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— Leipzig, 5. September. Auch heute können wir mittheilen, daß der Gesundheitszustand in unserer Stadt ein vortrefflicher und ein neuer, nachweisbarer Fall von asiatischer Cholera nicht vor gekommen ist. Von einem der hiesigen Bahnhöfe wurde gestern ein von auswärts ankommende« Dienst mädchen, welches nicht ganz unverdächtig erschien, für weitere Beobachtung nach dem StadtkrankcnhauS hier gebracht, und dürfte voraussichtlich auch hier ein be denklicher Fall nicht vorliegen. Der ärztliche Be obachtungsdienst ist aus allen hiesigen Bahnhöfen nun mehr durchgesührt, und so vor Einschleppung eine gewisse Sicherheit geschaffen. Sollte übrigens die Cholera doch epidemisch hier austreten, so ist selbst verständlich an die Abhaltung der jetzt neu verschobenen und verkürzten diesjährigen Michaelismesse überhaupt nicht zu denken. — Ein äußerst frecher Raubanfall wurde am Donnerstag Vormittag in Chemnitz verübt. Ein Bettler sprach dort in einer Wohnung der Goethe- straße um eine Gabe an. Eine Frau, welche den Vorsaal auf das Klingeln geöffnet hatte, wies den Menschen ab. Darauf erzwang sich dieser den Ein gang, indem er rasch seinen Fuß zwischen die Thüre schob, auf diese Weise da« Schließen derselben ver hindernd. Dann gab er der Frau einen Faustschlag auf den Kopf, eilte in die offenstchende Wohnstube, raubte dort 60 M., die auf dem Tische zum Zählen bereit lagen, und entfloh. Die Frau wurde später von der Hauswirthin bewußtlos auf dem Boden des VorsaaleS liegend aufgefunden, von dem frechen Räu ber fehlt bis jetzt jede Spur. — Zwickau. Gelegentlich der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs zu den diesjährigen KorpS- inanövern ist, wie der „DreSd. Anz." meldet, für den Abend des 18. September hier die Ausführung eines Zapfenstreiches geplant. An dem Zapfenstreich nehme» sämmtliche Musikchöre der 2. und 3. Divi sion theil. Die Leitung des Zapfenstreiches ist dem Musikdirektor Walther des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 übertragen worden. An dem Zapfenstreich, welchen Se. Majestät vom Balkon des Rathhauses (Hauptmarkt) aus abnimmt, betheiligen sich die Hor nisten und Tamboure, wie Musikchöre des 7. Infan terieregiments Nr. 106, 8. Infanterieregiments Nr. 107, 10. Infanterieregiments Nr. 134, II. Infanterie regiments Nr. 139, des Trompeterchors des 1. KönigS- Husarenregiments Nr. 18,2. Königin-Husarenregimcnts Nr. 19 und des 3. Feld-Artillerieregiments Nr. 32. Diese Regimenter, mit Ausnahme des letzteren, ge hören zur 2. Division Nr. 24. Ferner betheiligen sich am Zapfenstreich, jedoch ohne Spielleute, die Musik chöre des 5. Infanterieregiments Nr. 104, 9. Infan terieregiments Nr. 133, Schützenregiments Nr. 108, 1. Jägerbataillons Nr. 12, 2. Jägerbataillons Nr. 15, die Trompeterchöre des Karbinerregiments, 2. Ulanen regiments Nr. 18, 2. Feld-ArtillerieregimentS Nr. 28, welche Regimenter, mit Ausnahme des letzteren zur 3. Division Nr. 32 gehören. — Meißen. Aus der guten alten Zeit! In dem Raritätenkabinet von Vincenz Richter an der hiesigen Stadtkirche hängt unter Glas und Rahmen eine Verordnung aus der guten alten Zeit, die be sonders jetzt Interesse erregt, da sie an die gegen wärtig erlassenen behördlichen Bekanntmachungen zum Schutze gegen die Cholera erinnert und jeden falls unter ähnlichen Voraussetzungen erfolgte — natür lich mit dem gewaltigen Unterschiede, daß die damalige Zeit im Gegensätze zu unserer gefühlsseligen Huma nität Uebertretungen der Verordnung mit barbarischen Strafen bedroht. Das Interessante Schriftstück lautet folgendermaßen: »Hiermit werden alle Reysende ver warnet, daß diejenigen, so aus Böhmen und Mähren, von inficirten oder der Infektion halber verdächtigen Orthen kommen und sich ins Land hereinzuschleichen unterstehen und betreten werden, allsofort aufgehänget oder todt geschossen werden sollen; welche aber aus reinen und unverdächtigen Orthen kommen, haben sich bei der ContagionS-Gräntz-Postirung mit Vorzeigung richtiger, neu-datirter Obrigkeitlichen Attestaten und Fede-Briefe, darinnen sie nach ihrer Statur, Alter, Farbe der Haare, Kleidung und sonst umständlich be schrieben, zu fernerer Verfügung nach Befinden an zugeben.- — Meißen. Am Abend des 2. September versuchte ein hiesiger Elbanwohner unterhalb der Eisenbahnbrücke die Elbe zu durchwaten. Wie wir hören, war dieses Experiment Gegenstand einer Wette, welche Derjenige gewann, welcher der Elbe eine größere Tiefe zugetraut hatte. Der »Durch water", ein vorzüglicher Schwimmer, verschwand an einigen Stellen so, daß man selbst von den auf gehobenen Daumen nichts mehr sah. In Meißen läßt sich demnach die Elbe noch nicht in Mißkredit bringen. — Kirchberg, 5. September. Vergangene Nacht 3 Uhr stand das Restaurant »zur Wartburg", Herrn Schwedler gehörig, in Hellen Flammen. Da da« Gebäude viel Holzwerk in sich barg, brannte eS voll ständig nieder, während alle Nachbargebäude durch die herbeigeeilten Feuerwehren und Rettungsmann schaften von hier und den benachbarten Ortschaften erhalten blieben. Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. — Vorm. 8 Uhr ist da« dem Maurer Christian Bürger in Burkersdorf gehörige Wohn haus niedergebrannt. Amtliche Mitttzkilungen aus Leu Sitzungen der Stadtraths ru Eibenstock. Sitzung vom 22. August 1892. Vorsitzender: Bürgermeister vr. Körner. An wesend: 5 Rathsmitglieder. I. Man nimmt Kenntniß 1) von den Rechnungsübersichten auf das Jahr 1891 und dem l. Nachtrage zum Vermögensverzeichnisse, 2) von dem Protokoll über die letzte Stadtverord neten Sitzung und beschließt hierzu a. den Beschlüssen, den Schulhausbau bctr., beizutreten und das Erforderliche vorzukehren; b. bei dem ablehnenden Beschlüsse, die Neuver messung der Stadtflur betr., zunächst Be ruhigung zu fassen, dagegen zu geeigneter Zeit auf die Angelegenheit zurückzukommen; c. die Einfriedigung der Bachufer bei Gelegen heit der nächsten HauShaltplanberathung in Erwägung zu ziehen. II. ES ist neuerding« in Anregung gebracht worden, im Hinblick auf die in diesem Jabre herrschende an haltende Trockenheit die Ergiebigkeit der für die hie sige Wasserleitung in Aussicht genommenen Quellen gebiete festzustellen und zu diesem Zwecke eine An zapfung derselben vorzunehmen. Der Rath beschließt, Ingenieur Menzner in Leipzig um Auskunft über die Art und Weise einer solchen Anzapfung und die Höhe der dadurch entstehenden Kosten zu ersuchen. III. Das Königliche Ministerium des Innern hat die Genehmigung zu dem Regulative über die Bebauung der Slldstraße, der Bergstraße und des Fleischer gäßchens von mehrfachen, im Verhältniß zum öffent lichen Interesse und zur Größe des Bauterraius un gleich schwerwiegenden Abänderungen abhängig ge macht. Der Stadtrath glaubt dem vorhandenen Bedürfniß auch ohne Regulativ zu genügen und be schließt deshalb, es bei dem aufgestellten Bebauungs plan zu belassen, dagegen von statutarischer Feststell ung desselben und von Ausstellung eines besonderen Bauregulativs abzusehen, auch in diesem Sinne Be richt an die kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau zu erstatten. Die Stadtverordneten sind um ihre Zu stimmung zu diesem Beschlüsse zu ersuchen. IV. Da eine Schulbauanleihe bisher nicht ausgenom men worden ist, so soll der dadurch frei gewordene vierte Theil des Sparkassenreingewinns aus dem Jahre 1890 zur Bildung eines städtischen Fonds für unvorhergesehene Fälle verwendet werden. V. Die Herstellung der RathhauSgartenmauer wird gemäß dem Vorschläge des Bauausschusses an Bau meister Kieß übertragen. DaS Berechnungsgeld wird auf 350 M. erhöht. Außerdem kommen noch 1 Steuersache, 1 Schul sache, 2 innere Verwaltungsangelegenheiten, und 3 Bausachen zum Vortrag und zur Beschlußfassung. Sitzung vom 27. August 1892. Vorsitzender: Bürgermeister Or. Körner. An wesend: 5 Rathsmitglieder. I. Gegen den Aufruf des HülfSausschusses zur Unter stützung der Abgebrannten gehen Bedenken nicht bei. II. Die Arbeiten zur Aufstellung eines Bebauungs planes für den Crottensee sollen mit lhunlichster Beschleunigung vergeben werden. III. Für die demnächst stattfindenden Wahlen zur Handels- und Gewerbekammer werden die Herren Kaufleute OSkar Georgi und Carl Julius Dörffel und beziehentlich Gärtner Bernhard Fritzsche und Schneider Richard Wimmer zu Wahlvorstehern be ziehentlich Stellvertretern ernannt. Außerdem werden noch 1 Bausache, 2 innere Ver waltungsangelegenheiten und eine DiSziplinarsache erledigt. 1. Ziehung 3. Llaffe 122. Sgl. Lachs. Landes-Lotterie, gezogen am 5. September 1892. 40,000 Mark aus Nr. II7SI. 30,000 Mark auf Nr. 43788. 5000 Mark auf Nr. 11383 I3I03 15670 18807 17787 88487 81996. 3000 Mark aus Nr. II042 34186 34781 89247 74278 89208. 1000 Mark aut Nr. 641 1870 2883 8092 14943 22244 27298 29876 34428 38125 38793 39913 43308 49856 49597 82455 56734 88496 60525 83247 89589 70547 72351 98812 988II. 500 Mark auf Nr. 988 904 2849 4987 5387 5498 13741 I8I02 23946 31152 32091 35577 39249 41872 42761 42173 43474 48812 50868 83162 55138 80941 62585 65311 79828 80626 85774 87998 92497 93850 98699 96620. 300 Mark aus Nr. 438 1129 2885 3954 4904 9448 10429 14373 14610 I57I1 18672 18107 17282 17467 17025 19302 19303 19740 22454 23883 26450 27209 28014 29054 29780 30850 31000 31384 32750 36463 37650 38148 41350 41912 43504 43485 45595 46460 47090 49163 49870 49725 52262 52298 52676 52I4I 52528 56939 58972 56600 57490 58718 61373 62986 63301 64958 64751 64262 65643 66851 67773 67097 68032 68107 68431 69658 70057 70963 71005 742II 74546 76318 76878 77302 77276 80033 82677 83638 8301I 83757 83973 85928 85761 86498 89760 93221 95165 96813 98105. 2. Ziehung, gezogen am 6. September 1892. 50,000 Mark auf Nr, 97963. 20,000 Mark auf Nr. 59743. 15,000 Mark auf Nr. 45665. 10,000 Mark aus Nr. 32043. 5000 Mark aus Nr. 54267 79347 80638. 3000 Mark aus Nr. 8000 10134 15451 25823 26025 44080 49067 86529 97946. 1000 Mark auf Nr. 6944 16374 32785 38744 40280 41460 41968 42754 42995 43973 62927 63038 67569 73375 85324. . 500 Mark aus Nr. 2127 3019 8976 8497 13734 19989 22916 S3204 33I7I 41485 53446 54738 54527 55852 56240 57455 58574 58980 67515 74986 75828 78382 78394 84890 87977 90266 92002 95291. 300 Mark auf Nr. 7822 8703 8516 11473 11803 14563 18843 18448 19203 20877 21188 21500 23272 23154 25358 26272 26282 26932 28441 29901 30999 32419 32906 34216 35912 38543 40754 44148 44906 49382 51930 55876 56264 60718 61666 62642 67724 70603 71311 73157 73033 73697 75477 77420 81459 83964 83610 84255 85091 85423 86286 87498 88274 89430 93091 94116 95704 95275 97117 98976 99200. Aus vergangener Zeit — für «asere Jett. 8. September. csiachdrui v-rbomo. Heutzutage muß jeder deutsche Mann, sofern er körperlich geeignet, Soldat werden. Das ist uns so natürlich und selbst verständlich, daß wir kaum begreifen können, daß es jemals anders gewesen. Und doch ist noch lange kein Jahrhundert verflossen, daß auch in Deutschland und in Preußen das Werbe system herrschte. Am 8. September 1809 wurde dies System abgeschafft und an seine Stelle das Prinzip gesetzt, daß jeder Deutsche für die Ehre und Freiheit des Vaterlandes mit seiner Person einzutreten habe. So ist es geblieben bis auf den heutigen Tag und so soll es bleiben für alle Tage. 9. September. Bor 25 Jahren gehörte das Großherzogthum Luxemburg, von dem ja in den letzten Jahren wieder viel die Rede ge wesen, noch zu Deutschland; wenigstens war formell noch nichts über seine Stellung nach dem preußisch-österreichischen Kriege bestimmt worden. Wie früher bereits beschrieben, kam es 1867 wegen des Ländchens zu Differenzen, die leicht einen Krieg mit Frankreich hätten herausbeschwören können, wenn Preußen nicht große Nachgiebigkeit und Entgegenkommen gezeigt hätte. Bekanntlich wurde auf einer Conferenz in London das Länd chen als neutral erklärt und Preußen gab sein Besatzungsrecht der Festung Luxemburg auf. Am 9. September 1867 wurde Stadt, Festung und Ländchen von den preußischen Truppen geräumt. Verurtheilt. Eine New-Aorker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. (3. Forisetzung., „Ich komme in Sachen tcS Mordes auf der „Bristol", begann der neue Besucher, „man wies mich hierher zu Ihnen." „Was wissen Sie von dem Fall?" fragte Macroh. „Ich befand mich an Bord der „Bristol" in der Nacht von Sonnabend zum Sonntag, als —" „WaS? Sie reisten mit der „Bristol" in der selben Nacht?" rief der Detektive aus, von seinem Sessel aufspringend. „Hier nehmen Sie Platz!" und er schob dem jungen Mann einen Sessel hin. Dieser setzte sich, und auch Macroh nahm seinen Sitz gegen über seinem Besucher wieder ein. „Ihr Name?" fragte der Beamte kurz. „James Wilson," war die Antwort. „Ihre Beschäftigung?" fragte Macroy weiter, nachdem er den Namen notirt hatte. „Geschäftsreisender," antwortete Mr. Wilson. „Nun," sagte Macroy, mit einem scharfen Blick sein Gegenüber musternd, „was wissen Sie in betreff des Verbrechens?" „Ich glaube die Dame auf dem Schiff gesehen zu haben." „WaS veranlaßt Sie zu dieser Vermuthung?" „Die Beschreibung des Kleides, welche in den Blättern veröffentlicht wurde. Ich reise für ein Seiden- waarenhaus und verstehe mich auf dergleichen." „Ist das ihr Bild?" fragte der Detektive, indem er plötzlich die Photographie der Ermordeten auf den Tisch legte. „Ja, eS ist die Dame," antwortete Mr. Wilson, nachdem er einen Blick auf das Bild geworfen hatte. „Was macht Sie so sicher in Ihrem Glauben?" fragte der Beamte schnell. „Nun, als ich an Bord gekommen war, spazierte ich auf dem Hinterdeck auf und ab und sie saß da allein und ich —" „Und Sie bemühten sich, die Bekanntschaft der Dame zu machen und den Liebenswürdigen zu spielen?" fiel Macroh ein. „So ist es," gab Mr. Wilson lachend zu. »Die Dame aber nahm keine Notiz von Ihren Bemühungen?" „Nein." »Und was geschah weiter?" „Später, kurz vor Abgang de« Schiffes, betrat ein Herr da- Deck und kaum hatte sie ihn bemerkt, so erhob sie sich und ging ihm entgegen." .Ah," machte der Detektive gespannt aufhorchend. „Sie gingen eine Weile zusammen auf und ab und nahmen dann nebeneinander Platz auf dem Deck." »Hörten Sie nicht seinen Namen?" »Nur seinen Vornamen, Richard." »WaS? Sie nannte ihn Richard?" ries der De tektive aus. „Ja, und als ich an ihnen vorüberging, hörte ich ihn sagen, daß er auf der Börse zu thun hätte." »Produkten- oder Effektenbörse?" fragte Macroy. »DaS weiß ich nicht." »So beschreiben Sie ihn mir," sagte der Detek tive kurz. .Er feinen C kem sch» bart; er L selbst, al »Er angenehr »Niä Macroy ist der rl „Wü ihn sehe» „Gai Miene, dann sä und führ „Kon zu verlie Vori drängte I stieg selb hatte: »f laufen kö Der: der Hous lenkte er i der in di und abfli möglich kaum sür börse in Macr dann seii das Börs Es is den Räui hat ihre ' steher sei! hatte, lies «intreten. Da 2 so erregt; die gerin» son durch sam prüf blieben, i doch jede; war weit; „Sie schließlich „Neu nicht an» Sie l der eintrc „Wir sagte der Börsenha »Gan „Wo „Oh, Zeit auf „Dan Hotel zu „Ich i nachdem ; Als d kehrt war Telegram lautete: „ ung in 2 seiner wei die am S hauptet, d Macr sandte so§ nach Bost »Dan Nach Eine g St mit Kreu ist veränt Maschir kaufen. 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