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Amts- und AnzeiMatt für den Erscheint 14 »1 s Nbonnsment »L?-L öe;irk -es Amtsgerichts Eibenstock WZZL sertionSprei«: die k'leinsp. „ ten, sowie bei allen Reich»- z.«. >o«. und dessen Umgebung. >.<,». 1»S. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »9. A»hr,»u«. Doiincrstlig, den 1i>. September 18»S. Urber die Zustände in Hamburg und deren Beurtheilung im Reiche bringen die „Dr. N." eine Betrachtung, der wir folgende» entnehmen: Leise und mild klingt da» Wort der Anklage, da» der Senat von Hamburg in seiner Dankantwort an die Prinzessin Heinrich von Preußen erhebt: „Für die erste und bi» dahin einzige Bezeigung der Teil nahme in schwerer Zeit." Wie ein Tropfen heißen Oele» muß diese» Wort auf unsere Seelen fallen. Durch mehr al» zwei Wochen hat da» hartherzige Berlinerthum, da» leider Gotte» fast überall tonan gebend ist im Vaterlande, die frommen und barm herzigen Regungen in der deutschen Volksseele erstickt, e» ist höchste, dringendste Zeit, daß wir un» von diesem unheimlichen Banne befreien, sonst bleibt die Schande an unserem Namen haften. Seit 14 Tagen wüthet die entsetzliche Krankheit in Hamburg, sie zerstört den Wohlstand, sie vernich tet unzähliges Familienglück, sie treibt die Arbeitslosen in die Arme de» Hunger», sie führt SchreckenSscenen herbei, die nicht der Griffel eine» Goldoni oder Boc caccio unheimlicher schildern kann. Und waö ist die Antwort de» deutschen Volke»? Anklagen werden erhoben gegen die Behörden, die den Kopf verloren, geschmäht wird die Verwaltung von Hamburg, mit rem fieberhaften Interesse, mit dem man Schauer romane verfolgt, werden die Berichte gelesen — das ist Pharisäerart. E» sind die Behörden von Ham burg kopflos gewesen, e» sind Versehen schlimmer Art gemacht worden. Alle» zugegeben — aber giebl un» va» ein Recht, mit verschränkten Händen daneben zu stehen und den TodeSzuckungen einer Stadt zuzuschauen, vie sich um Deutschland ewige und unvergängliche Verdienste erwarb, deren Söhne in den Tagen der Franzosennoth sich hinmorden ließen von dem Schlächter Vadamme? Hat denn nicht überdies die mangelnde Energie der Reichsregierung und der preußischen Be hörden, die in den russischen Juden den Träger der Krankheit über die Grenzen ließen, vie erste und haupt sächlichste Schuld an dem Leiden? Wenn ein Knabe in den Brunnen fällt, so sollten wir wahrlich mit den guten Lehren warten, bi» wir ihn herausgezogen haben, aber nicht dem tödtlich Ringenden Sprüche der Weisheit in'» Ohr brüllen. Durch die Straßen von Hamburg fahren offene Karossen, auf denen Kranke und Sterbende sich win den, vie Leichen häufen sich an, weil die Mittel zum Transport der Tobten fehlen. Man mag den Ham burgern einen Vorwurf hieraus machen, aber, Hand auf'S Herz, welche Stadt, ob Berlin, ob Dresden oder BreSlau, hatte zu einer Zeit, wo man die an dringende Gefahr noch nicht ahnen konnte, genügend vorgesorgt, so daß nicht erst jetzt noch wichtige Maß regeln nachzuholen wären? Wieviel öffentliche Kran kenwagen standen denn vorher in Berlin, in Dresden oder BreSlau bereit? Wer sich rein fühlt, werfe den ersten Stein! Und wenn selbst der Stein geschleudert werden dürfte, ist e» recht, Hamburg, einen deutschen Bundesstaat, einsam sterben zu lassen? Bitter genug ist die Stimmung schon jetzt an der Mündung der Elbe; wenn der Würgengel fortgezogen ist, dann wird sich dort, wo treue Brüder wohnten, ein grimmiger Groll erheben und er wird sich nicht ersticken lassen durch die hämischen Anklagen der Berliner Presse ivegen partikularistischer Art. Al» ob Hamburg fern in Afrika läge, daß un» seine Roth nicht berührte und wir nur beim Lesen der Berichte gruselnd die Kissen über die Ohren ziehen könnten, so handeln die leitenden Kreise und da» Pudli- kum. In unseren Militärkammern, da liegen für cinen Felvzug bereit Arznei und Verbandzeug für Zehntausende, da stehen, vortrefflich eingerichtet, Bahren unv TranSportwagen. Und neben den Hauptdepot« haben wir auch, auSgestatlel bi» zu den Kleinsten, Rcservedcpol». ,S» fehlt in Hamburg an Allem." Eine Trainkompagnie würde in Hamburg genügen, den Dienst an den Wagen zu erfüllen. Im Felvzug soll doch der Trainsoldak und Krankenträger den Kranken dienen, ist die Cholera nicht ein grimmiger Feind, der schlimmer als das feindliche Geschoß droht? Und bedroht dieser Feind bloS Hamburg, nicht auch alle anderen deutschen Gauen? Und weiter, auf ein Wort gingen tausend Aerzte nach Hamburg, wenn man ihnen die Garantie böte, daß, wenn sie im Kampfe mit dem Feinde fallen, für die Ihrigen gesorgt sei. Warum wird solch' Wort nicht gesprochen? Oder vergißt man, daß je größer das Leid in Hamburg, desto größer die Gefahr für Deutschland, vergißt man, welch' unermeß licher Schaden aus dem Hamburger Schrecken allein für den deutschen Handel erwächst? Und wenn sich von ReichSwcgen kein Finger rührt, wenn selbst die beredten Träger der obersten Aemter nur Worte finden, um ihre „Mißbilligung" auszu- sprechen, so mag das Volk für sich handeln. Als Hun derte von sächsischen Bergleuten im Plauen'schen Grunde verschüttet wurden, da fragten die Hamburger nicht erst, ob die Verwaltung daran schuld gewesen, um dann die Taschen zuzuhalten. Sie spendeten frohen Herzens und mit reicher Hand. So sollen auch wir jetzt handeln, und wenn das Berlinerthum sich weiter sonnt im Dunkel der Ueberlegenheit und des Phari- säerthums, so mögen Andere vorangehen. Mögen Jene für Buschhofs sammeln, der ihrer werlh ist, so wollen wir der deutschen Brüder gedenken, die dort an den Ufern des Stromes, der unser Sachsenland durchströmt, in einsamem Leide verkommen! Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber das Gerücht, daß wegen der Cholera-Epidemie Erörterungen im Bundes rath in Bezug auf ein Eingreifen in die Ham burger Verwaltung angeregt werden sollen, wird der „M. Z." geschrieben: Seit einigen Tagen laufen Gerüchte um, wonach „wegen der drastisch hervorge tretenen Uebelstände in der Stadt- und Staatsver waltung in Hamburg staatsrechtliche Erörterungen im Bundesrath angeregt werden sollten." ES wurden auch bereits die beiden Staaten genannt, von denen diese Anregung ausgehen sollte. So lange in diesen Gerüchten nur der Niederschlag einer gewissen Erreg ung zu erblicke» war, die wegen wirklicher oder nur angeblicher Unterlassungssünden in Zuschriften aus privaten Kreisen zum Ausdruck gekommen war, konnte man sie mit Stillschweigen übergehen. Das ist aber nicht mehr zulässig, seitdem auch Zeitungen sich zum Sprachrohr dieser Gerüchte gemacht haben und unter Berufung auf Artikel der Reichsverfassung eine Reichs aktion gegen die Patrizierherrschaft in Hamburg in Aussicht stellen. Die Berufung auf die Reichsver fassung beweist zwar schon, daß man es mit schlecht unterrichteten Kritikern zu thun hat; dennoch mag hervorgehoben werden, daß selbstverständlich an maß gebender Stelle niemals an eine Aktion gedacht worden ist, die unter den obwaltenden Umständen nicht im Einklang, sondern unter Verletzung der Reichsver fassung erfolgen würde. Was uns noththut, ist eine Ausdehnung des Aussicht-rechtes des Reiches auch auf die zur Abwehr von Seuchengefahren zu ergreifenden und ergriffenen Maßnahmen, und zu einer solchen Erweiterung der Reichskompetenz sollten die nöthigen Schritte jetzt gethan werden. Bestehen wirklich gegen ein Reichsseuchengesetz Bedenken partikularer Art, vor der öffentlichen Meinung, die eine einheit- liche Bekämpfung der Seuchengefahr will, könnten sie nicht Stich halten. Eine energische Förderung u. rasche Lösung dieser Aufgabe will mehr bedeuten, al« frucht lose, unnütze Anklagen. — In ähnlichem Sinne sprechen sich die „Berl. Pol. N." au»: Die Entschieden heit, mit welcher die hamburgischen Behörden bestrebt sind, in den einmal als schlecht erkannten sanitären Zuständen Wandel zu schaffen, wird sicherlich überall mit Befriedigung ausgenommen und e« ist darum sehr bedauerlich, daß seilen» eine« Theile» der Presse die heftigen Angriffe auf das hamburgische Gemein wesen nicht eingestellt werden. Was die feiten« einiger Blätter in Aussicht gestellte Aktion der Reichsregier ung gegen Hamburg betrifft, so liegt diesen Mittheil- ungen keine Thatsache oder ernsthaft zu nehmenve An regung zu Grunde. Berlin, 13. Septbr. Das freudige Ereig- niß am deutschen Kaiserhofe, dem man seit Wochen schon entgegensah, ist nunmehr eingetreten: Kaiserin Auguste Viktoria ist heute früh 3>/, Uhr Morgens von einer Prinzessin entbunden worden. Kaiserin und Prinzessin befinden sich wohl. — Oesterreich-Ungarn. Der Neffe deS Kaisers Franz Joseph, der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, wird im Monat Dezember eine ungefähr elf Monate umfassende über seeische Reise unternehmen. Diese soll nicht allein der Belehrung dienen und dem jungen Erzherzog Gelegenheit bieten, die ferne Welt aus eigener An schauung kennen zu lernen, sondern eS sollen auch in ausgedehnterem Maße, als die« bisher durch die ver schiedenen Missionen von Kriegsschiffen der österreichisch ungarischen Marine der Fall war, handelspolitische Interessen verfolgt werden. Es soll mit dem Erz herzog ein großes modernes Kriegsschiff nach den Ge wässern Ostindiens, Ostasiens und Ausstraliens ent sendet werden. 2-eale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Septbr. Die heute Hier selbst stattgehabte Urwahl zur Handels- u. Gewerbe kammer war eine lebhaftere, als in früheren Jahren. Bei der Vormittags erfolgten Wahl zur Handels kammer wurden 47 Stimmzettel abgegeben. Die meisten Stimmen erhielten Hr. Stadtrath Alfred Meichßner mit 40, und Hr. Kfm. Rudolph Uhlmann mit 29. — Bei der Wahl zur Gewerbe kammer, welche Nachmittags stattfand, erhielten Hr. Gärtner Bernh. Fritzsche 18 und Hr. Maler Heinr. Jochimsen 17 Stimmen. An der Wahl betheiligten sich 20 Personen. — Dresden. In der Centralhalle fanden sich am Sonnabend Abend etwa hundert Marktfieranten ein, um sich über die Absendung einer Petition an das Königl. Ministerium de« Innern um Aufhebung des Verbot« der Abhaltung von Jahrmärkten in Sachsen schlüssig zu machen. Eröffnet und geleitet wurden die Verhandlungen von Herrn Buchbinder Block von hier; das Referat erstattete der stellvertre tende Vorsitzende des Verein« Dresdner Handelsleute Herr Schießbudenbesitzer Hamann-DreSden. In länge rer Aussprache erklärten sich die Redner sämmtlicb mit den in der Petition dargelegten Gesichtspunkten einverstanden. Die Petition lautet dahin, das Verbot vom 31. August d. I., die Abhaltung von Jahrmärkten innerhalb deS Königreiche« Sachsen betreffend, aufzu heben und nur von der Cholera thatsächlich erfaßte Bezirke zu sperren bezw. das Verbot amtShauptmann- schastSweise zu beschränken. Da Tausende von kleinen Geschäftsleuten, so heißt eS in der Petition, ihren Erwerb nur in dem Besuch der Jahrmärkte finden und suchen müssen, so werden dieselben durch das ge dachte Verbot in schwerstem Maße geschädigt und dem Ruin entgegengesührt, umsomehr, als von den in ihrer Existenz so schwer Bedrohten wohl Keiner die Mittel besitzt, um monatelang den auf diese Weise hervorgerufenen Stillstand des Geschäft« aushalten zu können. Auch ein großer Theil der sächsischen In dustrie werde durch das Verbot hart getroffen, da dieselbe theilweise nur für Marktkonsum arbeite. Außerdem sei zu bemerken, daß die Märkte doch meist nur von den in allernächster Nähe wohnenden Ge schäftsleuten bezogen werden, daß die Märkte meist überhaupt nur einen Tag dauern und die Fieranten dann nicht einmal am betreffenden Orte übernachteten. — Dresden. In Vorstadt Strehlen am Albertplatz wurden am Sonnabend, zur.VormitiagS- zeit, vorübergehende Leute durch laute«, erst au« einem Hause, dann au» dem dahinter liegenden Hosraume dringende« Geschrei in Aufregung versetzt. Al« der Ursache nachgeforscht wurde, zeigte e« sich, daß eine da wohnhafte Frau ihrem Dienstmädchen einen Topf eben abzekochter Milch über den Rücken gegossen hatte, angeblich weil dasselbe einer Anordnung nicht sogleich »achgekommen war. Da« Mädchen trug viele Brand wunden davon und mußte da« Stavtkrankenhan» aufsuchen. Natürlich wirt die Handlungsweise der