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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1940-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194006073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400607
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-06
- Tag 1940-06-07
-
Monat
1940-06
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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SSchstsche «olkszeltung Nummer 131. Seite S Freitag. 7. Juni 1949 ge- Der und um be- Da der sie, Und dann kam der Kommandant mit freudestrahlendem heraus und rief der Menn« zu: „Unser allergnädigster hat einen glänzenden Sieg errungen". Darauf folgte die Verlesung des Schreibens: „Da es Gott gefallen, Meine Waffen dergestallt zu segnen, dah ich den 10. auf dem Marsche nach Ohlau bei dem anderthalb Virilen davon gelegenen Dorfe Mollwitz nach einer vierstündigen hitzigen Ba taille die Armee des Feldmarschalls v. Neipperg, ohnerachtet dieselbe an die 6000 Mann wenigstens stärker gewesen und fast dreimals soviel Cavallerie gehabt als die meinige, gänzlich in die Flucht zu schlagen, so datz sie sich mit Consusion und Hin terlassung von 4 Kanonen, vieler Equipage der Cavallerie und des Champ de bataille nach der Gegend von Neiße reteriren müssen, so sollet-Ihr von diesem glücklichen Evenement Meinen an deren auswärtigen Höfen subsistircnden Ministris Part geben." Männer und Frauen, vornehme Herren und gewöhnliche Ar beiter und setzten ihre Beine so rasch wie möglich in Bewegung, um jubelnd und jauchzend mit dem vom Straßcnkot bespritzten Siegesboten gleichen Schritt zu halten, der sein übermüdetes Pferd mit den Sporen zu letzter Krastanstrengung fortrih. Immer mehr schwoll der Zug an, immer lauter wurden die Rufe und Schreie, bis der ganze Zug vor der Kommandantur Halt machte. Hier sprang der Reiter vom Pferde und stürzte zum Kommandanten hinein, um ihm den inhaltsschweren Brief des Königs zu übergeben, während alles in höchster Spannung harrte. Antlitz König Henrica sie lu der Hand, als überlege sie, aber dann schob sie sie doch verschlossen weg. . Mohl hatte der Sturm manches in ihr zerbrochen, aber noch hielt der Stamm. Noch war sie sich und ihren Grundsätzen treu. Sie war die Herrin, sie hatte zu befehlen. Und wer da gegen stand, und war es das eigene Blut, mußte weichen. Wenn nur nicht die Nächte wärm! Sie war alt und durfte des Schlafes nicht mehr in dem früheren Maße, konnte kein schwerer Arbeitstag etwas daran ändern. In Nacht kamen die Gedanken wie Vögel und umkreisten daß sie an sich irre wurde. Für wen schaffte und arbeitete sie eigentlich? Für wen hielt sie den Hof? Sie hatte doch keinen Erben, der ihn übernehmen konnte. Amaryll galt nicht mehr, sie hatte sie aus ihrem Herzen ausgeschlossen. War das wirklich wahr? Verrieten die Nächte, kn denen sie schlaflos lag, nickt, daß ihr Herz oft wie sinnlos hämmerte, daß ihre Pulse flogen, nur weil die furchtbare Einsamkeit, nein, weil die Sehnsucht nach diesem einzigen Menschen, der ibreS Blutes war, alle anderen Gefühle übersckrie? Auch an diesem Tag, da der Oktoberhimmel sich blau über dem Rosenbof wölbte, ging sie, wie zerschlagen von einer schlaflosen Nacht, ihrem Tagwerk nach. ES war nicht so ruhig wie sonst auf dem Hofe. Der Leute hatte sich eine gewisse Aufregung bemächtigt, die auch Frau Henrica nicht entging. Doch hatte sie es immer so gehalten, nicht zu fragen, was sie unter sich verhandelten, sie wollt« keinen Klatsch. Also schritt sie auch seht an ihnen vorbei, doch warf sie einen strengen Blick auf die Säumigen. ,Aut Eure Arbeit", wollte sie sagen. Aber sie unterließ «S. Sie war zu müde zum Schelten! Da hörte sie plötzlich von dem Melker einen Namen nennen, der sic stutzig machte. „Sepp Hallstein." Dieser Name weckte Erinnerungen schmerzlichster Art. Sie hatte geglaubt, er wäre aus ihrem Leben gestrichen, de« Name, der einst in ihrem Herzen eingebrannt war. Die Narbe, die er hinterließ, spürte sie noch zuweilen. Nun war er wieder aufgetaucht. Ungewollt horchte ihr Ohr doch nach dem, was der Melker sagte. „Ja. Der Ettnerbauer hat es kurz vor seinem Tod standen, daß er den Bruder Hallsteins getötet habe." Frau Henrica hielt den Stock in zitternden Händen stützte sich mit der ihr noch verfügbaren Kraft darauf, nickt um zu fallen. Was hatte er gesagt? Der Ettnerbauer? Sie mußte mehr in Erfahrung bringen, aber wo? Lindenwirt fiel ihr ein. Bei ihm stieg sie immer ab, wenn sie aus der Stadt kam, da er ihr das Fleisch lieferte und sie dann stets die Reckmmg bet ihm beglich. Er würde ihr Aufschluß geben können. Jakob humpelte an ihr vorüber. „Laß einspanncn", rief sie ihm zu. „Ich muß in die Stadt." Er nickte. Nur noch ein paar Haare standen wie Stoppeln auf seinem Kopf. Der Mund war zahnlos. Jakob war auf dem Hof gut gelitten. Er sprang trotz seines Alters noch zu, wo er konnte. Erzählung von Hermann tinden Trotzdem ich also hinreichend ans Ueberraschungen vorkercitet schien, war-Die Wirklichkeit doch verbiüliend. Die Lagune schäumte fast zum Portal herein. Nur einige Meter Pilaster. Man stieg aus dem Bahnhof in die Gondel wie die grotzcn Leute von der Schiotztreppe in ihren Wagen steigen. Und da es schon Nacht war, die iichterlosen Paläste wie tote, majestä tische Schatten wirkten, stieg man auch gleichzeitig aus dem Alltag des Eisenbahnabteils in die ivellenumspülte Welt von Märchen, Sage, Abenteuer und grotzer Geschichte. Lange Zeit bin Ich nicht mehr gereist. Und jetzt ist der Heimatbahnhof, den man als Reisender flüchtig durcheilte, zum grohen Tröster geworden, zum Abenteuer des Alltags. Breit und wuchtig steht er am Anfang der Hauptstraße. Ein Gtobus auf dem Mitteldach deutet ihn als Tor zur Welt. Er ist nicht der einzige Bahnhof der Stadt, die noch viele andere Bahnhöfe hat, aber er ist der gröhte, wichiigste, der Hauptbahnhof. Seit jener Zeit, in der ich nicht mehr verreist bin, also gar keinen Grund habe, den Bahnhof auszusuchen, dringt er mit nie gekannter Gewalt in mein Bewußtsein. Sein Zauber, der mir erst in dieser Zeit in seiner ganzen Stärke und Man nigfaltigkeit offenbar geworden ist. übersteigt an Beständigkeit alle anderen Lockungen der Stadt, die eine Großstadt ist. Was ist eln Caf.'-, ein Kino und auch ost sogar das Theater gegen einen Weltbahnhos? Mas ist die Uuterhaltnng des künstlichen Scheins gegen die dramatische Wirklichkeit eines Bahnhofs mit 25 Bahnsteigen. Den geheimnisvolle» Zauber des Bahnhofs zu ergründen und zu erfassen, mußte erst jene Zeit siir mich kommen, wo ich den Bahnhof nicht als Reisender, sondern als Zusämuer betraf, also als ei» Mensch, der Zeit hat znm Schauen. Und erst da sah ich das Gesicht des Bahnhofs, dieses seltsame von Rauch und Funken und Lichtern überwehte, alte und doch ewig junge Gesicht. Schnell kam es so weit, datz ich den Bahnhof täglich besuchte. Jeder Besuch brachte neue Entdeckungen. Zuerst widmete ich meine ganze Aufmerksamkeit den Zü ge», besonders den Lokomotiven, die ich prächtig und vcr- chrungswiirdig sand in Ihrer gesammelten Kraft und ihren geivaltigen Formen. Ich kaufte niir eine Bahnsteigkarte und ging den Bahnsteig entlang, ganz weit über die Halle hinaus, soweit es möglich war. Ich wollte das Kommen des Zuges hören, bevor er sicht bar wurde: Dieses zuerst fast gesanghafte leise Rauschen aus der Ferne, das anschmoll, nähcrkam und brausender wurde, das Auftauchen des Zuges, der schwarzen Wagenrclhc, von dicken, iveitzen Dampswolkcn umwogt. Wenn die gewaltige, keuchende, schwitzende Lokomotive dann plötzlich stillstand, auf Wie fröhliche Segel zogen Lämmerwolken über den herbst lichen Himmel. Sie warfen ihren Schatten auf den Spiegel des Sees, der ruhig inmitten der gemähten Wicsrnhügel lag. Kein Boot zog wie früher seine Kreise auf dem Wasser. Keine Helle Stimme schwang sich wie Glockenton über das Ufer hinüber zu dem Herrenhaus, das in einem Park, von Bäumen beschattet, im Mittagöftieden lag. Im Rosenhof ging eine alte verbitterte Frau durch die Räume, durch Scheunen und Ställe schritt sie, während sie den Stock stets vorsichtig vor sich auf den Boden setzte. Eineinhalb Jahre waren vergangen, seit Amaryll daö Haus verließ. Erst hatte Frau Henrica sich in den Schinerz ver bissen, daß ihr die Enkelin das angetan hatte. Tagelang hatte ske niemand sehen wollen. Eö war, als hätte ein Sturm an der alten knorrigen Eiche gerüttelt und sie auö dem Gleich gewicht gebracht. Körperlich und auch seelisch wurde sie nicht mehr die alte. Ntw Briefe, die kamen und die zierliche Handschrift der En kelin verrieten, wurden ebensowenig geöffnet wie seinerzeit die ihres Vaterö. Sie lagen säuberlich, nach ihrer Ankunft ge- ordnet, in einer Kassette im Schreibtisch. Manchmal wog Frau HmsrM «uckl itirvnViUvr Itollwu ro» «»rgartt» kssbllörllb Zauber des Heimatbahnhofs Mit Bnhnhösc» ist es eigentümlich. Nicht der, für den sic erbaut sind, nicht der Reisende ist es, der sie durchforscht, erlebt, liebt, aufsucht um ihrer selbst willen, sondern der Daheim- bleibende, der Einheimische. Der Abreiscndc, der stets in der letzten Minute vor der Zugabfahrt gehetzt und nervös cintrifst, hat keine Zeit, sich dem Bahnhof zu widmen, und der Ankom mende nimmt sich keine Zeit — der Ankunftsort ist cs doch, der lockt. Meistens sind auch die Bahnhöfe danach, datz keine Lust auskommt, zu verweilen. Ich habe viele Bahnhöfe aufgesucht und verlassen, nicht anders als fast alle Reisenden, hastig und unaufmerksam, ge leitet von dem Drang, möglichst schnell das Zugabteil oder die Stadt zu erreichen. Der Bahnhof mit seinem Menschen gedränge, das Geschrei der Stimmen, die Zeitungskioske und Sveisewägclchen, der Auskunflsmann und die Gepäckträger, alles dieses mar zu gewohnt als Bild, um mich, den Reisenden, der andere Dinge im Kopf hatte, fesseln zu können. Wirklich überrascht haben mich nur zwei Bahnhöfe. Da fuhr ich einmal in ein waldiges, deutsches Gebirgs land. Der kleine Ruhrort, der mir angeraten war, lag zwischen riesigen Tannenwäldern in einem winzigen, wie von dem Wachstum der Bäume vergessenen Tal. Obwohl dieser Ort, der einzige im ganzen Umkreis, nur achtzehn Häuser zählte, hatte er einen Bahnhof, der allerdings ganz danach anssah. Er lag zwölf Kilometer vom Ort entfernt, am Rande des Wald- gebietcs. Als der Zug hielt, dachte ich erst, cs wäre ein Ver sehen, den» drantzen war nichts zu erblicken als ein kleines Häuschen, das ganz den einfachen Behausungen der Strecken wärter glich. Aber ich mußte ausstcigen, denn es >var der Bahn hof von M. Groß prahlten die schwarzen Buchstabe» aus der linken Seitcnwand der Backsteinhütte. Ein Beamter war da, der die bemerkenswerte Fähigkeit hatte, alle Fäden der Ver waltung in seiner Hand zu haben. Dicht hinter dem Hänschen begannen die Tannen, Millionen schwarzer Tannen. Als ich die Tannen sah und den merkwürdigen Operettenbahnhof, der Zug langsam durch die Schlucht in die Ferne rollte, packle mich der Anblick dieses Bahnhofes wie eine beklemmende Vision von Gefahr und Dcrwunschenhcit, aber ich ging doch rüstig die zwölf Kilometer Tannennmldung hinunter. Der andere Bahnhof mar der von Venedig. Ich kam nachts an. Ich hatte schon viele Bilder von Venedig gesehen, und die Eisenbahnfahrt durch die Alpen war lang genug ge wesen, um eindringlich darüber nacl-denken zu können, wieso man überlMipt mit der Eisenbahn in die Stadt der Gondeln fahren konnte. Immerzu hatte ich an den Bahnhof von Vene dig denken müssen, und als die Dunkelheit der Nacht den Anblick der Landscl-ast verhängte, dachte ich überhaupt an nichts anderes mehr als an -en Bahnhof der Wasferstadt. „Du fährst heute", befahl Frau Henrica noch. Dann ging sie inö Haus zurück. „Jch soll fahren?" Daö war lange nkcht mehr vorge- kommrn. Ob er es noch konnte? Jedenfalls mußte etwas Be sonderes vorgefallen sein, Frau Henrica tvar erregt gewesen« Das kannte er nicht an ihr. Er ging hinüber zur Scheune und gab den Befehl weite«« Kurz darauf stand der Wagen vor dem Hauöeingang. Frau Henrica kam schon, in warme Tücker gehüllt, di« Treppt herab. Sie stieg ein und lehnte sich weit ms Polster zurück. Jakob hatte den Platz deü Kutschers eingenommen. Dir Peitsche in der Hand, wartet« er auf ihr Abfahrtszeichen. ES kam nicht. Hatte sie es vergessen? Erstaunt drehte er sich um. Da schrak sie aus ihrer Versunkenheit. „Los", kam khr Befehl. Die beiden Füchse trabten zum Hoftor hinaus, der Bt- zlrksstraße zu, die nach der Stadt führte. Jakob hielt die Zügel und lenkte. ES war rin schöner Tag, herbstlich zwar, aber die Sonne wärmte doch seine gichtischen Glieder. Er freute sich daran und fuhr langsam. Frau Henrica merkte eö nicht. Sie tvar wieder völlig itt ihre Gedanken vertieft. Diese aber gingen den Weg bis in ihre Jugendzeit zurück. Ihr Herz hatte niemals Burger gehört, sondern Hallstein. Beide hatte sie gleichzeitig kennengelernt. Während Burger aber sofort für sie entflammte, schien Hallstein sie überhaupt nkcht zu sehen. Er hatte nur Augen für die zarte Maria Leister, die er dann auch ehelichte. In ihrem Zorn nahm sie Burger und wurde Herrin vom Rosenhof. Däs war immer noch besser als eine schöne, aber arme Schauspielerin zu sein. Sie hatte Hallstein aber nie vergessen, daß er sie übersehen hatte. Holzenhagen war ihr ein Dorn im Auge seit damals. Deshalb mied ske es und war empört, daß LIngg mit dem GutSnachbarn Freundschaft schloß. Als dann das Verbrecken an Michael .Hallstein ruchbar wurde, war sie eö, die den Ver dacht, der Sepp traf, unterstützte. Das war ihre Rache. Aber der Pfeil, dm sie auöschickte, war zu ihr zurückge kehrt. Hallsteins Tochter nahm ihrem Kind den Mann. Anne- rose zerbrach an ihrem Geschick. Spürte sie immer noch nicht, daß sie, die Mutter, die Schuld an diesem zerbrochenen Leben trug und nicht der Mann, der nur gehandelt hatte, wie er vor seiner Ehre ver antworten konnte? O ja, die schlaflosen Nächte rüttelten an ihrem Gewissen, waren unbarmherzig und fordernd. Dies war ein neuer Stein, der nun wie eine Last ihr .Her bedrücken würde, wenn der Schlaf sie floh. Sepp .Hallstein war kein Mörder. .Hat sie eS nicht gewußt, daß dieser Mann keine gemein« Tat begehen konnte? .Hatte nicht nur ihr Haß sie geblendet? Was aber wird die Folge der Aufklärung des Mordfalles sein? Kehrte Sepp Hallstein aus der freiwilligen Verbannung, die er sich aufgelegt hatte, zurück? Frau Henrica hatte seit damals, als Lkngg ihre Tochter ver ließ und Frontal als sein Abgesandter noch einmal zu einer Rücksprache ihr HauS betrat, nie mehr etwas von den Aus wanderern gehört. «Fortsetzung solpN 27. Fortsetzung. „Marei!" Erschrocken rief Karner nach dem Mädchen. Als sie kam, legte er seinen Arm wie schützend über ihr« Schulter: „Der Großvater ist von unö gegangen. Gib mir deine Hand, dann legen wir beide in die seine, ehe sie erkaltet. So segnet er unö, ehe seine Seele in die Ewigkeit entflohen. Und es war, als Karner mit dem Mädchen vor dem Toten stand, als ginge über das harte kantige Gesicht ein erlösenoer ,8ug. Hatte die Seele noch die Kraft gehabt, diese Gewißheit -"aufzunehmen, daß daö geliebte Enkelkind geborgen war? Er hatte sich ost km Leben gesorgt, waö mit ihr werden würde, wenn er einst von hinnen mußte. Karner wollte es ihm noch sagen, aber die Beichte deö Bauern hatte ihn im Augenblick mehr verstört, als er ge glaubt hatte. Marei schluchzte bitterlich. Aber ihrem Schinerz fehlte doch die verzweifelte Klage, die er gehabt hätte, wenn Karner nicht Ihre Hand mit der seinen in die deö Großvaters gelegt hätte. Er hob sie auf, trocknete die Tränen, die ihre Augen bren nen machten. Und nun sah er eö wieder: Die Hallstetnschen Augen. Ske waren eö gewesen, die ihn zuerst kn ihren Bann ge zogen hatten, an ihnen war er hängen geblieben. Waren SilvlaS Sterne auch dunkler, ernster und voll eines reiferen Wissens gewesen, sie hatten doch dem Vater geglichen wie dlese hier. Er küßte Mareis Augen. Und gelobte sich, getreu über dem jungen aufblühenden Menschenkind zu wachen und sein Leben mit Liebe und Güte zu beschenken. 25000 Dollar Schadenersatz für ein vertauschtes Baby Vor dem Gericht von Los Angeles steht jetzt ein Fall zur Verhandlung, der schon seit einiger Zeit die amerikanische Oefsentllchkclt beschäftigt und zu lebhasten Erörterungen ge führt hat, da er auf merkwürdige Zustände in manchen Kran kenhäusern schlichen läßt. Mrs. Frances Mahoney hat das städtische Krankenhaus auf eine Entschädigung von 25 000 Dollar verklagt, weil ihr für ihr dort geborenes Kind immer wieder ein anderes untergeschoben ist, das sic durchaus nicht als Ihr eigenes anerkennen konnte, so datz sie glaubt, ihr Kind endgültig verloren zu haben. Im vorigen September gab sie in dem Hospital einem Kinde das Leben, und in der Woche nach der Geburt wurden ihr nacheinander drei Neugeborene als Ihr Kind gezeigt, die aber jedesmal eine andere Haarfarbe hatten. Wenn sie entrüstet Einwendungen erhob, so erhielt sie jedesmal die Antwort, datz das jetzt in Ihre Arme gelegte Baby ganz zweifellos ihr Kind wäre. Als sie nach Hause ge kommen war, forderte man sie einige Tage später auf. das Kind, das sie als das Ihre mitgenommen hatte, an die Klinik zurückzugcben, da die genaueren Nachforschungen ergeben Käl ten, dah es sich um das Kind der Mrs. Boaz handelte, die sich in der gleichen für eine Mutter schmerzliche« Lage befand wie sie selbst. Die beiden Mütter tauschten ihre Kinder aus. aber während die Boaz durch eine ihr privat gegebene Summe zum Schwelgen gebracht wurde, verklagt« Mrs. Mahoney. die ver zweifelt darüber war, datz sie nicht mit Sicherheit ihr leibliches Kind erhalten konnte, die Direktion des Krankenhauses, und man ist nun allgemein gespannt auf das Urteil. Mie der junge Friedrich seinen ersten Sieg meldete Wir hatten soeben das große Erlebnis des überwältigen den SIcgesberichtes vom Oberkommando der Wehrmacht, der die Ereignisse znsammcnfatzte, die am selben Tag mit der Ein nahme von Dünkirchen ihren Abschluß gefunden hatten. Kön nen wir uns noch vorstcllen, wie die Mensche» in frühere» Zeiten die wichtigen Geschehnisse ihrer Tage erlebte», als es noch keinen Telegraphen, noch keinen Rundfunk, nicht einmal regclmähig erscheinende Zeitungen gab? Vor 200 Jahre», als der junge König Friedrich seine ersten entscheidenden Taten im Schlesische» Krieg vollbrachte, dauerte es lange, bis seine Mel dungen in die Hauptstadt gelangten, und noch viel mehr Zeit brauchten sie, um in alle Ecken und Winkel des Preußenlandes zu dringe». Dafür aber hatte die Verkündigung der Siegesbot schaft einen sehr feierlichen Charakter und vollzog sich in ge radezu dramatischer Form. Der Ueberbringer der ersten gro ßen Sicgesnachricht, die der junge König nach der Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741 nach Hause schickte, zog Mit großer Feierlichkeit in Berlin ein. „24 Trompeter schmetterten den Iubclruf des ersten grotzcn Sieges der preuftischen Waffen durch die Hellen breiten Strotzen der neuen Stadt", so schilderte Ale xis das Ereignis. „Der Staub satz fingerdick auf den hohen Stiefeln des Kuriers, de» sie nach dem Schioh einholten. Wie glänzten die Augen über den von der Sonne gebräunten Backen"! An jeder Ecke nickte er alten Bekannten zu. wer von ihm angesehen wurde, fühlte sich glücklich, er hätte heut Eroberungen machen können, wenn er seinen Vorteil verstand. Ein Iubelruf schallte durch die ganze Stadt und der Name eines dürftigen schlesischen Dorfes: Mollwitz sollte von heut an un sterblich werden." Kaum ertönte das Helle Horngeschmetter an den Toren, da liefen auch schon die Berliner zusammen, grob und klein.
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