönt worden war. Umrauscht von dem Jubel der deutschen Soldaten und des rö mischen Volkes traten Kaiser Otto und Kaiserin Adelheid aus der Peterskirche. Adelheid war nun „consora regni". deutsche Kaiserin mit Otto 7.. wie sie später noch einmal Kaiserin und Regentin für ihren Sohn und zuletzt für ihren Enkel werden sollte. Als noch Im gleichen Fahre ein seuchenhaftes Fieber dnrch die Straßen Roms dahinraste und eine große Anzahl der Ein wohner und der in Rom liegenden deutschen Soldaten befiel, «Ilte die Kaiserin, die eine ihrer wichtigsten Aufgaben in der Linderung fremden Leides sah, tapfer und unerschrocken von früh bis spät In die von Kranken und Sterbenden überfüllten Spitäler und Lazarette Auch suchte sie durch große Spenden das Los der Kranken zu bessern. Fm -Herbst 982 zog das Kaiserpaar mit großem Gefolge über die Alpen In die deutschen Lande zurück und hielt ah- wechsclnd in verschiedenen Pfalzen Hof. da es damals in dem riesigen Reich noch keinen ständigen Mittelpunkt gab Mit besonderer Vorliebe weilte die kaiserliche Familie im Sachsen land In Quedlinburg, wo die Kaiserin im Beisammensein mit ihren Kindern dle Freuden reinen stillen Glückes genießen durfte. In Quedlinburg nahm die Kaiserin im April 966 auch an der einzigartigen Feier teil, als ihre Tochter Mathilde, die nach dem Urteil ihrer Lehrer von schier wunderbarer Begabung gewesen sein mutz, zur Aebtissin des dortigen Servatiusklosters gewählt wurde. In dem Kloster Gandersheim begegnete Adel heid der Nonne Roswitha, die wertvolle historische Gedichte, Dramen und Legenden schrieb und gerade an einem Werk über die „Taten Ottos des Grotzen" arbeitete. Tief litt auch mittlung wurden Klöster und fromme Stiftungen Ins Leben gerufen, andere mit Landbesitz und Geld ausgestattet. Auch sand sie als wahre Landesmutter ihre besondere Genugtuung darin Not und Leid zu lindern. Ihre Mildtätigkeit ging so weit, „datz es gewissermaßen schien, als sei sie nicht für sich geboren, sondern nur für die Pflege der Armen von Gott be stimmt geivesen". Wiederum machte «ine Erhebung im lombardischen König reich, geschürt durch Berengar und seinen Sohn, sowie die Ver treibung des Papstes Johann Xlll aus Rom die Anwesenheit des Kaisers im Süden notwendig. Nach Ordnung der deut schen Angelegenheiten auf einem Reichstag zu Worin» zog der Kaiser zum dritten Male nach Ftalien, wo er bei seinem Er scheinen kaum mehr Geanerlchast fand. Der unbotmäßige Be rengar war nach dem Abfall seiner Gegner rasch bezwungen. Er geriet in Gefangenschaft und wurde mit seiner Gemahlin nach Bamberg gebracht, wo er bald daraus starb. Die Kai serin nahm sich der beiden Prinzessinnen Gisela und Rozala, der Töchter ihres grimmigsten Feindes Berenaar. in verzeihen der Liebe an und ließ sie an ihrem .Hose standesgemäß erziehen. Die treu gebliebenen Grotzen in Oberstalien wurden reich be lohnt, auch die Bischöfe wurden in ihren Rechten und Besitzun gen geschützt, die teilweise noch erweitert wurden. Alle dies« Maßnahmen sind aus den Einfluß der Kaiserin -urückzusührcn, um auf diese Weise der Krone einen starken Rückhalt gegen über den wankelmütigen weltlichen Grotzen zu sichern. Fast In allen Italienischen Urkunden bemerkte der Kaiser, datz er mit Zustimmung der lieben Gemahlin und Reichsaenossin Adel heid handle. Die Bezeichnung „Reichsgenossin" sindel sich nicht vor Ottos 7. Romfahrt vom Fahre 981. Schluß folgt.
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