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Bevor die Zeitungen zur Presse gegangen waren und während noch die Berichterstatter, um nach Neu igkeiten zu Haschen, in der Nähe de« Polizeigebäude« herumstanden, waren von feiten der Polizei alle die Schritte gethan worden, die möglicherweise aus die Spur deS Mörder« führen konnten. Als der Detek tive da« HaüS de» Coroner« verlassen hatte, begab er sich in die Wohnung de« einzigen Photographen, der in Longdale und Umgegend sein Geschäft betrieb. »Ich wollte Sie ersuchen, eine Aufnahme zu machen," hob Macrch an, al« er dem Photographen gegenüberstand. »Ich arbeite Sonntag« nicht," antwortete dieser kurz. »Haben Sie schon einmal eine todte Person photo- graphirt," fragte der Detektive weiter. »Nein." „Würden Sie da« wohl zu stände bringen?" »Natürlich, warum nicht?" »Nun," sagte Macroh, »im Interesse der Gerech tigkeit ist e« nöthig, daß ich noch heute das Bild einer ermordete» Frau erhalte, die unten in de« Co roner« Büreau sich befindet. Zehn Dollar gehören Ihnen, wenn Sie sofort an die Arbeit gehen." Ob e« nun der Wunsch war, die Sache de« Rechts zu unterstützen, oder der Anblick der Zehndollarnote, die Macroh aus seiner Brieftasche nahm und auf seinem Knie langsam auseinanderfaltete, was den Photographen vermochte, seinem Vorsatz diesmal un treu zu werden, das kann nur der Photograph selbst angeben-, soviel steht fest, daß Macroy, als er Long dale verließ, drei Photographien und eine Haarlocke der ermordeten Frau in seiner Tasche mit sich nahm. Es war schon spät, als Macroy wieder in New- Iork eintraf, aber die Berichterstatter der Tageblätter waren immer noch im Polizeigebäude anwesend. Nach dem Macroy mit dem Polizeichef berathen hatte, kam er zu dem Ergebniß, daß es gut sein würde, Alles, was bisher die Polizei in bezug auf das Verbrechen hatte in Erfahrung bringen können, der Presse mit- zutheilen. Der Detektive ging hierbei von der Er wägung aus, daß von seinen Mittheilungen nicht das Geringste dazu dienen konnte, den Mörder zu warnen und ihm einen Vortheil zu geben, weil er ja über haupt noch gar nichts über die Persönlichkeit desselben in Erfahrung hatte bringen können. Außerdem aber war es ja von der größten Wichtigkeit, die Persön lichkeit der ermordeten Frau so bald als möglich fest zustellen, und das konnte am besten bewerkstelligt werden, wenn man die Beschreibung ibrer Persön lichkeit und ihrer Kleidung über das ganze Land hin verbreitete. Wenn man erst sich Gewißheit darüber verschafft hatte, wer sie war, so hatte man damit die Grundlage zu weiteren Nachforschungen erhalten. Wenn die Beschreibung der Ermordeten in allen Blättern veröffentlicht würde, so würden die Freunde derselben dadurch veranlaßt werden, sich der Polizei zur Verfügung zu stellen, um die Leiche zu erkennen und Mittheilungen über die Getödtete zu machen, was sie sonst vielleicht noch auf Wochen unterlassen hätten. Indem Alles dies in Erwägung gezogen wurde, beschloß die Behörde, sich der Presse als Helferin bei ihren Nachforschungen nach dem Verbrecher zu be dienen. Einer Person, die das Gesetz übertritt, wel ches die Gesellschaft zu ihrem Schutze festgestellt hat, bleibt heutzutage wenig Aussicht auf ein Entrinnen vor der verdienten Strafe. Wenn der Verbrecher sich auch des Dampfes als des Mittels einer schleu niger zu bewerkstelligenden Flucbt bedient, derselbe Eisenbahnzug, dasselbe Dampfschiff, auf dem er flüchtet, befördert zu gleicher Zeit jene Zeitungen, die aus führliche Berichte seines Verbrechens bringen. Ja, ihm voraus trägt der elektrische Funke überallhin die Meldung seiner That und die Beschreibung seiner Persönlichkeit. Obgleich Macroy fest überzeugt war, daß der Name Brown, welchen die Ermordete an Bord der »Bristol" als den ihrigen angegeben hatte, in diesem Falle nur ein angenommener war, so theilte «r denselben dennoch als den muthmaßlichen Namen der Unglücklichen den Zeitungen mit. Ebenso hatte der Detektive die Ueberzeugung gewonnen, daß die Frau entweder in New-Jork oder in Boston wohn haft gewesen war. Ihre ganze Persönlichkeit, ihr AeußereS, die Frisur ihrer Haare, der Schnitt ihrer Kleider, alles das verrieth dem erfahrenen Auge des Polizeibeamten, daß sie eine Großstädterin war. Daß sie sich zuletzt in Boston aufgehalten hatte, darüber fühlte er gar keinen Zweifel mehr, denn während er ihre Schuhe einer genauen Besichtigung unterzog, hatte er den Namen des Schuhmachers an jener Stelle der Sohle, über der sich der Spann befindet, bemerkt. Sofort hatte er den Adreßkalender von New-Jork nachgeschlagen, doch einen Schuhmacher des betreffenden Namens nicht gefunden. ES ließ sich aber nicht annehmen, daß der Besitzer eine« Schuh- waarengeschäfts, das so elegante, seingearbeitete Waare lieferte, nicht sorgsam darauf achten würde, seinen Namen im Adreßkalender zu haben. Da er den Namen im New-Iorker Adreßkalender nicht gefunden hatte, so war er sicher, daß beide, der Schuhmacher und die Besitzerin de« Schuhe«, nach Boston ge hörten. Macroy sandte ausführliche Berichte an die Poli zeibehörden in Fall River und in Boston, besonder genaue Mittheilungen aber an die letztere Behörde, der er auch eine von den Photographien der Ermor deten sandte. So war der Detektive in voller Thätigkeit, um Licht zu bringen in da« geheimnißvolle Dunkel de« Morde« auf der .Bristol." III. Die Verhaftung. Die Bekanntmachung der bisher ermittelten Ein zelheiten de« Verbrechen« hatte da« Ergebniß, daß viele Leute, die verschwundene Angehörige oder Freunde suchten, sich im Polizei-Bureau meldeten. Jedermann- der in Angelegenheiten de« Morde« auf die .Bristol" kam, wurde sogleich an den Detektive Macroy gewiesen. Sein Verfahren war sehr einfach. „Wie lange ist e« her, daß Sie Ihre Angehörigen vermissen?" war seine erste Frage. Nachdem die Antwort hierauf gegeben war, fragte er weiter, indem er eine der Photographien, die er in Longdale hatte anfertigen lassen, seinem Besucher vorlegte: »Ist da« ihr Bild?" Die Antwort, welche er auf riese Frage erhielt, hatte bisher noch immer .Nein" gelautet. Am Morgen des zweiten Tages nach dem Morde lief die Meldung von der Bostoner Polizeidirektion ein, daß die Beschreibung der Ermordeten auf keine der als vermißt angemeldetcn Frauen passe. Auch von Fall River und von den verschiedenen Polizeibe zirken der Stadt New-Jork kamen Meldungen des selben Inhalts. Die Behörde befand sich hinsichtlich der Persönlichkeit des Mörders sowohl wie der Er mordeten also immer noch in vollkommener Unwissen heit. Da plötzlich — es war gegen ein Uhr Nach mittags — wurde Macroy eine höchst angenehme Ueberraschung zu Thcil. Ein junger Mann, dem Anscheinen nach im ungefähren Alter von fünfund zwanzig Jahren, von mittelgroßer Statur, schmächtiger Figur und mit gewöhnlichen Gesichtszügen, trat in das Bureau de« Detektive- ein. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Ueber Maßregeln bis zur Ankunft des Arztes bei Loleraartigen Anfällen ertheilt ein Arzt in der „Voss. Ztg." folgende Rathschläge: Gegen heftiges Erbrechen schlucke man kleine Stückchen Ei«: als Getränk genieße man Selterwasser mit Eis, ab gekochtes Wasser mit etwas Cognac oder Rothwein, kalten schwarzen Kaffee, welch letzterer auch gegen Kopfschmerzen, die sich gern zum Erbrechen gesellen, von großer Wirksamkeit ist; den Genuß fester Speisen, zu denen man auch kein Verlangen tragen wird, unter läßt man. Zur Bekämpfung von Durchfällen trinke man Reiswasser, Getreidemehlsuppen, Salepschleim, Thee, Rothwein, Heidelbeersaft. Gegen Empfindlich keit der Magen- und Darmgegend applizire man Prieß- nitzsche Umschläge. — Der ominöse Name. Daß die Furcht vor der Cholera auch manchmal ein heiteres Inter mezzo bringen kann, erfuhr dieser Tage ein junger Mann, der zu längerem Aufenthalt in einem der schönsten Kurorte des Salzkammergutes eingetroffen war. Den ersten Tag war er, wie das »Neue Wiener Tageblatt" erzählt, auf der Promenade das Ziel der prüfendsten Blicke aller Mütter, der nicht unfreund lichen ihrer Töchter. Wie war er deshalb erstaunt, als ihm auf einmal Alles auswich. Setzte er sich im Gasthaus nieder, erhoben sich eiligst seine Nach barn. Sein Erscheinen auf der belebten Promenade genügte, um dieselbe zur Wüste zu mache». Bei einer Wohlthätigkeitsvorstellung nahm er seinen Platz in einer der ersten Reihen des vollkommen gefüllten Saales ein. Wer beschreibt aber seinen Schrecken, als er sich nach einer halben Stunde vollkommen ver lassen sieht. Gerade flüchtete noch eiligst ein Herr in seiner Nähe. Unserem Helden, der sich das Alles nicht erklären konnte, riß die Geduld, er ergriff den Flüchtling noch beim Rocke und fuhr ihn barsch an: „Mein Herr, sind Sie und die übrige Gesellschaft verrückt? Warum flüchten Sie vor mir?" Tovtenbleich und zitternd, drehte sich der Andere um: „Mein Herr, wir haben durch private Mittheilungen erfahren — daß —" — »Nun, daß —" — „Daß Sie ein Hamburger sind!" — „Was weiter?" — „Und da doch die Cholera —". Ein lautes Lachen unterbrach den Redner, der höchlichst erschrocken zurücktaumelte. „Aber, da sehen Sie, was vom heimlich Erkundigen und Klatschen alles kommt. Sie haben Alle entweder schlecht verstanden oder sind da« Opfer eine« Spaß vogel«. Ich heiße Karl Hamburger und bin Pri vatier au« Wien." — Die verrätherische Champagner flasche. Zu einem Hausballe wurde auch ein Stu dent geladen, der dem Söhnchen de« Hauses das Leben mit der Erlernung einer tobten Sprache verbitterte. Der arme Musensohn war von dem Glanze, welcher bei dem Fest entfaltet wurde, förmlich geblendet und na mentlich war es da« Büffet, welches ihm die sehnsüchtig sten Blicke entlockte. Er that, was man ihm eigent lich nicht verdenken konnte, de« Guten zu viel. In fröhlicher Weinlaune wünschte er nicht« Sehnlichere«, al« eine Flasche Champagner sein eigen nennen zu dürfen und schnell entschlossen, tritt er kühn zum Büffet, ergriff eine Flasche von dem edelsten, aller Getränke, steckte dieselbe in die Hintertasche seines Fracke«, und suchte schnellen Schritte« mit seiner Beute zu entkommen. Zu seinem Unglücke begegnete er beim AuSgang de« Saale« der Tochter de« Hause-, welche ihn mit der Frage anhält, warum er schon so früh da« Fest verlassen wolle. Der Arme stottert einige Entschuldigungen, welche die junge Dame aber nicht gelten läßt, und ruft ihm zu: »Nein, nein, Sie dürfen nicht fort, bevor sie mit mir ein Tänzchen gemacht haben." Da« Orchester hatte bereit« einen Galopp begonnen, und ehe sich der junge Mann besinnen konnte, stürmte er mit seiner Tänzerin dahin. Ur plötzlich dröhnt ein Knall durch den Saal, eine hinter dem Studenten tanzende Dame sinkt ohnmächtig in die Arme ihre« Tänzer«, der buchstäblich »begossen" dasteht. Die Champagnerflasche im Frackschooß hatte ihre Schuldigkeit gethan, die Drähte waren schon früher durchgeschnitten worden, und durch die heftige Bewegung war der Wein in« Brausen gekommen. Mit einem Knalle war der Stöpsel heraus- und der nachfolgenden Dame in'« Gesicht geflogen, während da« moussirende Getränk in weitem Bogen ihrem Tänzer eine unfreiwillige Taufe verschafft. Der Stu dent, mit dem Hinterlader neuster Konstruktion in der Fracktasche stürzt in der furchtbarsten Verlegenheit au« dem Saale, in welchem noch lange nach diesem Knalleffekt die größte Heiterkeit herrschte. — Aus Marienbad. Ein Fremder promenirt über die waldigen Höhen des freundlichen Badeorte« in Begleitung eines ortskundigen Freunde«. Auf das Städtchen herabblickend, läßt sich der Fremde über die schönsten Bauten des Orts Auskunft geben, und sein Freund sagt: »Hier haben Sie die Kirche der Protestanten, dort die der Katholiken, und dort unten liegt die Synagoge der Badegäste." — Zuverlässiger Rath. „Ach, Herr Recht«" anwalt, mit meinem Mann ist'« nicht mehr auszu halten; ich bin eine recht, recht unglückliche Frau! Was soll ich denn da machen?" — »Klagen Sie nicht und handeln Sie!" — „Ja, Sie meinen einen Scheidungsprozeß, das kostet aber wieder so unsinnig viel Geld bei Ihnen!" — „Handeln Sie nicht und klagen Sie!" Im September dieses Jahres sind es sünfundzwanzig Jahre, seit der berühmte Chirurge Theodor Billrolh die Pro- sessur der Chirurgie an der Wiener Hochschule und zugleich die Leitung der Klinik des Allgemeinen Krankenhauses daselbst erhielt. Es ist dies Wohl ein Anlaß, das Wirken dieses hoch verdienten Mannes im Zusammenhänge zu betrachten. Eine solche Betrachtung gewinnt aber eine hervorragende Bedeutung, wenn sie von dem größten lebenden Kollegen des Gefeierten ausgeht. Die Leuchte der Berliner medizinischen Fakultät, der dem ganzen deutschen Bolke aus den Tagen der Krankheit Kaiser Friedrichs wohlbekannke Professor Krnk v. Bergmann selbst ist es, der in der „Hartenkauke" Heft 9 vor den wei testen Kreisen ein Bild von dem Leben und Schaffen Billroths entrollt, der dem großen Mitforscher an seinem Ehrentage in hochherziger Theilnahme den Kranz seiner Verehrung und Hoch schätzung zu Füßen legt. Bergmann hat damit nicht nur einen werthvollen Beitrag zur Kenntniß und Beurtheilung Billroths gegeben, der von den Schülern und Verehrern beider Männer wie von den weitesten Volkskreisen mit dem lebhaftesten Interesse gelesen werden wird, — er hat auch sich selbst damit ein Denk mal edelster kollegialer Gesinnung errichtet, wie man es sich schöner nicht denken kann. (E i n g e s a n d t.) Zur Sonntagsruhe. Frci »ach Goethe: In allen Läden ist Ruh, Auf allen Straßen siehest du Kaum einen Mann. Die Geschäftsleute gehen im Walde; Warte nur, balde „ Machen sie ganz zu. LtanLesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 28. August bis mit 3. September 1892. Geboren: 238) Dem Kaufmann Friedrich Alwin Schlesinger hier Nr. 234 L 1 T. 239) Dem Eisengießer Gustav Emil Pilz in Schönheiderhammer Nr. 2011 I S. 240) Dem Kgl. Wald- und Wiescnwärter Johann August König hier Nr. 118 1 T. Aufgeboten: 29) Der Färbereigehilfe Johann Albrecht Baer hier mit der Bürstenfabrikarbeiterin Anna Emilie Friedel hier. 30) Der Bürstenfabrikarbeiter Robert Baumann hier mit der Bürstenfabrikarbeiterin Auguste Emilie Möckel hier. Eheschließungen: Vaoat. Gestorben: 192) Des Gasthofsbesitzers Gustav Heinrich Hendel in Schönheiderhammer Nr. 2 Sohn, Gustav Heinrich, 1 M. 193) Auguste Anna Unger geb. Pilz hier Nr. 323, 30 I. 194) Des Eisenhüttenwerksschlosiers Gustav Alban Baumann hier Nr. 188 Tochter, Ida Helene, 7 M. 195) Des Kaufmanns Friedrich Ottomar Baumann hier Nr. 87 Tochter, Alwine Margarethe, 2 M. 196) Der unverehel. Knüpferin Lina Emilie Meinhold hier Nr. 13 Sohn, Eugen, I M. Eh«m«itzer Marktpreise vom 3. September 1892. Weizen ruff. Sorten 8Mk. KO Pf. bis - sächs. gelb u.weiß 8 - 10 , - Weizen — - — - - Roggen, preuß. 7 . 40 - - > sächsischer 6 > 80 - . < russischer — - — - - Braugerste 7 - «0 - - Futtergerste 6 > 65 > - Hafer, sächsischer, alt 7 - 75 - - - - neu 7 - — - - Kocherbsen 10 < 50 - » Mahl-u.Futrererbsen 8 - 50 - - Heu 3 < 20 » - Stroh 2 - 80 - - Kartoffeln 3 - 20 - - Butter 2 - 30 - - 9Mk. 10 Pf. pr. 50 Kilo 8 < 40 . . - 7 - 75 . ... 7 . 10 - ... — - — - » , , 9 . 25 . ... 7 . — . ... 8 - — . ... 7 . 25 . ... II , — . ... 8 . 75 , ... 4 . IO . ... 3 > 30 - ... 3 . 40 . ...