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Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnement Senrk des Amtsgerichts Eibenstock tag und Sonnabend. In- Expedition, bei uiyernBo- sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. Berantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — 41. Jahrgang. 4V. Donnerstag, den 19. April 4864. Dem Unternehmer Franz Reiher aus Reichenbach ist Erlaubniß zur Inbe triebsetzung einer Dampfstratzenwalze ans den Chausseen de« hiesigen Bezirks ertheilt worden. Auf diese Walze leiden die Bestimmungen der Verordnung, den Verkehr von Straßenlocomotiven auf öffentlichen Wegen betr., vom b. September 1890 nebst Vorschriften unter O (Seite 146—149 de« Ges. u. Verorvn.-Bl. v. I. 1890) Anwendung. Indem Solches zur öffentlichen Kcnntniß gebracht wird, erhalten zur Ver meidung von Unglücksfällen die Führer von Fuhrwerken Anweisung, sobald die im Betriebe befindliche Dampfstraßenwalze sich nähert, abzm'teigen und die Pferde bez. sonstiges Zugvieh am Kopfe beim Zügel zu nehmen und zu führen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu 60 M. beziehentlich mit Haft bis 14 Tagen belegt. Schwarzenberg, am 16. April 1894. Königliche Amtshauptrnannschast. Frhr. v. Wirstng. St. Auf Folium 214 des Handelsregisters für den Landbezirk sind heute die Firma in Schönheide und als deren Inhaberin Fran Zinns Nossiis 8silisl grborrnc Zki-kl in Dresden sowie als Prokurist Herr Kaufmann Ksorg «sielrsri in Schönheide eingetragen worden. Eibenstock, am 17. April 1894. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Bekaillltmachulili. Montag, den 23. April dss. Js., am Tage des Geburtstags Sr. Majestät des Königs bleiben sämmtliche Rathsexpeditionen geschlossen. Das Standesamt ist an diesem Tage für dringende Angelegenheiten in der Zeit von 11—12 Uhr Vormittags geöffnet. Eibenstock, den 16. April 1894. Der Rath der Stadt. I»r Körner. Hans. Bekanntmachung. Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs Albert wird in die sem Jahre in herkömmlicher Weise nach folgendem Programm gefeiert werden: Sonntag, den 22. dss. Mts., Abends 7 Ahr Zapfenstreich, Montag, den 23. dss. Ms., früh 6 Mr Weckruf durch das hie sige Stadtmusikcorps, Vormittags 10 Ahr Schulfeier in dec Turnhalle, Machmittags V-2 Mr Ziestmahr im Rathhaussaale. Außerdem werden die städtischen und öffentlichen Gebäude Flagzenschmuck erhalten. Gleichzeitig ergeht an die gesammte Einwohnerschaft da« Ersuchen, auch ihrerseits durch Beflaggen der Häuser oder auf sonstige Weise zu einer würdigen Feier dieses Tages nach Kräften beizutragen. Eibenstock, den 17. April 1894. Der Rath der Stadt. »r Körner. Han». Bekanntmachung, die Biersteuer betr. Die hiesigen Wirthe und Biervcrkiiufer werden hinsichtlich der Führung der Merklicher erneut darauf hingewiesen, daß alle« Bier genau und vollständig nach Bezugsquelle, Sorte und Menge am Tage des Empfanges unter Angabe dieses Tage« im Buche einzutragen ist. Zugleich wird hiermit Weiler angcordnet, daß 1) den Einträgen auch die betr. Fatznnmmer und da, wo die ein gebrannten Nummern nicht mehr gehörig sichtbar unk deshalb neue Nummern mit Farbe aufgestrichen sind, diese Nummer beizcfügt wird, und 2) alle Einträge mit Tinte zu schreiben sind. Zuwiderhandlungen werden nnnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder entsprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 17. April l894. Der Rath der Stadt. vr. Körner. Gnüchtel. Frankreich und Italien. Der Aufenthalt in Italien kann gegenwärtig nicht gerade zu den besonderen Annehmlichkeiten zählen; trotzdem der Belagerungszustand nur über einzelne Bezirke verhängt ist, gährt eS doch auf der ganzen Apenninen-Halbinsel und der Nährboden der tief gehenden und allgemeinen Unzufriedenheit ist die drückende Nothlage, in der sich die an und für sich zwar sehr entbehrungsfähige Landbevölkerung und ein Theil der industriellen Arbeiter befinden. Die Steuer- und VerwaltungSverhältnisse sind zudem so trauriger Natur und die Möglichkeit einer Reform auf parla mentarischem Wege so gering, daß auch nach dieser Richtung hin die schlimmsten Besorgnisse bestehen. Den Rückgang im italienischen Erwerbsleben hat zü einem nicht geringen Theile der Zollkrieg mit Frankreich verschuldet; die Ausfuhr-Erleichterung, welche besonders den italienischen Weinen durch den neuen Handelsvertrag mit Deutschland zu Theil geworden ist, konnte jenen Schaden nur zu einem sehr geringen Theile aufwiegen. Immerhin ist der Handelsvertrag al« Zeichen freundschaftlicher Gesinnungen zwischen beiden Ländern eine Unterstützung ve« FriedenSbünd- nifse«, das Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien umsaßt und da« den Franzosen ein Dorn im Auge ist. Der Pariser „Figaro" hat einen seiner Redakteure nach Italien entsendet, um den König Humbert in aller Form „interviewen" zu lassen, und der König hat sich auch dieser Prozedur unterzogen. Allerdings ist dabei für die Sensationslust nicht« herausgesprungen. Der König hat dem Berichterstatter sehr nüchterne Antworten gegeben und im Uebrigen betont, daß er sowenig wie sein Volk feindselige Gesinnungen gegen Frankreich hegen, daß vor allem die Besorgniß Frank- reich«, Italien könne in seine Alpengrenzländer ein fallen, gänzlich unbegründet ist. Der König sagte auch, eS wäre der Franzosen gute« Recht, ihre Handelsbedingungen nach eigenem Belieben zu stellen, wie e« Italien« gute« Recht wäre, dieselben anzunehmen oder abzulehnen. Solche selbst verständlichen Wahrheiten brauchten sich die Franzosen eigentlich nicht erst aus Italien zu holen ; sie sollten sich dergleichen selbst sagen. Der Interviewer batte aber auch wohl nur den Zweck, den unangenehmen Eindruck abzuschwächen, den die Venediger Zusammen kunft des Kaisers Wilhelm mit dem König Humbert in Frankreich Hervorrufen mußte. Die Monarchen der übrigen Mächte begegnen sich häufig und tauschen freundschaftliche Versicherungen auS; selbst der Zar, der „Freund" Frankreich», hat eine Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser geplant und nur Frankreich geht immer leer au»; e« muß sich im günstigsten Falle mit dem Besuch de« einen oder anderen russischen Großfürsten in Paris begnügen lassen. Der französischen Chauviniste'nprcsse wäre eS ge wiß ganz lieb gewesen, wenn der König ihr durch minder freundliche und nüchterne Bemerkungen über da« Verhältniß zwischen Frankreich und Italien Ge legenheit gegeben hätte, gegen die „italienische Schwester nation" lustig weiterzuhetzen. Frankreich hat von neuem den Eindruck empfangen, daß c« in Europa vollständig isolirt dasteht und daß auch der Schemen eines Bündnisse« mit Rußland sich immer mehr und mehr verflüchtigt. Man wird gegenüber diesen Verhältnissen selbst ermessen können, wie weit Frankreich und Italien davon entfernt sind, handelspolitisch wieder auf einen guten Fuß zu kommen. Hinzutritt, daß man französische Scndlinge al« verantwortlich für den in Sizilien auS- gebrochenen Aufstand einzelner Distrikte betrachtet, wie ja denn auch in Spanien die monarchischen In stitutionen fortgesetzt durch französische Agitationen angegriffen werden. Die Republikaner Frankreich würden c« natürlich sehr gern sehen, wenn auch Italien und die Pyrenäenhalbinsel die republikanische StaatSform annehmen würden, denn al-dann dürften sie bestimmt darauf rechnen, bei beiden nicht nur einen politischen Rückhalt zu finden, sondern auch in beiden Gebieten maßgebenden Einfluß zu gewinnen. Alle- in Allem genommen, ist da« Verhältniß zwischen Frankreich und Italien um kein Haar besser, als dasjenige zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich, und e« sind hier so wenig wie dort Aussichten auf eine solche Besserung vorhanden. Italien wird lernen müssen, sich auf sich selbst zu verlassen, und dazu ist eine gründliche Reformarbeil nölhig, der CriSpi aber offenbar nicht gewachsen ist. Er selbst ist z. B. mit den Banken so verquickt, daß er an eine grund legende Reform des Bankwesens nicht denken kann, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von neuem bloßge stellt zu werden, wie das bisher schon geschehen ist. Mit Flickwerk aber, wie es CriSpi treibt, ist Italien nicht mehr zu helfen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Für die Aufhebung de« Jesuiten gcsetzes haben in der Montagssitzung des Reichstage« von 313 erschienenen Abgeordneten 168 ihr Votum abgegeben. Geschlossen stimmten für den Antrag das Zentrum, die Polen, die Sozial demokraten und die überwiegende Mehrheit der frei sinnigen Partei. Dagegen die beiden konservativen Fraktionen, die Nationalliberalen und vom Freisinn die Abgeordneten Richter, Rickert, Schröder und Meher- Halle. Die Antisemiten Werner und Böckel enthielten sich der Abstimmung. Seit dem l. Dezember v. I., an welchem Tage die Annahme des Antrag« in zweiter Lesung stattfand, ist die Mehrheit von 36 Stimmen auf 23 herabgegangen. Da die Präsenz damals ge ringer war al« heute und gewisse Mitglieder der Zentrumspartei nicht« unterlassen hatten, wa« die Schaaren der Freunde des Antrag« vollzählig auf ten Plan zu dringen vermochte, so darf man wohl behaupten, daß die Mehrheit nicht nur relativ sondern absolut zurückgcgangcn ist, zumal von den leider nicht Anwesenden die überwiegende Mehrheit dem Anträge nicht zugeslimmt haben würde. Welchen Erfolg die Annahme bei den verbündeten Regierungen erzielen wird, dürfte so bald noch nicht ersichtlich werden, e«