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Sächsische Volkszeitung : 21.08.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194008214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400821
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-08
- Tag 1940-08-21
-
Monat
1940-08
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.08.1940
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Mittwoch, ri. August ISA» Sächsische Volkszeitung Nummer 195. Sette Sprachen siebziger rulr" zu Mrrflkanten -ev Msevestiese Die Fische gelben Im allgemeinen als stumm, doch trifft dies nicht bei allen zu. Im Gegenteil sind eine ganze Menge von ihnen Imstande, Laute non bedeutender Stärk« hervorzu bringen, die aus beträchtliche Entfernung hörbar sind und zu mancherlei Sagen Anlab gegeben haben. Da sic allerdings keine Lungen oder Stimmbänder besitzen, sc müssen sie ihre Laut« auf andere Weise erzeugen. Viele von ihnen stoben, wenn sie an die Oberfläche gebracht werden, laute Seufzer und Grunzer aus, die durch das Entweichen der Lust aus der Schwimmblase hervorgebracht werden. Andere geben auch tief unter Wasser merkwürdige Töne von sich, lind das sind die eiacnilichen Musi kanten des Meeres. Ein gewöhnlicher „Froschsisch". der in den Riffen von Florida haust, macht einen gehörigen Lärm, indem er in regelmählgen Zwisänmräumcn sein tiefes „Kung Kling eltönen läßt. Noch bemerkenswerter sind die Leistungen des sogen, mexikanischen Sind- oder Kanarienfisclres, der in Ehören zu Hunderten auftritt und dessen Laute bald wie ein Bellen, bald wie ein Seufzen klingen. Diese Laute bringt der Fisch hauptsächlich beim Fressen von sich, und das dumpfe Gedröhn wird zu einem angenehmen Murmeln gedämpft, wenn es aus den Tiefen zu dem Lauscher im Boot «mpordringt. Ein anderer Fisch, der Liirm macht, ist der Lippfisch, der mit seinen starken Zähnen, wenn er Muscheln zermalmt, einen deutlichen Laut hervorbringt. Der lauteste aller Fische ist sedrch der Trommel fisch, em ..schwerer Junge" von 70 Kilo, der an den Küsten Floridas haust. Er hat starke kalkartige Platten in seiner Kehle, und wenn diese sich beim Atmen ancinanderreiben, ver ursachen sie laute dumpf« Tön«. Doch bringt kein Fisch absicht lich Laut« hervor, weder um einen Liebeggefährten anzulocken, noch um «inen F«ind «inzufchiicht«rn, noch um sein« Kamera den zu warnen. wozu ein schönes Deklamationslalent ihn besähigi erscheine«»; ließ. Schließlich aber zog er es doch vor. seine juristischen Stu dien zu beenden und die Bcamtenlauibahu einzuschlagen. aber mehr um des festen Einkommens willen als aus Begeisterung, für den Berus. Ungefähr 2ü Jahre lang, bis seine Bühnenerfolge ihn der Notwendigkeit enthoben, hat er Wiener Aktenstaub ge atmet, zuletzt als .Leiter des Lottogesälls". Wenn er sich aber tagsüber mit den Amtspflichten geplagt halte, so wurde dafür abends um so fröhlicher mit den Freunden, zu denen vor allem. Schwind und Schubert gekörten geschwärmt und gezecht Auch mit Grillvarzcr, zu dem Bauernselü in seiner Jugend nut hci- ßer Verehrung aufblickte, verband ihn eine Reihe von Jahren herzliche Freundsci>aft. durch die sein dramatisches Schaffen ent schieden gefördert wurde. In den dreißiger Jahren jedoch, als Bauernfeld sich mehr und mehr von dem anfangs ehrgeizig er strebten Trauerspiel nbmanöle und sein eigenes Feld ans dem, Gebiet des Gesellschaftsstückes fand, erkaltete diese Beziehung. Von der Mitte der dreißiger Jahre an, mit den Stücken „Bekenntnisse" und „Bürgerlich und rcmanlisch". begannen Baucrnsclds große Ersolge als Lustspicldickter. die er hauptsäch lich dem glänzend geschlissenen, immer geistreichen und so ganz aus dein Herzen der Wiener l>eraus geschriebenen Dialog ver dankte. In seinem Schauspiel „Ein deutscher Krieger". 1844, i!^ dem er seiner Sehnsucht nach der deutjchcn Einheit Ausdruck gab. ging er zur politisä)cn Dichtung über. Aber auch hier er reichte er sein Bestes durch Witz und Satire wie in dem sä»on erwähnten Lustspiel „Großjährig", aber auch in seinen politi schen Zeitgeschichten und Eniarammen Ein wirklich bedeutendes Zeitgemälde schul er in seinem Stück „Aus dcr Gesellschaft", in dem er ein bis dahin streng gemiedenes Thema, das der „Mesalliance", behandelte und mutig ihre Anerkennung durch die Gesellschaft forderte An der Revolution von 18-18 nahm Bauernfeld bis zum 18. März tätigen Anteil, wo eine Gehirnhautentzündung ihn auf ein wochenlanges Krankenlager warf. Diese Krankheit ver hinderte ihn auch, seinen Platz in der Frankfurter Nationalver sammlung. zu der er gewählt war. einzunchmen. Doch ebenso wie er ein geistiger Wegbereiter der Revolution gewesen war, so blieb er auch in dcr Reaktion nach 48 der Sprecher des frei heitlich gesinnten Bügcrtums. Er starb im hohen Alter von 88 Jahren im Hause einer Freundin in Oberdöbting. bei dcr er jeden Sommer einige Wochen zu verbringen vslegle. Außer -er großen Zahl seiner Stücke, hinterließ er auch eine ganze Reihe von Prosaschristen, einen Roman, Novellen und vor allem Feuilletons „Wiener Einfälle und Ausfälle", und seine Erinne rungen Aus Alt- und Neu-Wien", die noch heute vcn kultur geschichtlichem Interesse sind. Die LVaffe der Iren Es wird berichtet, datz die Irländer, Li« zuin Widerstande gegen sede „Sicherung" durch die Entländer entschlossen sind, in Ihrem Haß gegen die Unterdrücker -en „Boykott" der britischen Waren verschärft und die Ausfuhr eingestellt Haden. Sie haben damit die überlieferte Waffe des Irischen Volkes angewandt, der sie zum großen Teil ihre Befreiung vom englischen Joch verdanken. Der „Boykott" ist ein Begriss in allen geworden, nachdem er in Irland geprägt worden ist. Als der Freiheitskampf der Irländer in den Jahren van neuem ausflammte, um endlich die „Home langen, die ihnen die Selbstverwaltung mit eigener Regierung und Parlament bringen sollte, antwortete England mit einer erbitterten Verfolgung der Freiheitskämpfer. Die .Cocrcirn Bill" löste alle Organisationen der Iren aus und unterdrückt« alle Freiheiten. Da nahm Parnell, der Präsident der Irischen Kandliga, den Kamps gegen alles, was englisch war, aus. Unter den Gutsverwaltern, die mit besonderer Brutalität gegen dl« irischen Pächter vorgingen, befand sich der englische Captain Charles Boykott, der die riesigen Besitzungen des Lord Erne unter seiner Obhut hatte. Gegen ihn richtete sich dcr erste An griff der Iren. Eines Tages verließen auf einen Befehl Par« nells die Hirten auf den Gütern des Lords Erne die Ställe und die Herden, die Landarbeiter weigerten sich, das Getreide za mähen, der Hufschmied wollte das Pferd Boykotts nicht mehr beschlagen, der Postbote brachte ihm keine Briefe mehr und die Diener verließen sein Haus. Boykott wurde von allen wie ein Aussätziger gemieden, und es schien als ob ein Fluch auf ihn und seine Familie gefallen war. Man schickte 2900 Soldaten, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, aber ihnen ge lang es auch nicht, den passiven Widerstand gegen Boykott zu brechen, so daß dieser sich nach Amerika flüchten mußte. Der Erfolg des „Feldzuges" gegen Boykott ermutigte di«. Freiheitskämpfer, diese Art des Kampfes weiter anzuwenden. Es fehlte jedoch noch dcr rechte Name dafür. Parnell sprach ge rade mit Davitt, einem anderen berühmten Agitator, als der Pater John O'Melley dazukam und meinte: „Alle kennen das Los. das Boykott widerfahren ist — also sei unsere Losung: „boykotting". Das Wort zündete De>- „Boykott" wurde die wirksamste Waffe dcr Iren gegen die Engländer, und das Wort nahm seinen Weg durch die Welt. «ln« karitative Hilfe, die weithin im Laiide beachtet wurde. Dcr Kommandant eines russischen Dampfers, der gerade im Hafen von Messina lag, und den sie um Unterstützung beim Abtrans port der Verwundeten bat, stellte ihr das ehrenvollste Zeugnis aus. Während des Weltkrieges richtete die Königin im Quiri- nal ein Hospital ein und weilte täglich und häufig auch in der Nacht als Krankenpflegerin an den Betten der Verwundeten. Ihre besondere Aufmerksamkeit wendete sie der Bekämpfung der Volksseuche der Tuberkulose zu, aber ihr eigentliches Spe zialgebiet war und ist die Betreuung und praktische Fürsorge für die an -er der lethargischen Gehirnentzündung Leidenden. Das Interesse -er Landesmutier an dieser Krankheit und ihrer Bekämpfung hat zur erfolgreichen Einführung einer neuen Therapie In Italien geführt, und ihre Tochter. Prinzessin Ma falda von Hessen, hat auf Anregung ihrer Mutter für die Ein richtung eines Hospitals für Encephalitiskranke in Kassel Sorge getragen. Papst Pius XI. hat der Königin und Kaiserin Elena Im Jahre 1887 in Anerkennung ihrer hervorragenden Verdienste auf dem Felde der Nächstensiebe die gold.ne Tugendrose ver liehen. Manch einer mag da glauben, daß in dem Leben der Ge mahlin eines Souveräns wenigstens zu Fr'edcnszeiten impo sante gcselssämftlicf-c Empfänge und Hofbälle die .Hauptrolle svielcn. Dem Schreiber dieser Zeilen hat bereits vcr Jahren die Mutter einer Königin, die im Quirinal zu Gast weilte, er zählt. ivie Elena von Savoyen vor allem eine sorgsame und sehr taktvolle Gastgeberin und Hausfrau ist. Während der wär meren Jahreszeit hält sich das Herrscherpaar zumeist aus sei nem Landsitz in San Rossore bei Pisa oder auf dem Bergkastel Sant'Anna di Baldier' In Piemont auf. Dort In der länd lichen Abgeschiedenheit legt ->c Königin gerne alle äußeren Attribute ihrer hohen Würde ab. um da und dort praktische Caritas als Krankenschwester bei den Armen auszuüben Die glückliche Mutter und Großmutter betätigt sich gleichzeitig für die verlassenen alten Leute wie für die hilflosen Kinder. Dr. Frhr. Raitz v. Frcnh Lin Gott -er Schuhe Vielgestaltig und verwirrend wie das ganze Leben in die sem Lande ist die Welt der Götter und Göttinnen in Indien. Der Reisende, der in Aligheri zu den Devastanam-Tempel kommt, wird mit Erstaunen feststellen, daß hier ein« Gottheit verehrt wird, die eine merkwürdige Vorliebe für Schuhe hat. Dieser Gott soll «n jedem Jahr vier Personen in vier verschie denen Orten des Bezirkes ersännen, denen er in einem Traum gesicht mitteilt, daß sie ihm je einen Schuh machen sollen. Die Auserwählten streichen ihr Haus neu an. bestreuen den Boden ihres Zimmers mit Relsinehl und verrichten ihr« Gebete an den Gott. Dann wird das Zimmer für di« Nacht verschlossen, und — am anderen Morgen findet man darin den Abdruck eines großen Fußes, nach dem Maß genommen wird. Ist der Schuh fertiggestellt, wird er in feierlicher Prozession durch die Stra- ßen des Dorfes getragen und dann in den Tempel der Gottheit gebracht. Alle Schuhe sotten das gleiche Maß haben, und sie sollen sich zu «inem Paar fügen, sowohl dl« Hersteller aus ver schiedenen Gegenden stammen und einander gar nicht kennen. Ne Schuh« werden vor das Bild dr« Vaste» gestellt, und sie fallen sich mit »er Zeit sogar adnutzen. Noch eine andere religiöse Zeremonie Ist mit einer Dar bringung von Schuhen vernnüpst. Der Gott des Teny>els In Belur macht seiner Gemahlin auf dem Daba-Budan-Hügci zu weilen einen Besuch, und für diesen Anlaß werden in seinem Tempel ein Paar Pantoffel ausbewahrt. Es ist nun ein Vorrecht der Schuster von Thannageri und BIswapatna. das abgelaufcne Schuhzeug durch neues zu ersetzen, aber der Gott versäumt auch nicht, sie durch Traumgesichler und andere Erscheinungen auf Ihre Pflicht hinzuweisen. Obwohl der Schuster ein Paria ist und als solcher den Tempel eigentlich nicht betreten darf, ma chen di« Vrahminen im Falle dieses Schuhgvttes eine Ausnahme von der strengen Vorschrift und erlauben den Schuhmachern, die die Fußbekleidung ansertigen, bei dieser Gelegenheit den inneren Hof des Tempel» zu betreten. Sobald jedoch der Paria den Tempel wieder verlassen hat, wird das Bild des Gottes und das Tempelinnere von den Vrahminen einer gründlichen Rei nigung unterworfen. Auch dem TrimurN, einer aus Brahma, Wischnu und Sebu bestehenden Dreieinigkeit, werden Schuh« al, Spenden dargebracht. So gibt es am Fuße der Anaj-Malai-Berge ein diesem Gost «weihte» Heiligtum, umgeben von Bäumen, an denen zahlreiche Schuhe in allen Größen hängen Uonigin und Aaiserin Elena von nr»f«V«in »Sinifchen veotVoteo Rom, im August 1946 Am 2V. Juli waren 40 Jahr« verflossen, seitdem König Viktor Emanuel III. am Tage der Ermordung seines Vaters Humbert l. durch «inen Anarchisten in Monza den Thron sei ner Väter bestieg. Das italienische Volk hat an diesem Ge denktage seinem Staatsoberhaupt« in der gesamten Presse Auf sätze der Bewunderung und Dankbarkeit für seine pslichtgetreue Regierungssührung und seine glänzenden außenpolitischen Er- folge ln mehreren Feldzügen und auch im Frieden gewidmet. Leute zieren das Haupt des Monarchen außer der ererbten stönigskrone auch die Kronen eines Kaisers von Aethiopien Md Königs von Albanien. Kein Wunder, daß man an dem Ehrentage auch der Landesmutter Königin Elena dank bare Erwähnung tat, und datz angelehene Frauenzeitschriften des Landes auch ihr Leben und ihre Wirksamkeit im Lichte der Tatsachen zeiglen. Königin Elena wurde die zweite Königin des geeinten Italiens -Die Witwe Umbertos l. Königin Margherita geb. Prinzessin von Savoyen-Genua hat nach dem tragisclren Tode ihres Gatten noch 26 Jahre gelebt und war ein« Persönlichkeit, die durch ihren Geist, ihre weitverzweigte Bildung un- ihre autzerordentllchen Sprachkenntnisse die Aufmerksamkeit der Welt in seltenem Maße auf sich zog. Wir erinnern» uns der Genugtuung, die deutsche Diplomaten stets empfanden, wenn die Königinmutter Margherita in vollendetem Deutsch mit ihnen Gespräche fükrte. In diesem Falle war die Kenntnis der deutschen Sprache freilich weniger erstaunlich, da die Mutter Margheritas, die Herzogin von Genua, eine Tochter König Jo hanns des Weisen von Sachsen war. — Elena von Montenegro stammte aus einer Umwelt von kleinerem, aber zweifellos poli tisch interessantem Rahmen. Ihr Bater mar Fürst Nikita lNi- kolauss von Montenegro, dcr später den Könlgstitel annahni. Der Herrsche der Schwarzen Berge war ungeachtet der Klein heit seines Gebietes eine vielnmworbcne politische Persönlich keit. Das zaristische Rußland. Oesterreich-Ungarn. Serbien ja scgar die Türkei bemühten sich um Einfluß In Cetinje. Nikita von Montenegro war ein ungewöhnlich kluger und lebens erfahrener Mann, der bis zum gewissen Grade sich gern von Mächtigeren umwerben ließ und doch stets dabei darauf achtete, wie am besten die Interessen und die Unabhängigkeit seines Ländchens gefördert wurden. Freilich überwog schon durch -le slawische Stammesverwandtichaft die Stimme der russischen Zaren in der kleinen Residenz In den Schwarzen Bergen. So kamen auch die Töchter des Fürsten Nikolaus und der Fürstin Milena zur weiteren Fortbildung an den Petersburger Hof. und eine von Ihnen schloß den Bund fürs Leben mit dem Groß fürsten Nikolai Nikolajewitsch, dem späteren Höchstkcmman- blerenden des russischen Heeres im Weltkriege. Eprößlinge einer starken und stolzen Rasse waren die Töchter Nikitas von stattlicher Schönheit, und es nimmt «pahr- llch nicht wunder, datz der Erbe der Krone Italiens Kronprinz Viktor Emanuel sich Im Jahre 1896 mit der Prinzessn Helene verlobte, die danach von der Orthodoxie zum katholischen Glau ben übertrat. Der große italienische Staatsmann Francesco Crispl hat übrigens das Herzensbündnis des jungen Paares auch aus politischen und dynastischen Erwägungen begünstigt, freilich ohne daß diese Rücksichten wie in manchen anderen Fällen der Geschichte etwa eine Hauptrolle gespielt hätten. Eine aufgeschlossene Intelligenz, eine umfassende Bildung und beachtliche Befähigung für Malerei und Musik ließen die Braut und Gattin Äiktor Emaunels III. sich schnell in das Milieu -er Ewigen Stadt einfinden und dort Sympathien ge winnen. Ihr« Ehe wurde mit fünf Kindern gesegnet, von denen dir Aeltcste. Prinzessin Jolanda, den Grafen Calvi di Bergolo, heiratete, die Zweite, Mafalda, den Prinzen Philipp von Hes sen, während die Dritte, Johanna, dem König Boris von Bul garien Ihre Hand schenkte, und die Jüngste, Prinzessin Maria, 1V38 Gemahlin des Prinzen Ludwig von Bourbon und Parma wurde. Kronprinz Humbert führte bekanntlich die einzige Tochter König Alberts von Belgien, Prinzessin Marie Iosö, Helm. Eine hervorstechende Eigenschaft der Königin Elena ist ihre Mütterlichkeit und ihre Zuneigung zu Kindern. Einer kin derreichen Familie entsprossen, mußte sie bei dem leidenden Zu stand ihrer Mutter schon in jungen Jahren die Fürsorge für zwei kleinere Geschwister übernehmen. Seit jener Zeit wurde «in sehr anziehender Ausspruch der späteren Königin für sie zur Wahrheit und praktischen Richtlinie: „Ich kenne die Seele der Kinder, weil ich sie liebe. Es genUgt, daß man sie ivahrhaft lieb hat. Ich habe stets die Meinung gehabt, daß. wer die Kinder nicht begreift, dies tut, weil er sie nicht liebt. Häufig habe ich Basen und Freundinnen sagen hören: ,WIr wissen nicht, was wir mit diesem Jungen anfangen sollen, wie man ihn zum Ge horsam bringen soll', und ich habe dabei immer Lust zu der Antwort verspür«: .Liebet ihn!' Ich bin weder intelligenter noch nachgiebiger als andere Mütter, nur bin Ich von wahrem Wohl wollen für die Kinder und für alle Kinder erfüllt. Ich und -ie Kinder, wlr verstehen uns immer. In den Krankenhäusern, in den Kindergärten und häufig auf der Straße becbachte Ich ein Klnd, und es sieht mich an, und wir haben uns schon ver standen. Ich weitz, wenn es Hunger, wenn es Durst hat oder Verlangen nach Lieb«, und so häusig ist cs das letztere. Keines wegs sind das immer Kinder armer Leute. Ich möchte jeden Tag mit einem Wagen voller Kinder Helmkehren." Bei dem Erdbeben in Messina im Dezember 1968. das große Teile der Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelte, unter dem viele Tausende von Toten und Verwundeten begra ben waren, leistete die italienische Landesmutter durch persön liches Zugreifen bei der Bergung der Opser der Katastrophe Schöpfer des Wiener Gesellschaftsstückes Irnn Anvenken an L-uavd von Banernfeld Neben Raimund und Nestroy erscheint Eduard v. Bauern seid als der dritte große Stern in dcr klassischen Zeit des Wie ner Lustspiels. Daß er heute vergessen ist als seine beiden gro ßen Zeitgenossen oder wenn nian will, Verläufer — denn bei Raimunds Tod 1886 mar Bauernfeld 84 Jahre alt. und auch den nur um ein Jahr jüngeren Nestroy überlebte er um ein Menschenalter —. hat seinen Grund vor allem in der Eigen schaft, die ihm bei der Mitwelt den größten Erfolg sicherte, in seiner Zeitgebundenheit. Stärker als die beiden anderen wur zelt- Bauernfeld in seiner Zeit, er war mit dem schärfsten Wirktichkeitsfinn begabt, zugleich aber mit einem ursprüngsicl-en dramatllcl-en Talent, das es ihm ermöglichte, die brennendsten Tagesfragen politischer, sozialer. literarischer Ar> züm ersten Male auf -le Bühne zu bringen, ja. hier eine ganz neue Gat tung der dramatischen Literatur zu scl)affcn, das Wiener Ge- sellschastsstück. Um diese Leistung Bauernsclds voll zu würdigen, mutz man sich klar maä)en, -atz im vormärzliä>en Wien eine Erörte rung von Zcitfragen in der Literatur oder gar aus dem Theater streng verpönt war. Bauernfeld aber hatte sich bei der Zensur eine Ausnahmestellung erobert, die fast unbegreislich erscheint, lo datz er es sich erlauben konnte, im Jahre 1846, alsr zwei Jahre vor Ausbruch der Revolution, in seinem berühmten Lustspiel „Großjährig" das System Metternich öffentlich dein Gelächter auszuliesern, un- zwar nicht an irgendeiner revolu tionären Vorstadlbühne, sondern von den Brettern des Burg theaters herab. Mit dem Burgthcater ist Bauernscld überhaupt völlig verschmolzen, so sehr, daß er gar nicht ohne dieses, dieses zu seiner Zeit aber auch nicht ohne ihn denkbar war. Wenn der Burgtheaterdircktcr Vurckhord ihn bei seiner Grabrede den „Dichter des Hauses" nannte, so bezog sich das nicht nur aus die Tausende von Ausführungen, die seine 48 Stücke an der Burg erlebt haben, sondern diese Bühne war sein Podium, von dem herab er ständig zu seinen Wienern sprach. Das gei stige Wien mar ja damals noch wie eine große Familie, das Burgthcater war oder wurde durch Bauernfeld der Salon, in dem man sich über die Fragen, die allen am Herzen lagen, sür die es aber sonst kein gemeinsames Sprachrohr gab, unterhielt, in dem man auch herzhaft über die eigenen Schwächen lachte, seine eigenen Typen wiedererkannte und den vertrauten Schau spielern, denen Bauernfeld allmählich immer mehr die Rollen auf den Leib schrieb, zujubelte. Die Wirkung des Dichters aus seine eigene Zeit war unter -lesen Umständen ungeheuer. Mit seiner freiheitlichen Gesinnung hat er mehr als irgendeiner da zu belgetraqen die Gesellschaft Wiens ouszulcckern und die Ereignisse des Jahres 1848 vorzubereilen. Dabei war Bauernfeld nicht >m eigentlichen Sinne ein Revolutionär. Er war nur eine hervorragend kritisch veran lagt« Natur, und das allen Neuerungen grundsätzlich feindliche Snstem Metternich, das nach dem bewährten Leitsatz handelte: „Wir wollen abwarten", bot so viel Anlaß zur Kritik, datz aus dem Kritiker unversehens ein Revolutionär wurde. Das Tbeatermäßigc lag diesem echten Sohn Wiens so sehr im Blut, daß er mit 17 Jahren davon träumte, Schauspieler zu werden,
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