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zertrümmert?, doch war er nicht so leicht abznschrecken, obgleich er vor der Hand sich nicht weiter um Adah bemühte, als eS dem Käst eines liebenswürdigen Halises gestattet ist. Vielmehr trachtete er, die Freund schaft, das Vertrauen deS Vaters zu erringen und hier gelang cs ihm besser — ein Beweis, daß die Klugheit des Alters nicht den reinen Instinkt der Jugend aufwiegt. — Weshalb sollte Herr Percy auch Mißtrauen gegen den irländischen Edelmann hegen, der darüber seufzte, daß er der Sklave der beengen den Verhältnisse geworden und „die Livree deSFeindes" tragen müsse — — nur ehrliche Menschen werden betrogen, O'Ncill spielte seine Rolle als heimlicher, aber desto aufrichtigerer Patriot so gut, daß er all mählich das Vertrauen des alten Advokaten erwarb. Diesem den letzten Zweifel zu nehmen, zeigte er Briefe von O'Rossa und den Parnelliteu vor, als deren heimlichen Parteigänger er sich erwies; um „seinem Lande", „seinem Volke" desto besser dienen zn können, trug er die zweideutige MaSke englischen Herrendienstes. Sein scheinbar so aufrichtiges Weh, sein geschmei diges Wesen, seine Feiuzüngigkeit trugen den Sieg über Treue und Glauben davon — in einer unseligen Stunde der Vertrauensseligkeit weihte Herr Percy ihn in die Pläne seines Clubs ein, „dessen Zeil noch nicht gekommen", er ließ ihn Fragen stellen, die er vertraulich beantwortete, und indem Doktor Percy an den Schrankaufsatz seines Schreibtisches klopfte, sagte er unvorsichtig: „Hier schlummert das künftige irländische Parlament und seine Abgeordneten." — „Hochverrath!" Wie ein Blitz dnrchbebte dies Wort die Herzen jener Männer, deren 'Rainen auf jener Liste ver zeichnet standen, welche man bei einer Hanssuchung im Schreibtischschrank des Herrn Percy vorfand; was man sonst noch vorgefnnden hatte, wußte Niemand. An einem Clubabend fanden sich plötzlich Criminal- beamte ein, die während der Abwesenheit des Haus herrn alle bedenklich scheinenden Papiere dieses genau bezeichneten Schränkchens mit sich nahmen. Nun erwarteten fünfzig Männer ihr Verderben! Sie ordneten ihre irdischen Angelegenheiten und je nach Character und Wesen erwarteten sie in Furcht, in Resignation ober Verzweiflung die Diener der Gerechtigkeit und den Richterspruch. Nichts von Allem geschah, nur bat O'Ncill in einem höflichen Brief, worin er seiner Liebe für Adah leidenschaftlichen Ausdruck verlieh, um die Hand der bezaubernden Goldfce. „Rein und tausendmal nein!" schrie verzweifelt Herr Percy, als er den niederträchtigen Charakter des Mannes durchschaute, in dessen hinterlistige Falle er gerathen war — „mein Kind soll nicht das Opfer dieses Schurken sein!" Aber Adah hatte zu viel murmeln hören, was sie nicht verstand, O'Neill selbst wies sie auf ihres Vaters Aufklärung hin, sie sah die Verzweiflung dieses theueren Mannes, ihre zärtlichen Bitten entlockten ihm endlich das Gcständniß seiner Schuld und O'Neills Forderung. Adah war wie vernichtet, aber sic schwankte nicht einen Augenblick, was sie zu lhuu habe. „Verzage nicht, geliebter Vater", sagte das muthige Mädchen, „ich löse Alles zum Guten. Was ist mein Leben im Vergleich zu der Existenz so vieler braver Männer, die Tein Einfluß, Dein unseliges Vertrauen ins Verderben stürzt? In dem Bewußtsein, wieder gut zu machen, was geschehen, bin ich bereit. Dir, meinem geliebten Vater, dies Opfer zu bringen: die Gattin dieses Schurken zu werden. Ich weiß, Sidney denkt wie ich, oder er wäre unserer großen Liebe nicht würdig — und im Bewußtsein einer schönen Thal kann ich selbst an der Seite eines O'Neill nicht ganz unglücklich werden." Ein Telegramm ries Sidney Percy herbei — er hatte eine lange Unterredung mit seiner Cousine — traurig zwar, aber nicht untröstlich endete diese letzte Zwiesprache zweier treuer Herzen. „Wir sind jung, das Leben ist lang — wir können, wir werden auf einander warten", sagte Adah, „baue auf Gott und den Rest vertraue meiner Festigkeit an, ich werde in Wahrheit niemals eines anderen Weib sein, als das Deinige." Und dann schieden sic — sie brauchten sich keine Schwüre zu schwören. Auch mit O'Neill hatte Adah eine Unterredung, doch war sie kurz und trug einen wesentlich anderen Charakter. „Mein Vater will Ihnen die Hälfte seines Ver mögens abtreten, wenn Sie damit auf meine Hand verzichten wollen." „Mein verehrtes Fräulein, ich übersehe die Be leidigung, die für mich in Ihrem Angebot liegt — ich bin nicht käuflich!" „Ich liebe Sie, ich bete Sie au", fuhr O'Neill fort, — „um dieser Leidenschaft willen bin ich im Stande, das Complott, welches ich entdeckte, gegen Ehre und Gewissen zu vertuschen — aber auch nur für Ihren Besitz gebe ich meine Ruhe dahin. Es wird eines sehr starken Zaubers bedürfen, um da» Unrecht, welches ich gegen die Regierung begehe, nicht in Reue ausartcn zu lassen." „Heuchler!" wollte sie sagen. Der leidenschaftliche Blick, dem sie begegnete, versiegelte ihr den Mund. Wenn er auch vor sich selbst in allen anderen Dingen Komödie spielte — seine Leidenschaft für sie war echt, obgleich sie wohl nur den unlauteren Motiven der Sinnlichkeit und nicht dem Zug deS HerzeuS ent sprang. — In ganz kurzer Zeit erfuhr man die Vermählung der schöne» Avah mit dem Polizeichef O'Ncill. Es war eine stille Trauung, da Herr Percy kränklich war — weder ein Bankett noch eine Hochzeitsreise fand statt. Nur der Percy-Clnb schickte der Braut ein Angebinde, so schlicht, so einfach, daß es zum Lachen gewesen wäre, wenn die Sache nicht so traurigen Ur sprung gehabt hätte. Ein goldenes Herzmedaillon, mit dem Wappen Irlands, der Distel, der Rose und dem Kleeblatt — das irische „Glaube, Liebe, Hoffnung". Ein BcrS dazu sagte in schlichten, aber ergreifenden Worten: „Wenn dein goldenes Herz eines Tages der Hilfe bedarf — wir, die Frennve deines Vaters, sind be reit, für dich Gm und Blut hinzngebcn. Bane auf uns." —Dies Geschenk traf ein, als der Ehecontract soeben unterzeichnet war — cjne kirchliche Trauung hatte Adah abgelehnt. O'Neill lächelte ein wenig mokant, als sie das goldene Herz an die Lippen führte und dann an der feinen Goldkette um den Nacken schloß. Er wollte ihr galant helfen — sie lehnte mit einem kalten Dank ab. Dann zogen sie sich mit dem alten Herrn Percy in sein Bnrcau zurück. „Die Papiere", sagte Adah kurz. O'Neill ent nahm sie seiner Brustlasche und legte sic vor Herrn Percy nieder. „Sich' nach, Vater, ob das Alles ist", bat Adah, die, bleich wie eine Statue, während der Revidirung neben dem Schreibtisch aufrecht stand. „Es ist Alles", bestätigte Herr Percy. Seine Tochter raffte die Papiere zusammen und näherte sich dem Kamin. Eine Minute später war das Verderbe» von fünfzig Männern in Rauch und Asche anfgegangen. Nun kehrte Leben in das marmor bleiche Gesicht Adahs zurück und sie wandte sich an ihren jungen Gatten. „Ehe der Tag vergeht, will ich unsere Stellung zu einander präzisire», Herr O'Neill. Von einer Ehe kann keine Rede sein, Sie forderten mich als Gegenentschädignng für die Papiere, die soeben dort verlöten sind — obgleich ich Ihnen sagte, daß mein Herz einem anderen Manne gehört, daß ich Sie nicht liebe, niemals lieben werde, ja, daß ich Sie verab scheue. Wir sind vor der Welt Eheleute — ich werde die ehrenhafte Repräsentantin Ihres Hauses sein — weiter nichts, nichts und nie! — Sie haben sich mein Vermögen durch Testamentsbeschluß meines Vaters gesichert — gut, das soll Ihnen unbestritten sein, aber meine Person werden Sie niemals anders als dem Namen nach besitzen." „Ohne daß man mich der Lieblosigkeit anklagen darf", fuhr Adah fort, „wage ich cs auszusprechen: mein Vater ist alt, ich bin jung — ich werde Gott täglich nm Erhaltung seines geliebten Lebens bitten! Wenn aber die Natur ihren Gang geht und ich meinen lhenren Vater überlebe, so wird der Tag, an welchem wir ihn zur letzten Ruhe betten, anch der letzte Tag sein, den ich in Ihrem Hause, uuter dem Namen Ihrer Gattin verlebe. Ich werde Sie alsdann ver lassen, nin auf Scheidung zn klagen, und um das Weib meines Vetters, Doktor Sidney Percy, zu werden." O'Neill suchte das galante Lächeln auf den blut losen Lippen festzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Sie stand da, so kalk, so unnahbar wie eine Königin, wie eine Heilige. Nie war sie ihm begehrenSwerther erschienen. Da sah er sich selbst im Spiegel, und das gab ihm seine Sicherheit zurück. Er war ein junger nnd schöner Mann, er glaubte nicht an Frauen- tngenv im klassischen Sinne! Zuerst würde sie wohl kalt und unerreichbar bleiben — aber wenn er schein bar seine Absicht anfgab und in glcichbleibender höf licher Reserve mit ihr verkehrte, dann würde eines Tages das Weib in ihr erwachen, dann würden seine heißen Blicke ihr Herz entflammen, seine glühenden Liebcsworte die Bresche erweitern, bis er endlich mit lodernden Küssen als Sieger des Weibes triumphirte. Don Juan-Naturen haben nur deu Maßstab der Allgemein-Weibcr, die sie auf ihren Zügen erobern — das große Jvcal-Wcib verstehen sie nicht! Und daß er sein angetrautes Weib erst erobern sollte, gab seiner Ehe einen wunecrbaren Reiz. Er verbeugte sich nun höflich vor seiner Frau. „Sie sind grausam in ihrer schonungslosen Offenheit, Frau O'Ne ll — daß ich Ihnen dennoch nicht zürne, mag Ihnen die Größe meiner Liebe beweisen. Ich hoffe, daß der Tag nicht zu fern sei» wird, wo Sie aushören werden, mich zu verabscheuen — von anderen! spreche ich nicht — die Zeit ist ein mächtiger Bundes genosse. — Und ich danke Ihnen im voraus für die Repräsentation meines Hauses — wir werden viele Bekannte um uns sehen — wäre es auch nnr, damit wir deS lästigen Beisammenseins zu Zweien enthoben sind." Sie nickte hochmüthig, als sei eine Audienz zu Ende. — Die Intimsten des Hauses hatte mau zu einem einfachen HanS-Dincr geladen. Herr Percy erhob sich schwerfällig aus dem Sessel, in welchen hingesunken er Zeuge dieser seltsamen Erklärung ge wesen war. Er bot seiner, Tochter den Arm. „Verzeihen Sic", — O'Neill nahm dies 'Recht für sich in Anspruch, „nnr nm lästiges Gercde zn vermeiden, gestatten Sie mir, am Hochzeitstag meine Frau zu Tjsch zu führen. Deu äußeren Anstand bitte ich stets wahren zu wollen!" „Einen Moment", sie streifte die langen Hand schuhe auf die entblößten Hände, ehe sie seinen Arm nahm. Er lächelte nur. — Dieser Haß war ihm lieber, als kalte Gleichgültigkeit. Er führte sein junges Weib zu Tisch, in den kleinen Kreis der zum Diner Versammelten. Und man lächelte über die auffallende Röthe, welche Adahs Wangen überzog, — die Uneingeweihten hielten die Flammen des Zornes und der Verachtung für Schamröthe bräutlichen Entzückens. (Fortsetzung folgt.» Wärme des Körpers. Die Wärme des menschlichen Körpers hängt von der ihn umgebenden Temperatur oder Luft, wie von der Nahrung ab, die er zu sich nimmt, da es, wie wir später sehen werden, Blut bildende und Wärme erzeugende Nahrungsmittel giebt. Ein gesunder Mensch kann unter allen Temperatureinflüssen die gleiche Körperwärme haben; der Grönländer wie der Be wohner der afrikanischen Südspitze gleichen sich darin aus, nnd die Blutwärme beträgt 37" nach Celsius oder Li),»" nach Rsaumur; eine höhere Temperatur ist Fieberhitze, eine niedrigere ein Beweis dafür, daß das Blut nicht richtig zirkulirt und fehlerhafte Mischung besitzt. — Die Oberfläche unseres Körpers zeigt weniger Wärme als die inneren Organe; in der oberen Bauchhöhle ist das Blut am wärmsten. Je mehr die Körpertheile vom Herzen entfernt sind oder je träger das Blut fließt, desto kälter sind die Hände nnd Füße, auch selbst äußere Wärme vermag dann nicht die fehlende Körperwärme zu ersetzen. So finden wir auch bei Herzkranken und Blutarmen mitten im Sommer kalte Hände. Bei vielen Men schen ist es nnr Verweichlichung, welche sie die Lebens - wärme entbehren läßt; denn die Körperwärme wird ja durch kräftiges Athmen, Bewegung und Stoffwechsel bedingt. Deshalb verordnen die Acrzte fröstelnden Personen oft kalte Abreibungen, weil durch diese nicht nur die Hautthärigkeit, sondern auch der Blutumlauf angeregt wird. Ebenso wichtig ist Bewegung und Aufenthalt im Freien, da durch die iu Folge des eingeathmeten Sauerstoffes fortwährend vor sich gehende Verbrennung und Kohlenstoffbildung eine be deutende Wärmemenge in dem Körper erzeugt wird. Jeder Mensch giebt ja täglich so viel Wärme nach außen ab, als er durch den Verbrennungsprozeß pro- duzirt. Nach jeder Mahlzeit und Muskelanstrengung nimmt die Körperwärme zu, im Schlafe oder im Zustande der Ruhe vermindert sie sich. In kalter Lust kühlt sich die äußere Haut ab, während sich die innere Wärme im gesunden Zustande und bei regel rechter Bekleidung gleich bleibt. Mit dem Wärme verlust der Hautoberfläche verschwindet aber auch die Hautthätigkeit, und der Schweiß tritt zurück; ist nun aber die Luft sehr warm, so führen die oberflächlichen Blutgefäße der Haut mehr Wärme zu und entwickeln den Schweiß. Ein gesunder Mensch verliert im kalken Bade nichts von seiner inneren Körperwärme; im Gegentheil, dieselbe verringert sich, je wärmer das Badcwafser ist und je länger man im warmen Bade verweilt, um so mehr wird man das unbehagliche Gefühl des Frierens erfahren. Da nun der Körper in kühlerer Umgebung, ob Luft oder Wasser, mehr Kohlensäure ausscheidet, erklärt sich der starke Appetit nach einem kalten Bade oder die vermehrte Eßlust zur Winterszeit. Wie schon «»gedeutet, beträgt die normale Körperwärme 37" Celsius, eine höhere Tem peratur zeugt von Fieber; steigt aber die Fieberhitze bis auf 42'/./, so tritt der Tod ein. Ein Fiebcr- nusser thut in jeder Familie gute Dienste, namentlich auf dem Laude, wo keiu Arzt zur Stelle ist. Derselbe wird in der linken Achselhöhle angelegt, mindestens it) Minuten liegen gelassen, und zeigt cS dann klar und deutlich, ob Jemand Fieber hat. Allzu besorgte Mütter können sich damit manche Stunde der Angst ersparen und ruhig schlafen, wenn der Fiebermcsser auf 37" zeigt. Viele Leute haben gar keine Ahnung davon, welb« ernst« Folgen mitunter ein vernachlässigter Ka tarrh nach sich sichren kann nnd man sollte in keinein Falle einen Katarrh zu leicht nehmen. Nachdem UN« die heutige Wissenschaft ei» Mittel an Händen gegeben, die Entzündung der Schleimhäute, der Lustwege (die Ursache de« Katarrh«» in ganz tiurzer peit (oft schon nach Stunden» durch chinin- Vräparate zu beseitigen und damit da« Uebel selbst zu heben, wäre e« Leichtsinn sich diese« Mittel«, der Apotheker W. Boß- schen Katarrhpillen, nicht rechtzeitig zu bedienen. Zu habe» a Dose Mk. I in den meisten Apotheken. Zu Haden in Eiben stock bei Apotheker Fischer. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.