Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 08.04.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194004081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400408
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-04
- Tag 1940-04-08
-
Monat
1940-04
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.04.1940
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sos soll Ser Mensch nicht trennen!" Noman von I. Schneider-Foerstl. Verlag Oskar Meister, Werdau I. Eci. — Nachdruck verbalen. 21. Fortsetzung. „Und ich habe nichts gehabt," fuhr er in seiner Anklage sort. „Gar nichts. Mit den Klassenkameraden habe ich mich nie so recht verstanden. Ich mar ihnen zu still und, wie mir einmal einer ehrlich sagte, auch zu gescheit. — Das habe ich wohl vom Bater — von dir habe ich gar nichts." „— als das Leben," wollte ich erwidern, aber ich weinte nur. Mir mar, als habe er einen Knüppel in den Händen und schlage immerfort auf mich ein. Ich war nicht einmal mehr fähig, seine Hände festzuhalten. „Ich habe soviel um deinetwillen durchgemacht," sagte ich, „soviel Demütigungen auf mich genommen. Du weitzt ja nicht, wie das ist, wenn man ein Kind verliert —" „Du hast mich ja freiwillig verschenkt. Du hättest doch nur zu bleiben brauchen. Wenn nicht Vaters, so doch meinet wegen. Das tut doch sonst eine Frau nicht, datz sie ihr Kind im Stiche lätzt und zu einem anderen läuft, nur weil es ihr zu Hause zu langweilig ist." „Wer hat das gesagt?" schrie ich auf. „Tante Flanding." „Sie hat gelogen!" „Das kann ich nicht beurteilen. — — War Vater denn schlecht zu dir?" „Nein." „Hast du hungern müssen?" Ich verneinte. „Wag war es dann?" Ja, was war es dann?... Meine Verteidigung fiel so kläglich aus datz ich selbst Angst vor seinem Richtcrspruch empfand. Wir waren mittlerweile zu dem Hotel gekommen, wo er für mich ein Zimmer bestellt hatte und stiegen neben einander die Treppe hinauf. Ich hörte wie jemand hinter uns sagte, wir wären ein reizendes Gesch.visterpaar. „Hast du gehört?" fragte er, als er die Tür hinter mir schloß. „Ich glaube, ich weitz jetzt, warum du von uns ge gangen bist. Vater war dir zu alt!" „Das ist nicht wahr!" rief >6). Nahm denn diese Aus sprache kein Ende mehr? Ich kam mir vor wie gefoltert. Kaum, datz mich die Beine noch trugen. „Weine doch nicht schon wieder," sagte er ärgerlich. „Man möchte meinen, ich habe dir etwas zuleide getan, und es ist doch umgekehrt. Wenn du vielleicht gedacht hast, ich sei noch zu klein gewesen, »in alles verstehen zu können, so Irrst du dich. Ich bin zu früh hellhörig geworden. Ich habe immer zwischen dir und Vater gependelt. Oder meinst du cs sei eine Kleinigkeit gewesen, wie ein Zigeunerkind von Ort z» Ort geschleppt zu werde»? Ich hatte mich kaum an einem Platz elngewöhnt, schon wurde ich wieder herausgerissen und wo anders hlngcbracht. Ein Waisenknabe war besser daran als Ich. Er kannte wenigstens seine Eltern überhaupt nicht. Aber ich habe Vater halb gekannt und dich halb und hatte doch nie mand. zu dem ich richtig gehörte." „Und Onkel und Tante Flauding?" warf ich zaghaft ein und bekam ein abfälliges Lächeln dafür. „Tanten und Onkels gibt es tausende ans der Welt," sagte er. „aber eine Mutter hat man nur eine einzige." Um ibn zu beschwichtigen, gestand ich ihm. datz ich mich ihm gegenüber stets schuldig gefühlt habe, und datz ich ihn bäte, mir zu verzeihen nnd von jetzt ab mein Haus als das seine zu betrachten. Er lehnte es nicht rundweg ab meinte aber, er würde sich doch stets nur als Fremder dort fühlen nnd es wäre mit hin besser, wenn alles so bliebe, wie es bisher gewesen war. Ehen nach Matz Der Coldatenkänig Friedrich Wilhelm I. kehrte einst, vom Regen auf einem Iagdausslug überrascht, aus dem Schlotte des Freiherr» von S ei». Als ihm bei dieser Gelegenheit die drei reichlich grotz geratenen Töchter des Gutsherrn vorgestellt wur den, wies er mit einer Handbewcgung auf die drei Ricscn- fräulein und fragte den Vater in seiner kurz angebundenen Art: „Schon verlobt?" „Nein, Majestät. Die Mädels sinden bei ihrer Statur recht schwer einen Bewerber." „Was gibt Er seinen Töchtern mit?" „5000 Taler bar und eine gute Aus steuer." „Reichlich genug. Werde Ihm drei Offiziere von meinen langen Kerls schicken. Dann wird aber geheiratet — verstanden?" Bald darauf fanden sich auf Schloß S. wirklich drei Offiziere des RIesenregimcnts als Freier ein, und drei Monate später fand die dreifache Hochzeit statt, zu der Friedrich Wilhelm persönlich als Gast erschien. N)c> man zur Arbeit schwimmt Die Bewohner der Inseln des Stillen Ozeans sind wohl die reinlichsten Menschen der Welt, denn sic verbringen einen großen Teil des Tages im Wasser, und man hat von ihnen ge sagt, datz sie eigentlich Amphibien seien sogut wie die Seerobben. Die Kinder lernen fast ebenso früh schwimmen wie gehen Wenn das Dorf etwas von der Küste entfernt ist, dann ivählen die Fischer mit Vorliebe nickst den Landweg, sondern sie schwimmen im Fluß zum Meere hin, und um das Vergnügen zu erhöhen, veranstalten sie bei Ihrem täglichen Weg zur Arbeitsstätte lustige Schwimmwettdewcrbe. Verschiedene Male nm Tage vereinigen sich Männlein nnd Wciblein zu bestimmten Zeiten zu einem ge meinsamen Bade bei dem es sehr vergnügt hergeht. Bereits die Kinder führen erstaunliche Tancherkunststückie ans. Die Haut fetten sie täglich mit Kokusnntzöl ein. nnd zum Molchen bedie nen sic sich der Hckralon der Kokusnntz, mit denen sie die Hant tüchtig abreiben. Handtlick>er zum Trocknen brauchen sie nickst, denn dies besorgen Sonne und Wind an d"n geschmeidigen Kör pern, denen der häufige Aufenthalt im Walser vortrefflich be kommt. Lin Marccmipark in Amerika Die in Massachnssets lebenden, aus Italien stammenden Amerikaner haben bejcblossen, zur Erinnerung an die Tatsache, daß Mareoni von der Telegraphenstation in Wellsleet am tü. Juli 1903 die erste drahtlose Botschaft Uber den Ntlantiscken Ozean sandte, «Inen großartigen Park zu schaffen, der dem Ge dächtnis des großen Erfinders geweiht ist. Mittelpunkt dieles Parke» soll der Platz sein, mif dem die alte Telegrophcnstation stand. Die erste Zeitschrift erschien in Deutschland Zu Unrecht nehmen es di« Franzosen für sich In Anspruch, die älteste gedruckt« Zeitschrift der Welt heransgcbracht zu haben, das „Journal des Eavants", das im Jahre 16SK der Par lamentsrat d'Hedonville, dessen Deckname Denys de Salla war, als Nachrichtenorgan für die wissenschaftliche Welt begrün dete. Schon zwei Jahre vorher, im Jahr« 1603. war in Deutsch land die Zeitschrift ohne französischen Einfluß als selbständige Form entwickelt, denn damals erschienen in Hamburg Rists „Mo- »atsgespräche" zum ersten Male silr ein lesosreudiges Publikum. „Ich soll dich also auch nur so selten zu sehen bekommen, wie all die Jahre Uber?" fragte ich. „Versprich mir wenigstens, daß du mir öfter schreibst und gib mir die Beruhigung, datz d» überzeugt bist, daß ich dich genau so liebe, wie meinen an deren Sohn " Er lächelte überlegen und meinte, dieses Empfinden werde er wohl nie haben. „Ich stelle mir unser Wiedersehen vor wie einen Gottesdienst," sagte er „und du hast mich kaum geküßt" Er lietz mich aber gar nickst zu Wort kommen, als ich die Hand hob. „Ich habe immer an dich denken müssen," sprach er, „immer. Darum bin ich auch so alt geworden! Und du bist jung geblieben. Du hast dich keine Stunde uni mich gehärmt." Unter der Gewalt der schmerzlichen Erinnerung brach Frau Oehme in Schluchzen aus. „Was sagen Sie zu solch einer Anklage. Frau Haupt mann?" fragte sie in ihre Tränen hinein. „Ich nahm sie hin wie ein Urteil, das gerecht war. Ich getraute mir weder mei nen Sohn anzusehen, noch in den Spiegel zu blicken, der mein Bild zurückwarf. Ich war damals 30 Jahre und wirkte wie ein Mädckcn, das wohl die Eckiwester meines Jungen sein konnte aber nicht seine Mutter." „Wäre es dir lieber, wenn du mich alt und grau ge funden hättest?" fragte ich eingeschüchtert. „Ja. Das wäre mir dann ein Beweis gewesen, datz du um mich gelitten hast." „Es ist schrecklich, wenn eine Frau vor ihrem Sohne sich ihrer Jugend schämen muß. Fran Hauptmann. Ich wünschte in diese- Stunde, häßlich zu sein nnd arm und zerguält. damit mein Kind glaubte, datz mir sein Wohl und Wehe immer am Herzen aclegen hatte." Elisabeth legt« ihr begütigend die Hand aus den Arm. „Ich hatte keinen Mut mehr, ihm das Geschenk, das ich Ihm mitgebracht hatte, zu aeben: eine Krawattennadel mit einer ungewöhnlich schönen Verle. Ich halte solche Angst, er könnte fragen woher die Verle stamme. Ich hatte sie ans einem Ring nehmen lallen, den mir sein Vater zu meinem 2t. Geburtstag schenkte. Aber ich wallte doch nickt so mit ganz leeren Händen gekommen sein nnd stellte das Etui sckweiaend auf den runden Tisch »"den dem Sofa. Ich hatte den Ein druck, daß er manches Wort, das er aesagt hatte, berente und gutzumachcn suchte, indem er den Behälter öffnete." „Von Vater?" fragte er, nnd als ick nickte meinte er: „Für dich hat sie ia doch keinen Wert, nicht wahr?" Ich schluckte die Kränkung hinunter und erwiderte, wenn sic keinen Wert für mich hätte, würde ich sie wohl nickt solange oufbewahrt haben Ich hatte mich wirklich nur schwer von ihr getrennt Er schob die Nadel spielerisch zwischen den Fingern hin und her und leate sie dann wieder in das Etui zurück. Sick in seiner Uniform znrechtrückend. sagte er: „Ich werde jetzt in die Halle geben, du willst dich sicher noch um ziehen. Ich bestelle inzwischen den Tee für »ns. oder willst du gleich zu Abend essen? Ick nehme an. du erlaubst, datz ich für dich bezahle. Du bist doch mein Gast." „Ia," sagte ich gedruckt, ..dein Gast." Ick hatte mehrere Kleider mitgenommen und wählte das schlichteste, das in mei nem Koffer lag. Es mar aus schwarzer Seide, mit nichts als einem weißen Spitzenkragen nm den Hals. Wie eine Nonne, pflegte Georg immer zu sagen, wenn ich cs trug. Ich wollte ja so schlicht und bescheiden vor meinem Sohne dasteheu und nichts sein als seine Mutter. Wir saßen an einem niedrigen Tischchen in der Halle und ich war so dankbar für di" leise Musik, die zwischen einem Hain von Palmen spielte. Wenn man so furchtbar bedrückt ist, empfindet man Dank für die kleinste Ablenkung. Er rührte in seiner Tasse, stand plötzlich auf und ver neigte lick Du tanzt dock?" fragte er. „Ia, mein Hansgcn, natürlich tanze ich." „Dann bitte." Auf diese Tatsache meist Dr. Frid Muth Im „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" hin. Johann Nist war einer der besten Lyriker des 17. Jahrhunderts, der in Hamburg einen wei ten Freundeskreis von Künstlern, Gelehrten, Ratsherren und Kaufleuten nm sich versammelte Er schrieb in einer Zeit, in der für die Gebildeten das Lateinische die Umgangssprache war, seine Gedichte und Abhandlungen in dcuischcr Sprache und hatte das Bestreben, die Wissenschaft und Literatur der Allgemeinheit, besonders der Jugend, zugänglich zu machen. Diesen Zweck sollte auch die Zeitschrist dienen, die vom Januar 1083 ab bei dem Verleger Johann Naumann monatlich erscheinen sollte. D'e „Monatsgespräcke" macksten das Wissen der Zeit populär, indem ein Kreis von Freunden ülrer die Wcltereignisse im Plauderton berichtete. Rist hatte zwar vielen Aerger mit seinen Verlegern und Druckern, die ein regelmäßiges Erscheinen unmöglich mach ten aber die „Monatsgespräcke" wurden auch noch weiter geführt. als der To- 1607 ihm die Feder aus der Hand genom men hatte. Sie mutzten ihn aus dem Gefängnis hinauswerfen Vor einigen Tagen kam bei der Polizei in San Franzisko ein Tehpszonaitlus ein: „Hier spricht ein Einbreck-er. Ich habe soeben tn aem Warenhaus Vennct einen großen Diebstahl unter In dem Wintergarten nebenan glitten einige Paare über das Parkett. Ich sah das Lächeln, als wir beide cintraten. Er hatte es auch gesehen und machte seine Schultern noch steiler, datz er um einen ganzen Kopf über mich hinwegsah. Ich hätte mir nie in meinem Leben träumen lassen, daß ich noch einmal mit meinem großen Jungen tanzen würde. Es tat mir nur weh, daß sich der Ausdruck seines Gesichtes auch jetzt nicht veränderte. Er blieb ernst und verschlossen, und das lieh keine reine Freude in mir aufkommen. Am Abend, als ich zu Bett ging, erlebte ich eine große Ueberraschung. Er hatte sich ebcnsalls ein Zimmer, und zwar das nebenanliegende, bereitstclle» lassen und für diese Nacht Urlaub in der Infanierieschule erbeten. „Ich möchte doch auch einmal eine Nacht neben dir schlafen," sagte er, „davon habe ich als Junge immer geträumt." „Mein armer Bub," sagte ick und kam mir so schlecht und gedemütigt vor, wenn ich an Wolfgang dachte, dessen Beu chen immer neben dem meinen gestanden hatte und der nie einschlief, ohne meine Hände mit seinen Fingern fest?,»halten. Und das hier war nun auch nur ein Kind und batte alles ent behrt, was eine Mutter an Zärtlichkeit und Güte zu geben vermochte. „Darf ich mich noch ein wenig zu dir setzen, bis du einschläfst?" sagte ich. Er wurde brennend rot. „Ich bin schon zwanzig Jahre, Mutter." „Nein, zwei Jahre, mein Hansgen," sagte ich „Ich mache mich jetzt noch einmal ganz schön, dann nehmen wir uns einen Wage» und fahren irgendwohin, wo es nett ist. und trinken ein Glas Wein zusammen. Und wenn es uns nicht mehr ge fällt, lassen wir uns heimfahrc» und gehe» in unsere Heia. Irr, mein Junge?" Er nickte nur. aber sein Gesicktsausdruck war so rüh rend kindlich, daß ich mich wieder in jene Taao zurückversetzte, da er auf meinem Schoß gesessen hatte und mit meinen Haaren spielte. Der Abend wurde noch so 'chön. daß ich meinen Mann und meinen Walfang beinahe völlig vergaß und nur noch dein Augenblick lebte. Im Hotel wartete Ich dann, bis er zu Beite lag nnd setzte mich dann noch auf eine halbe Stunde zu ihm Ick hatte erst nicht fragen mallen, wie die Ve>inö"">isverhältnisse geregelt seien, und nun berichtete er van selbst über wieviel Kapital er verfüge und daß cs bis zu seiner Beförderung zum Leutnant von Flanding vermaltet würde. „Onkel Flanding bat mich außerdem noch als seinen Universaler!,"» eingeletzt." erzählte er. „Schade, daß du nicht arm bist. Mutter, wir könnten so schön zusammen leben." Mir wurde ganz schwach. Für einen Augenblick überfiel mich sogar der Wunsch, ick möchte "Zstwe sein und niemanden mehr haben als ihn, damit ich mich nie wilder van ibm zu trennen brauchte. Er hatte die rechte Wange an mein" ^"»d acleat und sah mich unentwegt an. baa plötzlich das Glicht herunter und küßte meine Finger „Ist er gut zu dir?" Ich wußte sofort, was er weiuie und verriet, daß Georg Oehme immer lieb und ritterlich zu mir gewesen sei. „Wenn du ihn kennen würdest, müßtest du ihn sehr schätzen, mein Hansgcn," sagte ich. Er hatte noch immer die Lippen an meinen Fingern liegen, drehte mit der Linken an meinem Ebering und sab mich dann abwägend an. „Der von Vater war breiter," meinte er. „Was hast du mit dem deinen gemacht?" Ich griff nach dem kleinen Lederetui das ich ans leinen Nachttisch gelegt batte und entnahm ihm den breiten Reif, der mir bei unserer Trauung an den Finger gesteckt worden war. Ick war schon öfter im Begriff gewesen, ihn uniarbeitc» zu lassen, und freute mich nun. daß ich es nickt getan hatte. (Fortsetzung folgt.) erschwerenden Umständen verübt. Die Schlösser wurden ausgc- brochen, einen Geldschrank habe ich gesprengt. Wenn Sie mich vcrl>asten wollen — ich erwarte Sie an der nächsten Stra ßenecke." Man ging hin und fand alles so. wie es gesagt wurde. Das Gcsck)äft mit den Einbruchsspmcn und auch den Einbreck>er. Man nahm ihn also fest und fragte ihn kopfschüttelnd, weshalb er sich so benehme: „Wissen Sie. mir gefällt das geordnete Dasein in der Strafanstalt viel besser." Aus einer Umfrage der Behörden ergab sich, daß der Mann vor zwei Monaten aus einer Strafanstalt in Michigan entlassen wurde und seither sieben Bcrsuckre unternahm, wieder in das Gefängnis hincinzugelanqen. Er brach — mit anderen Worten — in der Strafanstalt ein und legte Wert daraus, in einer un bewohnten Zelle zu sitze», wenn mau morgens die Gefangenen zum Appell herausholte. Dieser Gcsängnisciscr ging soweit, daß man ihn schließlich hinauswerfen mußte. Nun aber wird man ihn einsteckcn müssen, da ja ein regelrechter Rechtsvcrstoß vorliegt. Erwähnen wir noch, daß er eines Tages — gleich nach seiner Freilassung — mit einem gro ßen Korb wunderbarer Aepfel zurückkehrte und diese dem Direktor als Geschenk und kleine Bestechung aushängen wollte, damit er ihn wieder als Sträfling annehme Bitter betrübt zog er ab, als seine Bitte abschlägig beschicken wurde. Den Korb mit den Aepseln ließ er aus der Trepm' stehen. Unter Vulkanen / Von den Felsmaucrn herab, die oben blank von Eis sind, kollert ein Strom von Stein. Rasend rasch kommt er näher, füllt das Tal, prallt an den Bahndamm, staut sich zu beiden Seiten. Wir fahren mitten hindurch. Lava! Bräunlich-schwarze, graue Lava. Hochgeilirmt, daß der Zug fast darin versinkt. So frisch sieht sie aus, als sei sie eben erst vom Berg hervbgeslossen, und ist -och 100, 1000, viel leicht viele tausend Jahve alt. Jone der Vulkane. Wir sind in der Werkstatt der Erde. Tief unter dem Boden, Uber den wir eilen, ruhen die Kräfte, -le diesen Kontinent schufen, veränderten und verändern wer den. Sah es nicht unten Im Archipel südlich von Puerto Montt aus, als sei hier die See In das chilenilck)« Längstal hineingebro- cken und habe es in einen langen Mceresarm verivandelt und die ragenden Kuppen der Küstenkovdillere in Tausende von Inseln? Hier oben im Norden aber, wo der Salpeter quadratkilo meterweit das Land bedeckt, möchte man glauben, es habe das ->anze Land sich aus dem Meer gehoben, aus dellen verdunsteten Wassermengen das Seesalz zurückblleb, das stellenweise In blin kender dicker Kruste den steinigen Fels überzieh». Aber schon die Salpeiergegend war 1000 Meter. 1600 Meter hoch, Ealama wo die großen Salzseen sind. 2600. und die letzt« Station, an der der Zug vorbeieilte, tnig -I« Zahl 3223 Meter. Die Berge beiderseits -er Bahn sind rot und blau, tn bun. ten Streifen gefärbt. Wie Hermelinbesatz zieht sich Uber schöpfe Kämme und Grate der ewige Scknee, und darüber die iveißen und gelblichen Wolken wie «ine Warnung: Wir sind immer da, »renn wir auch zu schlafen scheinen, wir ewigen Kräfte, die wir die Welt wandeln und zerstören. 4000 Meter, fast Montblanchöhei Die Lust von einer «m- wahrscheinlichen Klarheit und Durchsichtigkeit. Man nustnt Hun- Lin Reisebild ans Lliile von Lolin Rotz derte von Kilometern weit zu sehen und glaubt noch an dett fernsten Hängen die kleinste Einzelheit erkennen zu können Wunderlich rot färbt sich der Boden. Ein ganz satter, war- nrer Ton. Erst beim Näherkommen sieht man, daß es nickst Fels noch Stein, sondern eine niedrige fleischige Pflanze ist. eine Art Fetthenne, die meilenweit Uber den nackten Stein krieckst. Dann aber wird mit einem Schlag alles schneeweiß, glitzernd, kristallklar zu beiden Seiten der Bahn bis an -en Fuß der Vulkane. Mitten hindurch fährt -er Zug wie über einen ge frorenen See. Ein unheimliches Ggliihl; denn an einzelnen Stel len sieht man noch dunkle Flut zwischen dem glitzernden Weiß. Das Weiße ist Borax. Millioncniverte liegen hier. Man braucht sie nur aufzulesen, und weiterhin sieht man inmitten des glitzernden Weiß Schlote und Wellblcchbaracken: -ie Boraxiverke von Eebollar, in denen das wertvolle Material für den Versand eingesotten wird. Seit Jahren wird hier gearbeitet und in di» Welt lstnausverschickt Aber das Tischtuch, das hier die Natur über die Erde gebreitet hat, ist kaum kleiner geworden. Und weiterhin ist der Boden gelb; es ist Schivesel. Und gleichfalls braucht es nicht mehr als die Mühe des Losbrcchens. Grünlich gelbe Dämpfe wallen um die viereckigen Blöcke der Schwefelösen, aus denen das goldgelbe Mineral slictzt, Tränen in die Augen treibend und die Kehle würgend. Aber dem, der es fand und von der Erde hob, lauteres Gold tn die Taschen. Gel machen, Geld, Geld! Wie wird sich erst in absehbarer Zett die göttlick>e Felsencinsamkett bevölkern mit Esten und Oefcn, rvenn erst weitere Schleirenstränge dl« Kordilliere durchziehen; denn die Bahn ist hier alles. Ohne sic blieben die weiten, großen! Schätze der einsamen Erde tot. lieber dein Vulkan aber steht Tag und Nacht, als stumme Warnung, die Rauchwolke. — Auf der einsamen, im Weltmeer verlorenen Osterinsel steht eine ungehenve Strlnstatue mit traurig ergebenem Gesicht, »ach
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)