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Sächsische Volkszeitung : 23.05.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194005237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400523
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-05
- Tag 1940-05-23
-
Monat
1940-05
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.05.1940
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Deutsche Geistesarbeit, die öie anderen totsehweigen Die letzte Hostie / „Woher kommt's, datz die Deutschen immer die besten Erfindungen gemacht und nicht benutzt haben und am Ende nur die Stiege, der Juhtrttt gewesen sind, aus die eine andere Nation mit leichter Mühe steigt, um sich draus mit schwerem Anstande zu brüsten?" Diese Worte Herders In seinen „Ideen zur Geschichte der Menschheit" haben »och heule dieselbe Geltung wie damals, als sie geschrieben wurden. Unsere Feinde arbeiten setzt wieder mit der Behauptung, datz sie die „Zivilisation" gegen die deutsche „Barbarei" zu verteidigen hätten. Obwohl diese Phrase sich angesichts der ungeheuren Kulturleistung, mit der Deutsch land seit Tausenden von Jahren die Welt beschenkt hat und ständig weiter beschenkt, von selbst richtet, wird sie bei jeder Gelegenheit von neuem aufgetischt. Mit dieser Propaganda haben die Demokratien schon Im Weltkrieg gearbeitet und sie noch lange nach dem Krieg ausrechterhalten. Tatsächlich ist cs aber so, datz der Anteil Deutschlands an der Weltkultur in Wahrheit noch viel grötzer ist, als, im allgemeinen bekannt ist, weil in unzähligen Fällen die Früchte deutscher Geistesarbeit von anderen ausgebeutet und unter anderem Namen in der Weit bekannt geworden sind. Es ist von Interesse, hicrsür grade einen Ausländer als Zeugen anzufiihrcn. Als vor einigen Jahren das Gerede von der deutschen Kulturlosigkeit wieder besonders laut geworden war, richtete ein Finne eine Zuschrift an die „Umschau" und zählte eine lange Reihe von Fällen auf, in denen die anderen Völker deutsche Geistesarbeit totzuschwei- gen suchen. „Weshalb", so fragt er, „wird der Wagnersche elektri che Hammer meist als Neefscher bezeichnet, weshalb die Kleist che Flasche „Leidener" genannt, weshalb wird die erste elektri che Influenzmaschine einem Engländer zugeschricbc», weshalb heisst die im Rheinland erfundene Hadcrnzerfascrungsmaschine „Holländer", weshalb heissen Streichhölzer „schwedische", die doch in Deutschland erfunden wurden und hier alle Verbesse rungen durcl)gcmacht haben?" So zählt der Verfasser einen solchen Vcrtuschungsversuch nach dem anderen aus. Die Hoch- druckdampfmaschine heisst mit Unrecht nach Woolf, da sic Rönt gen erfunden hat. Lord Napier hat nicht die Logarithmen er funden, da er selbst zugibt, über sie von Briggs unterrichtet worden zu sein. Der Erfinder des Mezzotintoverfahrens ist nicht ein Engländer, sondern der Deutsche Sieger. Die Schaf fung des Suezkanals wird nicht allein dem Franzosen Lcsfeps verdankt, sondern -er Plan ist vorher von anderen, von Leib niz bis auf Lupis, ausgcarbcitet worden. Nicht Gauch» war der Erfinder der Komplexzahlcn. sondern Gautz, nicht Moare der Erfinder der Projektionsgeometrie, sondern Lambert. An der Erfindung des Unterseebootes ist nicht nur Fulton beteiligt, sondern Bauer, der das erste Unterseeboot konstruierte. Der Erfinder des Torpedos ist ncht nur Louis Brennan, sondern Deutsche, wie Ebner, Siemens. Ober, haben das meiste dafür getan, vor Beil mutz Reitz als Erfinder des Telefons genannt werden, und den Schissskreisel, als dessen Schöpfer die Amerikaner E. A. Sperr» feiern, hat schon lange vor ihm der deutsche Ingenieur Schlick erfunden. Die Nähmaschine hat uns kein Amerikaner geschenkt, sondern der Deutsche Mader sperger; auch die Druck- und Schriftsehmaschinc ist nicht ame rikanischem "Geist entsprungen, sondern stammt von dem Deut schen Mergcnthaler, und ebensowenig die Ringspulnähmaschine, die von Wchlcr in Aachen gemacht und für ein Geringes an Singer nach Amerika verkauft wurde. Nicht Bogle ist der Erfinder des Phosphors, sondern der Deutsche Brand, nicht Priestley der des Sauerstoffs, sondern Scheele. Es sollte nicht heissen: Browningscher Gasdruckrevolver, sondern Bcrgmann- scher, nicht Bessemer, sondern Henschel-Stahl. Am Gravitations gesetz ist neben Newton Keppler beteiligt. Das metrische Matz- und Gcwichtssystem ist nicht „französisch", sondern rührt von Weber und Gautz her. Die Karbonisation der Textilfaserstosfe ist keine englische Erfindung, sondern Gustav Kober zu ver danken, nicht Erikson ist der Erfinder des Schrnubenschisfes, sondern der Deutsche Lupis. Welches Recht hat Guinet aus die Erfindung von Ultramarin, weshalb wird immer nur der Fize- nuscke Versuch und nicht zugleich der vor ihm gemachte Benzcn- bergsche erwähnt, weshalb Joule neben Robert Mayer und Helmholtz genannt, weshalb Mendelejcff und nicht Lothar Meyer? Nicht Edison ist der Erfinder des Gliihlichtcs. sondern der Deutsche Starz und der Russe Lodygin. Man sollte nicht sagen Atkinsonsches Karborundum, da es eine Entdeckung Schützenbergs Ut. nicht Tartinische, sondern Sorgcsche Kom binationstöne. Nicht Pathö, sondern Anschütz und Unschatius sind Bahnbrecher der Kinematographie, nicht Lavall der Er finder des Milchseparators, sondern die Deutschen Lehseld und Proyndl. Der „Harveysche" Komet Ist von Politzer entdeckt worden; Pasteur werden Entdeckungen zugeschrirben, die vor ihm Pinzek, Pollcnder, Kock u. a. gemacht haben. „Es wäre zu wünschen", schlicht der Verfasser, „datz Deutschland recht bald nicht nur die an die Raub- und Liigenentente verlorenen Schätze zurückbekäme, sondern auch die lange vorher ihm ent wendeten Schätze deutscher Forscher-, Entdecker- und Erfinder arbeit." Verdunkelung vom 24. 8. 21.38 Uhr bis 28. 5. 4.20 Uhr. Verdunkelung vom 28. 8. 21.84 Uhr bis 28. 8. 4.1S Uhr. Laon Unter den Städten des nordwestlichen Frankrelcl)s, die jetzt «ne nach -er anderen dem unaufhaltsamen Sicgcssturm unserer Truppen erliegen, ist Laon, obwohl cs nur ein Städt chen von rund SO 00v Einwohnern ist, eine der ältesten und am reichsten mit alten Baudenkmälern ausgcstattet. Viele Archäo logen «vollen In der auf einem isolierten Bergrücken aufgcbau- ten und von einer Zitadelle gekrönten Stadii das alte Bibra; wiedererkennen, das Eäsar im Jahre 87 v. Ehr. besetzte. Der römische Name Laudanum oder Lugdunum begegnet uns erst im K. Jahrhundert. Ts wurde 742 von Pippin dem Kurzen er obert und war etwa zwei Jahrhunderte lang eines der feste ste» Bollwerke des karolingischen Reiches, nor dem sich 882 der Ansturm der Normannen brach. Im 10. Jahrhundert war cs eine der letzten Zufluchtsstätten der westsränkiscl-en Karoliugcr, wurde aber von Hugo Capet, bald nach seiner Erhebung zum König, erobert. Im Reiche der Kapetinger mar Laon Bisäwfs- stadt, seine m«ttelalterliche Geschichte ist erfüllt von säst end losen äutzeren Fehden und inneren Wirren. Dennoch entfalte«!? sich innerhalb seiner Mauern eine grotze Bautätigkeit, deren stolzester Zeuge heute noch die gotische Kathedrale ist, die Milte des 12. Jahrhunderts von Bischof Gnuüier de Mortagne begonnen und 122.", vollendet wurde, einer der reInsten und edelsten gotischen Dome Frank- reichs. Nordöstlich davon liegt der ehemalige bischösliän' Pa last. der ebenfalls im reinen gotischen Stil im 13 Iahrhund-rl erbaut wurde und heute als Iusti.gmlast dient Die alte Prö- monstratrnser Kirche St. Marti,, stammt aus der Zeit! um 1148. die Fassade aus dem 14. Jahrhundert. Von dem ältesten christlichen Bauwerk der Stadt, der 'Benediktinerabtet St. Vin cent, die kill gegründet wurde, haben sich nur ein paar Reste aus jener ersten Zelt' erhalten; die meisten Gebäude der Abtei gehen nicht über das 17. «ick 18. Jahrhundert zurück. Eine Die Häuser der Grotzstabt ivarcn geräumt. Die Strassen voll Aufregung. Für die Priester kam ein erschütternder Augen blick: sie traten vor die Tabernakel ihrer Pfarrkirchen und Kapellen, öfsnckcn die eisernen Türen, und — dann vollzog sich eine Kommunion, »vie sic nur der nachzuempfiicken imstande ist, der selbst in jenen schicksalsträchtigen Stunden irgendwo vor einem Tabernakel der geräumten Zone die listigen Gestal ten gcnatz. In den leeren Kirchen verflackerte das ewige Licht. Dumps rollten die Räder in die gewilterschwere Nacht des 3 und 4. Septemlxr. Unaufhörlich hämmevie der Takt der Schienen in die Stille der Abteile, die überfüllt waren von Menschen jeden Alters und Standes. Was mar auch noch zu be reden? Jeder schwieg in sich hinein. Der Abschied von den Seinen, von Heim und Hof. auch ein Abschied von der Psarrei, mit der man seil langen, langen Jahre,, verwachsen war, alles das hatte ihre Seelen ergriffen In einem Abteil mit Greisen und micken Akten der Stadt ln:fand sich ein Priester. Auch er ftnnd an jene», Nachmittag an einem Tabernakel, klopfenden Herzens, und als er eben die letzte Hostie geniessen wollte, da trat plötzlich wie in einem Ge fickt die Mahnung an ihn: Diese letzte Hostie auf die weite Fahrt mitzunehmen. Kranke könnten des Sakramentes Trost nötig haben. Drinnen in der Sakristei lag die kleine Burse. „Viaticum corporis Domini nosiri Jesu Christi. Wegzehrung des Leibes unseres Herrn Jesu Christus", wie ost hatte er cs an Krankenbetten schon gebetet! Nun bekamen die Worte plötz lich einen neuen Sinn, Wegzehrung nicht nur für die Todes wanderung. Wegzehrung auch für Rücknmnderung. So sprach er noch einmal die rituellen Worte über die Hostie und barg sie in der goldenen Krankenpatene an seiner Brust. In die Nach: rollten die Räder. Und unter den tausend Menschen war auch Er, — Christus. Niemand in den Wagen mutzte darum datz er unsichtbar miteingestiegen mar. Nur im Wagen der Allen hatte es sich rund gesprochen, datz der Prie ster das Allerl>eiligfte bei sich trage. Er satz still in sich versun ken. „Wegzehrung des Leibes unseres Herrn". O Wunder der Eucharistie! Das uns einmol ans der letzten Reise gereich: ivird. Du willst auch ans dieser Reise unser Labsal und Zehrung sein. Er sann in sich hinein und seine Gedanke» alitten hinüber zu dem Bild vom Sturm aui dem Meere. Alle Gedanken, die sich aus der Seele in jenen Stunden vretzten. als Frankfurts heili ger .Kaiserdom sichtbar wurde, als lick die Türme des heiligen Boniswüns in Fulda vor ibnen aufrechten, alle Gedanken und Gebete, die ihre Seelen ersiillten. waren an Ihn gerichtet, der mit ihnen auf dem Weg war. lind wenn alles um den Priester schlief, wenn die Schatten der thüringischen Dürrer nm ne»don- kellen Zuge vorbeihnschten. dann war die unendliche Stille des ewigen Goktcs in der heiligen Hostie ein Geheimnis ohne gleichen. — In Thüringen hatte man den alten Leuten ein Kurhaus angewiesen. Der erste Gang durchs fremde Haus war eine Her- bergsfuclre für Ihn. im Hochheiligen Sakrament, für die letzte Hostie Der Priester kam ins Billardzimmer. Seine Blicke glit ten über die Wände hin und blieben hasten ans einem Bild, In diesen Tagen ist wiederholt der einstige Gcnernlstabs- cl-ef, der Generalfeldmarscl-all Graf Schliessen, zitiert worden, dessen Vermächtnis an Deutschland der berühmte „Echliessen- Plan" war, den sein Schöpfer selbst aus die Formel gebracht hat: „Macht den rechten Flügel stark!" Wenn dieser Plan, der im Weltkrieg zu unserem Schaden nicht mit voller Krast durch geführt wurde, heute seine grotzarlige Verwirklichung findet, so ist es interessant, daran zu erinnern, datz wir dem Grasen Schliessen noch eine andere entscheidende Neuerung der moder nen Kricgsführung verdanken, nämlich die Einreihung der schweren Artillerie in das Feldheer. Heute, wo infolge der Mo torisierung die Geschütze schwersten Kalibers eine so überaus wichtige Rolle in dem kriegerischen Ringen spielen, klingt es uns fast märchenhaft, welche Kämpfe Schliessen zu bestehen hatte, um diese neue Vrrivendung der schweren Feftungswasse durchzusetzen. Schon die Einführung der leichten Haubitze für die Feld artillerie war ihm allein zu danken. Als er jedoch mit der Forderung hervortrat, die Futzartillerle solle nicht nur zum An griff auf Sperrforls, sondern auch für jeden (gebrauch in der Schlacht bcrcitgestellt werden, da sand er überall den grötzlcn Widerstand. Im Kriegstpinisterium wollte man von diesen neuen Ideen nichts wissen, und als der Gencralstab eine Denk- fchrist über diese Reform der Artillerie einreichte, kam sie vom Kricgsministerium mit vielen Frage- und Ausrufungszeichen zurück, und ein sehr verdienter Offizier machte die Randbemer kung: „Der Ches des Gcncralstabes will wohl eine Futzartillcrie zur Feldtrnppe machen?" Schliessen aber fetzte einfach und klar die Antwort darunter: „Allerdings." Als etwas so Unerhörtes Einzigartigkeit ist die Kapelle der Tempelritter, ein seltsamer rechteckiger Bau aus dem Jahre 1134. Nutzendem besitz! Laon viele mittelalterliche Prosandanten. Der alte Belsricd der Stadt, ein viereckiger Turm aus dem 12. Jahrhundert, bcsindel sich Innerhalb der Mauern der heutigen Zitadelle. Spuren der Befestigungen ans dem 13. Iahrhnndcv! lind noch in den alten Stadttore,, erhalten. Die Wälle der ehemaligen Festungswerke sind heute in schattige, mit Ulmen und Linden bestandene Alleen verwandelt, die die Stadt ri> zsnm umgeben. Zahlreiche Häuser der inneren Stadt stammen aus dein 15. und 18. Jahr hundert. Ein freundlick>es Geschick hat Lao» diese reiche Fülle alter Bauwerke bewahrt, trotz der zahlreichen Kricgsstürme, di« seine Mauern umtobt l-abcn. In den Freiheitskriegen wurde die Stadt am 24. Februar 1814 von dem General von Bülow eingenommen und diente dann Bliictyr als Mittelpunkt seiner starken Verteidigungsstellung, in der er am 9. und 18. Mä'-z den Angriff Napoleons empfing und siegreich zuriickwics. Hät ten die Preutzen damals schon eine Aufklärung besessen wie sic durch die heutige Fliegertruppe gegeben ist. so wäre Napo leon der völligen Vernichtung nick' entgangen. Nur dank der Tatsache, datz der prentziscbc Oberix-fehl sich über die Furchtbar keit seiner Lage nickt klar ivar. konnte er sich noch mit eine!» grotzen Teil seines Heeres der Umklammerung entziehen. 18t5 versuchte Napoleon nach der Niederlaae van Waterloo vergeb lich. bei Laon seine Armee neu zu sammeln und zu reorgani sieren. Nach 14 Tagen de-- 2tz?lagerung durch Blücker mutzte die Stade sich krge!>en. Im Kriege von 1878 kapitulierte Laon am 9. September In dem Augenblick, in dem die dentlchen Truv- pen die Zitad.llc betraten, sprengte ein sranzüsiscirer ilntcr- ossizier das Pnlverlager, wodurch viele deutlä»e und sranzösilcke Soldaten ums Lbe„ kamen. Im Weltkrieg endlich wuvde die Stad«' am 39 Angnst 19t l von den Deutschen eingenommen und blieb in deutscher Hn>^> bis zum 13. Oktober 1918. ans dem er die Worte las: „Bis hierher Hal Galt geholfen, Gott hilft noch, Gott wird auch weiter Helsen." Fiirivahr, hier hatte Gott in seiner Güte den Alten, den Greisen der S'.adt Saar brücken wunderbar Hilfe gebracht. Wie durch götlliclre Eingebung war ma„ aus den Gedan ken gekommen, das Kurhaus a„ der Saate einzuräumcn. 21ei allen Verhandlungen mit Behörden und Aemlern. war Er, der Herr und Meister, dabei. Es war für sie wie die laute Sprache des schweigsamen und stillcn Gottes im heiligen Sakramewt, als sie dort an der Wand die Worte lasen. Dem Priester war es klar, dieses Zimmer sollte das l)«ilige Zelt werden Er legte die Hände aus das Billard und sagte: „Der Altar". Man sand ein Glasschränkchen und er legte die Hände daraus und sagte: „Der Tabernakel." Der erste Abend sank in die schwarzen Wälder des Kur hauses hinab. Im Billardzimmer, das jetzt Kapelle werden sollte, waren alle zusammen. Das Billard war an die Wand ge rückt, die Besitzerin des Kurhauses, selbst aus dem Trierer Land, überglücklich, datz all das sich in ihrem Hause vollzog, stellte das Linnen für den neuen Altar. Tann trat der Priester davor, nahm aus der kleine» weihen Burse die goldene Palens und lies; sie aus das Tuch des Altars nieder. Die Menschen, die den Altar umstanden, empfanden alle, was Grotzcs in diesem Augenblick gescln'hen war. Tie letzte Hostie, die noch vor Tagen aus dem Altäre der Grotzstadt ge legen hatüe. ward da wie ein altes Samenkorn in neue Erde eingescnkt. Sie wurde zur Aussaat, daraus dc„ Rückwanderer» ein neuer 'Brotacker werden sollte. Sie wurde zur Verbindung zwisclxm Heimat und Thüringerland. Ter Priester erhob die heilige Gestalt hoch über die Menge der abgehärmten und zerfurchten Gesichter. Ihre Blicke klammerten sich an die letzte Hostie. Ties senkren sich ihre ge beugten Rücken. Die Glastüre des Schrankes össnete sich und nahm da» heilige Gcsätz aus. Wie ein Jubel rauschte da zum ersten Male seit vielen Jahrhunderten hier im Saatetat durch den Raum, das Lied, das einige Tage vorher den ergreifenden Abschlutz des Hochamtes und der Predigt in der ehrwürdigen Pfarrkirche in St. Johann gebildet! hatte, als die Orgel »nm letzten Male durch den Barockbau hindurchbrauste: „Feit soll mein Tauibund im mer stehen." Und dann die zweite Strophe: „Der Herr ist hier mit Fleisch und Blut, als Gott und Mensch zugegen " In der Nacht rauschten die schäumenden Fluten der rei henden Saale an, Kurhaus vorbei. Ein nrgeivaltiges Strömen genau wie am Schöpfungsmorgen, als die Berge und Täler und Ströme vom Schöpfer gerufen wurden. Flossen da nicht znu:i ewige Ströme aneinander vorbei? Tort der Strom des Schöp- fergottcs, in dem er seit Jahrtausenden seine Allmacht und Einigkeit kündet, und hier im Tabernakel der nimmer versie gende- Strom der gnt>'mcnschlichcn Liebe? Kaum eingedämmt, - zcrritz er den Tamm und wälzte nun aufs neue Welle um Welle göttlichen Lebens hin über die Seelen der Rückwanderer^ hin über das Thüringer Land. v r Aamvf d-r Grafen Schliessen für ihre Einführung erschien cs also damals, datz die Fntzartilleric direkt unter die Fcldtruppen cingereiht werden sollte. Und demselben Widerstand wie in, Kriegsmini äcrium be gegnete Schliessen bei den Truppen selbst. Tic Feldartillerie sah anfangs mit sauren Mienen zu. datz die Fntzartilleric. die man bisher als „arme Verwandle" betrachtet hatte, sick nun auch an den gedeckten Tisch setzen und gleichberechtigt werden sollte. Man spottete sogar über die Kameraden, die als „rei tende Belagcrungsortillerislen" aus der Hürde auszickrcchen drohten, die ihnen die damaligen Theorien des Festungskrieges weislich gesetzt hatten. Am schlimmsten aber war die Ablehnung dieser Reformen bei der Futzartillerie selbst, die den sriscigm Zug nicht erkannte, der dadurch in ihre Waffe gebracht wurde. Graf Schliessen wunderte sich an, meisten darüber, datz auch hier die älteren Offiziere zweifelnd und grollend beiseite standen und den Sinn dieser neuen Ausbildung nicht recht cinschen woll ten. Im Angesicht dieser unüberwindlich scheinenden Hinder nisse äutzerte damals Schliessen wohl selbst: „Ich weih nicht, ob nur uns gegenüber diesem allgemeinen Widerstand auf dem richtigen Wege befinden." aber sein eiserner Wille erlahmte doch nicht, und so wurden alle Schwierigkeiten nach und nach über wunden. bis die schwere Artillerie siegreich in die Reihen der Feldtrnppe» cintrai und zuerst im Weltkrieg zu. einer unent behrlichen, erfolgreichen Masse wurde. C K. Schicksal «in«« anir-ikanischen U Bost«« Auf eigentümliche Ar« hat ein früherer Koch in Boston, Fred Chrcstenscn, das lebhafte Interesse des amerikanischen Publikums an den Kriegscreignissen in Europa auszunuycn gewntzt, um sich ein Vermögen zu scimssen. Im Jahre 1931 war Chrcstenlen der Besitzer eines kleinen Gasthauses, als er von einem seiner Gäste höv!c, datz die amerikanische Marine ver schiedene veraltete Einheiten versteigern wollte. Obwohl er bis dahin nicht einmal ein Ruderboot besessen hatte, beschlotz der speknlativ veranlagte Gastwirt doch, sein Lokal zu verkaufen und ein ali!cs Unterseeboot dastir zu erwerben, mit der Absicht, cs zu einer Sehenswürdigkeit für Besucher zu macken und gegen Eintrittsgeld zur Schau zu stellen, und er sah sich bereits in seiner Phantasie als reichen Mann. Er legte nicht weniger als 48 989 Dollar für das U-Boot „S. 49" an. freilich eine Klei nigkeit. ivenn man bedenk«, datz cs ursprünglich der amerika nischen Regierung 2'- Millionen Dollar gekoste«: hatte Chrc- stenlen sckaffle sich dazu noch eine glänzende Uniform an. und dann legte er sein U-Boot an einem Kai fest und wartete auf Gäste. In der Tat kamen Tausende von Personen d:e von der Neuheit der Sache ungezogen wurden, und nahmen auch an Fahrten teil die Chrestcnfen vcranslak!eie. obwohl ein Haupt reiz fehlte, das Tauci>en. da das U Boot keine Batterien mehr hatte und nickt mehr un«er Wasser fahren konnte Es dauerte jedoch nick«! allzu lange, bis das Interesse des Publikum--- trotz gewaltiger Reklame abnahm und kein Vien sch «ick m-chr um das private U-Boot kümmerte. Es Kall auch nicht viel, datz der frühere Gastwirt sick seines eigentlichen Bernis erinnerte und eine schwimmende Kneipe aus dem früheren U Boot der ameri kanischen Marine machte. Tic Gälte blieben immer mehr aus. und schon wollte Ehrestenfen sei,, U Bog: aus Abdruck verknu sen. als der Krieg in Europa ansbrach und nun mit einem Male das Interesse des Publikums an Unterseeboo'en wieder ausslammtc und auf die ersten Nnckrichten von den Oeld „taten der deutschen U Boote jedermann sehen wollte, wie so ein Ding eige^lich ansielre Jetzt ankert das U Boot des Mr Cbresten- sen in den Geivällern zvn Newark, und eine arotze schaulustige Menne drängt sick an, Landungsplatz und steht Scklnnge. um sick siir 19 Cenis Ein'rUtsaeid - «'unnl ein U Boot aus de» Nähe anteben za können. So knnn Mr. Chrcstenscn zuletzt doch noch lacken. Wie die schwere Artillerie zur Feld masse wurde /
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