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Sächsische Volkszeitung : 27.06.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194006279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400627
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-06
- Tag 1940-06-27
-
Monat
1940-06
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.06.1940
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Schone Slowakei Die slowakische Regierung hat fiir 500 verwundete deutsche Soldaten, Ossiziere und Mannschaften, die Heil bäder der Slowakei zur Verfügung gestellt. Die unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehende Slo wakei ist eines der schönsten Länder Europas. Im Norden von den Firnen und Gipfeln der Hohen Tatra umrahmt, die die Grenze bilden, erstreckt sich das Land mit seinen Bergen und slutzdurchrauschtcn Tälern südwärts bis zur ungarischen Ebene, um im Westen von dem hügeligen Mähren und im Osten von den Höhen der Karpatho-Ukraine begrenzt zu werden. Die prachtvollen Landschaftsbilder haben die Bewohner von jeher angeeifert, durch malerische Bauten die Schönheiten der Natur noch zu erhöhen: und so stehen im ganzen slowakischen Land, besonders entlang den Flüssen, mächtige alte Burgen die die Blicke auf sich ziehen. Im Waagtal allein zählt man deren 1!), zu denen 0 Kastelle, eine grotze und eine kleine ehemalige Festung und ein befestigtes Kloster treten. Die Bauten und Burgen liegen meist auf weit aufragenden Felsen, die nur äutzerst schwer zu erreichen sind, und von denen aus das ganze Land beherrscht wird. Einige wenige liegen tiefer, auf halber Höhe oder unten im Tal, wo aber auch sie von Wassergräben ehedem weit umzogen waren. Das Waagtal ist nur mit den schönsten Tellen des deutschen Rheintalcs zu vergleichen. Außerdem sind die slowakischen Dörfer und Städte oft wie bauliche Kleinode In das Land eingestreut, wieder entweder auf Anhöhen, auf Hügeln oder In den Tälern: Mit Türmen. Stadt toren, Rathäusern und alten Kirchen, von denen die letzteren eine Fülle van Werken der Bildhauerkunst, der Holzschnitzerei und des Goldschmiedehandwerks in sich bergen. Die Bevölke rung trägt allerorts bunte Trachten, die sich oft von Ort zu Ort unterscheiden, und das ganze Leben ist in Farben getaucht, mit Gesängen und Spiel an den Abenden untermischt. Unter den 2 Millionen Slowaken wohnen heute noch 150 000 Deutsche, deren Vorfahren die eigentlichen Schöpfer der meisten Kunst werke waren, wovon gerade die deutschen Dörfer beredtes Zeug nis geben. Ein so schönes Land musste naturgemätz Immer schon Fremde von weit her anlocken. Obwohl die Slowakei bei ihrer fernen Lage vor dem Kriege für die meisten unbekannt blieb, so gab es doch eine nicht geringe Anzahl von Kennern, die sie um so lieber aufsuchtcn. Unter diesen befanden sich jene, die sie neben ihrer natürlichen Schönheit und der Knnst vor allem auch wegen ihrer grotzen Zahl an heilkräftigen Quel len wohl zu schätzen wussten. Die Slowakei ist in verschwen derischer Weise mit den verschiedensten Arten von Heilquellen ausgestattct, und sie ist das an Heilquellen reichste Land Euro pas. Nicht nur die Zahl der schon bekannten Bäder ist sehr groß, wobei viele nur wenig ausgenuht sind, sondern die Zahl der neuentdeckten Quelle» ist ständig im Steigen begriffen. Es stehen gegenwärtig im Gebrauch: annähernd 20 Heike Stark quellen von grösstem Ausmaß, 50 verschiedene Heilquellen etwas kleinerer Art und eine Unzahl kalter Mineralwasscrqucllen. günstigen Lage bei Rachitis, Skrophulose und Frauenkrank heiten ausgesucht wird. Viel zu wenig bekannt ist der kleine Badeort Herlang, wo ein Geiser aus einer Tiefe von -100 Meter seinen gewaltigen Wasserstrahl turmhoch gegen den Himmel schleudert. Geiser von solchen Ausmaßen gibt es sonst fast nur noch ans Island. Unter den Bädern mit alka- ltsch-salinischen Quellen nimmt Korgtnica eine besondere Stelle ein, gegen Magen-, Galle- und Nierenleiden: und ein kleineres aber wichtiges Schwefelbad mit heißem radioaktivem Schlamm l->6 Grad) ist das Bad Bosnier. Bon den Mincral- quellbädern seien noch besonders genannt: Rajecke Tcplice nnd Sklenne Teplice, die beide gegen Knochen-, Muskel- und Ge lenkerkrankungen gern benutzt werden, dann Brusno, Kova- cova, Vardejovskö Kupele, Ganovce, Nyhne und sehr viele andere. All diese Bäder liegen I» landschaftlich schöner Gegend. Meistens an Flüssen und in geschützten Tälern, während uner meßliche Nadel- und Laubwälder sich in der Runde ausdehnen. Den Gästen bietet sich überall Gelegenheit zum Sport, nnd oft können sie mit auf die Jagd geben oder an den fischreichen Flüssen und Seen dem Fische» obliegen. Doch außer diesen mehr In den tieferen Lage» des Landes sich befindlichen keilkräftiaen Quellbädcrn li"d auck die kli matischen Höhen bä der in der Slowakei von immer größerer Bedeutung geworden. Hier sind es besonders die Kur orte in der .Nohen Tatra, die von hunderttausenden von Menschen alljährlich mstaesuckt werden, und unter denen einige den Weltkurorten der Schweiz um nichts mehr nachstehen. Der höchstaelegene von ihnen ist Strbske Pleso, in einer Nähe von 1360 Meter am Czorber See. wo Blutarmut nnd Base dowsche Krankheit mit Erfolg bekämpft werden. Die ganze Alpenwclt breitet sich hier aus. In die sich der Kranz der übri gen Kurorte einreiht, Tatranska Poljanka, van den Deutschen Mesterheiin genannt, ebenfalls von günstiger Wirkung gegen die Basedowsche Krankheit; Starn Tmokovec mit den gleichen Teil erfolgen, das mit seinen Koblesäureauellen In 1000 Meter Höhe nahe der polnisch-aalizischen Grenze ldeutsch: Altschmecks) liegt; Nov» Smakovec lNeusclnnecks) als bekannte Lungenheilstätte; Dolnq Smakovec ltinierschmccks) mit Sauerbrunnen und Moor bädern: Tatranska Lomnica lmieder geaen Basedow nnd Chlo- rose) nnd viele andere Alle sind durch die Gipfel der Hohen Tatra gegen Norden aesckützt nnd werden in sonniger Lage von den würzigen Gerüchen der Alpenkräuter überschüttet. Hotels, Pensionen und Touristcnhcime stehen zur Verfügung. Die Ausflüge, die von den Kurorten unternommen werden kön ne», sind unerschöpflich. Die Hohe Tatra ist das höchste Ge birge nördlich der Alpe», das bis zu 2700 Nietern ansteigt, wobei Ihre Bergmassive sich aus den Tälern der Waag, des Poprad und des Dunajetz emportürmen. Im ganzen Gebirge verstrent liegen mit grünen Wiesen und Matten alpine Höhen täler, von denen fast jedes einen See hat, ja, einige sogar zwei oder drei. Zählt doch die gesamte Tatra nicht weniger als 105 Seen, märchenhafte Karseen, die noch weit über 2000 Nieter anzutreffcn sind, und in denen sich die höchsten Gipfel spiegeln. Der schon genannte Strbske Pleso ist der grösste unter ihnen. Schäumende Wasserfälle erhöhen die Schönheit des Gebirges; das Höhcntal Studenovodska dolina weist auch von ihnen drei zugleich auf. Manche stürzen in kühner, einzigartiger Schön heit, in voller Einsamkeit von Fels zu Fels und brausen in der Tiefe weiter. Selbst die kleinen Tatrabäche verzweigen sich in viele Arme und bilden im Sturz ganze Nebelschleier, die über die Hänge dahinziehen. Eine wie reiche Flora auch die Tatra hat, geht daraus hervor, daß sie neben den würstgen Nadel wäldern, die das Gebirge bis zu 1500 Meter- dicht bekleiden, mehr als 3000 Arten von Alpen-Gewächsen aufwcist. Auch die Tierwelt ist mit den mannigfachsten Arten des Hoch- nnd Klein wildes vertreten. Zahllos sind die Gemsen, die von den Tatra- adlern umkreist werde», und in de» abgelegenen Gcbirasteilen leben noch Wildkatzen. Bären nnd Lnchse. Die Flüsse sind an manchen Stellen gefüllt von Forellen. Es ist auch eine sog. „Reservation", ein Naturpark, eingerichtet worden, in dem alle Arten der Tatratierwelt und der Flora sich ein Stelldichein geben. Malerisch sind die großen Schafherden der Tatra, die an den Hängen und auf den Almen meiden. Tagsüber erklettern die Tiere die steilsten Felsvorsprünge, denn sie sind flink und scheuen die Gefahr nicht. Die Nächte aber verbringen sie in sicheren, starken Hürden, wo sic abends gemolken werden. Ter Oberhirte leitet die Zubereitung des goldgelben slowakischen Käses, der in alle Welt versandt wird Die Hirten selbst sind genügsam und bescheiden; sie ernähren sich fast ausschließlich von der Schafmolke und von hartem, trockenem Brot. Und dabei sind sie ein fröhliches Hirtenvolk; die Jüngeren übe» sich täglich auf der Flöte, während die arößere» die gewaltigen, viele Meter langen Alpenhörncr blasen, die in den Abend stunden bis zu den tieferen Gebirgsorlen schallen. Ganz unten zu Füßen der Tatra, nach Süden zu. liegt das gesegnete Land der Zips, der Norden der Slowakei, mo schon vor 300 Jah ren in großer Zahl die Deutschen einwa»derten nnd Dörfer und Städte in bunter Zahl mit schönen Bauwerken erstehen ließen. Noch heute leben in dieser nördlichen ..Insel" -10 000 Deutsche, als Erben einer überreichen, großen Berganae»''cit. A. Vom Ariegswagen zum ganzer Tank« au« dem 16. Jahrhundert — Handkurbel und Tretrad Einige der großen Thermen sind bereits seit Jahrhunderten be kannt und auch im Gebrauch, andere erst seit Jahrzehnten nnd wieder andere seit einigen Jahren. Die Ausstattung der Bäder hat erst nach dem Weltkriege in der richtigen Weise einacsetzt, und zwar so. daß verschiedene von ihnen beute allen Anfor derungen entsprechen, die an die grössten Wcltbädcr Europas gestellt werde». Das bekannteste Bad nun Ist das von Pistqan. Es liegt im Südwesten der Slowakei, im Waagtal, wo die kleinen Kar pathen ihre letzten Ausläufer »ach Norde» schicken, und wo ge mastige Schwefelquellen ans einer Insel I» der Waag dem vulkanische» Boden bei 67 Grad entspringen. Unaehcurc Mengen an schwefelkmstlgcm. radioaktivem Schlamm fördern diese Quellen zu Tage, und Pistnan bietet mit seinen Bädern und Packungen den an Ischias, Gicht. Neuralgie und Rheuma Leidenden beste Möglichkeiten zur Heilung. Die jährliche Be sucherzahl, worunter sich viele Deutsche befinden, ist nach dem Weltkriege schon auf 25 000 gestieacn nnd 150 000 Liter Tafel wasser, „Piest' am; Thermo", sind bis jetzt jährlich versandt worden. Die schön gcleaenc Stadt, die für ihre Gäste 100 Mor gen Parkanlage geschaffen hat. zählt 15 000 Einwohner und liegt mitten in einem sehr trachtcnbunten Gebiet. Man kann mit der Eisenbahn in kurzer Zelt die zwei ältesten Städte der Slowakei, das schöne Neutra und das ebenso schöne Tnrnau, erreichen. Neutra, schon vor mehr als 1100 Jahren in der Ge schichte bekannt als Sitz des Fürsten Bribina, der den ersten selbständigen slowakischen Staat schuf, ist auf zivci bügeln an den Ufern des Neutraflusscs und am Fuße des glcichnamiacn Gebirges erbaut und wird von der Katbedralkircke und der „Bischofsburg" gekrönt. Tnrnau ivar ehedem, als die Türken Ungarn überschwemmten, die Zufluchtsstätte der ungarischen Großen, da ja die Slowakei 1000 Jahre, bis 1018. zu Ungarn gehörte, und selbst der Primas von Gran mußte seinen Sitz hierher verlegen. Eine Zeitlang bestand dort sogar eine unga rische Universität; die Kunst kam zu aroßcr Blüte, und wegen der zahllosen Türme und Kirchen wurde die Stadt das „slowa kische Rom" genannt. Nördlich von Pistqan liegt das Bad Trents ck, in Tep- li h. Dieser Ort, In der Nähe der „Weißen Beroe". wird von gewaltigen Höhen umsäumt nnd es befinden lick hier vier kohlensäurereiche Schwefelthermcn, zwischen 36 und 12 Grad, die gegen Rheuma, Skrophulose usw. mit Erfolg angewendet werden. Der Badeort hat etwas über 2000 Einwohner und ist zwei Wegstunden von der eigentlichen Stadt Trentschin ent fernt. die am linken Ufer der Waag liegt, viel aröker ist und mit ihren Schloßruinen ein beliebtes Ausflugsziel bildet. Auch hier herrscht im Umkreis ein trachtensrobcs Bild, und die Frauen tragen einigen Ortes lange weihe Tücher als flattern den Kopfschmuck. Ein anderes slowakisches Bad Ist das von Sliatsch. Es liegt im Norden des Landes, eine kleine Strecke von der Waag entfernt und umvelt malerischer Höhen. Warme, kohlen säurehaltige Quellen bis zu 10 Grad entsvrinqen hier, die un mittelbar In die Bassins einströmen. Rückenmarksleidende. Herzkranke und Nervenleidende suchen hier Gesunduna. Ma i spricht von wunderbaren Erfolgen, nnd nennt das Bad lehr gern das „slowakische Nauheim". Eine Stunde von hier liegt das bekannte Rosenberg, die Wirkungsstätte des im vorigen Jahr verstorbenen Slowakcnsührcrs Andreas Hlinka. Nicht west von Rosenberg wieder hat das Bad Lubochna einen guten Ruf erlangt. Dieses Bad aehört zum Bereich der Niederen Tatra und ist auch an der Waag gelegen. Seine Mineralquellen finden vor allem bei Anaemie und Chlorose Anwendung. In dem umliegenden Gebirge ist die slowakische Spihenklöppelel zu Hause, und In verschiedenen Orten, be sonders In Gabrez, Istebnö und Velka Palndz, sind die schönen slowakischen Holzkirchen zu sehen, deren Inneres so würde voll auggestattet Ist. Das In den letzten Jahren immer mehr bekannt gewordene Bad Luhacovtce liegt In der mährischen Slowakei. Es dient mit seinen Mineralquellen und Kohlesäurebädern der Heilung von Galle- und Nierenerkrankungen. Rachitis. Frauen leiden, Kehlkopferkrankungen usw. Auch Ruzbachq, das deutsche Rauschenbach, das wieder in der eigentlichen Slowakei liegt, ist sehr bekannt geworden. Hier gibt es warme Mineral quellen und Schlammauswürse, die ihrerseits gegen rheumatische und gichtische Leiden mit viel Ersolg Verwendung finden. Der Ort liegt ganz in würzigen Wäldern versteckt und hat seinen Namen von dem Rauschen der Quellen. Brunnen und Bäche erhalten. Wieder ein anderes Bad ist Ciz, wo die stärksten Iod-Bromquellen Europas sich befinden, und das wegen seiner Die Panzer, die in den Schlachte» des deutschen West heeres eine so entscheidende Rolle spielen, sind ausgesprochene Kinder des Motors, sie sind die kriegstcchnisch weitestgehend ausgenutzten Ergebnisse der Verbrcnnunaskrastmaschine und damit ganz Erzeugnisse unserer Zeit. Ihre Anfänge gehen denn auch kaum 30 Jahre zurück. Trotzdem ist der Gedanke des Kriegswagcns, der im Schutze seiner Wehr die Kämpfenden gegen den Feind führt, schon einige Jahrhunderte alt. Ja die Bemühungen und Gedanken erfinderischer Köpfe um einen selbstfahrenden, nicht von Pferden gezogenen Wagen erhielten gerade von der Idee des Kampfwagens her immer neue An triebe; denn es versteht sich, daß ein solches Fahrzeug nicht wie ein anderes durch die jeder seindlichen Einwirkung schutz los ausgesetzten Pferde bewegt werden konnte. Deshalb verlegten die .,Konstrukteure" dieser Wagen den Antrieb nach innen und machten ihn zu einem Schrauben- oder Kurbelantrieb, wobei auch das Tretrad eine Rolle spielte. Die Abbildung eines Kriegswagens, den Berthold Holzschuher 1558 beschrieben, aber wohl niemals gebaut hat. befindet sich im Germanischen Museum in Nürnberg. Es ist «in geivaltiges Ge fährt, vorn und hinten spitz zulaufend, mit vier Rädern, aus mächtigen Holzbalken znsammengesügt. in die nur schmale Schießscharten eingelassen sind. Mit stolzen Fahnen bekrönt fährt dieser Wagen, Verderben speiend, gegen das feindliche Heer, das mit seinen Reitern und Fußtruppen nichts gegen ihn ausrickten kann Die nächste Nachricht von einem Kriegsmagen erreicht uns aus einer genau 100 Jahre späteren Zeit. Da erzählt ein weit gereister Mann in einem Buch, das die Wunder der Natur und der Kunst beschreibt, von einem mccizanischen Wagen, den er in Rom gesehen hat. Es ist ein Kriegswagen für 100 Mann, den ein belgischer Maler erfunden hat. Aber er lief nicht einmal im leeren Zustand. Trotzdem habe der Erfinder das Fahrzeug den Maltesern für ihren Kampf gegen die Türken angeboten. Ein Erfolg dürste diesem ersten praktischen Versuch nicht be schicken gewesen sein. Wieder 100 Jahre später findet man den Entwurf eines mechanischen Geschützwagcns; er stammt von Gabriel Bodenehr und zeigt einen Kriegswagen, der durch Handkurbclantrieb be» wegt werden soll und der nun nicht bloß Soldaten und Ge» wehre, sondern auch Geschütze mit sich sichren soll. Aber auch dieser Wagen blieb aus dem Papier, und so erging es allen ähnlichen Ideen und Plänen, die vor dem Kraftfahrzeug auf kamen. Erst der Motor hat den Kricgsw.rgen zum Leben und zur Wirklichkeit erweckt. Die ersten Konstruktionen motorisierter Panzerwagen ent» stammen dem Jahre 1011 rind sind ans einen österreichisch-un garischen Offizier namens Burstyn zurück,zusühren Tie Pläne fanden zrvar nicht die Zustimmung des Krieqsininistcriums in Wien, doch wurde die Idee bald daraus scharr in England auf- gegrisfcn. Im Weltkrieg wurden Tanks von beiden Seilen gebaut und im Frühjahr 1017 znm ersten Male eingesetzt. Jin April vernichteten die deutschen Truppen im Stellungskrieg in Frankreich die ersten französischen Tanks. Zur ersten großen Panzerschlacht kam es im November 1017 bei Camkrai. ivo die Franzosen über 300 französisch britische Tanks einsetzten, von denen die Deutschen über 100 vernichteten. Ter Einbruch des Feindes in die deutschen Stellungen war zwar beträchtlich, in dessen kam der Gegner durch den über Erwarten großen Zer« störungserfolg der deutschen Truppen nicht dazu, diese-? Er gebnis auszunutzcn. Wirkungsvoller war ein Panzcrongriss. den die 1. eng lische Armee im August 1018 gegen die deutschen Stellungen vortrug und bei dein sic 130 Tanks cinsetztc. Ter Ersolg sprach endgültig für die Panzcrwasfc, deren Bedeutung schon damals so cingeschätzt wurde, daß man Deutschland im Versailler Dik tat verbot, eine eigene Panzcrwasfc zu halten. Jahr um Jahr mußte die deutsche Wehrmacht mit Attrapven operieren, bis die wicdcrgcwonncne Wchrsrciheit ihr eine Panzcrwafse bescherte, die nun alle Zwischenstufen der Entwicklung übersprang und sogleich in einem dem fortgeschrittenen Stand der Technik ent sprechenden Stadium ihren Anfang nahm. Was das für ein Stand ist. lassen die Erfolge deutlich erkennen, die unsere Pan- zerwaffc im Zusammenwirken mit anderen Waffengattungen beschicken sind. „Ein freundlich«- PrSstch«n!" / Wir Menschen von heute mit dem ausgeprägten Wirklich- kcilssin» sind leicht geneigt, über Giaubcn und Brauch unserer Vorfahren, die alles mit dem Zauber der Poesie und des Geheimnisvollen umgaben, oder mit abergläubischen Kräften in Zusamenhang zu bringen suchten, zu lächeln. Aber es ist vielfach nur eine dünne Wand, die das magische Denken und Handeln des Primitiven von dem des Menschen von heute trennt, ob er nun bewußt oder unbewußt auf sein abwehr zauberisches Maskottchen schwört oder lein Glück mit den Sterncnmächten untrüglich verbunden wähnt. Wer ahnt wohl nur einen Schimmer von Aberglauben darin, wenn uns jemand beim Niesen ein freundliches „Zur Gesundheit" bietet? Die Gelehrten bezeichnen das Niesen als ein stoßartiges Ausalmen durch Nase und Mund, das ausaelöst wird durch Reize aus die Schleimhaut und das der Entsernung des verursachten Reizes, wie Staub, Schleim und anderer Fremdkörper diene. Mit solch profaner Weisheit haben sich unsere Vorfahren aber nicht zufrieden gegeben, erst recht nicht die Menschen der An tike. Sie sahen im Niesen viel mehr als den Vorboten eines lästigen Schnupfens, sondern eine glückverheißende Vorbedeu tung oder eine warnende Stimme überirdischer Mächte. Die Lehre von den reslcktorischen Körperbewegungen und den einzelnen Merkzeichen des menschlichen Leibes und ihrer Bedeutung ivar im griechisch-römischen Aberglauben ge radezu zu einer Asterweisheit ausgebildet und in der sogenann ten „Zuckungsliteratur" niedergelegt worden. Götter und Göttinnen, die menschliche Lcbenszustände darstellcn und ab wehren sollten, gab es Hunderte. Wie alle Krankheiten galt auch das Niesen als Ausfluß dämonischen Wesens und nicht als belanglose Aeußerlichkeit. Es ivar allgemeiner Glaube, daß beim Niesen höchste Zauberkraft sich entfalte, bei der etivas Dämonisches aus dem Menschen entfahre. Deshalb brauchten die Griechen dabei den Heilwunsch: „Zeus helfe!" Ja, es war sogar mit einer Gloriole des Göttlichen umwoben, wie Aristo teles ausdrücklich sagt: „Wir halten das Niesen für etwas Göttliches." Deshalb mußten auch — wie uns Plinius berichtet die Höflinge des Kaisers Tiberius, wen» er nieste, eine reli giöse Höslichkeitsformcl sprechen. Schönen Frauen gegenüber galt der Glückwunsch: „Die Liebesgötter haben bei ihrer Gc- brnt geniest" als eine Schmeichelei und Anerkennung, und Theokrit berichtet, daß junge Mädchen in der Heimat Helenas dem freienden Menelaus den Wunsch mitgabcn: „Glücklicher Bräutigam, kommst du nach Sfwrta, so niese dir jemand wohl- tätig zu." Piutnrch behaupte! sogar: „Was der Puls für den Mensche» bedeutet, ist jür die Seele das Niesen." Heute lebt dieser alte Brauch weiter in dem Glückwunsch beim Niesen: „Gott Helf' euch!", der vielfach durch das prosa ische ..Prosit" oder „Zur Gesundheit" verdrängt ist. Diese Auffassung vom Niesen geht zurück in die Ur anfänge der Menschheit, und es ist gemeinsamer Glaube aller Völker, daß das Niesen irgendwie mit Geistern in Zusam menhang stehe- In den alten heiligen Büchern der Perser — im Zent-Avista —, die die Anhänger des Zarathustra etwa 500 Jahre v. Ehr. nach den Lehren ihres Meisters zusammen stellten, wird schon geraten, durch Wünsche für die Gesundheit des Niesenden die bösen Geister Z» bannen. Aehnlich denken heute noch Naturvölker. Niest ein Zuiukasfer, so rnit er aus: „Nun bin ich gesegnet; -er Ahnengcist ist in mir. Ich eile, ihn zu preisen; denn er veranlaßt mich, zu niesen." Es nwr diese Sitte des Glückwunsches beim Niesen in Deutschland einmal sehr tief eingedrungcn. Das beweist di» Tatsache, daß noch am Ende des 18. Jahrhundert« in ganz Kursachsen der Zauberspruch für die Bedeutung des Niesen» auf nüchternen Magen galt: „Sonntags: eingeschränkt! Mon tags: was geschenkt! Dienstags: viel gekränkt! Mittwochs: zurücke gehn! Donnerstags: was Liebes sehn! Freitags: gewiß gelacht! Samstags: ausgemacht! lausgezankt). Das Niesen galt auch als Orakel und hatte prophetische Bedeutung. So soll Niesen in der ersten Hälfte des Tages Glück, in der zweiten Hälfte Unglück bedeuten, links vernom men unheilvolles, rechts glückverheißendes Zeichen sein. Das war auch der Grund, warum neben der ursprünglichen aber-
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