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verbergen. „Ich glaube wenigstens, daß die Eitelkeit nicht empfindlicher getroffen werden kann, als wenn man Unglück in der Liebe hat. Und dieses Malheuer ist Ihnen allerdings einmal passirt." Wolfgang war frappirt, denn damit konnte nur seine Leidenschaft für Friederiken gemeint sein. Wie konnte dieses Geheimniß, das er fest in seiner Brust verschlossen trug, außer Fricderiken noch einen Mit wisser gefunden haben? ' „Es gab einen Rivalen um den Gegenstand Ihrer Neigung, dessen Rechte älter waren, als die Ihrigen," fuhr Trimborn unter einem siegesbewußten Lächeln fort. „Aber er besaß nicht nur ältere Rechte, sondern er wußte sie auch zu behaupten. Jener nächtliche Besuch, den Ihnen der Widerschein der Feuersbrunst im Nachbarhause zeigte —" Der Sprechende wurde hier durch das Eintreten des Kellners unterbrochen, der eine gefüllte Wasser karaffe brachte und diese auf den Waschtisch stellte. Hätte Wolfgangs Gast nicht vorher schon jede Erfrischung abgelchnt, so würde Wolfgang geglaubt haben, dieser fühle das Bcdürfniß zu trinken, mit solch' durstigem Blicke war Trimborns Auge der Karaffe in der Hand des Kellners gefolgt. „Wozu soll ich leugnen," nahm jetzt Trimborn seine Mittheilungen wieder auf, indem er an seinen vorigen Platz zurückkehrte, „daß mir ihre Theilnahme an der Revolution ein willkommenes Mittel war, Albertine von ihrem Bräutigam zu befreien? Das frühere Verhältniß war damit wieder hcrgestellt, die süße Gewohnheit trat damit wieder in ihr altes Recht ein. „Als der Gchcimrath starb, hätte meiner Hcirath mit Albertinen nichts mehr im Wege gestanden, wenn der beiderseitige gute Wille das einzige Erforderniß zur Schließung einer glücklichen Ehe gewesen wäre. Aber so hold mir Gott Amor war, so wenig lächelte niir Fortuna. Ich war und blieb in meine arinselige Gehilfcnstelle eingeschraubt, so verzweifelte Mühe ich niir auch gab, mich zu einer Existenz emporzuarbeiken, die Hundcrttauseuden vergönnt ist und ihnen die Gründung eines eigenen Herdes gestattet. „Mein Prinzipal verstand es besser, das Glück unter seine Fäuste zu zwingen. Die Hand der schönen Nachbarin, deren Besitz das Ziel meiner heißesten Wünsche bildete, war viel mehr, als der ungelenke Bursche je erhoffen konnte, und doch ließ er sich bei dieser Verbindung zum Theil durch schlaue Be rechnung leiten. „Als einstiger Erbe ihrer Mutter wollte er schon bei deren Lebzeiten einen Vortheil von ihrem großen Vermögen genießen und unter dem Vorwande, sie ihrer einsamen Verlassenheit zu entreißen und ihr den Sohn zu ersetzen, suchte er sie zu bestimmen, zu ihm in die Residenz zu ziehen. „Er hatte auch noch einen anderen gewichtigen Grund. „Wie ich jetzt die Dinge kennen gelernt habe, mochte er sein Geheimniß nicht für sicher halten, so lange Ihre Mutter frei mit der Außenwelt verkehrte und leicht durch Zufall erfahren konnte, daß ihr todt- geglaubter Sohn noch lebe. Daher wohl schien es ihm von Wichtigkeit, die getäuschte Frau innerhalb seiner eigenen Welt unter festen Verschluß zu bringen. Er selbst war nicht der Mann, um einer Dame von der Bildungsstufe Ihrer Mutter ein anziehendes Heim zu bieten, aber er kannte deren Zärtlichkeit für die ehemalige Braut des beweinten Sohnes, und so mußte diese die Anziehungskraft werden. „Ihre Mutter erblickte in dieser Heirath eine ge eignete Form zu einem Familienleben, von dem sie sich einigen Ersatz für die verlorene Stütze ihres Alters versprechen durfte, und kaufte für ihren Neffen die damals ausgeschriebene Einhorn-Apotheke. „Die verwaiste Albertine gehorchte auch diesmal der Stimme der Vernunft und reichte dem Manne ihre Hand, der ihr eine gesicherte Zukunft zu bieten vermochte. So hatte ich damals das Nachsehen und mußte froh sein, daß mich Rabeling aus dem kleinen Droguenladen gnädig mit in seine Apotheke hinüber nahm. „Aber ich setzte dem ungerechten Schicksale, welches mir den Besitz des Weibes versagte, das ich liebte, und von den« ich wieder geliebt wurde, meine Philo sophie entgegen. Ich verzichtete auf ihren Besitz, aber nicht auf ihre Liebe, und die Gemahlin des hoch mütigen Emporkömmlings gehorchte meinem Winke, gehorchte ihm noch gestern, als Sie nach einer Zu sammenkunft mit ihr verlangten, denn ihr Erscheinen im GlaShause war nur das Resultat eines stummen Zeichens, das ich ihr durch die Umstellung einiger Blumentöpfe gegeben. „Ich überlasse Ihnen nun, den Werth des Denk mals, das Ihnen die ehemalige Braut errichtete und mit einer Grabinschrift versehen ließ, selbst zu be stimmen, jedenfalls werden Sie gut thun, dieselbe nur in hoch platonischem Sinne zu nehmen. „Und was sie gestern zur Bestätigung dieser In schrift mündlich hinzugefügt haben mag — hüten Sie sich, ihm eine für Sie allzu günstige Deutung zu geben: sic hat ein naheliegendes Interesse daran, den Wiederauferstandcnen, der ihren Gatten als Betrüger entlarven und ihre angenehme äußere Lebenslage ver nichten kann, in guter Laune zu erhalten." Wolfgang war starr — wenigstens über das treu lose Doppelspiel, welches Albertine als seine Braut mit ihm getrieben und nun als die Frau des an seine Stelle getretenen Vetters fortsetzte, denn einmal durch ihr schwaches Herz in die Macht dieses Dämons gegeben, war sie derselbe» als Braut wie als Gattin verfallen, und über ihre Ehe schwebte wie ein Da moklesschwert die sichere Gefahr der Brandmarkung, wenn sie sich seinem Willen nicht beugte. Weit mehr überraschte ihn die freche Offenheit, mit welcher Trimborn Albertinens Fehltritte aufdeckie und sein fortgesetztes Verhältniß zu ihr enthüllte, das doch mit dein Augenblicke zu Ende sein mußte, wo er sich dessen laut rühmte. Unmöglich konnte er auf Wolfgangs Verschwiegen heit rechnen, zu keck hatte er diesen herauSgefordert, als daß es denkbar erscheinen konnte, derselbe werde sich ruhig verhalten und ihn im ungestörten Besitze seines unrechtmäßigen Glückes lassen. Sollte dieser durchtriebene Abenteuerer wirklich Alles mit so unerklärlicher Kurzsichtigkeit aufs Spiel gesetzt haben, ohne daß. noch etwas im Hinterhalte lauerte? Indem Wolfgang dies erwog, erhielt er von Trim born den Eindruck, als werde er von diesem als ein Zuhörer behandelt, der unschädlich sei oder es werden müßte, noch ehe er zum Reden kam. Hatte Trimborn vielleicht die Häscher bestellt, die den politischen Flüchtling gefangen aus diesem Zimmer führen sollten? Unruhig blickte Wolfgang auf, als er in diesem Augenblicke Schritte vom Korridor ver nahm, die sich eilig der Thür näherten. Es klopfte, und aufspringend rief Wolfgang: „Her ein!" Doch war cs nur der Kellner, der ihm einen Brief überreichte, welchen Jemand unten abgegeben hatte. ES war zu dunkel an der Thür, als daß Wolf gang die Schriftzüge der Adresse zu erkennen vermochte. Doch konnte der Brief nur von Friederiken oder von Albertinen kommen, denn diesen allein war durch die BitletS, die er Beiden gesandt, das Hotel und der angenommene Name bekannt, unter welchem er hier wohnte. Als er näher gegen das Licht trat, erkannte er Albertinens Handschrift. Auf dem Couvert waren die Worte: „Dringend! Sofort zu lesen!" beigesetzt. Er riß den Brief auf und las: „Mein Mann litt vergangene Nacht an furcht baren Beängstigungen. Ich ahnte, daß Ihre Rückkehr die Ursache derselben sei und brachte ihn zum Einge- ständniß des Betruges, durch welchen er sich die An wartschaft auf Ihr Erbe zu sichern wußte. „Trotz aller Beruhigung, die ich aus Ihren gestern zu mir gesprochenen Worten auch für ihn schöpfen durfte, nahm sein qualvoller Seelenzustand eher zu, als ab, und auf mein dringendes Befragen bekannte er mir heute während seiner Reise, daß er in die Hand eines Nichtswürdigen gegeben sei, der aus seiner Lage Nutzen zu ziehen trachte. „ So schwer mein Mann sich gegen Sie vergangen hat, so bebt er doch reuevoll vor einer That zurück, für welche es keine Sühne giebt. „Er zieht den Verlust eines unrechtmäßigen Be sitzes der Gemeinschaft mit einem Mörder vor und kehrt nicht wieder in diese Stadt zurück, da Ihr edel- müthiges Herz nicht mehr im Stande ist, die Folgen seines Vergehens, das einen gefährlichen Mitwisser gefunden hat, von ihm abzuwenden. „Ich bin aber zurückgekehrt, um Sie --- was auch für mich daraus entstehen möge — vor dem Manne zu warnen, der Sie heute Abend aufsuchen wird, und bitte Sie inständig, weder von dem zu essen noch zu trinken, das sich in dem Bereiche seiner Hand befin det, denn er hat vor, Sie durch Gift zu beseitigen. (Schluß folgt). Albertine." Was zur Gesundheit des Menschen dient. Eine Wohlthat von ganz unberechenbarem Werthe für die Menschheit ist der Schlaf, jener eigenthümliche, in seinen innersten Ursachen noch nicht erforschte Zu stand, in welchem der Körper nicht mehr unter dem Einfluß der Außenwelt steht, Gehirn- und Muskel- thätigkeit ruhen und nur die zum Leben absolut noth- wcndizen Vorgänge der Athmung, Herzthätigkeit und Verdauung nicht aussetzen. Ueber die Zeit und die Dauer des Schlafes giebt uns die Natur am besten Auskunft, wenn wir nur ihre Stimme immer hören wollten. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Schlafens zeit gekommen ist, wenn sich Abends ein unabweis bares Gefühl von Ermüdung der Muskeln und des Gehirns bemerklich macht, und daß das Ende des Schlafes sich im Erwachen der Gehirnthätigkeit und dem Gefühl von erhaltener Muskelkraft anzeigt. Bei Kindern ist längeres Schlafen Bedürfniß, ja die Säug linge erwachen nur von dem Gefühle des Hungers, um alsbald wieder nach erfolgter Sättigung einzu schlafen. Gesunde Erwachsene bedürfen eines kürzeren Schlafe-, wenn auch die Zeit von 6—7 Stunden als das geringste Maß eingehalten werden sollte; Greise endlich liegen oft stundenlang wachend im Bette, weil der tägliche geringe Verbrauch von Kräften schon durch einige Stunden Schlafes gedeckt wird. Der Schlaf tritt um so sicherer ein, je weniger der Magen mit Speisen und der Geist mit Schrullen und Sorgen beschwert ist. Bei Kindern u. Erwachsenen sollte cS Regel sein, nur eine leichte Abendmahlzeit und zwar mindestens eine Stunde vor dem Schlafen gehen einzunehmcn. Starke Esser nnd Trinker, die mit vollem Mage» zu Bette gehen, werden oft von lästigem Alpdrücken gequält, während umgekehrt die Erfahrung lehrt, daß schwächliche, blutarme Personen ihre Schlaflosigkeit verlieren und einen gesunden Schlaf bekomme», wenn sie Abends vor dem Schlafengehen »och eine Fleisch- oder Eierspeise und ein Glas Wein oder Bier zu sich nehmen. — Was dem Magen eine starke Mahlzeit, daö sind dem Gehirne in später Abend zeit Spekulationen, Sorgen und andere quälende Ge danken. Kindern, denen man Abends noch von Ge spenstern und wilden Thieren erzählt, fahren bei Nacht unter dein Eindruck schreckhafter Gesichter in die Höhe, und Erwachsene, welche ini Bette noch Häuser bauen und Schulden zahlen, kommen schwer zum Schlafe und werden auch in ihren Träumen die Sorgen nicht los. Der Geist soll aber ebenso ausruhen, wie der Körper, damit er am andern Tage wieder mit neuer Kraft seine Schuldigkeit thue. Der Schlaf ist ein Recht, das sich die Natur selbst gegenüber der arbeitende» Menschheit Vorbehalten hat, um ihre Kräfte zu schonen und sie vor frühzeitiger Aufreibung zu rette». Außer diesem Privilegium der Natur aber hat sich die menschliche Gesellschaft »och ein eigenes Privilegium geschaffen, indem sie von Woche zu Woche einen Tag allgemeiner Erholung cinschaltete. „Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebenten Tage sollst du ruhen." Dieses Gebot des weisen jüdischen Gesetzgebers ist von allen christlichen Völkern angenommen worden, und seine Befolgung hat sich, abgesehen von der Befriedigung religiösen Bedürf nisses, noch in anderer Hinsicht von unendlichem Segen für die Menschheit erwiesen. Ohne Abwechselung, ohne zeitweiligen Uebergang auf ein anderes Gebiet der Thäligkcit kann keine harmonische Ausbildung des Menschen, keine volle Gesundheit an Körper und Geist zu Stande kommen. Deshalb ist der Sonntag keine willkürliche Erfindung eines müßigen Menschengeistes, sonder» eine der weisesten Einrichtnngen, die dem innersten Bedürfnisse des Menschen ebenso gut ent spricht, wie der Schlaf. — Der Gelehrte, der die ganze Woche im Zimmer mit dem Kopfe gearbeitet hat, wird ein ganz anderer Mensch, wenn er ani Sonntag in einer rüstigen Streife iibcr Berg und Thal seine Muskeln wieder zur Geltung kommen fühlt ; der Landmann aber, der am Sonntag behaglich durch seine Felder schlendert, fühlt nach tagelangcr, ununter brochener Muskelarbeit in der Stille der umgebenden Natur das Bedürfniß nach geistiger Anregung, und wenn er nach Hause komnit, nimmt er ein gutes Buch zur Hand und freut sich des Inhaltes, der ihn aus der Enge der schweren Tagesarbeit in weitere Ferne blicken läßt. So werden beide, wenn auch nur auf Stunden, ihrem Berufsleben entrückt und lernen die wahre Menschlichkeit nun in einem harmonischen Ein klänge von Körper und Geist erkennen. Das „B. T." schreibt: Der bekannte Kneipp'sche Malzkaffee bildete gestern die Beranlassuiig zu einer vor der Ferienstraskammer des Landgerichts l gefällten, prinzipiell wichtigen Entscheidung. Der Pfarrer Kneipp hat der Firma Franz Kathreiner's Nachf. in München das alleinige Recht übertragen, den nach seiner Erfindung hergestellten „Kneipp- schen Malzkaffee" in den Handel zu bringen und bei der Ver packung des Fabrikats sich seines Bildnisses und seiner Unter schrift als Schutzmarke zu bedienen. Die Firma bat in Folge dessen ein Waarenzeichen gerichtlich eintragen lassen, in dessen Mitte das runde Medaillonbild des Pfarrers Kneipp ange bracht ist. Eine ganz ähnliche Verpackung, mit einem dem Kneipp'schen gleichfalls sehr ähnlichen Bildniß, wurde von dem Kaufmann Robert Baer in Berlin gleichfalls in den Handel gebracht. Hiergegen unternahm die Firma Kathreiner s Rachf. durch den Rechtsanwalt Ur. Haase gerichtliche Schritte, und dieser stellte gestern den Antrag auf einstweilige Verfügung. Der Kläger führte aus, daß es gleichgültig sei, ob der Auf druck und das in der Mitte befindliche Mebaillonportrait von der echten Verpackung etwas abweiche, denn jedenfalls habe die Absicht vorgewaltet, das Laienpublikum, welches die einzel nen Rllancen der Verpackung nicht so genau studire, in den Glauben zu versetzen, daß es den echten „Kneipp'schen Malz- kaffee" kaufe. Ein vom Gericht vernommener Zeuge bekundete nebenbei ausdrücklich, daß ihm beim Kaufe eines solchen Packeis versichert worden sei, daß dies „der echte Kneippsche Malzkaffce" sei. Aus Befragen des Vorsitzenden erllärte der Beklagte, daß der aus seiner Verpackung verewigte Herr Niels Detlefscn sein Schwiegervater sei. Im Uedrigen wurde von dem Vertreter deS Beklagten ausgesührt, daß zwischen den beiden Verpackungen doch erhebliche Unterschiede beständen, die dem Publikum auffallen müßten. Der Gerichts hof, dem sowohl die beiden qu. Verpackungen als auch zahl reiche Verpackungen anderer Kaffeesurrogate zur Vergleichung vorgelegl wurden, entschied sich nach längerer Beralhung dahin, daß, selbst wenn die beiden Verpackungen nicht in allen Punkten übereinstimmen sollten, doch im Sinne des Gesetzes schon um deswillen eine unbefugte Nachahmung vorliege, weil zweifellos der Angeklagte lediglich die Absicht verfolgt habe, eine Täusch ung des Publikums Hervorzurusen. Es wurde deshalb dem Anträge des Klägers stattgegeben und im Wege der einst weiligen Verfügung ausgesprochen, daß Beklagter sich fortan des Gebrauchs der qu. nachgeahmten Verpackung zu enthalten habe, widrigenialls für jeden Fall des Zu widerhandelns eine fiskalische Strafe von llu Mark angedroht wurde. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.