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Sächsische Volkszeitung : 14.11.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194011146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19401114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19401114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-11
- Tag 1940-11-14
-
Monat
1940-11
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.11.1940
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Albert der Gro^e Wenn ick) beim Besuche In -er rheinischen Heimat in Köln aus den großen Bahnhosshallen ins Freie trete, habe ich gleich links vor mir den königlichen Dom: ich habe »och nie versäumt, ihm einen Besuch abzustatten. Aber mein erster Besuch gilt stets einem Größeren. In der Längsrichtung des Domes, nur einige Minuten entfernt, liegt die Andreaski'.che mit -em gälücnen Schreine -cs hl Albertus des Großen; ihm gilt immer mein erster Besuch. Albertus gehört, wenn auch nicht in Köln geboren, zu -en bedeutendsten Bürgern der rhei nischen Hauptstadt. Am 15. November 128V ist er in einsamer Zelle -es Dominikanerklosters zu Köln gestorben und vom Erzbischof Siegfried von Westerburg begraben morde». Bolle 850 Jahre hat Albertus warten müssen, bis er am 1». Dezem ber 1981 heiliggcsprochen wurde. Da sah das moderne Köln ein grosses Fest. Dominikanermönche trugen unter Beteiligung von Klerus und Bolk den Schrein mit den HI. sOebeinen in den Dom. Nach Ablauf der religiösen Festtage kehrte dec Schrein zurück in die Andreaskirclze. Albertus wurde bei der Heiligsprechung auch zum „Lehrer -er Kirche" erhoben: den Beinamen „der Große" trug er 'chon lange Er trägt ihn mit Recht. Groh war er als Wissen schaftler in der Philosophie, Theologie und zu seiner Zeit viel leicht der Grösste im Bereiche -er Naturerkeuntnis. Bei einem Besuche in Prag iin Jahre 1914 wurden niir in -er Strnhover Klosterbücherei auch die Werke des hl. Albertus gezeigt. Mit ausgespannten Armen konnte ich die Reihe nicht erfassen. Da bei hat Albert sein langes Leben, 87 Jahre, nicht einzig der Wisscnsclmst gewidmet. Als Dominikanermönch ^hnt er viele Jahre -er eigentlichen Seelsorge und Or-cnsverwallu»g gcwid met. Durch -le Predigt des seligen Jordan von Sachsen in der Universitätsstadt Padua war Albert im bereits vorgerückten Alter für den neuen Orden gewonnen worden. In Köln voll endete er seine Studien. Hier war er Dominikanernovize und wurde hier auch zum Priester geweiht. Seine Lehrtätigkeit entwickelte er in Hildesheim, Frei bürg i. Br. Strahburg und an der Universität Ataris. 1246 kommt er nach Köln und gründet die Ordensunivcrsität in jenen Tagen, wo -er jetzige Kölner Dom im Bau begonnen wurde. 1254 wurde er -er Prior -er grohen deutschen Ordens provinz Teutonia. Die deutsche Ordcnsprovinz besah damals 4V Konvente; sie reichte von Frisach in Kärnten nach Chur in der Schweiz, nach Gent in Belgien über Hamburg bis Riga sm Osten; in Sachsen bestanden Konvente in Leipzig vnd Plauen i. V Albert wurde durch diese Berufung, als «r schon über SV Jahre zählte, aus seinem Lehrberufe heraus ¬ genommen; er erfüllte -le neue Aufgabe als Visitator -er Or- dcnsklöster mit gleichem Elfer. Wir moderne Menschen können uns wohl kaum einen Begriff machen von der Arbeitsleistung, die Albert in seinem vorgerückten Lebensalter mit diesem neuen Amte auf sich nahm, machte er doch diese Reisen zu Fuß in Begleitung eines jüngeren Ordensbruders. Im Jahre 1260 wurde ihm durch den Papst Alexander IV. das bischöf liche Amt in Regensburg übertragen. Als Bruder „Bundschuh" kam er vor den Toren seiner Bischossstadl an. Es war ihm die Aufgabe gestellt, die zerrütteten Finanzen des Bistums zu regeln und die Reform des Klerus durchzuführen. Nach Voll endung dieser Ausgabe reiste er nach Rom. legte sein Bischofs amt in die Hände des Papstes zurück, nachdem er ihm einen tüchtigen Nachfolger aus dem Weltklerus präsentiert hatte. Als resignierter Bischof erhält er mit 7N Jahren das Amt eines Kreuzzeugspredigers für die deutschsprachigen Länder. Wir finden ihn in Worms. Würzburg. Regensburg, Augsburg, Köln, Magdeburg: in Brandenburg regelt er als päpstlicher Vertreter die Bischossmahl: als päpstlicher Beauftragter schlichtet er de» Streit zwischen der Stadt Köln und ihrem Erzbischöfe. Ein weiterer Auftrag führt ihn nach Mecklenburg. Als Greis von 81 Jahren tritt er auf dem Konzil in Lyon für die Wahl Rudolfs von Habsburg ein. Seine letzten L '--nsjah-- verbringt er in der stillen Klosterzelle in seinem geliebten Köln. Als er sich auf -en Tod vorbereitete, verweigert er sogar dem Erz bischof den Zutritt zu seiner stillen Klause. Alberts unermeßliche Tätigkeit hatte in all den verschie denen Formen als Hauptziel die Seelsorge für seine Mitmen sche». Seine Geistesgaben, seine unverwüstliche Gesundheit waren die natürliche Mitgift zu seiner Arbeit. Die zwölf Weis- hritssprüche, die uns von ihm erhalten sind, zeugen von seiner praktischen, scelsorglicl-en Einstellung „Dah du dich demütigest vor Gott unter aller Kreatur; das ist Gott wohlgefälliger, denn du gingest von einem Ende der Welt bis ans andere und wäre» deine Fußspuren gerötet vom Blut." Der bekannteste Snruch ist wohl dieser: „Wer da gibt einen Pfennig in der Liebe unseres Herrn in diesem Leben, das ist Gott wohlgefälliger und de» Menschen nützlicher, denn er gäbe nach seinem Tode so viel Goldes und Silbers, als möchte reichen von diese», Erdreich bis an den Himmel." Man sagt zuweilen, die Kirche hätte keinen hl. Thomas ohne den hl. Albertus, der sein Lehrer war, so könnten wir mit gleichem Anspruch sagen, die Kirche hätte keinen Albert den Großen ohne den selige» Jordan von Sachsen, der jenen durch seine begeisterte Predigt in den Orden -es kl. Dominikus führte. Albert Eyting, Decl)ant. Die Gemahlin des groszen Königs Lin tragische» Lraurnschictsal In dieses Jahr, In dem wir dcn 260. Gedenktag 'der Thronbesteigung des großen Königs gefeiert haben, fällt auch der 225. Geburtstag sclner Gemahlin. Die überragende Ge stalt Friedrichs verleitet unwillkürlich dazu, alle Menschen, Vie In sein Leben traten, in seinem Licht zu sehen. Ties ist aber im Falle seiner Gemahlin das ungünstigste Licht, in dcn, sie überhaupt erscheinen kann, und es macht es uns unmöglich ihr gerecht zu werden, so wenig wie die Mitlcbcndcn ihr ge recht werden konnte». Die Nachwelt hat die Pflicht, auch diese Frau Ins eigene Licht zu stellen, Person und Wirkmöglichkeiten zu scheiden. Der junge Kronprinz Friedrich hatte, als er trotz allen Widerstrebens die Unabwendbarkeit der von seinen, Vater verlangten Ehe mit der Prinzessin von Braunschweig Bevern elnsah, schließlich achselzuckend resigniert: „Es wird eben eine unglückliche Fürstin mehr geben!" Von vornherein schied Friedrich, schon gehärtet im Feuer schwerster Erlebnisse und fchon In schicksalhafter Einsamkeit gefangc», jede Möglichlv'il ehelichen Glückes aus, noch ohne die Braut gesehen zu haben. Und schon damals sprach er zu Vertrauten jenes andere Wort aus. das er dann unerbittlich wahr machte: „Was die Prin zessin von Bevern anlangt, so kann man darauf rechnen, daß. wenn man mich zwingt, sie zu nehmen, ich sic verstoßen werde, sobald Ich König geworden." Tie Schilderung, mit der König Friedrich Wilhelm I. seinem Sohn die Braut empfahl, nmr freilich auch wenig geeignet, dem Kronprinzen wärmere Gc fühle abzugewinnen. „Die Prinzessin", so schrieb der König, „ist wohl anfcrzogrn, modeste und eingezogen. So müssen die Frauen sein. Sie ist nit häßlich, auch nit schön, ein gottesfürch tig Mensch..." An, 12. Juli 1788 wurde ans dem herzoglich braunschwei gischen Schloß Salzdahlum die El>e geschlossen. Die Braut rechtfertigte die Schilderung ihres Schwiegervaters. Sie war „modeste und eingezogen", mit anderen Worten verschüchtert bis zur vollkommenen Linkischkeit. Reizte das schon Friedrich zu zorniger Ungeduld, so sparten seine Mutter und seine Schwe stern vollends nicht mit ihrem kaum verstechten Hohn. „Hübsch, aber dumm wie Stroh", stellte die Mutter fest und sägte hinzu: „Ich weiß nicht, wie mein Sohn sich dieser Acssin anpasscn soll." In Rheinsberg, wohin die Neuvermählten nach kurzer Re sidenz in Neuruppin zogen, erwies die ..Acffin" sich ihrerseits weit anpassungsfähiger als wohl Friedrich selbst erwartet ha ben mochte. Schon als Bräutigam hatte er einmal an seine Schwester in Bayreuth geschrieben, er hasse die Braut nicht so sehr, wie er vorgebc, sie sei ,im Gegenteil hübsch, ihr Teint von Lilien und Rosen, ihre Züge fein.. " Kein Zweifel, daß in Rheinsberg Elisabeth Christine ihren Gatten angenehm ent täuschte. Er selbst äußerte zum Grase« Seckendorss: „Ich war niemals in sie verliebt, aber ich müßte der niedrigste Mensch sein, wenn ich sie nicht aufrichtig schätze» wollte; dem, sie Hal erstlich ein sehr sanftes (tzcmist, sie ist zweitens so gelehrig, wie mau es nur wünschen kann, und drittens gefällig bis zum Uc- bermaß und tut. was sie mir nur an den Augen abschen kann, um mir Freude zu machen." Tic ..Gefälligkeit bis zum Ucber- maß" konnte die Kronprinzessin ihren, Gemahl wiederholt be weisen. Sie bezahlte seine Schulden, obwohl sie selber dafür Melder ausuehme» mußte, an deren Verzinsung sie noch als Köniain schwer zu tragen hatte. Mit Hartnäckigkeit, aber auch mit divlomatisclier Geschmeidigkeit vermittelte sie zwischen ihrem Gemahl und ihrem Bruder, nm Brannschwe-g Bevern an die Seite Preußens zu bringen, was ihr tatsächlich gelang. Auch zwilchen Friedrich und seinem Vater konnte sie öfters aufs alücklichste vermitteln, wofür der Kronprinz ihr aufrich tige Dankbarkeit bezeugte Die Rheinsberger Jahre hat Friedrich bekanntlich als die alücklichsieu seines Lebens bezeichnet, und ivenn an diesen, Glück seine Gemahlin auch keine große Rolle spielte, so nahm Jakob Schaffner - Zu seinem 85. Geburtstag, 14. November Jakob Schaffner ist von väterlicher Seite her Schweizer Handwcrkersohn. Sein Vater, ein Basler Gärtner, gab ihn, die schwere und doch freudige Erdhaftigkeit seines aleman nischen Volkstums und seines Berufes mit. Die Mutter stammle aus einem Dors von der anderen, der deutschen Seite des Rheins, so daß schweizerisches und deutsches Alcmannentum an ihm gleichen Anteil haben. Der geheimste Quell seines Dich tens war von Anfang an die Notwendigkeit, sich von sich selbst zu befreien und zugleich sich selber zu finden und zu bewahren. Dao Geheimnis dieses Weges mußte der Dichter ganz allein finden, von Kindheit an nur auf sich selbst gestellt. Die Ehe der Eltern war nicht glücklich, und als 1888 der Vater starb, ging die Mutter, eine unruhige leidenschaftliche Natur, mit einem Töchterchen nach Amerika. Der kleine Jakob kam zunächst zu den Eltern seiner Mutter In das Dörfchen Wyhlen an, Südhange des Schwarz waldes, wo er nach seiner eigenen Aussage „das schönste Jahr seines Lebens" verbrachte, dann nach Beuggcn, eine Stunde stromaufwärts von Rheinfelden, wo in der ehemaligen Deutsch- ordenskomturei Anfang des vorigen Jahrhunderts nach Pesta- lozzischen Grundsätzen eine Armcnkinderschule und Erziehungs anstalt gegründet worden war, in der allerdings das meiste von der freien und liebevollen Lehre des großen Pädagogen längst begraben war. Dennoch ist die Romantik der alten Kom turei, der ritterliche Ordcnsgeist, der noch nm die altersgrauen Mauern wehte, auf das Gemüt des phantasicbcgabten Knaben sicher nicht ohne Einfluß geblieben. Nach sieben armen Kinder jahren In dieser Anstalt entschloß der Jüngling sich zum Schn- sterhandwerk, aber Innere Unbefriedigung und Unrast «rieben ihn bald auf die Walz, und so wanderte er in langen Jahren durch seine schweizerische Heimat, dann den Rhein hinab, durch Holland und nach Paris, endlich wieder zurück In die Heimat. Jahrelang schlug er sich auch als Arbeiter durchs Leben, bis er endlich seine dichterische Berufung erkannte. Auch um das Handwerkliche der Sprache hat Jakob Schaffner als Autodidakt schwer gerungen. Zwei künstlerische Grundtriebe kreuzen sich in ihm und hemmen sich anfangs oft gegenseitig, bis er lernt, sie zur Befruchtung und Steigerung aneinander zu bringen: die reine „Lust zum Fabulieren" und das allzu sinnende Verweilen, die grüblisch bohrende Betrach tung, die vor allem auch Selbstbetrachtung ist. In dem ersten großen Roman, den „Irrfahrten des Jonathan Bregger". und in manchen frühen Novellen ringen diese Triebe noch mitein ander, auch noch in der schon sehr viel bedeutenderen „Erl höferin". In dcn späteren Werken tritt dieser Zwiespalt dort am stärksten hervor, wo der Dichter sich von einer ihm frem den Problematik einfangen läßt, wie z. B. in manchen Erzäh lungen der Sammlung „Die goldene Fratze", während die dich terische Kraft dort am reinsten strömt, wo er die unmittelbare eigene Schau frei walten läßt. Am tiefsten hat Jakob Schaffner ans Eigenem geschöpft in den Romanen „Konrad Pilater", der ein Stück seiner eigenen Wanderjahre als Schuster spiegelt, und in den „Johannes"-Romanen, in dem er Kindheits-, Jüng- linas- und Manncsjahre eines wesenhaften deutschen Menschen schildert. Das Alemannische ist Jakob Schaffners Heimat, und „auf die Heimat kommt es an", sagt er einmal, „nicht aus den zu fälligen Staat", lind so ist ihm das Deutsche stets der weitere Ring gewesen, in dem sein Alemannisches eingebettet ruht. Deutsch ist ja die Sprache, in der er lebt und schreibt, deutsch sind die Wurzeln seiner Kultur und der Kultur seines Volkes, in Deutschland entscheiden sich die großen Welt- und Mensch- heitssragen, die das Gesicht des gesamten europäischen Raumes, einschließlich des alemannisch-schweizerischen, bestimmen. Jakob Schaffner hat diese Zusammenhänge früh gefühlt, und Deutsch land, erst Weimar, dann Berlin, wurde ihm zur Wahlheimat. Im Weltkriege hat er sich mit edler Offenheit zu uns bekannt, und dieses Bekenntnis hat er nach dem Umbruch in seinem schönen Rciscbuch „Offenbarung in deutscher Landschaft" wie derholt, in dem er auf einer Kreuz- und Qucrfahrt durchs Reich ans Landschaft und aus Kulturdenkmälern, aus dem Volk, dem er begegnet, uns Wesenszüge deutschen Schicksals und deutscher Entwicklung kündet. So dürfen wir diesen Schweizer deutscher Zunge mit Fug und Recht zu den Unseren rechnen. sie doch in gewissem Maße daran teil. Für sie jedenfalls waren diese Jahre die einzig glücklichen ihres Lebens, von deren. Er innerung die Vereinsamte ein ganzes Leben lang zehren mußte. Denn sie spürte es. daß sie trotz allem eine wirkliche Wärme in Friedrich nicht zu erwecken vermochte, und sie sprach cs auch aus, daß sie als Königin wohl nie so glücklich sein würde wie als Prinzessin Aber noch schlimmer als sic selbst gefürchtet, erfüllte sich ihre Ahnung, sobald sie des Rückhaltes durch -en Schwiegervater beraubt war. Schon die erste» kurzen Briese Friedrichs an sie aus Berlin, unmittelbar nach seiner Thron besteigung, waren von schneidender Kälte Er ließ ihr eine Wohnung im Berliner Stadtschloß zuweise» und schenkte ihr außerdem das Schloß Schönhausen. Er selbst aber hat nach 1740 niemals länger als einige Stunde» mit ihr unter gleichem Dach geweilt. Nach Potsdam und Sanssouci wurde sic niemals eingeladen. Selbst bei großen Feston durste sie an feiner Seite nur repräsentieren, wenn die Königin-Mutter zufällig daran verhindert war. Tie Folge der königliche» Mißach'ung war, daß auch der übrige Hof sie schlecht behandelte, sogar Personen ihres eigenen Hofstaates sich Ueberheblichkeiten gegen sie Herausnahmen, so daß selbst die so sanfte Königin vor Zorn entbrannte und sich beschwerte. Dieses mehr als 40jährige Martyrium hat oas Herz Elisa beth Christines nicht verbittert. I» ihren Briefen an ihre Fa milie, in den Acußernngcn zu ihren Vertrauten nie ein Wort des Zornes oder der Klage, nur solche der rührendstc» Treue und Ergebenheit. I» ihrer Einsamkeit tröstete sie sich mit unbegrenzter Mildtätigkeit, frommer Lektüre und der Uc- bersetzung erbauliclier Schriften und Gedichte ins Französische. Der König, so unerbittlich er seinen schon als Bräutiaam ge faßten Entschluß durchsührte, kannte doch dieies edle Herz wohl. In seinem Testament empfahl er seine Witwe dem Thronfolger als „eine Fürstin, deren Tugend sich nie verleug net hat". Diese Anerkennung im Munde des schon menschen entrückten Königs war dennoch mehr als nur ein konventio nelles Lob Denn „Tugend" hat hier den antiken Klaua von menschlich heldischer Größe. Und das ist es. was wir Elisabeth Christine nicht absprechen können: Wenn sie ei» bescheidener Geist war. so bewies sie als Dulderin, in einem Ueberniaß von Leiden, das die innerste Gesinnung des Mensche» ans Licht zieht, auch nicht einen kleinlichen oder gehässigen Zug. vielmehr eine bedingungslose Lauterkeit und seelische Größe, wie nur wenige Menschen sie besitzen. Und lo war sie. die im Leben und Tode tragisch von ihm Getrennte - er hat in der Gariii» sonkirche zu Potsdam, sie im Dom zu Berlin die letzte Ruh» stätte gefunden — doch eine würdige Partnerin des großen Gemahls. A v. P. Vie LifeLsucht ist «ine Aeankheit wie jede anöeve Aber sie ist heilbar. Ein norwegischer Nervenarzt, Professor Grimstad. Dozent an der Universität Oslo, erklärt, daß die sogenannte Eifersucht eine körperliche Krankheit ist wie jede andere, von der in einem gegebenen Augenblick bestimmte Nervenzellen des Men schen ergriffen werden. Man muß sie daher behandeln, wie man andere Krankheiten behandelt, und sie kann geheilt wer den durch eine Art der Behandlung, die er cinneführt hat. Das Verfahren, das der norwegische Gelehrte besonders bet Angehörigen des männliciien Gefchlcchts. die von der furcht barsten Eifersucht fast verzehrt wurden, immer mit besten Er folgen angewendet Kat. ist die Suggestion. Es komm« dabet darauf an. die Eifersüchtigen zu überzeugen, daß diejenige, die dcn Geliebten, dcn Ekemann aber de» Bräutigam betrügt oder im Begriff steht, ihn zu betrügen, ihrerseits das Opfer eine» Dritten ist, der sie durch die eigene stärkere Willenskraft be herrscht und zwingt, ihn zu lieben. Proseisor Grimstad ver sichert. daß bei vielen Ehemännern, die vorher eifersüchtig wie Othello waren, nachdem sie seiner Behandlung unterworfen waren, die Eifersucht sich in Mitleid verwandelte, woraus in kurzer Zeit das Vertrauen und der häusliche Frieden miede» kehrten. vs*n L«fin-e»zufall So Großes auch der Mcnschcngcist geleistet hat, ihm wür den doch viele wichtige Tinge verschlossen geblieben sein, wenn ihm nicht jene gewaltige Macht zu Hilfe gekommen wäre, die wir Zufall nennen. Der zugespitzte Spaten wurde von einem Erdarbeiter erdacht, der die Ecken des bis dahin gebrauchten gewöhnlichen Spatens abschliff, als er in sehr hartem Lehm grub. Der Brand einer Stärkefabrik an den Mer» eines Flusses enthüllte zuerst die Klebsähiakest aebrannter Stärke, die mit Wasser vermischt ist. und führte so zur Herstellung eines neuen und billigen Gnmmis. Ein Kind inielte mit einer Flasclze ohne Boden, als sein Bruder, ei» Schweizer Mecha niker, mit einer Petroleumlampe experimentierte Zufällig setzte er die Flasche über die Flamme und erfand dadurck dcn Lampenzylinder. Ein Nürnberaer Glasschleifer ließ durch Zufall etwas Säure auf die Brillengläser fallen und erkannte dadurch die Methode, auf Glas zu ätzen. Ein Besucher d-s amerikanischen Nellowstone-Parks stolperte über ein totes Pferd Das Tier, das schon sehr lange Zeit hier lag. war ganz frisch oebl'-'ben. Der Mann fand bei näherer Untersuchung, daß cs mü Borax bedeckt war. den man bisher nur zum Stärken der Wötcke ver wendet hatte. Auf Grund dieser Beobacktunaen wurde nun der Borax zu einem überaus wichtigen Konsernierunasmittel. Die Kinder eines holländischen Brillenschlrifers hielte» im Spiel zwei geschliffene Gläser zusammen und naben damit den Anlaß zur Erfindung des Fernrohres. Der Zufall bat auch Senefeldcr bei der Erfindung der Lithographie geholfen. Eines Taaes. als er einen Stein, um darauf zu ätzen, glatt schliff, bat ihn seine Mutter, schnell ein mal die Wäsche für d>e wartende Wäscherin aus'nlchreiben. Da er kein Papier zur Hand hatte, schrieb er die Wälcheitückc mit Tinte auf den Stein. Als er dann einige Taae spät-w die Schrift wegbringen wollte, kam er ans den Medanlwn. sie mit Saure weazuähen. und entdeckte zu seiner Verwunderung, daß die Schrift stehen blieb. Dies führte ihn aus das Verfah ren der Hochätzung und dann aus die Lithoaraphir Durch einen glückliche» Zufall legte Alkred Nobel dcn Grund zu dem Riesenvermöaen. das er später erwarb. Er mar in der Nitroglyzerin Fabrik seines Vaters tätig als er 1867 fand, daß eine Kiste ein Loch hatte und sich etwas von dem Nitroglyzerin mit dem zum Packen verwendeten Kieselstanb vermischte. Dieser alltägliche Vorfall brachte ihn auf den Ge danken, einen sicheren und leicht transportierbaren Explosiv stoff hcrznstellcn, und so erfand er das Dynamit. OLstogi»a«»hrs<he* Vvuek auf <S«u»eben Wie aus Rom berichtet wird, ist ein neues Verfahren de» Gcwebedrucks ansgearbcitrt worden, bei dem die Photograph!» zur Anwendung kommt. Die Gewebe werden photographisch bedruckt, nachdem sie In eine Spezialcmulsion getaucht sind, die sic lichtempfindlich macht. Das Verfahren war lange nicht an wendbar, weil der photographische Druck nicht gewalclien wer den konnte Diese Schwierigkeit ist jetzt überwunden. lGcschiistlichcst Außer Verantwortung der Cchrislleitimg!) Um die Erdal-Blechdosen mehrmals verwenden zu kön nen. gibt es nun auch Erdal-Nachsüllpackimgcn. Das Nachsüllen ist eine einfache, saubere und schnelle Sache. Deckel nbnehmcn und das gefüllte Unterteil iu die leere Erdaldose setzen. Das ist alles! Auf diese Weise läßt sich die Erdal-Blechdose lange Zeit verwenden und man hat immer Erdal, das altbewährte Erdal l
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