Volltext Seite (XML)
Mittwoch, LS. Oktober 1840 Sächsisch« Volkszeitung Nummer L49, Seit« 8 ^EüK-«/awM/t//rE/t'/vr, uLwu» 2ö. Fortsetzung. »«ist gar nimmer verliebt in das Madl — weißt schon damals?" Steffens Gesicht vereiste förmlich. „Ich habe dir schon In Garmtsch gesagt, daß ich sie vergessen habe. Voll« kommen! Vielleicht ist sie auch bet einem Herrn Kunst« mann. Sehr wahrscheinlich sogar." „Und du hilfst ihr net!" rief der LoiS empört. „Laßt fie einfach dem andern?" „Wie soll ich ihr denn helfen?" erwiderte Steffen. ^Jch denke, ich bin ihr alles, komme in ihre Wohnung und muß mir sagen lasten, -ah sie fort ist. Kein Mensch weiß wohin. Einfach verschwunden. Ich warte Tage, Wochen, keine Zeile von ihr. Nichts." „Vielleicht," meinte der Lots stocken-, „hat'S Unglück „Das allerdings. Ihr Vater hat bankerott gemacht. Nebenher läuft noch mancherlei anderes. Aber dafür kann sie doch nichts und ich noch weniger. Um so mehr hätte sie sich an mich klammern und bet nckr Zuflucht suchen müssen. Aber sie hat wahrscheinlich einem anderen -en Vorzug gegeben. Ich bin ja ein armer Teufel ge- vefen. Eie weiß nicht, daß sich meine Verhältnisse von Grund auf geändert haben. — Schluß! — Du spielst Ktther, LoiS?" „A Vissers ja." „Also, gib ihr die Medizin und hab gut acht auf Ye. Morgen will ich nach dem Eibsee. Dann läut im im Korüberfahren und frag an, wie es geht. Und schönen Dank für die Bewirtung. — Auf Wiedersehen, LoiS!" „Auf Wiederschauen, Steffen!" — Die Haustür duietfchte. Ehe Rolf den Fuß über die Schwelle setzte, legte ihm der LoiS die Hand auf den Arm. „I kann -ich so net gehen lasten! — I weiß, wo sie ist." „Maria Terry ?" - «Ja!" Steffens Augen wurden unheimlich groß und dunkel. Dir umspannte das Handgelenk des ehemaligen Käme« »aden und preßte es, daß dem Hornester fast die Finger erstarrten. „Wo? — Sag, LoiS, wo?^ Der zeigte stumm nach der Treppe hinauf. „Netnl^schrie Steffen. „Du lügst! Sag, daß du lügst!" „I Mg net!" .... Rolf stemmte die Hand gegen die Wand, sah mit vcr« körten Augen in das Dämmer des Flurs und schüttelte -en Kopf. Er suchte nach der Türklinke, fand sie nicht gleich, und vlS er sie endlich zwischen den Fingern fühlte, drückte er sie hart herab und trat ins Freie. LoiS wich nicht von seiner Seite. „Willst ihr net a MUS Wort sagn?" „Der Freundin des Herrn Kunstmann?" „Deswegn muß s' noch net schlecht sein!" Steffens Lachen klang unheimlich durch die Winter« piM „Natürlich nicht! Man darf nur dtd Hoffnung auf Besserung niemals aufaeben. Vielleicht entrichtest -u ihr meine ergebensten Grüße. Die Nachfrage morgen kann ich mir ia ersparen. — Möglicherweise sehen wir nuS wieder einmal." — Damit eilte er dem Gartentor AU. Der Kutscher des Schlittens kam herbeigelaufen und nahm den Pferden die Decken ab. Der Hanch, den die Nüstern der Tiere auöströmten, setzte sich in feinen Eis« «adeln an den Saarborsten fest. Ein stählernes Klirren und Klingen ging durch die Luft, und das Massiv der Zugspitze stand drohend nahegerlickt. Steffen warf einen flüchtigen Blick nach der Höhe und sah dann noch einmal ernst und durchdringend in Hör« nesterS Augen. „Ich wollte — ich wüßte es nicht!" „Steffen!" Da zogen die Pferde an. DaS Helle Klingeln des Schlittens war noch lange die vereiste Straße hinunter zu hören. * * Als hinge Ihm ein FelSblock an den Sohlen, so lang« sam und schwerfällig stieg der LoiS nach dem Oberstock hinauf. 28 Jahre war er alt. Aber so von Herzen Neue und Trauer hatte er noch nie Uber etwas empfunden, als über das, was er da mit seiner Zunge ungerichtet hatte. „Ich wollte — ich wüßte nichts," hatte Steffen gesagt. Und was würde erst sie sagen, wenn sie davon erfuhr? „Wie geht'S denn tcht?" fragte er kleinlaut an Marias Zimmcrlür, nachdem auf sein behutsames Klopsen kein „Herein" ertönte. Der eine der veiden Dackel, der sich mit heraufgeschlichen hatte, kratzte an der Türfüllung und winselte leise. „Bist net stilll" flüsterte der LoiS. Wenn sie so gut schlief, war es besser, sie nicht zu wecken. Vorsichtig, daß keines der Bretter knarrte, schlich er sich wieder hinunter. * * * Der große Wagen Wolfgang KunstmannS flitzte die Straße nach Garmisch hinauf. In zwanzig Minute» konnte er in Grainau sein. Dort war Wärme, war Maria, war das lustige unbeschwerte Lachen des LoiS. Die Hände waren ihm steif, seine Augen suchten durch die Dunkelheit draußen, in die die Scheinwerfer grelle Kegel stießen. Plötzlich entfuhr «hm ein Schrei. Kaum einen Viertel« Meter vom Straßenrand riß er den Wagen zurück. Die Bremsen knirschten. Mit einem Sprung stand er inr Schnee, sah den Stein, auf dem Maria Terry soeben noch gesessen hatte, leer und griff sich an die Stirn. Was war denn das gewesen? Mit tauben Füßen kletterte er wieder in den Wagen. Er hatte, weiß Gott, mit wachen Augen geträumt. ES mußte so sein, sonst hätte er doch nicht etwas sehen können, was gar nicht da war. Ein kalter Schweiß brach ihm auS allen Poren. Hatte nicht der Vater damals auch auf einem solchen Kilo« meterstein gesessen? Damals — als sie ihn, heim« gekommen, tot augetrofsen hatten? Die Maschine stürmte die Steigung hinauf. Die Schneeketten krallten sich in die vereiste Erde. Schon sah Wolfgang die Lichter feines Wochenendhauses. Eben erdig waren zwei Fenster erleuchtet. Die Fenster von HoruesterS Stube. Gott sei Dank! AIS liege eine schwere Gefahr hinter ihm, drückte er aus die Hupe, dann noch einmal und wieder. Ein Bellen verscheuchte die Stille des Sauses, nnd die beiden Dackel, die unter dem Ofen geschlafen hatten, wurden lebendig. Sic kamen mit einem Kläffen nerbeigcschossen und schlüpften zwischen Hornesters Füßen durch, der eben die Haustür aufrih. Gott sei Dank! dachte auch der LoiS. Heute mit seinen Gewissensbissen allein, das wäre ein unerträglicher Abend geworden. Wolfgang Kunstmann hatte noch nie so fest die Hand gedrückt bekommen. „Wie geht'S Maria?" fragte Wolfgang, der mit raschen Schritten ins Haus trat. „Schlafn tut ö grad!" gab er Bescheid, und erst nach einer Weile sagte er: „A bisserl krank iS gwesn. Ver kühlt hat sie sich. Aber t hab' schon a Medizin gholt und überhaupt geht'S schon wieder bester. Jetzt trink» S' zuerst was Warms mtd dann gehn S' 'nauf zu ihr. Ta wird s' aber a Freud havnl Hat jo schon gsragt, ob S' net kommen sind." Wolfgang lächelte vor sich hin. Was der LoiS sich wohl da alles zusammenreimen mochte und was er etwa sagen würde, wenn er ihn aufklärte. Aber wozu? Wenn Maria es wünschte, konnte sie eö ja selbst tun, und so lange sie eö nicht tat, war es ein Beweis, daß sie den LoiS nicht etniveihen wollte. Tee und Kaffee verschmähte Kunstmann. Aber die Flasche Bier, die ihm der LoiS aus dem Keller holte, und daS Stück Schwarzgerällchcrte aß er mit einem Appetit, als sitze er in einer erstklassigen Gaststätte bet einem ganz ausaewählten Abendbrot. Dazu eine Noggensemmel ulid zum Abschluß eine Zigarette, von denen der LoiS auch eine angevoten bekam. Gemeinsam stiegen sie etwas später die Treppe hinauf. An Marias Tür blieben sie stehen. Wolfgang legte den Mund gegen den Spalt. „Ich bin'S, Maria!" Als keine Antwort kam, und der Lo,s flüsterte, daß ihm jetzt beinahe angst und bang werde, drückte er die Klinke herab, ging leise nach dem weißen Fleck, der das Bett vermuten ließ und neigte sich darüber. Im näch sten Augenblick fuhr er hoch und tastete nach dem Licht schalter, schloß für eine Sekunde geblendet die Augen und sah dann den LoiS mit kalkweißem Gesicht gegen den Schrank lehnen. DaS Bett war leer ... * * Kommerzienrat Terry fand die Wohnung bei Frau Schröder nach jeder Richtung hin zufriedenstellend. Von seinem Zimmer aus übersah er einen Teil der Stadt und eine große Strecke des Rheines. Und was die Hauptsache war: hier, in der Mansarde dieses großen MiethauseS, begegnete er keinem Menschen, der ihn kannte. Frau Schröder war außerdem ungemein sympathisch, von ruhiger, vornehmer Art, ohne jede Neugier und -aö Muster einer Hausfrau, immer nett gekleidet, immer liebenswürdig, immer darauf bedacht, daß ihr Gast ja nichts entbehre. Es war auch sehr wohltuend, daß sie nichts fragte, nicht nach dem Woher oder sonst etwas. Eie sorgte lediglich für seine Bequemlichkeit. DaS einzige Mißliche für Terry war, wie er die Zeit totschlagen sollte. ES war schrecklich, so etwas wie ein halber Gefangener zu sein, mit den spärlichen Nach richten, die Wolfgang Kunstmann an Juwelier Man gold schickte und dem, was die Tagesblätter zu berichten wußten. Und daS war in letzter Zeit sehr wenig ge wesen. Es schien, als sei daS Interesse des Staats anwaltes eingescklafen. Aber das war wohl nur Trug. Eben meldete Frau Schröder Besuch. Besuch war ge fährlich. Und Frau Schröder hatte keinen Namen ge nannt. Terry horchte dem Klang der weiblichen Stimmst nach, die eben „Danke sehr!" sagte. Wem gehörte Liese Stimme? Die kannte er doch? E» sah in den Spiegel. Daß man so gran werden konnte innerhalb weniger Wochen? Und solch strenge Furche« um Mund und Nase bekam? Er stäubte ein Fädchen vom Aermel des Rockes, sah noch einmal in den Spiegel nnd straffte den Rücken. Es mußte sein! Frau Schröder hatte schou gesagt, daß ey zu sprechen sei. Der Lüster im Nebenzimmer beleuchtete ein blasses, schmales Franengesicht, das ihm lächelnd entgegenblickte« „Erschrecken Sie nicht. Ich wollte nur fragen, ob ich Ihnen irgendwie dienlich fein kann." Terry konnte kein Wort erwidern. Obwohl er Hertha Kunstmann schon an jenem Abend gesehen hatte, über raschte ihn ihre Anwesenheit doch derart, daß er sich nicht gleich zu fasten vermochte. «Fortsetzung folgt.> Fragen hinter der IDand / Frankreich und wir <8. D. in D. — „Ich fand dieser Tage ein Gedicht aus dem Jahre 1870, das überschrieben ist ,In Gallos'. Die Art, wie darin das Verhältnis Deutschland-Frankreich bel)andclt ist, scheint mir nicht schlecht auf unsere Zeit zu fmssen." — Das Gedicht „In Gallos" stammt von Alfred Meißner, es trägt das Datum vom 7. August 1870. Es ist also In den ersten Tagen des Deutsch-Französischen Krieges entstanden. Auch da mals hatte Frankreich willkürlich den Krieg vom Zaune ge brochen. Das Schicksal, das der deutsche Dichter schon damals Frankreich ankündigte, scheint sich jetzt zu erfüllen. Das Gedicht hat folgenden Wortlaut: „Ein Fatum gibt es, das die Völker wägt, Von Zeit zu Zeit, gleichsam im Dienst der Frage: Wie steht die Rechnung? Nutztest du die Tage? Was hat Bestand und was wird wcggescgt? Dann wird der Krieg zur ungeheuren Waage; Das Herz des Volks und das, wosür es schlägt, Kraft, Mut und Können wird darauf gelegt — Und -le Entscheidung kommt mit einem Schlage. Noch tat's nicht not, das Urteil zu erkunden, Herausgefordert habt ihr es wie Kinder Und wagtet rasch das Spiel mit Todcslosen. Wir Klagen schließlich nicht darob, Franzosen, Wir sehn nun, was wir sind. Ihr feht's nicht minder: Gewogen seid ihr und zu leicht befunden." Geburtenüberschuß F. L. in D. — „In der Statistik begegnet man oft dem Worte .Geburtenüberschuß'. Was ist das?" — Der Begriff „Geburtenüberschuß" wird In der Tat nicht einheitlich erklärt. Die einen verstel-en darunter den Ueber« schuß, der sich ergeben kann, wenn man die Zahl der Geburten in einem bestimmten Zeitraum mit der Zahl der Gestorbenen in dem gleichen Zeitraum vergleicht. Auf das gleiche kommt es hinaus, wenn man die jährliche Zunahme der Bevölkerung eines bestimmten Gebietes als Geburtenüberschuß bezeichnet. Demgegenüber verweisen die Fachleute für bevölkerungspoli tische Fragen darauf, daß ein solcher rein schematischer Ver gleich zwischen Geburten- und Sterbeziffern irreführend ist. Die Einwohnerzahl des Altrcichs z. B. hat auch in der Nach kriegszeit jährlich um Hunderttausende zugenommen. Diese Zu nahme war aber lediglich eine Folge der Verringerung der Sterbeziffer. Um 1900 starben alljährlich von 1000 Einwohnern 22, heute nur 12. Die durchschnittliche Lebensdauer hat sich von 40 auf 60 Jahre erhöht. Der Bevölkerungszuwachs der Nach- Kriegszelt erklärt sich also aus Ueberalterung des Volkes. Ein echter Geburtenüberschuß würde sich erst ergeben, wenn-all- ,freundliche Antworten für humorige Leute jäbrlich soviel Kinder geboren würden, daß der Erhaltung des Altersauslmucs Rechnung getragen und rin geringes echtes Volkswachstum mit einbczogen würde. Danach müßten min destens alljährlich 22 Promille des Volksbestanbs erneuert, also auf je 1060 Einwohner 22 Kinder geboren iverden. Die Zahl, die sich so errechnet, würde für Großdeutschland ctiva 1,7 Mil lionen im Jahr betragen. Diese Zahl ist trotz der seit 1934 ein getretenen Besserung noch keineswegs erreicht. Wilhelm Hauffs „Iud Süß" B. M. in Z. „Ihr crivähntet kürzlich, daß schon Wilhelm Hauff, der Verfasser des bekannten Romans .Lichtenstein', den Fall des Juden Süß-Oppenheimer behandelt Hai. den Veit Harlan jetzt so wirkungsvoll im Film gestaltet hat. Kannst Du mir darüber Näheres sagen?" — Wilhelm Hauffs Novelle „Iud Süß" ist 1827 im Stutt garter Morgenblatt erschienen. Hauff war Württemberger, und der Fall des Juden Süß, der damals erst 90 Jahre zurücklag. hat ihn naturgemäß stark interessiert. Jedenfalls hat Hauff über die Person des jiidisä-en Finanzministers, der über Würt temberg soviel Unglück gebracht hatte, schon in seiner Jugend viel erzähle» hören, grenzte doch der Garten des ehemaligen Ministers an das Grundstück in der Keilstraßc an, das des Dichters Großvater, der Landschaftskonsulent Johann Wolf gang Hauff, bewohnte. So ist denn in der Novelle Hauffs noch viel von der Empörung zu spüren, die seinerzeit ganz Würt temberg erfüllt hatte. So heißt es bei einer Schilderung -er Geburtstagsfeier -es Ministers: „Jene unzähligen Kreaturen jeden Standes, Glaubens und Alters, die er <SUß) an die Stelle besserer Männer gepflanzt hatte, belagerten seine Trep pen und Vorzinnner, um ihm Glück zu wünschen, und manchen ehrliebenden, biedern Beamten trieb in diesen Tagen die Furcht, durch Trotz seine Familie unglücklich zu machen, zum Handkuß in das Haus des Juden." So bringt Hauffs Novelle auch eine ganze Reihe der historisch verbürgten Szenen, die Harlans Film verwertet. Doch ist Hauff als Sohn des Zeitalters der Iudenemanzipatlon fern der Erkenntnis, den Fall Süß als charakteristisch für die Rolle der Juden im europäischen Staats leben zu sehen. Er verwendet die historischen Vorgänge nur als Hintergrund für eine sentimentaie Liebesgeschichte. Um so bemerkenswerter ist die fudenseindlichc Stimmung, die aus den von Hauff wiedergegebenen historischen Anekdoten spricht; sie albt die Einstellung der Württemberger wieder, wie sie in den Jahren -er Herrschaft des Ministers Süß-Oppcnl-eimer wirk lich war. Hundertfährlger Kalender M. I. in D. — „Man spricht von einem .hundertjährigen Kalender'. Was für einen Kalender will man damit bezeich nen?" — Der sogenannte „Hundertjährige Kalender" geht aus -en „Immerwährenden Kalender" zurück, den um das Jahr 1660 der Abt Knauer im Kloster Langheim bei Kulmbach versaßt hat. Knauer ging bet seinen Weltervorhersagen von -er — irrigen — Auffassung aus. daß die sieben Planeten des Pwlo- mäisci-en Systems der Reihe nach die Witterung des .wgrcs bestimmten. Nach dieser Anschauung kehrt also aller acht Jahre das gleiche Wetter wieder. Es bedarf keines Beivcilcs, daß diese Meinung unbegründet ist. Dennoch Hal sic noch jahrhun dertelang naci>gewirkl. Eine Umarbeitung von Knauers Ca- lendarium Perpetuum"" kam am Anfänge des 18. Jahrhun derts unter dem Titel heraus ..Kalender aus das jetziae Saecu- lum von 1701 bis 1801". Dieser Tile! hat dann zur Bildung des Begriffs „Hundertjähriger Kalender" gesührl. Erst in neuerer Zeit ist man dazu gekommen, in Kalender Anmerkun gen über das Wetter zu drucken, das 100 Jahre früher ge herrscht l>atte. Eine solche Periode von 100 Jahren aber mar — das ergibt sich schon aus dem Grundgedanken Knauers — in dieser Art von Kalendern ursprünglich gar nicht vorgesehen. — Selbstverständlich lassen sich in einer Periode non 100 Jahren und mehr gewisse Erfahrungen über Möglichkeiten des Witterungsverlaufes in bestimmten Gegenden sammeln. Ein Schatz solcher Erfahrungen ist in de» sog. „Bauernregeln" nie- dergclcgt. Diese Regeln aber schematisch zu verallgemeinern wäre ebenso irreführend wie das Vertrauen auf den hundert jährigen Kalender. Marabu. Das Interview mit einem Banditen In Beigrad erregt ein mrgewöhnliches Interview einiges Aussehen das der Bandit Draza Gligoriewie einem Redakteur und der großen Zeitung „Vreme" geivährt hat Die Gendarmen hatten, als sic den Mann vor einigen Tagen gosangcnnahmen, eine richtige Belagerung durchzusühren. nm ihn nach einem leb haften Kugelrvechsel zu zwingen, aus dem Landhaule in dem er sich verschanzt hatte, herauszukommen. Der Bandit. der ge fesselt vor seinem Aussrager erschien. ließ sich nicht lange bit ten. der Zeitung von sich zu erzählen. Es ist eine furchtlrare Geschichte von einer blutbesk-ckten Vergangenheit, die er -en Lesern mitznteilen hatte. Zehn Jahre Räuberleben im mittle ren Serbien, 34 Morde, Tausende von räulx'rilcken llehersällen jeder Art, das ist das schrechlichc Ergebnis der Tätigkeit -es Banditen, der sieb In vielen Einzelheiten erging und die bluti gen Taten und Episoden seiner La»sbahn mit crstaunli<l>cni Zynismus erzählte. Als junger Mann war er mehrere Jahre in Amerika ge wesen und hatte dort alle möglichen Berufe ausgeübt und auch verschiedene fremde Spraclgm erlernt. Als er in sein Vaterland zurückaekehrt mar. hotte er beschlossen, die Methoden des ame rikanischen Gangstertums anzunehmen, und er hat sich tatsäch lich sehr nahe daran gehalten. Der größere Teil seiner Opfer waren Bauern, die er brandschatzte. Schon seit mehreren Jah ren waren 150 000 Dinar von den jugoslawiseleen Behörden auf seinen Kopf geletzt: diese Belohnung wird dem Bauern Paw« lowic zufallen, der -er Polizei die Angaben iiber den Ort ge macht hat, an dem sich der Bandst befand, als es gelang, ihn zu »erbosten. Verdunkelung vom 28. 10. 17.4S Uhr bis 24. 1v. 7.41 Uhr.