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wie er vor 70 Jahren inr Grotzen Hanptguartier zuging Weil» wir heute das atemberaubende Tempo der Kamps handlungen, die ungeheure Ausdehnung des Schlachtfeldes, aus dem grohe Armee« gleichzeitig in Bewegung sind, und die Kompliziertheit der Wafsentechnik erleben und uns vorstellen, daß dieses gigantische Ringen von einem Hauptquartier aus geleitet wird, so können wir uns kaum einen gröhcren Kon trast denken, als die Schilderungen verschiedener Ossiziere des Großen Generalstabes von 1870, wie cs damals in dem Mittel punkt des Gescl>chens zuging. Moltke legte auch im Kriege größtes Gewicht darauf, soweit es irgend anging, die Ordnung und Regelmäßigkeit beizubehaiten, die ihm sonst über alles ging. Solange das Große Hauptquartier von einer Stadt zur andern vorruckte, wurde, wenn ein neues Quartier erreicht wurde, zunächst in einem geeigneten Raum das Büro eingerich tet. Hier erschienen an jedem Morgen die Ossiziere bei Moltke zum Vortrag, und es sand eine Besprechung der Kriegslage statt. Dann begab sich Moltke zum Vortrag beim König, der außer an Marsch- und Gefechtstagen regelmäßig um 10 Uhr vormittags stattfand. In wichtigen Fällen erschien er wohl auch zur Nachtzeit bei seinen» königlichen Herrn. Während der Schlacht befand er sich stets mit dein Generalquartiermcistcr, der ihn In allen zu unterstützen hatte, in unmittelbarer Nähe des Königs. Nur einmal wich er von dieser Regel auf kurze Zeit ab, und zwar in der Schlacht von Gravelotte und St. Pri vat, bei der er den Angriff des II. Armeekorps bis weit ins Feuer hinein begleitete und erst von seinen Ossiziercn daran erinnert werden mußte, daß sein Platz nicht mitten im Kugel regen sei. Im Büro des Großen Generalstabes waren stets mctallo- graphierle Ucbersick/tsskizzen des Kriegsschauplatzes aufgelegt. In die die Offiziere die Stellen der beiderseitigen Truppe« ein- trugen. Neben diesen Stelluiigsskizzcn benutzte Moltke mit Vorliebe eine Eisenbahnkarte von Mitteleuropa, die nebst Zir kel und Lupe stets aus seinem Arbeitstisch liegen mußte. So be scheidene Hilfsmittel genügten ,hm bei seinen großen Kennt nissen. um den ständigen Ueberblick über das Ganze zu be halten. Als das Große Hauptquartier in Versailles war, lebte Moltke ganz In dem cinsörmigen Rhnthmus, wie ihn des Dien stes glciäigestellte Uhr mit sich brachte. Nach dem Frühstück machte Moltke häufig Spazierfahrten in die Umgegend na« Paris, um die Stellungen der Truppen kennenzulernen. Mit «rstatinliclrer Leichtigkeit sprang der Siebzigjährige im Bereich des feindlichen Feuers aus dem Wagen und blieb mit seltener Ausdauer stundenlang untcrivegs, wobei er alle Schwierigkei ten des Geländes leicht überwand. War das Wetter zu solchen Ausfahrten zu schlecht, dann verweilte er fast stets nach den, Frühstück in der berühmten Gemäldegalerie von Versailles und ^«ß sich trotz aller Warnungen und anonymen französisci-cn Drohungen von seinem Kunstgenuß nicht abhalten. Dabei ivar er stets allein, denn Furch! kannte er nicht. Auch außerhalb des Dienstes verkehrte er viel mit den Ossiziere« seines Stabes. Man fand sich regelmäßig nachmittags um 6 Uhr zu dem einfachen Mittagsmahl im ..Hotel des R-'ser- voires" zu Versailles ein. „Hier speiste Moltke", erzählt der damalige Major und spätere General v. Blume, „mit seinen Offizieren an einer Ouertafel im Hintergründe des großen Speisesaals, beim Ein- und Austritt achtungsvoll begrüßt von den deutschen Fürsten und Prinzen, sowie von den ab- und zu gehenden Offizieren und Fremden, welche alle an einer Längs- tafel und vielen kleinen Tischen in demselben Raum ihr Mahl einnahmen. An der Unterhaltung sich selbst nur beteiligend, wenn ein ihn besonders interessierendes Thema angeschlagen wurde, erfreute er sich doch sichtlich an der guten Laune, welche stets in seiner Umgebung herrschte. Im Essen und Trinken war er bekanntlich sehr anspruchslos und mäßig; was ihm vorge setzt wurde, mar ihm gleichgültig, wenn es nur ansrcichte. sei nem bedürfnislosen Körper das Notwendige zuzuführen. Nach Tisch rauchte er mit Behagen ein oder zwei Zigarren, zu ande ren Tageszeiten fast niemals." Der Alnmd wurde dann, selbst in den Zeiten höchster Spannung der Kriegslage, mit dem ..Räuber-Whist". das Point zu 1 oder höchsten 5 Pfennig beschlossen, den der Feldmarschnil so sehr liebte und dem er sich mit großem Eifer widmete. Drin gende Dienstqeschäfte wurden zwischendurch erledigt. Vnnkt 11 Uhr streckte er sich auf seinem einfachen Feldbett zur Ruhe aus mrd schlief bis gegen 7 Uhr morgens, auch vor großen Ent- schcidungstagen. Fluckt vor d«r Hitz« — in d-u Tsd Die ersten heißen Tage sind über Amerika dahingegangcn. Zwar hat man noch keinen Hitzschlag zu verzeichnen, wobl aber hat die Hitze unter sehr merkwürdigen Umständen ein Todes opfer gefordert. In Tennessee konnte nämlich ein junger Ar beiter in der Mittagspause vor Hitze nickt schlafen und kroch in einen großen Heizkessel, der an der Seite aufgestellt war. Er schlief dort so gut, daß er auch bei Beginn der Nachtschicht noch In dem Kessel lag. Zu diesem Zeitpunkt aber wurde der Kessel eingeheizt. Mit anderen Worten: man schloß den Kessel, füllte ihn teilweise mit Wasser und setzte Ihn unter Feuer. Der Verschluß des Kessels war so gut, daß man die Hilferufe des Ungliickliclum nicht wahrnahm, sondern erst viel später aus einer Maschinenstörung entnehmen muhte, daß sich in dem Kessel ein Fremdkörper befand. Eesare pascarella / Rom, im Mai 1940. Wer in diesen Tagen die römischen Blätter ausfaltete, stieß in ihnen mitten zwischen den Ereig nissen des Krieges auf einen greisen Kopf, auf ein immer noch markantes und ausdrucksvolles Antlitz, aus dem unter der hohen Stirn die Augen eines klugen, erfahrenen Menschen schauten, der die Wechselfälle des Lebens nicht nur zu kennen, sondern auch überwunden zu haben scheint. Cesare Pasca- rella, den die Enzyklopaedien moderner Ausgabe in allen Ländern einen meisterhaften römischen Dialektdichter genannt haben, ist nach längerer Krankheit heimgegangen und aus dem Zug der Lebenden und Wirkenden jetzt ebenso verschwunden, wie er sich schon vor vielen Jahren der Oessentlichkeit entzog, um — vielleicht müde des eigenes Ruhmes — ganz in der Stille nur sich selbst, ivcnigen Freunden und einem bisher nicht veröffentlichten Werke zu leben, das die Geschichte Italiens in mehrere hundert Sonette kleidet. Am 28. April 1858 geboren, hat Pascarclla eine Hälfte seines Lebens, nämlich diejenige, die in das 10. Jahrhundert fällt, dazu verwandt, sich die Anerkennung seiner Umwelt und den Ruhm eines Dichters zu erwerben; die zweite Hälfte da gegen, um über die geistige Abhängigkeit von der Außenwelt hinauszuwachsen. Es ist kein Zufall, daß er, dessen Stimme von zahlreichen Konferenzen her vielleicht allzu bekannt war, dessen Feder von bloßer journalistischer Arbeit sich vielleicht allzu oft hatte in Anspruch nehmen lassen, um darüber das Werk des Dichters in den Hintergrund rücken zu lassen, der das Lob eines Verdi und eines Carducci in uneingeschränktem Maße genossen und die Zweiflerseele eines Pirandello zu Tränen gerührt hat, dessen Name dem Volksmund aufs beste vertraut war, noch als Lebender zu den Vergessenen gehören wollte. Aus seiner Abgeschiedenheit nahm er die Muße und die Kraft zu uneingeschränktem Schaffen, hat er doch in dieser seiner letzten Lcbenshälftc den fünfundzwanzig Sonetten von „Villa Gloria" und den fünfzig von „Die Entdeckung Amerikas" einige hundert hinzugesügt, die den reichen Stoss der Geschichte Italiens In dichterische Form gossen. Die Sonette von Villa Gloria erschien 1880. die um die Entdeckung Amerikas 1891. Seitdem schrieb Pascarella nicht mehr, um veröffentlicht zu werden. Erst sein Tod gibt seine letzte große Schöpfung der Nachwelt frei, verringert aber gleich zeitig ihren Reichtum, denn manche der klingenden Strophen lebten einzig >m Gedächtnis des Zweiundachtzigjährigen und wurden mit seinem Hinscheiden für immer nusgelöscht. Mit ihnen versinkt die persönliche Welt, die der Dichter um sich ge schaffen ho"e: jene Zimnwrreihe in der römischen Via Mar- gutta mit ihren Büchern, ihren Photographien und ihren Er ¬ innerungsstücken, in denen Pascarella in säst gänzlicher Abge« schiedenheit von der Außenwelt lebte. Eine zunehmende Schwerhörigkeit, die schließlich zur vollkommenen Taubheit wurde, hielt dir Mensche» mit Ausnahme von wenigen intimen Freunden von Pascarella fern. Mit diesen hatte er einen zur Hälfte schriftlichen Verkehr eingesührt. Während er selbst zu ihnen sprach, warfen sie ihre Antworten in Schristzeichen aus kleine Taschenbuchblätter. die immer zur Hand waren. Auch der Verkehr mit der Accademia d'IIalia, deren Mitglied Pas carella von 1923 bis 1930 war, und mit der Kal. Akademie von San Lucca, der er als Ehrenmitglied angehörte, beschränkte sich auf den schriftlichen Weg. Mehr als dis kleine, persönliche Welt versinkt jedoch mit dem Tode Pascarellas: nämlich diejenige die er in seinen römischen Sonetten gemalt und festgehalten hat. Langsam und doch unaufhaltsam schwindet die charakteristische Via Margutta mit ihren Malern, dir den Pinlcl sinken lassen, um nach der Mühe des Tages nach der Pfeife zu greifen, mit ihren Mo dellen. denen die dahincilendc Zeit unbarmherzig ibre Sauren ausgedrückt hat Trastevere mit seinen zahlreichen Mein schenken, in denen früher zwischen der vierten und der fünften Flasche nicht selten zum Messer gegriffen wurde, nm Meinungs verschiedenheiten mit entsprechendem Nachdruck beizulcgen, haben Städtevlanung, hygienische Verordnungen und Sicher heitspolizei fast schon zu einem 'Mythus werden lassen Aehn- lich ist es den kleinen Thcaterbuden ergangen, den Winkeln, in denen das heimliche Lotlospiel blühte, den leidenschnstlichen Serenaden unter den Fenstern der Liebsten, den Schuhputzern mit ihrer eigenen, nicht von der Hand zu weisenden Philosophie, den Zeitungsverkäusern, die ihren Verdienst nach den sensa tionelle» kriminalistischen Mitteilungen jeder Zeitungsnummer berechneten, den sentimentalen und boshaften Charakteren, den phantastischen Träumern und den mit beiden Beinen ans dem Boden der Realität Stehenden, jenen vielfachen Gestalten, die Pascarella in den kurzgefgannten Raum von vierzehn Zeilen zu fassen pflegte und durch sein Wort den Hauch von Unver« aänglichkeit gab. Mögen sie auch ans der Welt des Tatsäch lichen entschwunden sein, in den Sonetten Pascarellas leben si« heute noch und werden ebenso sortbesteh-w wie das Andenken der Helden des Risorgimento, deren Sterbe« das Dichterwort verherrlicht hat. Schon in ihnen hat der Heimgegangene Dichter ein Stück der Geschichte Italiens geschrieben, die in den vierzig Jahren seines in der Abgeschiedenheit verkrachten Lebens zu seinem Haupt- und Meisterwerk geworden ist. Dr. Frhr. Raitz v. Frentz. St. stZuentin Der Name St. Quentin hat in französischen Ohren einen unglücklichen Kiang. Die Stadt, die malerisch an den Hänge« des Sommetales emporsteigt und in ihrem Marktplatz mit dem chöncn gotischen Stadthaus einen herrlichen Mittelpunkt be- itzt, ist oft Schauplatz erbitterter Kämpfe und fast ebenso oft chivcrer französischer Niederlagen gewesen. Sie ist eine der ältesten Niederlassungen Frankreichs, die schon von Cäsar als wichtigste Ortschaft des Volkes der Vcromandui erwähnt wird. Von den Römern wurde der Platz befestigt und Augusta Vcromanduorum genannt. Ihren endgültigen Namen verdankt die Stadt dem christlicl-en Märtyrer und Apostel der Vcroman- duer, Ouintinis, über dessen Gebeinen hier ein Heiligtum er richtet wurde. Der volle Name des Ortes war in den ersten christlichen Jahrhunderten Castcllum Sancti Ouintinis. Er war Mittelpunkt der Grafschaft Vermandois und erhielt 1102 von dem Grasen Raoul von Vermandois Stadtrechte, die 1214, nach dem die Stadt an die Krone Frankreicl-s gekommen war, von König Philipp August bestätigt wurden. Bei den Kriegen zwischen Frankreich und Kaiser Karl V. erschien am 1. August 1557 der Herzog Emanuel Philiberi von Savoyen mit einem Heer von 56 000 Spaniern vor St. Quen tin. Der Admiral Goligny warf sich nut einer Handvoll Leute in den Platz, war aber viel zu schwach, um ihn wirksam zu rerteidigen, so daß er bald von allen Seiten eingeschiossen war. Montmorency, Connötable von Frankreich, eilte mit 25 000 Mann herbei, nm ihn zu entsetzen, erlitt aber am 10. August in der Ebene südlich von St Quentin eine vernichtende Nieder lage. bei der er leibst in Gefangenschaft geriet. Daraus wurde die Stadt am 27. August nach tanserer Verteidiauna erstürmt, geplündert und zum großen Teil niedcrgebrannt, Colgny ge- fangcngenommen. Eine weitere, für uns besonders wichtige kriegerisch- Er innerung der Stadt gehört dem Kriege von 1870 71 an. Bei St. Onenlin stand die französische Nordarmee unter dem General Faidherbe und wurde hier am 19 Januar 1871 von General von Goeben angegriffen. Nach schwerem Ringen ivandte die Nordarmee sich völliq anwttöst zur Flucht, indem sic 5000 Tote und Verwundete und 9500 Gefangene in deutscher Hand zu rückließ. während die d-wtlclien Verluste an Toten und Ver wundeten noch nicht dm Häl'te betrugen Im Weltkrieg spielte St. Ouentin ivicdeihvlt eine wichtige Roste. Ai» 29. August 1914 versuchte hier die französische 5. Armee den siegreiche« Vormarsch der deutschen 2. Armee anszubalten. wurde aber mit schweren Verlusten abgewiesen. In den Jahren des ^lellungs» Krieges hatte St. Onenlin, das hinter den üenifchen Tiellungen lag. durch das Arlilleriescuer der Enlenletruppen surchtbar zu leiden, wobei auch die gotische Kollegial Kirche aus dem 12. bis 15. Jahrhundert zerstört wurde. Mittelpunkt schwerer Komvse ivar St. Ouentin auch >m letzten Jahr des Krieges, in der deut schen Durchbruchsschlacht vom 21. bis 22 'März und in den schweren Abwchrkämpfen, die die deutschen Truppen hier zwi schen dem 8. September und 8. Oktober 1918 zu bestehen hatten. Durch den wichtigen Kanal von St. Quentin, durch den Schelde, Somme und Oise miteinander verbunden wuvdcn, hat SI. Quentin einen gewaltigen Aufschwung genommen. Die Ein wohnerzahl, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaum 10 000 betrug, hatte sich bis 1930 verfünffacht. An der blühenden In dustrie der Stadt, besonders an der Tertilindustrie. sind zahl« reiciv D-örser im weiten Umkreis beteiligt. wie stärkest der Wal? Ein Wal. bekanntlich das größte Säugetier der Erde, ver mag eine uugeheurc Kraft zu entwickel». Den Rekord in dieser Hinsicht hält ein Blauwal, der in einem ganz genau beobachteten Fall in der Lage war, einen Dampfer an einem Seil 6 Stunden lang hinter sich herzuzichen. Das Seil war mit der Harpune befestigt, die man nssenbar dem armen Blauwal sehr ungeschickt in den dicken Rumpf geschossen hatte. Abe« der Wal war in der Lage, 6 Stunden seinen Weg fortzusctzen, obwohl die Schisfsmaschincn genau in der anderen Richtung mit Volldampf fuhren. wichtig« A»euzung«n Die Kühe scheinen in Amerika unter den Auswirkungen langer Inzucht ihre Qualität rinzubnßen. Vor allem aber sucht man Tiere, die widerstandsfähiger sind und iänaer leben. Man ist nun darauf aufmerksam geworden, daß Kühr, die mit Bison» gekreuzt werden, sich glänzend entwickeln und auch ein höhere» Älter als Durchschnittskühe erreichen. Unter diesen Umstän den ist zu erwarten, daß derartige Kreuzungen in Zukunft in den amerikanischen Züchterkreisen eine starke Förderung er fahren werden. Panz«rrampfu»ag«n auf dem Marsch «ei den letzten großen Operationen «m Westen hat sich immer wieder die Panzerwaffe als von »>»c,n besonders durchschlagenden Erfolg bewiesen. <PK. Faßhauer, Scherl Bilderdienstz R.) Au d«r Front iu Frankreich Mäuler und zersprengte Brücken in Bouillon. Zerschossen. Hauser uno - m «inbermann, Presse-Hoffmann, M.»