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«nüil ikrvn V«1vr U«r^eU« k«Iu>SrtM 85. Fortsetzung. Aber ln der Heimat dachte keiner mehr an sie außer dem alten Jakob, wenn er noch lebte. Die Großmutter schrieb nicht, Frieder hatte sie vergessen. Das tat oft bitter weh. Aber setzt wollte sie nicht daran denken, sie war doch glück« ltch, endlich den geliebten Vater wieder zu haben. Wie war er sich gleich geblieben! So hatte sie sein Antlitz in Erinnerung behalten. Zug für Zug! Das klare, offene Auge, die kühn geschwungene Nase, der frohe, oft zu Scherz ge neigte Mund, das Kinn, das die Energie seines Wesens verriet. Immer wieder griff seine Hand nach Amaryll, immer wieder mußte er sich von neuem versichern, daß er nicht ge träumt, daß sie wahr und wahrhaftig neben ihm ritt. Sein Mädel, das den Ring des Glücks nun um ihn schloß! Eö war spät am Abend. Im weißen Hauö am See waren die Lichter erloschen. Der Himmel aber hatte tausende von Kerzen angesteckt, die ihr funkelndes Golo über den See ergossen. Sein Spiegel lag ruhig, als hätte nie eine Welle ihn ge trübt. Die Rosen, an denen der Sturm gerüttelt, dufteten in wunderbarer Süße. Lkngg ging mit seinem Mädel durch den Garten. Er hatte den Arm um Amaryll gelegt. Noch immer war es ihnen wie «kn Wunder, daß sie sich gefunden hatten. Schon eine ganze Weile wanderten sie schweigend den Kies weg, der zum See führte, auf und ab. Es war die große Stille über sie gekommen, die meistens starken Erschütte rungen zu folgen pflegt. In dieser Stille aber kam eine Stimme zu dem Mädchen. Sie schien ihr fern und doch nahe vertraut. Sie horchte auf diese Stimme ... Ihr Auge hob sich zu den Sternen, die den Himmel in ihr Leuchten tauchten. Und ein anderer Abend wurde in ihrem Herzen lebendig. ES flammten nicht diese warnten, glutvollen Lichter über ihr. Kalt war die Nacht und frostklar gewesen. Die Mutter hatte wieder einen Ihrer bösen Herzkrämpfe bekommen und rang um Luft. Da hatte sie daö Fenster geöffnet. Und der Glanz des Himmels war zu ihnen in den Raum gedrungen. In dieser Nacht hatte Frau Annerose ihrem Kind von khrer Liebe und von ihrem Leid gesprochen, weil sie fühlte, daß sie nicht mehr lange Gast auf der Erde sein würde. Ihre Stimme war es, die aus der ewigen Ferne zu ihr drang ... Leise fächelte der Wind durch die Baumkronen. Sein Lied war sanft wie der Frieden, der sich über die Land schaft gebreitet hatte. Und Amaryll erzählte dein aufhorchenden Mann von der Mutter, von jener Nacht, da sie ihr Auftrag gab, ihn zu bitten, ihrer versöhnt zu gedenken. Als sie geendet, nahm Lingg den Kopf seines Kindes in seine Hände und küßte die Augen: „Ich habe ihr nie gezürnt. Denn sie hat dich mir geschenkt. Aber ich danke der Toten auch dafür, daß sie die Kraft ge funden hat, die letzte Bitte, die ich an sie richtete, zu erfüllen, m dir die Erinnerung an den Vater lebendig zu erhalten." Lautes Denken 17 Jahre hindurch war Arthur Low aus Gloucester stumm gewesen. Er hatte eine» Unsall erlitten, als dessen Folge er die Epraci)e und das Gehör verlor. Vor kurzem nun kuhr er mit der Eisenbahn und las die Zeitung. Plötzlich erschraken die Mitreisenden, denn er rief den Inhalt der Zeitnng mit Stenior- stimme in das Abteil hinein. Er las mit ganz ruhiger Miene, aber in dröhnendem Ton die Zeitung und gab dazu auch Kom mentare. Das rätselhafte Verhalten Arthur Lows wurde erst geklärt, als man ihm sagte, er möge den Inhalt der Lektüre für sich behalten — Ermahnungen, auf die er nicht reagierte, da er nichts hörte. Er hatte nicht gemerkt, dah er wieder spre chen konnte und hatte auch keine Kontrolle über seine Stimm bänder. Nun hofft er, eines Tages auch das Gehör miedcr- zubekommen. wie man Professor wird Emil Fischer, der berühmte Chemiker, erzählte in sei nen Lebenscrinnerungen, die erst nach seinem Tode erschienen, sehr humorvoll, was für eine Prüfung er bestehen mutzte, um Professor ln Würzburg zu werden. Er hatte damals seine Pro fessur in Erlangen aufgeben müssen, weil er sich eine heilige Bronchitis zugezogen hatte und zu deren Ausheilung längere Zeit auf Urlaub war. Als man nun in Würzburg einen Pro fessor für Chemie suchte, da wurde die Nachricht verbreitet, Fischer sei ein kranker Mann und komme nicht in Betracht. Der Zoologe Prof. Semper aber, -er bei der Berufung eine wichtige Stimme hatte, wollte sich doch erst von dem Gesund heitszustand des als tüchtig gerühmten Mannes überzeugen und bat ihn um eine Zusammenkunft ln Heidelberg. Bei seiner Prüfung ging er sehr vorsichtig zu Werke. „Als später in Würz burg die Sache ruchbar wurde", berichtete Fischer weiter, „er zählten sich die Leute dort, man habe mich von einem Tierarzt untersuchen lassen. Genug. Semper machte den Vorschlag, einen Spaziergang zum Schloß zu unternehmen. Obwohl er viel älter war als Ich, schlug er absichtlich einen raschen Schritt an, so dah er ganz atemlos oben ankam, während ich, an das Bergsteigen damals gewöhnt, mich bei dem Tempo sehr behaglich süblte. Dann kam die zweite Probe; Semper schlug vor, eine Flasche Sekt zu trinken. Auch das war mir nicht unsympathisch. Der Erfolg dieses Frühstücks war dann auch, wie man erwarten konnte, eine leichte Betrunkenheit des älteren Herrn ohne Mit- leidenschast des jüngeren Kollegen. Das Examen mar bestan den." Nach diesen Leistungen wurde Fischer Professor in Würz burg. Bart oder nicht Bart... Immer wieder kommt eine lebl-afte Diskussion darüber in Gang, ob der Soldat einen Bart tragen soll oder nicht. In Frankreich hat man sich offenbar für den Bart entschieden, teils, weil die Rasierseise fehlte, teils, weil die Poilus ojscnbar zu bequem waren, sich rcgelmähig mit einem Rasiermesser das Kinn zu bearbeiten. Aber es soll, abgesehen von der Bequem lichkeit, auch noch andere Gesichtspunkte geben, um die Berech tigung des Barttragens nachzuweiscn. Es ivaren belgische Mili tärärzte, die behaupteten, datz Menschen, und vor allem Sol daten, mit einem Kinnbart oder Dollbart, also mit einem rich tigen Jutzsach, viel weniger Erkältungskrankheiten ausgesetzt Strich nicht Hr Wind über sie beide hin wie ein Mantel, der sie elnhüllen wollte? Flog nicht über ihren Köpfen eine weiße leichte Wolke? Stand nicht ein drittes Wesen, einem Schatten gleich, aber doch körperlich nahe, neben ihnen? Lingg war erschüttert von der großen Liebe dieser Frau, die nur einen falschen Weg gegangen war. Ihr Bild, im Lauf der Jahre matt geworden, stieg schlackenfrei jetzt vor ihm auf. Und er war froh darüber ... Alles auf den Steg!" dirigierte Peter. , Und jetzt eins, zwei, drei — los!" Kopfüber stürzten die vier ins Wasser und schwammen los. Schon von Anfang an war Amaryll eine Armlänge voraus. Diesmal, wo es galt, dem Vater ihr Können zu zeigen, gab sie den Sieg nicht aus den Händen. Zu Dieter hatten sich noch Sepp und Männle gesellt. Sie mußten auch sehen, wer gewann. Die Mutter hatte ihnen Blumensträuße in die Hand gedrückt. „Für den Sieger oder die Siegerin!" Jetzt standen sie da, alle Muskeln gespannt, damit ihnen nichts von dein Kampf auf dem Wasser entgehe. Sindinger war bereits zurückgeblieben. Ganz ruhig und langsam schwamm er. DaS Bild, das dieser Morgen bot, war zu schön, um nicht aufgenou.. 1 werden. Zudem wollte er diesen Tag, den er sich selbst geschenkt, genießen bis zur letzten Stunde. Am nächsten Morgen um diese Zeit ritten sie, Peter und er, schon wieder tiefer in daö Waldland hinein, der heimatlichen Hazienda zu. Aber sein Junge hielt sich tapfer neben dem Mädchen, dessen Körper gertenschlank durch daö Wasser glitt. Nicht eine Bewegung an ihr verriet Hast. Und Peter machte eö ebenso. Es war nicht mehr weit bis zum Ziel, das sie ausgemacht hatten, eine zweite Siedlung längs des UferS. Amaryll kehrte als erste um und legte nun Tempo zu. Mit kräftigen Stößen schnellte sie vorwärts und erreichte um zwanzig Meter vor Peter daö Ufer. Sepp und Männle standen kerzengerade, alö sie frisch wie eine Nymphe aus dem Wasser stieg: „Der Siegerin!" Und reichten ihr die Blumensträuße zu. Da mußte sie herzlich lachen über die drolligen Kerle und gab jedem einen Kuß. Dieter aber machte eine Verbeugung: „Ich gratuliere", sagte er ernst. Ihm imponierte diese Leistung gewaltig. „Du wirst es ebenso lernen", versicherte sie. „Schau nur Peter an, der hat es auch noch nicht gekonnt." „Donnerwetter, Mädel", Lingg kam ziemlich atemlos heran- gesclnvommen. „Hast mir die Puste weggeblasen. Wo hast du denn daö gelernt?" „Frieder Reinhold, der Försterösohn auö der Nachbarschaft, ist im Sommer täglich mit mir über den See daheim ge schwommen. Wir ivaren fast hmner zusammen, wenn ich nickt auf dem Rosenhof sein mußte. Aber jetzt hat er mich vergessen ..." EinSchatten trübte für einen Augenblick ihr fröhliches Gesicht. Sindinger, der auch zurückgekommen war, horchte auf. sind als andere Personen. Außerdem aber wird behauptet, die Körpcrkrüftc von bärtigen Männern entwickelten sich besser und ganz allgemein sei das gesundheitliche Befinden bei Män nern besser, deren Gesicht von einer hcblichcn Menge Haare verziert sei. Das hänge zusammen mit der Ausnahme von Sauerstoff aus der Lust durch die Barthaare und mit der Ver arbeitung von Hormonen im Körper, die sonst benötigt würden, um den dauernd abgeschnillcnen Bart wieder zum Hervor- sprietzen zu bringen. Man wird nun bald Gelegenheit haben, diese Theorien zu prüfen. Denn zur Zeit sind nicht weniger als vier Expeditionen im hohen Norden und im tiefsten Süden unterwegs, deren Mitglieder sich lange Bärte wachsen lassen müssen, weil keinerlei Rasiermesser und Scheren mitgcführt werden dürfen, da sie magnetische Untersuchungen vornehmen. Es wurden also nur Männer mit Bart oder solche mit dem Entschluß, sich einen Bart stehen zu lassen, mitgenommen. Bart oder nicht Bart sind ost Kampfrufe in der Geschichte Europas gewesen. Noch vor hundert Jahren gab cs in Europa eine An zahl Verfügungen, wonach es z. B. im Süden Curiums jungen Leuten verboten ivar, sich einen Bart wachsen zu lassen. In Rußland hat kein Geringerer als Peter der Grotze im Jahre 1705 in einer Zeit grotze» Geldmangels die Bärte mit einer „Seit ich auf der Farm am Rancosee bin, hat er mir nicht mehr geschrieben, obwohl ich ihn gebeten, mir eure Adresse auf dem Umweg über Holzenhagen mitznteilen." „Vielleicht hat er deinen Brief nickt bekommen? Post geht hier noch viel verloren", begütigte Lingg. „Ich habe ihm, als ich wegging, versprechen müssen, alle vier Wochen zu schreiben, ich habe eS getan bis vor einem Vierteljahr, da unterließ ich es, weil ich es nicht mehr für richtig fand, wenn er keine Zeit zur Antwort hatte." „Karner hätte ihm bestimmt unsere Adresse gegeben. Schad« um die Zeit, die verlorenging. Heute machen wir uns einen schönen Tag", setzte Lingg dann hinzu. „Wir müssen deine Heimkehr feiern. Gestern waren wir dazu noch nicht fähig. Kommt zur Mutter, Jungens, und helft ihr! Sie hat uns Rucksäcke für eine Boot fahrt gepackt. Herr Sindinger kommt mit mir, das Schifflein, das wir mW selbst gezimmert haben, flott zu macken." Eine Stunde später fuhr rin schlankes weißes Boot den Llanquihuesee hinauf. Sie kommen an dunklen Wäldern, an blumigen Gärten und stillen, verträumten Häusern vorbei. Grüne Hügel werfen ihre Schatten, Rinder weideten oder lagen beschaulich im GraS. Der Oscrno entstieg der Flut, erst von Bäumen umgürtct, später ein schillernder blauer und grüner Glanz, der von dem Eise auöströmte, das ihn beherrscht. Über seiner gewaltigen Kuppe strahlte ein Himmel, so blau wie die Lagune, in die er seine Wurzeln senkte. Der Calbuce aber dampfte wie am vergangenen Tag. Sein« Wasserfahnen schwangen sich hoch und zogen vom See ab wärts in die Ferne. „Wir haben schon einmal seinen Ausbruch erlebt", erzählte Lingg, „eö war furchtbar. Der See stöhnte, Finsternis lag über dem Land, alö käme der Weltuntergang. Ihr könnt noch die Spuren der Verwüstung sehen, die er angericktet hat. Aber ohne ihn fehlte dem See der zweite großartige Abschluß." An einer waldfreien Uferstelle landeten sie. „Hier wird Mittag gehalten", befahl Lingg. Alle waren damit einverstanden. Eine Schar Wildgänse überflog den Lagerplatz. Silberne Reiher zogen ihre Kreise über dem Wasser. Die Rucksäcke wurden auögcpackt. Silvia verteilte die mit genommenen Speisen. Ja, sogar Wein war auf dem Schiff versteckt. Dieter und Peter durften ihn holen und di« Gläser dazu. „Zu einem richtigen Fest gehört er!" Sepp Hallstein goß «in. Dann hob Lingg sein Glas und hielt eö Amaryll entgegen: „Auf ein recht frohes und glückliches Beisammensein, Mädel!" Jeder wollte nun zuerst mit ihr anstoßen, sie hatte gerade zu tun, um keinen zu übersehen. Die Liebe, die ihr entgegengebracht wurde, beglückte sie. Es war schön, zu wissen, daß man einer Familie zugehörte und nicht wie bisher sich mehr fremd wie zu Hause auf heimat lichem Boden fühlte. Dennoch wurde sie ein letztes wehes Gefühl nicht los. Sie konnte eö nicht nennen, wußte nicht, woher eö kam und weshalb es sie immer wieder, wenn sie glaubte, völlig glücklich zu sein, überfiel. Aber sie kämpfte eö nieder. Niemand sollte etwas davon merken. lFortsetzimg folatt SWW—SM-SMSV—MW——W—— Steuer belegt. Er sanierte aus diese Weise die Staatskassen. In Japan sind heute die Bärte säst vollkommen verschwunden. Nur noch ganz alte Männer sind den sogenannten Ballgesell schaften angeschlosscn und lassen ihren Bart zu Rckorülängen wachsen. In der ganzen zivilisierten Welt zieht man heute das sauber rasierte und smarte Gesicht ohne Barlhaar enlschie» den dem Kopf mit dem Fußsack vor. Alle gezeichnet An der amerikanischen Küste gab cs immer sogenannte Starsischc, die sich durch ihre schöne Farbe, aber auch durch ihren Nutzen für die Ernährung des Menschen auszeichncten. Nun aber befürchtete man kürzlich eine Ausrottung der Star fische und wollte wenigstens jene Gegenden schützen, wo diese Fische zu laichen pflegten. Zu diesem Zweck Kat man 10 800 Starsischc blau gefärbt und ausgesetzt und versucht nun, mit besonderen Booten und Netzen diesen gefärbten Fischen nach zusetzen. Ob es gelingt, die Laichgründe zu linden, ist aller dings noch fraglich, nachdem bei den Walen seit vielen Jahren alle Ermittlungen ähnlicher Art schlgeschlage» sind. Der neue Hut von Helga Raders Endlich einmal Schönwetter! Nach all den trübselig sencl>- tcn Tagen hatte man schon sehnsüchtig auf ei» nxnig Sonnen schein gewartet. Ich ganz besonders. War ich doch daraus ver- picht. meinen neuen Hut spazieren zu sichren. Jahrelang war mir das Mißgeschick widerfahren, immer, wenn ich zur Eröffnung de« Saison meine Neuerwerbung durch die Gegend trug, von Hagellcicauern überrascht zu werden, zu mindest aber doch in einen luftigen Regenguß zu kommen Aus diese Weise mar der Schmelz des köstlichen Gebildes stets schon am ersten Tage dahin. Diesmal sollte es mir aber nicht wieder passieren — ich war entschlossen, den neuen Hut nur bei strahlendem Sonnen glanz auszusühren. Bedurfte doch die soeben erstandene Kovs- bedeckung ganz besonderer Pflege und Schonung. Ein weißer Filzhut — der Traum meiner Kindertage hatte sich erfüllt. Nun war endlich Mode geworden, ivas ich ein Menschenalter hindurch als kleidsam vorausgeahnt. In sanfter Rundung umrahmte die feichtgcschnmngene Krempe gar lieblich mein Gesicht — günstig das Mißliche ver bergend ließ der kühne Bogen mehr ahnen, als dalnntcr ver steckt ivar. Ein wahres Wunder, dieser Hut, schlicht, schick, vornehm und schmeichlerisch! Stolz erhob Ich mein silzgekröntes Haupt und zog rüstig dahin. Wolken segelten am blauen Himmel und daß auch sic es eilig hatten, mit ihrem weißen Schimmer zu prunken, zeigte die leichte Brise, die neckend durch die Straßen fegte. So ganz fest satz der neue Hut scheinbar nicht — er schivankt« und be zeugte einige Male bedenkliche Neigung, davon zu flattern. Plötzlich an einer zugigen Ecke, ritz ein launiger Windstotz er ¬ barmungslos de» weißen Filz von meinem Kopfe und trudelt« ihn lustig vor sich her die Straße hinunter. Entsetzt schrie ich um Hilfe! Die Leute blieben stehen und — wohl behütet von ihren Bedeckungen — sahen sie inter essiert dem vor ihren Augen dalnnrollcnden Schauspiel zu. Im sicheren Schutz seßhafter Hüte war es sa auch höchst vergnüglich, dem Spiclball der Winde auf seiner Irrfahrt nachzublicken Es fehlte nur noch, daß die liebe» Nächsten auf den kleinen Wild fang Wetten abgeschlossen hätten. Die meisten lächelten verständnisvoll, machten aber kei nerlei Anstalten, den Flüchtling zu halten. Jeder iah ihn. alle ließen ihn laufen, keiner rührte auch nur einen Finger — die richtige Verbrecherjagd! Da — ein mutvoll unerschrockener Mann setzte dem Aus reißer nach — voll Hast folgte er dem kullernden Etwas — schon hatte er es erreicht — griff zu — tappte ins Leere — weiter hüpfte das fliehende Hütchen. Der hilfreiche Geist, nun von sportlichem Ehrgeiz gepackt, sprang ihm nach — Hopps — ein schneller Schritt und mit wuchtigem Tritt hielt er trium phierend mit seinem schweren Stiesel meinen weichen weißen Filz am Boden fest. Strahlend vor Glück überaab er mir das vollkommen ver schmutzte und zerschundens Gebilde. Es gibt noch Kavalier«? Gerührt dankte ich dem Retter — war der Hut auch futsch — die Tat allein gilt — die macht de» Mann und nicht der Hut! Hauptschrlftleiter: Georg Winkel: Stellvertreter: Dr. Gerhard Desezgk; Verlags- und Anzeigenletter: Theodor Winkel, siimtlich Dresden. Druck und Verlag: Germania Buchdruckerei u. Verlag, Dresden, Polierstraß« 17. — Preisliste Nr. 4 ist gültig.