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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint i »- e Abonnement LLZ-- öeyrk des Lmlsgmchts «Mich» ZLLS sertion-preiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z il-io Pf und dessen Umgebung. P-stanstalen Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. IS. 98. Sonnabend, den 20. August 18SL. Erfahrungsgemäß werden nicht selten Waldbrände in Folge des Tabak- ranchens oder durch Anzünden von Feuer in Waldungen verursacht. Es wird daher das Tabakraucher» aus offenen Pfeifen und das Rauchen von Cigarren, sowie der Gebrauch hellbrennender An zündemittel bei trotkner Witternug innerhalb sämmtlicher Wald ungen des BcrwaliungS-Bezirks der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmann- schafl hiermit bei Androhung einer Geldstrafe bis zu 60 Mk. verboten. Die Königliche Amtshauptmannschaft nimmt ferner Veranlassung darauf bin- zuweisen, daß nach 8 368,« des Reichsstrafgcsctzbuches das Anzünden Von Feuern in Wäldern oder Haiden oder in gefährlicher Nähe von Gebäuden oder feuerfangenden Sachen mit Geldstrafe bis zn litt Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen, nach 8 309 desselben Ge setzbuches aber Derjenige, welcher durch Fahrlässigkeit Waldungen oder Torf moore in Brand fetzt, mit Gefängnitz bis zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 8V0 Mark bestraft wird. Schwarzen berg, am 17. August 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. I. St.: I»I-. Anger, Bezirks-Assessor. W. Bekanntmachung. Nach 8 17 der revidirlen Städteordnung sind zum Erwerbe des Bürger rechts berechtigt alle Gemeindemitglieter, welche 1) die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2) das sünfundzwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 3) öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahre bezogen haben, 4) unbescholten sind, 5) eine directe Staatssteuer von mindestens 3 Mark entrichten, 6) auf die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuern und Gemeindeabgaben, Armen- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig berichtigt haben, 7) entweder u. im Gemeindebezirke ansässig sind, oder i>. daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohn sitz haben, oder c. in einer anderen Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Aufgabe ibre« bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerbe des Bürgerrecht« verpflichtet diejenigen zur BürgerrechtScrwerbung berechtigten Gemeindemitglieder, welche a. männlichen Geschlechts sind, d. seit drei Jahren im Gemeindebezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben und e. mindestens 9 Mark an directen Staalssteuern jährlich zu entrichten haben. Diejenigen Einwohner hiesigen Orte«, welche nach Vorstehendem entweder berechtigt oder verpflichet sind, das Bürgerrecht Hierselbst zu erwerben, werden daher hierdurch aufgefordert, sich hierzu bis zum 10. September 1892 schriftlich oder mündlich in der RathSregistratur zu melden. Die Unterlassung der Anmeldung Seiten der zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichteten Personen verwirkt eine Geldstrafe von 15 Mk. bez. entsprechende Haftstrafe. Eibenstock, den 16. August 1892. Der Stadtrath. I»r Körner. Hans. Hagesgeschichle. — Deutschland. Zu den Vorlagen, die den Reichstag in seiner bevorstehenden Tagung beschäf tigen werden, dürfte auch ein Gesetzentwurf über die Einführung der Einheitszeit in das bürger liche Leben gehören. Es ist dies gleichsam ein Ver- mächtniß des verstorbenen Feldmarschalls Moltke, dessen letzte Reichstagsrede diese Maßregel im Inter esse einer glatten und schnellen Mobilisirung unseres Heeres wärmstens empfahl. Auch die Vorlage, be treffend die Regelung des AuswanderungswescnS wird wieder an den Reichstag gelangen, während der Ge setzentwurf zur Bekämpfung der Trunksucht mindestens in der früheren Gestalt als endgiltig aufgegeben zu betrachten ist. Auch da« Spionengesetz dürfte schwer lich wieder an den Reichstag gelangen. — Die nachträgliche Absage des Kaisers, der sein Erscheinen beim Festessen deS 1. Garde-Dragoncr- Regiments zur Feier des Tages von Mars la Tour zugesagt hatte, verdient um deswillen Beachtung, weil dem Mahle die Grafen Herbert und Wilhelm Bis marck, die beide am 16. August 1870 mitgekämpft halten, beigewohnt haben. — Mannigfache Klagen über den Mangel einer genügenden Anzahl von Nichtraucher-Coupees in den Zügen haben die preußischen Staatscisenbahncn veranlaßt, anzuordncn, daß künftig in allen Personen zügen die vorhandenen Coupee« 2. Klasse ohne Ein rechnung der Frauen-Coupee« und diejenigen 3. Klasse unter Einrechnung der Frauen-Coupee- zu gleichen Theilen in CoupeeS für Raucher und Nichtraucher getheilt werden. Jedenfalls werden diesem Beispiele auch alle sonstigen Bahnen folgen, da die Vermehr ung der Nichtraucher-Coupees mehr und mehr zum Bedürfniß geworden ist. — DaS »Boykott"-System, welches die Sozialdemokraten da, wo sie die Macht zur Durchführung zu haben glauben, mit stets wachsendem Terrorismus ausüben, hat in den zur Zeit stattfindenden Vorgängen in Hamburg eine harte Kraftprobe zu bestehen. ES wurde gemeldet: »Da der Boykott gegen die Barmbecker Brauerei seitens der Sozial demokraten bis Dienstag Mittag nicht aufgehoben wor den ist, haben die vereinigten 16 Brauereien ihre Droh ung wadr gemacht und 1200 den Fachvereinen ange hörige Brauer, Brauereigehilfen und Küfer entlasten." Der Thatbestand wird durch folgende Veröffentlichung der vereinigten Brauereien erläutert: »Unter der An drohung des Boykott» haben die Organe de« Gewerk schaftskartell« in verschiedenen Fällen von einzelnen Brauereien in Lohn- und EntlassungSsragen Zuge ständnisse erzwungen, die in endloser Folge zu uner füllbaren Neuanforderungen führten. Die berechtigte Weigerung der Barmbecker Brauerei, einen entlasse nen Arbeiter auf Anfordern der sogenannten Lohn kommission der Brauer und Brauereihilfsarbeiter wieder einzustellen, hak neuerdings die Bohkottirung dieser Brauerei zu Folge gehabt. Das Gesetz schreibt gleiche Bedingungen für die Lösung des Arbeitsver hältnisses vor, es muß dem Arbeitgeber ebenso gut das Recht der Entlassung gewahrt bleiben, wie dem Arbeitnehmer seinerseits das Recht der Arbeitsein stellung zusteht. Deshalb haben sich die nachbenannten Brauereien zu folgendem Beschluß vereinigt: »Für den Fall, daß die dem Gewerkschaftskartell angehörigen Fachvereine Hamburgs über eine der unterzeichneten Brauereien den Boykott verhängen, verpflichten sich die unterzeichneten Brauereien, ihre sämmtlichen den Fachvereinen angehörigen Brauer, BrauereihilfSarbei- ter und Küfer sofort zu entlassen.' Der Vorgang hat eine weit über das örtliche Interesse hinauSgehende Bedeutung. In mehr oder minder großem Umfang und verschiedenen Gestalten hat er sich schon in zahl reichen Städten wiederholt und, wie ganz natürlich, meist mit dem Sieg der Arbeitgeber und großem Elend der unterlegenen Arbeiter geendet, voraus gesetzt, daß die Einigkeit unter den ersteren vorhielt. Die Uebertragung dieser Streitigkeiten auf da« Gebiet der wirthschafilichen Existenz, wie sie von der sozial demokratischen Agitation mehr und mehr betrieben wird, muß die Gegensätze aufs äußerste verschärfen und ist ein für die Arbeiter, die bei dieser Machtprobe meist die Schwächeren sind, sehr gefährliche» Experiment. — Bochum, 16. August. Der Oberstaatsan walt legte gegen da« Unheil im Stempelprozeß Revision ein. Zu dem genannten Prozeß fragt die »Frkf. Ztg.": »Warum sind denn die falschen Stempel angefertigt, warum sind echte Stempel abgefeilt worden, warum hat man minderwerthige Schienen durch Auf drücken der falchen Stempel al« abgenommen ge kennzeichnet? Da« Essener Unheil versucht nicht einmal diese Fragen zu beantworten, e« läßt die Sache vollständig im Dunkeln." Auch die »Kreuzztg." bemerkt: »E« ist nicht festgestellt worden, au« welchen Gründen die Arbeiter da«, was ihnen nachgewiesen worden ist, gethan haben, und Klarheit ist hierüber nicht geschafft worden." Ein andere« Blatt, die kleri kale »Niederrh. Volk«ztg.", bemerkt u. A.: »ES ist sehr schwer, eine andere Absicht zu entdecken, au« welcher di» Arbeiter die erwiesenen Urkundenfälschungen hätten vornehmen sollen, al« die, sich oder dem Werke, auf welchem sie thälig waren, einen Lermögensvor- theil zu verschaffen. So etwas treibt man doch nicht aus Liebhaberei!" — Oesterreich. Auf dem Ortsfriedhofe zu Mauer, einem eine halbe Stunde von Wien ent fernten Städtchen in einem Thale des Wienerwaldes, fand am Dienstag die Neubeerdigung der 1866 dort gestorbenen österreichischen und sächsischen Soldaten statt. Die Zahl der Letzteren beträgt 118. Der alte militärische Friedhof in Mauer war schon seit geraumer Zeit ausgelassen worden, und eS hatte sich daher die Nothwendigkeit herausgestellt, die Gräber nach dem Ortsfriedhof zu verlegen. Die Gebeine wurden gesammelt, in zehn Särge gelegt und in der Nacht vor der Bestattungsfeier nach dem Orissriedhof übergeführt. Der militärischen Feier, zu welcher 2 Kompagnicen des in Mauer stehenden Infanterie- Regiments Nr. 46 mit Regimentsmusik erschienen waren, wohnten der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, zahlreiche österreichische Generale und Offiziere, sowie als Delegirter der sächsischen Armee Generalmajor von Zeschau bei. An den Särgen der Sachsen hielt Pfarrer Sebering aus Wien nachstehende Einsegnungsrede: „Blicket zurück in die schwülen, wolkenreichen ^ilitage des Jahres I8M! Wohl das dunkelste, sorgenvollst Jahr, das jee.ials für Oesterreich hereingebrochen, unser hart geprüsies Kaiserpaar tief in's Herz getrosten; wie stehen sie da, treu und fest, klar und wahr, uns zur Seite, mit gutem Schwert und warmem Herze», die Söhne des wackeren Sachsenvolkes! Unvergessen soll es bleibe», so lange auch nur ein österreich isches Herz noch schlägt, diese Deine That, o Sachsenland! Wie Du mit König und Armee und mit Deiner ganzen Volks seele unserem bedrängten Vaterlande beigestanden im Donner der Geschütze, im Anprall der feindlichen Massen, vor Dir Feuer und Rauchdampf, hinter Dir des Stromes tückische Fluchen; Deine Mafien aber zogen ungebrochen in Reihe und Glied, in gemessener Ordnung, würdig und stramm aus des Tages blutiger Arbeit in die laacrlose Nacht hinein! Noch sehen wir sie, die jugendlichen, frischen Gestalten, mit dem freundlichen Antlitz, wandeln in unserer Kaiserstadt und ihren südlichen Vororten bis tief in den Herbst jenes Jahres und gedenken ihrer in herzlicher Theilnahme, wie sie durch ihre strenge Manneszucht, gepaart mir echt deutscher Treuherzigkeit, di« Sympathien unserer gemüthsverwandten Bevölkerung im Fluge gewannen." Nach ver Einsegnung der Särge ergriff der öster reichische Feldmarschall-Leutnant Schmidt das Work: „Soldaten! lieber ein Vierteljahrhundert ist dahinpe- gangen, seit viele unserer Kameraden und ll8 Soldaten del König!. sächsischen Armee, deren irdische Hülle soeben durch Priester des allmächtigen Gottes weihevoll eingesegnet worden ist, fielen. Aus den Rus ihres erhabenen obersten Kriegsherrn sind sie Alle, getreu ihrem Eide, ihrer Soldatenpflicht, zu den Fahnen geeilt und haben für unser theureS Vaterland schwer gekämpft, geblutet und gerungen. Sie haben treu zu unserer Seite gehalten und viele sind de» im Kampfe erlittenen Wunden