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— Greiz. Die Freimaurer erfreuen sich bei der Regierung des Fürstenthum« Reuß ä. Linie keiner Shmpalhien. Dem »Greiz. Tage bl." zufolge haben »alle vor der fürstlichen Landesregierung zu verpflichtenden fürstlichen und städtischen Beamten und wa» dazu zu rechnen ist, die von ihr ein An stellungsdekret rc. erhaltenden Lehrer u. s. w. vor ihrer Anstellung zu geloben, daß sie weder einer geheimen Gesellschaft — dem Freimaurerbunde — angehören, noch in sie eintreten oder auch nur näheren Umgang mit ihren Mitgliedern pflegen wollen." 4 — Schweiz. Eine Jahrhundertfeier hat am letzten Sonntag beim Löwendenkmal in Luzern stattgefunden. Ohne Zweifel ist diese Feier die erste und letzte gewesen, denn nach weitern hundert Jahren wird wohl das Löwendenkmal nur noch als malerische Ruine vorhanden sein. Der feinkörnige Sandstein, aus welchem es besteht, geht nämlich zwar langsam, aber doch unaufhaltsam der Verwitterung entgegen; Schickte um Schichte löst sich von ihm ab. (Das Denkmal ist auf Kosten der Souveräne Europas von Thorwaldsen geschaffen worden und gilt dem Andenken an die Schweizergarde, die vor hundert Jahren in Versailles vom wüthenden Volke niedergemetzelt wurde.) — Belgien. Die schweren Katastrophen, die über den unabhängigen Congostaat hereingebrochen sind, auf ihre wirklichen Ursachen zurückzusühren, ist, so lange ausführliche Meldungen vom Schauplatze der Niederlagen der Europäer nicht vorliegen, eine äußerst schwierige Aufgabe. Dem in Brüssel er scheinenden »Patriote" wird in einem Briefe aus Mittel-Afrika als die wahre Ursache des Araberauf- standeS gemeldet, daß alle arabischen Häuptlinge in einem von Mekka ausgegangenen Befehl aufgcfordert worden seien, gegen die Europäer in Mittel-Afrika überall den heiligen Krieg zu beginnen. Wenn diese Nachricht richtig ist, dann würden die Europäer in Mittel-Afrika vor einer Krisis stehen, die ihrem Besitzthum dort leicht ein Ende bereiten könnte. — Bulgarien. Der aufmerksame und ehren volle Empfang, den Stambulow in Konstantin opel gefunden, hat begreiflicher Weise in Petersburg und in Paris viel böse« Blut gemacht, indem man darin ein Vorspiel für die Anerkennung des Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien erblickt. Die Franzosen geberden sich noch viel russischer als die Russen selbst und richten die Mahnung an den ... Dreibund, den Bogen nicht zu straff zu spannen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, i 7. August. Heute Nacht g"gen 2 Uhr ertönte vom Kirchthurme hiesiger Stadt ein sonderbares Geräusch, das viele der aus dem Schlafe Gestörten sich nicht gleich zu erklären wußten. Aengst- lichen Gemächern, die darin ein böses Vorzeichen er blicken möchten, können wir zur Beruhigung mittheilei, daß die ungewohnten Glockentöne durch eine Störung im Uhrwerk entstanden sind. — Eibenstock, 17. August. Seit langen Jahren haben wir uns eines so schönen Sommers wie Heuer nicht zu erfreuen gehabt und der Höhestand der Wettersäule ist, abgerechnet mehrerer kalter Tage während der Sommerferien, auch dementsprechend. Heute zeigt das Thermometer 26 Grad U. im Schatten, ein bei uns seltener Höhegrad. In Folge dieser günstigen Witterungsverhältnisse reift aucb die Ernte schneller heran und ist am Montag dieser Woche mit dem Kornschnitt auf hiesiger Flur begonnen worden. — CarlSfeld, 14. August. Der heutige Sonn tag war für unsere Gemeinde ein rechter Freuden- und Ehrentag. Hielt doch an ihm der Eibenstocker Zweigverein zur Förderung christlicher Liebeswerke sein JahreSfest in unserm Orte ab, der aus diesem Anlasse im Flaggen- und Blumenschmucke prangte. Nach Ankunft de« Vorstandes und der Ehrengäste des Vereins bewegt sich der Festzug vom Psarrhause aus nach der freundlichen OrtSkirche. Den Glanz punkt des durch Posaunenquartett und Kirchenmusik verschönten FestgolteSdiensteS bildete die aus echt evangelischem Geiste geborene und auch rhetorisch be deutsame Predigt des Herrn DiakonuS Fischer aus Eibenstock, die sich gründete auf das Schriftwort in 1. Mos. 40,14: Gedenke meiner, wenn dir's wohlgeht und thue Barmherzigkeit an mir. Er erinnerte die Gemeinde an den Segen, den ihr Gott gegeben habe, an den Dank, den sie ihm dafür schulde und an die Hilfe, die er verheiße. — Die für die Zwecke des Gustav Adolf-Verein- bestimmte Collekte ergab den er freulichen Betrag von 44 M.30Pf. Dem Gottesdienste folgte eine Nachfeier im Garten des Gasthofs, welche durch regen Besuch ausgezeichnet wurde. ES begrüßte hier die Versammlung Herr Pastor Böttrich aus Eibenstock, der Vorsitzende des Vereins, und schilderte in beredten Worten Organisation, Zweck und Thätig- keit des Gustav-Adolf-Vereins. Leider gestattet der uns zugemessene Raum nicht, auf diese interessanten Darbietungen des Näheren einzugchen. Hervorge hoben sei nur, daß der genannte Verein seit seiner Gründung an 25 Millionen Mark Unterstützungen gewähren konnte und im verflossenen Jahre der Vor stand 1602 UnterstlltzungSgesuche zu erledigen hatte. Sodann ging der Herr Redner auf den Eibenstocker Zweigverein zur Förderung christlicher LiebeSwcrke insbesondere über und erwähnte u. A., daß dieser nun mehr auf eine 10jährige Thätigkeit zurückblicken könne und während diese« Zeiträume» 4681 Mk. 73 Pfa. für die Werke christlicher Barmherzigkeit gesammelt und vcnheilt habe. E» erstattete hierauf der Kassirer de» Vereins, Herr Bürgermeister I)r. Körner aus Eibenstock, Be richt über die finanziellen Verhältnisse de« Vereins, dem wir entnehmen, daß der jährlichen Einnahmen der äußeren Mission, »/,„ der inneren Mission, dem G.-A.-Verein und der Hauptbibelgesellschaft zu Dresden zustießen, daß die für den Eibenstocker Zweigverein im Juli d. I. gesammelte» Liebesgaben betragen von Eibenstock 294,-- M., Schönheide 107,»o » Stützengrün 90 „ CarlSfeld 61,,» » Sofa 19,7» „ in Summa 573,«7 M. und daß der Jahreseinnahme für 1892 von 72 l Mi. 72 Pf. eine Ausgabe von 685 M. 41 Pf. gegenüber stehe. Herr Pastor Böttrich schilderte darnach auf Grund eines reichen Materials die mancherlei Noth so vieler Diasporagemeinden, worauf Herr Pastor I a h n - CarlSfeld die Zuhörer durch eine geistvolle Ansprache zu fesseln wußte und dem Vorstande des Vereins, der Festgemeinde und ihren Gästen den herz lichsten Dank für die rege Theilnahme entgegenbrachte. Gebet und Gesang schlossen die nach jeder Richtung hin befriedigende Feier. — Stützengrün. Am Sonnabend Abend in der elften Stunde gingen die vor einem Bierwagen der Günnel'schen Brauerei in Wernesgrün gespannten Pferde auf der Straße von Hundshübel durch und rannten im rasenden Galopp nach dem Böttcher'schen Gasthofe hier, an welchem sie das Schaufenster des Herrn Kaufm. Oskar Böttcher total zerstörten. Das eine Pferd wurde hierbei so schwer verletzt, daß das selbe Sonntag früh getödtet werden mußte, während das andere anscheinend ohne erhebliche Verletzungen davon gekommen ist. Ob dem Kutscher, welcher auf dem Wagen saß, an diesem Unglücke Schuld beizu messen ist, werden die im Gange befindlichen polizei lichen Erörterungen ergeben. — Dresden. Betreff« der gegenwärtigen G e - treidepreise schreibt das »Dresdner Journal," welches bekanntlich amtliches Organ der Königlichen Sächsischen Regierung ist: Nach einer Bekanntmach ung der sogenannten Bäckermühlen im Plauen'schen Grunde und mehrerer großen Brotfabriken in der Stadt und umliegenden Orten wird der Brotpreis von heute (15. August) ab um 1 Pfennig für das Kilogramm herabgesetzt, sodaß nach mehrmaligem Ab schlag das Kilogramm mittleren Roggenbrotes auf 25 Pf., in der Stadt Dresden der Steuer wegen um 1 Pf. höher zu stehen kommt. Da nun im Laufe der drei letzten Monate die Getreidepreise um an nähernd 30 Proz. ^gefallen sind, dürfte eine weitere und größere Ermäßigung der Preise für Brot und Weizengebäck wohl bald folgen; hat man doch seiner zeit mit dem Aufschlag bei Eintritt hoher Getreide preise auch nicht lange gezögert." — Leipzig. Eine große öffentliche, vom deutschsozialen Reformverein hier einberufene Versammlung fand am Donnerstag Abend hier statt. Dieselbe war sehr zahlreich besucht. In ihr referirte Dr. Erwin Bauer über die »Handwerkerfrage". Nach dem überaus beifällig aufgenommenen Vortrage wurde eine Resolution deS Inhaltes angenommen, die königliche Regierung möge ihren Einfluß im BundeSrathe dahin auSllben, daß auch für die Hand werker wieder der gesetzliche Befähigungsnachweis ein geführt werde, da ja Richter, Geistliche, Lehrer, Be amte aller Art, Aerzte, Apotheker, Ingenieure rc. auch heute noch den Befähigungsnachweis erbringen müßten. — Leipzig. Am Sonnabend durcheilte die Kunde von einem frechen Raubanfall, bezw. einer räuberischen Erpressung mit Blitzesschnelle unsere Stadt. In einem Grundstück der Heinrich- straße, woselbst eine Wittwe, namens Haupt, mit ihrer Tochter ein Produktengeschäft betreibt, erschien in der 6. Stunde ein früherer Aftermiether, Namens Schroeck und verlangte Geld. Da ihm keinS gegeben wurde, holte er aus einem Versteck ein scharf ge schliffene« Seitengewehr hervor, hieb zunächst auf die Mutter, dann auf die Tochter damit ein und brachte Beiden die schwersten Verwundungen bei. Auf die ausgestoßenen Hülferufe waren jedoch Leute herbeigeeilt, die entsetzt die blutige Scene betrachteten. Der Attentäter aber war entkommen. Schnell wurde die Criminalpolizei verständigt, der es gelang, den 33 Jahre alten in Schönewerda bei Arten geborenen Tischler Schroeck alsbald in der Nürnbergerstraße zu verhaften und in da« Polizeigefängniß geschlossen abzuführen. Die Inhaftnahme war nicht leicht, Schroeck hatte einen geladenen Revolver, dessen Zündhütchen glücklicherweise heruntergefallen war, und ein zweischneidige« Messer bei sich. Seine Opfer befinden sich glücklicherweise auf dem Wege der Genesung. — Leipzig. In der dauernden Gewerbe ausstellung finden zur Michaelismesse wieder in jeder Woche verschiedene Hauptvorführungen statt und zwar gelangen vom 17. -20. September Schuh macher-Maschinen, vom 24.-27. September Metallbearbeitungs-Maschinen, vom I.—4. October Holzbearbeitung«- und vom 8.—II. October Buchbinder-Maschinen zur praktischen Inbetriebsetzung. — Von der Michaelismesse ab wird die Gewerbe-Ausstellung während der Abendstunden eine besonder« glänzende elektrische Beleuchtung nach Art der-Frankfurter Ausstellung erhalten. — 3l Mo toren aller Art mit zusammen ca. 120 Pferdestärken gelangen von Mitte September ab zur Ausstellung und dienen theils zum Betrieb der verschiedensten ge werblichen Maschinen, theils zur Erzeugung des elek trischen Lichtes. Für die neue Ausstellungsperiode ist gegenwärtig fast kein Raum mehr frei und nur solche Gegenstände sind noch unterzubringen, welche wenig Platz beanspruchen. — Als am vorvergangenen Sonntag im Kirchdorfe Raschau eine Kindtaufe stqttfinden sollte, war man nicht wenig erstaunt, daß die Taufschüssel, Taufkanne, Hostienschachtel, 2 Leuchter und ein» kleine Decke aus der Sakristei fehlten. Fußspuren und ein aufgefunde- neS Lichtchen, sowie von der Kanzel abgerissene Fransen deuteten auf Diebe. Ein der That verdächtiger Mensch aus Raschau, welcher darnach beim Morgengrauen auf einem Reisighaufen schnarchend angetroffen wurde, ward verhaftet. Die Gegenstände sind noch nicht zur Stelle. — Drei goldene Jubiläen in einem Jahre begehen zu können, wird wenigen Sterblichen be- schieden sein. Dieses seltene Glück erlebte in Bi schofswerda der Schuhmachermeister Herr Carl Au gust Enax. Im Februar dieses Jahre« beging der Ge nannte sein 50jähriges Bürgerjubiläum. Ostern das 50jährige Meisterjudiläum und am Sonntag sein 50jähriges Schützenjubiläum. Herr Enax, ein Mann vom alten Schrot und Korn, ist noch heute, trotz seiner 77 Jahre, frisch und wohl. Er hat viel er lebt und steht bei Alt und Jung in Bischofswerda in Achtung. — DaS große Armee-Bivouak bei den dies jährigen Herbstübungcn, an welchem außer dem Ge neralkommando und der 1. Division sämmttiche Trup pen des Armeekorps Theil nehmen, findet in der Nacht vom 20. zum 21. September in der Umgebung von Reichenbach statt. — Zur Beachtung! Eine Karte von Post kartenkarton, im Format gleich dem der deutschen Reichspostkarten, auf der einen Seite nur mit Marke und Adresse versehen — nicht aber mit dem Worte »Postkarte" — ist, nach der neuen Postordnung, keine Postkarte, sondern ein Brief und kostet, wenn nur mit einer Fünfpfennigmarkc frankirt, 15 Pfennige Strafporto. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 18. August. (Nachdruck verkoken). Vor 40 Jahren, am 18. August 1852, schuf sich ein Mann seine wenig beneidenswerthe Unsterblichkeit, dessen Name, an und für sich eigenthiimlich durch die Zusammenstellung von Klassicität und Banalismus, noch immer unvergessen ist, trotz dem die Ereignisse allmählich zu verblassen beginnen, in denen er eine Rolle spielte. Dieser Mann war Herr vr. Hannibal Fischer, oldenburgischer Staatsrath, und seine Heldenrhat war die Versteigerung der deutschen Flotte, die in den Tagen der Begeisterung zum Theil aus Beiträgen des deutschen Volkes geschaffen worden; jene Versteigerung, Hannibal Fischer vom deutschen Bundestage übertragen, geschah am genannten Tage. Wie der unglückselige Bundestag, diese „Institution gegen das deutsche Volk", die einzige Behörde sein konnte, die den ebenso lächerlichen, als widersinnigen Beschluß des Flottenvcrkaufes saßte, so war auch Hannibal Fischer so ziemlich die einzige Persönlichkeit, die diese schmutzige Arbeit leisten mochte. Dieser Mann bewies vor und nach dem Flottenverkaus, daß er das Wort „Scham" nie gekannt hat; er war ein ebenso rücksichts loser, als unwissender Reaktionär, der sich zu Allem gebrauchen ließ. Was Wohl Herr Hannibal Fischer sagen würde, wenn er heute die deutsche Flotte sähe! 19. August. Bor 100 Jahren, am 19. August 1792, kam es in dem Feldzüge der Verbündeten (Oesterreich und Preußen) gegen Frankreich zum ersten Treffen. Bei Pontoi schlug der preuß ische General Fürst Friedrich von Hohenlohe-Ingelfingen die Franzosen in die Flucht. Das war der Anfang des „Feld zuges in die Champagne", der siegreich und vielversprechend begann, aber ein recht klägliches Ende nahm. L o u i s o n. Erzählung von Bruno Köhler. (17. Fortsetzung.) Der Angeredete konnte ein Lächeln nicht unter drücken, doch antwortete er sogleich: »Ei, Herr Haupt mann, eS scheint, daß Sie meinen Mittheilungen wenig Aufmerksamkeit schenkten. Ich sprach Ihnen soeben mein Bedauern darüber aus, daß ich die Frau Gräfin RavaiS nicht mehr in diesem Hau« antreffe, da ich durch einen seltsamen Umstand in den Besitz eine» Schreiben« gelangte, das ich ihr einzuhändigen versprochen habe!" »Ein Schreiben?" fragte Walther plötzlich voller Aufmerksamkeit. »Ja, e« wurde mir von ihrem Bruder kurz vor seinem Tode eingehändigt!" antwortete der junge Mann. »Sie haben Herrn v. Ferron gekannt?" rief Wal ther erregt. »Ich lag als Verwundeter hier am Ort mit ihm in einem Zimmer. Er hatte einen Schuß in die