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Mittwoch. 24. AprN 184Ü SSchftsche Volkszeitung Nummer 96, Seite 8 «... üas soll üer Mmlch nickt trennen!" Roman von I. Schneider^Foerstl. Verlag Oskar Meister, Werdau t. Sa. — Nachdruck verbalen. 38. Fortsetzung. „Drei Tage," siel sie ihm sogleich ins Wort, „Was ist das schon! Drei Tage." „Solche Tage zählen hundertsach," sagte sie. „Ich will nun einmal einen Mann, der mit einem Lachen in den Tod geht — so wie du, Vater." Setten entgegnete nichts mehr, umsing mit einem zärt lichen Blick ihr Gesicht und schaute jetzt aufmerksam gerade aus, weil aus dem Nebel die Frauentürme auftauchten. Ursula Oehme hatte bereits zweimal Im Kurhaus ange rufen und jedesmal den Bescheid bekommen, Fräulein Broock fei noch nicht zurück. Sie habe mit Herrn Professor Hilgcnbrock eine grötzere Bergfahrt unternommen und werde wohl kaum vor Sonnabend eintrefsen. Mit dem Feinempflndcn der Frau ahnte Ursula, datz ihren Schwager etwas quälte. Sie erriet sosort, datz es mit Richarda Broock zusammenhing. Fragen durste man nicht, aber eine Andeutung konnte man wagen. „Ich finde den Berus von Fräulein Broock sehr anstrengend," sagte sie, als er sich am Nachmittag zu einer Tasse Tee bei ihr einfand. „Wie sie das Sommer und Winter auohält, begreife ich nicht." Witte begriff es auch nicht, lieh sich ganz in Gedanken das zweite Stück Torte auf den Teller legen und meinte, datz Fräulein Broock vielleicht Schulden abtragcn müsse. Sie habe ' ihm ja von ihrer Halle und allem Drum und Dran, was damit zusammenhing, erzählt und versuche nun wahrscheinlich, auf diese Weise die angelaufenen Kosten abzutragen Ursula fand das sehr anständig. „Ich sah sie kürzlich mit Professor Hilgcnbrock zusammen." plauderte sie weiter, den Blich forschend auf ihn gerichtet. „Ich hatte dabei ganz de» Eindruck, als ob sie ihm nicht gleichgültig märe." „Hilgcnbrock?" sagte Witte erstaunt und. wie Ursula zu merken glaubte, ein wenig erschreckt. „Ich sinke, datz er reich lich alt für sie ist. Ich schätze ihn immerhin auf fünfzig." Ursula war ähnlicher Meinung. „Er soll Generalmusik direktor sein. Wenn Fräulein Broock nicht so ein reifer Cha rakter märe, würde ich sagen, das; sie eine Heirat mit ihm wohl anstrcbcn könnte." Sie war gar nicht böse, datz Witte sich gleich darauf mit einer gewissen Hast empfahl. Also stimmte ihre Vermutung. Richarda Broock galt ihm etwas. Vielleicht sogar sehr viel. Möglich, dak auch er ihr etwas bedeutete. Es war schwer, zwei solche Mensclrcn wie Richarda und Hans aus ihrer Zurück haltung herauszulockcn. Man mutzte es schon sehr geschickt anfanaen. dal; cs dennoch glückte. Am Spätnachmittag holte sie Klcin-Giggi zu einem S a- zicrgang ab, denn Elisabeth Winbolt hatte ihren Damenkasfee und konnte sich der Kleinen nicht so recht annehmcn. Als sie in eine Eeltcnstratze einbogen, kam ihnen Richarda Broock entgegen. Sie war allein und trug die Skier geschultert. An dem müden Lächeln, mit dem sie Giagi Auskunft gab. woher sie komme, merkte Ursula, datz sic reichlich angegriffen war. „Wenn Eie einmal Zeit haben, würde ich Sie gerne zu einer Tasse Tee zu mir bitten," sprach sic. „Vielleicht morgen gleich, Fräulein Broock?" „Sie sind sehr liebenswürdig, gnädige Frau, aber gerade morgen habe ich mit Professor Hilgenbrock eine grötzere Un ternehmung vereinbart. Ich kann ihn nicht gut allein gehen lassen, nachdem er doch sozusagen mein Schiller ist und Ich ge wissermatzen die Verantwortung für sein Können übernommen habe. Aber wenn ich am Sonntag kommen darf, bin ich Ihnen sehr dankbar." „Dann also am Sonntag," war Ursula einverstanden und freute sich über den strahlenden Blick des jungen Mädchens. — Am Sonntag herrschte ein Schneetreiben wie seit langem nicht mehr. Die Häuser verschwanden vollkommen hinter dem tanzenden Jlockcngemirbel und von den Bergen war soviel wie nichts zu sehen. Dazu fauchte ein Sturm, der ganze Schnee mauern auftürmte und im Nu alles wieder verwehte, was man mit unendlicher Mühe freigeschaufelt hatte. Die Hotels und Kasfcestuhen waren zum Brechen voll. Im Kurhaus spielte eine Militärkapelle und aus den kleinen Gaststuben war Zither- und Gitarreklang zu hören. Nieman den verlangte es danach, bei diesem grauslichen Wetter die Stadt zu verlassen, und jeder fand es sehr vergnüglich, ein warmes Lokal und gute Gesellschaft anzutresfcn. Das Barometer hatte schon am Freitag auf „Sturm" ge standen, und man war keinem neidig, der sich trotzdem hatte verleiten lassen, auf Skiern oder mit der Bergbahn eine Gipsel- fahrt zu unternehmen. Vom Schneeferner wurde gemeldet, datz dicht hinter dem Hotel eine Lawine niedergegangcn sei, aber Menschenleben nicht zu Schaden gekommen wären. Sämtliche Gäste und Touristen befänden sich wohl. Das Schneesernerhaus fronte dann auch im Kurhausc in Tettnang an. ob eine Dame namens Vroock und deren Begleiter gut zurückgckommcn seien. Eie hätten die Abfahrt über die Knorrhütte angctreten und man wäre in Sorge, ob sie noch rechtzeitig ihr Ziel zu erreichen vermochten. Der Kurdirektor mutzte zu seinem Schrecken verneinen. Denn weder Richarda noch Professor Hilgenbroock waren bis jetzt eingetrofsen. Er gab entsprechend Bescheid, auch an Ur sula Oehme. die Im Kurl-aus anfragen lietz, bis wann sie auf Richardas Besuch rechnen dürfe. Ursula erschrak und getraute sich Witte nichts davon zu sagen. Sie sprach sogleich mit ihrem Manne darüber und er hielt von ihm die Zusicherung, das; er sich auf dem laufenden über den Verbleib der beiden l-alten ivcrde. Seinem Bruder sagte er nur. datz Richarda erst spät mit der Bergbahn zurück komme und man deshalb den Kaffee allein nehmen müsse. Ursula sah es Witte an, datz er in Sorge war, und meinte, es sei gewiss auch oben ein einzigartiges Erlebnis, mit soviel Weitz überschüttet zu werden. Mitte bezweifelte das stark und vermutete, datz die beiden jedenfalls viel lieber zu Tal fahren würden, wenn es ginge. Es ging aber wirklich nicht, denn Richarda hatte mit Auf gebot aller Krnst und mit Hilfe eines sich bei ihr immer zur Zeit der Not einstelleuden sechsten Sinnes eine Almhütte er reicht und in tapferer Zusammenarbeit mit Hilgenbrock den Eingang durch das Dach gesunden. Sie waren beide in Schweis; gebadet, als sie die Schindeln wieder zurcchtschoben und sich die steile Treppe, die einer Hüh nerleiter ähnlich mar, hinuntertastelcn. Hilgcnbrock mit seiner Taschenlampe voran und Richarda vorsichtig hinterdrein. Sie kamen sich ülxrans geborgen vor, als Hilgenbrock die Tür zu der Stube ausklinktc und ihnen ein eiserner Herd in dunkler Schwärze entgegenblickte. Daneben waren Späne auf geschlichtet und Vuchcnscheite hochgetürmt. Man würde im merhin für ein paar Tage Heizmaterial haben, und bis dahin bot sich dann schon eine Möglichkeit, wieder aus diesem Ge fängnis herauszukommen. Vorläufig bedeutete cs Rettung aus aller Gefahr, und wenn nicht gerade eine Lawine die Hütte mit sich in die Tiese ritz, konnte man in Ruhe alles weitere abivarten. „Ich mache jetzt erst mal schnell Feuer," erklärte Richarda, den Schnee von ihrem Beinkleid klopfend, „und koche uns Tee. Ziehen Sie die Schuhe aus, Herr Professor, und machen Sie sich« bequem. Am besten, Sie strecken sich ein wenig aus. Die Bank ist zwar l-art, aber zur Not geht cs schon. — Nein, nein danke! Eie können mir nicht Helsen," lehnte sie sein Aner bieten ab und nahm ihm das Bündel Späne, das er anscinan- derbreche» wollte, aus der Hand. „Sehen Eie, das ist nichts sür Ihre Finger," lachte sie und zog ihm den Splitter heraus, den er sich in den Handballen gezogen hatte. „Aber Sie kön nen vielleicht den Docht der Lampe etwas niedriger schrauben, datz es nicht so sehr rutzt. Kerzen liegen dort aus der Kom mode, wenn Sie mit der Lampe nicht zurechtkommen sollten." Das Bündel Späne prasselte aus und verschwand zwischen zwei übereinandergelegten Bucl-enscheitcn im Schürloch. Da rüber legte Richarda noch ein weiteres Scheit und sagte, sie wolle jetzt Schnee holen. „Wozu denn?" fragte Hilgenbrock verwundert. „Zum Teekochcn, Herr Professor." Sie lachten beide und Richarda hatte nichts dagegen, datz er ihr die Stiege hinausleuchtete und ihr doch behilflich war, die Schindeln etwas zur Seite zu schieben und Schnee in den Tops zu füllen, den sie aus der Küche mitgebracht hatte. Vorsichtig turnte sie wieder hinunter, und während Nicl-arda hin und her lief, um Zwieback. Zucker und eine Flasche Wein aus dem Rucksack zu holen, satz Hilgcnbrock auf dem Hocker neben dem Herd und wärmte sich an der Glut, die aus offenem Bratrohr strich. Als Richarda wieder einmal vorüberging, griff er nach ihrer Hand und drückte die Lippen darauf. Sie war nicht im geringsten unwillig und lächelte zu ihm herab. Schnell gefasst stellte sie ihm eine Büchse Kandenzmilch auf die Knie und bat ihn, dieselbe aufzumache». „Aber reitzen Sie sich nicht daran," warnte sie. Er stellte sich nicht ungeschickt an und bekam anschlictzcnd ein weitzgeschcuertcs Holzbrettchcn zugcsckoben, ans dem er von einem Stück geräucherter Wurst seine Scheiben hcrunterschnei- den durste, die sic appetitlich auf einen reinen Holztcller ord nete. „Bitte zum Tee." sagte sic knicksend, als die grosse, ge blümte Kanne auf dem Tisch stand. . Es ist Ihnen dach recht, wenn ich die Lampe lösche und eine Kerze anstcckc? Bei Ker zenlicht ist cs feierlicher." „Ohne Zweifel," stimmte er zu. nahm ihr das Streichholz ab und zündete die eine der Kerzen an ..Nicht Cie — ich." bat er. als sie ihn bedienen wollte. „Milch? Arrak? Zucker?" „Milch, bitte." Sic sah. wie der Helle Rahm ans dem Kännchen In das Gold der Tasse slok. darin versank und >n einer sanften Wolke wieder hochsticg. Nahm ein Stück Zocker von dem Teller, den er ihr reichte, sah cs mit einein Lächeln untertauchen und seufzte. „Wem hat das nun aegolOn?" srgate er. ihre Hand die neben der seinen lag, streichelnd. „Eine kleine Sehnsucht? — Ja?" „Ja." gestand sie ehrlich. ..Aber eine unbestimmte! Wirk lich." bekräftigte sie. als er sie ungläubig ansnb. ..Ich habe doch alles: meinen Berus me!» ordentliches Auskommen " „Heissen Sic das alles, Richarda?" sFortsetznng folgt.) Lragen hinter der Mand / Napoleon in Dresden G. K. in D. — „Wie ost war Napoleon I. in Dresden? Gibt es hier noch Erinnerungen an ihn?" — Napoleon war nicht weniger als sechsmal in Dresden. Ium ersten Male besuchte er den mit ihm verbündeten säch sischen König in den Tagen vom 16. bis 21. Juli 1807. Der zweite Aufenthalt folgte vom 16. bis 28. Mai 1812; der Kaiser befand sich damals auf dem Wege zu der gegen Rutzland be stimmten „Grotzen Armee", die sich an der Weichsel versam melte. Beide Male wohnte Napoleon in den Paradezimmern im 2. Obergeschoss des Dresdner Schlosses. Beide Male war er mit Prunk und Freudenschüssen cmpsangen worden. Anders mar es am 1-1. Dezember 1812, als Napoleon im Schlitte» von Rutzland her, zunächst unerkannt in Dresden ankam. Der Kaiser stieg beim französischen Gesandten, Baron de Sera, ab, der Kreuzstratze 10 wohnte. Das Haus existiert heute nicht mehr. Lange wurde im Stadtmuseum ein Schlitten gezeigt, mit dem Napoleon damals aus der Fahrt von Rutzland her angekommen sein sollte; doch gelang es nachzuweisen, datz die ser Schlitten unmöglich das historische Gefährt sein konnte. Das Jahr 1813 brachte dann Napoleon dreimal nach Dresden: nach der Schlacht bei Lützen war Napoleon vom 8. bis 18. 5. in Dresden und wohnte wiederum im Schlotz. Vom 10. 6, bis 15. 8. hatte er sein Hauptquartier im Marcolini-Palats in der Friedrichstadt; dort empfing er am 28. 6. den Abgesandten des Kaisers Franz, Gras Metternich. Während der Schlacht bei Dresden traf am 26. 8. Napoleon an der Spitze seines Heeres hier ein, das er am Schlotz vor sich vorbcimarschtercn lietz. Ein Stein vor der Hofkirchc, der ein grosses „N" trägt und in das Pflaster eingelassen ist. bezeichnet noch heute die Stelle, an der Napoleon damals gehalten hat. Der Aufenthalt dauerte bis zum 7. 10 1813, bis zum Rückzug aus Leipzig zu. — Er innerungsstücke an Napoleon gibt es In Dresden nur noch wenige; äusser jenem Stein vor der Hofklrche kann man viel leicht das historische Zimmer im Friedrichstädter Krankenhaus sehemals Marcolini-Palais) nennen, das heute noch das gleiche Aussehen hat wie damals, als die historische Unterredung zwi schen Napoleon und Metternich darin slattsand. Anaklet II. Freundliche Antworten für humorige keilte Salut schletzen A. L. in D. — „Wie erklärt sich die Sille, durch Salut schüsse Staatsoberhäupter und andere Ehrengäste zu grützcn? Wieviel Schutz werden dabei jeweils abgeseuerl?" — Die Abgabe von Schüsse» als Ausdruck der Freude ist wohl so alt Ivie der Gebrauch des Pulvers. I» China, wo das Schietzpulvcr ja längst erfunden war. ehe wir Europäer dar auf kamen, gebrauchte man cs in erster Linie zur Herstellung von Fcucriverkskörpern, die bei den grotzen nationalen Festen mit lautem Getöse als Ausdruck der Freude abgebrannt wur den. Die Araber begrützen Ehrengäste durch Reitcrspiele, bei denen aus allen vorhandenen Gewehren so ost wie möglich in die Luft geschossen wird In den deutschen Alpengcgenden ist das Böllcrschietzcn am Neujahrstage und bei anderen fest lichen Gelegenheiten allgemeiner Brauch. — Das offizielle Ca- lutschictzcn ist nichts als eine amtliche Anwendung und Regu lierung dieser allgemein üblichen Verwendung des Schictzgeräls zur Bezeugung der Freude. Zuerst ist es wohl als Grus; zwi schen Schissen verschiedener Nationen angcwendct worden. Heute bestehen genaue Vorschriften für das Salutschietzen, die allerdings nach Ländern verschieden sind. Deutsche Schisse grützcn Staatsoberhäupter und Landcsslaggen mit 21 Schutz, einen Generalfcldmarscl-all mit 10. einen Admiral mit 17 Schutz uss. In anderen Ländern wird bis zu 101 Schutz Salut gefeuert. — Aehnlich verfahren beim Landhcer die Salutbattcrien. Zn den Salutschüssen wird Manövermnnition verwendet, ststcuert wird mit 5- bis 8,8-cm-Gcschiitzen. „Flcctamus genua" A. E. in P. — „Bei den feierlichen Fürbitten am Kar freitag betet der Priester am Beginn jeder Fürbitte: .Oremns sLatzt uns beten)', der Diakon antwortet: .Flectamus genua jBeugen wir die Knie)', der Snbdiakon setzt sofort nach dem Beugen der Knie hinzu: .Lcvate sStekt an!)'. War da in früherer Zeit vielleicht eine Weile stilles Gebet? Oder wie erklärt sich das Niederknien und sofortige Wirderansstehen?"— Im Blickvunkt der Liturgie des Ka> sreitaa: 'eht der ans Kreuz qcscklagene Moltessobn. An ihn sind anch die Fürbitten gerichtet. Aus Verehrung sür den gekreuzigten Erlöser kniet man am Beginn jeder Fürbitte nieder. To wie der Priester knrz vorher beim Verlesen der Passion medergekniet ist nach den Worten: „Und er neigte sein Haupt und gab den Geist auf." Oder wie sonst beim letzten Evangelium Niederknien erfolgt bei der Stelle: „Und das Wort ist Fleisch geworden." — Zu gleich soll das Niederknien den Grad der Innigkeit ausdrücken, den die Fürbitte hat. Die Liturgie hat ihre heute noch gültige Form erlangt in einer Zeit, in der die Menschen nock ein stärkeres Gefühl sür die sinnbildliche Bedeutung und Kraft einer Geste hatten. Wollte man z. B. dis Bedeutung und Dring- lichkeit einer persönlich dem Landesherr» vargetragenen Bitte unterstreichen, dann „tat man einen Fntziall". Der Landesherr aber wird wohl kaum in einem Falle den Bittsteller sein An liegen tatsächlich kniend haben vortragen lassen: viele Berichte bezeugen uns. datz dem Fntzsall gemeinhin sosort die Auf forderung folgte, aufzustchen und seine Bitte ansznsprechcn. Genau so ist es bei den Fürbitten des Karfreitags. — Uebrigcns wäre es auch praktisch unmöglich gewesen, wahrend der ganzen recht lange dauernden Fürbitten die Gemeinde knien zu lassen: Die Kirchen hatten damals nach keine Kniebä'ikc! — Also nicht Pause zum stillen Gebet, sondern Ausdruck der Ehr'nrcht vor Christus und der Innigkest des Gebets ist jenes Niederknien vor den Fürbitten am Karfreitag. Pellkartoffeln statt Salzkartosseln A. I. In L. — „Ist cs richtig, das; Pellkartoffeln gesünder sind als Salzkartosseln? Und warum?" — Kartoffeln sind ein wichtiges Nahrungsmittel nicht nur wegen ihres hohen Gehaltes an Kohlehydrate. die neben Fett und Eiwcitz das Fundament unserer Ernäbrnna bildet sondern vor allem anch wegen der Wirk und Scknystone lBitaminc und Minerales, die sie besitzt. Einer dieser Wirkstoise. das Vita min B. ist aber im Walser löslich Sckä't man die Kartoffeln vor dem Kochen und giesst das Wasser wea. dann ist dieser wertvolle Wirkstoff für die menschliche Ernährung verloren. Dieser Fehler wird vermieden, »renn man die Kartoffeln in der Sclmle kocht. Gerade aus diele Wele iv'rd d volle Nähr wert der Kartoffeln dem Menschen zugeführt. Dien» Vorteil ist die geringe Mühe des Karloslelscliälens wer:. Sich in der Kunst des Kartosfelschälens zn üben, das kann übrigens keinem Menschen etwas schaden. Beim Arbeitsdienst, beim Militär »ff mntz jeder diese Kunst üben, und cs kommt ibn' omn wahr haftig zugute, wenn er rechtzeitig auf diesem Gebt st - Erfah rungen gesammelt hat! Marabu. Anekdoten um das Mlitär F. S. in B. — „In einer Zeitschrift las ich dieser Tage folgendes: Ein getaufter Jude, dessen Vater Levi hictz und auf dem Iudenfriedhof in Rom begraben liegt, wurde Papst. Als Papst nannte er sich Anaklet II. Stimmt das?" — Es handelt sich um den Gegenpapst Anaklet II., der 1130 gegen den rechtmätziaen Papst Innozenz II. ausgestellt wurde und sich dank der Unterstützung durch König Roger von Sizi lien bis 1138 behaupten konnte. Der rechtmätzigc Papst Inno zenz II. überlebte ihn; er starb erst 1143. Anaklet II. oder, wie er vor seiner Usurpation der päpstlichen Würde hiess, Petrus Petri Leonis war jüdischer Abkunft, stürzte sich nach seiner Taufe mit dem Eifer des Neubekehrten in die damals schwebenden Innerklrchltchen Auseinandersetzungen, wurde Mönch in Cluny und stieg als Vertreter der von diesem Kloster ausgehenden Reformrlchtung auf der Stufenfolge der kirch lichen Würden rasch empor. 1116 wurde er Kardinal. Nach dnn Tode des Papstes Honorius II. 1130 wählte die Mehrheit der Kardinäke in ordnungsgemätzer Weise Innozenz II. zum Papst. Eine Minderheit aber, die gegen die von Innozenz erstrebte Einigkeit mit dem deutschen Kaiser, Lothar von Supplinburg, war, erhob unter dem Einslutz des normannischen Königs Roger von Sizilien den Kardinal Petrus Leonis zum Papst. Die Pro blematik dieses Mannes hat eine bedeutende deutsche Dichterin, Gertrud von Le Fort, In einem Roman behandelt: „Der Papst aus dem Ghetto" s1030). Petrus Leonis hatte trotz seiner Tause und seines scheinbaren Elfers für die Sache Gottes die Erb übel seiner Rasse — hemmungsloses Streben nach Macht und Einslutz — nicht ablegen können. Das zeigte sich in dem Augen blick, als er zum Scl-aden der Kirche die ihm aus politischen Gründen angetragene unrcchtmätzige Papstwiirde annahm. Der verhinderte Maler Eine Artillerie Abteilung halte im Osten in den eheina'i- gcn polniscl-en Artillerie llntcrkiinslen Ouortier bezogen Selbstverständlich wurden sänstlicl-e Räume gründlichst ge säubert und mit deutschem Rcinlichkeilegesükl in geradezu be- haglici-e Verfassung gebracht. Und da ein Maler bei der Trumre n»ar, füllten sich die leeren Wände alsbald mit hübschen Land- schaftsbildern. Bei einer Besichtigung fiele» dies? Kunstwerke dem (tzene- neraloberst von Brauchitsch besonders ans, zumal noch zwei Lücken auszusüllcn waren. Der Oberstleutnant, der den Generaloberst begleitete, er klärte: „Hierher, Herr Generaloberst, kommt der Kölner Dom und aus die andere Seite ein Motiv aus dein Ruhrkohlenbezirk." „Und warum sind die Bilder noch nicht gemalt?" „Es — cs geht augenblicklich noch nicht!" „Nanu, ist der Künstler krank geworden?" „Das nicht gerade, Herr Generaloberst aber . . ." „Rücken Sic nur nihig mit der Sprache heraus mein Lieber." „Herr Mcneraloberst, seine Bilder sind doch so schön gewor den .. . und da hat der Mann eben so stark gefeiert . und nun . . . und nun sitzt er Im Arrest." Der Generaloberst lachte: „Hoffentlich bekommt er da einen klirr» Kops und gute Ideen . . . Aber wissen Sic was, nehmen Sic ihm den Pinsel und die Farben weg sonst erkennen Sie die Arrestzelle nicht wieder ... und dann will jeder hinein!" Die Ansprache Ein bekannter General fühlte sich nur wohl, wenn er unter IlnUormen steckte. Alte gesellschaftlichen Beransiailungen und alle Vereinssciern waren ihm ein Greuel. Da wurde er, der sonst lo spraäMivandte Mann, wortkarg und einsilbig. Ihm zu Ehren gab einst in seiner Heimatstadt ein histori scher 'Verein eine grotzc Feier, und als von allerlei Leuten schon allerlei zum Lobe des hohen Gastes geredet ivordcn nxrr. flü sterte der Vorsitzende diesem ;n. ob er denn nun nickt anch eine Rede halten wolle. Sie brancke durärans nickt lehr lang zu sein. Da der'General keinen ander-e» Ausweg mehr sah. erhob er sich langsam und klapste etnxrs zagl-ast an sein Glas. Augenblicklich trat lautlose Stille ein. Man hätte ein Mans lausen hören können. Die Erwartung, die in dein Raume lag, >var fast kör-rerlich zu spüren. Dem General wäre aus dem Schlachtfeld ivohler gewesen. Doch nach einer überlangen Paul« gab cr sich einen Ruck, klopfte noch einmal an das Glas, sah sich siegcsgrwitz um und bann hallten laut, militärisch ab-