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Sächsische Volkszeitung : 16.07.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194007169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400716
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-07
- Tag 1940-07-16
-
Monat
1940-07
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.07.1940
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Dienstag, 18. Juli 1S40 Sächsisch« volkszettung Nummer 164, Sette L Beginn de- demokratischen Parteitage- In Mag» berliner vdrse vom is. Zntt Auch am Dienstag war der Grundton an den Aktien« markten bei t«r ersten Notiz fester. Bon Montanen gaben ledig« lich Buderus um '/» Prczcnt nach. Im gleichen Ausmaße höher lagen Hoesch. Ferner stiegen Bereinigte Stahlwerke um X, Rheinstahl um >4, Mannesmann um und Kioeckner um 1' Prozent. Von Braunkohleniverten geivannen Deutsche Erdöl Rheinebraun 1 Prozent und Ilse Bergbau 2 Prozent. Ehemischs Papiere zogen säst allgemein an. Farben, von Heyden und Sche« ring befestigten sich um je 14 Prozent, ferner kamen Riitgers nm IN Prozent höher zur Notiz. Elektrowerte besserten im all« gemeinen ihren Kursstand. AEG und Siemens stellten sich jea doch um je N Prozent niedriger. Zahlreiche Waldbrande durch Blitzschläge in den WA Newyork, 16. Juli. In den Staaten Montana und Nord- Idaho riefen Blitzschläge zahlreiche Waldbrände hervor. Auf einer Strecke von 200 Meilen mutzten 8500 Männer zur Be kämpfung des Feuers eingesetzt werden. Ein an der Brand bekämpfung beteiligtes Flugzeug stürzte ab. Die beiden In sassen wurden lebensgefährlich verletzt. Chicago, 16. Juli. Am Montag begann hier der Parteitag der Demokra tischen Partei. ., Bundessenator Wheelcr, möglicher Bewerber um die Prä- sidcnlschasislianüidalur, gab am Borabend des demokratischen Parteitages eine Erklärung ab, das demokratische Wahlprc« -ramm müsse dem USA Volk die völlige Isolierung vom europäischen Krieg garantieren. Er sortierte die erneute Bestätigung der Grundsätze der Neutralität und kündete an, er werde diese Frage vor die Versammlung bringen, falls sich der Programmatische Ausschutz nicht eindeutig auf eine neutrale Autzenpolitik sestlege. Vor einiger Zeit hatte Wheeker, der von dem Gewerk schaftsführer Lewis unterstützt wird, bereits damit gedroht, er werde aus der Demokratischen Partei auslretcn, falls sie sich als Kricgspartei entpuppe. Der Senator übte ferner an Roose velt Kritik und erklärte, es sei nicht damit getan, zu sagen, Amerika werde keine Scldaten in den europäischen Krieg schicken. Die USA mützten klarstellcn, datz sie an diesem Kon flikt in keiner Weise teilhaben würden. Entspannung im Men Osten Demobilmachungsmatznohmen auch in Griechenland und Ungarn Belgrad, 16. Juli. Die Entspannung im Siidosten hält an. Nach einer Meldung aus Athen nimmt auch Griechenland eine teilweise Entlassung der mobilisierten Kräfte vor. Bis Ende Juli sollen zwei Jahrgänge nach Hause geschickt werden. Zu der Demobilisierung in Rumänien schreibt das Bukarester Blatt „Timpul", im Donauraum werde von nun an Frieden herrschen. Die Bauern würden aus dem Heer entlassen und könnten sich den Erntearbeiten widmen. Die Demobilisierung in Ungarn uich Rumänien sei ein wichtiges Anzeichen für die friedliche Entwicklung im gesamten Donauraum. Wie die „Politika" aus Istanbuj meldet, begab sich der türkische Staatspräsident Ismed Inönü zu einer kurzen Er holung in das Bad Ialova am Marmora Meer, wc er einige Tage verbringen wird. Die politischen Kreise der Türkei be zeichnen diese Reise des Staatspräsidenten als das A»zeiä)en einer Entspannung im Nahen Osten. Am Sonntag fünf Luftangriffe aus Gibraltar Madrid, 16. Juli. Am Sonntag überflcgen unbe kannte Flugzeuge fünfmal Gibraltar und warfen, wie der Korrespondent der Madrider Zeitung „Informaciones" in La Linea mitteilt, zahlreiche Bomben über der Festung und den im Hafen liegende» Schiffen ob. In Gibraltar herrscht starke Ner vosität unter der Bevölkerung, di« insolge der aus Marokko rückgekehrten Evakuierten wieder ebenso zahlreich ist wie früher. Der Korrespondent erlebte die Luftangrisse als Augen zeuge. Zurückstellung und Befreiung von der Zugenddlenstpflicht Berlin, 16. Juli. Die Iugendienstpslicht im Rahmen der HI geht auch während des Krieges weiter. Insbesondere l-aben die 17jährigen Jugendlichen im Reich mit der Heranziehung im lausenden Jahr zu rechnen. Nach der Iugeilddienstverorünung kann der gesetzliche Vertreter des Iugenddienstpslichtigen diesen aus Antrag vom Dienst in der HI bis zur Dauer eines Jahres befreien oder zurllckstellen lassen. Die Voraussetzungen — es müssen wichtige Gründe sein — ergeben sich im einzelnen aus der Jugcnddienstvcrordnung. Der Versahrensweg sür eine solche Zurückstellung oder Befreiung ist nun durch einen Erlah des Iugeirdführers des Deutschen Reiches geregelt werden. Anträge aus Zurückstellung oder Befreiung sind vom gesetzlichen Vertre ter für Jungen an den für den Wohnsitz des Jugendlichen zu- ständigen Führer des Vannes, sür Mädel an die zustäirdige Führerin des Untergaues zu richten. Als,Mhchen"zmn erflen Male vom Kimmel siel Käthe Paulus, die erste deutsche Fallschirmspringerin Berlin, 16. Juli. Wenn wir heute in den deutsclien Wehr- machtsberichtcn immer wieder von den unerschrockenen Taten unserer Fallschirmjäger lesen und mit Bewuiiderung auf die Leistungen dieser Männer schauen, so ist es wohl angebracht, des Tages zu gedenken, an dem vor fünf Jahren, am 26. Juli 1935, die erste deutsche Fallschirmspringerin Käthe Paulus, die zu gleich Schöpferin des zusammenlegbaren Fallschirms ist, im Alter von 66 Jahren starb. Am 19. Juli 1893 siel „Käthchcn", wie sie in Luslsahrt- kreisen genannt wurde, zum ersten Male vom Himmel. Es war in Nürnberg, und weit über 106 090 Zuschauer hotten sich an diesem Tage eingefunden, um das tollkühne Vorhaben der da mals 24jähngen Frankfurterin mitzuerlebcn. Im Matrosenan zug und hohen schwarzen Stiefeln war sie in den Ballon „Ad ler" gestiegen, der sie — geführt von dem Lustschisser Hermann Lattermann — in die Höhe trug. Atemlos solgt« die Menge dem Ausstieg. Als der Ballon etwa 700 Meter erreicht hatte, sprang die kühne Pilotin über tne Brüstung des Korbes. Da „Käthchen" zunächst einmal 100 Meter herabslel, ehe sich der Schirm ösfncte, bemächtigte sich der Zuschauer «ine ungeheure Aufregung. Frauen fielen in Ohnmacht, und wie eine Erlösung ging es durch die riesige Menge, als sich der Schirm endlich ge öffnet hatte. Schon bei ihrer dritten Ballonfahrt wagte Käthe Paulus den Sprung aus 1200 Meter Höhe. Bald rissen sich alle grctzen Städte des In- und Auslandes um die Pilotin als eine Eensa- tion. 147ma> ist sie vom Himmel gefallen und 816 Ballonfahr ten hat sic ausgeführt. Ihren letzten Absprung vollsührte sie im Jahre 1909. Kurz vor dem Weltkrieg gelang es ihr, «ine geradezu um wälzende Erfindung zu machen. Sie konstruierte das „Fall- derlegt, als datz sie noch irgendwelche Wirkung haben könnten Aus den Reden und Matznahmen des britischen Versorgungs ministers klingt eine andere Musik als aus den Worten Chur chills Uber die „Macht der englischen Flotte, die fähig ist, alle Verbindungen aufrechtzuerhalten. Es ist Saä>e des englischen Volkes, zu beurteilen, mit welchem Recht Churchill selbstbewutzt behauptet: „Ich befinde mich a» der Spitze einer Regierung, die alle Parteien im Staate «präsentiert, alle Klassen und alle Meinungsgruppen". Es mag auch entscl)eidcn, ob dieser Krieg für England kein Kampf von „lokalen Oberhäuptern, sondern von Völkern ist. Recht hat Churchill jedenfalls, wenn er sag», datz es in diesem Krieg um Weltanschauungen geht. Herr Churchill mag sicher sein, datz die jungen starken und darum siegreichen Nationen diesen an gesagten Kampf um die Idee ausgenommen haben. Sie führen ihn mit der Kraft des Geistes und, nachdem ihnen die Masse in die Hand gezwungen wurde, auch mit der Schäufe des Schwertes. * Vie Franzosen zur Mrchill-Rcde Bern, 16. Juli. In einer Verlautbarung der Agentur Havas aus Vichy wird ausgesührt: Der Wortlaut der neuen Rede Churchills ist eben erst in Vichy eingetrofsen und konnte in zuständigen Krei sen »och nicht geprüft oder kommentiert werden. Nach den ersten Eindrücken sind die Erklärungen des englischen Premier ministers in diesen Kreisen jedoch kältester Zurückhaltung be gegnet. Nach einem Attentat, das alle Franzosen zutiefst be rührt hat, hat er nicht einmal die Worte zu finden gemutzt, die die Abscheulichkeit hätten mildern können. Die Rede Churchills ist nur ein Gemisch unbescheidener Belehrungen an die Adresse Frankreichs und widerspruchsvoller Behauptungen, die auf die völlige Hilflosigkeit eines schlechten Gewissens hinzu weisen scizeinen. Einen ehemaligen Wasfcngefährten anzugrei fen und zu verwunden, um dessen Sicherheit besser zu gewähr leisten, ist eine Ucbrrtreibung der Nächstenliebe, die man Herrn Churchill gern erspart hätte. Wen» andererseits nach den ersten Kämpfen, die Frankreich für seinen ehemaligen Verbün deten geliefert hat, nachdem dieser sechs Monate Zeit hatte, um sich auf den Krieg vorzuberelten, Churchill Frankreich seines „Wohlwollens" versichert, so scheint das in keinem Verhältnis zu den von Frankreich gebrachten Opfern zu stehen. Dieses Wohlwollen besteht übrigens nur aus Worten. Auf der einen Seite dezimierte Armeen und eine schmergetroffene Bevölke rung, auf der anderen Seite unbestimmte Versicherungen des Wohlwollens nach der Zerstörung unserer Kriegsschiffe und der Beschlagnahme unserer Handelsschiffe. In den französischen zuständigen Kreisen bemerkt man auch, datz Churchill jetzt nichts Gutes an dem früheren Regime Frankreichs lätzt, das er mit Lob zudeckte, solange es Ihm ge horchte, während er es jetzt als verfault bezeichnet. Frankreich, so erklärt man weiter, ist an die Schwankungen Churchills ge wöhnt. Wegen verweigerter Hilfeleistung vestrast Das Leben eines Kindes stand auf dem Spiel Köln, 16. Juli. Vor einiger Zeit gab ein Kölner Arzt einem In der Nähe seiner Wohnung haltenden Autobesitzer den Auftrag, sofort ein schwer erkranktes einjähriges Kind ins Krankenhaus zu fahren. Gleichzeitig gab er ihm eine Zah lungsanweisung, die auf eine auswärtige Krankenversicherung lautete. Der Autofahrer weigerte sich, sofort zu fahren, er müsse erst wissen, wer ihn bezahle, da Mitglieder des Drosch, kcnfahrerverbandes keine Fahrt sür eine auswärtige Kasse zu übernehmen brauchten. Ein Wort brachte das andere, und der Autofahrer machte dann die unglaubliche Aeutzerung, mir ist es gleich, wenn das Kind stirbt, wenn ich nur mein Geld bekomme. Der Autofahrer rief schlietziich seine Verbandsorga- nlsation fernmündlich an und fuhr dann vor -er ihm von dem Arzt bezeichneten Wohnung der Mutter vor, die mit Un geduld das Auto erwartete. Sie nahm das kranke Kind aus den Arm, ging bis zur ersten Etage herunter, wo ihr der Autofahrer entgcgenkam und ihr erklärte, erst müsse er mit ihr >n die Wohnung gehen, um dort wegen der Bezahlung der Fahrt zu verhandeln. Die beängstigte Mutter erklärte jedoch sofort, sie selbst würde die Fahrt bezahlen. Daraufhin fuhr der Autofahrer die Mutter mit dem Kinde in das Krankenhaus. Der Arzt brachte den Autofahrer wegen verweigerter Hilfeleistung zur Anzeige, wurde aber selbst auch unter Anklage gestellt, weil er nicht selbst das Kind im eigenen Wagen ins Krankenhaus geschasst hatte. Vor dem Amtsgericht Köln wurde der Arzt freigesprochen, weil er »»widerlegt erklärte, ganz dringlich sei der Fall nicht gewesen, eine viertel oder halbe Saunde Ver zögerung in der Uebersührung des Kindes hätte keinen Scha den gebracht. Dem Autobesitzer gegenüber habe er absichtlich aber betont, datz Gefahr sür das Leben des Kindes bestehe, um dessen Widerstand zu beseitigen. Der Autofahrer erhielt wegen Verfehlung gegen den 8 330c StGB sVerweigerung der Hilfe leistung, wo das gesunde Volksempfinden dies verlangt) eine Geldstrafe von 100 RM, ersatzweise 20 Tage Gefängnis. Das Leitmotiv des Verurteilten sek gewesen: Erst das Geld, dann fahren. Wenn aber Gefahr durch Verzug bestehe, und etwas anderes habe der Fahrer nicht gemutzt, hätte er sofort ohne weitere Ueberlegung die Fahrt in das Krankenhaus aussühren müssen. Der Angeklagte habe eine Gesinnung gezeigt, die mit dem gesunden Volksempfinden nicht in Einklang zu bringen ist. Bei Lohnausfällen ivegen Beschädigungen ist der Arbeiter aber, soweit er nicht anderweitig eingesetzt wird und damit Lohnausfall unterbleibt, von der Arbeit auf bestimmte Zeit überhaupt freigestellt und kann zu Hause bleiben. Trotzdem bekommt er noch immer höhere Vergütung als die Kurzarbeiter- Unterstützung. Eine Erstattung für Vergütungen an Angestellte erfolgt nicht, und zwar weil zumeist di« Unternehmer ohnedies tariflich oder vertraglich verpslichtet sind, den Angestellten das volle Gehalt auch während einer Arbeitsunterbrechung weiter« zuzahlen. Die Weiterzahlung wird von den Unternehmern im Übrigen ohne Erstattung auch dann erwartet, wenn eine solche Verpflichtung nicht besteht. Nachtzulagen, Mehrarbeit- oder Sonntagszulagen müssen beim Ausgleich berücksichtigt werden. Die Erstattung bei Fliegerschäden wird längstens bis zum Ab- lauf des 14. Arbeitstages nach dem schädigenden Ereignis ge währt. Bei längeren Schäden besteht arötztes Interesse daran, den Arbeiter für einen anderen Arbeitsplatz sreiversiigbar zu bekommen. Deshalb bestimmt die Anordnung, datz in solchen Fällen das Arbeitsverhältnis nach 14 Arbeitstagen erlischt, ohne datz es einer Kündigung bedarf. Der Unternehmer kann zwar mit dem Arbeiter vereinbaren, datz das Arbeitsverhältnis auch nach 14 Tagen nicht erlischt. Der Arbeiter hat nach dieser Zeit aber keinen Rechtsanspruch mehr auf Vergütung seines Lohn aasfalles zu 75 o. H. und der Unternehmer hat keinen Anspruch mehr auf Erstattung aus Reichsmitteln. Alle Rechte der So zialversicherung bleiben während der Zeit de» Lohnaussalle» den Arbeitern geivahrt. schirmpaket", den zusammenlegbaren Schirm, der sich beim Ab sprung selbsttätig entfaltete. Damit wurde sie die Pionierin aus dem Gebiet des Militär-Fallschirmspringens. Als der Welt krieg ausbrach, richtete sie im Auftrag der Heeresverwaltung in Reinickendorf eine Werkstätte für Fallschirm- und Ballon fabrikation «in. Mit 40 Frauen verarbeitete Käthe Paulus wöchentlich rund 20 000 Meter Vallonscide. Mehr als 7000 Fall schirme und über 1000 Ballonhüllen hat sie von 1914 bis 1918 mit ihren Frauen hergestellt und an die Front geschickt. Al» am 10. April 1917 vor Verdun 10 dcutsä-e Fessclballcns vom Gegner abgeschossen wurden, konnten sich sämtliche Besatzungs mitglieder in den von Käthe Paulus hergestellten Fallschirmen retten. Wenige Tage später überreichte ihr als besondere An erkennung der Kommandierende General der Luftstreitkräste von Hoeppner persönlich das Verdienstkreuz sür Krieqshilse, das sie mit Stolz zu ihrer hessischen und bayerisä-en Kriegsaus- Zeichnung trug. Ihre schönste Anerkennung waren die zahlreichen Dank schreiben, die ihr von den Feldgrauen der Front zugingen, so wie die viele persönlichen Besuche, die sie noch lange nach Fricdensschlutz von Soldaten erhielt, denen ihr Fallschirm —« häusig viele Male — das Leben gerettet hatte. Sle Rundfunkrede Mrchifl- Stockholm, 16. Juli. Nach den überschwenglichen und zy nischen Worten, mit denen Winston Churchill sich nach dem feigen Bubenstreich von Oran stolz in die Brust warf und billige Triumphe feierte, ist der britische Krtegsmacher wieder recht klein und hählich geworden. Ueber seiner Rede, mit der er am Sonntag am Rundfunk der stetig wachsenden Nervosität in London entgegentreten wollte, lastet zu sehr das Gefühl dumpfer Spannung und banger Ungewißheit, als datz sie ihren Zweck erfüllen könnte. Schon der Rllckblich auf die schnöde Haltung, die England gegenüber dem früheren Bundesgenossen eingenommen hat, klingt ganz anders, als man es in letzter Zeit von dem bru talen Zyniker gewöhnt war. Churchill slndet für das geschla gene Frankreich wieder die alte Phrase der „Vorhutspitze sür die Freiheit und Menschenrechte". Die blutigen Ucberfälle auf die französische Flotte bezeichnet er jetzt heuchlerisch als „die traurig stimmende Phase in den Beziehungen zu Frankreich". Um seine Schurlientaten zu bemänteln, versteigt sich der dreiste Schwindler sogar zu der Behauptung, „ein Uebergang der Schiffe an Deutschland", den der Lügner heute als entschlossene Absicht des Führers hinstellt, „hätte auch die Vereinigten Staaten in Gefahr gebracht". Mutlose Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Krieges, Unruhe und Angst klingen aus den Worten: „Wann der deutsche Angriff erfolgt, wissen wir nicht, vielleicht aber schon heute abend, vielleicht in der nächsten Woche, vielleicht aber — stammelt er mit einem schwachen Hoffnungsschimmer — wird dieser Angriff niemals kommen". Resigniert gibt der sonst so geschwollene Hetzer zu: „Wir müssen uns vorbereiten, einen plötzlichen heftigen Schock zu ertragen oder, was vielleicht noch eine härtere Probe Ist, eine unendlich lange Wache zu beziehen". Mit einem Zynismus und einer infamen Herausforderung ohnegleichen proklamiert Churchill den Hecken schützen krieg. Wörtlich erklärt Churchill: „Hinter der regulären Ar mee haben wir mehr als eine Million Freiwilliger für die lo kale Verteidigung, die das heitze Verlangen haben, den Feind anzugreifen s!) und mit ihm ins Handgemenge zu kommen s!), an welcher Stelle er auch immer erscheinen möge". Skrupellos fordert der Hetzer die Bevölkerung auf, jedes Dorf und jede Stadt zu verteidigen und erklärt kaltschnäuzig: „Wir werden vorziehen, London in Asche und Ruinen, statt es unterworfen zu sehen". Nachdem also der Kriegshetzer auf dem Festlande bis zum letzten Franzosen gekämpft hat, ist er nunmehr entschlossen, auf dem Inselreich Krieg bis zum letzten Engländer zu führen. Churchill ist kaltblütig bereit, das Bei spiel Warschaus und Rotterdams an London zu wiederholen. Ob Churchill mit dieser Ankündigung dem britischen Volke „Vertrauen und Sicherheit gibt", bleibt abzuwarten. Die übri gen lächerlichen Marktschreicreien über die „Ueberlegenheit" der englischen Luftwaffe und Flotte sind durch Tatsachen zu oft wi- Bombentrichter und Formung der Erdoberfläche Bemerkenswerte Feststellungen eines deutschen Geologen Frankfurt a. M„ 16. Juli. Wenn eine schwere Flieger« bombe auf der Erde einschlägt, rüst sie selbstverständlich Ver änderungen auf der Erdoberfläche hervor. Es entsteht bel der gewaltigen Explosion ein Sprengtrichter und ein den Trichter überhöhender Ringwall. Das wenigstens ist das übliche Bild. Der Geologe aber sieht dabei »och Einzelheiten, die unserem Auge entgehen. Ein deutscher Geologe, der den polntscken Feld zug mitgemacht hat, hatte Gelegenheit, die geologischen Ver«> Linderungen der Erdoberfläche bei Fliegerbomben genauer zu beobachten und berichtet darüber in dem letzten Bericht del! Senckenbergischen Natursorschenden Gesellschaft. Das Bemerkenswerte seiner Beobachtungen liegt darin, daß der Borgang der Explosion einer Fliegerbombe eine Parallele lm Erdgeschehen hat und datz das, was sich bei der Explosion der Bombe abspielt, sich im groben millionenfach verstärkt im Werden der Erde abgespielt hat. Und noch überraschender mag die Feststellung sein, datz dieses Geschehen beim Zerknall einer Bombe nun als Beweis angeführt werden kann für das bisher nicht nachweisbare Eidgeschehen. Dozent Dr. Trusheim vom'. Geologisch-Mineralogischen Institut der Universität Würzburg schildert, datz er eigenartige Elnschlagtrlchter von Bomben ge-, sehen hat. Kreisrunde Trichter mit einem Ringwall und bett weit verstreuten Brocken und mitten aus dem Trichter ragt ein zentraler Kegel auf, ähnlich wie sich der Vesuv aus der Somma erhebt. Trichter und Ringwall sind das Ergebnis des Aufschlages der Bombe, nicht der Explosion, die erst einige Augenblicke später erfolgt. Diese Explosion übt nun, wie man das von Sprengungen her weiß, einen gewaltigen Druck auf die Umgebung aus und löst gleichzeitig eine Saugwirkung auf den unmittelbar darunter liegenden Untergrund aus. Diese Caugwirkung ist so stark, datz das Erdreich aus dem Unter- arum) des Trichters bei der Explosion hochgerissen und als Kegel aufgrhäust wird. In den Grotzsormen der Erdoberfläche finden wir Formationen, die dem Sprengtrichter der Flieger bombe ähnlich sind und auch auf ähnliche Weise entstanden, nämlich durch Meteoriten-Einschläge. Als Beweis für diese Annahme führt Dr. Trusheim das Steinhelmer Becken an, wobei er den Klosterberg als jenen Kegel ansieht, der durch die Saugwirkung der Explosion hoch- gerissen wird. So liefert sogar der Krieg seinen Beitrag zu» wissenschaftlichen Forschung. Auch bel Mgerschäben wird LohnauSsall erfiattet Dl« Frage der AngestelltengehSlter. Berlin, 16. Juli. Wie Ministerialrat Dr. Wiedemann vom Reichsarbeitsminislerium im „Reichsarbeitsblatt" mitteilt, ist nunmehr auch eine Anordnung des Reichsarbeitsministers zur Erstattung von Lohnaussüllen bei Fliegcrschäde» ergangen, nachdem kürzlich schon Reichsmittel sür die Erstattung von Lohnausfällen bei Fliegeralarm bereitgcstellt worden sind. Ist der Betrieb selbst bei Luftangriffen getroffen und sind dadurch Produktionsanlogen beschädigt worden, so soll die Gefolgschaft sür die Wiederherstellungs- und Ausräumungsarbciten möglichst weitgehend eingesetzt und dadurch ein Arbeitsaussall auch über den eigentlichen Fliegeralarm hinaus zum Teil vermieden wer den. Es kann aber vorkommen, datz Teile der Gefolgschaften hierbei nicht eingesetzt werden können und dal-er weitere Lohn ausfälle haben. Auch kann «in Betrieb selbst zwar nicht un mittelbar, aber doch dadurch betroffen sein, datz ein anderer Betrieb, von dem seine Produktion abhängt, beschädigt wird. Um auch die durch Jliegcrschädcn entstehenden Lohnausfällc den Gefolgschaften nicht in vollem Umfange auszubürden, sieht die neue „Bcschädiguligsanordnung" vor, datz in solchen Fällen, also bei nachträglichen weiteren Arbcitsaussällen, aus Reichsmittcln Lohnoussälle bis zu 75 v. H. erstattet werden.
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