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Hagergeschichte. — Deutschland. Einer Zeitungsmeldung zu folge hat der Kaiser angeordnet, daß alle Truppen übungen wegen der herrschenden Hitze bis 10 Uhr Vormittags beendet sein sollen. Aus den deutschen UebungSgeländen liegen bis jetzt Meldungen über ernste Unglücksfälle nicht vor. Aber es heißt, daß die Zahl der infolge der Hitze leicht erkrankten Mann schaften in den Lazarethen eine erhebliche ist. — Berlin, 27. August. Zur Choleragefahr kann berichtet werben, daß ungefähr 20 Meldungen über der Seuche verfallene Personen bei der Sani- tälSkommission seit gestern Abend eingelaufen sind. In keinem dieser Fälle ist aber bis jetzt die asiatische Cholera erkannt worden. — Auch die „Nordd. Allg. Ztg." giebt jetzt zu, daß die neue Militärvorlage im wesentlichen fertiggestellr sei und die Zustimmung des Kaisers gefunden habe. Ueber den Inhalt verlautet, daß man die Ziffer der Dispositionsurlauber vermehren und dafür eine größere Zahl von Rekruten einstellen werde. Von einer gesetzlichen Verringerung der Dienstzeit ist keine Rede. — Hamburg. Obgleicb der Charakter der Krankheit anscheinend leichter wird, nimmt die Zahl der Cholera-Erkrankungen noch bis zur Stunde zu. Am Sonnabend sind gegen 400 neue Krankheits fälle gemeldet. Der Senat befahl den Schluß sümmt- licher Schulen und verbot die Abhaltung von öffent lichen Tanzlustbarkeiten. Nunmehr ist auch in Ham burg Wassermangel eingetreten. Wegen Verseuchung sind die Desinfektionsmittel so knapp geworden, daß ein Bezug aus Berlin nöthig geworden ist. Sämmt- lichen Wirthen ist unbegrenzter Cognac-Ausschank bis zum 20. September freigegeben. Hamburg. Der Kranken-und Leichentransport nimmt derartig zu, daß außer 30 Equipagen auch Möbelwagen und Brodwagen benutzt werden müssen. Am Freitag und Sonnabend sind insgesammt etwa 380 Choleraleichen beerdigt worden. — Die Bürger schaft ist für Montag zu einer Extrasitzung einberufen zur Berathung eines dringlichen Antrages des -Senats auf Bewilligung von Geldmitteln für außerordentliche Maßregeln zu Bekämpfung der Cholera. Die Krank heit scheint sich von der Hafengegend mehr nach dem Inneren der Stadt und nach dem Landgebiet zu verpflanzen, am Hafen ist eine Abnahme der Seuche bemerkbar. Wenig glaubhaft klang die überraschende, alarmi- rende Nachricht, daß der gefürchtete Feind plötzlich an mehr als einer Stelle in Hamburg erschienen sei und sofort eine große Anzahl von Menschenleben überfallen habe. Alle Anzeichen und Thatsachen sprechen jedoch dafür, daß sich die asiatische Cholera in Hamburg bereits lange vorher eingenutet hatte, ehe amtlicherseits der erste „echte" Fall sestgestellt wurde. Man scheint sich in der alten Hansastadt so lange wie nur irgend möglich einer Geheimniß- krämerei und eines Vertuschungssystems befleißigt zu haben, das nicht blos als leichtsinnig, sondern geradezu als unverantwortlich bezeichnet werden muß. Hätten die Hamburger Behörden rechtzeitig eingegriffen und sich schon 14 Tage früher zu denjenigen Vorkehrungen ent schlossen, die man, vermuthlich um Handel und Ver kehr nicht zu beeinträchtigen, von Tag zu Tag hin- auSgeschoben hat, dann hätte die Cholera in Hamburg nicht in dem bedenklichen Maße festen Fuß fassen können, wie es allem Anscheine nach nur in Folge der Verheimlichung der drohenden Gefahr möglich gewesen ist. Man mußte in der großen Seestadt Angesichts des ungeheuren Schifffahrt«- und Fremden verkehrs um so mehr auf der Hut sein, als die dort igen sanitären Zustände sehr viel zu wünschen übrig lassen. Locale und sLchstfche Nachrichten. — Eibenstock, 29. August. Der gestrige Sonn tag war für unsere Stadt ein besonders bemerkenS- werther, denn einen gleichen Fremdenverkehr hatte man hierorts seit langen Jahren nicht gesehen. Von den ersten Vormittagsstunden an flutheten auf allen Straßen, welche hierher führen, große Trupps Menschen heran, welche die Brandstätte vom 23. d. Mts. be sichtigen wollten. Alle Fuhrwerke der Umgegend, vom elegantesten Landauer bis zum einfachen Korbwagen, schienen aufgeboten zu sein, um die Bewohner be nachbarter Städte und Dörfer hierher zu führen. Auch die Eisenbahnzüge brachten Fremde zum Theil aus weiter Ferne, welche die Verheerungen des Feuers, wovon so mancher der Angehörigen betroffen worden, in Augenschein nehmen wollten. Ueberall regt sich die Theilnahme für die vom Brandunglück Betroffenen und es ist zu hoffen, daß das schon jetzt im besten Gange befindliche Unterstützungswerk die geschlagenen Wunden bald mildern wird. — Eibenstock. Der 1. Nachtrag zum Ver mögen «Verzeichnisse der Stadt Eibenstock auf da« Jahr 1891 schließt mit 332,004 Mk. 9l Pf. Vermögensbestand ab, d. i. 11,l4l Mk. 67 Pf. mehr al« Ende 1890. Es betragen die Atkiven 556H43 Mk. 98 Pf., nämlich 145,407 Mk. 30 Pf., Werth der städt. Gebäude und landwirthschaftlichen Grund stücke, 11,580 Mk. Kapitalwerth der Gerechtsame, 20,500 Mk. auSgeliehene Darlehne, 94F72 Pik. Kurs werth der Staat«- und anderen Werthpapiere, 3171 Mk. 60 Pf. Sparkasseneinlagen, 3658 Mk. 62 Pf„ daare Kassenbeständc, 116,772 Mk. 29 Pf. Guthaben bei der Kirchen- und Friedhofsgemeinde, 250 Mk. Guthaben bei der Dienstbotenkrankenkasse, 4097 Mk. 19 Pf. außenstehende Reste, 28,680 Pik. Mobiliar und Inventar, 106,960 Mk. 98 Pf. Reservefonds bei der Sparkasse, 20,494 Mk. Naturalbestände im Ma gazin, Wasserleitung«- und Beleuchtungseinrichtungen. Dis Passiven belaufen sich auf 224,539 Mk. 7 Pf., nämlich 2l8,291 Mk. 7 Pf. zu tilgende Schulden (einschließlich der Schuld der Kirchen- und Friedhofs gemeinde) und 6248 Mk. kapitalisirte Leistungen. Das gesammteStiftungs vermögen beträgt 16,184 Mk. 91 Pf. — Leipzig, 27. August. Das Polizeiamt Hier selbst erläßt heute eine Bekanntmachung, wonach an läßlich der drohenden Choleragefahr Revisionen der Gasthöfe behufs strenger Kontrole des Fremdenver kehrs in Aussicht gestellt und die Anmeldevorschriften in Erinnerung gebracht werden. — Seil Freitag sind auf den hiesigen Bahnhöfen Aerzte bei Ankunft der Züge anwesend, die sofort alle choleraverdächtigen Personen in Behandlung nehmen. Das Gepäck wird desinfizirt. Während der Personenverkehr von Hamburg am Dienstag und Mittwoch ein ziemlich starker war, war er Donnerstag fast gleich Null. — Chemnitz. Ein grauenvoller Mord ist Mittwoch Abend auf hiesiger Flur in unmittelbarer Nähe des Zeisigwäldes an der Gablenzer Grenze be gangen worden. Ein Waldarbeiter fand in der 7. Stunde in einem Gebüsch einen Menschen leblos und in seinem Blute schwimmend liegen. In der Mein ung, es liege wohl ein Selbstmord vor, sah ec sich die Leiche nicht näher an, sondern eilte nach der näch sten Polizeiwache und machte Anzeige. Nachdem dann Polizeibeamte an Ort und Stelle gekommen, ergab e« sich, daß dort ein anscheinend dem Arbeiterstande angehöriger Mann Mitte der Dreißiger nur mit Hemd und Strümpfen bekleidet, mit auf den Rücken gebundenen Händen und einer tiefen Wunde an der linken Seite des Halses im Blute schwimmend, in einem Gebüsch lag. seine Kleidungsstücke, mit Aus nahme der Hose, welche fehlte, lagen zerrissen auf dem Boden herum. Werthgegenstände fehlten voll ständig. Der Ermordete ist der Töpfer und Ofen setzer Karl Friedrich Wilhelm Wittenberg gen. Weber aus Frankenberg. Am Freitag sind bei der hiesigen Staatsanwaltschaft drei Personen eingeliefert worden, welche unter dem dringenden Verdachte stehen, gen. Weber im Zeisigwalde ermordet zu haben. Es sind dies die Gebrüder Hugo und Otto Weiße und Max Wagner, sämmtlich übelbeleumundete Handarbeiter aus Gablenz. — Das „Annaberger Wochenblatt" schreibt unter dem 26. d. M.: In ganz Dresden war gestern Vas Gerücht verbreitet, daß in unserer Stadt Anna- berg ein großes Feuer ausgebrochen sei, welches die ganze Stadt bedrohe. Im Laufe des Tages gingen mehr als zwanzig Telegramme, theils an BeLörden, theils an Private, hier ein, welche nach dem Stande des Feuers frugen. Glücklicherweise konnte Allen ge antwortet werden, daß das Gerücht vollkommen un begründet und unsere Stadt von einem Brand unglück verschont geblieben sei. Wer der Urheber des falschen Gerüchtes ist, wird sich wohl kaum er mitteln lassen; anzunehmen ist, daß an erster Stelle eine Verwechselung mit Eibenstock vorgelegen hat und daß die Meldung dann blitzschnell die Runde in der Residenz gemacht hat. Jedenfalls zeigt der Fall wieder, wie dringend es geboten ist, in aufge regten Zeiten, wie die jetzige, mit der Verbreitung unverbürgter Nachrichten äußerst vorsichtig zu sein. So wurde vorgestern in unserer Stadt das Gerücht von Mund zu Mund getragen, daß die Cholera be reits in Dresden auSgebrochen sei und so heftig um sich greife, daß bereits mehrere Htraßen polizeilich abgesperrt seien. Wir brauchen wohl kaum zu ver sichern, daß an alledem kein wahres Wort ist. Amtliche Mittheilunarn aus -er lv. öffentlichen Sitz ung -es AtaotverorSnetrn-Lollegiums am 18. August 1892. Vorsitzender: Vorsteher Hertel. Anwesend: 16 Stadtverordnete, entschuldigt 2, unentschuldigt 1. 1) Die Angelegenheit, den Neubau eines Schulhauses betreffend, ist bereits wiederholt Gegenstand ein gehender Berathungen des Collegiums gewesen. Die Unzulänglichkeit des gegenwärtigen Schulge bäudes wurde allgemein anerkannt, nur handelte eS sich um die Frage, unter Berücksichtigung der ungünstigen Finanzlage der Stadt dem vorhandenen Bedürfnisse mit einem möglichst geringen Aufwande abzuhelfen. Mit der Vorberathung dieser Frage wurde eine 7gliederige Commission beauftragt ; sie setzte sich zusammen aus den Stadtv. Brandt, Comerzienr. Hirschberg, Meischner, Tittel, Schlegel, Möckel, Kieß, und ergänzte sich nach Ausscheiden der beiden Erstgenannten durch die Stadtv. Her klotz und Hannebohn. Nach umfangreichen Er örterungen und wiederholter Besichtigung anderer Schulgebäude gelangte die Commission unter Ab lehnung der Rathsvorlage zu folgenden grund legenden Beschlüssen: Die Commission empfiehlt den städtischen Collegien: a. ein SchulhauS: 6 Zimmer, jedes 9 in lang, 6'/, m breit, 1 Corrivor, 2'/, m breit, 1 Treppenhau« und 2 Zimmer über dem Haupt eingang, je 6'/, m lang und 4'/^ in breit, im klebrigen nach dem Schlettauer Plane und außerdem eine Turnhalle zu erbauen; b. das Schulgebäude 7 in vom neuen Windisch- weg und 3 in von der Schulstraße entfernt zu errichten; c. einen etwa in Zukunft nolhwendig werden den Anbau auf der Seite des WindischwegS in Aussicht zu nehmen; <1. die Turnhalle an der Haberleithe 10—15 m von der Mitte des alten Schulgebäudes ent fernt mit Verbindungsgang nach dem alten Gebäude zu errichten; e. einen Verbindungsgang zwischen dem alten und neuen Gebäude und eine praktische Abort anlage herzusteüen; k. demgemäß neuen Kostenanschlag und Plan für Rechnung des SchulbausondS aufzustellen. Zu Pkt. a wird das Bedenken erhoben, ob sich nicht bei einem event. Anbau eine Breite der Corri- dore von 2'/, m zu gering erweisen möchte, und beantragt, die Hausflur unten 2,?, m breit an zulegen. Der Antrag wird ahgelehnt. Zu Pkt. i> wird beschlossen, das Schulgebäude „höchstens" 3 ui von der Schulstraße abzurücken, um den Garten möglichst zu erhalten. Zu Pkt. ll wird festgesetzt, daß die Turnhalle „höchstens 10 m" vom Schulhaus entfernt zu stehen kommen soll. Zu Pkt. e läßt man den Verbindungsgang zwischen dem alten und neuen Schulgebäude fallen. Im Uebrigen finden die Vorschläge der Com mission unverändert Annahme. Das Collegium ersucht den Sladtrath um Beitritt zu diesem Be schluß. Gleichzeitig spricht man den Mitgliedern der Commission für ihre umfassenden Arbeiten den Dank aus durch Erheben von den Plätzen. 2) Der Sladtrath hat wiederholt die Neuvermessung der Stadt und Flur Eibenstock bei dem Kgl. Kreis steuerrath zu Zwickau nachgesucht. Neuerdings hat sich da« Kgl. Finanzministerium bereit erklärt, die Neuaufnahme im Jahre 1895 durch das Cen tralbureau für Steuervermessung vornehmen zu lassen, wenn die Stabkgemeinve zu den Vermess- ungskoslen einen Beitrag von 3000 Mk. leistet. Der Herr Bürgermeister betont, daß durch die Neuvermessung eine für die Stadtgemeinde, wie für Privatzwccke unschätzbare Unterlage für Auf stellung von Bebauungsplänen, Errichtung von öffentlichen und Privatbauten, Vornahme von Dismembrationen u. s. w. geschaffen und überhaupt alle Uebelstände beseitigt werden, die sich aus dem Mangel eines Flurbuchscroquis für Eibenstock bis her ergeben haben. Das Collegium erkennt die Vortheile einer Neuvermessung zwar an, kann sich jedoch bei der gegenwärtigen Finanzlage nicht ent schließen, den geforderten Beitrag zu bewilligen und lehnt die Vorlage ab. 3) » Dem Turnverein wird zu den Kosten des Gau- turnfesteS dem RathSbeschlusse gemäß ein Beitrag von 100 Mk. bewilligt. 4) Ebenso erklärt das Collegium seine Zustimmung zu der Rathsvorlage, betr. die Erhöhung der an Theod. Friedrich Unger zu zahlenden Entschädig ung auf 810 Mk. 5) Schließlich wird beim Stadtrath beantragt, die ab schüssige Stelle am Bache vor dem Bretschneider- schen Hause in der Promenadcnstraße einzuplanken, überdies bei Gelegenheit der nächsten Haushalt- planberathung auch die Einfriedigung der übrigen ungeschützten Theile des Baches in Erwägung zu ziehen. Aus vergangener Zeit — für «ufere Zeit. 30. August. (Nachdruck verboten'. In dem Feldzuge, den vor 100 Jahren Preußen und Oesterreich, sich sehr unnützer Weise in Frankreichs innere An gelegenheiten mischend, gegen den westlichen Nachbarn unter nahmen, bezeichnet der 80. August 1792 den letzten Erfolg der Verbündeten. An diesem Tage besetzten die Verbündeten unter dem Herzog von Braunschweig die Festung Verdun. Das Heer der Verbündeten befand sich jetzt in der Chamvagne, deren Wege durch lang anhaltendes Regenwetter grundlos waren und es litt zu gleicher Zeit durch ansteckende Krankheiten, sowie durch Mangel an Lebensmitteln. So fing der „Spaziergang nach Paris" an, eine böse Wendung zu nehmen. 31. August. Am 81. August 1807 trat General Scharnhorst mit seinem Entwurf zur Regeneration der preußischen Armee hervor. Der Gedanke des großen, von wahrer, werkthätiger Vaterlandsliebe durchdrungenen Mannes läßt sich in Folgende» zusammenfassen: Wehrhastmachung des ganzen Volkes und Veredelung des Kriegs dienste« durch allgemeine Dienstpflicht ohne Stellvertretung, rasche und tüchtige Ausbildung der Massen, sittliche und wissen schaftliche Hebung der Offiziere, Gleichheit der Rechte und Pflichten für Alle ohne Rücksicht auf Geburt, Aufsteigen vom Soldaten bi« zur höchsten Befehlshaberstelle nach Verdienst, in Friedens,eiten nach Maßgabe der Kenntnisse und Bildung, im Kriege durch ausgezeichnete Tapferkeit und Ueberblick, Begründ- una der Kriegszucht auf das Vaterlands- und Ehrgefühl mit Abschaffung der herabwürdigenden Strafen der Stockschläge und des GaffenlaufenS, Einfachheit und Leichtigkeit der Heb ungen und der Bewegungen der Einzelnen, wie de« Heeres mit Beschränkung deS Gamaschendienstes. Da» waren die