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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194011277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19401127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19401127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-11
- Tag 1940-11-27
-
Monat
1940-11
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1940
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Mittwoch, L7. November 1S4V Süchsifche Volkszeitung Nummer 27S, Sette S s—>———M!^! - » Scharnhorst / wundct, stand ebenfalls In russisä-en Diensten: Gncisenau ging In diplomatischer Sendung nach Oesterreich, Rußland und Eng land. Einsam gegen die Hltter der Tradition Pionier der deutschen Afrikaforschung Lin Nachwort zum 7S. Todestag von Heinrich Barth, 2S. Nsv inber Als einer der ersten hat Heinrich Barth die Bedeutung des afrikanischen Kontinents sür Europa begriffen, und als einer der ersten ist er hinausgezogen und hat die unendlichen Räume des Sudan, in die bis dahin noch kein Weiher sich gewagt, erschlossen. Das Bewusstsein einer besonderen Sendung lebte sehr früh in dem hochbegabten ernsten verschlossenen Kna ben, wenn er sich auch über die Richtung, in die diese Sendung ihn wies, lange nicht klar war. In der Schule galt er als „Streber" und war wenig beliebt, zumal er durch körperliche Zartheit den robusteren Kameraden gegenüber benachteiligt war. Als sich gar in den oberen Klassen das Gerücht verbrei tete, Barth lerne Arabisch, wurde das achselzuckend als „ver stiegen" abgetan. Mit 18 Jahren verlieh er das heimatliche Hamburg und bezog die Universität Berlin, noch schwankend zwischen Archäo logie und Geographie. Eine Reise in den Süden entschied über seine Zukunst. Er begriss das Mittelmeer als „jenes Balsin. das ivie ein grohcr Marktplatz zwischen den drei Völkermassen gelagert, die Völker zum friedlichen Verkehr rinladct . . und er fasste den Plan, dieses 'Bassin, das ihm eine „Einheit" Ivar, zu umwandern. Obgleich sein Vater beim Brand von Hamburg mehr als die Hälfte seines bis dahin recht stattlichen Vermögens verloren hatte, ermöglichte er dem Sohn die Reise, die nach einer Vorbereitungszeit in London, Paris und Spa nien den jungen Gelehrten zum erstenmal nach Afrika führte, seinem Schicksalsland. Zweieinbalb Jahre dauerte die Reise, Algier, Tunis, die Cyrenaika, die Libysche Wüste, Aegypten, Syrien. Kleinasien wurden durchguert. In Libyen wurde er von Beduinen ausgeraubt und fast getötet — die Kugel im Bein behielt er bis an sein Lebensende —, in Smyrna er krankte er schwer an Sumpsfieber, aber wohlbehalten kam er nach allen überstandenen Gefahren zu Weihnachten 1847 wie der nach Hause. Es war nur ein Anfang. Sein Buch über seine Reise machte ihn, der sich inzwischen als Privatdozent in Berlin und meinem Bruder nur: ich wist im übrigen Euch zeigen, dah Ich keinen Anteil an dem uns widerfahrenen Unglück habe". Scharnhorsts Gedanken hatten sich als richtig erwiesen, und Preuhen-Dcutschland muhten es bühen, dah die matzge- bcnden Führer, insbesondere der König, seine Pläne nicht ge nügend beachtet hatten. Besiegt war Preuhcns Heer, aber Sämrnhorsts Geist. Scelenstärke, Gleichmut. Selbstverleugnung und starkes Gottvertrauen war nicht gebrochen. «„Ich habe das Glück gehabt", lesen wir bet ihm, „dah mich der Kleinmut nicht eine Stunde, auher der in meiner Gefangenschaft, über wältigt hat. So finde ich mich doch nie unglücklich, so bin ich dennoch nie über meine Zukunft ängstlich..." Das Sendungsbewuhtsein. das jedem wahrhaft schöpfe rischen Geist eigentümlich ist, macht gefeit, unverletzlich, unan tastbar, vom Schicksal bevorrechtet, stichlest gegen lächerlichen, gefährlichen Zufall. Wer an einem wirklich grohcn, guten Werk arbeitet, hat den felsenfesten Glauben, dah ihm nichts zustohen kann. Eine weise und gütige Vorsehung waltet über dem Schaffen des schöpferischen Menschen: man könnte ver wegen genug sein, zu behaupten, dah noch nie ein schöpferischer Mensch vorzeitig, das heisst, vor dem ivesentlichen Abschluh seines ewigkeitsträchtigen Werkes gestorb" - sei. Scharnhorst schöpfte Starkmut aus der Tiefe seiner GoUc<--surcht, scincs Glanbens an die für richtig erkannte Cache, seines Sendungs bewusstseins. Im vollständigen, hoffnungslos erscheinenden Zusammen bruch erstrebte Scharnhorst mit aller Kraft das Unmögliche: den Weltbcherrscher niederzuwerfen, und Preuhcn zum Retter und Schiedsrichter in Europa zu machen. Sein Ziel war das gleiche, das Clausewitz als allgemeines Ziel der Kriegführung angibt: die bewaffnete feindliche Macht zu besiegen und nuf- zureiben; sich in den Belitz der Streitkräfte und sonstigen Mit tel und Hilfsmittel der feindlicl-en Armee zu setzen: die öffent liche Meinung möglichst der ganzen Welt zu gewinnen. Fieberhaft arbeitete Scharnhorst legal und illegal Tag und Nacht. Rr suchte zunächst alle Mahgcbenden zu gewinnen, „Ich bitte, flehe, spotte, poclre, tue alles, was ich kann, nm den Zweck zu erreichen. — das ist meine Lage... Was man tun muhte, das weih ich wohl, was man tun wird, wissen die Götter." Sprach nicht alles aeacn Scharnhorst? Im entscheidenden Jahre 1812 stand er völlig allein: Seine besten und zuver lässigsten Mitarbeiter waren unter dem unerträglichen Druck der Verhältnisse einer nach dem anderen ins Ausland gegan gen: Grolmann 1809 zunächst nach Oesterreich, dann nach Spa nien; Gras Dohna. Freiherr v. Stein und schliesslich anch Clausewitz nach Ruhland; Boyen, bei Aucrstädt schivcr vcr- Scharnhorst blieb. Er blieb, obwohl nicht nur die Fran zosen, sondern auch leider viele Deutsche ihm das Wirken in Preuhen Immer mehr erschwerten und obwohl ihm verlockende Angebote von manchen Staaten gemacht wurden. Als schlichter Bauernsohn — noch dazu als Nichtpreuhe — stand Scharnhorst einsam gegen die vornehmsten Vertreter des altpreuhischcn Adels. Was erwarteten die Hüter der Tradition überhaupt von ihm? Indes, Scharnhorst hatte keine Minderwertigkeitsgefühle. War nicht Dersflinger, der Feldherr des grohen Kurfürsten und Sieger von Fehrbellin (1675) Bauernsohn und wahrschein lich ursprünglich selbst Schneider gewesen? Ist nicht die sprich wörtliche Bauernschlauheit eine Eigenschaft die besonders der Politiker und der Feldherr benötigt? Bauermschlanhei' ist es. immer wieder auf seine Sacl>e zurückznkommcu und sich end lich doch durchzusetzen: durch kein äuhcres Minenlpiel die wahren Gedanken zu verraten: durch gleichgültig» Worte den Gegner auf falsä-e Fährte zu locken: sich auch durch Kräu!-nngcn und Zurücksetzungen nicht nicdcrzwingen zu lassen: als Namen loser in der Stille zu wirken. In diesem Sinne war Scharnhorst sroh. die niedcrsäch- sische Bauernart stets bewahrt zu haben. Und was seine Her kunft anbetraf. — war nicht der Kaiser der Franzosen selbst Nichtfranzosc? Der schöpferische Mensch weih, was die meisten übersekgm: die Geschichte liebt das Paradoxe. Gerade dos Un erwartete tritt ein. Scharnhorst erkannte wie kein anderer die Genialität des grohen Korsen, aber auch die Schwächen der nnvolconischen Politik. Er sah klar: Die französische Volkskiast stand in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Eroberunasziiaen und dem Weltreich Bonapgrtes. Napolegn hatte Oesterreich und Preuhen zwar besiegt, aber mit einer Armee, die zum «nähten Teil aus Nichtfranzosen, ja zum Grossteil aus DeuUcbblütigen bestand. Belanglos war. ob Navoleon grahe Ideen hatte, ent scheidend war: lediglich der Erfolg, keine grobe Idee und keine heilige Sache hatte seine Fahnen in den Angen seiner Zeit genossen verklärt. Scharnhorst sah die schwächste Seite der napoleonischen Politik: ihre hysterische Eile, ihren nervösen Mangel an Ge duld. ihr unruhiges Streben nach stets neuen Erfolgen, nach sofortigen Ergebnissen. Bonaparte nab seinem Imperium zwar den Anschein, als sei es für ewig? Zeiten gegründet, aber sein« Hast, alles gleich und alles selbst zu regeln, verriet assen» kundig, dah er wenig Vertrauen auf Bestand und Fortsetzung seines Werkes hatte. Seine Diplomatie und Kriegführung seine ganze Politik krankte an der Eile. Er war. infolge seiner inneren Unruhe, unfähig, in lanaen Zeiträunxcn zu den ken und die Zeit für sich arbeiten zu lassen. lFortsetzung folgt.) niedergelassen hatte, rasch bekannt, so das; er gegen Ende de» Jahres 184!) eine Aufforderung aus England erhielt, an der Expedition Richardson nach Zentralasrika teilzunehmcn. Auch sein Hamburger Landsmann Ovcrwcg schien; sich an, aber Barth allein sollte die Expedition zu Ende fuhren und als einziger überlebender Europäer in die Heimat zurückkehre». Schon vor Mursuk schien das Schicksal der Forscher besiegelt, indem die wilden und fanatischen Tuaregs sich ihnen entgegcnstellten und sie als Christen töten wollten. Barth allein rettete durch sein imponierendes Auftreten sich und seinen Gefährten das Leben. Nach einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Füh rer der Wüstensöhnc über Christentum und Islam entblösste Barth seinen Hals und forderte den Mohammedaner aus. ihm den ersten Streich zu versetze«, wenn er den Mut dazu hätte. Das machte auf die Anhänger des Provheten einen solchen Ein druck. dah sie die Christen unbehelligt weilerzicben liehen. Nach beschwerlicher Durchgucrnng der Sahara erreichte di«' Ex pedition im Januar 1851 Damcrghu. Hier trennte man sich. Barth wandte sich über Katscna und Kano nach Kuka im Reiche Sokoto. während Richardson und Overweg das gleiche Ziel auf dem kürzeren Weg über Sinder erreichen wollten. Doch starb Richardson unterwegs in Ngurntua. vier Tage märsche vor dem Ziel, und Barth musste die Leitung der Ex pedition übernehmen. In Kuka schlug er. von dem Sultan Omar freundlich ausgenommen und unterstützt, sein Stand» guartier ans und bereiste von hier Adgmaua. Kanem Musgn und Bagirini. In Adamaun gelang ihm die geographische Grosstat der Entdeckung des Benne, des östlichen Zuslusses des Niger. Nach'Kanem und Musgn begleitete ilm Omrweg. der aber am 27. September 1852 in Maduari am Tschadsee einem plötzlichen hitzigen Nervensiebcr erlag — ein schwerer Schlag für Barth, der nun völlig allein unter den Eingeborenen in der ungeheuren afrikanischen Einsamkeit stand. Aber ungebrochenen Mutes wandte Barth sich nun west wärts und durchzog mit seiner kleinen Karawane Katsrua, Kano. Sokoto, die Reiche Gando und Sag, überguerte den tausend 'Meter breiten Niger und erreichte am 8. September k. Fortsetzung. Die Zett der napoleonischen Kriege Cs ist gewih sür jeden Menschen die entscheidende Frage, die wir wie ein Senkblei in ihre Seele werfen können, nm auszuloten, wie echt, reich und tief ihre schöpferischen Kräfte feien: „Sage mir iven und sage mir wie du gelten lttht, an erkennst, zum Mitarbeiter gewinnst, förderst und dir als Freund erhältst, und ich will deine Bedeutung ermessen." Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem frauzö- llsä;en Eroberer irmren in vollem Gange. Scl)arnhorst wusste, dah nur ein totaler Volkskrieg die Macht Napoleons brechen konnte. Von einem solchen Kampf um Sein oder Nichtsein sagte Gneiscnau in Scharnhorsts Sinne: „In einem solchen Kampf muh daher die gröhte Anstrengung entwickelt werden; jeder Staatsbürger, er gehöre zur Armee oder nicht, muh daran teilnehmen, sei es auf mittelbare oder unmittelbare Weise. Nur eine solche Anordnung, die die Gesamtstärke der Nation In Bewegung setzt, kann unsere Unabhängigkeit sichern." Vorerst aber waren es nur wenige, welcl-e die Gröhe solcher Gedanken ahnte». Veraltete Theorien, untaugliche Heerführer waren an der zerfallenen Kricgsführung schuld, die bald zum Zusammenbruch führte. „Ist die Notwendigkeit eines Krieges einmal von ünem Volke erkannt", schrieb Scharnhorst, „so wird nichts weiter zu unsterblichen Gedanken erfordert als der Entschluss des Anführers: zu siegen oder zu sterben. Dieser allein ent scheidet nun zwiscl;«» Unterjochung und Freiheit. Man hat in unseren Zelten den glücklichen Ausgang der Kriege zu sehr den Talenten der Heerführer zugeschrieben — die Festigkeit des Charakters hatte darin einen gröheren Anteil." Unternehmungsgeist. Charakterstärke, Tapferkeit, Auf opferung, Standhaftigkeit heihen die Grundpfeiler völkischer Freiheit. „Wenn für diese unser Herz nicht mehr schlägt, so sind wir schon verloren auch selbst in dem Laufe der grohen Siege". Der Geist der Führung muh auf die Armee übergehen. So stark und überzeugend sprach Scharnhorst im April 1808. Allein, er eilte damit seiner Zeit weit voraus: Preuhen. Deutschland war für diesen Geist noch nicht reif; cs muhte erst durch viele Trübsale geläutert werden. In den entscheidenden Schlachten hatten weder Scharnhorst noch Blücl^r die Führung, sondern gänzlich untauglich gewordene Heerführer, unter denen zu allem Ueberfluh noch unüberbrückbare persönliche Feind schaften und auhcrdem auch sachliä)« Meinungsverschiedenheiten herrschten. Bei Jena führte der 71jährige Herzog Karl Wilhelm Fer dinand, der mit einem anderen Heerführer, dem Grasen Kalch reuth, verfeindet war. Die Zwietracht im eigene» Lager, der ehrgeizige Konkurrenzkampf hinter der Front, machte jede ge ordnete Zusammenarbeit fast unmöglich. In Preuhisch-Eylau führte der alte und gebrechliche General L'Estocg Sclmrnhorst beschwerte sich vergeblich beim König: „Es ist schrecklich, dah sie sdie Truppen) einem siebzigjährigen, gedächtnisloscn, in jeder Hinsicht schwachen Manne übergeben lind, der für sich durchaus nichts ist. Ins Detail zu gehen ist mir unmöglich; schon das was ich hier berichtet habe, hat meine ganze Uebcr- windungskraft erfordert." Die Staatsführung war mit Blindheit gescklaaen. Wie blind sie war. mögen zwei Beispiele beleuchten: Nach der un glücklichen Schlacht von Jena wurde die kostbare Zeit des Kö nigs und seiner ..Reorganisationskommission" mit den Ent würfen neuer Uniformen vertrödelt. Hohn, Spott und Ver achtung über diele sinnlose Arbeit snricht aus Gneiseuaus Brie fen an seinen Freund Hauptmann Wiesener: Affektierter Gang, eine in hohen Tönen intonierte Rede. Veracht»"» der übrigen Welt, bodenlose Unwissenheit und dazu die Maskerade-Uni form« — spottet Gneisenau dem Sinne nach. Mitten Im tiefsten Elend Deutschlands, im März 1812 verlieh Staatskanzler v. Hardenberg zu allem Unalück noch den Juden die volle staatsbiiraerliche Gl-Kchberechtiaung! — Die Niederlage der prcuhischen Armee bei Jena und Auerstädt, die Kavitulation von Prenzlau, die Gefangennahme Blüchers und Scharnhorsts nach unerhört kühnem Heldenkampfe bei Lü beck. die Schlachten bei Preuhisch-Eylau und Friedland, der Fall Danzigs besiegelten vorerst Preuhcns Schicksal im Frieden zu Tilsit. Lichtblicke In jener trüben Zeit waren die heldenhaften Wasfentaten einzelner, so Blüchers und Scharnhorsts Helden kampf bei Lübeck. Gncisenaus und Nettclbecks Verteidigung Kolbergs. Scharnhorst hatte seine auherordentlichcn Soldaten lugenden auf dem Schlachtfeld» zu Auerstädt erneut unter Be weis gestellt In einem am 16 Oktober 1806 aus Nordlmuscn an seine Tochter gesandten Briefe berichtet er unter anderem: „Ich bin gottlob mit einer leichten Wunde in der linken Seite und dem Verlust meines schwarzen Engländers davongekom- men." „Prinz Heinrich war bei mir und schon war er ver wundet, sein Pferd wurde zuletzt durch eine Kartätschenkuacl niedergeschossen, in dem Gedränge wäre er fast nicdergetreien worden... Aber kein Offizier bot ihm ein Vferd. ich aab ihm meines, nahm ein Gewehr und machte mit den fliehenden Soldaten nun eine Vartie und war so einer der lebten, die vom Schlachtfeld zurückkamen. Du fällst dies nicht für eine Bravour oder Eigenruhm ansehen. Ich sage cs meinen Kindern Bristol Bristol, das der tief eingeschnittcncn Meeresbucht, dis Cornivall von Wales trennt, den Namen gegeben hat, ivar bis in das vorige'Jahrhundert hinein der zwcitgröhtc Hafen Eng lands Dann freilich ist die Stadt, die auch heute noch einen sehr bedeutenden Hasen darstell', trotz aller Anstrengungen Ihrer Beivohncr von Liverpool, Southampton und anderen überflügelt worden. Die Stadt baut sich aus hügeligem Gelände zu beiden Seiten des Flusses Avon aus, und charakteristisch sür sie sind die Docks und Haseuanlagcn, die sich säst durch die ganze Stadt ziehen. Der Ursprung der Stadt liegt in sagenhaftem Dunkel. Einige behaupten, das; sie niemand anders als Brcnnus zum Gründer l-abe, andere wollen sie nur aus der sächsischen Zeit entstammen lassen. Sicher ist jedenfalls, dah sic sich seit dem Dänenkönig Knut, der Im 11. Jahrhundert England erobert hatte, zu einer blühenden Handelsstadt entwickelte Ihr ur- sprünglicl)er Name war wahrscheinlich Bright Stowe, ans dem allmählich die heutige Form wurde. Bristol hat In, Verhältnis zu seiner Gröhe mehr Kirchen und Kapellen als irgendeine andere Stadt Englands, darunter mehrere sehr schöne aus mit telalterlicher Zeit, vor allem die von 1807—1382 erbaute gotische Kathedrale, die aber im Bürgerkrieg 1648 zur Hälfte zerstört wurde ferner die herrlich auf einem Hügel gelegene gotische Kirche St. Maria Redclisso aus dem 18. Jahrhundert, St. Mar kus und andere. 1190 verlieh John Morton, damals Herr der Stadt, ihr Selbstverwaltung. Schon 1247 vollendeten die unter nehmenden Bürger grohe Regulierungsarbcitcn am Laufe des Avon und die Einrichtung von Ufcranlagen und einer Brücke Das ganze Mittelalter über war die Stadt vom Glück be- günstlai. Eduard III. rief hier im 14. Jahrhundert den Woll- und Tuchl)andel Ins Leben, der Hundertjährige Krieg gegen Frankreich bereicherte sie nur, die Nosenkriege, die so grohe Teile Englands verwüsteten, taten ihr keinen Schaden. Vom Ende des 15 Jahrhunderts an wurde ihr Reichtum fast sprich wörtlich. Von hier schiffte sich 1497 Sebastian Cabot zu seiner grohcn Reise ein, die zur Entdeckung Neusundlands führte. Heinrich VIII. erweiterte die Privilegien noch, und unter Eli sabeth hatte die Sadt fast das Monopol sür den Handel mit Ir land und Indien. Doch wurde unter ihr die Stadtburg, die an geblich von Alsrcd dem Grohen gegründet sein sollte, zerstört. Ihre höchste Blüte gaben der Stadt die „Marcl>ant Advcntn- rers", jene Kausmannsgilde, der Elisabeth 1864 einen Freibrief verlieh und die den Handel mit skrupellosen Kapersahrten ver banden Später erlangten die Kaufleute von Bristol wichtige Privilegien für den Sklavenhandel von Afrika noch Amerika, der ihnen ungehcnre Gewinne einbrachte. Aber in kurzsichtiger Stadtpolitik nützten die Bürger ihre Vorrechte aus, nm alle Fremden aus ihrer Stadt auszuschlichcn und nicht nur den Ausländern, sondern auch Engländern, die sich bei ihnen nicderlasien wollten, unmögliche Bedingungen anfzulegcn Die Folge davon war, dah die Stadt von den Fort, schritten des 18. Jahrhunderts, die auf immer stärkerem Zu sammen schlnh begründet war, ausgeschlossen blieb und aus die Dauer der Handel sich andere Wege suchte. Die Bürger muhten sich van Zugeständnis zu Zugeständnis bequemen, bis sie endlich 1848 Bristol zu einem freien Hafen erklärten, ohne dah sie dadurch den Vorrang, den sie im Mittelalter inne gehabt l>at- ten, ganz zurückcrobcrn konnten. Doch kxit die Stadt auch im 19. Jahrhundert mit Erfolg die grössten Anstrengungen gemacht, um ihren Handel zu heben Wiederholt wunden die Docks und Haseuanlagcn mit grohen Unkosten wesentlich erweitert, von den Werften von Bristol Kani 1838 der erste Dampfer, der ganz unter Dampf die erste Uebcrfahrt nach Amerika machte, die be rühmte „Mrcat Western", die 60 000 Pfund gekostet hatte. Ne- den dem Handel konzentriert sich in Bristol auch, begünstigt durch ausgedehnte Kohlengruben in der Nähe, eine bedeutende Industrie. In jüngster Zeit hat besonders die Flugzeugindustrie eine» grohcn Ausschwung genommen, es gibt aber auch Mclall- nnd Autoindustrie, Glas-, Tabak-, Lebensmittel- und chemisä-e Fabriken. 1853 Timbuktu, die sagenhafte „Königin der Wüste". die vor ihm nur ein Engländer, der dafür getötet worden war. und ein Franzose betreten hatten. Auch ihm trachteten die fana tischen Mohammedaner nach dein Leben, doch der Scheich schenkte ihm seine Freundschast und seinen Schul; und gab ihm sogar, als Barth sich nach acht Monaten fruchtbarsten Sam melns und Suchens zur Rückreise rüstete, eine Leibwache mit. Auf anderem Wege kehrte der Forscher nach Kuka zurück: sein Name Abd el Kerim, unter dem er reiste, war nun im ganzen Sudan hochberühmt. Unterwegs stich er unerwartet auf den zu seiner Unterstützung ausgesandtcn Ed»nrd Vogel, mit dem er einige schöne Wochen in Kuka verlebte. Dann zog Vogel südwärts an den mittleren Kenne, von wo er nicht wieder kehren sollte, Barth nordwärts, der Heimat zu. Nach fast sechsjähriger Abwesenheit betrat Barth am 8. September 1855 bei Marseille wieder europäischen Boden. In der Heimat war er. da seine Briese nur in jahrelangen Pausen eintrafen, bereits als verschollen betrauert worden. Bei aller Wicdcrschcnsfreudc, besonders mit seinen Ellern, siel jedoch dem kühnen Forscher das Wiedcreinleben in die euro päischen Kulturverhältnisse nicht leicht. Zwar fehlte es ihm nicht an äuhcrrn Ehren: Alexander von Humboldt rühmte ihn öffentlich mit dem Wort: „Er hat uns einen Weltteil erschlos sen!" König Friedrich Wilhelm IV. zeichnete ihn aus. auch die Königin Viktoria übersandte ihm ihren höchsten Orden. Aber die Bemühungen um eine Professur zerschlugen sich zunächst. Auch in England, wohin er für mehrere Jahre übersiedelte, vermochte er nicht festen Fuh zu fassen. Erst 1863 wurde er Professor an der Universität Berlin und Vorsitzender der Geo graphischen Gesellschaft. Unermüdlich widmete er sich bis an sein Ende der systematischen Auswertung seiner Entdeckungen und ivar vor allem stets mit Rat und Tat sür die junge For- schcrgeneration besorgt, die sein Werk fortsctzen sollte: Schweinsurth, Rohlfs, von der Decken. Aber die fünf Jahre Im inörderischen Klima des Sudans rächten sich. Am 25. No- vembcr 1865 erlag er. vierundvlerzigjährig. einem schweren Magenlcidcn, das er sich in Afrika zugczogcn hatte.
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