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reichen Jungfrau seinen Mund auf ihre rosigen Lippen preßte und sie mit glühenden Küssen bedeckte. So standen sie lange, sich und ihre Umgebung vergessend, Brust an Brust und mit unsagbarer Wonne fühlten sie ihrer beider Herzen Schläge. Endlich löste sich Anna sanft au» seinen Armen und hauchte: .Laß e» genug sein, Franz! Ich muß zurück, man vermißt mich sonst. Aber um die neunte Stunde stellst Du Dich im .braunen Hirschen' ein und dann fährst Du mich auf der Donau spazieren und plauderst mit mir nach Herzen-lust, so lange Du immer willst." .Ich werde pünktlich erscheinen!" versprach Fran,, .und halte Dich jetzt nicht mehr auf, so gern ich Dich auch bei mir wüßte!" .Nur a bisserl G'duld, lieber Franz," tröstete sie und reichte ihm die Hand, die er mit Innigkeit an seine Lippen drückte. Sie ging und träumend schaute er ihr nach. .Franz," wandte sie sich, nachdem sie einige Schritte zurückgelegt halte, wieder um. Er eilte auf sie zu. „Franz, thust Du mir auch ein Lieb?" fragte sie mit kindlichem Lächeln. „Frag' doch nicht, Annerl!" versetzte er mit zärt lichem Vorwurfe und schlang flug» wieder seinen Arm um den Nacken der Geliebten. „Und was soll ich Dir zu lieb thun?" .Plaudern sollst Du zu mir, wenn wir allein sind, von Musik und Dichtung, von der Heimath und Fremde," erklärte sie naiv, .schau Franz, seit Wien hast Du nicht mehr so recht lieb zu mir geplauscht!" „Gewiß, mein Annerl; aber nur wenn Du mir ein Busserl giebst!" versprach er und machte dazu ein gar ernstes Gesicht. Annerl erröthete; allein bitten durste sie ihn heute nicht zu lange lassen, zumal die Gelegenheit, mit ihm allein zu sein, sich nur zu selten fand und er war ja doch so unglücklich, so einsam und verlassen! «Da hast Du ein Busserl, aber hältst auch Wort!" rief sie lachend und eh' sich'« der schmucke Bursch versah, brannte einen wonnigen Augenblick ein rosige« Lippenpaar auf seinem Munde. Und wie er sich von seiner beseligenden Ueberraschung eben erholte und pflichtschuldigst quittiren wollte, huschte die Holdselige schon dahin, leichtfüßig wie die Gazelle. .Jetzt hab' ich'« Nachschau»!" dachte er. Noch einen Augenblick schimmerte ihr Uchte«, gold blonde« Haar und da« Helle Gewand durch da« Ge büsch, dann war sie seinen Blicken entschwunden. Er schaute ihr übrigen« nicht allein nach. Noch vier Menschenaugen batten mit Wohlgefallen auf ihm und der Geliebten geruht. ES waren die Augen der beiden Fremden, welche letztere von der Ruine herab zufällig Zeugen der herzigen Liebesszene ge worden waren. Schlag neun Uhr stand Franz vor dem „braunen Hirschen." Wieder reichte ihm die fesche Kellnerin den gewünschten Pfiff Wein und abermals erhielt sie einen Auftrag an da« Fräulein Annerl. Eden sollte da« Mädel anfragen, ob ihr'« jetzt gefällig wäre, al« Annerl, begleitet von ihren Freundinnen, in der HauS- thür erschien. Franz erhob sich und trat ehrerbietig grüßend zu den jungen Mädchen. Sie geleiteten die Freundin bi« zum Nachen. Zuvorkommend half Franz seiner Dame in den Kahn und bald schwammen sie in dem selben unter Franzens leichten Ruderschlägen auf der Donau dahin. Die Freundinnen ließen ihre weißen Tücher Scheidegrüße wehen, dann kehrten sie um. Leise und leiser hallten Musik und Gesang zu den Liebenden hinüber. E» sanken die letzten Sonnen strahlen die fernen Berge hinunter und still und fried lich senkte sich der Abend hernieder auf den ewig jugendlichen Strom. Leicht glitt der Kahn unter Franzens sicherer Hand erst an dem Weidcngebüsche am Ufer dahin, dann durch die Wellen und die Strömung hinüber nach den versteckten bäum- und buschbcdcckten Jnsel- auen. „Hier sind wir allein, Geliebte!" flüsterte Franz zärtlich. „Hier lasse uns verweilen!" Behutsam legte er den Nachen an. Sie stiegen aus unv bald saßen sie Arm in Arm und Herz an Herz im lauschigen Grün. Ring« herrschte die feierliche Ruhe des FrühlingS- abend«; nur im Grase huschte und zirpte e«, leise schlugen die Wellen ans Ufer und oben in den Wipfeln der Bäume sang Philomele ihr unvergleich liche« Lied von Lieberlust und -Weh. Dazu sandte der Mond sein geheimnißvolle» Licht verstohlen durch der Zweige Dickicht aus zwei liebende Menschenkinder und drüben zur Rechten warf die stolze Abtei lange Schatten auf der Donau Fluchen, während zur Linken die grauen Mauern der Ruine Weideneck dem Geflüster der Liebenden lauschten. Anna schien der Welt entrückt, ihre lhränenschim- mernden Augen hafteten an seinen Lippen. Vom Thurme der Benediktiner-Abtei kündete der eherne Mund der Glocke die zwölfte Stunde. Sie hörte e« nicht. „Wir müssen aufbrechen, Geliebte!" mahnte er sanft und drückte seinen Mund leise auf ihre Lippen. .Dein Vater wird Dich bereit« am Ufer erwarten." Sie strich sich die Locken au- der Stirn. Fast war ihr, al« würde sie hinauSgestoßen au« den Wohn ungen der Seligen in da« irdische Iammerthal. Willenlos folgte sie Franz nach dem Nachen, schweigend nahm sie Platz vor ihm, stumm saß sie da und Franz mochte nicht den himmlischen Traum ihrer keuschen Seele zerstören. Still und sanft glitt der Kahn durch die klare, mondbeleuchtcte Fluch. Am Ufer empfing sie der Vater und geleitete die Tochter in da« Hau«, während Franz über den Post hof nach der Stube neben den Ställen schritt, wo da« Gesinde wohnte. Vermischte Nachrichten. — Hamburg. Die Verüber de« großen Uhren- diebstabl« in der Rathhausstraße nebst deren Hehlern, im Ganzen 8 Personen, sind ermittelt und verhaftet. — Kartoffeln wohlschmeckender zu machen. Frühkartoffeln enthalten verhältnißmäßig immer sehr viel wässerige und wenig mehlige Theile, weshalb sie nicht so gut sind, wie die reifen Kartoffeln. Man kann sie indessen durch sorgfältige Behandlung während des Kochen« bedeutend verbessern. Dieses geschieht einfach dadurch, daß man gleichzeitig mit dem Gefäße, in dem man die Kartoffeln auf da« Feuer bringt, ein andere« mit reinem Wasser gefüllte« eben falls zum Sieden erhitzt. Haben die Kartoffeln nun eine Zeit lang gekocht, so daß sie bald gar sind, so gieße man da« Wasser von ihnen ab und da« reine Wasser alsdann darüber, in welcher zweiten Brühe man sie nun vollend« gar kochen läßt, worauf man auch diese abgießt, die Kartoffeln, welche vorher ge schält sind, mit etwa« Salz und gehackter Petersilie durchschwcnkt und sie hierauf so heiß wie möglich auf trägt. Nicht nur die frühen, sondern alle Kartoffeln werten durch zweimalige« Kochen in frischem Wasser verbessert, gleichviel, ob sie geschält oder mit der Schale auf« Feuer gebracht werden. Man kann sogar übrig gebliebene, kalt gewordene Kartoffeln dadurch so gut wie frisch gekochte verwenden, daß man sie in siedendes Wasser wirft und einige Minuten darin kochen läßt; sie werden eher besser al« schlechter er scheinen denn vorher. — Gefrorene Milch. In Sibirien gefriert die Milch in Folge der heftigen Kälte, welche daselbst herrscht und verhandelt man die Milch dort in fester Form und kaust sie in Stücken anstatt nach Litern. Der Bequemlichkeit halber läßt man sie auch um einen Stock gefrieren, um sie so leichter transportabel zu machen, und der Milchmann giebt, je nachdem der Bedarf c« erfordert, ein oder mehrere Stücke an die Kunden ab. In ähnlicher Weise ist auch in Frank reich eine bedeutende Industrie entstanden, indem man dort die Milch künstlich gefrieren läßt und sie so in fester Form zum Verkauf bringt. Es ist nachge wiesen, vaß die Milch sich in diesem Zustande länger denn einen Monat hindurch vollkommen frisch erhält. Man läßt in Frankreich vermittelst der gewöhnlichen Eisbereitungsmaschinen die Milch in Büchsen gefrieren und versendet sie sodann sowohl mit der Eisenbahn, als auch mit Schiff nach ihren Bestimmungsorten. Der Kunde, welcher jene gefrorene Milch bezieht, läßt sie einfach über dem Feuer ein oder zwei Minuten vor dem Gebrauche aufthauen. Gelegentlich eine« Vortrages in der landwirthschastlichen Gesellschaft in Frankreich wies Guerin-Grandville nach, daß die Ei«- milch weder in Bezug auf Fett, noch in jeder anderen Beziehung hinter gewöhnlicher Milch zurückstebt. Ge frorene Milch läßt sich auch ferner ganz gut zur Käse- und Butterfabrikation verwenden. — Eine neue Art Porzellan. Da« lang faserige Mineral Asbest, welche« zu feuersicheren Ge weben, Pappen und verschiedenen Zwecken besonder« in der chemischen Industrie ganz unentbehrlich ist, hat jetzt noch eine neue Anwendung gefunden, nämlich zur Herstellung von Porzellan. Der Asbest wird zu diesem Zwecke fein gemahlen, geschlemmt und genau wie die Porzellanerde zu einer plastischen Masse ver arbeitet, au« welcher die Gegenstände geformt und bei etwa 1200 Grad wie Porzellanerde gebrannt werden. Da« Product soll dem feinsten chinesischen Fabrikat völlig gleichkommen und noch eine merkwürdige Eigen schaft besitzen, nämlich im unglasirten Zustande als Filter benutzt, absolut keine Mikroben, sondern nur Flüssigkeit durchlaffen, sodaß sich da« neue Porzellan zur Herstellung gesunden Trinkwasser« mittelst Filler« vorzüglich eignet. Derartige Anlagen, welche kürzlich in England probeweise eingerichtet wurden, sollen, einer Mittheilung der.Rhein. Baufach-Ztg." zufolge, außerordentlich günstige Resultate ergeben haben. — Eine köstliche Gounod-Anekdote theilt Arthur Haveh in seinem jüngst erschienenen Buche über französische Musik mit. Gounod stand bei dem schönen Geschlecht in besonderer Gunst. Al« eine seiner Bcwunderinnen auf seinem Kaminsims einen Kirschenkern vorfand, bemächtigte sie sich desselben, ließ ihn al- Brosche mit Diamanten und Perlen ein fassen und machte beim nächsten Besuche den Meister auf diesen hervorragenden Akt ihrer Huldigung auf merksam. Leider war Gounod aufrichtig genug, die Dame zu enttäuschen. .Madame, ich esse niemals Kirschen. Der Stein, den Sie auf meinem Kamin sim« fanden, stammt von einer Kirsche, die mein Diener Johann gegessen hat." — Die Frau eine« Berliner Schau spielers, eine Oesterreicherin, wollte sich kürzlich eine Droschke nehmen. „Kutscher, wa» kost da« Strecker! bi« zur N.-Straßen?" — .Sechzig Pfennje, Madameken." — .Woa—a«! Sechzig sagen'«?!" forscht erstaunt die an die österreichische Kreuzerrech nung denkende Wienerin, die sich mit unseren Pfen nigen nicht befreunden kann. „Doa« zoahl i mei Lebtoag nit. I geb' Jhna höchsten« a Moark!" — „Na, denn man rin, immer rin, meine Damen«!" weinte der biedere Rosselenker und steckte da« Mark stück vergnügt ein. — Für den Anfang. A.: „Ihr Sohn studirt schon lange Medizin, kann er schon etwa«?" — B. (stolz): .O ja, ein kleine« Kind kann er schon kuriren. — Eine edle Seele. Soldat: . .. Liebst Du mich wirklich?" — Köchin: .Da« sichst Du doch! Ich schenke Dir ja Alle«, wa« ich meiner Herrschaft vom Munde absparen kann!" 6 Hokdene Medaillen in 2 Jahren hat Kathreiners Kneipp Malzkaffee erhalten und damit auss Neue bewiesen, daß dieses Fa brikat jede Konkurrenzwaare weit übertrifft. Verkaufsstellen überall. Kruste und heitere Sitter aus dem Wiener Settter- wesen zeichnet B. Chiavacci in Heft 4 der „Gartenlaube". Zu den eigenartigsten Typen, die hier geschildert werden, gehört entschieden der folgende: Es ist Freitag, der große Zahltag der zahlreichen Haus armen, denen von seilen der müdthätigen Hausfrauen das Almosen als eine Art Rente verabfolgt wird. Es läutet! „G'wiß wieder ein Bettler," sagt die Hausfrau verdrießlich, eilt hinaus und öffnet. Ein alter Mann mit schneeweißem Haar und Bart steht vor ihr. Es ist ein Hausarmer, der schon seit zehn Jahren jeden Freitag sein Almosen von ihr empfängt. „Ein armer, alter Mann thät' gar schön bitten" lautet die Formel. Die Frau giebt ihm das Almosen. Ein krampf hafter Hustcnanfall bei dem Greise veranlaßt die mitleidige Hausfrau, ihm eine Schale Suppe zu bringen. „Vergelt'« Gott, vergelt's Gott tausendmal; i wir' fleißi beten," sagt er und schlürft mit Behagen das warme Getränk. „Jhner Suppen is die beste in der ganzen Gegend, Euer Gnaden" fährt er dann gemüthlich fort. „I hätt' schon längst die Kund schaft auf'geb'n, denn Jhnerc drei Stöck werd'» m'r schon sauer; aber i g'sreu mi allemal schon aus die Supp'n. Delikat, wirklich delikat!" Man sicht, er steht auf vertrautem Fuß mit seiner Wohlthäterin. Diese betrachtet den treuherzigen Alten, der den Bettel wie ein Geschäft behandelt, als ein Hausmöbel und plaudert mit ihni wie mit einem guten Bekannten. Er will die Gabe einstecken, besinnt sich aber und sagt ganz offen herzig : „I krieg' no zwa Kreuzer vom vorigen Mal. Wissen S', Sic hab'n ka klans Geld gehabt und hab'n g'sagt, 's nächste Mal wir' i Jhna schon zahl'n." Die Frau sucht in ihrer Tasche nach Kleingeld. Der Alte wehrt jedoch ab und sagt: „Muß ja net glei sein; cs is nur weg'n der Ordnung, daß ma net vergißt. Sie laufen mir ja net davon. Hält' i nur a Million z'fordern von Ihnen; mir wär' net bang, daß i zu mein' Geld kommet." Die Frau lacht über die Ungenirtheit des Alten und dieser fährt fort: „Wissen S' was, i lumm von jetzt ab nur alle Monat. Lassen m'r das Geld z'sammkommen. Mir is das viele Sticg'nsteig'n z'wider und Ihnen is das Thüraufmachen z'wider. Is uns allen Beiden g'holfen. Mei Suppen geb'» S' halt an' Armen." Der Alte trollt sich in der Ucberzeugung, seiner Wohlthäterin einen Dienst geleistet zu haben. Mittheilungen Srs Lönigi. Standesamts Eibenstock vom II. bis mit 17. April 1894. Aufgebote: »hiesige: IS) Der Kastellan Wilhelm Hermann Klinger hier mit der Köchin Wilhelmine Auguste Groß hier. 18) Der Geschirrführer Hermann Gustav Punk hier mit der Tambourirerin Clara Elise Schröter hier. 21) Der Hand arbeiter Ernst Meier hier mit der Maschincngehilfin Emilie Friederike Jugelt hier. v auswärtige: 19) Der Holzschleifer Richard Emil Grimm in Wildenthal mit der Tambourirerin Marie Pauline Hüttner in Wildenthal. 23) Der Geschirrsührer Karl Max Reinwart in Wolfsgrün mit der Näherin Anna Hulda Ungethüm in Blaucnthal. 24) Der Wirthschaftsgehilfe Otto Pilz in Wilden thal mit der Haustochter Emma Thecla Siegel in Wildenthal. Eheschließungen: IO) Der Maurer Ernst Hermann Anger hier mit der Maschinengehilfin Ida Rosalie Ullmann hier. ll> Der Zeichner Carl Hermann Wendler hier mit der Haus tochter Elise Wilhelmine Friederike Müller hier. 12) Der Strumpfwirker Otto Oswald Olt hier mit der Haustochter Pauline Albine Siegel hier. Gcburtsfälle: 100) Olga Minna, T. des Formers Paul Louis Flach hier. 101) Fritz Erich, S. des Tischlers Karl Robert Flemmig in Wildcnthal. 102) Rudolf Richard, S. des Schuhmachers Joses Schuldes hier, los) Curt Erich, S. des Handarbeiters Karl Goltschald hier. Todtgeburtsfälle: Nr. 85) 1 T. dem Maschincnsticker Bern hard Ernst Flach hier. Sterbefälle: 68) Wanda Ida, T. des Buchhändlers Karl Gustav Vogel hier, 11 M. 9 T. 87) Hermann, S. des Wald arbeiters Albert Eniil Franz hier, 5 M. 28 T. 88) Der Handelsmann Christian Gottlieb Hänel hier, ein Ehemann, 60 I. II M. 27 T. 69) Paul Emil, außerehel. S. der Dienst magd Anna Amalie Hedwig Schuster in WolfSgrün, 28 T. 70) Die Wittwc Emma Angelica Boehm geb. Hcymann hier, 85 I. 2 M. 1 T. 71) Hedwig, T. des Straßenarbeiters Her mann Ehregott Huster hier, 8 M. 12 T. 72) Paul, S. des Uhrmachers Ernst Hermann Dominicus Gläntz hier, 2 I. 2 M. 18 T. 73) Han» Otto, S. des Handelsmanns Carl Wilhelm Bernhard Riedel hier, 10 M. 8 T.