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3. Carl Löwe (1796-1869): „Im Frühling" (Nicolaus Lenau). An ihren bunten Liedern klettert Da sind, so weit die Blicke gleiten, die Lerche selig in die Lust; Altäre festlich aufgebaut; ein Jubelchor von Sängern schmettert Und all die tausend Herzen läuten im Walde voller Blüt und Dust. zur Liebesfeier dringend laut. Der Lenz hat Rosen angezündet an Leuchtern von Smaragd im Dom, und jede Stelle schwillt und mündet hinüber in den Opferstrom. 4. Max Bruch (1838—1920): „Waldpsalm" (I. V. Scheffel). Auf zu psallieren im frohen Choral! Pförtner, erschließe des Klosters Portal! Frühling ist kommen voll sprossender Lust, schmücket, ihr Brüder, mit Veilchen die Brust! Wandelt lobsingend zum Buchwald hinaus, denn auch der Wald ist der Gottheit ein Haus! Wandelt zur Lichtung der Höhe empor! Das ist der Waldesbasilika Chor. Felsen, zu Steintisch und Bänken geschichtet, stehen dort kunstreich im Fünfeck errichtet. Heil dir, o Platz! der Erholung geweiht, buchenumfriedete Einsamkeit! Stimmet die Lauten und Cimbeln nun rein! Vöglein im Laubversteck, fallet mit ein! Schalle ernstkrästig, du Waldespsalm, auf! Wirble wie Weihrauch zum Himmel hinauf! Ehre und Preis sei dem Bauherrn der Well, der sich zum Tempel den Wald hat bestellt! Pause. Drei heitere Lieöer. 1. Joseph Haydn (1732-1809): „Die Beredsamkeit" (Lessing). Freunde, Wasser macht stumm. Lernet dieses an den Fischen! Doch beim Weine kehrt sichs um. Dieses lernt an unfern Tischen! Was für Redner sind wir nicht, wenn der Rheinwein aus uns spricht! Wir ermahnen, streiten, lehren, keiner will den andern hören. Was für Redner sind wir nicht, wenn der Rheinwein aus uns spricht! 2. A. v. Othegraven: „Die Spinnerin". Nach einer Volksweise vor 183g. Spinn, meine liebe Tochter, ich kauf dir ein Paar Schuh. „Ach ja, liebe, liebe Mutter, auch Schnallen dazu. Ich kann ja nicht spinnen, es schmerzt mich mein Finger, er tut mir so weh." Spinn, meine liebe Tochter, ich kauf dir ein Kleid. „Ach ja, liebe Mutter, nicht zu eng, und nicht zu well. Ich kann ja nicht spinnen, mein Finger tut mir, ach! so weh." Spinn, meine liebe Tochter, ich kauf dir nen Mann. „Ja, liebe Mutter, daß ich heiraten kann. Nun kann ich schon spinnen, nun schmerzt mich kein Finger, nun tut er nicht mehr weh!"